[Spaltenumbruch]
ge brüten, so ist besser, man warte biß ge- gen den Herbst. Die wilden Tauben ha- ben zwar ietzt ihren Wieder-Strich, sind aber lauter alte Tauben, gleich in der Brut begriffe, daher mager und zähe, und wird mit einer ieden Taube eine gan- tze Bruth, bißweilen auch wohl zwey ver- dorben, ist also besser, man warte biß sie brüten, und die Jungen ins Feld führen, im August-Monat sind sie fett und gut, besser zu essen, und leichter zu fangen.
Jm Junio.
Jetzt kan man junge Drosseln und Amseln aus den Nestern nehmen, und in einem Zimmer ernehren. Man muß sie sehr sauber halten, und giebt ihnen Gersten-Grieß und grobes Weitzen- Mehl, statt des Wassers, mit süsser Milch angemacht. Man muß es aber alle Ta- ge anmachen, sonsten, wenn es lange ste- het, wird es sauer, und die Vögel werden kranck. Zum Geträncke bindet man ein kleines Haderlein, das fein fäserigt ist, an ein Höltzlein, taucht es ins Wasser, und steckt es dem Vogel ins aufgethane Schnäblein, dieses thut man neben ihrem Geässe täglich gar offt, vierzehen Tage lang, oder noch länger, biß sie selbst fres- sen. Die jungen Vögel, die noch etwas an Federn entblößt sind, kan man leichter aufbringen, als die grössern, denn sie sper- ren die Schnäbel eher auf, als wenn sie schon etwas erwachsen sind, lernen auch alles leichter, und thun lieber, was man von ihnen fordert und haben will.
Jm Julio.
Jn diesem Monat werden die Kir- schen reif, daher kan man Amseln und Kernbeisser mit Leim-Spindeln fan- gen, damit man sie hernach im Herbst zur Locke gebrauchen kan. Weil die Zeit des Vogelfanges herbey nahet, so soll man in diesem Monat die in Fässern und Stü- bicht eingeschlagene Netze und Garne her- für suchen, und was etwan von Ratten und Mäusen, oder sonst zerrissen ist, nach und nach fleißig ausbessern und flicken. Man soll auch alle alte und leere Vogel- Häuser zurichten und aussäubern, da- mit man, wenn der Fang angehet, dieser [Spaltenumbruch]
Mühe überhoben sey. Jngleichen soll man im Vorrath starcke eichene Stangen zum Schnepffen und Krammets-Vögeln an- schaffen. Nach Endigung des Fanges kan alles wieder abgedörret, und an ei- nen saubern Ort unter ein Dach gelegt werden, da ihm die Nässe des Regens und Schnees nicht schaden, alles desto länger dauern, und manche Unkosten erspahren, auch das künfftige Jahr wieder gebrau- chen kan. Um diese Zeit kan man den Reb- Hühnern die Eyer hinwegnehmen, und ei- ner Jndianischen Henne unterlegen, so bekommt man Reb-Hühner, welche wie die Jndianischen Hühner aus- und einge- hen, und viel Lust, auch Nutzen geben. Man schneidet ihnen, wenn man gleich merckt, daß sie weit zu fliegen beginnen, die Flügel nicht ab, damit sie vor Hun- den und Katzen, auch andern Ungezieffer sich schützen können. Denn wenn sie gleich zerstreuet werden, rufft sie die alte bald zusammen, und zu Nacht werden sie mit selbiger eingetrieben. Wenn man die Eyer unterlegt, läßt man etliche Jndia- nische Hühner-Eyer dabey liegen, sticht in selbige aber mit einer Nadel hinein, da- mit sie nicht ausfallen können, oder macht sie sonst zum Ausfallen untüchtig. Die jungen Fincken fallen vier Wochen vor ihrem Strich häuffig in die Gärten ein, so, daß man in allen, auch in der Stadt ge- legenen, (sie müsten denn gar zu weit dar- innen liegen,) die Lust haben kan, mit ei- ner Schlag-Wand 20. und 30. auf ein- mahl zu ziehen, wenn man nur ohne Ge- brauch einiger Locke den Rasen an dem Ort, wo man das Garn hinschlagen will, hinweg thut, und die jungen Fincken et- liche Tage lang mit Hanff ankörnet.
Jm Augusto.
Jetzt gehet der Wild- und Turtel- Tauben Strich an; Sie fliegen mit Hauf- fen auf den Feldern, da sie mit Schiessen und Schlag-Wänden zu fangen, denn sie sind der Aecker sehr gewohnt, absonderlich besuchen sie früh morgens und Abends die Wiesen, da mag man Schlag-Wän- de, welche sechstehalb Klaffter lang, eine Klaffter und eine gute Spanne breit, auf- richten auf einer grünen Wiesen, und sie also mit geblendeten Ruhr-Tauben an- locken. Jetzund tirassiret man auch die
Wach-
Des Dritten Theils 39. Capitel/
[Spaltenumbruch]
ge bruͤten, ſo iſt beſſer, man warte biß ge- gen den Herbſt. Die wilden Tauben ha- ben zwar ietzt ihren Wieder-Strich, ſind aber lauter alte Tauben, gleich in der Brut begriffe, daher mager und zaͤhe, und wird mit einer ieden Taube eine gan- tze Bruth, bißweilen auch wohl zwey ver- dorben, iſt alſo beſſer, man warte biß ſie bruͤten, und die Jungen ins Feld fuͤhren, im Auguſt-Monat ſind ſie fett und gut, beſſer zu eſſen, und leichter zu fangen.
Jm Junio.
Jetzt kan man junge Droſſeln und Amſeln aus den Neſtern nehmen, und in einem Zimmer ernehren. Man muß ſie ſehr ſauber halten, und giebt ihnen Gerſten-Grieß und grobes Weitzen- Mehl, ſtatt des Waſſers, mit ſuͤſſer Milch angemacht. Man muß es aber alle Ta- ge anmachen, ſonſten, wenn es lange ſte- het, wird es ſauer, und die Voͤgel werden kranck. Zum Getraͤncke bindet man ein kleines Haderlein, das fein faͤſerigt iſt, an ein Hoͤltzlein, taucht es ins Waſſer, und ſteckt es dem Vogel ins aufgethane Schnaͤblein, dieſes thut man neben ihrem Geaͤſſe taͤglich gar offt, vierzehen Tage lang, oder noch laͤnger, biß ſie ſelbſt freſ- ſen. Die jungen Voͤgel, die noch etwas an Federn entbloͤßt ſind, kan man leichter aufbringen, als die groͤſſern, denn ſie ſper- ren die Schnaͤbel eher auf, als wenn ſie ſchon etwas erwachſen ſind, lernen auch alles leichter, und thun lieber, was man von ihnen fordert und haben will.
Jm Julio.
Jn dieſem Monat werden die Kir- ſchen reif, daher kan man Amſeln und Kernbeiſſer mit Leim-Spindeln fan- gen, damit man ſie hernach im Herbſt zur Locke gebrauchen kan. Weil die Zeit des Vogelfanges herbey nahet, ſo ſoll man in dieſem Monat die in Faͤſſern und Stuͤ- bicht eingeſchlagene Netze und Garne her- fuͤr ſuchen, und was etwan von Ratten und Maͤuſen, oder ſonſt zerriſſen iſt, nach und nach fleißig ausbeſſern und flicken. Man ſoll auch alle alte und leere Vogel- Haͤuſer zurichten und ausſaͤubern, da- mit man, wenn der Fang angehet, dieſer [Spaltenumbruch]
Muͤhe uͤberhoben ſey. Jngleichen ſoll man im Vorrath ſtarcke eichene Stangen zum Schnepffen und Krammets-Voͤgeln an- ſchaffen. Nach Endigung des Fanges kan alles wieder abgedoͤrret, und an ei- nen ſaubern Ort unter ein Dach gelegt werden, da ihm die Naͤſſe des Regens und Schnees nicht ſchaden, alles deſto laͤnger dauern, und manche Unkoſten erſpahren, auch das kuͤnfftige Jahr wieder gebrau- chen kan. Um dieſe Zeit kan man den Reb- Huͤhnern die Eyer hinwegnehmen, und ei- ner Jndianiſchen Henne unterlegen, ſo bekommt man Reb-Huͤhner, welche wie die Jndianiſchen Huͤhner aus- und einge- hen, und viel Luſt, auch Nutzen geben. Man ſchneidet ihnen, wenn man gleich merckt, daß ſie weit zu fliegen beginnen, die Fluͤgel nicht ab, damit ſie vor Hun- den und Katzen, auch andern Ungezieffer ſich ſchuͤtzen koͤnnen. Denn wenn ſie gleich zerſtreuet werden, rufft ſie die alte bald zuſammen, und zu Nacht werden ſie mit ſelbiger eingetrieben. Wenn man die Eyer unterlegt, laͤßt man etliche Jndia- niſche Huͤhner-Eyer dabey liegen, ſticht in ſelbige aber mit einer Nadel hinein, da- mit ſie nicht ausfallen koͤnnen, oder macht ſie ſonſt zum Ausfallen untuͤchtig. Die jungen Fincken fallen vier Wochen vor ihrem Strich haͤuffig in die Gaͤrten ein, ſo, daß man in allen, auch in der Stadt ge- legenen, (ſie muͤſten denn gar zu weit dar- innen liegen,) die Luſt haben kan, mit ei- ner Schlag-Wand 20. und 30. auf ein- mahl zu ziehen, wenn man nur ohne Ge- brauch einiger Locke den Raſen an dem Ort, wo man das Garn hinſchlagen will, hinweg thut, und die jungen Fincken et- liche Tage lang mit Hanff ankoͤrnet.
Jm Auguſto.
Jetzt gehet der Wild- und Turtel- Tauben Strich an; Sie fliegen mit Hauf- fen auf den Feldern, da ſie mit Schieſſen und Schlag-Waͤnden zu fangen, denn ſie ſind der Aecker ſehr gewohnt, abſonderlich beſuchen ſie fruͤh morgens und Abends die Wieſen, da mag man Schlag-Waͤn- de, welche ſechſtehalb Klaffter lang, eine Klaffter und eine gute Spanne breit, auf- richten auf einer gruͤnen Wieſen, und ſie alſo mit geblendeten Ruhr-Tauben an- locken. Jetzund tiraſſiret man auch die
Wach-
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Des Dritten Theils 39. Capitel/
ge bruͤten, ſo iſt beſſer, man warte biß ge-
gen den Herbſt. Die wilden Tauben ha-
ben zwar ietzt ihren Wieder-Strich, ſind
aber lauter alte Tauben, gleich in der
Brut begriffe, daher mager und zaͤhe,
und wird mit einer ieden Taube eine gan-
tze Bruth, bißweilen auch wohl zwey ver-
dorben, iſt alſo beſſer, man warte biß ſie
bruͤten, und die Jungen ins Feld fuͤhren,
im Auguſt-Monat ſind ſie fett und gut,
beſſer zu eſſen, und leichter zu fangen.
Jm Junio.
Jetzt kan man junge Droſſeln und
Amſeln aus den Neſtern nehmen, und
in einem Zimmer ernehren. Man muß
ſie ſehr ſauber halten, und giebt ihnen
Gerſten-Grieß und grobes Weitzen-
Mehl, ſtatt des Waſſers, mit ſuͤſſer Milch
angemacht. Man muß es aber alle Ta-
ge anmachen, ſonſten, wenn es lange ſte-
het, wird es ſauer, und die Voͤgel werden
kranck. Zum Getraͤncke bindet man ein
kleines Haderlein, das fein faͤſerigt iſt,
an ein Hoͤltzlein, taucht es ins Waſſer,
und ſteckt es dem Vogel ins aufgethane
Schnaͤblein, dieſes thut man neben ihrem
Geaͤſſe taͤglich gar offt, vierzehen Tage
lang, oder noch laͤnger, biß ſie ſelbſt freſ-
ſen. Die jungen Voͤgel, die noch etwas
an Federn entbloͤßt ſind, kan man leichter
aufbringen, als die groͤſſern, denn ſie ſper-
ren die Schnaͤbel eher auf, als wenn ſie
ſchon etwas erwachſen ſind, lernen auch
alles leichter, und thun lieber, was man
von ihnen fordert und haben will.
Jm Julio.
Jn dieſem Monat werden die Kir-
ſchen reif, daher kan man Amſeln und
Kernbeiſſer mit Leim-Spindeln fan-
gen, damit man ſie hernach im Herbſt
zur Locke gebrauchen kan. Weil die Zeit
des Vogelfanges herbey nahet, ſo ſoll man
in dieſem Monat die in Faͤſſern und Stuͤ-
bicht eingeſchlagene Netze und Garne her-
fuͤr ſuchen, und was etwan von Ratten
und Maͤuſen, oder ſonſt zerriſſen iſt, nach
und nach fleißig ausbeſſern und flicken.
Man ſoll auch alle alte und leere Vogel-
Haͤuſer zurichten und ausſaͤubern, da-
mit man, wenn der Fang angehet, dieſer
Muͤhe uͤberhoben ſey. Jngleichen ſoll man
im Vorrath ſtarcke eichene Stangen zum
Schnepffen und Krammets-Voͤgeln an-
ſchaffen. Nach Endigung des Fanges
kan alles wieder abgedoͤrret, und an ei-
nen ſaubern Ort unter ein Dach gelegt
werden, da ihm die Naͤſſe des Regens und
Schnees nicht ſchaden, alles deſto laͤnger
dauern, und manche Unkoſten erſpahren,
auch das kuͤnfftige Jahr wieder gebrau-
chen kan. Um dieſe Zeit kan man den Reb-
Huͤhnern die Eyer hinwegnehmen, und ei-
ner Jndianiſchen Henne unterlegen, ſo
bekommt man Reb-Huͤhner, welche wie
die Jndianiſchen Huͤhner aus- und einge-
hen, und viel Luſt, auch Nutzen geben.
Man ſchneidet ihnen, wenn man gleich
merckt, daß ſie weit zu fliegen beginnen,
die Fluͤgel nicht ab, damit ſie vor Hun-
den und Katzen, auch andern Ungezieffer
ſich ſchuͤtzen koͤnnen. Denn wenn ſie gleich
zerſtreuet werden, rufft ſie die alte bald
zuſammen, und zu Nacht werden ſie mit
ſelbiger eingetrieben. Wenn man die
Eyer unterlegt, laͤßt man etliche Jndia-
niſche Huͤhner-Eyer dabey liegen, ſticht in
ſelbige aber mit einer Nadel hinein, da-
mit ſie nicht ausfallen koͤnnen, oder macht
ſie ſonſt zum Ausfallen untuͤchtig. Die
jungen Fincken fallen vier Wochen vor
ihrem Strich haͤuffig in die Gaͤrten ein,
ſo, daß man in allen, auch in der Stadt ge-
legenen, (ſie muͤſten denn gar zu weit dar-
innen liegen,) die Luſt haben kan, mit ei-
ner Schlag-Wand 20. und 30. auf ein-
mahl zu ziehen, wenn man nur ohne Ge-
brauch einiger Locke den Raſen an dem
Ort, wo man das Garn hinſchlagen will,
hinweg thut, und die jungen Fincken et-
liche Tage lang mit Hanff ankoͤrnet.
Jm Auguſto.
Jetzt gehet der Wild- und Turtel-
Tauben Strich an; Sie fliegen mit Hauf-
fen auf den Feldern, da ſie mit Schieſſen
und Schlag-Waͤnden zu fangen, denn ſie
ſind der Aecker ſehr gewohnt, abſonderlich
beſuchen ſie fruͤh morgens und Abends
die Wieſen, da mag man Schlag-Waͤn-
de, welche ſechſtehalb Klaffter lang, eine
Klaffter und eine gute Spanne breit, auf-
richten auf einer gruͤnen Wieſen, und ſie
alſo mit geblendeten Ruhr-Tauben an-
locken. Jetzund tiraſſiret man auch die
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/346>, abgerufen am 22.02.2025.
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