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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Th. 49. C. vom S. Huberts-Fest. 50. C. Ober-Falcken-M.
[Spaltenumbruch]

Am Sanct Huberts-Fest, als an dem
Fest des allgemeinen Jagd-Patrons,
soll ein ieder rechtschaffener Jäger sich auf
die Jagd begeben, es wäre denn, daß er
durch Eyß, Kälte, oder einen starcken Platz-
Regen davon abgehalten würde. Doch
sollen die Freunde der Jägerey an diesem
solennen Tage keinen um sich leiden, wel-
cher wider die Jagd-Reguln, das Wild
muthwilliger Weise verderbet. Wenn
nun bey diesem Festin eine Frauens-Per-
son erscheinet, und solcher Jagd-Freu-
de mit theilhafftig werden will, so soll sie
gestiefelt und gesporet, auch also bekleidet
seyn, daß ihr Habit wenig oder nichts von
einer Mannes-Kleidung differire. Sie
soll auch ihr Pferd auf eben die Art, wie
eine Manns-Person reiten, und alles von
ihrem Befehl und Disposition dependi-
ren. Wenn nun einem ieden seine Ver-
richtung zugetheilet, soll man in aller Frü-
he mit den Hunden entweder zu Holtze
oder zu Felde ziehen, Nachmittags aber
die Falcken in die Lufft lassen, damit die
Jäger sowohl mit den Hunden als Vö-
geln ihre Freude haben mögen. Wenn
man nun den grösten Theil des Tages auf
solche Art zugebracht, so sollen die Jäger
wieder auf einem dazu bestimmten Platz
zusammen kommen, und ein ieder rap-
porti
ren, was er ausgerichtet, auch so
wohl seine glück-als unglückseligen Avan-
tur
en erzehlen, und man sich sodann in
dem nächsten dem besten Jagd-Hause mit
einander lustig machen.

Das 50. Capitel/
Nachricht von dem Ceremo-
niel
eines Ober-Falcken- und Jäger-
Meisters am Königlich-Spa-
nischen Hofe.
§. 1.

Ob zwar diese beyde Chargen der Sache
nach von einander unterschieden, so
sind sie doch allhier so genau mit einander
verknüpffet, daß insgemein nur eine Per-
son alle beyde verwaltet. Und in dieser
Qvalität hat er nicht nur die Aufsicht über
dasjenige, was die Falconerie betrifft,
über das Königliche Weyde-Werck und
alle andere Jagden, sondern auch über
alles, was unter die Jurisdiction eines
Ober-Wasser- und Forst-Meisters ge-
hört, also, daß, wenn er das Amt eines
[Spaltenumbruch] Ober-Jäger-Meisters verrichtet, er
Nachricht von Wäldern, Forsten, Hecken,
Büschen, Flüssen, Lachen und Seen ein-
ziehen, auch in Sachen der Aufzieh-Ab-
hau- und Niederreissung des Holtzes, Auf-
hebung der Jagden, und andern Dingen,
so zu dem Wasser und Forst-Wesen ge-
hören, decidiren kan.

§. 2.

Als Ober-Falconierer hat er in
eben die Zimmer des Königlichen Pal-
lasts einen freyen Eintritt, wie ein Hof-
meister. Wenn der König auf die Jagd
gehet, hat er, ohne Dependenz von dem
Groß-Stallmeister die Aufsicht über alle
Carossen Jhrer Majestät; reichet dem
König die Handschuh, setzet ihm den Vo-
gel auf die Faust, und reitet ihm bestän-
dig an der Seite. Vermöge seines Certi-
ficats
giebt der König allen Jagd-Be-
dienten ihren Unterhalt; und wenn sie
Jhro Majestät in die Dienste genommen,
so hat er das Recht, sie an diejenigen Oer-
ter zu logiren, wo die Jäger-Versamm-
lungen gehalten werden, eine moderirte
Taxe auf die Victualien zu setzen, die Ein-
wohner dieser Oerter von militarischer
Einqvartierung zu befreyen, auch ihnen
andere Privilegia zu verstatten.

§. 3.

Er hat die Aufsicht über alle
Bedienten von der Königlichen Falcone-
rie.
Wenn wegen des Jagd-Wesens ein
Streit ist, so geben diejenigen, so über die
Koppeln gesetzt sind, dem Ober-Jäger-
Meister einen Stab oder langen Stecken,
der selbigen dem König praesentirt, und
wenn ein Hirsch oder ander Wild gefan-
gen worden, schneidet der Piqueur einen
Laufft davon ab, welchen er demjenigen,
so über die Koppel gesetzt ist, praesentiret,
der ihn dem Ober-Jäger-Meister über-
giebt, denselben an Jhro Majestät einzu-
händigen. Er leget den Eyd der Treue
in die Hand des Königs ab, und dispo-
ni
rt über die Bezahlung vor die Falcken,
und andere Jagd-Vögel, so aus Flan-
dern, Norwegen, Oran und Jndien kom-
men, welche ihm allemahl so wohl von
Spanischen als ausländischen Kaufleu-
ten, die mit dergleichen Vögeln handeln,
müssen gewiesen werden; wer es nicht
thut, muß leiden, daß ihm dieselben con-
fisci
rt werden. Er hat einen Lieutenant,
welcher an denen zur Jagd bestimmten
Tagen die Jäger zu ihm führen muß.
Wenn er ausreitet, hat er allemahl ei-
nen Trompeter und 8. Batkurs vor, und
14. Jäger nebst ihren Domestiquen hinter
sich. Allen Jagd-Bedienten werden ih-

re Be-
Des Dritten Th. 49. C. vom S. Huberts-Feſt. 50. C. Ober-Falcken-M.
[Spaltenumbruch]

Am Sanct Huberts-Feſt, als an dem
Feſt des allgemeinen Jagd-Patrons,
ſoll ein ieder rechtſchaffener Jaͤger ſich auf
die Jagd begeben, es waͤre denn, daß er
durch Eyß, Kaͤlte, oder einen ſtarcken Platz-
Regen davon abgehalten wuͤrde. Doch
ſollen die Freunde der Jaͤgerey an dieſem
ſolennen Tage keinen um ſich leiden, wel-
cher wider die Jagd-Reguln, das Wild
muthwilliger Weiſe verderbet. Wenn
nun bey dieſem Feſtin eine Frauens-Per-
ſon erſcheinet, und ſolcher Jagd-Freu-
de mit theilhafftig werden will, ſo ſoll ſie
geſtiefelt und geſporet, auch alſo bekleidet
ſeyn, daß ihr Habit wenig oder nichts von
einer Mannes-Kleidung differire. Sie
ſoll auch ihr Pferd auf eben die Art, wie
eine Manns-Perſon reiten, und alles von
ihrem Befehl und Diſpoſition dependi-
ren. Wenn nun einem ieden ſeine Ver-
richtung zugetheilet, ſoll man in aller Fruͤ-
he mit den Hunden entweder zu Holtze
oder zu Felde ziehen, Nachmittags aber
die Falcken in die Lufft laſſen, damit die
Jaͤger ſowohl mit den Hunden als Voͤ-
geln ihre Freude haben moͤgen. Wenn
man nun den groͤſten Theil des Tages auf
ſolche Art zugebracht, ſo ſollen die Jaͤger
wieder auf einem dazu beſtimmten Platz
zuſammen kommen, und ein ieder rap-
porti
ren, was er ausgerichtet, auch ſo
wohl ſeine gluͤck-als ungluͤckſeligen Avan-
tur
en erzehlen, und man ſich ſodann in
dem naͤchſten dem beſten Jagd-Hauſe mit
einander luſtig machen.

Das 50. Capitel/
Nachricht von dem Ceremo-
niel
eines Ober-Falcken- und Jaͤger-
Meiſters am Koͤniglich-Spa-
niſchen Hofe.
§. 1.

Ob zwar dieſe beyde Chargen der Sache
nach von einander unterſchieden, ſo
ſind ſie doch allhier ſo genau mit einander
verknuͤpffet, daß insgemein nur eine Per-
ſon alle beyde verwaltet. Und in dieſer
Qvalitaͤt hat er nicht nur die Aufſicht uͤber
dasjenige, was die Falconerie betrifft,
uͤber das Koͤnigliche Weyde-Werck und
alle andere Jagden, ſondern auch uͤber
alles, was unter die Jurisdiction eines
Ober-Waſſer- und Forſt-Meiſters ge-
hoͤrt, alſo, daß, wenn er das Amt eines
[Spaltenumbruch] Ober-Jaͤger-Meiſters verrichtet, er
Nachricht von Waͤldern, Forſten, Hecken,
Buͤſchen, Fluͤſſen, Lachen und Seen ein-
ziehen, auch in Sachen der Aufzieh-Ab-
hau- und Niederreiſſung des Holtzes, Auf-
hebung der Jagden, und andern Dingen,
ſo zu dem Waſſer und Forſt-Weſen ge-
hoͤren, decidiren kan.

§. 2.

Als Ober-Falconierer hat er in
eben die Zimmer des Koͤniglichen Pal-
laſts einen freyen Eintritt, wie ein Hof-
meiſter. Wenn der Koͤnig auf die Jagd
gehet, hat er, ohne Dependenz von dem
Groß-Stallmeiſter die Aufſicht uͤber alle
Caroſſen Jhrer Majeſtaͤt; reichet dem
Koͤnig die Handſchuh, ſetzet ihm den Vo-
gel auf die Fauſt, und reitet ihm beſtaͤn-
dig an der Seite. Vermoͤge ſeines Certi-
ficats
giebt der Koͤnig allen Jagd-Be-
dienten ihren Unterhalt; und wenn ſie
Jhro Majeſtaͤt in die Dienſte genommen,
ſo hat er das Recht, ſie an diejenigen Oer-
ter zu logiren, wo die Jaͤger-Verſamm-
lungen gehalten werden, eine moderirte
Taxe auf die Victualien zu ſetzen, die Ein-
wohner dieſer Oerter von militariſcher
Einqvartierung zu befreyen, auch ihnen
andere Privilegia zu verſtatten.

§. 3.

Er hat die Aufſicht uͤber alle
Bedienten von der Koͤniglichen Falcone-
rie.
Wenn wegen des Jagd-Weſens ein
Streit iſt, ſo geben diejenigen, ſo uͤber die
Koppeln geſetzt ſind, dem Ober-Jaͤger-
Meiſter einen Stab oder langen Stecken,
der ſelbigen dem Koͤnig præſentirt, und
wenn ein Hirſch oder ander Wild gefan-
gen worden, ſchneidet der Piqueur einen
Laufft davon ab, welchen er demjenigen,
ſo uͤber die Koppel geſetzt iſt, præſentiret,
der ihn dem Ober-Jaͤger-Meiſter uͤber-
giebt, denſelben an Jhro Majeſtaͤt einzu-
haͤndigen. Er leget den Eyd der Treue
in die Hand des Koͤnigs ab, und diſpo-
ni
rt uͤber die Bezahlung vor die Falcken,
und andere Jagd-Voͤgel, ſo aus Flan-
dern, Norwegen, Oran und Jndien kom-
men, welche ihm allemahl ſo wohl von
Spaniſchen als auslaͤndiſchen Kaufleu-
ten, die mit dergleichen Voͤgeln handeln,
muͤſſen gewieſen werden; wer es nicht
thut, muß leiden, daß ihm dieſelben con-
fiſci
rt werden. Er hat einen Lieutenant,
welcher an denen zur Jagd beſtimmten
Tagen die Jaͤger zu ihm fuͤhren muß.
Wenn er ausreitet, hat er allemahl ei-
nen Trompeter und 8. Batkurs vor, und
14. Jaͤger nebſt ihren Domeſtiquen hinter
ſich. Allen Jagd-Bedienten werden ih-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 25[255]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/395>, abgerufen am 21.11.2024.