Das 41. Capitel/ Hält in sich den Continuirten Jmmerwährenden Jäger-Calender.
[Spaltenumbruch]
Vorrede des Calenders.
Jn dem dritten Capitul des Pre- diger-Buchs Salomonis fin- den wir unter andern folgende nachdenckliche Worte: Ein ieg- liches hat seine Zeit, und ein iegliches Vor- nehmen unter dem Himmel hat seine Stunde. Diese Worte schreiben, wie al- len Menschen bey ihren Handlungen, al- so auch insonderheit den Jägern, in Anse- hung der Zeit, gewisse Schrancken vor, da zumahl noch dabey stehet: Gebohren werden hat seine Zeit, und Würgen hat auch seine Zeit. Es hat der allweise Schöpffer und Gesetzgeber den Menschen hierdurch wollen zu erkennen geben, daß sie, ob sie gleich die vollkommene Herr- schafft über die unvernünfftigen Thiere erlanget, sich doch derselben so gebrau- chen sollen, daß sie nicht alles auf ein- mahl ausrotten, auch die Thiere nicht zu unrechter Zeit würgen und fangen, son- dern auch hierinnen die gehörige Vorsich- tigkeit anwenden mögen. Gleichwie nun der oberste Monarch dieses dem menschlichen Geschlecht zum besten geord- net hat; Also pflegen die hohen Landes- Obrigkeiten dieser Obligation durch dero Landes-Gesetze und Verordnungen noch ein viel stärcker Gewicht zu geben, wenn sie bey hoher Strafe verbiethen, daß sich niemand unterfangen soll, in der Satz- Brut- und Lege-Zeit einige Thiere oder Vögel zu schiessen, oder wegzufangen. Wie solches alles in den Jagd-Mandaten [Spaltenumbruch]
und Forst-Ordnungen deutlicher expri- miret ist.
JANVARIVS.
Es soll der Nahme dieses Monats von dem König in Jtalien Janus herkom- men, von dem man vorgiebt, daß er zwey Gesichter gehabt; Allein, es kan wohl seyn, daß die Heyden einmahl aus der Bibel gehöret, wie nemlich Noah die ei- ne Welt vor der Sündfluth, die andere aber nach der Sündfluth gesehen, wes- wegen sie auch ihren Janum erdichtet, als wenn er zwey Gesichter hätte, eines am Forder-Theil, das andere am Hinter-Theil des Hauptes.
Jäger-Reim.
Der Teutsche wohlgewohnt der Kält, Auf dem Gebürg' liegt, biß er fällt Den wilden Bären in dem Schnee, Und tracht't, daß ihm kein Hirsch entgeh. Vom Neuen-Jahrs-Tage. Wenn sich am Neuen Jahr ein' Mor- genröth vorzeiget, Zu Ungewitter, Krieg, ist solches Jahr geneiget. Wenn denn die liebe Sonn des Tages scheinet klar, So giebts viel gute Fisch, das lacht der Fischer-Schaar. Da aber in der Nacht den Wind man hö- ret brausen, So will alsdenn die Pest der Orten nicht wohl hausen.
Sanct
F f (Anderer Haupt-Theil.)
Das 41. Capitel/ Haͤlt in ſich den Continuirten Jmmerwaͤhrenden Jaͤger-Calender.
[Spaltenumbruch]
Vorrede des Calenders.
Jn dem dritten Capitul des Pre- diger-Buchs Salomonis fin- den wir unter andern folgende nachdenckliche Worte: Ein ieg- liches hat ſeine Zeit, und ein iegliches Vor- nehmen unter dem Himmel hat ſeine Stunde. Dieſe Worte ſchreiben, wie al- len Menſchen bey ihren Handlungen, al- ſo auch inſonderheit den Jaͤgern, in Anſe- hung der Zeit, gewiſſe Schrancken vor, da zumahl noch dabey ſtehet: Gebohren werden hat ſeine Zeit, und Wuͤrgen hat auch ſeine Zeit. Es hat der allweiſe Schoͤpffer und Geſetzgeber den Menſchen hierdurch wollen zu erkennen geben, daß ſie, ob ſie gleich die vollkommene Herr- ſchafft uͤber die unvernuͤnfftigen Thiere erlanget, ſich doch derſelben ſo gebrau- chen ſollen, daß ſie nicht alles auf ein- mahl ausrotten, auch die Thiere nicht zu unrechter Zeit wuͤrgen und fangen, ſon- dern auch hierinnen die gehoͤrige Vorſich- tigkeit anwenden moͤgen. Gleichwie nun der oberſte Monarch dieſes dem menſchlichen Geſchlecht zum beſten geord- net hat; Alſo pflegen die hohen Landes- Obrigkeiten dieſer Obligation durch dero Landes-Geſetze und Verordnungen noch ein viel ſtaͤrcker Gewicht zu geben, wenn ſie bey hoher Strafe verbiethen, daß ſich niemand unterfangen ſoll, in der Satz- Brut- und Lege-Zeit einige Thiere oder Voͤgel zu ſchieſſen, oder wegzufangen. Wie ſolches alles in den Jagd-Mandaten [Spaltenumbruch]
und Forſt-Ordnungen deutlicher expri- miret iſt.
JANVARIVS.
Es ſoll der Nahme dieſes Monats von dem Koͤnig in Jtalien Janus herkom- men, von dem man vorgiebt, daß er zwey Geſichter gehabt; Allein, es kan wohl ſeyn, daß die Heyden einmahl aus der Bibel gehoͤret, wie nemlich Noah die ei- ne Welt vor der Suͤndfluth, die andere aber nach der Suͤndfluth geſehen, wes- wegen ſie auch ihren Janum erdichtet, als wenn er zwey Geſichter haͤtte, eines am Forder-Theil, das andere am Hinter-Theil des Hauptes.
Jaͤger-Reim.
Der Teutſche wohlgewohnt der Kaͤlt, Auf dem Gebuͤrg’ liegt, biß er faͤllt Den wilden Baͤren in dem Schnee, Und tracht’t, daß ihm kein Hirſch entgeh. Vom Neuen-Jahrs-Tage. Wenn ſich am Neuen Jahr ein’ Mor- genroͤth vorzeiget, Zu Ungewitter, Krieg, iſt ſolches Jahr geneiget. Wenn denn die liebe Sonn des Tages ſcheinet klar, So giebts viel gute Fiſch, das lacht der Fiſcher-Schaar. Da aber in der Nacht den Wind man hoͤ- ret brauſen, So will alsdenn die Peſt der Orten nicht wohl hauſen.
Sanct
F f (Anderer Haupt-Theil.)
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0353"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das 41. Capitel/<lb/>
Haͤlt in ſich den <hirendition="#aq">Continui</hi>rten<lb/>
Jmmerwaͤhrenden Jaͤger-Calender.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><cb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Vorrede des Calenders.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">J</hi>n dem dritten Capitul des Pre-<lb/>
diger-Buchs Salomonis fin-<lb/>
den wir unter andern folgende<lb/>
nachdenckliche Worte: Ein ieg-<lb/>
liches hat ſeine Zeit, und ein iegliches Vor-<lb/>
nehmen unter dem Himmel hat ſeine<lb/>
Stunde. Dieſe Worte ſchreiben, wie al-<lb/>
len Menſchen bey ihren Handlungen, al-<lb/>ſo auch inſonderheit den Jaͤgern, in Anſe-<lb/>
hung der Zeit, gewiſſe Schrancken vor,<lb/>
da zumahl noch dabey ſtehet: Gebohren<lb/>
werden hat ſeine Zeit, und Wuͤrgen hat<lb/>
auch ſeine Zeit. Es hat der allweiſe<lb/>
Schoͤpffer und Geſetzgeber den Menſchen<lb/>
hierdurch wollen zu erkennen geben, daß<lb/>ſie, ob ſie gleich die vollkommene Herr-<lb/>ſchafft uͤber die unvernuͤnfftigen Thiere<lb/>
erlanget, ſich doch derſelben ſo gebrau-<lb/>
chen ſollen, daß ſie nicht alles auf ein-<lb/>
mahl ausrotten, auch die Thiere nicht zu<lb/>
unrechter Zeit wuͤrgen und fangen, ſon-<lb/>
dern auch hierinnen die gehoͤrige Vorſich-<lb/>
tigkeit anwenden moͤgen. Gleichwie<lb/>
nun der oberſte Monarch dieſes dem<lb/>
menſchlichen Geſchlecht zum beſten geord-<lb/>
net hat; Alſo pflegen die hohen Landes-<lb/>
Obrigkeiten dieſer <hirendition="#aq">Obligation</hi> durch dero<lb/>
Landes-Geſetze und Verordnungen noch<lb/>
ein viel ſtaͤrcker Gewicht zu geben, wenn<lb/>ſie bey hoher Strafe verbiethen, daß ſich<lb/>
niemand unterfangen ſoll, in der Satz-<lb/>
Brut- und Lege-Zeit einige Thiere oder<lb/>
Voͤgel zu ſchieſſen, oder wegzufangen.<lb/>
Wie ſolches alles in den Jagd-<hirendition="#aq">Mandat</hi>en<lb/><cb/>
und Forſt-Ordnungen deutlicher <hirendition="#aq">expri-<lb/>
mi</hi>ret iſt.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#aq">JANVARIVS.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>s ſoll der Nahme dieſes Monats von<lb/>
dem Koͤnig in Jtalien <hirendition="#aq">Janus</hi> herkom-<lb/>
men, von dem man vorgiebt, daß er<lb/>
zwey Geſichter gehabt; Allein, es kan wohl<lb/>ſeyn, daß die Heyden einmahl aus der<lb/>
Bibel gehoͤret, wie nemlich Noah die ei-<lb/>
ne Welt vor der Suͤndfluth, die andere<lb/>
aber nach der Suͤndfluth geſehen, wes-<lb/>
wegen ſie auch ihren <hirendition="#aq">Janum</hi> erdichtet, als<lb/>
wenn er zwey Geſichter haͤtte, eines am<lb/>
Forder-Theil, das andere am Hinter-Theil<lb/>
des Hauptes.</p><lb/><lgtype="poem"><head><hirendition="#b">Jaͤger-Reim.</hi></head><lb/><l>Der Teutſche wohlgewohnt der Kaͤlt,</l><lb/><l>Auf dem Gebuͤrg’ liegt, biß er faͤllt</l><lb/><l>Den wilden Baͤren in dem Schnee,</l><lb/><l>Und tracht’t, daß ihm kein Hirſch</l><lb/><l><hirendition="#et">entgeh.</hi></l><lb/><l><hirendition="#c"><hirendition="#b">Vom Neuen-Jahrs-Tage.</hi></hi></l><lb/><l>Wenn ſich am Neuen Jahr ein’ Mor-</l><lb/><l><hirendition="#et">genroͤth vorzeiget,</hi></l><lb/><l>Zu Ungewitter, Krieg, iſt ſolches Jahr</l><lb/><l><hirendition="#et">geneiget.</hi></l><lb/><l>Wenn denn die liebe Sonn des Tages</l><lb/><l><hirendition="#et">ſcheinet klar,</hi></l><lb/><l>So giebts viel gute Fiſch, das lacht der</l><lb/><l><hirendition="#et">Fiſcher-Schaar.</hi></l><lb/><l>Da aber in der Nacht den Wind man hoͤ-</l><lb/><l><hirendition="#et">ret brauſen,</hi></l><lb/><l>So will alsdenn die Peſt der Orten nicht</l><lb/><l><hirendition="#et">wohl hauſen.</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">F f (Anderer Haupt-Theil.)</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Sanct</hi></fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[0353]
Das 41. Capitel/
Haͤlt in ſich den Continuirten
Jmmerwaͤhrenden Jaͤger-Calender.
Vorrede des Calenders.
Jn dem dritten Capitul des Pre-
diger-Buchs Salomonis fin-
den wir unter andern folgende
nachdenckliche Worte: Ein ieg-
liches hat ſeine Zeit, und ein iegliches Vor-
nehmen unter dem Himmel hat ſeine
Stunde. Dieſe Worte ſchreiben, wie al-
len Menſchen bey ihren Handlungen, al-
ſo auch inſonderheit den Jaͤgern, in Anſe-
hung der Zeit, gewiſſe Schrancken vor,
da zumahl noch dabey ſtehet: Gebohren
werden hat ſeine Zeit, und Wuͤrgen hat
auch ſeine Zeit. Es hat der allweiſe
Schoͤpffer und Geſetzgeber den Menſchen
hierdurch wollen zu erkennen geben, daß
ſie, ob ſie gleich die vollkommene Herr-
ſchafft uͤber die unvernuͤnfftigen Thiere
erlanget, ſich doch derſelben ſo gebrau-
chen ſollen, daß ſie nicht alles auf ein-
mahl ausrotten, auch die Thiere nicht zu
unrechter Zeit wuͤrgen und fangen, ſon-
dern auch hierinnen die gehoͤrige Vorſich-
tigkeit anwenden moͤgen. Gleichwie
nun der oberſte Monarch dieſes dem
menſchlichen Geſchlecht zum beſten geord-
net hat; Alſo pflegen die hohen Landes-
Obrigkeiten dieſer Obligation durch dero
Landes-Geſetze und Verordnungen noch
ein viel ſtaͤrcker Gewicht zu geben, wenn
ſie bey hoher Strafe verbiethen, daß ſich
niemand unterfangen ſoll, in der Satz-
Brut- und Lege-Zeit einige Thiere oder
Voͤgel zu ſchieſſen, oder wegzufangen.
Wie ſolches alles in den Jagd-Mandaten
und Forſt-Ordnungen deutlicher expri-
miret iſt.
JANVARIVS.
Es ſoll der Nahme dieſes Monats von
dem Koͤnig in Jtalien Janus herkom-
men, von dem man vorgiebt, daß er
zwey Geſichter gehabt; Allein, es kan wohl
ſeyn, daß die Heyden einmahl aus der
Bibel gehoͤret, wie nemlich Noah die ei-
ne Welt vor der Suͤndfluth, die andere
aber nach der Suͤndfluth geſehen, wes-
wegen ſie auch ihren Janum erdichtet, als
wenn er zwey Geſichter haͤtte, eines am
Forder-Theil, das andere am Hinter-Theil
des Hauptes.
Jaͤger-Reim.
Der Teutſche wohlgewohnt der Kaͤlt,
Auf dem Gebuͤrg’ liegt, biß er faͤllt
Den wilden Baͤren in dem Schnee,
Und tracht’t, daß ihm kein Hirſch
entgeh.
Vom Neuen-Jahrs-Tage.
Wenn ſich am Neuen Jahr ein’ Mor-
genroͤth vorzeiget,
Zu Ungewitter, Krieg, iſt ſolches Jahr
geneiget.
Wenn denn die liebe Sonn des Tages
ſcheinet klar,
So giebts viel gute Fiſch, das lacht der
Fiſcher-Schaar.
Da aber in der Nacht den Wind man hoͤ-
ret brauſen,
So will alsdenn die Peſt der Orten nicht
wohl hauſen.
Sanct
F f (Anderer Haupt-Theil.)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/353>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.