Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Ceremoniel, bey der Par-Force-Jagd. [Spaltenumbruch]
Hunden nachziehen, und so er befände,daß der Hirsch seinem Gebrauch nach ei- nige listige Wiedergänge gethan, ehe er sich gelagert hätte, müssen die andern hin- ter ihm stockstille stehen, und bedürf- fenden Falls rechts und lincks vorgreiffen, den Hirsch zu finden, mit dem Zuspruch: Ho, Too, Ho, Too, damit die Hunde nachkommen. §. 11. So bald er nun ein Geräusche §. 12. Wann nun unser Hirsch von §. 13. Die Jagd-Pagen, Ober-Hun- §. 14. Es sollen auch nur allein käme, K k 2
Ceremoniel, bey der Par-Force-Jagd. [Spaltenumbruch]
Hunden nachziehen, und ſo er befaͤnde,daß der Hirſch ſeinem Gebrauch nach ei- nige liſtige Wiedergaͤnge gethan, ehe er ſich gelagert haͤtte, muͤſſen die andern hin- ter ihm ſtockſtille ſtehen, und beduͤrf- fenden Falls rechts und lincks vorgreiffen, den Hirſch zu finden, mit dem Zuſpruch: Ho, Too, Ho, Too, damit die Hunde nachkommen. §. 11. So bald er nun ein Geraͤuſche §. 12. Wann nun unſer Hirſch von §. 13. Die Jagd-Pagen, Ober-Hun- §. 14. Es ſollen auch nur allein kaͤme, K k 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0399" n="259"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Ceremoniel,</hi> bey der <hi rendition="#aq">Par-Force-</hi>Jagd.</hi></fw><lb/><cb/> Hunden nachziehen, und ſo er befaͤnde,<lb/> daß der Hirſch ſeinem Gebrauch nach ei-<lb/> nige liſtige Wiedergaͤnge gethan, ehe er ſich<lb/> gelagert haͤtte, muͤſſen die andern hin-<lb/> ter ihm ſtockſtille ſtehen, und beduͤrf-<lb/> fenden Falls rechts und lincks vorgreiffen,<lb/> den Hirſch zu finden, mit dem Zuſpruch:<lb/> Ho, Too, Ho, Too, damit die Hunde<lb/> nachkommen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 11.</head> <p>So bald er nun ein Geraͤuſche<lb/> von duͤrrem Laub oder Stauden hoͤret,<lb/> und vermuthet, daß der Hirſch aufſtuͤnde,<lb/> ſchreyet er laut aus vollem Halſe: Habt<lb/> Acht, Habt Acht, und diejenigen, ſo hin-<lb/> ter den Hunden herreuten, wie auch<lb/> die, welche auſſen herum auf denen<lb/><hi rendition="#aq">Relais</hi> ſind, zu warnen, daß ſie wohl acht<lb/> haben moͤgen, den Hirſch zu ſehen, und<lb/> deſſen Groͤſſe, Gewaͤchſe, <hi rendition="#aq">Statur,</hi> Farbe<lb/> und Gehoͤrn wohl zu bemercken. Der ihn<lb/> nun, wie gemeldet, beſtaͤtiget gehabt, und<lb/> folglich aufgeſprenget, muß die fluͤchtige<lb/> Fahrde des Hirſches genau wahrnehmen,<lb/> an dem Ort, da er aufgeſprungen, ob die<lb/> Gefaͤhrd des Hirſches groß von gemach-<lb/> ten Scheeren, lang und breit geſchoben,<lb/> damit er ſie hernach wieder kenne, inglei-<lb/> chen ob das daſelbſt gefallene Geloß dem<lb/> vorigten, da er beſtaͤtiget, in allem gleich<lb/> und aͤhnlich ſey. So nun alles richtig,<lb/> und er zu <hi rendition="#aq">forci</hi>ren <hi rendition="#aq">Permiſſion</hi> hat, hat er<lb/> die Ehre zu allererſt in ſein Horn zu bla-<lb/> ſen, alsdenn thun die Ober-Jaͤger-Mei-<lb/> ſter, und die andern Nachgeſetzten derglei-<lb/> chen. Maſſen ein jeder bey der <hi rendition="#aq">Par-Force-</hi><lb/> Jagd zu Pferde ſein <hi rendition="#aq">Par-Force-</hi>Horn um<lb/> den Halß tragen muß, ſonſten er hierzu<lb/> nicht zu <hi rendition="#aq">admitti</hi>ren iſt.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 12.</head> <p>Wann nun unſer Hirſch von<lb/> dem Hunde etwan ein paar tauſend<lb/> Schritt <hi rendition="#aq">forci</hi>ret und recht durchhitzet iſt,<lb/> wird ihm ſodann gleich ſofort aͤngſtiglich,<lb/> davon er noch mehr fluͤchtiger wird, und<lb/> ſein gantzes Vermoͤgen, um ſich zu <hi rendition="#aq">ſalvi-</hi><lb/> ren, daran ſtrecket, wodurch er nicht al-<lb/> lein ſich aus dem Athem lauffet, und die<lb/> Gefaͤhrde groß machet, ſondern auch, weil<lb/> er durch und durch erhitzet worden, denen<lb/> Hunden in ſeiner Gefaͤhrd einen zehnfach<lb/> vielmehr und ſtaͤrckern Geruch, als die<lb/> Hunde von andern ſchwachen, und kal-<lb/> ten Faͤhrden haben koͤnnen, verurſachet.<lb/> Und muß der Jaͤger derer Hunde ihre er-<lb/> ſtere allzu groſſe hitzige Begierde anfaͤng-<lb/> lich vorbey laſſen, ihnen den Hirſch zu <hi rendition="#aq">for-<lb/> ci</hi>ren gemaͤchlich uͤberantworten, damit<lb/> die Hunde den Hirſch vorhero ſich recht<lb/><hi rendition="#aq">imprimi</hi>ren koͤnnen, und deſto beſſer be-<lb/><cb/> haupten moͤgen, auch deswegen anfaͤng-<lb/> lich nicht gar zu offt und viel blaſen. Die-<lb/> weilen nun wohl bekandt, daß ein Hirſch<lb/> vielleicht wohl moͤchte wiederum dahin<lb/> lauffen, woher er gekommen, oder ge-<lb/> wechſelt, oder einen Wiedergang im Ge-<lb/> dickigte vornehmen, abſpringen, ſich ver-<lb/> kriechen, oder druͤcken, und alſo die Hun-<lb/> de vorbey laſſen, muß demſelben eiligſt<lb/> vorgegriffen, und keine Zeit zu <hi rendition="#aq">reſpiri-</hi><lb/> ren gelaſſen werden, biß er wiederum den<lb/> Hunden zu recht uͤberantwortet wird.<lb/> Und damit er nicht umkehren moͤge, muͤſ-<lb/> ſen zu beyden Seiten die andern <hi rendition="#aq">ſecundi-</hi><lb/> ren, damit ſie acht haben, daß der Hirſch<lb/> nicht abſpringe, einen andern friſchen<lb/> Hirſch auftreibe, und ſich an deſſen<lb/> Stelle druͤcke, oder unter die andern<lb/><hi rendition="#aq">meli</hi>re.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 13.</head> <p>Die Jagd-<hi rendition="#aq">Pagen,</hi> Ober-Hun-<lb/> de-Knechte, und alle diejenigen <hi rendition="#aq">Volontairs</hi><lb/> ſollen der Jagd folgen, und die zuruͤckblei-<lb/> bende langſame Hunde ſammlen, und<lb/> zum Hauffen bringen helffen. Auch ſol-<lb/> len die zu Pferd, da ſie uͤber einen Weg<lb/> kommen, woruͤber der Hirſch <hi rendition="#aq">paſſi</hi>ret, die<lb/> Gefaͤhrde genau betrachten, und im Ja-<lb/> gen die Augen allezeit nach dem Boden<lb/> richten, ob es auch noch wuͤrcklich ihr er-<lb/> ſterer Hirſch ſey, ſich deſſen im Nothfall<lb/> zu bedienen, und die Hunde, daferne ſie<lb/> an den unrechten gerathen waͤren, wieder-<lb/> um an den vorigten zu bringen, wo-<lb/> durch ſie endlich mercken, daß ſie unrecht<lb/> geweſen, und den vorigten Fehler mit<lb/> deſto groͤſſerer Begierde gern verbeſſern<lb/> wollen. Wann nun die erſtern abgelaſ-<lb/> ſenen Hunde nach der <hi rendition="#aq">Relais</hi> oder Vorla-<lb/> ge kommen, und bereits muͤde worden,<lb/> der Hirſch aber dennoch verbey <hi rendition="#aq">paſſi</hi>ret,<lb/> muͤſſen ſodann von der <hi rendition="#aq">Relais</hi> ſowohl fri-<lb/> ſche Hunde, doch nicht ſogleich anfaͤnglich,<lb/> ſondern in etwas hernach gelaſſen werden,<lb/> damit ſie gleichfalls den Geruch des Hir-<lb/> ſches ſich wohl <hi rendition="#aq">imprimi</hi>ren, und dem<lb/> Hirſch nachjagen koͤnnen: Der <hi rendition="#aq">Piqueur</hi><lb/> muß aber auch ein friſches Pferd ergreif-<lb/> fen, und den Hirſch ferner zu <hi rendition="#aq">forci</hi>ren<lb/> begierig, doch bedachtſam nacheilen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 14.</head> <p>Es ſollen auch nur allein<lb/> diejenigen, ſo nahe hinter denen er-<lb/> ſtern Hunden reuten, um ſie damit zu<lb/><hi rendition="#aq">encouragi</hi>ren, blaſen; die letztern aber,<lb/> oder die auf der <hi rendition="#aq">Relais,</hi> ob ſie auch<lb/> ſchon den Hirſch anſichtig wuͤrden, ſollen<lb/> nicht blaſen, dann dieſes <hi rendition="#aq">Alarm</hi> die Hunde<lb/> nur <hi rendition="#aq">confundi</hi>ren wuͤrde. Wann nun<lb/> der Hirſch an einen flieſſenden Strohm<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K k 2</fw><fw place="bottom" type="catch">kaͤme,</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [259/0399]
Ceremoniel, bey der Par-Force-Jagd.
Hunden nachziehen, und ſo er befaͤnde,
daß der Hirſch ſeinem Gebrauch nach ei-
nige liſtige Wiedergaͤnge gethan, ehe er ſich
gelagert haͤtte, muͤſſen die andern hin-
ter ihm ſtockſtille ſtehen, und beduͤrf-
fenden Falls rechts und lincks vorgreiffen,
den Hirſch zu finden, mit dem Zuſpruch:
Ho, Too, Ho, Too, damit die Hunde
nachkommen.
§. 11.So bald er nun ein Geraͤuſche
von duͤrrem Laub oder Stauden hoͤret,
und vermuthet, daß der Hirſch aufſtuͤnde,
ſchreyet er laut aus vollem Halſe: Habt
Acht, Habt Acht, und diejenigen, ſo hin-
ter den Hunden herreuten, wie auch
die, welche auſſen herum auf denen
Relais ſind, zu warnen, daß ſie wohl acht
haben moͤgen, den Hirſch zu ſehen, und
deſſen Groͤſſe, Gewaͤchſe, Statur, Farbe
und Gehoͤrn wohl zu bemercken. Der ihn
nun, wie gemeldet, beſtaͤtiget gehabt, und
folglich aufgeſprenget, muß die fluͤchtige
Fahrde des Hirſches genau wahrnehmen,
an dem Ort, da er aufgeſprungen, ob die
Gefaͤhrd des Hirſches groß von gemach-
ten Scheeren, lang und breit geſchoben,
damit er ſie hernach wieder kenne, inglei-
chen ob das daſelbſt gefallene Geloß dem
vorigten, da er beſtaͤtiget, in allem gleich
und aͤhnlich ſey. So nun alles richtig,
und er zu forciren Permiſſion hat, hat er
die Ehre zu allererſt in ſein Horn zu bla-
ſen, alsdenn thun die Ober-Jaͤger-Mei-
ſter, und die andern Nachgeſetzten derglei-
chen. Maſſen ein jeder bey der Par-Force-
Jagd zu Pferde ſein Par-Force-Horn um
den Halß tragen muß, ſonſten er hierzu
nicht zu admittiren iſt.
§. 12.Wann nun unſer Hirſch von
dem Hunde etwan ein paar tauſend
Schritt forciret und recht durchhitzet iſt,
wird ihm ſodann gleich ſofort aͤngſtiglich,
davon er noch mehr fluͤchtiger wird, und
ſein gantzes Vermoͤgen, um ſich zu ſalvi-
ren, daran ſtrecket, wodurch er nicht al-
lein ſich aus dem Athem lauffet, und die
Gefaͤhrde groß machet, ſondern auch, weil
er durch und durch erhitzet worden, denen
Hunden in ſeiner Gefaͤhrd einen zehnfach
vielmehr und ſtaͤrckern Geruch, als die
Hunde von andern ſchwachen, und kal-
ten Faͤhrden haben koͤnnen, verurſachet.
Und muß der Jaͤger derer Hunde ihre er-
ſtere allzu groſſe hitzige Begierde anfaͤng-
lich vorbey laſſen, ihnen den Hirſch zu for-
ciren gemaͤchlich uͤberantworten, damit
die Hunde den Hirſch vorhero ſich recht
imprimiren koͤnnen, und deſto beſſer be-
haupten moͤgen, auch deswegen anfaͤng-
lich nicht gar zu offt und viel blaſen. Die-
weilen nun wohl bekandt, daß ein Hirſch
vielleicht wohl moͤchte wiederum dahin
lauffen, woher er gekommen, oder ge-
wechſelt, oder einen Wiedergang im Ge-
dickigte vornehmen, abſpringen, ſich ver-
kriechen, oder druͤcken, und alſo die Hun-
de vorbey laſſen, muß demſelben eiligſt
vorgegriffen, und keine Zeit zu reſpiri-
ren gelaſſen werden, biß er wiederum den
Hunden zu recht uͤberantwortet wird.
Und damit er nicht umkehren moͤge, muͤſ-
ſen zu beyden Seiten die andern ſecundi-
ren, damit ſie acht haben, daß der Hirſch
nicht abſpringe, einen andern friſchen
Hirſch auftreibe, und ſich an deſſen
Stelle druͤcke, oder unter die andern
melire.
§. 13.Die Jagd-Pagen, Ober-Hun-
de-Knechte, und alle diejenigen Volontairs
ſollen der Jagd folgen, und die zuruͤckblei-
bende langſame Hunde ſammlen, und
zum Hauffen bringen helffen. Auch ſol-
len die zu Pferd, da ſie uͤber einen Weg
kommen, woruͤber der Hirſch paſſiret, die
Gefaͤhrde genau betrachten, und im Ja-
gen die Augen allezeit nach dem Boden
richten, ob es auch noch wuͤrcklich ihr er-
ſterer Hirſch ſey, ſich deſſen im Nothfall
zu bedienen, und die Hunde, daferne ſie
an den unrechten gerathen waͤren, wieder-
um an den vorigten zu bringen, wo-
durch ſie endlich mercken, daß ſie unrecht
geweſen, und den vorigten Fehler mit
deſto groͤſſerer Begierde gern verbeſſern
wollen. Wann nun die erſtern abgelaſ-
ſenen Hunde nach der Relais oder Vorla-
ge kommen, und bereits muͤde worden,
der Hirſch aber dennoch verbey paſſiret,
muͤſſen ſodann von der Relais ſowohl fri-
ſche Hunde, doch nicht ſogleich anfaͤnglich,
ſondern in etwas hernach gelaſſen werden,
damit ſie gleichfalls den Geruch des Hir-
ſches ſich wohl imprimiren, und dem
Hirſch nachjagen koͤnnen: Der Piqueur
muß aber auch ein friſches Pferd ergreif-
fen, und den Hirſch ferner zu forciren
begierig, doch bedachtſam nacheilen.
§. 14.Es ſollen auch nur allein
diejenigen, ſo nahe hinter denen er-
ſtern Hunden reuten, um ſie damit zu
encouragiren, blaſen; die letztern aber,
oder die auf der Relais, ob ſie auch
ſchon den Hirſch anſichtig wuͤrden, ſollen
nicht blaſen, dann dieſes Alarm die Hunde
nur confundiren wuͤrde. Wann nun
der Hirſch an einen flieſſenden Strohm
kaͤme,
K k 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |