[Spaltenumbruch]
sich schon bücken, und den Baum tief abhauen; ie tiefer es geschicht, ie besser ists vor die Herrschafft.
§. 16.
Jst das nutzbare Holtz weg- geschlagen, so kömmt die letzte Arbeit an die Köhler, die, weil sie alles gebrauchen können, die Berge recht rein machen müssen, es geschicht aber doch öffters nicht, da sie die Brüche liegen lassen. Und da- her kommt es auch, daß die Berge nicht so bald wieder anfliegen, weil die im We- ge liegenden Bruch-Höltzer es verhin- dern. Der Saame greifft wohl auch auf den Stöcken und Steinen zur Er- den, allein es gehet desto länger zu; wenn er gleich auf die Erde fiele, so könte er auch bald in die Höhe schiessen; hingegen auf solche Art muß er, bevor er zur Er- de kommt, seine meiste Krafft in die Wur- tzel gehen lassen, und bleibt dabey immer ein zartes und sehr kleines Reißgen. Wie nun die Köhler alles zu ihrem Nutzen ge- brauchen können, also handeln sie auch das Holtz gar zu gerne überhaupt an sich; weil sie aber einen allzugrossen Pro- fit darinnen suchen, und die Herrschafft wenig Nutzen davon hat, so ist dieses eben nicht rathsam, und ist es besser, wo das Holtz nicht gar zu kröpfigt ist und sich halbwege spalten läßt, daß man es ihnen Malterweise überläßt. Die Köhler thun auch damit grossen Schaden, wenn sie Reiß holen, ihre Meuler damit zu de- cken, denn da pflegen sie, wo übele Auf- sicht ist, in die grünen Berge zu lauffen, und die Bäume biß in den Gipffel hin- ein zu schnitteln, auch wohl von den jun- gen Bäumgen das Reiß abzuschneiden. Es ist dieses aber sehr unrecht, und solte ihnen billich nicht erlaubet werden, als nur von dem Holtz, das sie zu ihrer Ar- beit umschlagen, und am Hiebe, woran sie liegen, das Graß zu nehmen und zu gebrauchen.
§. 17.
Wenn vor die Unterthanen Brenn-Holtz, und vor die Bedienten De- putat-Holtz gemacht werden soll, so pfle- gen unachtsame Forst-Bedienten also- bald das grüne und stehende Holtz zu neh- men, und solches umzuschlagen. Sie be- kümmern sich sodann wenig darum, ob noch hier und da Bloch-Giebel, Brüche und eintzelne dürre Bäume zu finden, welche sie zuvor nehmen, zu Klaffter- und Malter-Holtz schlagen, und also bey dem Deputat-Holtz mit fortschaffen sol- ten. Wo aber solches nicht in Acht ge- [Spaltenumbruch]
nommen wird, da muß viel Holtz ver- faulen, und hätte manch grün Holtz kön- nen menagiret werden. Wenn sie die Klaffter- und Malter-Höltzer legen las- sen, führen sie offt aus Nachläßigkeit keine Maaße bey sich, daß also in Ermangelung derselben die Klafftern hoch geleget wer- den müssen. Geschicht dieses in grosser Quantität, so solte man nicht meynen, wie viel es in einer grossen Waldung austrägt, und wie viel einer Herrschafft dadurch abgehen müsse. Wie denn kein Holtz, es habe Nahmen wie es wolle, ü- berhaupt hingegeben werden muß, es sey denn ein Well-Krippen- oder anderer Baum, der nicht zuschnitten werden darff, weil man doch nach dem Augen- Maaß immer gar leichtlich fehlen kan, und ein Baum vielfältig verkaufft wor- den, daraus nachgehends die Leute fünff biß sechsmahl mehr wieder gelöset.
§. 18.
Es ist bekandt, daß den armen Unterthanen zu Nutze wöchentlich an zwey Tagen in der Wochen erlaubt ist, im Holtz dürre Reisser und Spähne zu suchen und aufzulesen. Wo nun die Jä- ger allzu commode sind, und nicht fleis- sige Aufsicht über solche Leute haben, oder wohl gar heimliche Trinckgelder von ihnen nehmen, und hernach alles gesche- hen lassen, so entstehet durch dis Holtz- lesen grosser Schaden, indem sie an statt des dürren Holtzes grüne Aeste und Bäumgen abhauen, und offters einspän- nige Höltzer mit sich schleppen. Es ist diesen Leuten nicht mehr als eine Hacke zu vergönnen, womit sie die alten Stöcke von einander schlagen können. Um die- sen Inconvenientien abzuhelffen, muß man dergleichen Ubertreter pfänden, die Pfande in das Gerichte ausliefern, und sie nachgehends scharff bestrafen. Off- ters unterstehen sich auch die Leute, wenn sie in die Mehl-Heidel- oder Erd-Beeren gehen, an viel 100. Stämmgen die Schaa- len abzuschälen, um davon kleine Körb- gen zu machen, ihre Beere hinein zu sammlen. Wie nun aber die Baume gar leicht hievon verdorren, also muß durch gute Aufsicht diesem Ubel gesteu- ret werden.
§. 19.
Zur Abnahme der Wal- dungen träget auch gar viel bey, wenn die Bau-Leute die Schwellen an den Häusern gar zu tief legen, daher es denn kommt, daß solche viel eher faulen als sonst, und haben die Forst-Bedienten offters nichts anders zu thun, als nur
Schwellen-
Des Vierdten Theils 7. Capitel/
[Spaltenumbruch]
ſich ſchon buͤcken, und den Baum tief abhauen; ie tiefer es geſchicht, ie beſſer iſts vor die Herrſchafft.
§. 16.
Jſt das nutzbare Holtz weg- geſchlagen, ſo koͤmmt die letzte Arbeit an die Koͤhler, die, weil ſie alles gebrauchen koͤnnen, die Berge recht rein machen muͤſſen, es geſchicht aber doch oͤffters nicht, da ſie die Bruͤche liegen laſſen. Und da- her kommt es auch, daß die Berge nicht ſo bald wieder anfliegen, weil die im We- ge liegenden Bruch-Hoͤltzer es verhin- dern. Der Saame greifft wohl auch auf den Stoͤcken und Steinen zur Er- den, allein es gehet deſto laͤnger zu; wenn er gleich auf die Erde fiele, ſo koͤnte er auch bald in die Hoͤhe ſchieſſen; hingegen auf ſolche Art muß er, bevor er zur Er- de kommt, ſeine meiſte Krafft in die Wur- tzel gehen laſſen, und bleibt dabey immer ein zartes und ſehr kleines Reißgen. Wie nun die Koͤhler alles zu ihrem Nutzen ge- brauchen koͤnnen, alſo handeln ſie auch das Holtz gar zu gerne uͤberhaupt an ſich; weil ſie aber einen allzugroſſen Pro- fit darinnen ſuchen, und die Herrſchafft wenig Nutzen davon hat, ſo iſt dieſes eben nicht rathſam, und iſt es beſſer, wo das Holtz nicht gar zu kroͤpfigt iſt und ſich halbwege ſpalten laͤßt, daß man es ihnen Malterweiſe uͤberlaͤßt. Die Koͤhler thun auch damit groſſen Schaden, wenn ſie Reiß holen, ihre Meuler damit zu de- cken, denn da pflegen ſie, wo uͤbele Auf- ſicht iſt, in die gruͤnen Berge zu lauffen, und die Baͤume biß in den Gipffel hin- ein zu ſchnitteln, auch wohl von den jun- gen Baͤumgen das Reiß abzuſchneiden. Es iſt dieſes aber ſehr unrecht, und ſolte ihnen billich nicht erlaubet werden, als nur von dem Holtz, das ſie zu ihrer Ar- beit umſchlagen, und am Hiebe, woran ſie liegen, das Graß zu nehmen und zu gebrauchen.
§. 17.
Wenn vor die Unterthanen Brenn-Holtz, und vor die Bedienten De- putat-Holtz gemacht werden ſoll, ſo pfle- gen unachtſame Forſt-Bedienten alſo- bald das gruͤne und ſtehende Holtz zu neh- men, und ſolches umzuſchlagen. Sie be- kuͤmmern ſich ſodann wenig darum, ob noch hier und da Bloch-Giebel, Bruͤche und eintzelne duͤrre Baͤume zu finden, welche ſie zuvor nehmen, zu Klaffter- und Malter-Holtz ſchlagen, und alſo bey dem Deputat-Holtz mit fortſchaffen ſol- ten. Wo aber ſolches nicht in Acht ge- [Spaltenumbruch]
nommen wird, da muß viel Holtz ver- faulen, und haͤtte manch gruͤn Holtz koͤn- nen menagiret werden. Wenn ſie die Klaffter- und Malter-Hoͤltzer legen laſ- ſen, fuͤhren ſie offt aus Nachlaͤßigkeit keine Maaße bey ſich, daß alſo in Ermangelung derſelben die Klafftern hoch geleget wer- den muͤſſen. Geſchicht dieſes in groſſer Quantitaͤt, ſo ſolte man nicht meynen, wie viel es in einer groſſen Waldung austraͤgt, und wie viel einer Herrſchafft dadurch abgehen muͤſſe. Wie denn kein Holtz, es habe Nahmen wie es wolle, uͤ- berhaupt hingegeben werden muß, es ſey denn ein Well-Krippen- oder anderer Baum, der nicht zuſchnitten werden darff, weil man doch nach dem Augen- Maaß immer gar leichtlich fehlen kan, und ein Baum vielfaͤltig verkaufft wor- den, daraus nachgehends die Leute fuͤnff biß ſechsmahl mehr wieder geloͤſet.
§. 18.
Es iſt bekandt, daß den armen Unterthanen zu Nutze woͤchentlich an zwey Tagen in der Wochen erlaubt iſt, im Holtz duͤrre Reiſſer und Spaͤhne zu ſuchen und aufzuleſen. Wo nun die Jaͤ- ger allzu commode ſind, und nicht fleiſ- ſige Aufſicht uͤber ſolche Leute haben, oder wohl gar heimliche Trinckgelder von ihnen nehmen, und hernach alles geſche- hen laſſen, ſo entſtehet durch dis Holtz- leſen groſſer Schaden, indem ſie an ſtatt des duͤrren Holtzes gruͤne Aeſte und Baͤumgen abhauen, und offters einſpaͤn- nige Hoͤltzer mit ſich ſchleppen. Es iſt dieſen Leuten nicht mehr als eine Hacke zu vergoͤnnen, womit ſie die alten Stoͤcke von einander ſchlagen koͤnnen. Um die- ſen Inconvenientien abzuhelffen, muß man dergleichen Ubertreter pfaͤnden, die Pfande in das Gerichte ausliefern, und ſie nachgehends ſcharff beſtrafen. Off- ters unterſtehen ſich auch die Leute, wenn ſie in die Mehl-Heidel- oder Erd-Beeren gehen, an viel 100. Staͤm̃gen die Schaa- len abzuſchaͤlen, um davon kleine Koͤrb- gen zu machen, ihre Beere hinein zu ſammlen. Wie nun aber die Baume gar leicht hievon verdorren, alſo muß durch gute Aufſicht dieſem Ubel geſteu- ret werden.
§. 19.
Zur Abnahme der Wal- dungen traͤget auch gar viel bey, wenn die Bau-Leute die Schwellen an den Haͤuſern gar zu tief legen, daher es denn kommt, daß ſolche viel eher faulen als ſonſt, und haben die Forſt-Bedienten offters nichts anders zu thun, als nur
Schwellen-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0432"n="288"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Des Vierdten Theils 7. Capitel/</hi></fw><lb/><cb/>ſich ſchon buͤcken, und den Baum tief<lb/>
abhauen; ie tiefer es geſchicht, ie beſſer iſts<lb/>
vor die Herrſchafft.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 16.</head><p>Jſt das nutzbare Holtz weg-<lb/>
geſchlagen, ſo koͤmmt die letzte Arbeit an<lb/>
die Koͤhler, die, weil ſie alles gebrauchen<lb/>
koͤnnen, die Berge recht rein machen<lb/>
muͤſſen, es geſchicht aber doch oͤffters nicht,<lb/>
da ſie die Bruͤche liegen laſſen. Und da-<lb/>
her kommt es auch, daß die Berge nicht<lb/>ſo bald wieder anfliegen, weil die im We-<lb/>
ge liegenden Bruch-Hoͤltzer es verhin-<lb/>
dern. Der Saame greifft wohl auch<lb/>
auf den Stoͤcken und Steinen zur Er-<lb/>
den, allein es gehet deſto laͤnger zu; wenn<lb/>
er gleich auf die Erde fiele, ſo koͤnte er<lb/>
auch bald in die Hoͤhe ſchieſſen; hingegen<lb/>
auf ſolche Art muß er, bevor er zur Er-<lb/>
de kommt, ſeine meiſte Krafft in die Wur-<lb/>
tzel gehen laſſen, und bleibt dabey immer<lb/>
ein zartes und ſehr kleines Reißgen. Wie<lb/>
nun die Koͤhler alles zu ihrem Nutzen ge-<lb/>
brauchen koͤnnen, alſo handeln ſie auch<lb/>
das Holtz gar zu gerne uͤberhaupt an<lb/>ſich; weil ſie aber einen allzugroſſen <hirendition="#aq">Pro-<lb/>
fit</hi> darinnen ſuchen, und die Herrſchafft<lb/>
wenig Nutzen davon hat, ſo iſt dieſes<lb/>
eben nicht rathſam, und iſt es beſſer, wo<lb/>
das Holtz nicht gar zu kroͤpfigt iſt und ſich<lb/>
halbwege ſpalten laͤßt, daß man es ihnen<lb/>
Malterweiſe uͤberlaͤßt. Die Koͤhler thun<lb/>
auch damit groſſen Schaden, wenn ſie<lb/>
Reiß holen, ihre Meuler damit zu de-<lb/>
cken, denn da pflegen ſie, wo uͤbele Auf-<lb/>ſicht iſt, in die gruͤnen Berge zu lauffen,<lb/>
und die Baͤume biß in den Gipffel hin-<lb/>
ein zu ſchnitteln, auch wohl von den jun-<lb/>
gen Baͤumgen das Reiß abzuſchneiden.<lb/>
Es iſt dieſes aber ſehr unrecht, und ſolte<lb/>
ihnen billich nicht erlaubet werden, als<lb/>
nur von dem Holtz, das ſie zu ihrer Ar-<lb/>
beit umſchlagen, und am Hiebe, woran<lb/>ſie liegen, das Graß zu nehmen und zu<lb/>
gebrauchen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 17.</head><p>Wenn vor die Unterthanen<lb/>
Brenn-Holtz, und vor die Bedienten <hirendition="#aq">De-<lb/>
putat-</hi>Holtz gemacht werden ſoll, ſo pfle-<lb/>
gen unachtſame Forſt-Bedienten alſo-<lb/>
bald das gruͤne und ſtehende Holtz zu neh-<lb/>
men, und ſolches umzuſchlagen. Sie be-<lb/>
kuͤmmern ſich ſodann wenig darum, ob<lb/>
noch hier und da Bloch-Giebel, Bruͤche<lb/>
und eintzelne duͤrre Baͤume zu finden,<lb/>
welche ſie zuvor nehmen, zu Klaffter-<lb/>
und Malter-Holtz ſchlagen, und alſo bey<lb/>
dem <hirendition="#aq">Deputat-</hi>Holtz mit fortſchaffen ſol-<lb/>
ten. Wo aber ſolches nicht in Acht ge-<lb/><cb/>
nommen wird, da muß viel Holtz ver-<lb/>
faulen, und haͤtte manch gruͤn Holtz koͤn-<lb/>
nen <hirendition="#aq">menagir</hi>et werden. Wenn ſie die<lb/>
Klaffter- und Malter-Hoͤltzer legen laſ-<lb/>ſen, fuͤhren ſie offt aus Nachlaͤßigkeit keine<lb/>
Maaße bey ſich, daß alſo in Ermangelung<lb/>
derſelben die Klafftern hoch geleget wer-<lb/>
den muͤſſen. Geſchicht dieſes in groſſer<lb/><hirendition="#aq">Quantit</hi>aͤt, ſo ſolte man nicht meynen,<lb/>
wie viel es in einer groſſen Waldung<lb/>
austraͤgt, und wie viel einer Herrſchafft<lb/>
dadurch abgehen muͤſſe. Wie denn kein<lb/>
Holtz, es habe Nahmen wie es wolle, uͤ-<lb/>
berhaupt hingegeben werden muß, es<lb/>ſey denn ein Well-Krippen- oder anderer<lb/>
Baum, der nicht zuſchnitten werden<lb/>
darff, weil man doch nach dem Augen-<lb/>
Maaß immer gar leichtlich fehlen kan,<lb/>
und ein Baum vielfaͤltig verkaufft wor-<lb/>
den, daraus nachgehends die Leute fuͤnff<lb/>
biß ſechsmahl mehr wieder geloͤſet.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 18.</head><p>Es iſt bekandt, daß den armen<lb/>
Unterthanen zu Nutze woͤchentlich an<lb/>
zwey Tagen in der Wochen erlaubt iſt,<lb/>
im Holtz duͤrre Reiſſer und Spaͤhne zu<lb/>ſuchen und aufzuleſen. Wo nun die Jaͤ-<lb/>
ger allzu <hirendition="#aq">commode</hi>ſind, und nicht fleiſ-<lb/>ſige Aufſicht uͤber ſolche Leute haben, oder<lb/>
wohl gar heimliche Trinckgelder von<lb/>
ihnen nehmen, und hernach alles geſche-<lb/>
hen laſſen, ſo entſtehet durch dis Holtz-<lb/>
leſen groſſer Schaden, indem ſie an ſtatt<lb/>
des duͤrren Holtzes gruͤne Aeſte und<lb/>
Baͤumgen abhauen, und offters einſpaͤn-<lb/>
nige Hoͤltzer mit ſich ſchleppen. Es iſt<lb/>
dieſen Leuten nicht mehr als eine Hacke<lb/>
zu vergoͤnnen, womit ſie die alten Stoͤcke<lb/>
von einander ſchlagen koͤnnen. Um die-<lb/>ſen <hirendition="#aq">Inconvenienti</hi>en abzuhelffen, muß<lb/>
man dergleichen Ubertreter pfaͤnden, die<lb/>
Pfande in das Gerichte ausliefern, und<lb/>ſie nachgehends ſcharff beſtrafen. Off-<lb/>
ters unterſtehen ſich auch die Leute, wenn<lb/>ſie in die Mehl-Heidel- oder Erd-Beeren<lb/>
gehen, an viel 100. Staͤm̃gen die Schaa-<lb/>
len abzuſchaͤlen, um davon kleine Koͤrb-<lb/>
gen zu machen, ihre Beere hinein zu<lb/>ſammlen. Wie nun aber die Baume<lb/>
gar leicht hievon verdorren, alſo muß<lb/>
durch gute Aufſicht dieſem Ubel geſteu-<lb/>
ret werden.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 19.</head><p>Zur Abnahme der Wal-<lb/>
dungen traͤget auch gar viel bey, wenn<lb/>
die Bau-Leute die Schwellen an den<lb/>
Haͤuſern gar zu tief legen, daher es denn<lb/>
kommt, daß ſolche viel eher faulen als<lb/>ſonſt, und haben die Forſt-Bedienten<lb/>
offters nichts anders zu thun, als nur<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Schwellen-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[288/0432]
Des Vierdten Theils 7. Capitel/
ſich ſchon buͤcken, und den Baum tief
abhauen; ie tiefer es geſchicht, ie beſſer iſts
vor die Herrſchafft.
§. 16.Jſt das nutzbare Holtz weg-
geſchlagen, ſo koͤmmt die letzte Arbeit an
die Koͤhler, die, weil ſie alles gebrauchen
koͤnnen, die Berge recht rein machen
muͤſſen, es geſchicht aber doch oͤffters nicht,
da ſie die Bruͤche liegen laſſen. Und da-
her kommt es auch, daß die Berge nicht
ſo bald wieder anfliegen, weil die im We-
ge liegenden Bruch-Hoͤltzer es verhin-
dern. Der Saame greifft wohl auch
auf den Stoͤcken und Steinen zur Er-
den, allein es gehet deſto laͤnger zu; wenn
er gleich auf die Erde fiele, ſo koͤnte er
auch bald in die Hoͤhe ſchieſſen; hingegen
auf ſolche Art muß er, bevor er zur Er-
de kommt, ſeine meiſte Krafft in die Wur-
tzel gehen laſſen, und bleibt dabey immer
ein zartes und ſehr kleines Reißgen. Wie
nun die Koͤhler alles zu ihrem Nutzen ge-
brauchen koͤnnen, alſo handeln ſie auch
das Holtz gar zu gerne uͤberhaupt an
ſich; weil ſie aber einen allzugroſſen Pro-
fit darinnen ſuchen, und die Herrſchafft
wenig Nutzen davon hat, ſo iſt dieſes
eben nicht rathſam, und iſt es beſſer, wo
das Holtz nicht gar zu kroͤpfigt iſt und ſich
halbwege ſpalten laͤßt, daß man es ihnen
Malterweiſe uͤberlaͤßt. Die Koͤhler thun
auch damit groſſen Schaden, wenn ſie
Reiß holen, ihre Meuler damit zu de-
cken, denn da pflegen ſie, wo uͤbele Auf-
ſicht iſt, in die gruͤnen Berge zu lauffen,
und die Baͤume biß in den Gipffel hin-
ein zu ſchnitteln, auch wohl von den jun-
gen Baͤumgen das Reiß abzuſchneiden.
Es iſt dieſes aber ſehr unrecht, und ſolte
ihnen billich nicht erlaubet werden, als
nur von dem Holtz, das ſie zu ihrer Ar-
beit umſchlagen, und am Hiebe, woran
ſie liegen, das Graß zu nehmen und zu
gebrauchen.
§. 17.Wenn vor die Unterthanen
Brenn-Holtz, und vor die Bedienten De-
putat-Holtz gemacht werden ſoll, ſo pfle-
gen unachtſame Forſt-Bedienten alſo-
bald das gruͤne und ſtehende Holtz zu neh-
men, und ſolches umzuſchlagen. Sie be-
kuͤmmern ſich ſodann wenig darum, ob
noch hier und da Bloch-Giebel, Bruͤche
und eintzelne duͤrre Baͤume zu finden,
welche ſie zuvor nehmen, zu Klaffter-
und Malter-Holtz ſchlagen, und alſo bey
dem Deputat-Holtz mit fortſchaffen ſol-
ten. Wo aber ſolches nicht in Acht ge-
nommen wird, da muß viel Holtz ver-
faulen, und haͤtte manch gruͤn Holtz koͤn-
nen menagiret werden. Wenn ſie die
Klaffter- und Malter-Hoͤltzer legen laſ-
ſen, fuͤhren ſie offt aus Nachlaͤßigkeit keine
Maaße bey ſich, daß alſo in Ermangelung
derſelben die Klafftern hoch geleget wer-
den muͤſſen. Geſchicht dieſes in groſſer
Quantitaͤt, ſo ſolte man nicht meynen,
wie viel es in einer groſſen Waldung
austraͤgt, und wie viel einer Herrſchafft
dadurch abgehen muͤſſe. Wie denn kein
Holtz, es habe Nahmen wie es wolle, uͤ-
berhaupt hingegeben werden muß, es
ſey denn ein Well-Krippen- oder anderer
Baum, der nicht zuſchnitten werden
darff, weil man doch nach dem Augen-
Maaß immer gar leichtlich fehlen kan,
und ein Baum vielfaͤltig verkaufft wor-
den, daraus nachgehends die Leute fuͤnff
biß ſechsmahl mehr wieder geloͤſet.
§. 18.Es iſt bekandt, daß den armen
Unterthanen zu Nutze woͤchentlich an
zwey Tagen in der Wochen erlaubt iſt,
im Holtz duͤrre Reiſſer und Spaͤhne zu
ſuchen und aufzuleſen. Wo nun die Jaͤ-
ger allzu commode ſind, und nicht fleiſ-
ſige Aufſicht uͤber ſolche Leute haben, oder
wohl gar heimliche Trinckgelder von
ihnen nehmen, und hernach alles geſche-
hen laſſen, ſo entſtehet durch dis Holtz-
leſen groſſer Schaden, indem ſie an ſtatt
des duͤrren Holtzes gruͤne Aeſte und
Baͤumgen abhauen, und offters einſpaͤn-
nige Hoͤltzer mit ſich ſchleppen. Es iſt
dieſen Leuten nicht mehr als eine Hacke
zu vergoͤnnen, womit ſie die alten Stoͤcke
von einander ſchlagen koͤnnen. Um die-
ſen Inconvenientien abzuhelffen, muß
man dergleichen Ubertreter pfaͤnden, die
Pfande in das Gerichte ausliefern, und
ſie nachgehends ſcharff beſtrafen. Off-
ters unterſtehen ſich auch die Leute, wenn
ſie in die Mehl-Heidel- oder Erd-Beeren
gehen, an viel 100. Staͤm̃gen die Schaa-
len abzuſchaͤlen, um davon kleine Koͤrb-
gen zu machen, ihre Beere hinein zu
ſammlen. Wie nun aber die Baume
gar leicht hievon verdorren, alſo muß
durch gute Aufſicht dieſem Ubel geſteu-
ret werden.
§. 19.Zur Abnahme der Wal-
dungen traͤget auch gar viel bey, wenn
die Bau-Leute die Schwellen an den
Haͤuſern gar zu tief legen, daher es denn
kommt, daß ſolche viel eher faulen als
ſonſt, und haben die Forſt-Bedienten
offters nichts anders zu thun, als nur
Schwellen-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/432>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.