[Spaltenumbruch]
kommen, sondern sein Lebtage ein elender Mann bleiben; und ob er gleich etwan eine Zeitlang einig Glück haben mögte, so wird es ihn doch endlich verlassen, ja das Glück selbst wird ihm über Vermuthen zu einem Fall dienen. Diesemnach wird ein Christ- licher und redlicher Weydemann sich vor solchen Teufels-Bannen, wie ich in dem gantzen Wercke treulich verwarnet, be- stens zu hüten wissen.
§. 2.
Nächst der Gottesfurcht ist die Treue und Redlichkeit ein nothwendig Requisitum an einem Jäger. Denn wenn er noch so klug und gescheut wäre, und wüste alle Jäger-Streiche auf das genau- este, vervortheilte aber seinen Herrn, so würde sein Herr von einem solchen Jäger schlechten Nutzen zu erwarten haben. Die Treue ist, wie bey allen Bedienten, also auch insonderheit an einem Weydemann, sehr löblich, und hoch zu achten, immassen er tausend Gelegenheit hat, seinen Herrn auf mancherley Weise, daß es nicht so leicht herauskommt, zu berücken. Jst ein sol- cher gottloser Jäger interessiret, so ist ein schlimmer Bock zum Gärtner gesetzt, da wird er manchen Hasen wegschiessen, manch Rebhuhn und andere Arten vom Wildpräth oder Vögeln wegfangen, und solches heimlich verparthieren, und ver- kauffen, oder mit seinen guten Schmau- se-Brüdern verzehren. Wenn er Holtz anweiset und verkaufft, so behält ein solcher untreuer Forst-Bedienter an den Holtz Tägen manchen Thaler, der vor seinem Herrn kommen solte, zurück, oder ver- kaufft, um von dem Käuffer ein gut Trinck-Geld davon zu tragen, oder dem- selben auf seines Herrn Unkosten einen Freundschaffts-Dienst zu erweisen, einen starcken Baum, der wohl noch einmahl so viel von Rechtswegen gelten solte, vor ei- nen schwachen. Und wer wolte alle die Betrügereyen anführen, zu denen ein solcher Ehr-vergeßner Jäger Gelegenheit hat. Jst aber ein Weydemann der Got- tesfurcht ergeben, und hat GOtt für Au- gen und im Hertzen, so wird er alles die- ses lassen, zumahl, wenn er sich die Exem- pel derjenigen untreuen Leute, mit denen es gar einen schlechten Ausgang gewon- nen, und deren Kinder, ob ihnen die El- tern gleich noch so viel verlassen, dennoch an den Bettelstab gerathen, fleißig vor Augen stellet, und zu Gemüthe führet.
§. 3.
Nach der Treue kan sich ein Jäger, oder ein anderer Bedienter, bey seiner Herrschafft durch nichts so sehr re- [Spaltenumbruch]
commandiren, als durch Mäßigkeit und Nüchternheit. Befleißiget er sich dieser beyden Tugenden, so wird er in seinen Verrichtungen viel munterer und wach- samer seyn, bey rechter früher Tages-Zeit, wenn andere noch in ihren Betten faulen- tzen, seine Beruffs-Geschäffte anfangen und fortsetzen; er wird zu der Zeit, da an- dere in den Schencken sitzen und sauffen, die Reviren belauffen, und auf alle Art, wenn er auch an manchem Tage in seiner Profession nichts zu thun hätte, Schaden und Nachtheil abzuwenden suchen. Er wird mit dem Gewehr viel vorsichtiger umgehen, da hingegen ein anderer in der Trunckenheit sich oder andern gar leicht einen Schaden zu wege bringen kan; Er wird in seinem Schiessen viel accurater und vorsichtiger seyn, und nicht so leicht- lich das Wild zu Holtz schiessen; Bey dem Auspfänden derjenigen, so er in seiner Herrschafft Gehöltze und Reviren antrifft, mehr Behutsamkeit gebrauchen, als ein anderer, der ohne Noth hierbey grosse Excesse begehet, und sich und seinem Herrn dadurch offters schwere Verantwortung über den Hals ziehet. Bey der Nüchtern- heit wird einem Jäger seine gantze Ver- richtung und Profession viel leichter ar- kommen, als einem andern, der sich an das Sauffen gewöhnt hat. Man frage nur einen Tagelöhner, Drescher, oder Graß-Mäder, ob ihm seine saure Arbeit, die er mit der Sense, dem Dreschflegel, und sonsten vornimmt, bey Wasser und Kofent, oder bey Bier leichter ankommt, so werden sie gewiß zur Antwort geben, daß es viel leichter sey, bey Wasser und Kofent; Es ist aber hier die Rede von dem vielen Bier-trincken, indem dasselbe grobe und viscose Spiritus macht, dadurch die Leute in ihrer Arbeit viel verdroßner wer- den. Ob sich nun wohl ein Jäger vor dem Laster der Trunckenheit vorzusehen hat, so ist ihm doch wohl zu gönnen, daß er zu Zeiten auf dem Abend, wenn er an seinen ordentlichen Beruffs-Geschäfften nichts versäumet, sich eine Veränderung macht, und in aller Stille eine Kanne Bier trincket. Er kan bißweilen daselbst in der Schencke hinter eine und andere Nachricht kommen, die ihm gar angenehm, und dadurch er auch seiner Herrschafft einigen Nutzen zu wege bringen kan.
§. 4.
Ferner ist die Verschwiegenheit an einem Jäger gar hoch zu schätzen. Es geschiehet offters, daß den Jägern anbe- sohlen wird, und zwar in aller Stille, daß
sie
Des Dritten Theils 42. Capitel/
[Spaltenumbruch]
kommen, ſondern ſein Lebtage ein elender Mann bleiben; und ob er gleich etwan eine Zeitlang einig Gluͤck haben moͤgte, ſo wird es ihn doch endlich verlaſſen, ja das Gluͤck ſelbſt wird ihm uͤber Vermuthen zu einem Fall dienen. Dieſemnach wird ein Chriſt- licher und redlicher Weydemann ſich vor ſolchen Teufels-Bannen, wie ich in dem gantzen Wercke treulich verwarnet, be- ſtens zu huͤten wiſſen.
§. 2.
Naͤchſt der Gottesfurcht iſt die Treue und Redlichkeit ein nothwendig Requiſitum an einem Jaͤger. Denn wenn er noch ſo klug und geſcheut waͤre, und wuͤſte alle Jaͤger-Streiche auf das genau- eſte, vervortheilte aber ſeinen Herrn, ſo wuͤrde ſein Herr von einem ſolchen Jaͤger ſchlechten Nutzen zu erwarten haben. Die Treue iſt, wie bey allen Bedienten, alſo auch inſonderheit an einem Weydemann, ſehr loͤblich, und hoch zu achten, immaſſen er tauſend Gelegenheit hat, ſeinen Herrn auf mancherley Weiſe, daß es nicht ſo leicht herauskommt, zu beruͤcken. Jſt ein ſol- cher gottloſer Jaͤger intereſſiret, ſo iſt ein ſchlimmer Bock zum Gaͤrtner geſetzt, da wird er manchen Haſen wegſchieſſen, manch Rebhuhn und andere Arten vom Wildpraͤth oder Voͤgeln wegfangen, und ſolches heimlich verparthieren, und ver- kauffen, oder mit ſeinen guten Schmau- ſe-Bruͤdern verzehren. Wenn er Holtz anweiſet und verkaufft, ſo behaͤlt ein ſolcher untreuer Forſt-Bedienter an den Holtz Taͤgen manchen Thaler, der vor ſeinem Herrn kommen ſolte, zuruͤck, oder ver- kaufft, um von dem Kaͤuffer ein gut Trinck-Geld davon zu tragen, oder dem- ſelben auf ſeines Herrn Unkoſten einen Freundſchaffts-Dienſt zu erweiſen, einen ſtarcken Baum, der wohl noch einmahl ſo viel von Rechtswegen gelten ſolte, vor ei- nen ſchwachen. Und wer wolte alle die Betruͤgereyen anfuͤhren, zu denen ein ſolcher Ehr-vergeßner Jaͤger Gelegenheit hat. Jſt aber ein Weydemann der Got- tesfurcht ergeben, und hat GOtt fuͤr Au- gen und im Hertzen, ſo wird er alles die- ſes laſſen, zumahl, wenn er ſich die Exem- pel derjenigen untreuen Leute, mit denen es gar einen ſchlechten Ausgang gewon- nen, und deren Kinder, ob ihnen die El- tern gleich noch ſo viel verlaſſen, dennoch an den Bettelſtab gerathen, fleißig vor Augen ſtellet, und zu Gemuͤthe fuͤhret.
§. 3.
Nach der Treue kan ſich ein Jaͤger, oder ein anderer Bedienter, bey ſeiner Herrſchafft durch nichts ſo ſehr re- [Spaltenumbruch]
commandiren, als durch Maͤßigkeit und Nuͤchternheit. Befleißiget er ſich dieſer beyden Tugenden, ſo wird er in ſeinen Verrichtungen viel munterer und wach- ſamer ſeyn, bey rechter fruͤher Tages-Zeit, wenn andere noch in ihren Betten faulen- tzen, ſeine Beruffs-Geſchaͤffte anfangen und fortſetzen; er wird zu der Zeit, da an- dere in den Schencken ſitzen und ſauffen, die Reviren belauffen, und auf alle Art, wenn er auch an manchem Tage in ſeiner Profeſſion nichts zu thun haͤtte, Schaden und Nachtheil abzuwenden ſuchen. Er wird mit dem Gewehr viel vorſichtiger umgehen, da hingegen ein anderer in der Trunckenheit ſich oder andern gar leicht einen Schaden zu wege bringen kan; Er wird in ſeinem Schieſſen viel accurater und vorſichtiger ſeyn, und nicht ſo leicht- lich das Wild zu Holtz ſchieſſen; Bey dem Auspfaͤnden derjenigen, ſo er in ſeiner Herrſchafft Gehoͤltze und Reviren antrifft, mehr Behutſamkeit gebrauchen, als ein anderer, der ohne Noth hierbey groſſe Exceſſe begehet, und ſich und ſeinem Herrn dadurch offters ſchwere Verantwortung uͤber den Hals ziehet. Bey der Nuͤchtern- heit wird einem Jaͤger ſeine gantze Ver- richtung und Profeſſion viel leichter ar- kommen, als einem andern, der ſich an das Sauffen gewoͤhnt hat. Man frage nur einen Tageloͤhner, Dreſcher, oder Graß-Maͤder, ob ihm ſeine ſaure Arbeit, die er mit der Senſe, dem Dreſchflegel, und ſonſten vornimmt, bey Waſſer und Kofent, oder bey Bier leichter ankommt, ſo werden ſie gewiß zur Antwort geben, daß es viel leichter ſey, bey Waſſer und Kofent; Es iſt aber hier die Rede von dem vielen Bier-trincken, indem daſſelbe grobe und viſcoſe Spiritus macht, dadurch die Leute in ihrer Arbeit viel verdroßner wer- den. Ob ſich nun wohl ein Jaͤger vor dem Laſter der Trunckenheit vorzuſehen hat, ſo iſt ihm doch wohl zu goͤnnen, daß er zu Zeiten auf dem Abend, wenn er an ſeinen ordentlichen Beruffs-Geſchaͤfften nichts verſaͤumet, ſich eine Veraͤnderung macht, und in aller Stille eine Kañe Bier trincket. Er kan bißweilen daſelbſt in der Schencke hinter eine und andere Nachricht kommen, die ihm gar angenehm, und dadurch er auch ſeiner Herrſchafft einigen Nutzen zu wege bringen kan.
§. 4.
Ferner iſt die Verſchwiegenheit an einem Jaͤger gar hoch zu ſchaͤtzen. Es geſchiehet offters, daß den Jaͤgern anbe- ſohlen wird, und zwar in aller Stille, daß
ſie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0376"n="240"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Des Dritten Theils 42. Capitel/</hi></fw><lb/><cb/>
kommen, ſondern ſein Lebtage ein elender<lb/>
Mann bleiben; und ob er gleich etwan eine<lb/>
Zeitlang einig Gluͤck haben moͤgte, ſo wird<lb/>
es ihn doch endlich verlaſſen, ja das Gluͤck<lb/>ſelbſt wird ihm uͤber Vermuthen zu einem<lb/>
Fall dienen. Dieſemnach wird ein Chriſt-<lb/>
licher und redlicher Weydemann ſich vor<lb/>ſolchen Teufels-Bannen, wie ich in dem<lb/>
gantzen Wercke treulich verwarnet, be-<lb/>ſtens zu huͤten wiſſen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 2.</head><p>Naͤchſt der Gottesfurcht iſt die<lb/>
Treue und Redlichkeit ein nothwendig<lb/><hirendition="#aq">Requiſitum</hi> an einem Jaͤger. Denn wenn<lb/>
er noch ſo klug und geſcheut waͤre, und<lb/>
wuͤſte alle Jaͤger-Streiche auf das genau-<lb/>
eſte, vervortheilte aber ſeinen Herrn, ſo<lb/>
wuͤrde ſein Herr von einem ſolchen Jaͤger<lb/>ſchlechten Nutzen zu erwarten haben. Die<lb/>
Treue iſt, wie bey allen Bedienten, alſo<lb/>
auch inſonderheit an einem Weydemann,<lb/>ſehr loͤblich, und hoch zu achten, immaſſen<lb/>
er tauſend Gelegenheit hat, ſeinen Herrn<lb/>
auf mancherley Weiſe, daß es nicht ſo leicht<lb/>
herauskommt, zu beruͤcken. Jſt ein ſol-<lb/>
cher gottloſer Jaͤger <hirendition="#aq">intereſſi</hi>ret, ſo iſt ein<lb/>ſchlimmer Bock zum Gaͤrtner geſetzt, da<lb/>
wird er manchen Haſen wegſchieſſen,<lb/>
manch Rebhuhn und andere Arten vom<lb/>
Wildpraͤth oder Voͤgeln wegfangen, und<lb/>ſolches heimlich verparthieren, und ver-<lb/>
kauffen, oder mit ſeinen guten Schmau-<lb/>ſe-Bruͤdern verzehren. Wenn er Holtz<lb/>
anweiſet und verkaufft, ſo behaͤlt ein ſolcher<lb/>
untreuer Forſt-Bedienter an den Holtz<lb/>
Taͤgen manchen Thaler, der vor ſeinem<lb/>
Herrn kommen ſolte, zuruͤck, oder ver-<lb/>
kaufft, um von dem Kaͤuffer ein gut<lb/>
Trinck-Geld davon zu tragen, oder dem-<lb/>ſelben auf ſeines Herrn Unkoſten einen<lb/>
Freundſchaffts-Dienſt zu erweiſen, einen<lb/>ſtarcken Baum, der wohl noch einmahl ſo<lb/>
viel von Rechtswegen gelten ſolte, vor ei-<lb/>
nen ſchwachen. Und wer wolte alle die<lb/>
Betruͤgereyen anfuͤhren, zu denen ein<lb/>ſolcher Ehr-vergeßner Jaͤger Gelegenheit<lb/>
hat. Jſt aber ein Weydemann der Got-<lb/>
tesfurcht ergeben, und hat GOtt fuͤr Au-<lb/>
gen und im Hertzen, ſo wird er alles die-<lb/>ſes laſſen, zumahl, wenn er ſich die Exem-<lb/>
pel derjenigen untreuen Leute, mit denen<lb/>
es gar einen ſchlechten Ausgang gewon-<lb/>
nen, und deren Kinder, ob ihnen die El-<lb/>
tern gleich noch ſo viel verlaſſen, dennoch<lb/>
an den Bettelſtab gerathen, fleißig vor<lb/>
Augen ſtellet, und zu Gemuͤthe fuͤhret.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 3.</head><p>Nach der Treue kan ſich ein<lb/>
Jaͤger, oder ein anderer Bedienter, bey<lb/>ſeiner Herrſchafft durch nichts ſo ſehr <hirendition="#aq">re-<lb/><cb/>
commandi</hi>ren, als durch Maͤßigkeit und<lb/>
Nuͤchternheit. Befleißiget er ſich dieſer<lb/>
beyden Tugenden, ſo wird er in ſeinen<lb/>
Verrichtungen viel munterer und wach-<lb/>ſamer ſeyn, bey rechter fruͤher Tages-Zeit,<lb/>
wenn andere noch in ihren Betten faulen-<lb/>
tzen, ſeine Beruffs-Geſchaͤffte anfangen<lb/>
und fortſetzen; er wird zu der Zeit, da an-<lb/>
dere in den Schencken ſitzen und ſauffen,<lb/>
die <hirendition="#aq">Revi</hi>ren belauffen, und auf alle Art,<lb/>
wenn er auch an manchem Tage in ſeiner<lb/><hirendition="#aq">Profeſſion</hi> nichts zu thun haͤtte, Schaden<lb/>
und Nachtheil abzuwenden ſuchen. Er<lb/>
wird mit dem Gewehr viel vorſichtiger<lb/>
umgehen, da hingegen ein anderer in der<lb/>
Trunckenheit ſich oder andern gar leicht<lb/>
einen Schaden zu wege bringen kan; Er<lb/>
wird in ſeinem Schieſſen viel <hirendition="#aq">accurat</hi>er<lb/>
und vorſichtiger ſeyn, und nicht ſo leicht-<lb/>
lich das Wild zu Holtz ſchieſſen; Bey dem<lb/>
Auspfaͤnden derjenigen, ſo er in ſeiner<lb/>
Herrſchafft Gehoͤltze und <hirendition="#aq">Revi</hi>ren antrifft,<lb/>
mehr Behutſamkeit gebrauchen, als ein<lb/>
anderer, der ohne Noth hierbey groſſe<lb/><hirendition="#aq">Exceſſ</hi>e begehet, und ſich und ſeinem Herrn<lb/>
dadurch offters ſchwere Verantwortung<lb/>
uͤber den Hals ziehet. Bey der Nuͤchtern-<lb/>
heit wird einem Jaͤger ſeine gantze Ver-<lb/>
richtung und <hirendition="#aq">Profeſſion</hi> viel leichter ar-<lb/>
kommen, als einem andern, der ſich an<lb/>
das Sauffen gewoͤhnt hat. Man frage<lb/>
nur einen Tageloͤhner, Dreſcher, oder<lb/>
Graß-Maͤder, ob ihm ſeine ſaure Arbeit,<lb/>
die er mit der Senſe, dem Dreſchflegel,<lb/>
und ſonſten vornimmt, bey Waſſer und<lb/>
Kofent, oder bey Bier leichter ankommt,<lb/>ſo werden ſie gewiß zur Antwort geben,<lb/>
daß es viel leichter ſey, bey Waſſer und<lb/>
Kofent; Es iſt aber hier die Rede von dem<lb/>
vielen Bier-trincken, indem daſſelbe grobe<lb/>
und <hirendition="#aq">viſcoſ</hi>e <hirendition="#aq">Spiritus</hi> macht, dadurch die<lb/>
Leute in ihrer Arbeit viel verdroßner wer-<lb/>
den. Ob ſich nun wohl ein Jaͤger vor dem<lb/>
Laſter der Trunckenheit vorzuſehen hat,<lb/>ſo iſt ihm doch wohl zu goͤnnen, daß er zu<lb/>
Zeiten auf dem Abend, wenn er an ſeinen<lb/>
ordentlichen Beruffs-Geſchaͤfften nichts<lb/>
verſaͤumet, ſich eine Veraͤnderung macht,<lb/>
und in aller Stille eine Kañe Bier trincket.<lb/>
Er kan bißweilen daſelbſt in der Schencke<lb/>
hinter eine und andere Nachricht kommen,<lb/>
die ihm gar angenehm, und dadurch er<lb/>
auch ſeiner Herrſchafft einigen Nutzen zu<lb/>
wege bringen kan.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 4.</head><p>Ferner iſt die Verſchwiegenheit<lb/>
an einem Jaͤger gar hoch zu ſchaͤtzen. Es<lb/>
geſchiehet offters, daß den Jaͤgern anbe-<lb/>ſohlen wird, und zwar in aller Stille, daß<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſie</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[240/0376]
Des Dritten Theils 42. Capitel/
kommen, ſondern ſein Lebtage ein elender
Mann bleiben; und ob er gleich etwan eine
Zeitlang einig Gluͤck haben moͤgte, ſo wird
es ihn doch endlich verlaſſen, ja das Gluͤck
ſelbſt wird ihm uͤber Vermuthen zu einem
Fall dienen. Dieſemnach wird ein Chriſt-
licher und redlicher Weydemann ſich vor
ſolchen Teufels-Bannen, wie ich in dem
gantzen Wercke treulich verwarnet, be-
ſtens zu huͤten wiſſen.
§. 2.Naͤchſt der Gottesfurcht iſt die
Treue und Redlichkeit ein nothwendig
Requiſitum an einem Jaͤger. Denn wenn
er noch ſo klug und geſcheut waͤre, und
wuͤſte alle Jaͤger-Streiche auf das genau-
eſte, vervortheilte aber ſeinen Herrn, ſo
wuͤrde ſein Herr von einem ſolchen Jaͤger
ſchlechten Nutzen zu erwarten haben. Die
Treue iſt, wie bey allen Bedienten, alſo
auch inſonderheit an einem Weydemann,
ſehr loͤblich, und hoch zu achten, immaſſen
er tauſend Gelegenheit hat, ſeinen Herrn
auf mancherley Weiſe, daß es nicht ſo leicht
herauskommt, zu beruͤcken. Jſt ein ſol-
cher gottloſer Jaͤger intereſſiret, ſo iſt ein
ſchlimmer Bock zum Gaͤrtner geſetzt, da
wird er manchen Haſen wegſchieſſen,
manch Rebhuhn und andere Arten vom
Wildpraͤth oder Voͤgeln wegfangen, und
ſolches heimlich verparthieren, und ver-
kauffen, oder mit ſeinen guten Schmau-
ſe-Bruͤdern verzehren. Wenn er Holtz
anweiſet und verkaufft, ſo behaͤlt ein ſolcher
untreuer Forſt-Bedienter an den Holtz
Taͤgen manchen Thaler, der vor ſeinem
Herrn kommen ſolte, zuruͤck, oder ver-
kaufft, um von dem Kaͤuffer ein gut
Trinck-Geld davon zu tragen, oder dem-
ſelben auf ſeines Herrn Unkoſten einen
Freundſchaffts-Dienſt zu erweiſen, einen
ſtarcken Baum, der wohl noch einmahl ſo
viel von Rechtswegen gelten ſolte, vor ei-
nen ſchwachen. Und wer wolte alle die
Betruͤgereyen anfuͤhren, zu denen ein
ſolcher Ehr-vergeßner Jaͤger Gelegenheit
hat. Jſt aber ein Weydemann der Got-
tesfurcht ergeben, und hat GOtt fuͤr Au-
gen und im Hertzen, ſo wird er alles die-
ſes laſſen, zumahl, wenn er ſich die Exem-
pel derjenigen untreuen Leute, mit denen
es gar einen ſchlechten Ausgang gewon-
nen, und deren Kinder, ob ihnen die El-
tern gleich noch ſo viel verlaſſen, dennoch
an den Bettelſtab gerathen, fleißig vor
Augen ſtellet, und zu Gemuͤthe fuͤhret.
§. 3.Nach der Treue kan ſich ein
Jaͤger, oder ein anderer Bedienter, bey
ſeiner Herrſchafft durch nichts ſo ſehr re-
commandiren, als durch Maͤßigkeit und
Nuͤchternheit. Befleißiget er ſich dieſer
beyden Tugenden, ſo wird er in ſeinen
Verrichtungen viel munterer und wach-
ſamer ſeyn, bey rechter fruͤher Tages-Zeit,
wenn andere noch in ihren Betten faulen-
tzen, ſeine Beruffs-Geſchaͤffte anfangen
und fortſetzen; er wird zu der Zeit, da an-
dere in den Schencken ſitzen und ſauffen,
die Reviren belauffen, und auf alle Art,
wenn er auch an manchem Tage in ſeiner
Profeſſion nichts zu thun haͤtte, Schaden
und Nachtheil abzuwenden ſuchen. Er
wird mit dem Gewehr viel vorſichtiger
umgehen, da hingegen ein anderer in der
Trunckenheit ſich oder andern gar leicht
einen Schaden zu wege bringen kan; Er
wird in ſeinem Schieſſen viel accurater
und vorſichtiger ſeyn, und nicht ſo leicht-
lich das Wild zu Holtz ſchieſſen; Bey dem
Auspfaͤnden derjenigen, ſo er in ſeiner
Herrſchafft Gehoͤltze und Reviren antrifft,
mehr Behutſamkeit gebrauchen, als ein
anderer, der ohne Noth hierbey groſſe
Exceſſe begehet, und ſich und ſeinem Herrn
dadurch offters ſchwere Verantwortung
uͤber den Hals ziehet. Bey der Nuͤchtern-
heit wird einem Jaͤger ſeine gantze Ver-
richtung und Profeſſion viel leichter ar-
kommen, als einem andern, der ſich an
das Sauffen gewoͤhnt hat. Man frage
nur einen Tageloͤhner, Dreſcher, oder
Graß-Maͤder, ob ihm ſeine ſaure Arbeit,
die er mit der Senſe, dem Dreſchflegel,
und ſonſten vornimmt, bey Waſſer und
Kofent, oder bey Bier leichter ankommt,
ſo werden ſie gewiß zur Antwort geben,
daß es viel leichter ſey, bey Waſſer und
Kofent; Es iſt aber hier die Rede von dem
vielen Bier-trincken, indem daſſelbe grobe
und viſcoſe Spiritus macht, dadurch die
Leute in ihrer Arbeit viel verdroßner wer-
den. Ob ſich nun wohl ein Jaͤger vor dem
Laſter der Trunckenheit vorzuſehen hat,
ſo iſt ihm doch wohl zu goͤnnen, daß er zu
Zeiten auf dem Abend, wenn er an ſeinen
ordentlichen Beruffs-Geſchaͤfften nichts
verſaͤumet, ſich eine Veraͤnderung macht,
und in aller Stille eine Kañe Bier trincket.
Er kan bißweilen daſelbſt in der Schencke
hinter eine und andere Nachricht kommen,
die ihm gar angenehm, und dadurch er
auch ſeiner Herrſchafft einigen Nutzen zu
wege bringen kan.
§. 4.Ferner iſt die Verſchwiegenheit
an einem Jaͤger gar hoch zu ſchaͤtzen. Es
geſchiehet offters, daß den Jaͤgern anbe-
ſohlen wird, und zwar in aller Stille, daß
ſie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/376>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.