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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Th. 53. C. Solennitäten bey Setzung der Mayen im Haag.
[Spaltenumbruch] den Hirsch bestätiget, und hetzen lassen; der
andere Bog gehöret dem Jagd-Juncker;
die innersten Nieren-Brätgen gehören
allein dem König; der Zimmel kommt
dem Ober-Jäger-Meister; der Rück-
Braten dem Jagd-Officier; der Halß
und der Kopff den Hunde-Knechten, und
das Gehörn oder Hirsch-Geweyhe dem
König zu.

§. 18.

So bald der Hirsch erleget,
soll alsofort der Schweiß, so warm er nur
zu bekommen, in einem Eymer aufge-
fangen, mit warmer Kuh-Milch ver-
mischet, darnach der Wanst und Geschei-
de gereiniget und gewaschen, alles zu klei-
nen Stücklein geschnitten, darunter
Brod, Miltz und Leber unter einander
mit dem Schweiß vermischet, und gerüh-
ret werden. Wann alles fertig, und
dem Commandeur der Jagd berichtet
wird, so gehet dieser im Gefolge seiner
Subalternen mit anhabenden Hörnern zu
dem Ober-Jäger-Meister, da dann der-
selbige in Svite der Jägerey zu dem Kö-
nig gehet, denselben zu befragen, ob Jh-
ro Majestät geruhen wolten, dem Genieß
des Hirsches vor die Hunde mit beyzu-
wohnen.

§. 19.

Wann es nun dem König be-
liebig, und er hingehet, so folget der O-
ber-Jäger-Meister und die gantze Jä-
gerey hinter ihm nach; So bald sie an
den Stall kommen, gehet der Ober-Jä-
ger-Meister voran, lässet sich von dem
Ober-Hunde-Knecht ein paar Spieß-
Ruthen geben, und überreichet eine da-
von dem Könige, die andere behält er vor
sich. Vor die Printzen und andere hohe
Ministers überreichet der Jagd-Juncker
dieselben. Hier ist notorisch zu observi-
ren, daß alle Handschuh von Hunde-
Knechten confisciret werden.

§. 20.

Derjenige, so den Hirsch gehe-
tzet, stellet dessen Gehörn vor sich, hinter
das Genieß der Hunde; Hinter diesem
nun tritt der König, und, so es ihm be-
liebig, gehöret ihm zu erst zu blasen, dann
der Ober-Jäger-Meister, und die andern
Officiers, und allerseits sämtliche Jagd-
Bediente; Dann öffnen die Knechte, wenn
das Genieß auf die Haut und grünen
Platz ausgeschüttet, den Stall auf ein-
mahl, lassen die Hunde nach dem Genieß
heraus lauffen. Da ihnen denn, als
ob sie jagen solten, vom hellen Halse zu-
geruffen, und die jungen Hunde mit
Nahmen genennet, die Seiten gestrichen,
mit der Hand geliebet, und also mit Bla-
[Spaltenumbruch] sen und Schreyen continuiret wird, biß
alles aufgezehret worden. Oder daferne
der König den Hirsch denen Hunden gantz
preiß geben wolte, so werden dennoch die
Knochen und Röhren davon separiret.

§. 21.

Wann nun alles verzehret,
wird zum Abzuge geblasen, und die Hun-
de in guter Ordnung wiederum nach dem
Stalle geführet.

Das 53. Capitel/
Beschreibung/ mit was vor
Solennitäten die gewöhnliche May-
en-Bäume im Haag A. 1669.
gesetzet worden.
§. 1.

Am 21. April (1. Maji) 1669. hatte die
Bürgerschafft im Haag, alter Ge-
wohnheit nach, sechs schöne Mayen-Bäu-
me gepflantzet, als einen für die Herren
Staaten aus Holland, einen für die Her-
ren General-Staaten, einen für den
Printz von Oranien, einen für Printz
Moritzen von Nassau, einen für die alte
Printzeßin von Oranien, und einen für
den Feld-Marschall Würtz, wobey alle-
zeit in der Flagge oder Wimpel ein be-
sonderer Sinn-Spruch gestanden, als
beym ersten war eine Seule mit dem Berg
Atlas, und diese Worte: Humanarum
grande decus Columenque rerum,
an-
deutend, daß Holland ein grosser Pfeiler
des Staats sey.

§. 2.

Beym andern ein Löwe mit
sieben Pfeilen, und diesen Worten: Spi-
rat adhuc, vivantque commisti calores,

daß die alte Affection und Liebe wieder
empor komme, zielend auf die Triple-
Allianz.

§. 3.

Beym dritten Sr. Hoheit Bild-
niß mit desselben Wappen, und diesen
Worten: Crescit occulto, velut arbor,
aevo, Fama Marcelli,
daß des Marcelli fa-
ma
und gutes Gerüchte noch wachse und
zunehme, auch in dem gleichsam verdeck-
ten Seculo.

§. 4.

Beym vierdten dessen Abbil-
dung im Harnisch mit einigem Krieges-
Volck, und diesen Worten: Per varios
casus, per tot discrimina rerum,
daß ihm
manche rauhe Lufft unter die Augen ge-
wehet.

§. 5.

Beym fünfften Jhro Hoheit,
samt deren Familie, mit diesen Worten:
Duret in longum generosa proles, daß
GOtt dieses Hoch-Fürstl. Hauß lange er-
halten wolle. Und beym sechsten dessen

Abbil-
K k 3

Des Dritten Th. 53. C. Solennitaͤten bey Setzung der Mayen im Haag.
[Spaltenumbruch] den Hirſch beſtaͤtiget, und hetzen laſſen; der
andere Bog gehoͤret dem Jagd-Juncker;
die innerſten Nieren-Braͤtgen gehoͤren
allein dem Koͤnig; der Zimmel kommt
dem Ober-Jaͤger-Meiſter; der Ruͤck-
Braten dem Jagd-Officier; der Halß
und der Kopff den Hunde-Knechten, und
das Gehoͤrn oder Hirſch-Geweyhe dem
Koͤnig zu.

§. 18.

So bald der Hirſch erleget,
ſoll alſofort der Schweiß, ſo warm er nur
zu bekommen, in einem Eymer aufge-
fangen, mit warmer Kuh-Milch ver-
miſchet, darnach der Wanſt und Geſchei-
de gereiniget und gewaſchen, alles zu klei-
nen Stuͤcklein geſchnitten, darunter
Brod, Miltz und Leber unter einander
mit dem Schweiß vermiſchet, und geruͤh-
ret werden. Wann alles fertig, und
dem Commandeur der Jagd berichtet
wird, ſo gehet dieſer im Gefolge ſeiner
Subalternen mit anhabenden Hoͤrnern zu
dem Ober-Jaͤger-Meiſter, da dann der-
ſelbige in Svite der Jaͤgerey zu dem Koͤ-
nig gehet, denſelben zu befragen, ob Jh-
ro Majeſtaͤt geruhen wolten, dem Genieß
des Hirſches vor die Hunde mit beyzu-
wohnen.

§. 19.

Wann es nun dem Koͤnig be-
liebig, und er hingehet, ſo folget der O-
ber-Jaͤger-Meiſter und die gantze Jaͤ-
gerey hinter ihm nach; So bald ſie an
den Stall kommen, gehet der Ober-Jaͤ-
ger-Meiſter voran, laͤſſet ſich von dem
Ober-Hunde-Knecht ein paar Spieß-
Ruthen geben, und uͤberreichet eine da-
von dem Koͤnige, die andere behaͤlt er vor
ſich. Vor die Printzen und andere hohe
Miniſters uͤberreichet der Jagd-Juncker
dieſelben. Hier iſt notoriſch zu obſervi-
ren, daß alle Handſchuh von Hunde-
Knechten confiſciret werden.

§. 20.

Derjenige, ſo den Hirſch gehe-
tzet, ſtellet deſſen Gehoͤrn vor ſich, hinter
das Genieß der Hunde; Hinter dieſem
nun tritt der Koͤnig, und, ſo es ihm be-
liebig, gehoͤret ihm zu erſt zu blaſen, dann
der Ober-Jaͤger-Meiſter, und die andern
Officiers, und allerſeits ſaͤmtliche Jagd-
Bediente; Dann oͤffnen die Knechte, wenn
das Genieß auf die Haut und gruͤnen
Platz ausgeſchuͤttet, den Stall auf ein-
mahl, laſſen die Hunde nach dem Genieß
heraus lauffen. Da ihnen denn, als
ob ſie jagen ſolten, vom hellen Halſe zu-
geruffen, und die jungen Hunde mit
Nahmen genennet, die Seiten geſtrichen,
mit der Hand geliebet, und alſo mit Bla-
[Spaltenumbruch] ſen und Schreyen continuiret wird, biß
alles aufgezehret worden. Oder daferne
der Koͤnig den Hirſch denen Hunden gantz
preiß geben wolte, ſo werden dennoch die
Knochen und Roͤhren davon ſepariret.

§. 21.

Wann nun alles verzehret,
wird zum Abzuge geblaſen, und die Hun-
de in guter Ordnung wiederum nach dem
Stalle gefuͤhret.

Das 53. Capitel/
Beſchreibung/ mit was vor
Solennitaͤten die gewoͤhnliche May-
en-Baͤume im Haag A. 1669.
geſetzet worden.
§. 1.

Am 21. April (1. Maji) 1669. hatte die
Buͤrgerſchafft im Haag, alter Ge-
wohnheit nach, ſechs ſchoͤne Mayen-Baͤu-
me gepflantzet, als einen fuͤr die Herren
Staaten aus Holland, einen fuͤr die Her-
ren General-Staaten, einen fuͤr den
Printz von Oranien, einen fuͤr Printz
Moritzen von Naſſau, einen fuͤr die alte
Printzeßin von Oranien, und einen fuͤr
den Feld-Marſchall Wuͤrtz, wobey alle-
zeit in der Flagge oder Wimpel ein be-
ſonderer Sinn-Spruch geſtanden, als
beym erſten war eine Seule mit dem Berg
Atlas, und dieſe Worte: Humanarum
grande decus Columenque rerum,
an-
deutend, daß Holland ein groſſer Pfeiler
des Staats ſey.

§. 2.

Beym andern ein Loͤwe mit
ſieben Pfeilen, und dieſen Worten: Spi-
rat adhuc, vivantque commiſti calores,

daß die alte Affection und Liebe wieder
empor komme, zielend auf die Triple-
Allianz.

§. 3.

Beym dritten Sr. Hoheit Bild-
niß mit deſſelben Wappen, und dieſen
Worten: Creſcit occulto, velut arbor,
ævo, Fama Marcelli,
daß des Marcelli fa-
ma
und gutes Geruͤchte noch wachſe und
zunehme, auch in dem gleichſam verdeck-
ten Seculo.

§. 4.

Beym vierdten deſſen Abbil-
dung im Harniſch mit einigem Krieges-
Volck, und dieſen Worten: Per varios
caſus, per tot diſcrimina rerum,
daß ihm
manche rauhe Lufft unter die Augen ge-
wehet.

§. 5.

Beym fuͤnfften Jhro Hoheit,
ſamt deren Familie, mit dieſen Worten:
Duret in longum generoſa proles, daß
GOtt dieſes Hoch-Fuͤrſtl. Hauß lange er-
halten wolle. Und beym ſechſten deſſen

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K k 3
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[261/0401] Des Dritten Th. 53. C. Solennitaͤten bey Setzung der Mayen im Haag. den Hirſch beſtaͤtiget, und hetzen laſſen; der andere Bog gehoͤret dem Jagd-Juncker; die innerſten Nieren-Braͤtgen gehoͤren allein dem Koͤnig; der Zimmel kommt dem Ober-Jaͤger-Meiſter; der Ruͤck- Braten dem Jagd-Officier; der Halß und der Kopff den Hunde-Knechten, und das Gehoͤrn oder Hirſch-Geweyhe dem Koͤnig zu. §. 18.So bald der Hirſch erleget, ſoll alſofort der Schweiß, ſo warm er nur zu bekommen, in einem Eymer aufge- fangen, mit warmer Kuh-Milch ver- miſchet, darnach der Wanſt und Geſchei- de gereiniget und gewaſchen, alles zu klei- nen Stuͤcklein geſchnitten, darunter Brod, Miltz und Leber unter einander mit dem Schweiß vermiſchet, und geruͤh- ret werden. Wann alles fertig, und dem Commandeur der Jagd berichtet wird, ſo gehet dieſer im Gefolge ſeiner Subalternen mit anhabenden Hoͤrnern zu dem Ober-Jaͤger-Meiſter, da dann der- ſelbige in Svite der Jaͤgerey zu dem Koͤ- nig gehet, denſelben zu befragen, ob Jh- ro Majeſtaͤt geruhen wolten, dem Genieß des Hirſches vor die Hunde mit beyzu- wohnen. §. 19.Wann es nun dem Koͤnig be- liebig, und er hingehet, ſo folget der O- ber-Jaͤger-Meiſter und die gantze Jaͤ- gerey hinter ihm nach; So bald ſie an den Stall kommen, gehet der Ober-Jaͤ- ger-Meiſter voran, laͤſſet ſich von dem Ober-Hunde-Knecht ein paar Spieß- Ruthen geben, und uͤberreichet eine da- von dem Koͤnige, die andere behaͤlt er vor ſich. Vor die Printzen und andere hohe Miniſters uͤberreichet der Jagd-Juncker dieſelben. Hier iſt notoriſch zu obſervi- ren, daß alle Handſchuh von Hunde- Knechten confiſciret werden. §. 20.Derjenige, ſo den Hirſch gehe- tzet, ſtellet deſſen Gehoͤrn vor ſich, hinter das Genieß der Hunde; Hinter dieſem nun tritt der Koͤnig, und, ſo es ihm be- liebig, gehoͤret ihm zu erſt zu blaſen, dann der Ober-Jaͤger-Meiſter, und die andern Officiers, und allerſeits ſaͤmtliche Jagd- Bediente; Dann oͤffnen die Knechte, wenn das Genieß auf die Haut und gruͤnen Platz ausgeſchuͤttet, den Stall auf ein- mahl, laſſen die Hunde nach dem Genieß heraus lauffen. Da ihnen denn, als ob ſie jagen ſolten, vom hellen Halſe zu- geruffen, und die jungen Hunde mit Nahmen genennet, die Seiten geſtrichen, mit der Hand geliebet, und alſo mit Bla- ſen und Schreyen continuiret wird, biß alles aufgezehret worden. Oder daferne der Koͤnig den Hirſch denen Hunden gantz preiß geben wolte, ſo werden dennoch die Knochen und Roͤhren davon ſepariret. §. 21.Wann nun alles verzehret, wird zum Abzuge geblaſen, und die Hun- de in guter Ordnung wiederum nach dem Stalle gefuͤhret. Das 53. Capitel/ Beſchreibung/ mit was vor Solennitaͤten die gewoͤhnliche May- en-Baͤume im Haag A. 1669. geſetzet worden. §. 1. Am 21. April (1. Maji) 1669. hatte die Buͤrgerſchafft im Haag, alter Ge- wohnheit nach, ſechs ſchoͤne Mayen-Baͤu- me gepflantzet, als einen fuͤr die Herren Staaten aus Holland, einen fuͤr die Her- ren General-Staaten, einen fuͤr den Printz von Oranien, einen fuͤr Printz Moritzen von Naſſau, einen fuͤr die alte Printzeßin von Oranien, und einen fuͤr den Feld-Marſchall Wuͤrtz, wobey alle- zeit in der Flagge oder Wimpel ein be- ſonderer Sinn-Spruch geſtanden, als beym erſten war eine Seule mit dem Berg Atlas, und dieſe Worte: Humanarum grande decus Columenque rerum, an- deutend, daß Holland ein groſſer Pfeiler des Staats ſey. §. 2.Beym andern ein Loͤwe mit ſieben Pfeilen, und dieſen Worten: Spi- rat adhuc, vivantque commiſti calores, daß die alte Affection und Liebe wieder empor komme, zielend auf die Triple- Allianz. §. 3.Beym dritten Sr. Hoheit Bild- niß mit deſſelben Wappen, und dieſen Worten: Creſcit occulto, velut arbor, ævo, Fama Marcelli, daß des Marcelli fa- ma und gutes Geruͤchte noch wachſe und zunehme, auch in dem gleichſam verdeck- ten Seculo. §. 4.Beym vierdten deſſen Abbil- dung im Harniſch mit einigem Krieges- Volck, und dieſen Worten: Per varios caſus, per tot diſcrimina rerum, daß ihm manche rauhe Lufft unter die Augen ge- wehet. §. 5.Beym fuͤnfften Jhro Hoheit, ſamt deren Familie, mit dieſen Worten: Duret in longum generoſa proles, daß GOtt dieſes Hoch-Fuͤrſtl. Hauß lange er- halten wolle. Und beym ſechſten deſſen Abbil- K k 3

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/401>, abgerufen am 21.11.2024.