Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Dritten Theils 41. Capitel/ [Spaltenumbruch]
Jsop, Borragen, Ochsen-Zungen,Curirn das Hertz, Magen und Lungen. Vom OCTOBER oder Wein- Monat. Der andere Herbst-Monat ist der Jäger-Reim. Das Bau-Holtz fäll, laß Klaffternschlagen, Und wild Obst auf die Böden tragen; Sey fleißig auf dem Vogel-Herd, So wird dir manch gut Biß beschert. Den 16. October ist Galli. Gallus Auf Galli sind die Eicheln und Buch- Sonst pflegt man auch von Galli zu Um Simonis und Judae pflegt man Ach! wenn der Wein all Jahr gerieth, [Spaltenumbruch]
Was edlers wär auf Erden nicht; Wer den stets kan im Keller haben, Der dancke GOtt für seine Gaben. Wein thut das sein, und schadt dir nicht, Er hilfft aus Noth, wenn Geld ge- bricht, Des Alters beste Artzeney, Giebt Stärck und Krafft, erqvickt dabey, Macht frölich, und behertzt dazu, Verschafft den Menschen gute Ruh. Wenn man von dem Tage an, da der Allgemeine Gesundheits-Regel. Der Wein-Monat versorgt reich denTisch, Giebt Wildpräth, Obst, auch Vögel, Fisch, Gänß, Enten, Hühner, und dabey Von Speise viel und mancherley, Die sind gesund, doch nicht zu viel, All Ding erfordern Maaß und Ziel. Nun brauch ein ieder ohne Scheu Die Aderlaß und Artzeney, Samt Schröpffen, Baden, ohn das Haupt, Solchs alles ietzund ist erlaubt. Rüb'n, Rettich dauert, und macht Wind, Käß, Birnen, Wein, gesund ietzt sind. Hauswirthschaffts-Regel. Die Wurtzeln der Bäume muß man Um diese Zeit ist das Graß dem Vieh Vom NOVEMBER. Diß ist der letzte Herbst-Monat, in Wald
Des Dritten Theils 41. Capitel/ [Spaltenumbruch]
Jſop, Borragen, Ochſen-Zungen,Curirn das Hertz, Magen und Lungen. Vom OCTOBER oder Wein- Monat. Der andere Herbſt-Monat iſt der Jaͤger-Reim. Das Bau-Holtz faͤll, laß Klaffternſchlagen, Und wild Obſt auf die Boͤden tragen; Sey fleißig auf dem Vogel-Herd, So wird dir manch gut Biß beſchert. Den 16. October iſt Galli. Gallus Auf Galli ſind die Eicheln und Buch- Sonſt pflegt man auch von Galli zu Um Simonis und Judæ pflegt man Ach! wenn der Wein all Jahr gerieth, [Spaltenumbruch]
Was edlers waͤr auf Erden nicht; Wer den ſtets kan im Keller haben, Der dancke GOtt fuͤr ſeine Gaben. Wein thut das ſein, und ſchadt dir nicht, Er hilfft aus Noth, wenn Geld ge- bricht, Des Alters beſte Artzeney, Giebt Staͤrck und Krafft, erqvickt dabey, Macht froͤlich, und behertzt dazu, Verſchafft den Menſchen gute Ruh. Wenn man von dem Tage an, da der Allgemeine Geſundheits-Regel. Der Wein-Monat verſorgt reich denTiſch, Giebt Wildpraͤth, Obſt, auch Voͤgel, Fiſch, Gaͤnß, Enten, Huͤhner, und dabey Von Speiſe viel und mancherley, Die ſind geſund, doch nicht zu viel, All Ding erfordern Maaß und Ziel. Nun brauch ein ieder ohne Scheu Die Aderlaß und Artzeney, Samt Schroͤpffen, Baden, ohn das Haupt, Solchs alles ietzund iſt erlaubt. Ruͤb’n, Rettich dauert, und macht Wind, Kaͤß, Birnen, Wein, geſund ietzt ſind. Hauswirthſchaffts-Regel. Die Wurtzeln der Baͤume muß man Um dieſe Zeit iſt das Graß dem Vieh Vom NOVEMBER. Diß iſt der letzte Herbſt-Monat, in Wald
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Des Dritten Theils 41. Capitel/
Jſop, Borragen, Ochſen-Zungen,
Curirn das Hertz, Magen und Lungen.
Vom OCTOBER oder Wein-
Monat.
Der andere Herbſt-Monat iſt der
October. Dieſer bringt durch ſeine Reif-
fe, die in dieſem Monat fallen, die Wein-
trauben zur Zeitigung, und befoͤrdert die
Weinleſe. Hingegen faͤngt das Laub an
den Baͤumen an zu erſterben. Die Vo-
gelſteller ſuchen ietzund auf den Herden,
und in den Dohnen, und auf allerhand
Art und Weiſe, wie ſie den Vogeln nach-
ſtellen, ſich Luſt und Nutzen zu wege zu
bringen.
Jaͤger-Reim.
Das Bau-Holtz faͤll, laß Klafftern
ſchlagen,
Und wild Obſt auf die Boͤden tragen;
Sey fleißig auf dem Vogel-Herd,
So wird dir manch gut Biß beſchert.
Den 16. October iſt Galli. Gallus
war ein Schottlaͤnder, und lehrte in
Franckreich, in der Schweitz, und ſonder-
lich zu Coſtnitz, das Evangelium von JE-
ſu CHriſto eine lange Zeit, ward 95. Jahr
alt, und ſtarb um das Jahr 640.
Auf Galli ſind die Eicheln und Buch-
Eckern zeitig, und reiff zum Saamen zu
ſammlen. Und da gehet die Schwein-
Hatze an.
Sonſt pflegt man auch von Galli zu
ſagen: Galle, laͤßt den Schnee fallen.
Um Simonis und Judæ pflegt man
die Wein-Pfaͤhle auszuziehen, man duͤn-
get auch die Stoͤcke in den Gruben, und
ſenckt wieder, wenn das Holtz reiff iſt.
Was die lieben Alten von der Weinleſe
abſonderlich in dieſem Monat moͤgen ge-
wuͤnſchet haben, iſt aus folgenden Rei-
men zu ſehen:
Ach! wenn der Wein all Jahr gerieth,
Was edlers waͤr auf Erden nicht;
Wer den ſtets kan im Keller haben,
Der dancke GOtt fuͤr ſeine Gaben.
Wein thut das ſein, und ſchadt dir
nicht,
Er hilfft aus Noth, wenn Geld ge-
bricht,
Des Alters beſte Artzeney,
Giebt Staͤrck und Krafft, erqvickt
dabey,
Macht froͤlich, und behertzt dazu,
Verſchafft den Menſchen gute Ruh.
Wenn man von dem Tage an, da der
erſte Schnee faͤllt, biß naͤchſt-kuͤnfftigen
Neu-Mond zehlet, ſo viel derſelben Tage
ſind, ſo offt wird im folgenden Winter
das Wetter aufgehen, oder aufthauen.
Allgemeine Geſundheits-Regel.
Der Wein-Monat verſorgt reich den
Tiſch,
Giebt Wildpraͤth, Obſt, auch Voͤgel,
Fiſch,
Gaͤnß, Enten, Huͤhner, und dabey
Von Speiſe viel und mancherley,
Die ſind geſund, doch nicht zu viel,
All Ding erfordern Maaß und Ziel.
Nun brauch ein ieder ohne Scheu
Die Aderlaß und Artzeney,
Samt Schroͤpffen, Baden, ohn das
Haupt,
Solchs alles ietzund iſt erlaubt.
Ruͤb’n, Rettich dauert, und macht
Wind,
Kaͤß, Birnen, Wein, geſund ietzt ſind.
Hauswirthſchaffts-Regel.
Die Wurtzeln der Baͤume muß man
bloͤſſen, ſo tief, daß ſie etlicher maſſen ge-
ſehen werden, und Miſt drauf ſchuͤtten,
damit der Regen drauf falle, und in das
Erdreich einziehen kan; es ſoll den Wur-
tzeln gut ſeyn. Ehe es zufrieret, thue man
die Erde wieder drauf, damit der Baum
nicht gefrieret. Jm Mertz und April
thue man den Miſt weg.
Um dieſe Zeit iſt das Graß dem Vieh
nicht mehr kraͤfftig auf dem Felde, es ſaͤt-
tiget nur, und macht ihnen volle Baͤuche,
giebt aber wenig Nahrung oder Krafft.
Weil auch oͤffters des Abends oder Mor-
gends in dieſem Monat ſtinckende und boͤ-
ſe Nebel zu fallen pflegen, die dem Vieh
auf der Weyde hoͤchſt ſchaͤdlich ſeyn, ſo ſoll
man demſelben des Morgends Theriack
und Butter auf dem Brod zu eſſen geben.
Vom NOVEMBER.
Diß iſt der letzte Herbſt-Monat, in
welchem die Pracht des Jahres vollends
gaͤntzlich erſtirbet. Das wenige Laub,
ſo die Reiffe des Octobers noch auf den
Baͤumen uͤbrig gelaſſen, faͤllt ietzund
theils von der Kaͤlte, theils von den Win-
den gaͤntzlich ab. Der Landmann ziehet
ſich nunmehro, nachdem die Weinberge
geleſen, die Teiche mehrentheils gefiſchet,
und die Arbeit mit dem Vogelſtellen groͤ-
ſten theils vorbey iſt, aus dem Felde und
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