Des Dritten Th. 39. C. von der Vogel-Weyde im gantzen Jahr.
[Spaltenumbruch]
breit von der Erde stehen; die niedern Maschen kommen ihnen an die Füsse. Die werden durch ihr Umfladdern von wilden Thieren gefressen, und unnützlich verwüstet.
Jm November.
Biß auf Martini fängt man noch Lerchen mit dem Nacht-Garn, dann mit dem Klebe-Garn ists nicht mehr der Mü- he werth, sonst sind sie gar fett. Jetzt ge- het der Mistler-Strich an. Dieweil es gefrieret, und sie keine Würmer mehr bekommen, als suchen sie die Mistel- Beeren, und wollen andere nicht leiden, und ihr Neid verursacht ihnen den Tod. Denn indem er den andern in dem Strich- Häusel nicht leiden will, wird er selbst gefangen und erwürgt. Das ist ein wich- tiger Fang, und kan man über 20. Stück an einem Tage fangen. Das Strich- Häusel henckt man mit einem Hacken an einen Baum, wenn nicht mehr dazu ge- fangen ist, so geht man weiter, und henckt das Häusel an einen andern Baum, wo man dergleichen merckt. Wenn es kalt und Schnee-Gewitter, ist es besser. Hat man Lock-Vögel, kan man einen Tag nach den andern umwechseln. Die Qväcker stellen sich auch sehr häuffig ein, sie sind, nicht im freyen Felde, sondern na- he bey den Bäumen, an welche man ein paar Lock-Vögel zu hencken pflegt, viel leichter anzukörnen als die Hänfflinge. Es häuffen sich auch die sehr angenehmen Meer-Zeißlein, die offt viel Jahre nach einander ausbleiben. Man fängt auch in diesem Monath die allgemeinen Zeiß- lein, ingleichen die Blut-Fincken oder Gimpel, welche wegen ihrer Gelernig- keit und Schönheit werth sind, daß man sie Paarweise aufhebe, und in den Zim- mern brüten lasse.
Jm December.
Jetzt halten fich die Krammets-Vögel, Drosseln und Kernbeisser nicht so häuffig beysammen, sie sind lieber in den niedern Wacholder-Büschen, daher fängt man in den Lauf-Bögen im Schnee mehr, als auf dem Leim-Büht. Jetzt thun die Habichte bey den Häusern grossen Scha- [Spaltenumbruch]
den, fangen die Tauben und Hüner sehr ab; diese werden mit viereckigt-aufgerich- teten Netzen abgefangen. Der Gimpel oder Blut-Fincke kan vermittelst eines Lock- Vogels vor ein Fenster gewöhnet werden, wenn man nur anfänglich unter den Hanff, welchen er, wie gerne er ihn frisset, sogleich nicht kennet, zerknirschte Wachol- der-Beere thut. Es finden sich in we- nig Tagen auf dem Stein oder vor dem Bret, so vor dem Fenster ange- macht ist, darauf der Lock-Vogel stehet, offt wohl zehen ein, und fressen aus dem festgestellten Meisen-Schlag so viel Hanff hinweg, daß man ihnen kaum genug ge- ben kan. Man muß aber dennoch, wenn man einen ein- und ausfliegenden haben will, den Hanff nicht achten, und drey Wochen lang also fortfahren, iedoch dürffen sie nicht eben genug haben, wenn sie nur alle Tage etwas finden. Wenn alsdenn vierzehen Tage biß 3. Wochen vorbey, stellt man den Meisen-Schlag, daß er einfallen kan, und fängt sie dann in einer Stunde, so viel ihrer vor- handen sind, unter welchen man so viel man will, behält, und in dem Zimmer gewöhnt, die andern aber abthut. Jn diesem Monat, wenn Schnee ist, fallen die Emmerlinge mit grossen Hauffen auf die Messen, und ist dieses ein Vogel, der gut zu essen, aber hart zu fangen ist. Denn ob man gleich in dem Strich auf den Fincken-Herden ihn ertappet, so bekommt man deren doch lange nicht so viel, als der Fincken, und bey den Schnee fallen sie wohl häuffig in die Höfe, aber sie sind viel zu schlau, und geschicht ihnen wenig Abbruch. Schlägt man Vo- gel-Wände auf, und ziehet etwan zehen oder zwölff auf einmahl, so geht den gan- tzen Winter keiner mehr hin. Steckt man auf die Bäume, da sie anfallen, Leim-Ruthen, so bekommt man deren etwan auch ein Dutzend, sie kennen aber alsdenn den Leim, und ist wiederum sel- bigen gantzen Winter über nichts mit ih- nen zu thun.
Das 40. Capitel/ Von den wilden Bienen.
§. 1.
Die wilden Bienen haben in den gros- sen Wildnissen und Wäldern, in
den
Des Dritten Th. 39. C. von der Vogel-Weyde im gantzen Jahr.
[Spaltenumbruch]
breit von der Erde ſtehen; die niedern Maſchen kommen ihnen an die Fuͤſſe. Die werden durch ihr Umfladdern von wilden Thieren gefreſſen, und unnuͤtzlich verwuͤſtet.
Jm November.
Biß auf Martini faͤngt man noch Lerchen mit dem Nacht-Garn, dann mit dem Klebe-Garn iſts nicht mehr der Muͤ- he werth, ſonſt ſind ſie gar fett. Jetzt ge- het der Miſtler-Strich an. Dieweil es gefrieret, und ſie keine Wuͤrmer mehr bekommen, als ſuchen ſie die Miſtel- Beeren, und wollen andere nicht leiden, und ihr Neid verurſacht ihnen den Tod. Denn indem er den andern in dem Strich- Haͤuſel nicht leiden will, wird er ſelbſt gefangen und erwuͤrgt. Das iſt ein wich- tiger Fang, und kan man uͤber 20. Stuͤck an einem Tage fangen. Das Strich- Haͤuſel henckt man mit einem Hacken an einen Baum, wenn nicht mehr dazu ge- fangen iſt, ſo geht man weiter, und henckt das Haͤuſel an einen andern Baum, wo man dergleichen merckt. Wenn es kalt und Schnee-Gewitter, iſt es beſſer. Hat man Lock-Voͤgel, kan man einen Tag nach den andern umwechſeln. Die Qvaͤcker ſtellen ſich auch ſehr haͤuffig ein, ſie ſind, nicht im freyen Felde, ſondern na- he bey den Baͤumen, an welche man ein paar Lock-Voͤgel zu hencken pflegt, viel leichter anzukoͤrnen als die Haͤnfflinge. Es haͤuffen ſich auch die ſehr angenehmen Meer-Zeißlein, die offt viel Jahre nach einander ausbleiben. Man faͤngt auch in dieſem Monath die allgemeinen Zeiß- lein, ingleichen die Blut-Fincken oder Gimpel, welche wegen ihrer Gelernig- keit und Schoͤnheit werth ſind, daß man ſie Paarweiſe aufhebe, und in den Zim- mern bruͤten laſſe.
Jm December.
Jetzt halten fich die Krammets-Voͤgel, Droſſeln und Kernbeiſſer nicht ſo haͤuffig beyſammen, ſie ſind lieber in den niedern Wacholder-Buͤſchen, daher faͤngt man in den Lauf-Boͤgen im Schnee mehr, als auf dem Leim-Buͤht. Jetzt thun die Habichte bey den Haͤuſern groſſen Scha- [Spaltenumbruch]
den, fangen die Tauben und Huͤner ſehr ab; dieſe werden mit viereckigt-aufgerich- teten Netzen abgefangen. Der Gimpel oder Blut-Fincke kan vermittelſt eines Lock- Vogels vor ein Fenſter gewoͤhnet werden, wenn man nur anfaͤnglich unter den Hanff, welchen er, wie gerne er ihn friſſet, ſogleich nicht kennet, zerknirſchte Wachol- der-Beere thut. Es finden ſich in we- nig Tagen auf dem Stein oder vor dem Bret, ſo vor dem Fenſter ange- macht iſt, darauf der Lock-Vogel ſtehet, offt wohl zehen ein, und freſſen aus dem feſtgeſtellten Meiſen-Schlag ſo viel Hanff hinweg, daß man ihnen kaum genug ge- ben kan. Man muß aber dennoch, wenn man einen ein- und ausfliegenden haben will, den Hanff nicht achten, und drey Wochen lang alſo fortfahren, iedoch duͤrffen ſie nicht eben genug haben, wenn ſie nur alle Tage etwas finden. Wenn alsdenn vierzehen Tage biß 3. Wochen vorbey, ſtellt man den Meiſen-Schlag, daß er einfallen kan, und faͤngt ſie dann in einer Stunde, ſo viel ihrer vor- handen ſind, unter welchen man ſo viel man will, behaͤlt, und in dem Zimmer gewoͤhnt, die andern aber abthut. Jn dieſem Monat, wenn Schnee iſt, fallen die Emmerlinge mit groſſen Hauffen auf die Meſſen, und iſt dieſes ein Vogel, der gut zu eſſen, aber hart zu fangen iſt. Denn ob man gleich in dem Strich auf den Fincken-Herden ihn ertappet, ſo bekommt man deren doch lange nicht ſo viel, als der Fincken, und bey den Schnee fallen ſie wohl haͤuffig in die Hoͤfe, aber ſie ſind viel zu ſchlau, und geſchicht ihnen wenig Abbruch. Schlaͤgt man Vo- gel-Waͤnde auf, und ziehet etwan zehen oder zwoͤlff auf einmahl, ſo geht den gan- tzen Winter keiner mehr hin. Steckt man auf die Baͤume, da ſie anfallen, Leim-Ruthen, ſo bekommt man deren etwan auch ein Dutzend, ſie kennen aber alsdenn den Leim, und iſt wiederum ſel- bigen gantzen Winter uͤber nichts mit ih- nen zu thun.
Das 40. Capitel/ Von den wilden Bienen.
§. 1.
Die wilden Bienen haben in den groſ- ſen Wildniſſen und Waͤldern, in
den
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Des Dritten Th. 39. C. von der Vogel-Weyde im gantzen Jahr.
breit von der Erde ſtehen; die niedern
Maſchen kommen ihnen an die Fuͤſſe.
Die werden durch ihr Umfladdern von
wilden Thieren gefreſſen, und unnuͤtzlich
verwuͤſtet.
Jm November.
Biß auf Martini faͤngt man noch
Lerchen mit dem Nacht-Garn, dann mit
dem Klebe-Garn iſts nicht mehr der Muͤ-
he werth, ſonſt ſind ſie gar fett. Jetzt ge-
het der Miſtler-Strich an. Dieweil es
gefrieret, und ſie keine Wuͤrmer mehr
bekommen, als ſuchen ſie die Miſtel-
Beeren, und wollen andere nicht leiden,
und ihr Neid verurſacht ihnen den Tod.
Denn indem er den andern in dem Strich-
Haͤuſel nicht leiden will, wird er ſelbſt
gefangen und erwuͤrgt. Das iſt ein wich-
tiger Fang, und kan man uͤber 20. Stuͤck
an einem Tage fangen. Das Strich-
Haͤuſel henckt man mit einem Hacken an
einen Baum, wenn nicht mehr dazu ge-
fangen iſt, ſo geht man weiter, und henckt
das Haͤuſel an einen andern Baum, wo
man dergleichen merckt. Wenn es kalt
und Schnee-Gewitter, iſt es beſſer. Hat
man Lock-Voͤgel, kan man einen Tag
nach den andern umwechſeln. Die
Qvaͤcker ſtellen ſich auch ſehr haͤuffig ein,
ſie ſind, nicht im freyen Felde, ſondern na-
he bey den Baͤumen, an welche man ein
paar Lock-Voͤgel zu hencken pflegt, viel
leichter anzukoͤrnen als die Haͤnfflinge.
Es haͤuffen ſich auch die ſehr angenehmen
Meer-Zeißlein, die offt viel Jahre nach
einander ausbleiben. Man faͤngt auch
in dieſem Monath die allgemeinen Zeiß-
lein, ingleichen die Blut-Fincken oder
Gimpel, welche wegen ihrer Gelernig-
keit und Schoͤnheit werth ſind, daß man
ſie Paarweiſe aufhebe, und in den Zim-
mern bruͤten laſſe.
Jm December.
Jetzt halten fich die Krammets-Voͤgel,
Droſſeln und Kernbeiſſer nicht ſo haͤuffig
beyſammen, ſie ſind lieber in den niedern
Wacholder-Buͤſchen, daher faͤngt man
in den Lauf-Boͤgen im Schnee mehr, als
auf dem Leim-Buͤht. Jetzt thun die
Habichte bey den Haͤuſern groſſen Scha-
den, fangen die Tauben und Huͤner ſehr
ab; dieſe werden mit viereckigt-aufgerich-
teten Netzen abgefangen. Der Gimpel oder
Blut-Fincke kan vermittelſt eines Lock-
Vogels vor ein Fenſter gewoͤhnet werden,
wenn man nur anfaͤnglich unter den
Hanff, welchen er, wie gerne er ihn friſſet,
ſogleich nicht kennet, zerknirſchte Wachol-
der-Beere thut. Es finden ſich in we-
nig Tagen auf dem Stein oder vor
dem Bret, ſo vor dem Fenſter ange-
macht iſt, darauf der Lock-Vogel ſtehet,
offt wohl zehen ein, und freſſen aus dem
feſtgeſtellten Meiſen-Schlag ſo viel Hanff
hinweg, daß man ihnen kaum genug ge-
ben kan. Man muß aber dennoch, wenn
man einen ein- und ausfliegenden haben
will, den Hanff nicht achten, und drey
Wochen lang alſo fortfahren, iedoch
duͤrffen ſie nicht eben genug haben, wenn
ſie nur alle Tage etwas finden. Wenn
alsdenn vierzehen Tage biß 3. Wochen
vorbey, ſtellt man den Meiſen-Schlag,
daß er einfallen kan, und faͤngt ſie
dann in einer Stunde, ſo viel ihrer vor-
handen ſind, unter welchen man ſo viel
man will, behaͤlt, und in dem Zimmer
gewoͤhnt, die andern aber abthut. Jn
dieſem Monat, wenn Schnee iſt, fallen
die Emmerlinge mit groſſen Hauffen auf
die Meſſen, und iſt dieſes ein Vogel, der
gut zu eſſen, aber hart zu fangen iſt.
Denn ob man gleich in dem Strich auf
den Fincken-Herden ihn ertappet, ſo
bekommt man deren doch lange nicht ſo
viel, als der Fincken, und bey den
Schnee fallen ſie wohl haͤuffig in die Hoͤfe,
aber ſie ſind viel zu ſchlau, und geſchicht
ihnen wenig Abbruch. Schlaͤgt man Vo-
gel-Waͤnde auf, und ziehet etwan zehen
oder zwoͤlff auf einmahl, ſo geht den gan-
tzen Winter keiner mehr hin. Steckt
man auf die Baͤume, da ſie anfallen,
Leim-Ruthen, ſo bekommt man deren
etwan auch ein Dutzend, ſie kennen aber
alsdenn den Leim, und iſt wiederum ſel-
bigen gantzen Winter uͤber nichts mit ih-
nen zu thun.
Das 40. Capitel/
Von den wilden Bienen.
§. 1.
Die wilden Bienen haben in den groſ-
ſen Wildniſſen und Waͤldern, in
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/348>, abgerufen am 21.12.2024.
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