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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Vierdten Theils 4. Capitel/
[Spaltenumbruch] oder Berg vermischt, auch nicht leicht, als
von Erfahrnen, zu erkennen, die das Gold,
Silber oder Kupffer, in den unterschiedli-
chen Materien, darinnen es steckt, als
Qvartz, Hornstein, Schiefer, Letten, Kieß,
und Stein von allerhand Farben, zu su-
chen, solches Ertz durchs Feuer zu probi-
ren, und zu urtheilen wissen, wie viel gu-
tes Metall oder andere nutzbare Berg-
Art darinnen begriffen, wie hoch die Ko-
sten solches zu bereiten kommen, ob an dem
Ort, da man es findet, zu hoffen sey, daß
es hoch und tief stehe, am Tage liege, oder
sich gar abschneide und verliere, da sie denn
so wohl durch die Wünschelruthe, als auch
durch den Compass die Gänge des Ertzes
ausforschen und abmessen können, ob sol-
che steigen oder fallen, am Tage liegen,
oder in der Tieffe streichen, breit-flötzigt
oder schmal sind. Nicht weniger wird
auch dahin gesehen, ob das Holtz, so zum
Bau unentbehrlich, schon vorhanden,
oder ob es mit überflüßigen Kosten dahin
zu schaffen, zu flössen oder zu führen sey.

§. 3.

Uber diese und andere derglei-
chen Umstände muß eine Herrschafft ver-
nünfftige Rathschläge führen, und sich
durch Vorschwatzen derjenigen, die ihren
Gewinn dabey suchen, und offters wenig
darnach fragen, ob das Werck die Unko-
sten wieder abwerffe oder nicht, sich im ge-
ringsten nicht übereilen lassen. Bey sol-
chen Umständen ist es alsdenn viel vor-
theiliger, daß es ein grosser Herr andern
Leuten überlasse, und eine Gewerckschafft
dadurch aufrichte, damit selbige die Ko-
sten aufwenden, und der Herrschafft den
Zehenden davon geben müssen, dabey
denn ein grosser Herr ausser alle Gefahr
und Schimpf verbleibet, sintemahl die Er-
fahrung bezeuget, daß die Berg-Ein-
künffte vor die allerungewissesten zu hal-
ten, und fast bloß unter die Glücks-Fälle
zu rechnen, auch offt der Verlag der
Bergwercke viel mehr kostet, als man dar-
aus nehmen kan. Es ist auch offt anfangs
eine gute Hoffnung, die sich aber bald ver-
lieret, die Gänge schneiden sich ab, oder
wenn man in die Tieffe der Berge kommt,
so findet sich das Wasser daselbst häuffig,
und das Bergwerck pfleget offt in
Sumpf zu gerathen. Der Erd-Fälle, da-
durch offt alle Arbeit, sammt den Arbei-
tern jämmerlich zu Grunde gehet, hiebey
zu geschweigen.

§. 4.

Jch will das übrige andern
überlassen, und hier nur anführen, was
in Ansehung der Holtz-Nutzung bey
[Spaltenumbruch] den Bergwercken zu observiren. Vor
allen Dingen ist darauf zu sehen, daß die
Bergleute in der Waldung nicht nach ih-
rem Gefallen Holtz zu ihrem Gruben-und
Hütten-Bau in schönem stehenden Holtz
nehmen mögen, sondern vielmehr in Brü-
chen und anderm Holtze. Ein Forst-
Verständiger muß auch einige Wissen-
schafft haben, wo man etwan einschlagen
will, damit er verhüten möge, daß des
Holtzes wegen nicht allzu grosser Schade
geschehe, denn die Bergleute räumen viel-
fältig bey dem Einschlagen mehr Holtz weg,
als nöthig ist, und thun offt in jungen Bü-
schen und guten Holtze den grösten Scha-
den. Hat man zumahl noch nicht allzuwohl
überleget, ob auch an demselben Orte Ei-
sen-Steine und Ertze vorhanden, so wird
das Holtz mit dem grösten Schaden ruini-
ret. Es ist auch ohne Noth kein Klaff-
ter- oder Malter-Holtz den Bergleuten
zum brennen zu überlassen, denn das
Holtz, so aus den Gruben kommt, und
dürre gemacht werden kan, ist schon gut
genug hierzu. Zu rathsamer Nutzung
des Holtzes trägt auch gar viel hierbey,
wenn der Bergmann Ruthe und Com-
pass
wohl verstehet, damit er wisse, wo die
Ertze stehen, und also nicht zu Schaden der
Herrschafften, oder Gewercken, vor die
lange Weile gebauet, und Holtz verdorben
werden möge.

§. 5.

Jndem die Schmeltz-Hütten
grosse Holtz-Verderber sind, so kan man
den Aufwand des Holtzes hierzu nicht eher
eine Holtz-Nutzung nennen, als an denje-
nigen Orten, wo das Holtz hierzu weder
geflösset, noch abgeführet, und sonst genu-
tzet werden kan. Es ist also leicht zu er-
messen, daß Kohlen und brüchig Holtz das
beste hierzu sey. Damit es auch menagi-
ret werde, so wird das Ertz, wenn es aus
der Erde gewonnen, und ehe es noch auf
die Schmeltz-Hütten kommt, durch die
Pucher und Puch-Jungen, oder auch
durch künstliche Puchwercke, von dem
daran hängenden Berge, daß ist, von der
unnützen Erde und Steinen abgesondert,
oder auch, wo das Ertz gar zu klein unter
dem Berg gesprengt und gemischt ist, in
sonderlichen Waschwercken gewaschen
und gesäubert, damit es desto eher ohne
sonderliches Holtz und Kohlen geschmol-
tzen werden könne.

§. 6.

Jn der Schmeltz-Hütte selbst
erfährt man erstlich, wie viel Holtz darauf
gehet. Denn da sind nach den unterschie-
denen Arten des Holtzes auch vielerley

Oefen,

Des Vierdten Theils 4. Capitel/
[Spaltenumbruch] oder Berg vermiſcht, auch nicht leicht, als
von Erfahrnen, zu erkennen, die das Gold,
Silber oder Kupffer, in den unterſchiedli-
chen Materien, darinnen es ſteckt, als
Qvartz, Hornſtein, Schiefer, Letten, Kieß,
und Stein von allerhand Farben, zu ſu-
chen, ſolches Ertz durchs Feuer zu probi-
ren, und zu urtheilen wiſſen, wie viel gu-
tes Metall oder andere nutzbare Berg-
Art darinnen begriffen, wie hoch die Ko-
ſten ſolches zu bereiten kommen, ob an dem
Ort, da man es findet, zu hoffen ſey, daß
es hoch und tief ſtehe, am Tage liege, oder
ſich gar abſchneide und verliere, da ſie denn
ſo wohl durch die Wuͤnſchelruthe, als auch
durch den Compaſs die Gaͤnge des Ertzes
ausforſchen und abmeſſen koͤnnen, ob ſol-
che ſteigen oder fallen, am Tage liegen,
oder in der Tieffe ſtreichen, breit-floͤtzigt
oder ſchmal ſind. Nicht weniger wird
auch dahin geſehen, ob das Holtz, ſo zum
Bau unentbehrlich, ſchon vorhanden,
oder ob es mit uͤberfluͤßigen Koſten dahin
zu ſchaffen, zu floͤſſen oder zu fuͤhren ſey.

§. 3.

Uber dieſe und andere derglei-
chen Umſtaͤnde muß eine Herrſchafft ver-
nuͤnfftige Rathſchlaͤge fuͤhren, und ſich
durch Vorſchwatzen derjenigen, die ihren
Gewinn dabey ſuchen, und offters wenig
darnach fragen, ob das Werck die Unko-
ſten wieder abwerffe oder nicht, ſich im ge-
ringſten nicht uͤbereilen laſſen. Bey ſol-
chen Umſtaͤnden iſt es alsdenn viel vor-
theiliger, daß es ein groſſer Herr andern
Leuten uͤberlaſſe, und eine Gewerckſchafft
dadurch aufrichte, damit ſelbige die Ko-
ſten aufwenden, und der Herrſchafft den
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denn ein groſſer Herr auſſer alle Gefahr
und Schimpf verbleibet, ſintemahl die Er-
fahrung bezeuget, daß die Berg-Ein-
kuͤnffte vor die allerungewiſſeſten zu hal-
ten, und faſt bloß unter die Gluͤcks-Faͤlle
zu rechnen, auch offt der Verlag der
Bergwercke viel mehr koſtet, als man dar-
aus nehmen kan. Es iſt auch offt anfangs
eine gute Hoffnung, die ſich aber bald ver-
lieret, die Gaͤnge ſchneiden ſich ab, oder
wenn man in die Tieffe der Berge kom̃t,
ſo findet ſich das Waſſer daſelbſt haͤuffig,
und das Bergwerck pfleget offt in
Sumpf zu gerathen. Der Erd-Faͤlle, da-
durch offt alle Arbeit, ſammt den Arbei-
tern jaͤmmerlich zu Grunde gehet, hiebey
zu geſchweigen.

§. 4.

Jch will das uͤbrige andern
uͤberlaſſen, und hier nur anfuͤhren, was
in Anſehung der Holtz-Nutzung bey
[Spaltenumbruch] den Bergwercken zu obſerviren. Vor
allen Dingen iſt darauf zu ſehen, daß die
Bergleute in der Waldung nicht nach ih-
rem Gefallen Holtz zu ihrem Gruben-und
Huͤtten-Bau in ſchoͤnem ſtehenden Holtz
nehmen moͤgen, ſondern vielmehr in Bruͤ-
chen und anderm Holtze. Ein Forſt-
Verſtaͤndiger muß auch einige Wiſſen-
ſchafft haben, wo man etwan einſchlagen
will, damit er verhuͤten moͤge, daß des
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geſchehe, denn die Bergleute raͤumen viel-
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als noͤthig iſt, und thun offt in jungen Buͤ-
ſchen und guten Holtze den groͤſten Scha-
den. Hat man zumahl noch nicht allzuwohl
uͤberleget, ob auch an demſelben Orte Ei-
ſen-Steine und Ertze vorhanden, ſo wird
das Holtz mit dem groͤſten Schaden ruini-
ret. Es iſt auch ohne Noth kein Klaff-
ter- oder Malter-Holtz den Bergleuten
zum brennen zu uͤberlaſſen, denn das
Holtz, ſo aus den Gruben kommt, und
duͤrre gemacht werden kan, iſt ſchon gut
genug hierzu. Zu rathſamer Nutzung
des Holtzes traͤgt auch gar viel hierbey,
wenn der Bergmann Ruthe und Com-
paſs
wohl verſtehet, damit er wiſſe, wo die
Ertze ſtehen, und alſo nicht zu Schaden der
Herrſchafften, oder Gewercken, vor die
lange Weile gebauet, und Holtz verdorben
werden moͤge.

§. 5.

Jndem die Schmeltz-Huͤtten
groſſe Holtz-Verderber ſind, ſo kan man
den Aufwand des Holtzes hierzu nicht eher
eine Holtz-Nutzung nennen, als an denje-
nigen Orten, wo das Holtz hierzu weder
gefloͤſſet, noch abgefuͤhret, und ſonſt genu-
tzet werden kan. Es iſt alſo leicht zu er-
meſſen, daß Kohlen und bruͤchig Holtz das
beſte hierzu ſey. Damit es auch menagi-
ret werde, ſo wird das Ertz, wenn es aus
der Erde gewonnen, und ehe es noch auf
die Schmeltz-Huͤtten kommt, durch die
Pucher und Puch-Jungen, oder auch
durch kuͤnſtliche Puchwercke, von dem
daran haͤngenden Berge, daß iſt, von der
unnuͤtzen Erde und Steinen abgeſondert,
oder auch, wo das Ertz gar zu klein unter
dem Berg geſprengt und gemiſcht iſt, in
ſonderlichen Waſchwercken gewaſchen
und geſaͤubert, damit es deſto eher ohne
ſonderliches Holtz und Kohlen geſchmol-
tzen werden koͤnne.

§. 6.

Jn der Schmeltz-Huͤtte ſelbſt
erfaͤhrt man erſtlich, wie viel Holtz darauf
gehet. Denn da ſind nach den unterſchie-
denen Arten des Holtzes auch vielerley

Oefen,
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[276/0418] Des Vierdten Theils 4. Capitel/ oder Berg vermiſcht, auch nicht leicht, als von Erfahrnen, zu erkennen, die das Gold, Silber oder Kupffer, in den unterſchiedli- chen Materien, darinnen es ſteckt, als Qvartz, Hornſtein, Schiefer, Letten, Kieß, und Stein von allerhand Farben, zu ſu- chen, ſolches Ertz durchs Feuer zu probi- ren, und zu urtheilen wiſſen, wie viel gu- tes Metall oder andere nutzbare Berg- Art darinnen begriffen, wie hoch die Ko- ſten ſolches zu bereiten kommen, ob an dem Ort, da man es findet, zu hoffen ſey, daß es hoch und tief ſtehe, am Tage liege, oder ſich gar abſchneide und verliere, da ſie denn ſo wohl durch die Wuͤnſchelruthe, als auch durch den Compaſs die Gaͤnge des Ertzes ausforſchen und abmeſſen koͤnnen, ob ſol- che ſteigen oder fallen, am Tage liegen, oder in der Tieffe ſtreichen, breit-floͤtzigt oder ſchmal ſind. Nicht weniger wird auch dahin geſehen, ob das Holtz, ſo zum Bau unentbehrlich, ſchon vorhanden, oder ob es mit uͤberfluͤßigen Koſten dahin zu ſchaffen, zu floͤſſen oder zu fuͤhren ſey. §. 3.Uber dieſe und andere derglei- chen Umſtaͤnde muß eine Herrſchafft ver- nuͤnfftige Rathſchlaͤge fuͤhren, und ſich durch Vorſchwatzen derjenigen, die ihren Gewinn dabey ſuchen, und offters wenig darnach fragen, ob das Werck die Unko- ſten wieder abwerffe oder nicht, ſich im ge- ringſten nicht uͤbereilen laſſen. Bey ſol- chen Umſtaͤnden iſt es alsdenn viel vor- theiliger, daß es ein groſſer Herr andern Leuten uͤberlaſſe, und eine Gewerckſchafft dadurch aufrichte, damit ſelbige die Ko- ſten aufwenden, und der Herrſchafft den Zehenden davon geben muͤſſen, dabey denn ein groſſer Herr auſſer alle Gefahr und Schimpf verbleibet, ſintemahl die Er- fahrung bezeuget, daß die Berg-Ein- kuͤnffte vor die allerungewiſſeſten zu hal- ten, und faſt bloß unter die Gluͤcks-Faͤlle zu rechnen, auch offt der Verlag der Bergwercke viel mehr koſtet, als man dar- aus nehmen kan. Es iſt auch offt anfangs eine gute Hoffnung, die ſich aber bald ver- lieret, die Gaͤnge ſchneiden ſich ab, oder wenn man in die Tieffe der Berge kom̃t, ſo findet ſich das Waſſer daſelbſt haͤuffig, und das Bergwerck pfleget offt in Sumpf zu gerathen. Der Erd-Faͤlle, da- durch offt alle Arbeit, ſammt den Arbei- tern jaͤmmerlich zu Grunde gehet, hiebey zu geſchweigen. §. 4.Jch will das uͤbrige andern uͤberlaſſen, und hier nur anfuͤhren, was in Anſehung der Holtz-Nutzung bey den Bergwercken zu obſerviren. Vor allen Dingen iſt darauf zu ſehen, daß die Bergleute in der Waldung nicht nach ih- rem Gefallen Holtz zu ihrem Gruben-und Huͤtten-Bau in ſchoͤnem ſtehenden Holtz nehmen moͤgen, ſondern vielmehr in Bruͤ- chen und anderm Holtze. Ein Forſt- Verſtaͤndiger muß auch einige Wiſſen- ſchafft haben, wo man etwan einſchlagen will, damit er verhuͤten moͤge, daß des Holtzes wegen nicht allzu groſſer Schade geſchehe, denn die Bergleute raͤumen viel- faͤltig bey dem Einſchlagen mehr Holtz weg, als noͤthig iſt, und thun offt in jungen Buͤ- ſchen und guten Holtze den groͤſten Scha- den. Hat man zumahl noch nicht allzuwohl uͤberleget, ob auch an demſelben Orte Ei- ſen-Steine und Ertze vorhanden, ſo wird das Holtz mit dem groͤſten Schaden ruini- ret. Es iſt auch ohne Noth kein Klaff- ter- oder Malter-Holtz den Bergleuten zum brennen zu uͤberlaſſen, denn das Holtz, ſo aus den Gruben kommt, und duͤrre gemacht werden kan, iſt ſchon gut genug hierzu. Zu rathſamer Nutzung des Holtzes traͤgt auch gar viel hierbey, wenn der Bergmann Ruthe und Com- paſs wohl verſtehet, damit er wiſſe, wo die Ertze ſtehen, und alſo nicht zu Schaden der Herrſchafften, oder Gewercken, vor die lange Weile gebauet, und Holtz verdorben werden moͤge. §. 5.Jndem die Schmeltz-Huͤtten groſſe Holtz-Verderber ſind, ſo kan man den Aufwand des Holtzes hierzu nicht eher eine Holtz-Nutzung nennen, als an denje- nigen Orten, wo das Holtz hierzu weder gefloͤſſet, noch abgefuͤhret, und ſonſt genu- tzet werden kan. Es iſt alſo leicht zu er- meſſen, daß Kohlen und bruͤchig Holtz das beſte hierzu ſey. Damit es auch menagi- ret werde, ſo wird das Ertz, wenn es aus der Erde gewonnen, und ehe es noch auf die Schmeltz-Huͤtten kommt, durch die Pucher und Puch-Jungen, oder auch durch kuͤnſtliche Puchwercke, von dem daran haͤngenden Berge, daß iſt, von der unnuͤtzen Erde und Steinen abgeſondert, oder auch, wo das Ertz gar zu klein unter dem Berg geſprengt und gemiſcht iſt, in ſonderlichen Waſchwercken gewaſchen und geſaͤubert, damit es deſto eher ohne ſonderliches Holtz und Kohlen geſchmol- tzen werden koͤnne. §. 6.Jn der Schmeltz-Huͤtte ſelbſt erfaͤhrt man erſtlich, wie viel Holtz darauf gehet. Denn da ſind nach den unterſchie- denen Arten des Holtzes auch vielerley Oefen,

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/418>, abgerufen am 21.11.2024.