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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Theils 41. Capitel/
[Spaltenumbruch] so sie von Winden und andern zu besor-
gen haben, beschützt, wohl gedünget, und
von unnützen, und gar zu dicke auf ein-
ander liegenden trocknen Aesten, und
überflüßigen aussprossenden Zweiglein
im Neumonden, gereiniget und gesäu-
bert. Die Bienen-Stöcke, welche man im
folgenden Monat weder aufthun noch
verrücken muß, werden von dem Unflath
gereiniget. Desgleichen muß man alle
Ritzen, welche auswendig sind, mit einer
von Leim, und Küh-Mist gemachten
Mixtur verschmieren, und mit Genistern,
und andern Decken vor der Kälte und
Ungewitter verwahren.

Vom DECEMBER.

Dieses ist der erste Winter-Monat.
Carolus Magnus hat ihn zu teutsch den
Heilig-Mond genennet, weil in der Kir-
che von den heiligen Geheimnissen des
HErrn Christi gehandelt wird. Jnsge-
mein wird er der Christ-Monat genen-
net, weil im selbigen, nach des Abtes Dyo-
nysii Parvi
Meynung und Jahr-Rech-
nung, Christus der HErr im Jahr 3949.
nach Erschaffung der Welt den 25. De-
cembris
zur Welt gebohren ist, und da-
rinnen sein Gebuhrts-Fest celebrirt
wird.

Jäger-Vers.
Wenn das Schwein das Hu-Sau
hört,
Alsbald der Stimme nachfährt,
Liefert dem Jäger eine Schlacht,
Der ihm nach dem Leben tracht.

Den 13. December ist Lucia. Lucia
war eine schöne und fromme Tochter der
Entychiae einer Wittwe in Sicilien. Die-
se war zwar einem vornehmen Jüngling
verlobt, weil sie aber, da eine ihrer guten
Freundin gestorben, die Mutter beredet,
sie solte all ihr Gut den Armen geben, ihr
den Spruch fürhaltend: Ein reiner und
unbefleckter Gottes-Dienst ist der, Witt-
wen und Wäysen in ihren Nöthen besu-
chen; ward sie von ihrem Bräutigam als
eine Christin angegeben, für den Richter
Paschasio. Dieser hieß die Luciam greif-
fen, und sie ins Huren-Hauß führen.
Als man sie nun ausziehen wolte, konte
man sie nicht von der Stelle bringen, da
man sie ins Feuer warff, brandte sie nicht,
da man sie enthaupten wolte, ward sie
nicht verletzt, biß daß sie vorher mit Chri-
[Spaltenumbruch] sti Leib und Blut, als dem rechten Zehr-
Pfennig versehen war.

Die Alten haben gesagt:
Sanct Veit hat den längsten Tag,
Lucia die längste Nacht vermag,
Sanct Gregor und das Creutze macht
Den Tag so lang, gleich als die Nacht.
Vom heiligen Christ-Abend.
Die Alten halten die Geschicht in gros-
ser Acht,
So denn in mittler Zeit der Christ-
Nacht,
Zwischen der Lufft wehen die Winde,
Davon sagen sie dann ihrem Gesinde,
Daß solches anzeigt ein fruchtbar Jahr,
Und haltens auch dafür, glaub mir
fürwahr,
Jst es windig an den Weyhnacht-Feyer-
Tagen,
So sollen die Bäume viel Obst tragen,
Hat die Sonne des Morgens ihren
Schein,
So wird man dasselbig Jahr haben viel
Wein,
Am Obersten-Tag wirst du unstet Wet-
ter han,
Die Monden sollen alsdenn durch ein-
ander gahn,
Hat aber derselbig Tag etwan schönen
Schein,
So wird glückselig Zeit bedeutet seyn.

Die alten Hauß-Väter sagen: (1.)
Wenn es um Weyhnachten gelinde ist, so
währet die Kälte lange hinaus, (2.) wenn
es nicht vor Weyhnachten wintert, so
wintert es nach, (3.) Grüne Weynachten
bedeuten weisse Ostern. (4.) Nässe vor
Weyhnachten schadet der Saat nicht, aber
Nässe nach Weyhnachten schadet der Win-
ter-Saat.

Sanct Stephans-Tag.

Jst es am Sanct Stephans-Tag
windigt, so versitzt der Wein gern, oder
mißräth der Wein-Wachs.

Sylvester-Tag.

Wenn in Sylvesters-Nacht sich die
Winde regen, und am Morgen die
Sonne scheinet, so ist schlechte Hoff-
nung, daß Korn und Wein wohl ge-
rathen.

Allge-

Des Dritten Theils 41. Capitel/
[Spaltenumbruch] ſo ſie von Winden und andern zu beſor-
gen haben, beſchuͤtzt, wohl geduͤnget, und
von unnuͤtzen, und gar zu dicke auf ein-
ander liegenden trocknen Aeſten, und
uͤberfluͤßigen ausſproſſenden Zweiglein
im Neumonden, gereiniget und geſaͤu-
bert. Die Bienen-Stoͤcke, welche man im
folgenden Monat weder aufthun noch
verruͤcken muß, werden von dem Unflath
gereiniget. Desgleichen muß man alle
Ritzen, welche auswendig ſind, mit einer
von Leim, und Kuͤh-Miſt gemachten
Mixtur verſchmieren, und mit Geniſtern,
und andern Decken vor der Kaͤlte und
Ungewitter verwahren.

Vom DECEMBER.

Dieſes iſt der erſte Winter-Monat.
Carolus Magnus hat ihn zu teutſch den
Heilig-Mond genennet, weil in der Kir-
che von den heiligen Geheimniſſen des
HErrn Chriſti gehandelt wird. Jnsge-
mein wird er der Chriſt-Monat genen-
net, weil im ſelbigen, nach des Abtes Dyo-
nyſii Parvi
Meynung und Jahr-Rech-
nung, Chriſtus der HErr im Jahr 3949.
nach Erſchaffung der Welt den 25. De-
cembris
zur Welt gebohren iſt, und da-
rinnen ſein Gebuhrts-Feſt celebrirt
wird.

Jaͤger-Vers.
Wenn das Schwein das Hu-Sau
hoͤrt,
Alsbald der Stimme nachfaͤhrt,
Liefert dem Jaͤger eine Schlacht,
Der ihm nach dem Leben tracht.

Den 13. December iſt Lucia. Lucia
war eine ſchoͤne und fromme Tochter der
Entychiæ einer Wittwe in Sicilien. Die-
ſe war zwar einem vornehmen Juͤngling
verlobt, weil ſie aber, da eine ihrer guten
Freundin geſtorben, die Mutter beredet,
ſie ſolte all ihr Gut den Armen geben, ihr
den Spruch fuͤrhaltend: Ein reiner und
unbefleckter Gottes-Dienſt iſt der, Witt-
wen und Waͤyſen in ihren Noͤthen beſu-
chen; ward ſie von ihrem Braͤutigam als
eine Chriſtin angegeben, fuͤr den Richter
Paſchaſio. Dieſer hieß die Luciam greif-
fen, und ſie ins Huren-Hauß fuͤhren.
Als man ſie nun ausziehen wolte, konte
man ſie nicht von der Stelle bringen, da
man ſie ins Feuer warff, brandte ſie nicht,
da man ſie enthaupten wolte, ward ſie
nicht verletzt, biß daß ſie vorher mit Chri-
[Spaltenumbruch] ſti Leib und Blut, als dem rechten Zehr-
Pfennig verſehen war.

Die Alten haben geſagt:
Sanct Veit hat den laͤngſten Tag,
Lucia die laͤngſte Nacht vermag,
Sanct Gregor und das Creutze macht
Den Tag ſo lang, gleich als die Nacht.
Vom heiligen Chriſt-Abend.
Die Alten halten die Geſchicht in groſ-
ſer Acht,
So denn in mittler Zeit der Chriſt-
Nacht,
Zwiſchen der Lufft wehen die Winde,
Davon ſagen ſie dann ihrem Geſinde,
Daß ſolches anzeigt ein fruchtbar Jahr,
Und haltens auch dafuͤr, glaub mir
fuͤrwahr,
Jſt es windig an den Weyhnacht-Feyer-
Tagen,
So ſollen die Baͤume viel Obſt tragen,
Hat die Sonne des Morgens ihren
Schein,
So wird man daſſelbig Jahr haben viel
Wein,
Am Oberſten-Tag wirſt du unſtet Wet-
ter han,
Die Monden ſollen alsdenn durch ein-
ander gahn,
Hat aber derſelbig Tag etwan ſchoͤnen
Schein,
So wird gluͤckſelig Zeit bedeutet ſeyn.

Die alten Hauß-Vaͤter ſagen: (1.)
Wenn es um Weyhnachten gelinde iſt, ſo
waͤhret die Kaͤlte lange hinaus, (2.) wenn
es nicht vor Weyhnachten wintert, ſo
wintert es nach, (3.) Gruͤne Weynachten
bedeuten weiſſe Oſtern. (4.) Naͤſſe vor
Weyhnachten ſchadet der Saat nicht, aber
Naͤſſe nach Weyhnachten ſchadet der Win-
ter-Saat.

Sanct Stephans-Tag.

Jſt es am Sanct Stephans-Tag
windigt, ſo verſitzt der Wein gern, oder
mißraͤth der Wein-Wachs.

Sylveſter-Tag.

Wenn in Sylveſters-Nacht ſich die
Winde regen, und am Morgen die
Sonne ſcheinet, ſo iſt ſchlechte Hoff-
nung, daß Korn und Wein wohl ge-
rathen.

Allge-
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[238/0372] Des Dritten Theils 41. Capitel/ ſo ſie von Winden und andern zu beſor- gen haben, beſchuͤtzt, wohl geduͤnget, und von unnuͤtzen, und gar zu dicke auf ein- ander liegenden trocknen Aeſten, und uͤberfluͤßigen ausſproſſenden Zweiglein im Neumonden, gereiniget und geſaͤu- bert. Die Bienen-Stoͤcke, welche man im folgenden Monat weder aufthun noch verruͤcken muß, werden von dem Unflath gereiniget. Desgleichen muß man alle Ritzen, welche auswendig ſind, mit einer von Leim, und Kuͤh-Miſt gemachten Mixtur verſchmieren, und mit Geniſtern, und andern Decken vor der Kaͤlte und Ungewitter verwahren. Vom DECEMBER. Dieſes iſt der erſte Winter-Monat. Carolus Magnus hat ihn zu teutſch den Heilig-Mond genennet, weil in der Kir- che von den heiligen Geheimniſſen des HErrn Chriſti gehandelt wird. Jnsge- mein wird er der Chriſt-Monat genen- net, weil im ſelbigen, nach des Abtes Dyo- nyſii Parvi Meynung und Jahr-Rech- nung, Chriſtus der HErr im Jahr 3949. nach Erſchaffung der Welt den 25. De- cembris zur Welt gebohren iſt, und da- rinnen ſein Gebuhrts-Feſt celebrirt wird. Jaͤger-Vers. Wenn das Schwein das Hu-Sau hoͤrt, Alsbald der Stimme nachfaͤhrt, Liefert dem Jaͤger eine Schlacht, Der ihm nach dem Leben tracht. Den 13. December iſt Lucia. Lucia war eine ſchoͤne und fromme Tochter der Entychiæ einer Wittwe in Sicilien. Die- ſe war zwar einem vornehmen Juͤngling verlobt, weil ſie aber, da eine ihrer guten Freundin geſtorben, die Mutter beredet, ſie ſolte all ihr Gut den Armen geben, ihr den Spruch fuͤrhaltend: Ein reiner und unbefleckter Gottes-Dienſt iſt der, Witt- wen und Waͤyſen in ihren Noͤthen beſu- chen; ward ſie von ihrem Braͤutigam als eine Chriſtin angegeben, fuͤr den Richter Paſchaſio. Dieſer hieß die Luciam greif- fen, und ſie ins Huren-Hauß fuͤhren. Als man ſie nun ausziehen wolte, konte man ſie nicht von der Stelle bringen, da man ſie ins Feuer warff, brandte ſie nicht, da man ſie enthaupten wolte, ward ſie nicht verletzt, biß daß ſie vorher mit Chri- ſti Leib und Blut, als dem rechten Zehr- Pfennig verſehen war. Die Alten haben geſagt: Sanct Veit hat den laͤngſten Tag, Lucia die laͤngſte Nacht vermag, Sanct Gregor und das Creutze macht Den Tag ſo lang, gleich als die Nacht. Vom heiligen Chriſt-Abend. Die Alten halten die Geſchicht in groſ- ſer Acht, So denn in mittler Zeit der Chriſt- Nacht, Zwiſchen der Lufft wehen die Winde, Davon ſagen ſie dann ihrem Geſinde, Daß ſolches anzeigt ein fruchtbar Jahr, Und haltens auch dafuͤr, glaub mir fuͤrwahr, Jſt es windig an den Weyhnacht-Feyer- Tagen, So ſollen die Baͤume viel Obſt tragen, Hat die Sonne des Morgens ihren Schein, So wird man daſſelbig Jahr haben viel Wein, Am Oberſten-Tag wirſt du unſtet Wet- ter han, Die Monden ſollen alsdenn durch ein- ander gahn, Hat aber derſelbig Tag etwan ſchoͤnen Schein, So wird gluͤckſelig Zeit bedeutet ſeyn. Die alten Hauß-Vaͤter ſagen: (1.) Wenn es um Weyhnachten gelinde iſt, ſo waͤhret die Kaͤlte lange hinaus, (2.) wenn es nicht vor Weyhnachten wintert, ſo wintert es nach, (3.) Gruͤne Weynachten bedeuten weiſſe Oſtern. (4.) Naͤſſe vor Weyhnachten ſchadet der Saat nicht, aber Naͤſſe nach Weyhnachten ſchadet der Win- ter-Saat. Sanct Stephans-Tag. Jſt es am Sanct Stephans-Tag windigt, ſo verſitzt der Wein gern, oder mißraͤth der Wein-Wachs. Sylveſter-Tag. Wenn in Sylveſters-Nacht ſich die Winde regen, und am Morgen die Sonne ſcheinet, ſo iſt ſchlechte Hoff- nung, daß Korn und Wein wohl ge- rathen. Allge-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/372>, abgerufen am 21.11.2024.