Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Dritten Th. 51. Cap. vom Weyde-Messer am Röm. Käyserl. Hof. [Spaltenumbruch]
re Besoldungen gegen Vorweisung einesvon dem Ober-Jäger-Meister gegebe- nen Certificats bezahlet. Das 51. Capitel/ Nachricht/ mit was vor Cere- monien das Weyde-Messer am Römischen Käyserlichen Hofe pflegt gegeben zu werden. §. 1. Die grossen mit Zeugen, Netzen und §. 2. Wenn nun ohngefähr iemand unter Das 52. Capitel/ Ceremoniel, so bey der Par- force-Jagd vom Anfang bis zu En- de pfleget observiret zu werden. §. 1. Wann der König oder sonst ein vor- hat,
Dritten Th. 51. Cap. vom Weyde-Meſſer am Roͤm. Kaͤyſerl. Hof. [Spaltenumbruch]
re Beſoldungen gegen Vorweiſung einesvon dem Ober-Jaͤger-Meiſter gegebe- nen Certificats bezahlet. Das 51. Capitel/ Nachricht/ mit was vor Cere- monien das Weyde-Meſſer am Roͤmiſchen Kaͤyſerlichen Hofe pflegt gegeben zu werden. §. 1. Die groſſen mit Zeugen, Netzen und §. 2. Weñ nun ohngefaͤhr iemand unter Das 52. Capitel/ Ceremoniel, ſo bey der Par- force-Jagd vom Anfang bis zu En- de pfleget obſerviret zu werden. §. 1. Wann der Koͤnig oder ſonſt ein vor- hat,
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Darnach wer-<lb/> den an einem Ort, wo die Garne und<lb/> Wehr-Tuͤcher ziemlich enge zuſammen<lb/> gezogen, Zelten und Schirme aufgeſchla-<lb/> gen, dabey das gejagte Wild nothwendig<lb/> auf 15. oder 20. mehr oder weniger, Ellen<lb/> vorbey <hi rendition="#aq">paſſi</hi>ren muß; Jm Schirm, wel-<lb/> cher bey Jhro Kayſerl. Majeſtaͤt Jagden,<lb/> an einem beqvemen Ort aufgeſchlagen,<lb/> und ein ſchoͤnes groſſes Zelt, deſſen Man-<lb/> tel beyderſeits herab gelaſſen, oder ſonſt<lb/> eine von Bretern oder Laubwerck dazu<lb/> bereitete Huͤtte <hi rendition="#aq">apti</hi>rt wird, befinden ſich<lb/> die hohen und groſſen Perſonen, ſammt<lb/> allen anweſenden Hof-Damen, Abge-<lb/> ſandten, Cammer-Herren und <hi rendition="#aq">Cavalliers,</hi><lb/> da legt ſich meiſtens Jhro Kaͤyſerl. 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Dis iſt am Kaͤyſerlichen Hofe das<lb/> gebraͤuchlichſte Jagen, und noch anmu-<lb/> thiger, wenn es in den Auen, neben der<lb/> Donau, wo ſie ſich in etliche Arme aus-<lb/> theilet, gehalten wird, da man das Wild<lb/> durch das Waſſer treibt, und faͤllet, wel-<lb/> che man insgemein Waſſer-Jagden nen-<lb/> net, und bey anmuthigen Wetter eine<lb/> doppelte Luſt verurſacht. Die meiſte<lb/> Muͤhe haben in ſolchen Jagden die Forſt-<lb/> Meiſter und Jaͤger, die das Wild zuſam-<lb/> men treiben, beſtaͤtigen, und umhetzen,<lb/> damit die Herrſchafft Luſt, und keinen<lb/> Verdruß davon empfinde. 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Dritten Th. 51. Cap. vom Weyde-Meſſer am Roͤm. Kaͤyſerl. Hof.
re Beſoldungen gegen Vorweiſung eines
von dem Ober-Jaͤger-Meiſter gegebe-
nen Certificats bezahlet.
Das 51. Capitel/
Nachricht/ mit was vor Cere-
monien das Weyde-Meſſer am
Roͤmiſchen Kaͤyſerlichen Hofe
pflegt gegeben zu werden.
§. 1.
Die groſſen mit Zeugen, Netzen und
Tuͤchern angeſtellten Hirſch-Jagden
ſind koſtbar, gehoͤren meiſtentheils nur
fuͤr die Landes-Fuͤrſten und groſſen
Herrn, weil man viel Garn, viel Jaͤger-
Hunde, Waͤgen, und andere Leute dazu
bedarf, da wird das Wild, roth und
ſchwartzes, wenn es die rechte Zeit iſt, von
weiten her in ein groſſes Gejagd getrie-
ben, und eingeſchloſſen. Darnach wer-
den an einem Ort, wo die Garne und
Wehr-Tuͤcher ziemlich enge zuſammen
gezogen, Zelten und Schirme aufgeſchla-
gen, dabey das gejagte Wild nothwendig
auf 15. oder 20. mehr oder weniger, Ellen
vorbey paſſiren muß; Jm Schirm, wel-
cher bey Jhro Kayſerl. Majeſtaͤt Jagden,
an einem beqvemen Ort aufgeſchlagen,
und ein ſchoͤnes groſſes Zelt, deſſen Man-
tel beyderſeits herab gelaſſen, oder ſonſt
eine von Bretern oder Laubwerck dazu
bereitete Huͤtte aptirt wird, befinden ſich
die hohen und groſſen Perſonen, ſammt
allen anweſenden Hof-Damen, Abge-
ſandten, Cammer-Herren und Cavalliers,
da legt ſich meiſtens Jhro Kaͤyſerl. Ma-
jeſtaͤt ſelbſt auf Dero Kaͤyſerliche Gemah-
lin, bißweilen auch andere anweſende ho-
he Fuͤrſtliche Perſonen, oder dero hohen
Miniſtres in dem Anſchlag, und ſobald ein
Wildpraͤth vorbey paſſiret, wird es im
Voruͤberlauffen geſchoſſen, daß meiſten-
theils Knall und Fall beyſammen, und
ihm darauf ein Fang gegeben, und es ne-
ben dem Gezelt hingelegt.
§. 2.Weñ nun ohngefaͤhr iemand unter
den anweſenden Cavallieren und Damen,
indem manche Argliſtige mit beſondern
Fleiß Urſach dazu veranlaſſen, ein Wort
ſchieſſen laͤſt, ſo der Weyde-Leute Regeln
und Spruͤchen zuwider iſt, wiꝛd er von dem
naͤchſten dem beſten bey Jhro Majeſtaͤt
dem Obriſten Land-Jaͤger-Meiſter an-
geklagt, darauf muß der Verbrecher uͤber
ein Stuͤck Wild ſich legen, und werden
ihm von dem Land-Jaͤger-Meiſter, oder
Forſt-Meiſter mit einem Weyde-Meſſer
etliche Streiche auf das Geſaͤſſe gegeben,
und das endigt ſich mit einem Gelaͤchter;
Jn waͤhrender Action aber muͤſſen alle
Cavalliers, ſo gegenwaͤrtig ſind, mit ent-
bloͤßten Degen ſtehen, und wer ſolches
unterlaͤßt, oder vergißt, wird gleichfalls
angeklagt, und muß das Weyde-Meſſer
leiden; Alſo kommt offt eine unſchuldige
und unnachtheilige Spaß-Straffe aus
der andern, und iſt ſo gar auch das
Frauenzim̃er davon nicht befreyet, deme,
wenn ſie von hoher Herkunfft, zu Zei-
ten das Weyde-Meſſer von Jhro Maje-
ſtaͤt dem Kaͤyſer ſelbſten, insgemein aber
nur von dem Land-Jaͤger-Meiſter oder
naͤchſten Bedienten nach ihm gegeben
wird. Dis iſt am Kaͤyſerlichen Hofe das
gebraͤuchlichſte Jagen, und noch anmu-
thiger, wenn es in den Auen, neben der
Donau, wo ſie ſich in etliche Arme aus-
theilet, gehalten wird, da man das Wild
durch das Waſſer treibt, und faͤllet, wel-
che man insgemein Waſſer-Jagden nen-
net, und bey anmuthigen Wetter eine
doppelte Luſt verurſacht. Die meiſte
Muͤhe haben in ſolchen Jagden die Forſt-
Meiſter und Jaͤger, die das Wild zuſam-
men treiben, beſtaͤtigen, und umhetzen,
damit die Herrſchafft Luſt, und keinen
Verdruß davon empfinde. Eine ſolche
Luſt-Jagd iſt Anno 1666 in dem Prater
genandt, den 15. und 16. Decemb. dabey
Jhro Majeſtaͤt Kaͤyſer Leopoldus mit ſei-
ner Kaͤyſerlichen Gemahlin, Frauen
Margaretha Koͤniglichen Jnfantin aus
Spanien, ſelbſt geweſen, theils mit Hir-
ſchen, theils auch von wilden Schweinen,
Baͤren, Fuͤchſen und Woͤlffen ꝛc. gehal-
ten worden.
Das 52. Capitel/
Ceremoniel, ſo bey der Par-
force-Jagd vom Anfang bis zu En-
de pfleget obſerviret zu
werden.
§. 1.
Wann der Koͤnig oder ſonſt ein vor-
nehmer Herr par-Force zu jagen
willens iſt, und der Ober-Jaͤger-Meiſter
hierzu beordret, dieſer aber ferner dem
unter ſich habenden Jagd-Officier, Ca-
vallier oder Jagd-Juncker, ſo die Tour
hat,
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