Dritten Th. 51. Cap. vom Weyde-Messer am Röm. Käyserl. Hof.
[Spaltenumbruch]
re Besoldungen gegen Vorweisung eines von dem Ober-Jäger-Meister gegebe- nen Certificats bezahlet.
Das 51. Capitel/ Nachricht/ mit was vor Cere- monien das Weyde-Messer am Römischen Käyserlichen Hofe pflegt gegeben zu werden.
§. 1.
Die grossen mit Zeugen, Netzen und Tüchern angestellten Hirsch-Jagden sind kostbar, gehören meistentheils nur für die Landes-Fürsten und grossen Herrn, weil man viel Garn, viel Jäger- Hunde, Wägen, und andere Leute dazu bedarf, da wird das Wild, roth und schwartzes, wenn es die rechte Zeit ist, von weiten her in ein grosses Gejagd getrie- ben, und eingeschlossen. Darnach wer- den an einem Ort, wo die Garne und Wehr-Tücher ziemlich enge zusammen gezogen, Zelten und Schirme aufgeschla- gen, dabey das gejagte Wild nothwendig auf 15. oder 20. mehr oder weniger, Ellen vorbey passiren muß; Jm Schirm, wel- cher bey Jhro Kayserl. Majestät Jagden, an einem beqvemen Ort aufgeschlagen, und ein schönes grosses Zelt, dessen Man- tel beyderseits herab gelassen, oder sonst eine von Bretern oder Laubwerck dazu bereitete Hütte aptirt wird, befinden sich die hohen und grossen Personen, sammt allen anwesenden Hof-Damen, Abge- sandten, Cammer-Herren und Cavalliers, da legt sich meistens Jhro Käyserl. Ma- jestät selbst auf Dero Käyserliche Gemah- lin, bißweilen auch andere anwesende ho- he Fürstliche Personen, oder dero hohen Ministres in dem Anschlag, und sobald ein Wildpräth vorbey passiret, wird es im Vorüberlauffen geschossen, daß meisten- theils Knall und Fall beysammen, und ihm darauf ein Fang gegeben, und es ne- ben dem Gezelt hingelegt.
§. 2.
Wenn nun ohngefähr iemand unter den anwesenden Cavallieren und Damen, indem manche Arglistige mit besondern Fleiß Ursach dazu veranlassen, ein Wort schiessen läst, so der Weyde-Leute Regeln und Sprüchen zuwider ist, wird er von dem nächsten dem besten bey Jhro Majestät dem Obristen Land-Jäger-Meister an- geklagt, darauf muß der Verbrecher über ein Stück Wild sich legen, und werden [Spaltenumbruch]
ihm von dem Land-Jäger-Meister, oder Forst-Meister mit einem Weyde-Messer etliche Streiche auf das Gesässe gegeben, und das endigt sich mit einem Gelächter; Jn währender Action aber müssen alle Cavalliers, so gegenwärtig sind, mit ent- blößten Degen stehen, und wer solches unterläßt, oder vergißt, wird gleichfalls angeklagt, und muß das Weyde-Messer leiden; Also kommt offt eine unschuldige und unnachtheilige Spaß-Straffe aus der andern, und ist so gar auch das Frauenzimmer davon nicht befreyet, deme, wenn sie von hoher Herkunfft, zu Zei- ten das Weyde-Messer von Jhro Maje- stät dem Käyser selbsten, insgemein aber nur von dem Land-Jäger-Meister oder nächsten Bedienten nach ihm gegeben wird. Dis ist am Käyserlichen Hofe das gebräuchlichste Jagen, und noch anmu- thiger, wenn es in den Auen, neben der Donau, wo sie sich in etliche Arme aus- theilet, gehalten wird, da man das Wild durch das Wasser treibt, und fället, wel- che man insgemein Wasser-Jagden nen- net, und bey anmuthigen Wetter eine doppelte Lust verursacht. Die meiste Mühe haben in solchen Jagden die Forst- Meister und Jäger, die das Wild zusam- men treiben, bestätigen, und umhetzen, damit die Herrschafft Lust, und keinen Verdruß davon empfinde. Eine solche Lust-Jagd ist Anno 1666 in dem Prater genandt, den 15. und 16. Decemb. dabey Jhro Majestät Käyser Leopoldus mit sei- ner Käyserlichen Gemahlin, Frauen Margaretha Königlichen Jnfantin aus Spanien, selbst gewesen, theils mit Hir- schen, theils auch von wilden Schweinen, Bären, Füchsen und Wölffen etc. gehal- ten worden.
Das 52. Capitel/ Ceremoniel, so bey der Par- force-Jagd vom Anfang bis zu En- de pfleget observiret zu werden.
§. 1.
Wann der König oder sonst ein vor- nehmer Herr par-Force zu jagen willens ist, und der Ober-Jäger-Meister hierzu beordret, dieser aber ferner dem unter sich habenden Jagd-Officier, Ca- vallier oder Jagd-Juncker, so die Tour
hat,
Dritten Th. 51. Cap. vom Weyde-Meſſer am Roͤm. Kaͤyſerl. Hof.
[Spaltenumbruch]
re Beſoldungen gegen Vorweiſung eines von dem Ober-Jaͤger-Meiſter gegebe- nen Certificats bezahlet.
Das 51. Capitel/ Nachricht/ mit was vor Cere- monien das Weyde-Meſſer am Roͤmiſchen Kaͤyſerlichen Hofe pflegt gegeben zu werden.
§. 1.
Die groſſen mit Zeugen, Netzen und Tuͤchern angeſtellten Hirſch-Jagden ſind koſtbar, gehoͤren meiſtentheils nur fuͤr die Landes-Fuͤrſten und groſſen Herrn, weil man viel Garn, viel Jaͤger- Hunde, Waͤgen, und andere Leute dazu bedarf, da wird das Wild, roth und ſchwartzes, wenn es die rechte Zeit iſt, von weiten her in ein groſſes Gejagd getrie- ben, und eingeſchloſſen. Darnach wer- den an einem Ort, wo die Garne und Wehr-Tuͤcher ziemlich enge zuſammen gezogen, Zelten und Schirme aufgeſchla- gen, dabey das gejagte Wild nothwendig auf 15. oder 20. mehr oder weniger, Ellen vorbey paſſiren muß; Jm Schirm, wel- cher bey Jhro Kayſerl. Majeſtaͤt Jagden, an einem beqvemen Ort aufgeſchlagen, und ein ſchoͤnes groſſes Zelt, deſſen Man- tel beyderſeits herab gelaſſen, oder ſonſt eine von Bretern oder Laubwerck dazu bereitete Huͤtte aptirt wird, befinden ſich die hohen und groſſen Perſonen, ſammt allen anweſenden Hof-Damen, Abge- ſandten, Cammer-Herren und Cavalliers, da legt ſich meiſtens Jhro Kaͤyſerl. Ma- jeſtaͤt ſelbſt auf Dero Kaͤyſerliche Gemah- lin, bißweilen auch andere anweſende ho- he Fuͤrſtliche Perſonen, oder dero hohen Miniſtres in dem Anſchlag, und ſobald ein Wildpraͤth vorbey paſſiret, wird es im Voruͤberlauffen geſchoſſen, daß meiſten- theils Knall und Fall beyſammen, und ihm darauf ein Fang gegeben, und es ne- ben dem Gezelt hingelegt.
§. 2.
Weñ nun ohngefaͤhr iemand unter den anweſenden Cavallieren und Damen, indem manche Argliſtige mit beſondern Fleiß Urſach dazu veranlaſſen, ein Wort ſchieſſen laͤſt, ſo der Weyde-Leute Regeln und Spruͤchen zuwider iſt, wiꝛd er von dem naͤchſten dem beſten bey Jhro Majeſtaͤt dem Obriſten Land-Jaͤger-Meiſter an- geklagt, darauf muß der Verbrecher uͤber ein Stuͤck Wild ſich legen, und werden [Spaltenumbruch]
ihm von dem Land-Jaͤger-Meiſter, oder Forſt-Meiſter mit einem Weyde-Meſſer etliche Streiche auf das Geſaͤſſe gegeben, und das endigt ſich mit einem Gelaͤchter; Jn waͤhrender Action aber muͤſſen alle Cavalliers, ſo gegenwaͤrtig ſind, mit ent- bloͤßten Degen ſtehen, und wer ſolches unterlaͤßt, oder vergißt, wird gleichfalls angeklagt, und muß das Weyde-Meſſer leiden; Alſo kommt offt eine unſchuldige und unnachtheilige Spaß-Straffe aus der andern, und iſt ſo gar auch das Frauenzim̃er davon nicht befreyet, deme, wenn ſie von hoher Herkunfft, zu Zei- ten das Weyde-Meſſer von Jhro Maje- ſtaͤt dem Kaͤyſer ſelbſten, insgemein aber nur von dem Land-Jaͤger-Meiſter oder naͤchſten Bedienten nach ihm gegeben wird. Dis iſt am Kaͤyſerlichen Hofe das gebraͤuchlichſte Jagen, und noch anmu- thiger, wenn es in den Auen, neben der Donau, wo ſie ſich in etliche Arme aus- theilet, gehalten wird, da man das Wild durch das Waſſer treibt, und faͤllet, wel- che man insgemein Waſſer-Jagden nen- net, und bey anmuthigen Wetter eine doppelte Luſt verurſacht. Die meiſte Muͤhe haben in ſolchen Jagden die Forſt- Meiſter und Jaͤger, die das Wild zuſam- men treiben, beſtaͤtigen, und umhetzen, damit die Herrſchafft Luſt, und keinen Verdruß davon empfinde. Eine ſolche Luſt-Jagd iſt Anno 1666 in dem Prater genandt, den 15. und 16. Decemb. dabey Jhro Majeſtaͤt Kaͤyſer Leopoldus mit ſei- ner Kaͤyſerlichen Gemahlin, Frauen Margaretha Koͤniglichen Jnfantin aus Spanien, ſelbſt geweſen, theils mit Hir- ſchen, theils auch von wilden Schweinen, Baͤren, Fuͤchſen und Woͤlffen ꝛc. gehal- ten worden.
Das 52. Capitel/ Ceremoniel, ſo bey der Par- force-Jagd vom Anfang bis zu En- de pfleget obſerviret zu werden.
§. 1.
Wann der Koͤnig oder ſonſt ein vor- nehmer Herr par-Force zu jagen willens iſt, und der Ober-Jaͤger-Meiſter hierzu beordret, dieſer aber ferner dem unter ſich habenden Jagd-Officier, Ca- vallier oder Jagd-Juncker, ſo die Tour
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Dritten Th. 51. Cap. vom Weyde-Meſſer am Roͤm. Kaͤyſerl. Hof.
re Beſoldungen gegen Vorweiſung eines
von dem Ober-Jaͤger-Meiſter gegebe-
nen Certificats bezahlet.
Das 51. Capitel/
Nachricht/ mit was vor Cere-
monien das Weyde-Meſſer am
Roͤmiſchen Kaͤyſerlichen Hofe
pflegt gegeben zu werden.
§. 1.
Die groſſen mit Zeugen, Netzen und
Tuͤchern angeſtellten Hirſch-Jagden
ſind koſtbar, gehoͤren meiſtentheils nur
fuͤr die Landes-Fuͤrſten und groſſen
Herrn, weil man viel Garn, viel Jaͤger-
Hunde, Waͤgen, und andere Leute dazu
bedarf, da wird das Wild, roth und
ſchwartzes, wenn es die rechte Zeit iſt, von
weiten her in ein groſſes Gejagd getrie-
ben, und eingeſchloſſen. Darnach wer-
den an einem Ort, wo die Garne und
Wehr-Tuͤcher ziemlich enge zuſammen
gezogen, Zelten und Schirme aufgeſchla-
gen, dabey das gejagte Wild nothwendig
auf 15. oder 20. mehr oder weniger, Ellen
vorbey paſſiren muß; Jm Schirm, wel-
cher bey Jhro Kayſerl. Majeſtaͤt Jagden,
an einem beqvemen Ort aufgeſchlagen,
und ein ſchoͤnes groſſes Zelt, deſſen Man-
tel beyderſeits herab gelaſſen, oder ſonſt
eine von Bretern oder Laubwerck dazu
bereitete Huͤtte aptirt wird, befinden ſich
die hohen und groſſen Perſonen, ſammt
allen anweſenden Hof-Damen, Abge-
ſandten, Cammer-Herren und Cavalliers,
da legt ſich meiſtens Jhro Kaͤyſerl. Ma-
jeſtaͤt ſelbſt auf Dero Kaͤyſerliche Gemah-
lin, bißweilen auch andere anweſende ho-
he Fuͤrſtliche Perſonen, oder dero hohen
Miniſtres in dem Anſchlag, und ſobald ein
Wildpraͤth vorbey paſſiret, wird es im
Voruͤberlauffen geſchoſſen, daß meiſten-
theils Knall und Fall beyſammen, und
ihm darauf ein Fang gegeben, und es ne-
ben dem Gezelt hingelegt.
§. 2.Weñ nun ohngefaͤhr iemand unter
den anweſenden Cavallieren und Damen,
indem manche Argliſtige mit beſondern
Fleiß Urſach dazu veranlaſſen, ein Wort
ſchieſſen laͤſt, ſo der Weyde-Leute Regeln
und Spruͤchen zuwider iſt, wiꝛd er von dem
naͤchſten dem beſten bey Jhro Majeſtaͤt
dem Obriſten Land-Jaͤger-Meiſter an-
geklagt, darauf muß der Verbrecher uͤber
ein Stuͤck Wild ſich legen, und werden
ihm von dem Land-Jaͤger-Meiſter, oder
Forſt-Meiſter mit einem Weyde-Meſſer
etliche Streiche auf das Geſaͤſſe gegeben,
und das endigt ſich mit einem Gelaͤchter;
Jn waͤhrender Action aber muͤſſen alle
Cavalliers, ſo gegenwaͤrtig ſind, mit ent-
bloͤßten Degen ſtehen, und wer ſolches
unterlaͤßt, oder vergißt, wird gleichfalls
angeklagt, und muß das Weyde-Meſſer
leiden; Alſo kommt offt eine unſchuldige
und unnachtheilige Spaß-Straffe aus
der andern, und iſt ſo gar auch das
Frauenzim̃er davon nicht befreyet, deme,
wenn ſie von hoher Herkunfft, zu Zei-
ten das Weyde-Meſſer von Jhro Maje-
ſtaͤt dem Kaͤyſer ſelbſten, insgemein aber
nur von dem Land-Jaͤger-Meiſter oder
naͤchſten Bedienten nach ihm gegeben
wird. Dis iſt am Kaͤyſerlichen Hofe das
gebraͤuchlichſte Jagen, und noch anmu-
thiger, wenn es in den Auen, neben der
Donau, wo ſie ſich in etliche Arme aus-
theilet, gehalten wird, da man das Wild
durch das Waſſer treibt, und faͤllet, wel-
che man insgemein Waſſer-Jagden nen-
net, und bey anmuthigen Wetter eine
doppelte Luſt verurſacht. Die meiſte
Muͤhe haben in ſolchen Jagden die Forſt-
Meiſter und Jaͤger, die das Wild zuſam-
men treiben, beſtaͤtigen, und umhetzen,
damit die Herrſchafft Luſt, und keinen
Verdruß davon empfinde. Eine ſolche
Luſt-Jagd iſt Anno 1666 in dem Prater
genandt, den 15. und 16. Decemb. dabey
Jhro Majeſtaͤt Kaͤyſer Leopoldus mit ſei-
ner Kaͤyſerlichen Gemahlin, Frauen
Margaretha Koͤniglichen Jnfantin aus
Spanien, ſelbſt geweſen, theils mit Hir-
ſchen, theils auch von wilden Schweinen,
Baͤren, Fuͤchſen und Woͤlffen ꝛc. gehal-
ten worden.
Das 52. Capitel/
Ceremoniel, ſo bey der Par-
force-Jagd vom Anfang bis zu En-
de pfleget obſerviret zu
werden.
§. 1.
Wann der Koͤnig oder ſonſt ein vor-
nehmer Herr par-Force zu jagen
willens iſt, und der Ober-Jaͤger-Meiſter
hierzu beordret, dieſer aber ferner dem
unter ſich habenden Jagd-Officier, Ca-
vallier oder Jagd-Juncker, ſo die Tour
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/396>, abgerufen am 22.02.2025.
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