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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Theils 41. Capitel/
[Spaltenumbruch] Jsop, Borragen, Ochsen-Zungen,
Curirn das Hertz, Magen und Lungen.
Vom OCTOBER oder Wein-
Monat.

Der andere Herbst-Monat ist der
October. Dieser bringt durch seine Reif-
fe, die in diesem Monat fallen, die Wein-
trauben zur Zeitigung, und befördert die
Weinlese. Hingegen fängt das Laub an
den Bäumen an zu ersterben. Die Vo-
gelsteller suchen ietzund auf den Herden,
und in den Dohnen, und auf allerhand
Art und Weise, wie sie den Vogeln nach-
stellen, sich Lust und Nutzen zu wege zu
bringen.

Jäger-Reim.
Das Bau-Holtz fäll, laß Klafftern
schlagen,
Und wild Obst auf die Böden tragen;
Sey fleißig auf dem Vogel-Herd,
So wird dir manch gut Biß beschert.

Den 16. October ist Galli. Gallus
war ein Schottländer, und lehrte in
Franckreich, in der Schweitz, und sonder-
lich zu Costnitz, das Evangelium von JE-
su CHristo eine lange Zeit, ward 95. Jahr
alt, und starb um das Jahr 640.

Auf Galli sind die Eicheln und Buch-
Eckern zeitig, und reiff zum Saamen zu
sammlen. Und da gehet die Schwein-
Hatze an.

Sonst pflegt man auch von Galli zu
sagen: Galle, läßt den Schnee fallen.

Um Simonis und Judae pflegt man
die Wein-Pfähle auszuziehen, man dün-
get auch die Stöcke in den Gruben, und
senckt wieder, wenn das Holtz reiff ist.
Was die lieben Alten von der Weinlese
absonderlich in diesem Monat mögen ge-
wünschet haben, ist aus folgenden Rei-
men zu sehen:

Ach! wenn der Wein all Jahr gerieth,
Was edlers wär auf Erden nicht;
Wer den stets kan im Keller haben,
Der dancke GOtt für seine Gaben.
Wein thut das sein, und schadt dir
nicht,
Er hilfft aus Noth, wenn Geld ge-
bricht,
Des Alters beste Artzeney,
Giebt Stärck und Krafft, erqvickt
dabey,
Macht frölich, und behertzt dazu,
Verschafft den Menschen gute Ruh.
[Spaltenumbruch]

Wenn man von dem Tage an, da der
erste Schnee fällt, biß nächst-künfftigen
Neu-Mond zehlet, so viel derselben Tage
sind, so offt wird im folgenden Winter
das Wetter aufgehen, oder aufthauen.

Allgemeine Gesundheits-Regel.
Der Wein-Monat versorgt reich den
Tisch,
Giebt Wildpräth, Obst, auch Vögel,
Fisch,
Gänß, Enten, Hühner, und dabey
Von Speise viel und mancherley,
Die sind gesund, doch nicht zu viel,
All Ding erfordern Maaß und Ziel.
Nun brauch ein ieder ohne Scheu
Die Aderlaß und Artzeney,
Samt Schröpffen, Baden, ohn das
Haupt,
Solchs alles ietzund ist erlaubt.
Rüb'n, Rettich dauert, und macht
Wind,
Käß, Birnen, Wein, gesund ietzt sind.
Hauswirthschaffts-Regel.

Die Wurtzeln der Bäume muß man
blössen, so tief, daß sie etlicher massen ge-
sehen werden, und Mist drauf schütten,
damit der Regen drauf falle, und in das
Erdreich einziehen kan; es soll den Wur-
tzeln gut seyn. Ehe es zufrieret, thue man
die Erde wieder drauf, damit der Baum
nicht gefrieret. Jm Mertz und April
thue man den Mist weg.

Um diese Zeit ist das Graß dem Vieh
nicht mehr kräfftig auf dem Felde, es sät-
tiget nur, und macht ihnen volle Bäuche,
giebt aber wenig Nahrung oder Krafft.
Weil auch öffters des Abends oder Mor-
gends in diesem Monat stinckende und bö-
se Nebel zu fallen pflegen, die dem Vieh
auf der Weyde höchst schädlich seyn, so soll
man demselben des Morgends Theriack
und Butter auf dem Brod zu essen geben.

Vom NOVEMBER.

Diß ist der letzte Herbst-Monat, in
welchem die Pracht des Jahres vollends
gäntzlich erstirbet. Das wenige Laub,
so die Reiffe des Octobers noch auf den
Bäumen übrig gelassen, fällt ietzund
theils von der Kälte, theils von den Win-
den gäntzlich ab. Der Landmann ziehet
sich nunmehro, nachdem die Weinberge
gelesen, die Teiche mehrentheils gefischet,
und die Arbeit mit dem Vogelstellen grö-
sten theils vorbey ist, aus dem Felde und

Wald
Des Dritten Theils 41. Capitel/
[Spaltenumbruch] Jſop, Borragen, Ochſen-Zungen,
Curirn das Hertz, Magen und Lungen.
Vom OCTOBER oder Wein-
Monat.

Der andere Herbſt-Monat iſt der
October. Dieſer bringt durch ſeine Reif-
fe, die in dieſem Monat fallen, die Wein-
trauben zur Zeitigung, und befoͤrdert die
Weinleſe. Hingegen faͤngt das Laub an
den Baͤumen an zu erſterben. Die Vo-
gelſteller ſuchen ietzund auf den Herden,
und in den Dohnen, und auf allerhand
Art und Weiſe, wie ſie den Vogeln nach-
ſtellen, ſich Luſt und Nutzen zu wege zu
bringen.

Jaͤger-Reim.
Das Bau-Holtz faͤll, laß Klafftern
ſchlagen,
Und wild Obſt auf die Boͤden tragen;
Sey fleißig auf dem Vogel-Herd,
So wird dir manch gut Biß beſchert.

Den 16. October iſt Galli. Gallus
war ein Schottlaͤnder, und lehrte in
Franckreich, in der Schweitz, und ſonder-
lich zu Coſtnitz, das Evangelium von JE-
ſu CHriſto eine lange Zeit, ward 95. Jahr
alt, und ſtarb um das Jahr 640.

Auf Galli ſind die Eicheln und Buch-
Eckern zeitig, und reiff zum Saamen zu
ſammlen. Und da gehet die Schwein-
Hatze an.

Sonſt pflegt man auch von Galli zu
ſagen: Galle, laͤßt den Schnee fallen.

Um Simonis und Judæ pflegt man
die Wein-Pfaͤhle auszuziehen, man duͤn-
get auch die Stoͤcke in den Gruben, und
ſenckt wieder, wenn das Holtz reiff iſt.
Was die lieben Alten von der Weinleſe
abſonderlich in dieſem Monat moͤgen ge-
wuͤnſchet haben, iſt aus folgenden Rei-
men zu ſehen:

Ach! wenn der Wein all Jahr gerieth,
Was edlers waͤr auf Erden nicht;
Wer den ſtets kan im Keller haben,
Der dancke GOtt fuͤr ſeine Gaben.
Wein thut das ſein, und ſchadt dir
nicht,
Er hilfft aus Noth, wenn Geld ge-
bricht,
Des Alters beſte Artzeney,
Giebt Staͤrck und Krafft, erqvickt
dabey,
Macht froͤlich, und behertzt dazu,
Verſchafft den Menſchen gute Ruh.
[Spaltenumbruch]

Wenn man von dem Tage an, da der
erſte Schnee faͤllt, biß naͤchſt-kuͤnfftigen
Neu-Mond zehlet, ſo viel derſelben Tage
ſind, ſo offt wird im folgenden Winter
das Wetter aufgehen, oder aufthauen.

Allgemeine Geſundheits-Regel.
Der Wein-Monat verſorgt reich den
Tiſch,
Giebt Wildpraͤth, Obſt, auch Voͤgel,
Fiſch,
Gaͤnß, Enten, Huͤhner, und dabey
Von Speiſe viel und mancherley,
Die ſind geſund, doch nicht zu viel,
All Ding erfordern Maaß und Ziel.
Nun brauch ein ieder ohne Scheu
Die Aderlaß und Artzeney,
Samt Schroͤpffen, Baden, ohn das
Haupt,
Solchs alles ietzund iſt erlaubt.
Ruͤb’n, Rettich dauert, und macht
Wind,
Kaͤß, Birnen, Wein, geſund ietzt ſind.
Hauswirthſchaffts-Regel.

Die Wurtzeln der Baͤume muß man
bloͤſſen, ſo tief, daß ſie etlicher maſſen ge-
ſehen werden, und Miſt drauf ſchuͤtten,
damit der Regen drauf falle, und in das
Erdreich einziehen kan; es ſoll den Wur-
tzeln gut ſeyn. Ehe es zufrieret, thue man
die Erde wieder drauf, damit der Baum
nicht gefrieret. Jm Mertz und April
thue man den Miſt weg.

Um dieſe Zeit iſt das Graß dem Vieh
nicht mehr kraͤfftig auf dem Felde, es ſaͤt-
tiget nur, und macht ihnen volle Baͤuche,
giebt aber wenig Nahrung oder Krafft.
Weil auch oͤffters des Abends oder Mor-
gends in dieſem Monat ſtinckende und boͤ-
ſe Nebel zu fallen pflegen, die dem Vieh
auf der Weyde hoͤchſt ſchaͤdlich ſeyn, ſo ſoll
man demſelben des Morgends Theriack
und Butter auf dem Brod zu eſſen geben.

Vom NOVEMBER.

Diß iſt der letzte Herbſt-Monat, in
welchem die Pracht des Jahres vollends
gaͤntzlich erſtirbet. Das wenige Laub,
ſo die Reiffe des Octobers noch auf den
Baͤumen uͤbrig gelaſſen, faͤllt ietzund
theils von der Kaͤlte, theils von den Win-
den gaͤntzlich ab. Der Landmann ziehet
ſich nunmehro, nachdem die Weinberge
geleſen, die Teiche mehrentheils gefiſchet,
und die Arbeit mit dem Vogelſtellen groͤ-
ſten theils vorbey iſt, aus dem Felde und

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[236/0370] Des Dritten Theils 41. Capitel/ Jſop, Borragen, Ochſen-Zungen, Curirn das Hertz, Magen und Lungen. Vom OCTOBER oder Wein- Monat. Der andere Herbſt-Monat iſt der October. Dieſer bringt durch ſeine Reif- fe, die in dieſem Monat fallen, die Wein- trauben zur Zeitigung, und befoͤrdert die Weinleſe. Hingegen faͤngt das Laub an den Baͤumen an zu erſterben. Die Vo- gelſteller ſuchen ietzund auf den Herden, und in den Dohnen, und auf allerhand Art und Weiſe, wie ſie den Vogeln nach- ſtellen, ſich Luſt und Nutzen zu wege zu bringen. Jaͤger-Reim. Das Bau-Holtz faͤll, laß Klafftern ſchlagen, Und wild Obſt auf die Boͤden tragen; Sey fleißig auf dem Vogel-Herd, So wird dir manch gut Biß beſchert. Den 16. October iſt Galli. Gallus war ein Schottlaͤnder, und lehrte in Franckreich, in der Schweitz, und ſonder- lich zu Coſtnitz, das Evangelium von JE- ſu CHriſto eine lange Zeit, ward 95. Jahr alt, und ſtarb um das Jahr 640. Auf Galli ſind die Eicheln und Buch- Eckern zeitig, und reiff zum Saamen zu ſammlen. Und da gehet die Schwein- Hatze an. Sonſt pflegt man auch von Galli zu ſagen: Galle, laͤßt den Schnee fallen. Um Simonis und Judæ pflegt man die Wein-Pfaͤhle auszuziehen, man duͤn- get auch die Stoͤcke in den Gruben, und ſenckt wieder, wenn das Holtz reiff iſt. Was die lieben Alten von der Weinleſe abſonderlich in dieſem Monat moͤgen ge- wuͤnſchet haben, iſt aus folgenden Rei- men zu ſehen: Ach! wenn der Wein all Jahr gerieth, Was edlers waͤr auf Erden nicht; Wer den ſtets kan im Keller haben, Der dancke GOtt fuͤr ſeine Gaben. Wein thut das ſein, und ſchadt dir nicht, Er hilfft aus Noth, wenn Geld ge- bricht, Des Alters beſte Artzeney, Giebt Staͤrck und Krafft, erqvickt dabey, Macht froͤlich, und behertzt dazu, Verſchafft den Menſchen gute Ruh. Wenn man von dem Tage an, da der erſte Schnee faͤllt, biß naͤchſt-kuͤnfftigen Neu-Mond zehlet, ſo viel derſelben Tage ſind, ſo offt wird im folgenden Winter das Wetter aufgehen, oder aufthauen. Allgemeine Geſundheits-Regel. Der Wein-Monat verſorgt reich den Tiſch, Giebt Wildpraͤth, Obſt, auch Voͤgel, Fiſch, Gaͤnß, Enten, Huͤhner, und dabey Von Speiſe viel und mancherley, Die ſind geſund, doch nicht zu viel, All Ding erfordern Maaß und Ziel. Nun brauch ein ieder ohne Scheu Die Aderlaß und Artzeney, Samt Schroͤpffen, Baden, ohn das Haupt, Solchs alles ietzund iſt erlaubt. Ruͤb’n, Rettich dauert, und macht Wind, Kaͤß, Birnen, Wein, geſund ietzt ſind. Hauswirthſchaffts-Regel. Die Wurtzeln der Baͤume muß man bloͤſſen, ſo tief, daß ſie etlicher maſſen ge- ſehen werden, und Miſt drauf ſchuͤtten, damit der Regen drauf falle, und in das Erdreich einziehen kan; es ſoll den Wur- tzeln gut ſeyn. Ehe es zufrieret, thue man die Erde wieder drauf, damit der Baum nicht gefrieret. Jm Mertz und April thue man den Miſt weg. Um dieſe Zeit iſt das Graß dem Vieh nicht mehr kraͤfftig auf dem Felde, es ſaͤt- tiget nur, und macht ihnen volle Baͤuche, giebt aber wenig Nahrung oder Krafft. Weil auch oͤffters des Abends oder Mor- gends in dieſem Monat ſtinckende und boͤ- ſe Nebel zu fallen pflegen, die dem Vieh auf der Weyde hoͤchſt ſchaͤdlich ſeyn, ſo ſoll man demſelben des Morgends Theriack und Butter auf dem Brod zu eſſen geben. Vom NOVEMBER. Diß iſt der letzte Herbſt-Monat, in welchem die Pracht des Jahres vollends gaͤntzlich erſtirbet. Das wenige Laub, ſo die Reiffe des Octobers noch auf den Baͤumen uͤbrig gelaſſen, faͤllt ietzund theils von der Kaͤlte, theils von den Win- den gaͤntzlich ab. Der Landmann ziehet ſich nunmehro, nachdem die Weinberge geleſen, die Teiche mehrentheils gefiſchet, und die Arbeit mit dem Vogelſtellen groͤ- ſten theils vorbey iſt, aus dem Felde und Wald

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/370>, abgerufen am 21.11.2024.