Des Vierdten Theils 3. Capitel/ von Anlegung der Flösse.
[Spaltenumbruch]
zerschlagen, welches einen unsäglichen Ab- gang verursacht.
§. 15.
Das Anfuhr-Lohn bezahlet man nach Proportion des Ortes, und nach dem das Holtz weit vom Wasser auf den Bergen lieget. Man giebet von der Klaffter 1. gl. 15. pf. u. s. w. biß auf 8. gl. Bey dem Schlagen und Anführen ist noch zu observiren, daß man die Höltzer alle- zeit so nimmt, damit das nahe Holtz das mittlere und weite überträgt; ingleichen, daß man in den grünen Wäldern nicht gar zu sehr hauset, sondern die Brüche und dürren Höltzer allezeit zu erst nimmt.
§. 16.
Jst nun endlich der Schnee aus dem Walde hinweg, und man mey- net, daß die Wasser durch keinen rückstän- digen Schnee überschwemmet werden kön- nen, so setzet man den Rechen, die Pfäh- le und Horden vor, und verwahret solche, damit sie nicht das Wasser aufheben und wegtreiben möge. Mercket man, daß das wilde Wasser in den ordentlichen Fluß fällt, und den Floß-Gräben gleich kömmt, so leget man Leute an, die das Holtz an- führen, und diese müssen gemeiniglich vor das verdingte Anführ-Lohn das Holtz zugleich in die Floß-Gräben mit einwerf- fen. Man bestellet derer des Abends so viel, als das Wasser den andern Tag Holtz ertragen kan. Man pflegt aber in denjenigen Thälern zu erst Holtz in die Graben einzuwerffen, wo keine Floß- Teiche sind, sondern das Holtz nur durch das gehende starcke Schnee-Wasser ge- trieben wird. Sind aber solche Wasser gefallen, und das Holtz ist aus derglei- chen Thälern hinweg, so wird auch in den Thälern, wo Floß-Teiche sind, angefan- gen. Gehen allda die Schnee-Wasser etwan auch noch, so dürffen aufs höchste ein oder zwey Zapffen nicht aufgezogen werden, damit das Wasser, wo es zu- sammen kommt, nicht zu starck werde, der ordentliche Fluß dadurch übertreten, und die Höltzer auf den Seiten hinaus in die Wiesen getrieben werden mögen, wel- che denn nachgehends mit grossen Kosten des Floß-Herrn wieder zusammen ge- bracht werden müsten.
§. 17.
Von solchen Teichen oder Thä- lern werden Leute an den Wald-Bächen bestellet, so das Holtz, wenn es sich setzt, oder einen Schutz macht, mit ihren Floß- Haacken, die an einer Stange einen Haa- cken und Stachel haben, fortstossen. Die- se werden ein 500. Schritt von einander in den Wald bestellet, auch wohl näher [Spaltenumbruch]
oder weiter, nachdem es Krümmen oder aufhaltende Oerter hat, an dem ordentli- chen Fluß aber auf ein 1000. Schritte. Diese müssen aber nicht schlafen, oder sich hinsetzen, sondern beständig herumgehen, weil sich das Wasser leicht stämmen, und einen grossen Schutz machen kan, welches sie verwehren müssen. Wo es einen Schutz macht, müssen sie zusammenlauf- fen, einander ruffen, den Schutz wehren, mit ihren Haacken das Holtz an sich ziehen, mit der Stachel aber solches fortstossen, damit es sich nicht häuffen, und etwan austreten möge. Diese Leute werden aus dem Walde, und von den Floß-Tei- chen an, biß auf den Floß-Platz/ da das Holtz ausgesetzt werden soll, bestellt, und bekommt einer des Tages drey, vier, biß fünff Groschen, nachdem es naß und mo- rastig ist.
§. 18.
Auf dem Floß-Platz werden alsdenn die Aussetzer bestellt, welche mit Stecken, daran Stacheln sind, das Holtz heraus ziehen, und auf den Schiebe-Karn oder Trage-Bahre, wo es gelegt werden soll, schaffen, die Klafftern nach der Rey- he hinlegen, und die Reyhen an einander setzen, iedoch also, daß die Lufft hindurch gehen, und das Holtz trocken machen kön- ne, welches ungefehr auf einen Schuh weit von einander genung seyn kan. Die Reyhen werden so lang gesetzt, als der Platz ist, daß offtmahls eine Reyhe auf 100. Klafftern austrägt. Zur Unterla- ge leget man drey Scheite unter eine iede Klaffter, und setzet sie ebenfalls drey El- len hoch, und drey Ellen weit, aber kein Scheit über den Stock, wie im Walde ge- schehen. Die Ursache dieses Unterschei- des ist, weil die Scheite im Walde rauch sind, und mit vielen Splittern versehen, auch in der völligen Schaale liegen, die nachgehends im Flössen ab- und gantz glatt gestossen werden, zudem die Schei- te, welche gar zu schwer und hartzig sind, untersincken. Das Scheit über den Stock im Walde muß solchen Abgang ersetzen, indem das Flössen niemahls ohne Ein- busse geschicht.
§. 19.
Von der Klaffter auszusetzen wird gemeiniglich 3. 4. biß 5. pf. auch wohl ein Groschen gegeben, es wird auch offt- mahls einem oder zwey Personen verdun- gen, die nachmahls wiederum ihre Aff- ter-Gedinger haben. Wenn die Flosse fertig, so werden die Horden und Pfähle vom Floß-Rechen samt den Pfählen wie- der abgenommen, und in ihre Verwah-
rung
Des Vierdten Theils 3. Capitel/ von Anlegung der Floͤſſe.
[Spaltenumbruch]
zerſchlagen, welches einen unſaͤglichen Ab- gang verurſacht.
§. 15.
Das Anfuhr-Lohn bezahlet man nach Proportion des Ortes, und nach dem das Holtz weit vom Waſſer auf den Bergen lieget. Man giebet von der Klaffter 1. gl. 15. pf. u. ſ. w. biß auf 8. gl. Bey dem Schlagen und Anfuͤhren iſt noch zu obſerviren, daß man die Hoͤltzer alle- zeit ſo nimmt, damit das nahe Holtz das mittlere und weite uͤbertraͤgt; ingleichen, daß man in den gruͤnen Waͤldern nicht gar zu ſehr hauſet, ſondern die Bruͤche und duͤrren Hoͤltzer allezeit zu erſt nim̃t.
§. 16.
Jſt nun endlich der Schnee aus dem Walde hinweg, und man mey- net, daß die Waſſer durch keinen ruͤckſtaͤn- digen Schnee uͤberſchwem̃et werden koͤn- nen, ſo ſetzet man den Rechen, die Pfaͤh- le und Horden vor, und verwahret ſolche, damit ſie nicht das Waſſer aufheben und wegtreiben moͤge. Mercket man, daß das wilde Waſſer in den ordentlichen Fluß faͤllt, und den Floß-Graͤben gleich koͤm̃t, ſo leget man Leute an, die das Holtz an- fuͤhren, und dieſe muͤſſen gemeiniglich vor das verdingte Anfuͤhr-Lohn das Holtz zugleich in die Floß-Graͤben mit einwerf- fen. Man beſtellet derer des Abends ſo viel, als das Waſſer den andern Tag Holtz ertragen kan. Man pflegt aber in denjenigen Thaͤlern zu erſt Holtz in die Graben einzuwerffen, wo keine Floß- Teiche ſind, ſondern das Holtz nur durch das gehende ſtarcke Schnee-Waſſer ge- trieben wird. Sind aber ſolche Waſſer gefallen, und das Holtz iſt aus derglei- chen Thaͤlern hinweg, ſo wird auch in den Thaͤlern, wo Floß-Teiche ſind, angefan- gen. Gehen allda die Schnee-Waſſer etwan auch noch, ſo duͤrffen aufs hoͤchſte ein oder zwey Zapffen nicht aufgezogen werden, damit das Waſſer, wo es zu- ſammen kommt, nicht zu ſtarck werde, der ordentliche Fluß dadurch uͤbertreten, und die Hoͤltzer auf den Seiten hinaus in die Wieſen getrieben werden moͤgen, wel- che denn nachgehends mit groſſen Koſten des Floß-Herrn wieder zuſammen ge- bracht werden muͤſten.
§. 17.
Von ſolchen Teichen oder Thaͤ- lern werden Leute an den Wald-Baͤchen beſtellet, ſo das Holtz, wenn es ſich ſetzt, oder einen Schutz macht, mit ihren Floß- Haacken, die an einer Stange einen Haa- cken und Stachel haben, fortſtoſſen. Die- ſe werden ein 500. Schritt von einander in den Wald beſtellet, auch wohl naͤher [Spaltenumbruch]
oder weiter, nachdem es Kruͤmmen oder aufhaltende Oerter hat, an dem ordentli- chen Fluß aber auf ein 1000. Schritte. Dieſe muͤſſen aber nicht ſchlafen, oder ſich hinſetzen, ſondern beſtaͤndig herumgehen, weil ſich das Waſſer leicht ſtaͤmmen, und einen groſſen Schutz machen kan, welches ſie verwehren muͤſſen. Wo es einen Schutz macht, muͤſſen ſie zuſammenlauf- fen, einander ruffen, den Schutz wehren, mit ihren Haacken das Holtz an ſich ziehen, mit der Stachel aber ſolches fortſtoſſen, damit es ſich nicht haͤuffen, und etwan austreten moͤge. Dieſe Leute werden aus dem Walde, und von den Floß-Tei- chen an, biß auf den Floß-Platz/ da das Holtz ausgeſetzt werden ſoll, beſtellt, und bekommt einer des Tages drey, vier, biß fuͤnff Groſchen, nachdem es naß und mo- raſtig iſt.
§. 18.
Auf dem Floß-Platz werden alsdenn die Ausſetzer beſtellt, welche mit Stecken, daran Stacheln ſind, das Holtz heraus ziehen, und auf den Schiebe-Karn oder Trage-Bahre, wo es gelegt werden ſoll, ſchaffen, die Klafftern nach der Rey- he hinlegen, und die Reyhen an einander ſetzen, iedoch alſo, daß die Lufft hindurch gehen, und das Holtz trocken machen koͤn- ne, welches ungefehr auf einen Schuh weit von einander genung ſeyn kan. Die Reyhen werden ſo lang geſetzt, als der Platz iſt, daß offtmahls eine Reyhe auf 100. Klafftern austraͤgt. Zur Unterla- ge leget man drey Scheite unter eine iede Klaffter, und ſetzet ſie ebenfalls drey El- len hoch, und drey Ellen weit, aber kein Scheit uͤber den Stock, wie im Walde ge- ſchehen. Die Urſache dieſes Unterſchei- des iſt, weil die Scheite im Walde rauch ſind, und mit vielen Splittern verſehen, auch in der voͤlligen Schaale liegen, die nachgehends im Floͤſſen ab- und gantz glatt geſtoſſen werden, zudem die Schei- te, welche gar zu ſchwer und hartzig ſind, unterſincken. Das Scheit uͤber den Stock im Walde muß ſolchen Abgang erſetzen, indem das Floͤſſen niemahls ohne Ein- buſſe geſchicht.
§. 19.
Von der Klaffter auszuſetzen wird gemeiniglich 3. 4. biß 5. pf. auch wohl ein Groſchen gegeben, es wird auch offt- mahls einem oder zwey Perſonen verdun- gen, die nachmahls wiederum ihre Aff- ter-Gedinger haben. Wenn die Floſſe fertig, ſo werden die Horden und Pfaͤhle vom Floß-Rechen ſamt den Pfaͤhlen wie- der abgenommen, und in ihre Verwah-
rung
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0416"n="274"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Des Vierdten Theils 3. Capitel/ von Anlegung der Floͤſſe.</hi></fw><lb/><cb/>
zerſchlagen, welches einen unſaͤglichen Ab-<lb/>
gang verurſacht.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 15.</head><p>Das Anfuhr-Lohn bezahlet<lb/>
man nach <hirendition="#aq">Proportion</hi> des Ortes, und<lb/>
nach dem das Holtz weit vom Waſſer auf<lb/>
den Bergen lieget. Man giebet von der<lb/>
Klaffter 1. gl. 15. pf. u. ſ. w. biß auf 8. gl.<lb/>
Bey dem Schlagen und Anfuͤhren iſt noch<lb/>
zu <hirendition="#aq">obſervi</hi>ren, daß man die Hoͤltzer alle-<lb/>
zeit ſo nimmt, damit das nahe Holtz das<lb/>
mittlere und weite uͤbertraͤgt; ingleichen,<lb/>
daß man in den gruͤnen Waͤldern nicht<lb/>
gar zu ſehr hauſet, ſondern die Bruͤche<lb/>
und duͤrren Hoͤltzer allezeit zu erſt nim̃t.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 16.</head><p>Jſt nun endlich der Schnee<lb/>
aus dem Walde hinweg, und man mey-<lb/>
net, daß die Waſſer durch keinen ruͤckſtaͤn-<lb/>
digen Schnee uͤberſchwem̃et werden koͤn-<lb/>
nen, ſo ſetzet man den Rechen, die Pfaͤh-<lb/>
le und Horden vor, und verwahret ſolche,<lb/>
damit ſie nicht das Waſſer aufheben und<lb/>
wegtreiben moͤge. Mercket man, daß<lb/>
das wilde Waſſer in den ordentlichen Fluß<lb/>
faͤllt, und den Floß-Graͤben gleich koͤm̃t,<lb/>ſo leget man Leute an, die das Holtz an-<lb/>
fuͤhren, und dieſe muͤſſen gemeiniglich vor<lb/>
das verdingte Anfuͤhr-Lohn das Holtz<lb/>
zugleich in die Floß-Graͤben mit einwerf-<lb/>
fen. Man beſtellet derer des Abends ſo<lb/>
viel, als das Waſſer den andern Tag<lb/>
Holtz ertragen kan. Man pflegt aber in<lb/>
denjenigen Thaͤlern zu erſt Holtz in die<lb/>
Graben einzuwerffen, wo keine Floß-<lb/>
Teiche ſind, ſondern das Holtz nur durch<lb/>
das gehende ſtarcke Schnee-Waſſer ge-<lb/>
trieben wird. Sind aber ſolche Waſſer<lb/>
gefallen, und das Holtz iſt aus derglei-<lb/>
chen Thaͤlern hinweg, ſo wird auch in den<lb/>
Thaͤlern, wo Floß-Teiche ſind, angefan-<lb/>
gen. Gehen allda die Schnee-Waſſer<lb/>
etwan auch noch, ſo duͤrffen aufs hoͤchſte<lb/>
ein oder zwey Zapffen nicht aufgezogen<lb/>
werden, damit das Waſſer, wo es zu-<lb/>ſammen kommt, nicht zu ſtarck werde,<lb/>
der ordentliche Fluß dadurch uͤbertreten,<lb/>
und die Hoͤltzer auf den Seiten hinaus in<lb/>
die Wieſen getrieben werden moͤgen, wel-<lb/>
che denn nachgehends mit groſſen Koſten<lb/>
des Floß-Herrn wieder zuſammen ge-<lb/>
bracht werden muͤſten.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 17.</head><p>Von ſolchen Teichen oder Thaͤ-<lb/>
lern werden Leute an den Wald-Baͤchen<lb/>
beſtellet, ſo das Holtz, wenn es ſich ſetzt,<lb/>
oder einen Schutz macht, mit ihren Floß-<lb/>
Haacken, die an einer Stange einen Haa-<lb/>
cken und Stachel haben, fortſtoſſen. Die-<lb/>ſe werden ein 500. Schritt von einander<lb/>
in den Wald beſtellet, auch wohl naͤher<lb/><cb/>
oder weiter, nachdem es Kruͤmmen oder<lb/>
aufhaltende Oerter hat, an dem ordentli-<lb/>
chen Fluß aber auf ein 1000. Schritte.<lb/>
Dieſe muͤſſen aber nicht ſchlafen, oder ſich<lb/>
hinſetzen, ſondern beſtaͤndig herumgehen,<lb/>
weil ſich das Waſſer leicht ſtaͤmmen, und<lb/>
einen groſſen Schutz machen kan, welches<lb/>ſie verwehren muͤſſen. Wo es einen<lb/>
Schutz macht, muͤſſen ſie zuſammenlauf-<lb/>
fen, einander ruffen, den Schutz wehren,<lb/>
mit ihren Haacken das Holtz an ſich ziehen,<lb/>
mit der Stachel aber ſolches fortſtoſſen,<lb/>
damit es ſich nicht haͤuffen, und etwan<lb/>
austreten moͤge. Dieſe Leute werden<lb/>
aus dem Walde, und von den Floß-Tei-<lb/>
chen an, biß auf den Floß-Platz/ da das<lb/>
Holtz ausgeſetzt werden ſoll, beſtellt, und<lb/>
bekommt einer des Tages drey, vier, biß<lb/>
fuͤnff Groſchen, nachdem es naß und mo-<lb/>
raſtig iſt.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 18.</head><p>Auf dem Floß-Platz werden<lb/>
alsdenn die Ausſetzer beſtellt, welche mit<lb/>
Stecken, daran Stacheln ſind, das Holtz<lb/>
heraus ziehen, und auf den Schiebe-Karn<lb/>
oder Trage-Bahre, wo es gelegt werden<lb/>ſoll, ſchaffen, die Klafftern nach der Rey-<lb/>
he hinlegen, und die Reyhen an einander<lb/>ſetzen, iedoch alſo, daß die Lufft hindurch<lb/>
gehen, und das Holtz trocken machen koͤn-<lb/>
ne, welches ungefehr auf einen Schuh<lb/>
weit von einander genung ſeyn kan. Die<lb/>
Reyhen werden ſo lang geſetzt, als der<lb/>
Platz iſt, daß offtmahls eine Reyhe auf<lb/>
100. Klafftern austraͤgt. Zur Unterla-<lb/>
ge leget man drey Scheite unter eine iede<lb/>
Klaffter, und ſetzet ſie ebenfalls drey El-<lb/>
len hoch, und drey Ellen weit, aber kein<lb/>
Scheit uͤber den Stock, wie im Walde ge-<lb/>ſchehen. Die Urſache dieſes Unterſchei-<lb/>
des iſt, weil die Scheite im Walde rauch<lb/>ſind, und mit vielen Splittern verſehen,<lb/>
auch in der voͤlligen Schaale liegen, die<lb/>
nachgehends im Floͤſſen ab- und gantz<lb/>
glatt geſtoſſen werden, zudem die Schei-<lb/>
te, welche gar zu ſchwer und hartzig ſind,<lb/>
unterſincken. Das Scheit uͤber den Stock<lb/>
im Walde muß ſolchen Abgang erſetzen,<lb/>
indem das Floͤſſen niemahls ohne Ein-<lb/>
buſſe geſchicht.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 19.</head><p>Von der Klaffter auszuſetzen<lb/>
wird gemeiniglich 3. 4. biß 5. pf. auch wohl<lb/>
ein Groſchen gegeben, es wird auch offt-<lb/>
mahls einem oder zwey Perſonen verdun-<lb/>
gen, die nachmahls wiederum ihre Aff-<lb/>
ter-Gedinger haben. Wenn die Floſſe<lb/>
fertig, ſo werden die Horden und Pfaͤhle<lb/>
vom Floß-Rechen ſamt den Pfaͤhlen wie-<lb/>
der abgenommen, und in ihre Verwah-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">rung</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[274/0416]
Des Vierdten Theils 3. Capitel/ von Anlegung der Floͤſſe.
zerſchlagen, welches einen unſaͤglichen Ab-
gang verurſacht.
§. 15.Das Anfuhr-Lohn bezahlet
man nach Proportion des Ortes, und
nach dem das Holtz weit vom Waſſer auf
den Bergen lieget. Man giebet von der
Klaffter 1. gl. 15. pf. u. ſ. w. biß auf 8. gl.
Bey dem Schlagen und Anfuͤhren iſt noch
zu obſerviren, daß man die Hoͤltzer alle-
zeit ſo nimmt, damit das nahe Holtz das
mittlere und weite uͤbertraͤgt; ingleichen,
daß man in den gruͤnen Waͤldern nicht
gar zu ſehr hauſet, ſondern die Bruͤche
und duͤrren Hoͤltzer allezeit zu erſt nim̃t.
§. 16.Jſt nun endlich der Schnee
aus dem Walde hinweg, und man mey-
net, daß die Waſſer durch keinen ruͤckſtaͤn-
digen Schnee uͤberſchwem̃et werden koͤn-
nen, ſo ſetzet man den Rechen, die Pfaͤh-
le und Horden vor, und verwahret ſolche,
damit ſie nicht das Waſſer aufheben und
wegtreiben moͤge. Mercket man, daß
das wilde Waſſer in den ordentlichen Fluß
faͤllt, und den Floß-Graͤben gleich koͤm̃t,
ſo leget man Leute an, die das Holtz an-
fuͤhren, und dieſe muͤſſen gemeiniglich vor
das verdingte Anfuͤhr-Lohn das Holtz
zugleich in die Floß-Graͤben mit einwerf-
fen. Man beſtellet derer des Abends ſo
viel, als das Waſſer den andern Tag
Holtz ertragen kan. Man pflegt aber in
denjenigen Thaͤlern zu erſt Holtz in die
Graben einzuwerffen, wo keine Floß-
Teiche ſind, ſondern das Holtz nur durch
das gehende ſtarcke Schnee-Waſſer ge-
trieben wird. Sind aber ſolche Waſſer
gefallen, und das Holtz iſt aus derglei-
chen Thaͤlern hinweg, ſo wird auch in den
Thaͤlern, wo Floß-Teiche ſind, angefan-
gen. Gehen allda die Schnee-Waſſer
etwan auch noch, ſo duͤrffen aufs hoͤchſte
ein oder zwey Zapffen nicht aufgezogen
werden, damit das Waſſer, wo es zu-
ſammen kommt, nicht zu ſtarck werde,
der ordentliche Fluß dadurch uͤbertreten,
und die Hoͤltzer auf den Seiten hinaus in
die Wieſen getrieben werden moͤgen, wel-
che denn nachgehends mit groſſen Koſten
des Floß-Herrn wieder zuſammen ge-
bracht werden muͤſten.
§. 17.Von ſolchen Teichen oder Thaͤ-
lern werden Leute an den Wald-Baͤchen
beſtellet, ſo das Holtz, wenn es ſich ſetzt,
oder einen Schutz macht, mit ihren Floß-
Haacken, die an einer Stange einen Haa-
cken und Stachel haben, fortſtoſſen. Die-
ſe werden ein 500. Schritt von einander
in den Wald beſtellet, auch wohl naͤher
oder weiter, nachdem es Kruͤmmen oder
aufhaltende Oerter hat, an dem ordentli-
chen Fluß aber auf ein 1000. Schritte.
Dieſe muͤſſen aber nicht ſchlafen, oder ſich
hinſetzen, ſondern beſtaͤndig herumgehen,
weil ſich das Waſſer leicht ſtaͤmmen, und
einen groſſen Schutz machen kan, welches
ſie verwehren muͤſſen. Wo es einen
Schutz macht, muͤſſen ſie zuſammenlauf-
fen, einander ruffen, den Schutz wehren,
mit ihren Haacken das Holtz an ſich ziehen,
mit der Stachel aber ſolches fortſtoſſen,
damit es ſich nicht haͤuffen, und etwan
austreten moͤge. Dieſe Leute werden
aus dem Walde, und von den Floß-Tei-
chen an, biß auf den Floß-Platz/ da das
Holtz ausgeſetzt werden ſoll, beſtellt, und
bekommt einer des Tages drey, vier, biß
fuͤnff Groſchen, nachdem es naß und mo-
raſtig iſt.
§. 18.Auf dem Floß-Platz werden
alsdenn die Ausſetzer beſtellt, welche mit
Stecken, daran Stacheln ſind, das Holtz
heraus ziehen, und auf den Schiebe-Karn
oder Trage-Bahre, wo es gelegt werden
ſoll, ſchaffen, die Klafftern nach der Rey-
he hinlegen, und die Reyhen an einander
ſetzen, iedoch alſo, daß die Lufft hindurch
gehen, und das Holtz trocken machen koͤn-
ne, welches ungefehr auf einen Schuh
weit von einander genung ſeyn kan. Die
Reyhen werden ſo lang geſetzt, als der
Platz iſt, daß offtmahls eine Reyhe auf
100. Klafftern austraͤgt. Zur Unterla-
ge leget man drey Scheite unter eine iede
Klaffter, und ſetzet ſie ebenfalls drey El-
len hoch, und drey Ellen weit, aber kein
Scheit uͤber den Stock, wie im Walde ge-
ſchehen. Die Urſache dieſes Unterſchei-
des iſt, weil die Scheite im Walde rauch
ſind, und mit vielen Splittern verſehen,
auch in der voͤlligen Schaale liegen, die
nachgehends im Floͤſſen ab- und gantz
glatt geſtoſſen werden, zudem die Schei-
te, welche gar zu ſchwer und hartzig ſind,
unterſincken. Das Scheit uͤber den Stock
im Walde muß ſolchen Abgang erſetzen,
indem das Floͤſſen niemahls ohne Ein-
buſſe geſchicht.
§. 19.Von der Klaffter auszuſetzen
wird gemeiniglich 3. 4. biß 5. pf. auch wohl
ein Groſchen gegeben, es wird auch offt-
mahls einem oder zwey Perſonen verdun-
gen, die nachmahls wiederum ihre Aff-
ter-Gedinger haben. Wenn die Floſſe
fertig, ſo werden die Horden und Pfaͤhle
vom Floß-Rechen ſamt den Pfaͤhlen wie-
der abgenommen, und in ihre Verwah-
rung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/416>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.