Von Mitteln des Holtz-Vertriebes bey Bergwercken/ etc.
[Spaltenumbruch]
Oefen, welche die Schmeltzer hohe Oefen, Mittel-Oefen, Blau-Feuer, Strich-Oe- fen, Grund-Oefen, und dergleichen, nen- nen, davon ein ieder mit seiner gehörigen Hitze durch das Gebläse angerichtet wer- den muß. Es wird auch das Feuer so lange gebraucht, biß das Metall von den Schlacken gesondert, gereiniget, und gar gemacht worden. Alsdenn wird es in den Schmieden und andern Wercken vol- lends zubereitet, und in gewisse Formen, als Platten, Zähne, Stäbe, Bleche und Drate, oder wie es sonst zum Behuff vie- ler Handwercker gebrauchet werden kan, gebracht und verarbeitet.
§. 7.
Wenn das Eisen auf den ho- hen Oefen reif, oder gar abgezapfft wird, so läufft es daselbst in allerley Formen, als in Kugeln, Granaten, Schmeltz-Tie- gel, Potaschen-Kessel, u. s. f. Was davon nicht geräth, wird auf die grossen Schmie- de-Hammer gebracht, welche durchs Wasser getrieben werden. Das Kupffer und Bley, so darunter noch Silber steckt, wird in den Seiger-Hütten, in den Dörr- und Frisch-Oefen abgetrieben, und das Silber davon geschieden. Wenn dem Kupffer, durch eine gewisse Materie, so Gallmey genennet wird, ein Zusatz geschicht, so entstehet daraus gleichsam ein besonder Metall, so man Glocken-Speise nennet; das beste aber, das man davon nimmt, heißt Meßing. Wozu beydes gebraucht werde, ist bekandt. Wie nun dieses alles sehr viel Holtz braucht, also kan es ein gros- ser Herr, der davon einen Uberfluß hat, und es anders nicht zu nutzen weiß, in solchen Wercken gar wohl loß werden. Es ist der Nutzen zwar so groß nicht, iedoch kan man ihn mitnehmen, wo es nur eini- ger massen austräglich.
§. 8.
Die Glase-Hütten ruiniren die Wälder ziemlicher massen, massen sie in ihren Oefen vom Früh-Jahr an, biß in den Herbst hinein beständig Feuer halten müssen, welches niemahlen in solcher Zeit abgehen darff. Sie haben Schür-Holtz von nöthen, mit welchem sie die obberühr- te Zeit über das Feuer erhalten müssen, unter denjenigen Oefen, worinnen das Glaß in gewissen Töpffen befindlich, so in dem Ofen herum stehen. Um solche Oefen sind allezeit 12. Stände, auf ieder Seite sechse, in deren iedem sich ein Gläser be- findet. Aus solchem Stande gehet ein Loch in den Ofen, woselbst allezeit auch ein Topff mit der Materie des Glases ste- het. Alsdenn haben die Gläser ein eisern [Spaltenumbruch]
Rohr, mit welchem sie durch das Loch in den Topff greiffen, von der Glaß-Mate- rie einen solchen Klumpen heraus neh- men, als groß sie das Glaß haben wol- len; Aus solchem Rohr blasen sie das Glaß entweder in gewisse Formen, oder drehen und wenden es mit den Händen, und beschneiden es mit der Scheere so lan- ge, biß es diejenige Forme bekommen, darein sie es bringen wollen. Nachge- hends brauchen sie auch Klaffter-Holtz dazu, das Scheit 7. Schuh lang, und die Klaffter 20. Thüre, iede Thüre aber muß 28. Scheite halten. Solches verbrennen sie gleichfalls vom Frühling biß in den Herbst ohne Aufhören unter dem Kühl- Ofen, darein sie die Gläser, wenn sie aus- geblasen sind, zu setzen pflegen, sonsten dieselben keinen Halt hätten. Es heißt dieses der Kühl-Ofen, und ist doch der allerheisseste, ausser, daß er keine andere Loche wie die andern Oefen hat. Wie sie nachgehends geschnitten, gemahlet, und figuriret werden, ist aus den Glase- Hütten selbst zu lernen.
§. 9.
Das Holtz wird auch durch die Köhler genutzet, man muß selbige aber nirgends anweisen, als in dürren Brü- chen, wo das andere brauchbare Holtz schon herausgezogen, ingleichen in andern Höltzern, wo die Wagner, Schreiner, Fenstermacher, u. s. w. nichts mehr zu ih- rem Gebrauch finden können, auch kein Schachtel- oder Fladder-Holtz mehr dar- aus zu schlagen ist. Weil nichts als Koh- len daraus zu machen, so muß man die Köhler nur an alte, gefallene, ungesunde, wandelbare, kurtze und sturrigte, knor- rigte, verdorrte Bäume, Wind-Fälle, oder Affter-Schläge zuförderst anweisen. Doch muß der Forst-Bediente dabey alles dieses unnütze Holtz, weil es noch kan ge- nutzet werden, nicht vor geringe halten, daß er es entweder selbst wolte vor ein Accidens nehmen, oder andern wegzu- tragen gestatten. Er muß daher auch den Köhlern nicht das geringste Holtz un- abgezehlet nehmen lassen, sondern viel- mehr alles Reißig, Zählen, Abgänge, Wind-Fälle und Trufft-Brüche ordent- lich verhandeln, und seinem Landes- Herrn berechnen. Es ist auch in allen so zu halten, daß nichts von den Köhlern, ohne Vorwissen aller, die auf dem Walde sind, geschehen möge.
§. 10.
Den Köhlern wird das Holtz auf zweyerley Art überlassen, entweder, daß sie solches mit Gelde bezahlen, oder,
daß
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Von Mitteln des Holtz-Vertriebes bey Bergwercken/ ꝛc.
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Oefen, welche die Schmeltzer hohe Oefen, Mittel-Oefen, Blau-Feuer, Strich-Oe- fen, Grund-Oefen, und dergleichen, nen- nen, davon ein ieder mit ſeiner gehoͤrigen Hitze durch das Geblaͤſe angerichtet wer- den muß. Es wird auch das Feuer ſo lange gebraucht, biß das Metall von den Schlacken geſondert, gereiniget, und gar gemacht worden. Alsdenn wird es in den Schmieden und andern Wercken vol- lends zubereitet, und in gewiſſe Formen, als Platten, Zaͤhne, Staͤbe, Bleche und Drate, oder wie es ſonſt zum Behuff vie- ler Handwercker gebrauchet werden kan, gebracht und verarbeitet.
§. 7.
Wenn das Eiſen auf den ho- hen Oefen reif, oder gar abgezapfft wird, ſo laͤufft es daſelbſt in allerley Formen, als in Kugeln, Granaten, Schmeltz-Tie- gel, Potaſchen-Keſſel, u. ſ. f. Was davon nicht geraͤth, wird auf die groſſen Schmie- de-Ham̃er gebracht, welche durchs Waſſer getrieben werden. Das Kupffer und Bley, ſo darunter noch Silber ſteckt, wird in den Seiger-Huͤtten, in den Doͤrr- und Friſch-Oefen abgetrieben, und das Silber davon geſchieden. Wenn dem Kupffer, durch eine gewiſſe Materie, ſo Gallmey geneñet wird, ein Zuſatz geſchicht, ſo entſtehet daraus gleichſam ein beſonder Metall, ſo man Glocken-Speiſe nennet; das beſte aber, das man davon nimmt, heißt Meßing. Wozu beydes gebraucht werde, iſt bekandt. Wie nun dieſes alles ſehr viel Holtz braucht, alſo kan es ein groſ- ſer Herr, der davon einen Uberfluß hat, und es anders nicht zu nutzen weiß, in ſolchen Wercken gar wohl loß werden. Es iſt der Nutzen zwar ſo groß nicht, iedoch kan man ihn mitnehmen, wo es nur eini- ger maſſen austraͤglich.
§. 8.
Die Glaſe-Huͤtten ruiniren die Waͤlder ziemlicher maſſen, maſſen ſie in ihren Oefen vom Fruͤh-Jahr an, biß in den Herbſt hinein beſtaͤndig Feuer halten muͤſſen, welches niemahlen in ſolcher Zeit abgehen darff. Sie haben Schuͤr-Holtz von noͤthen, mit welchem ſie die obberuͤhr- te Zeit uͤber das Feuer erhalten muͤſſen, unter denjenigen Oefen, worinnen das Glaß in gewiſſen Toͤpffen befindlich, ſo in dem Ofen herum ſtehen. Um ſolche Oefen ſind allezeit 12. Staͤnde, auf ieder Seite ſechſe, in deren iedem ſich ein Glaͤſer be- findet. Aus ſolchem Stande gehet ein Loch in den Ofen, woſelbſt allezeit auch ein Topff mit der Materie des Glaſes ſte- het. Alsdenn haben die Glaͤſer ein eiſern [Spaltenumbruch]
Rohr, mit welchem ſie durch das Loch in den Topff greiffen, von der Glaß-Mate- rie einen ſolchen Klumpen heraus neh- men, als groß ſie das Glaß haben wol- len; Aus ſolchem Rohr blaſen ſie das Glaß entweder in gewiſſe Formen, oder drehen und wenden es mit den Haͤnden, und beſchneiden es mit der Scheere ſo lan- ge, biß es diejenige Forme bekommen, darein ſie es bringen wollen. Nachge- hends brauchen ſie auch Klaffter-Holtz dazu, das Scheit 7. Schuh lang, und die Klaffter 20. Thuͤre, iede Thuͤre aber muß 28. Scheite halten. Solches verbrennen ſie gleichfalls vom Fruͤhling biß in den Herbſt ohne Aufhoͤren unter dem Kuͤhl- Ofen, darein ſie die Glaͤſer, wenn ſie aus- geblaſen ſind, zu ſetzen pflegen, ſonſten dieſelben keinen Halt haͤtten. Es heißt dieſes der Kuͤhl-Ofen, und iſt doch der allerheiſſeſte, auſſer, daß er keine andere Loche wie die andern Oefen hat. Wie ſie nachgehends geſchnitten, gemahlet, und figuriret werden, iſt aus den Glaſe- Huͤtten ſelbſt zu lernen.
§. 9.
Das Holtz wird auch durch die Koͤhler genutzet, man muß ſelbige aber nirgends anweiſen, als in duͤrren Bruͤ- chen, wo das andere brauchbare Holtz ſchon herausgezogen, ingleichen in andern Hoͤltzern, wo die Wagner, Schreiner, Fenſtermacher, u. ſ. w. nichts mehr zu ih- rem Gebrauch finden koͤnnen, auch kein Schachtel- oder Fladder-Holtz mehr dar- aus zu ſchlagen iſt. Weil nichts als Koh- len daraus zu machen, ſo muß man die Koͤhler nur an alte, gefallene, ungeſunde, wandelbare, kurtze und ſturrigte, knor- rigte, verdorrte Baͤume, Wind-Faͤlle, oder Affter-Schlaͤge zufoͤrderſt anweiſen. Doch muß der Forſt-Bediente dabey alles dieſes unnuͤtze Holtz, weil es noch kan ge- nutzet werden, nicht vor geringe halten, daß er es entweder ſelbſt wolte vor ein Accidens nehmen, oder andern wegzu- tragen geſtatten. Er muß daher auch den Koͤhlern nicht das geringſte Holtz un- abgezehlet nehmen laſſen, ſondern viel- mehr alles Reißig, Zaͤhlen, Abgaͤnge, Wind-Faͤlle und Trufft-Bruͤche ordent- lich verhandeln, und ſeinem Landes- Herrn berechnen. Es iſt auch in allen ſo zu halten, daß nichts von den Koͤhlern, ohne Vorwiſſen aller, die auf dem Walde ſind, geſchehen moͤge.
§. 10.
Den Koͤhlern wird das Holtz auf zweyerley Art uͤberlaſſen, entweder, daß ſie ſolches mit Gelde bezahlen, oder,
daß
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Von Mitteln des Holtz-Vertriebes bey Bergwercken/ ꝛc.
Oefen, welche die Schmeltzer hohe Oefen,
Mittel-Oefen, Blau-Feuer, Strich-Oe-
fen, Grund-Oefen, und dergleichen, nen-
nen, davon ein ieder mit ſeiner gehoͤrigen
Hitze durch das Geblaͤſe angerichtet wer-
den muß. Es wird auch das Feuer ſo
lange gebraucht, biß das Metall von den
Schlacken geſondert, gereiniget, und gar
gemacht worden. Alsdenn wird es in
den Schmieden und andern Wercken vol-
lends zubereitet, und in gewiſſe Formen,
als Platten, Zaͤhne, Staͤbe, Bleche und
Drate, oder wie es ſonſt zum Behuff vie-
ler Handwercker gebrauchet werden kan,
gebracht und verarbeitet.
§. 7.Wenn das Eiſen auf den ho-
hen Oefen reif, oder gar abgezapfft wird,
ſo laͤufft es daſelbſt in allerley Formen,
als in Kugeln, Granaten, Schmeltz-Tie-
gel, Potaſchen-Keſſel, u. ſ. f. Was davon
nicht geraͤth, wird auf die groſſen Schmie-
de-Ham̃er gebracht, welche durchs Waſſer
getrieben werden. Das Kupffer und
Bley, ſo darunter noch Silber ſteckt, wird
in den Seiger-Huͤtten, in den Doͤrr-
und Friſch-Oefen abgetrieben, und das
Silber davon geſchieden. Wenn dem
Kupffer, durch eine gewiſſe Materie, ſo
Gallmey geneñet wird, ein Zuſatz geſchicht,
ſo entſtehet daraus gleichſam ein beſonder
Metall, ſo man Glocken-Speiſe nennet;
das beſte aber, das man davon nimmt,
heißt Meßing. Wozu beydes gebraucht
werde, iſt bekandt. Wie nun dieſes alles
ſehr viel Holtz braucht, alſo kan es ein groſ-
ſer Herr, der davon einen Uberfluß hat,
und es anders nicht zu nutzen weiß, in
ſolchen Wercken gar wohl loß werden. Es
iſt der Nutzen zwar ſo groß nicht, iedoch
kan man ihn mitnehmen, wo es nur eini-
ger maſſen austraͤglich.
§. 8.Die Glaſe-Huͤtten ruiniren die
Waͤlder ziemlicher maſſen, maſſen ſie in
ihren Oefen vom Fruͤh-Jahr an, biß in
den Herbſt hinein beſtaͤndig Feuer halten
muͤſſen, welches niemahlen in ſolcher Zeit
abgehen darff. Sie haben Schuͤr-Holtz
von noͤthen, mit welchem ſie die obberuͤhr-
te Zeit uͤber das Feuer erhalten muͤſſen,
unter denjenigen Oefen, worinnen das
Glaß in gewiſſen Toͤpffen befindlich, ſo in
dem Ofen herum ſtehen. Um ſolche Oefen
ſind allezeit 12. Staͤnde, auf ieder Seite
ſechſe, in deren iedem ſich ein Glaͤſer be-
findet. Aus ſolchem Stande gehet ein
Loch in den Ofen, woſelbſt allezeit auch
ein Topff mit der Materie des Glaſes ſte-
het. Alsdenn haben die Glaͤſer ein eiſern
Rohr, mit welchem ſie durch das Loch in
den Topff greiffen, von der Glaß-Mate-
rie einen ſolchen Klumpen heraus neh-
men, als groß ſie das Glaß haben wol-
len; Aus ſolchem Rohr blaſen ſie das
Glaß entweder in gewiſſe Formen, oder
drehen und wenden es mit den Haͤnden,
und beſchneiden es mit der Scheere ſo lan-
ge, biß es diejenige Forme bekommen,
darein ſie es bringen wollen. Nachge-
hends brauchen ſie auch Klaffter-Holtz
dazu, das Scheit 7. Schuh lang, und die
Klaffter 20. Thuͤre, iede Thuͤre aber muß
28. Scheite halten. Solches verbrennen
ſie gleichfalls vom Fruͤhling biß in den
Herbſt ohne Aufhoͤren unter dem Kuͤhl-
Ofen, darein ſie die Glaͤſer, wenn ſie aus-
geblaſen ſind, zu ſetzen pflegen, ſonſten
dieſelben keinen Halt haͤtten. Es heißt
dieſes der Kuͤhl-Ofen, und iſt doch der
allerheiſſeſte, auſſer, daß er keine andere
Loche wie die andern Oefen hat. Wie
ſie nachgehends geſchnitten, gemahlet,
und figuriret werden, iſt aus den Glaſe-
Huͤtten ſelbſt zu lernen.
§. 9.Das Holtz wird auch durch die
Koͤhler genutzet, man muß ſelbige aber
nirgends anweiſen, als in duͤrren Bruͤ-
chen, wo das andere brauchbare Holtz
ſchon herausgezogen, ingleichen in andern
Hoͤltzern, wo die Wagner, Schreiner,
Fenſtermacher, u. ſ. w. nichts mehr zu ih-
rem Gebrauch finden koͤnnen, auch kein
Schachtel- oder Fladder-Holtz mehr dar-
aus zu ſchlagen iſt. Weil nichts als Koh-
len daraus zu machen, ſo muß man die
Koͤhler nur an alte, gefallene, ungeſunde,
wandelbare, kurtze und ſturrigte, knor-
rigte, verdorrte Baͤume, Wind-Faͤlle,
oder Affter-Schlaͤge zufoͤrderſt anweiſen.
Doch muß der Forſt-Bediente dabey alles
dieſes unnuͤtze Holtz, weil es noch kan ge-
nutzet werden, nicht vor geringe halten,
daß er es entweder ſelbſt wolte vor ein
Accidens nehmen, oder andern wegzu-
tragen geſtatten. Er muß daher auch
den Koͤhlern nicht das geringſte Holtz un-
abgezehlet nehmen laſſen, ſondern viel-
mehr alles Reißig, Zaͤhlen, Abgaͤnge,
Wind-Faͤlle und Trufft-Bruͤche ordent-
lich verhandeln, und ſeinem Landes-
Herrn berechnen. Es iſt auch in allen
ſo zu halten, daß nichts von den Koͤhlern,
ohne Vorwiſſen aller, die auf dem Walde
ſind, geſchehen moͤge.
§. 10.Den Koͤhlern wird das Holtz
auf zweyerley Art uͤberlaſſen, entweder,
daß ſie ſolches mit Gelde bezahlen, oder,
daß
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/419>, abgerufen am 22.02.2025.
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