Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Dritten Theils 46. Capitel/ [Spaltenumbruch]
net, und in den Novis literariis aufge-schrieben, daß sich Vögel von sonderbahren Eigenschafften sehen lassen, die ungewöhn- lich gewesen; Man solte billich alle diese Erzehlungen mit allen ihren Particulari- bus und Umständen zusammen colligi- ren, damit man hernach Erkundigung einziehen könte, ob dergleichen Vögel et- wan aus fremden Ländern gekommen, oder ob sie in unsern Gegenden jung geworden, und durch diese oder jene Um- stände ihre ordinaire Figur und Eigen- schafften verändert und modificirt wor- den. §. 9. Aus der Grafschafft Tyrol wer- Das 46. Capitel/ Nachricht von dem Ceremo- niel, so bey dem Hof-Kampff-Jagen pflegt beobachtet zu werden. §. 1. Das Hof-Kampff-Jagen ist nach der §. 2. Unsere zu ietziger Zeit gebräuch- §. 3.
Des Dritten Theils 46. Capitel/ [Spaltenumbruch]
net, und in den Novis literariis aufge-ſchrieben, daß ſich Voͤgel von ſonderbahren Eigenſchafften ſehen laſſen, die ungewoͤhn- lich geweſen; Man ſolte billich alle dieſe Erzehlungen mit allen ihren Particulari- bus und Umſtaͤnden zuſammen colligi- ren, damit man hernach Erkundigung einziehen koͤnte, ob dergleichen Voͤgel et- wan aus fremden Laͤndern gekommen, oder ob ſie in unſern Gegenden jung geworden, und durch dieſe oder jene Um- ſtaͤnde ihre ordinaire Figur und Eigen- ſchafften veraͤndert und modificirt wor- den. §. 9. Aus der Grafſchafft Tyrol wer- Das 46. Capitel/ Nachricht von dem Ceremo- niel, ſo bey dem Hof-Kampff-Jagen pflegt beobachtet zu werden. §. 1. Das Hof-Kampff-Jagen iſt nach der §. 2. Unſere zu ietziger Zeit gebraͤuch- §. 3.
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Wie denn z. E. alle<lb/> Jahr zweymahl, nemlich im Fruͤhling<lb/> und Herbſt, etliche Schweitzer nach Paris<lb/> zu kommen, und etliche tauſend ſolcher<lb/> Canarien-Voͤgel auf dem Ruͤcken mit ſich<lb/> zu ſchleppen pflegen, welche ſie aber nicht<lb/> aus ihren Landen, ſondern aus der Graf-<lb/> ſchafft Tyrol her haben, und von daher<lb/> aufkauffen. Sie ſind ſehr von einander<lb/> den <hi rendition="#aq">Couleur</hi>en nach unterſchieden, es giebt<lb/> graue, weiß-gelbe, gelbe mit weiſſen<lb/> Schwaͤntzen, Jſabel-farbigte, weiß-bun-<lb/> te, ſchwartz-bunte, bunte und Jonqvil-<lb/> len-ſchwartze mit rothen Augen ꝛc. Es<lb/> machen auch beſondere Arten die Baſtar-<lb/> te, wenn zu einem Canarien-Weiblein<lb/> oder Hahne unſere innlaͤndiſche Voͤgel, als<lb/> Goldam̃er, Fincken, Stieglitzen, Haͤnf-<lb/> linge und dergleichen gepaaret werden,<lb/> die alsdenn z. E. Haͤnfling-Goldammer-<lb/> Stieglitz-Baſtarte genennt werden. 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Des Dritten Theils 46. Capitel/
net, und in den Novis literariis aufge-
ſchrieben, daß ſich Voͤgel von ſonderbahren
Eigenſchafften ſehen laſſen, die ungewoͤhn-
lich geweſen; Man ſolte billich alle dieſe
Erzehlungen mit allen ihren Particulari-
bus und Umſtaͤnden zuſammen colligi-
ren, damit man hernach Erkundigung
einziehen koͤnte, ob dergleichen Voͤgel et-
wan aus fremden Laͤndern gekommen,
oder ob ſie in unſern Gegenden jung
geworden, und durch dieſe oder jene Um-
ſtaͤnde ihre ordinaire Figur und Eigen-
ſchafften veraͤndert und modificirt wor-
den.
§. 9.Aus der Grafſchafft Tyrol wer-
den die Canarien-Voͤgel in groſſer Menge,
ſo wohl nach Teutſchland als Franckreich,
Jaͤhrlich verhandelt und verfuͤhret, ſo
gar, daß auch dieſe Marchanderie durch
die andere Hand zu gehen, und in andere
Laͤnder, wie Kaufmanns-Waaren zu
gehen angefangen. Wie denn z. E. alle
Jahr zweymahl, nemlich im Fruͤhling
und Herbſt, etliche Schweitzer nach Paris
zu kommen, und etliche tauſend ſolcher
Canarien-Voͤgel auf dem Ruͤcken mit ſich
zu ſchleppen pflegen, welche ſie aber nicht
aus ihren Landen, ſondern aus der Graf-
ſchafft Tyrol her haben, und von daher
aufkauffen. Sie ſind ſehr von einander
den Couleuren nach unterſchieden, es giebt
graue, weiß-gelbe, gelbe mit weiſſen
Schwaͤntzen, Jſabel-farbigte, weiß-bun-
te, ſchwartz-bunte, bunte und Jonqvil-
len-ſchwartze mit rothen Augen ꝛc. Es
machen auch beſondere Arten die Baſtar-
te, wenn zu einem Canarien-Weiblein
oder Hahne unſere innlaͤndiſche Voͤgel, als
Goldam̃er, Fincken, Stieglitzen, Haͤnf-
linge und dergleichen gepaaret werden,
die alsdenn z. E. Haͤnfling-Goldammer-
Stieglitz-Baſtarte genennt werden. Es
haben ſich anfaͤnglich die ſimplen Species
nach und nach unter einander, theils ver-
moͤge diverſer Lufft, theils der Fuͤtterung,
theils der Zuſammenpaarung und ande-
rer Umſtaͤnde mehr, veraͤndert. S. des
Hervieux Tractat von Canarien-Voͤ-
geln.
Das 46. Capitel/
Nachricht von dem Ceremo-
niel, ſo bey dem Hof-Kampff-Jagen
pflegt beobachtet zu werden.
§. 1.
Das Hof-Kampff-Jagen iſt nach der
Zeit aufgekommen, und bey hohen
Herrſchafften uͤblich worden, als Kaͤyſer
Anaſtaſius die vormahls bey den Roͤmern
ſo beliebte und gebraͤuchlich-geweſene Ve-
nationem arenariam, oder den greulichen
Menſchen-Kampff mit wilden Thieren
verbothen, und bey Einfuͤhrung des
Chriſtlichen Glaubens abgeſchafft hat.
Jſt alſo ſtatt deſſen ein etwas zulaͤßiger
Kampff-Jagen der wilden Thiere erſon-
nen worden, wie denn bereits dergleichen
auch vorhin Kaͤyſer Philippus gehalten,
der hierzu 32. Elephanten, 10. Elent, 10.
Tyger-Thiere, 60. Loͤwen, 30. Leoparden,
40. wilde Pferde, und viel andere Thiere
angeſchafft. Nicht weniger hat Kaͤyſer
Probus einen Wald zum Kamff-Jagen
beſonders anrichten laſſen, dazu er 1000.
Hirſche, 1000. wilde Schweine, und 100.
groſſe Loͤwen nebſt andern wilden Thie-
ren gehalten. Dergleichen praͤchtige
Kampff-Jagden haben auch die Kaͤyſer
Arcadius und Honorius mit groſſem Pomp
und Pracht gar oͤffters angeſtellt.
§. 2.Unſere zu ietziger Zeit gebraͤuch-
lichen Hof-Kampff-Jagden aber, ob ſie
wohl ſehr pretieus ſind, ſind ſie doch mit
vorher-gemeldten nicht zu vergleichen;
maſſen dergleichen ungeheurige reiſſende
wilde Thiere, in unſern Laͤndern, und
ſonderlich in ſolcher Menge, bey weiten
nicht zu finden, ſondern es werden ſolche
Kampff-Jagden nur an unſern teutſchen
Hoͤfen mit wenigen einzelen fremden ein-
gefangenen wilden Thieren dergeſtalt vor-
genommen: Wenn zuweilen eine hohe
Herrſchafft ein Beylager, Heimfuͤhrung,
Nahmens- oder Geburths-Tag bey An-
weſenheit fremder Herꝛſchafft, oder ander
Feſtin zu halten und zu celebriren pfle-
get; ſo werden zu den Luſtbarkeiten
vielerley Arten Hof-Luſt- oder Kampff-
Jagden angeſtelt, welches entweder auf
dem Schloß-Platz, oder doch in einem um-
fangenen mit Mauern verwahrten Hof
geſchiehet. Da werden nun die wilden
Thiere in Kaſten zugefuͤhret und ausge-
laſſen mit einander zu ſtreiten und zu
kaͤmpffen. Bey deren Endigung, ent-
weder von der Herrſchafft durch ihre
Cammer- und Leib-Hunde gehetzt, mit
Fang-Eiſen oder Hirſchfaͤngern erleget,
oder geſchoſſen, und bey ſolchem Actu von
der anweſenden Hof-Jaͤgerey hierzu mit
Wald- und Hifft-Hoͤrnern geblaſen; oder
es werden auch nach gehabter Luſt die wil-
den Thiere wiederum ein iedes in ſeinen
Kaſten eingefangen, und in ſein Behaͤlt-
niß zu verwahren gefuͤhret.
§. 3.
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