Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Dritten Theils 39. Capitel/ [Spaltenumbruch]
ge brüten, so ist besser, man warte biß ge-gen den Herbst. Die wilden Tauben ha- ben zwar ietzt ihren Wieder-Strich, sind aber lauter alte Tauben, gleich in der Brut begriffe, daher mager und zähe, und wird mit einer ieden Taube eine gan- tze Bruth, bißweilen auch wohl zwey ver- dorben, ist also besser, man warte biß sie brüten, und die Jungen ins Feld führen, im August-Monat sind sie fett und gut, besser zu essen, und leichter zu fangen. Jm Junio. Jetzt kan man junge Drosseln und Jm Julio. Jn diesem Monat werden die Kir- Jm Augusto. Jetzt gehet der Wild- und Turtel- Wach-
Des Dritten Theils 39. Capitel/ [Spaltenumbruch]
ge bruͤten, ſo iſt beſſer, man warte biß ge-gen den Herbſt. Die wilden Tauben ha- ben zwar ietzt ihren Wieder-Strich, ſind aber lauter alte Tauben, gleich in der Brut begriffe, daher mager und zaͤhe, und wird mit einer ieden Taube eine gan- tze Bruth, bißweilen auch wohl zwey ver- dorben, iſt alſo beſſer, man warte biß ſie bruͤten, und die Jungen ins Feld fuͤhren, im Auguſt-Monat ſind ſie fett und gut, beſſer zu eſſen, und leichter zu fangen. Jm Junio. Jetzt kan man junge Droſſeln und Jm Julio. Jn dieſem Monat werden die Kir- Jm Auguſto. Jetzt gehet der Wild- und Turtel- Wach-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0346" n="220"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Dritten Theils 39. Capitel/</hi></fw><lb/><cb/> ge bruͤten, ſo iſt beſſer, man warte biß ge-<lb/> gen den Herbſt. Die wilden Tauben ha-<lb/> ben zwar ietzt ihren Wieder-Strich, ſind<lb/> aber lauter alte Tauben, gleich in der<lb/> Brut begriffe, daher mager und zaͤhe,<lb/> und wird mit einer ieden Taube eine gan-<lb/> tze Bruth, bißweilen auch wohl zwey ver-<lb/> dorben, iſt alſo beſſer, man warte biß ſie<lb/> bruͤten, und die Jungen ins Feld fuͤhren,<lb/> im Auguſt-Monat ſind ſie fett und gut,<lb/> beſſer zu eſſen, und leichter zu fangen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Jm <hi rendition="#aq">Junio.</hi></hi> </head><lb/> <p>Jetzt kan man junge Droſſeln und<lb/> Amſeln aus den Neſtern nehmen, und<lb/> in einem Zimmer ernehren. Man muß<lb/> ſie ſehr ſauber halten, und giebt ihnen<lb/> Gerſten-Grieß und grobes Weitzen-<lb/> Mehl, ſtatt des Waſſers, mit ſuͤſſer Milch<lb/> angemacht. Man muß es aber alle Ta-<lb/> ge anmachen, ſonſten, wenn es lange ſte-<lb/> het, wird es ſauer, und die Voͤgel werden<lb/> kranck. Zum Getraͤncke bindet man ein<lb/> kleines Haderlein, das fein faͤſerigt iſt,<lb/> an ein Hoͤltzlein, taucht es ins Waſſer,<lb/> und ſteckt es dem Vogel ins aufgethane<lb/> Schnaͤblein, dieſes thut man neben ihrem<lb/> Geaͤſſe taͤglich gar offt, vierzehen Tage<lb/> lang, oder noch laͤnger, biß ſie ſelbſt freſ-<lb/> ſen. Die jungen Voͤgel, die noch etwas<lb/> an Federn entbloͤßt ſind, kan man leichter<lb/> aufbringen, als die groͤſſern, denn ſie ſper-<lb/> ren die Schnaͤbel eher auf, als wenn ſie<lb/> ſchon etwas erwachſen ſind, lernen auch<lb/> alles leichter, und thun lieber, was man<lb/> von ihnen fordert und haben will.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Jm <hi rendition="#aq">Julio.</hi></hi> </head><lb/> <p>Jn dieſem Monat werden die Kir-<lb/> ſchen reif, daher kan man Amſeln und<lb/> Kernbeiſſer mit Leim-Spindeln fan-<lb/> gen, damit man ſie hernach im Herbſt<lb/> zur Locke gebrauchen kan. Weil die Zeit<lb/> des Vogelfanges herbey nahet, ſo ſoll man<lb/> in dieſem Monat die in Faͤſſern und Stuͤ-<lb/> bicht eingeſchlagene Netze und Garne her-<lb/> fuͤr ſuchen, und was etwan von Ratten<lb/> und Maͤuſen, oder ſonſt zerriſſen iſt, nach<lb/> und nach fleißig ausbeſſern und flicken.<lb/> Man ſoll auch alle alte und leere Vogel-<lb/> Haͤuſer zurichten und ausſaͤubern, da-<lb/> mit man, wenn der Fang angehet, dieſer<lb/><cb/> Muͤhe uͤberhoben ſey. Jngleichen ſoll man<lb/> im Vorrath ſtarcke eichene Stangen zum<lb/> Schnepffen und Krammets-Voͤgeln an-<lb/> ſchaffen. Nach Endigung des Fanges<lb/> kan alles wieder abgedoͤrret, und an ei-<lb/> nen ſaubern Ort unter ein Dach gelegt<lb/> werden, da ihm die Naͤſſe des Regens und<lb/> Schnees nicht ſchaden, alles deſto laͤnger<lb/> dauern, und manche Unkoſten erſpahren,<lb/> auch das kuͤnfftige Jahr wieder gebrau-<lb/> chen kan. Um dieſe Zeit kan man den Reb-<lb/> Huͤhnern die Eyer hinwegnehmen, und ei-<lb/> ner Jndianiſchen Henne unterlegen, ſo<lb/> bekommt man Reb-Huͤhner, welche wie<lb/> die Jndianiſchen Huͤhner aus- und einge-<lb/> hen, und viel Luſt, auch Nutzen geben.<lb/> Man ſchneidet ihnen, wenn man gleich<lb/> merckt, daß ſie weit zu fliegen beginnen,<lb/> die Fluͤgel nicht ab, damit ſie vor Hun-<lb/> den und Katzen, auch andern Ungezieffer<lb/> ſich ſchuͤtzen koͤnnen. Denn wenn ſie gleich<lb/> zerſtreuet werden, rufft ſie die alte bald<lb/> zuſammen, und zu Nacht werden ſie mit<lb/> ſelbiger eingetrieben. Wenn man die<lb/> Eyer unterlegt, laͤßt man etliche Jndia-<lb/> niſche Huͤhner-Eyer dabey liegen, ſticht in<lb/> ſelbige aber mit einer Nadel hinein, da-<lb/> mit ſie nicht ausfallen koͤnnen, oder macht<lb/> ſie ſonſt zum Ausfallen untuͤchtig. Die<lb/> jungen Fincken fallen vier Wochen vor<lb/> ihrem Strich haͤuffig in die Gaͤrten ein,<lb/> ſo, daß man in allen, auch in der Stadt ge-<lb/> legenen, (ſie muͤſten denn gar zu weit dar-<lb/> innen liegen,) die Luſt haben kan, mit ei-<lb/> ner Schlag-Wand 20. und 30. auf ein-<lb/> mahl zu ziehen, wenn man nur ohne Ge-<lb/> brauch einiger Locke den Raſen an dem<lb/> Ort, wo man das Garn hinſchlagen will,<lb/> hinweg thut, und die jungen Fincken et-<lb/> liche Tage lang mit Hanff ankoͤrnet.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Jm <hi rendition="#aq">Auguſto.</hi></hi> </head><lb/> <p>Jetzt gehet der Wild- und Turtel-<lb/> Tauben Strich an; Sie fliegen mit Hauf-<lb/> fen auf den Feldern, da ſie mit Schieſſen<lb/> und Schlag-Waͤnden zu fangen, denn ſie<lb/> ſind der Aecker ſehr gewohnt, abſonderlich<lb/> beſuchen ſie fruͤh morgens und Abends<lb/> die Wieſen, da mag man Schlag-Waͤn-<lb/> de, welche ſechſtehalb Klaffter lang, eine<lb/> Klaffter und eine gute Spanne breit, auf-<lb/> richten auf einer gruͤnen Wieſen, und ſie<lb/> alſo mit geblendeten Ruhr-Tauben an-<lb/> locken. Jetzund <hi rendition="#aq">tiraſſi</hi>ret man auch die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wach-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [220/0346]
Des Dritten Theils 39. Capitel/
ge bruͤten, ſo iſt beſſer, man warte biß ge-
gen den Herbſt. Die wilden Tauben ha-
ben zwar ietzt ihren Wieder-Strich, ſind
aber lauter alte Tauben, gleich in der
Brut begriffe, daher mager und zaͤhe,
und wird mit einer ieden Taube eine gan-
tze Bruth, bißweilen auch wohl zwey ver-
dorben, iſt alſo beſſer, man warte biß ſie
bruͤten, und die Jungen ins Feld fuͤhren,
im Auguſt-Monat ſind ſie fett und gut,
beſſer zu eſſen, und leichter zu fangen.
Jm Junio.
Jetzt kan man junge Droſſeln und
Amſeln aus den Neſtern nehmen, und
in einem Zimmer ernehren. Man muß
ſie ſehr ſauber halten, und giebt ihnen
Gerſten-Grieß und grobes Weitzen-
Mehl, ſtatt des Waſſers, mit ſuͤſſer Milch
angemacht. Man muß es aber alle Ta-
ge anmachen, ſonſten, wenn es lange ſte-
het, wird es ſauer, und die Voͤgel werden
kranck. Zum Getraͤncke bindet man ein
kleines Haderlein, das fein faͤſerigt iſt,
an ein Hoͤltzlein, taucht es ins Waſſer,
und ſteckt es dem Vogel ins aufgethane
Schnaͤblein, dieſes thut man neben ihrem
Geaͤſſe taͤglich gar offt, vierzehen Tage
lang, oder noch laͤnger, biß ſie ſelbſt freſ-
ſen. Die jungen Voͤgel, die noch etwas
an Federn entbloͤßt ſind, kan man leichter
aufbringen, als die groͤſſern, denn ſie ſper-
ren die Schnaͤbel eher auf, als wenn ſie
ſchon etwas erwachſen ſind, lernen auch
alles leichter, und thun lieber, was man
von ihnen fordert und haben will.
Jm Julio.
Jn dieſem Monat werden die Kir-
ſchen reif, daher kan man Amſeln und
Kernbeiſſer mit Leim-Spindeln fan-
gen, damit man ſie hernach im Herbſt
zur Locke gebrauchen kan. Weil die Zeit
des Vogelfanges herbey nahet, ſo ſoll man
in dieſem Monat die in Faͤſſern und Stuͤ-
bicht eingeſchlagene Netze und Garne her-
fuͤr ſuchen, und was etwan von Ratten
und Maͤuſen, oder ſonſt zerriſſen iſt, nach
und nach fleißig ausbeſſern und flicken.
Man ſoll auch alle alte und leere Vogel-
Haͤuſer zurichten und ausſaͤubern, da-
mit man, wenn der Fang angehet, dieſer
Muͤhe uͤberhoben ſey. Jngleichen ſoll man
im Vorrath ſtarcke eichene Stangen zum
Schnepffen und Krammets-Voͤgeln an-
ſchaffen. Nach Endigung des Fanges
kan alles wieder abgedoͤrret, und an ei-
nen ſaubern Ort unter ein Dach gelegt
werden, da ihm die Naͤſſe des Regens und
Schnees nicht ſchaden, alles deſto laͤnger
dauern, und manche Unkoſten erſpahren,
auch das kuͤnfftige Jahr wieder gebrau-
chen kan. Um dieſe Zeit kan man den Reb-
Huͤhnern die Eyer hinwegnehmen, und ei-
ner Jndianiſchen Henne unterlegen, ſo
bekommt man Reb-Huͤhner, welche wie
die Jndianiſchen Huͤhner aus- und einge-
hen, und viel Luſt, auch Nutzen geben.
Man ſchneidet ihnen, wenn man gleich
merckt, daß ſie weit zu fliegen beginnen,
die Fluͤgel nicht ab, damit ſie vor Hun-
den und Katzen, auch andern Ungezieffer
ſich ſchuͤtzen koͤnnen. Denn wenn ſie gleich
zerſtreuet werden, rufft ſie die alte bald
zuſammen, und zu Nacht werden ſie mit
ſelbiger eingetrieben. Wenn man die
Eyer unterlegt, laͤßt man etliche Jndia-
niſche Huͤhner-Eyer dabey liegen, ſticht in
ſelbige aber mit einer Nadel hinein, da-
mit ſie nicht ausfallen koͤnnen, oder macht
ſie ſonſt zum Ausfallen untuͤchtig. Die
jungen Fincken fallen vier Wochen vor
ihrem Strich haͤuffig in die Gaͤrten ein,
ſo, daß man in allen, auch in der Stadt ge-
legenen, (ſie muͤſten denn gar zu weit dar-
innen liegen,) die Luſt haben kan, mit ei-
ner Schlag-Wand 20. und 30. auf ein-
mahl zu ziehen, wenn man nur ohne Ge-
brauch einiger Locke den Raſen an dem
Ort, wo man das Garn hinſchlagen will,
hinweg thut, und die jungen Fincken et-
liche Tage lang mit Hanff ankoͤrnet.
Jm Auguſto.
Jetzt gehet der Wild- und Turtel-
Tauben Strich an; Sie fliegen mit Hauf-
fen auf den Feldern, da ſie mit Schieſſen
und Schlag-Waͤnden zu fangen, denn ſie
ſind der Aecker ſehr gewohnt, abſonderlich
beſuchen ſie fruͤh morgens und Abends
die Wieſen, da mag man Schlag-Waͤn-
de, welche ſechſtehalb Klaffter lang, eine
Klaffter und eine gute Spanne breit, auf-
richten auf einer gruͤnen Wieſen, und ſie
alſo mit geblendeten Ruhr-Tauben an-
locken. Jetzund tiraſſiret man auch die
Wach-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |