[Spaltenumbruch]
Hunden nachziehen, und so er befände, daß der Hirsch seinem Gebrauch nach ei- nige listige Wiedergänge gethan, ehe er sich gelagert hätte, müssen die andern hin- ter ihm stockstille stehen, und bedürf- fenden Falls rechts und lincks vorgreiffen, den Hirsch zu finden, mit dem Zuspruch: Ho, Too, Ho, Too, damit die Hunde nachkommen.
§. 11.
So bald er nun ein Geräusche von dürrem Laub oder Stauden höret, und vermuthet, daß der Hirsch aufstünde, schreyet er laut aus vollem Halse: Habt Acht, Habt Acht, und diejenigen, so hin- ter den Hunden herreuten, wie auch die, welche aussen herum auf denen Relais sind, zu warnen, daß sie wohl acht haben mögen, den Hirsch zu sehen, und dessen Grösse, Gewächse, Statur, Farbe und Gehörn wohl zu bemercken. Der ihn nun, wie gemeldet, bestätiget gehabt, und folglich aufgesprenget, muß die flüchtige Fahrde des Hirsches genau wahrnehmen, an dem Ort, da er aufgesprungen, ob die Gefährd des Hirsches groß von gemach- ten Scheeren, lang und breit geschoben, damit er sie hernach wieder kenne, inglei- chen ob das daselbst gefallene Geloß dem vorigten, da er bestätiget, in allem gleich und ähnlich sey. So nun alles richtig, und er zu forciren Permission hat, hat er die Ehre zu allererst in sein Horn zu bla- sen, alsdenn thun die Ober-Jäger-Mei- ster, und die andern Nachgesetzten derglei- chen. Massen ein jeder bey der Par-Force- Jagd zu Pferde sein Par-Force-Horn um den Halß tragen muß, sonsten er hierzu nicht zu admittiren ist.
§. 12.
Wann nun unser Hirsch von dem Hunde etwan ein paar tausend Schritt forciret und recht durchhitzet ist, wird ihm sodann gleich sofort ängstiglich, davon er noch mehr flüchtiger wird, und sein gantzes Vermögen, um sich zu salvi- ren, daran strecket, wodurch er nicht al- lein sich aus dem Athem lauffet, und die Gefährde groß machet, sondern auch, weil er durch und durch erhitzet worden, denen Hunden in seiner Gefährd einen zehnfach vielmehr und stärckern Geruch, als die Hunde von andern schwachen, und kal- ten Fährden haben können, verursachet. Und muß der Jäger derer Hunde ihre er- stere allzu grosse hitzige Begierde anfäng- lich vorbey lassen, ihnen den Hirsch zu for- ciren gemächlich überantworten, damit die Hunde den Hirsch vorhero sich recht imprimiren können, und desto besser be- [Spaltenumbruch]
haupten mögen, auch deswegen anfäng- lich nicht gar zu offt und viel blasen. Die- weilen nun wohl bekandt, daß ein Hirsch vielleicht wohl möchte wiederum dahin lauffen, woher er gekommen, oder ge- wechselt, oder einen Wiedergang im Ge- dickigte vornehmen, abspringen, sich ver- kriechen, oder drücken, und also die Hun- de vorbey lassen, muß demselben eiligst vorgegriffen, und keine Zeit zu respiri- ren gelassen werden, biß er wiederum den Hunden zu recht überantwortet wird. Und damit er nicht umkehren möge, müs- sen zu beyden Seiten die andern secundi- ren, damit sie acht haben, daß der Hirsch nicht abspringe, einen andern frischen Hirsch auftreibe, und sich an dessen Stelle drücke, oder unter die andern melire.
§. 13.
Die Jagd-Pagen, Ober-Hun- de-Knechte, und alle diejenigen Volontairs sollen der Jagd folgen, und die zurückblei- bende langsame Hunde sammlen, und zum Hauffen bringen helffen. Auch sol- len die zu Pferd, da sie über einen Weg kommen, worüber der Hirsch passiret, die Gefährde genau betrachten, und im Ja- gen die Augen allezeit nach dem Boden richten, ob es auch noch würcklich ihr er- sterer Hirsch sey, sich dessen im Nothfall zu bedienen, und die Hunde, daferne sie an den unrechten gerathen wären, wieder- um an den vorigten zu bringen, wo- durch sie endlich mercken, daß sie unrecht gewesen, und den vorigten Fehler mit desto grösserer Begierde gern verbessern wollen. Wann nun die erstern abgelas- senen Hunde nach der Relais oder Vorla- ge kommen, und bereits müde worden, der Hirsch aber dennoch verbey passiret, müssen sodann von der Relais sowohl fri- sche Hunde, doch nicht sogleich anfänglich, sondern in etwas hernach gelassen werden, damit sie gleichfalls den Geruch des Hir- sches sich wohl imprimiren, und dem Hirsch nachjagen können: Der Piqueur muß aber auch ein frisches Pferd ergreif- fen, und den Hirsch ferner zu forciren begierig, doch bedachtsam nacheilen.
§. 14.
Es sollen auch nur allein diejenigen, so nahe hinter denen er- stern Hunden reuten, um sie damit zu encouragiren, blasen; die letztern aber, oder die auf der Relais, ob sie auch schon den Hirsch ansichtig würden, sollen nicht blasen, dann dieses Alarm die Hunde nur confundiren würde. Wann nun der Hirsch an einen fliessenden Strohm
käme,
K k 2
Ceremoniel, bey der Par-Force-Jagd.
[Spaltenumbruch]
Hunden nachziehen, und ſo er befaͤnde, daß der Hirſch ſeinem Gebrauch nach ei- nige liſtige Wiedergaͤnge gethan, ehe er ſich gelagert haͤtte, muͤſſen die andern hin- ter ihm ſtockſtille ſtehen, und beduͤrf- fenden Falls rechts und lincks vorgreiffen, den Hirſch zu finden, mit dem Zuſpruch: Ho, Too, Ho, Too, damit die Hunde nachkommen.
§. 11.
So bald er nun ein Geraͤuſche von duͤrrem Laub oder Stauden hoͤret, und vermuthet, daß der Hirſch aufſtuͤnde, ſchreyet er laut aus vollem Halſe: Habt Acht, Habt Acht, und diejenigen, ſo hin- ter den Hunden herreuten, wie auch die, welche auſſen herum auf denen Relais ſind, zu warnen, daß ſie wohl acht haben moͤgen, den Hirſch zu ſehen, und deſſen Groͤſſe, Gewaͤchſe, Statur, Farbe und Gehoͤrn wohl zu bemercken. Der ihn nun, wie gemeldet, beſtaͤtiget gehabt, und folglich aufgeſprenget, muß die fluͤchtige Fahrde des Hirſches genau wahrnehmen, an dem Ort, da er aufgeſprungen, ob die Gefaͤhrd des Hirſches groß von gemach- ten Scheeren, lang und breit geſchoben, damit er ſie hernach wieder kenne, inglei- chen ob das daſelbſt gefallene Geloß dem vorigten, da er beſtaͤtiget, in allem gleich und aͤhnlich ſey. So nun alles richtig, und er zu forciren Permiſſion hat, hat er die Ehre zu allererſt in ſein Horn zu bla- ſen, alsdenn thun die Ober-Jaͤger-Mei- ſter, und die andern Nachgeſetzten derglei- chen. Maſſen ein jeder bey der Par-Force- Jagd zu Pferde ſein Par-Force-Horn um den Halß tragen muß, ſonſten er hierzu nicht zu admittiren iſt.
§. 12.
Wann nun unſer Hirſch von dem Hunde etwan ein paar tauſend Schritt forciret und recht durchhitzet iſt, wird ihm ſodann gleich ſofort aͤngſtiglich, davon er noch mehr fluͤchtiger wird, und ſein gantzes Vermoͤgen, um ſich zu ſalvi- ren, daran ſtrecket, wodurch er nicht al- lein ſich aus dem Athem lauffet, und die Gefaͤhrde groß machet, ſondern auch, weil er durch und durch erhitzet worden, denen Hunden in ſeiner Gefaͤhrd einen zehnfach vielmehr und ſtaͤrckern Geruch, als die Hunde von andern ſchwachen, und kal- ten Faͤhrden haben koͤnnen, verurſachet. Und muß der Jaͤger derer Hunde ihre er- ſtere allzu groſſe hitzige Begierde anfaͤng- lich vorbey laſſen, ihnen den Hirſch zu for- ciren gemaͤchlich uͤberantworten, damit die Hunde den Hirſch vorhero ſich recht imprimiren koͤnnen, und deſto beſſer be- [Spaltenumbruch]
haupten moͤgen, auch deswegen anfaͤng- lich nicht gar zu offt und viel blaſen. Die- weilen nun wohl bekandt, daß ein Hirſch vielleicht wohl moͤchte wiederum dahin lauffen, woher er gekommen, oder ge- wechſelt, oder einen Wiedergang im Ge- dickigte vornehmen, abſpringen, ſich ver- kriechen, oder druͤcken, und alſo die Hun- de vorbey laſſen, muß demſelben eiligſt vorgegriffen, und keine Zeit zu reſpiri- ren gelaſſen werden, biß er wiederum den Hunden zu recht uͤberantwortet wird. Und damit er nicht umkehren moͤge, muͤſ- ſen zu beyden Seiten die andern ſecundi- ren, damit ſie acht haben, daß der Hirſch nicht abſpringe, einen andern friſchen Hirſch auftreibe, und ſich an deſſen Stelle druͤcke, oder unter die andern melire.
§. 13.
Die Jagd-Pagen, Ober-Hun- de-Knechte, und alle diejenigen Volontairs ſollen der Jagd folgen, und die zuruͤckblei- bende langſame Hunde ſammlen, und zum Hauffen bringen helffen. Auch ſol- len die zu Pferd, da ſie uͤber einen Weg kommen, woruͤber der Hirſch paſſiret, die Gefaͤhrde genau betrachten, und im Ja- gen die Augen allezeit nach dem Boden richten, ob es auch noch wuͤrcklich ihr er- ſterer Hirſch ſey, ſich deſſen im Nothfall zu bedienen, und die Hunde, daferne ſie an den unrechten gerathen waͤren, wieder- um an den vorigten zu bringen, wo- durch ſie endlich mercken, daß ſie unrecht geweſen, und den vorigten Fehler mit deſto groͤſſerer Begierde gern verbeſſern wollen. Wann nun die erſtern abgelaſ- ſenen Hunde nach der Relais oder Vorla- ge kommen, und bereits muͤde worden, der Hirſch aber dennoch verbey paſſiret, muͤſſen ſodann von der Relais ſowohl fri- ſche Hunde, doch nicht ſogleich anfaͤnglich, ſondern in etwas hernach gelaſſen werden, damit ſie gleichfalls den Geruch des Hir- ſches ſich wohl imprimiren, und dem Hirſch nachjagen koͤnnen: Der Piqueur muß aber auch ein friſches Pferd ergreif- fen, und den Hirſch ferner zu forciren begierig, doch bedachtſam nacheilen.
§. 14.
Es ſollen auch nur allein diejenigen, ſo nahe hinter denen er- ſtern Hunden reuten, um ſie damit zu encouragiren, blaſen; die letztern aber, oder die auf der Relais, ob ſie auch ſchon den Hirſch anſichtig wuͤrden, ſollen nicht blaſen, dann dieſes Alarm die Hunde nur confundiren wuͤrde. Wann nun der Hirſch an einen flieſſenden Strohm
kaͤme,
K k 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0399"n="259"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Ceremoniel,</hi> bey der <hirendition="#aq">Par-Force-</hi>Jagd.</hi></fw><lb/><cb/>
Hunden nachziehen, und ſo er befaͤnde,<lb/>
daß der Hirſch ſeinem Gebrauch nach ei-<lb/>
nige liſtige Wiedergaͤnge gethan, ehe er ſich<lb/>
gelagert haͤtte, muͤſſen die andern hin-<lb/>
ter ihm ſtockſtille ſtehen, und beduͤrf-<lb/>
fenden Falls rechts und lincks vorgreiffen,<lb/>
den Hirſch zu finden, mit dem Zuſpruch:<lb/>
Ho, Too, Ho, Too, damit die Hunde<lb/>
nachkommen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 11.</head><p>So bald er nun ein Geraͤuſche<lb/>
von duͤrrem Laub oder Stauden hoͤret,<lb/>
und vermuthet, daß der Hirſch aufſtuͤnde,<lb/>ſchreyet er laut aus vollem Halſe: Habt<lb/>
Acht, Habt Acht, und diejenigen, ſo hin-<lb/>
ter den Hunden herreuten, wie auch<lb/>
die, welche auſſen herum auf denen<lb/><hirendition="#aq">Relais</hi>ſind, zu warnen, daß ſie wohl acht<lb/>
haben moͤgen, den Hirſch zu ſehen, und<lb/>
deſſen Groͤſſe, Gewaͤchſe, <hirendition="#aq">Statur,</hi> Farbe<lb/>
und Gehoͤrn wohl zu bemercken. Der ihn<lb/>
nun, wie gemeldet, beſtaͤtiget gehabt, und<lb/>
folglich aufgeſprenget, muß die fluͤchtige<lb/>
Fahrde des Hirſches genau wahrnehmen,<lb/>
an dem Ort, da er aufgeſprungen, ob die<lb/>
Gefaͤhrd des Hirſches groß von gemach-<lb/>
ten Scheeren, lang und breit geſchoben,<lb/>
damit er ſie hernach wieder kenne, inglei-<lb/>
chen ob das daſelbſt gefallene Geloß dem<lb/>
vorigten, da er beſtaͤtiget, in allem gleich<lb/>
und aͤhnlich ſey. So nun alles richtig,<lb/>
und er zu <hirendition="#aq">forci</hi>ren <hirendition="#aq">Permiſſion</hi> hat, hat er<lb/>
die Ehre zu allererſt in ſein Horn zu bla-<lb/>ſen, alsdenn thun die Ober-Jaͤger-Mei-<lb/>ſter, und die andern Nachgeſetzten derglei-<lb/>
chen. Maſſen ein jeder bey der <hirendition="#aq">Par-Force-</hi><lb/>
Jagd zu Pferde ſein <hirendition="#aq">Par-Force-</hi>Horn um<lb/>
den Halß tragen muß, ſonſten er hierzu<lb/>
nicht zu <hirendition="#aq">admitti</hi>ren iſt.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 12.</head><p>Wann nun unſer Hirſch von<lb/>
dem Hunde etwan ein paar tauſend<lb/>
Schritt <hirendition="#aq">forci</hi>ret und recht durchhitzet iſt,<lb/>
wird ihm ſodann gleich ſofort aͤngſtiglich,<lb/>
davon er noch mehr fluͤchtiger wird, und<lb/>ſein gantzes Vermoͤgen, um ſich zu <hirendition="#aq">ſalvi-</hi><lb/>
ren, daran ſtrecket, wodurch er nicht al-<lb/>
lein ſich aus dem Athem lauffet, und die<lb/>
Gefaͤhrde groß machet, ſondern auch, weil<lb/>
er durch und durch erhitzet worden, denen<lb/>
Hunden in ſeiner Gefaͤhrd einen zehnfach<lb/>
vielmehr und ſtaͤrckern Geruch, als die<lb/>
Hunde von andern ſchwachen, und kal-<lb/>
ten Faͤhrden haben koͤnnen, verurſachet.<lb/>
Und muß der Jaͤger derer Hunde ihre er-<lb/>ſtere allzu groſſe hitzige Begierde anfaͤng-<lb/>
lich vorbey laſſen, ihnen den Hirſch zu <hirendition="#aq">for-<lb/>
ci</hi>ren gemaͤchlich uͤberantworten, damit<lb/>
die Hunde den Hirſch vorhero ſich recht<lb/><hirendition="#aq">imprimi</hi>ren koͤnnen, und deſto beſſer be-<lb/><cb/>
haupten moͤgen, auch deswegen anfaͤng-<lb/>
lich nicht gar zu offt und viel blaſen. Die-<lb/>
weilen nun wohl bekandt, daß ein Hirſch<lb/>
vielleicht wohl moͤchte wiederum dahin<lb/>
lauffen, woher er gekommen, oder ge-<lb/>
wechſelt, oder einen Wiedergang im Ge-<lb/>
dickigte vornehmen, abſpringen, ſich ver-<lb/>
kriechen, oder druͤcken, und alſo die Hun-<lb/>
de vorbey laſſen, muß demſelben eiligſt<lb/>
vorgegriffen, und keine Zeit zu <hirendition="#aq">reſpiri-</hi><lb/>
ren gelaſſen werden, biß er wiederum den<lb/>
Hunden zu recht uͤberantwortet wird.<lb/>
Und damit er nicht umkehren moͤge, muͤſ-<lb/>ſen zu beyden Seiten die andern <hirendition="#aq">ſecundi-</hi><lb/>
ren, damit ſie acht haben, daß der Hirſch<lb/>
nicht abſpringe, einen andern friſchen<lb/>
Hirſch auftreibe, und ſich an deſſen<lb/>
Stelle druͤcke, oder unter die andern<lb/><hirendition="#aq">meli</hi>re.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 13.</head><p>Die Jagd-<hirendition="#aq">Pagen,</hi> Ober-Hun-<lb/>
de-Knechte, und alle diejenigen <hirendition="#aq">Volontairs</hi><lb/>ſollen der Jagd folgen, und die zuruͤckblei-<lb/>
bende langſame Hunde ſammlen, und<lb/>
zum Hauffen bringen helffen. Auch ſol-<lb/>
len die zu Pferd, da ſie uͤber einen Weg<lb/>
kommen, woruͤber der Hirſch <hirendition="#aq">paſſi</hi>ret, die<lb/>
Gefaͤhrde genau betrachten, und im Ja-<lb/>
gen die Augen allezeit nach dem Boden<lb/>
richten, ob es auch noch wuͤrcklich ihr er-<lb/>ſterer Hirſch ſey, ſich deſſen im Nothfall<lb/>
zu bedienen, und die Hunde, daferne ſie<lb/>
an den unrechten gerathen waͤren, wieder-<lb/>
um an den vorigten zu bringen, wo-<lb/>
durch ſie endlich mercken, daß ſie unrecht<lb/>
geweſen, und den vorigten Fehler mit<lb/>
deſto groͤſſerer Begierde gern verbeſſern<lb/>
wollen. Wann nun die erſtern abgelaſ-<lb/>ſenen Hunde nach der <hirendition="#aq">Relais</hi> oder Vorla-<lb/>
ge kommen, und bereits muͤde worden,<lb/>
der Hirſch aber dennoch verbey <hirendition="#aq">paſſi</hi>ret,<lb/>
muͤſſen ſodann von der <hirendition="#aq">Relais</hi>ſowohl fri-<lb/>ſche Hunde, doch nicht ſogleich anfaͤnglich,<lb/>ſondern in etwas hernach gelaſſen werden,<lb/>
damit ſie gleichfalls den Geruch des Hir-<lb/>ſches ſich wohl <hirendition="#aq">imprimi</hi>ren, und dem<lb/>
Hirſch nachjagen koͤnnen: Der <hirendition="#aq">Piqueur</hi><lb/>
muß aber auch ein friſches Pferd ergreif-<lb/>
fen, und den Hirſch ferner zu <hirendition="#aq">forci</hi>ren<lb/>
begierig, doch bedachtſam nacheilen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 14.</head><p>Es ſollen auch nur allein<lb/>
diejenigen, ſo nahe hinter denen er-<lb/>ſtern Hunden reuten, um ſie damit zu<lb/><hirendition="#aq">encouragi</hi>ren, blaſen; die letztern aber,<lb/>
oder die auf der <hirendition="#aq">Relais,</hi> ob ſie auch<lb/>ſchon den Hirſch anſichtig wuͤrden, ſollen<lb/>
nicht blaſen, dann dieſes <hirendition="#aq">Alarm</hi> die Hunde<lb/>
nur <hirendition="#aq">confundi</hi>ren wuͤrde. Wann nun<lb/>
der Hirſch an einen flieſſenden Strohm<lb/><fwplace="bottom"type="sig">K k 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">kaͤme,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[259/0399]
Ceremoniel, bey der Par-Force-Jagd.
Hunden nachziehen, und ſo er befaͤnde,
daß der Hirſch ſeinem Gebrauch nach ei-
nige liſtige Wiedergaͤnge gethan, ehe er ſich
gelagert haͤtte, muͤſſen die andern hin-
ter ihm ſtockſtille ſtehen, und beduͤrf-
fenden Falls rechts und lincks vorgreiffen,
den Hirſch zu finden, mit dem Zuſpruch:
Ho, Too, Ho, Too, damit die Hunde
nachkommen.
§. 11.So bald er nun ein Geraͤuſche
von duͤrrem Laub oder Stauden hoͤret,
und vermuthet, daß der Hirſch aufſtuͤnde,
ſchreyet er laut aus vollem Halſe: Habt
Acht, Habt Acht, und diejenigen, ſo hin-
ter den Hunden herreuten, wie auch
die, welche auſſen herum auf denen
Relais ſind, zu warnen, daß ſie wohl acht
haben moͤgen, den Hirſch zu ſehen, und
deſſen Groͤſſe, Gewaͤchſe, Statur, Farbe
und Gehoͤrn wohl zu bemercken. Der ihn
nun, wie gemeldet, beſtaͤtiget gehabt, und
folglich aufgeſprenget, muß die fluͤchtige
Fahrde des Hirſches genau wahrnehmen,
an dem Ort, da er aufgeſprungen, ob die
Gefaͤhrd des Hirſches groß von gemach-
ten Scheeren, lang und breit geſchoben,
damit er ſie hernach wieder kenne, inglei-
chen ob das daſelbſt gefallene Geloß dem
vorigten, da er beſtaͤtiget, in allem gleich
und aͤhnlich ſey. So nun alles richtig,
und er zu forciren Permiſſion hat, hat er
die Ehre zu allererſt in ſein Horn zu bla-
ſen, alsdenn thun die Ober-Jaͤger-Mei-
ſter, und die andern Nachgeſetzten derglei-
chen. Maſſen ein jeder bey der Par-Force-
Jagd zu Pferde ſein Par-Force-Horn um
den Halß tragen muß, ſonſten er hierzu
nicht zu admittiren iſt.
§. 12.Wann nun unſer Hirſch von
dem Hunde etwan ein paar tauſend
Schritt forciret und recht durchhitzet iſt,
wird ihm ſodann gleich ſofort aͤngſtiglich,
davon er noch mehr fluͤchtiger wird, und
ſein gantzes Vermoͤgen, um ſich zu ſalvi-
ren, daran ſtrecket, wodurch er nicht al-
lein ſich aus dem Athem lauffet, und die
Gefaͤhrde groß machet, ſondern auch, weil
er durch und durch erhitzet worden, denen
Hunden in ſeiner Gefaͤhrd einen zehnfach
vielmehr und ſtaͤrckern Geruch, als die
Hunde von andern ſchwachen, und kal-
ten Faͤhrden haben koͤnnen, verurſachet.
Und muß der Jaͤger derer Hunde ihre er-
ſtere allzu groſſe hitzige Begierde anfaͤng-
lich vorbey laſſen, ihnen den Hirſch zu for-
ciren gemaͤchlich uͤberantworten, damit
die Hunde den Hirſch vorhero ſich recht
imprimiren koͤnnen, und deſto beſſer be-
haupten moͤgen, auch deswegen anfaͤng-
lich nicht gar zu offt und viel blaſen. Die-
weilen nun wohl bekandt, daß ein Hirſch
vielleicht wohl moͤchte wiederum dahin
lauffen, woher er gekommen, oder ge-
wechſelt, oder einen Wiedergang im Ge-
dickigte vornehmen, abſpringen, ſich ver-
kriechen, oder druͤcken, und alſo die Hun-
de vorbey laſſen, muß demſelben eiligſt
vorgegriffen, und keine Zeit zu reſpiri-
ren gelaſſen werden, biß er wiederum den
Hunden zu recht uͤberantwortet wird.
Und damit er nicht umkehren moͤge, muͤſ-
ſen zu beyden Seiten die andern ſecundi-
ren, damit ſie acht haben, daß der Hirſch
nicht abſpringe, einen andern friſchen
Hirſch auftreibe, und ſich an deſſen
Stelle druͤcke, oder unter die andern
melire.
§. 13.Die Jagd-Pagen, Ober-Hun-
de-Knechte, und alle diejenigen Volontairs
ſollen der Jagd folgen, und die zuruͤckblei-
bende langſame Hunde ſammlen, und
zum Hauffen bringen helffen. Auch ſol-
len die zu Pferd, da ſie uͤber einen Weg
kommen, woruͤber der Hirſch paſſiret, die
Gefaͤhrde genau betrachten, und im Ja-
gen die Augen allezeit nach dem Boden
richten, ob es auch noch wuͤrcklich ihr er-
ſterer Hirſch ſey, ſich deſſen im Nothfall
zu bedienen, und die Hunde, daferne ſie
an den unrechten gerathen waͤren, wieder-
um an den vorigten zu bringen, wo-
durch ſie endlich mercken, daß ſie unrecht
geweſen, und den vorigten Fehler mit
deſto groͤſſerer Begierde gern verbeſſern
wollen. Wann nun die erſtern abgelaſ-
ſenen Hunde nach der Relais oder Vorla-
ge kommen, und bereits muͤde worden,
der Hirſch aber dennoch verbey paſſiret,
muͤſſen ſodann von der Relais ſowohl fri-
ſche Hunde, doch nicht ſogleich anfaͤnglich,
ſondern in etwas hernach gelaſſen werden,
damit ſie gleichfalls den Geruch des Hir-
ſches ſich wohl imprimiren, und dem
Hirſch nachjagen koͤnnen: Der Piqueur
muß aber auch ein friſches Pferd ergreif-
fen, und den Hirſch ferner zu forciren
begierig, doch bedachtſam nacheilen.
§. 14.Es ſollen auch nur allein
diejenigen, ſo nahe hinter denen er-
ſtern Hunden reuten, um ſie damit zu
encouragiren, blaſen; die letztern aber,
oder die auf der Relais, ob ſie auch
ſchon den Hirſch anſichtig wuͤrden, ſollen
nicht blaſen, dann dieſes Alarm die Hunde
nur confundiren wuͤrde. Wann nun
der Hirſch an einen flieſſenden Strohm
kaͤme,
K k 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/399>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.