Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Von den Sorten allerhand andern Vögel. [Spaltenumbruch]
alle Jahre nebst dem Gesange, auch mitder schönen rothen Farbe ergötzen, wenn er nur den Hänfling, so bald er im Au- gusto zu singen aufhört, wieder fliegen läßt, denn auf solche Weise bekommt er ihn im Frühling mit neuer Schönheit gezieret wieder. Von dem Grünling. §. 23. Diese Vögel findet man nicht Von den Zeißigen. §. 24. Es ist dieses ein gar bekand- Von dem Zitscherling. §. 25. Dieses Vöglein ist an Farbe Von den Meisen. §. 26. Die Meisen sind gar einfälti- frohren
Von den Sorten allerhand andern Voͤgel. [Spaltenumbruch]
alle Jahre nebſt dem Geſange, auch mitder ſchoͤnen rothen Farbe ergoͤtzen, wenn er nur den Haͤnfling, ſo bald er im Au- guſto zu ſingen aufhoͤrt, wieder fliegen laͤßt, denn auf ſolche Weiſe bekommt er ihn im Fruͤhling mit neuer Schoͤnheit gezieret wieder. Von dem Gruͤnling. §. 23. Dieſe Voͤgel findet man nicht Von den Zeißigen. §. 24. Es iſt dieſes ein gar bekand- Von dem Zitſcherling. §. 25. Dieſes Voͤglein iſt an Farbe Von den Meiſen. §. 26. Die Meiſen ſind gar einfaͤlti- frohren
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Es geben daher einige vor,<lb/> es machte dieſes Voͤgelein, durch gewiſſe<lb/> hinzutragende Dinge, ſein Neſt unſicht-<lb/> bar. Doch dieſes iſt wohl Taͤndeley, und<lb/> vielmehr zu vermuthen, daß dieſes Voͤg-<lb/> lein ſein Neſt auf die Spitzen der hoͤch-<lb/><cb/> ſten Tannen und Fichten mache, ſo, daß<lb/> man daſſelbige hernachmahls nicht leicht<lb/> finden kan. Seine Nahrung iſt Fich-<lb/> ten- und Erlen-Saamen, bey welchen letz-<lb/> ten, weil er ſehr hitzig, dieſer Vogel, wenn<lb/> er oͤffters an das Waſſer faͤllt, auf de-<lb/> nen dahin gelegten Leimruthen, auf wel-<lb/> che er ſich zu traͤncken ſetzet, in groſſer<lb/> Menge Winters-Zeit gefangen wird.<lb/> Es iſt dieſer Vogel ſehr dauerhafft, nim̃t<lb/> mit bloſſem Hanf vorlieb, und ertraͤgt<lb/> gerne ein enge Gefaͤngniß. 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Von den Sorten allerhand andern Voͤgel.
alle Jahre nebſt dem Geſange, auch mit
der ſchoͤnen rothen Farbe ergoͤtzen, wenn
er nur den Haͤnfling, ſo bald er im Au-
guſto zu ſingen aufhoͤrt, wieder fliegen
laͤßt, denn auf ſolche Weiſe bekommt er
ihn im Fruͤhling mit neuer Schoͤnheit
gezieret wieder.
Von dem Gruͤnling.
§. 23. Dieſe Voͤgel findet man nicht
ſonderlich hier zu Lande, unerachtet ſie
hier bruͤten, und ihre Jungen zu vier biß
fuͤnff auf dem Baum ausbringen. Sie
ziehen um Michaelis weg, wie andere Voͤ-
gel, und kommen im Fruͤh-Jahr, doch oh-
ne Geſang, wieder, auſſer daß ſie mit ei-
nem wunderbar-lautenden zweyſtimmi-
gen Ruff ihre Ankunfft und Wegzug
anzeigen. Seine Farbe iſt gelbe, auf die
Art, wie die Canarien-Voͤgel gelbe ſind,
iedoch viel ſchoͤner und hoch-faͤrbiger als
die gemeinen Canarien-Voͤgel, ſein Ge-
ſang aber iſt nicht ſchoͤn und ſehr kurtz,
auch iſt ſeine Gelernigkeit nicht ſonderlich
zu ruͤhmen; denn ob er gleich, wenn man
ihn jung vom Neſt nimmt, und zu andern
ſingenden Voͤgeln haͤngt, derſelben Ge-
ſang annimmt, ſo geht es doch anders
nicht an, als wenn ſeine Lehrmeiſter, de-
ren Geſang er lernen ſoll, ſehr fleißig fort-
ſingen. Jn der Wildniß frißt er Hanf,
wie auch ſonſt allerley Saamen, und Wa-
cholder-Beeren, in dem Vogel-Haus aber
iſt nicht noͤthig ihm etwas anders als
Hanf zu geben, weil er ihn wohl vertra-
gen kan. Mit dieſem Vogel und den Gim-
peln oder Blut-Fincken kan man Baſtar-
te ziehen, die eine ſchoͤne Farbe bekom-
men, es mag gleich das Maͤnnlein ein
Gimpel, und der Gruͤnling ein Weiblein,
oder der Gruͤnling ein Maͤnnlein, und der
Gimpel ein Weiblein ſeyn.
Von den Zeißigen.
§. 24. Es iſt dieſes ein gar bekand-
tes und angenehmes Voͤgelein. Zu ver-
wundern aber iſt, daß man deſſen Neſt
gar nicht finden kan, und wird man nicht
leicht einen Vogelſteller hoͤren, der ſich
ruͤhmen koͤnte, daß er ein Zeißig-Neſt an-
getroffen. Es geben daher einige vor,
es machte dieſes Voͤgelein, durch gewiſſe
hinzutragende Dinge, ſein Neſt unſicht-
bar. Doch dieſes iſt wohl Taͤndeley, und
vielmehr zu vermuthen, daß dieſes Voͤg-
lein ſein Neſt auf die Spitzen der hoͤch-
ſten Tannen und Fichten mache, ſo, daß
man daſſelbige hernachmahls nicht leicht
finden kan. Seine Nahrung iſt Fich-
ten- und Erlen-Saamen, bey welchen letz-
ten, weil er ſehr hitzig, dieſer Vogel, wenn
er oͤffters an das Waſſer faͤllt, auf de-
nen dahin gelegten Leimruthen, auf wel-
che er ſich zu traͤncken ſetzet, in groſſer
Menge Winters-Zeit gefangen wird.
Es iſt dieſer Vogel ſehr dauerhafft, nim̃t
mit bloſſem Hanf vorlieb, und ertraͤgt
gerne ein enge Gefaͤngniß. Die meiſten
andern, als die Haͤnflinge, die Fincken,
die Meiſen, die Gimpel, und dergleichen,
koͤnnen den Hanf in die Laͤnge nicht ver-
tragen, ſondern wollen alle Ruͤb-Saat
oder Totter haben. Die Zeißlein niſten
auch gerne in den Zimmern, und ziehen
gleichfalls Baſtarten mit den Canarien-
Voͤgeln. Die jungen Zeißlein, wenn ſie
in der Stube gezogen, oder ehe ſie ver-
mauſt, gefangen werden, ſind ſo gelernig
als ein Stieglitz, auch ſo beſtaͤndig, und
mit einem Worte eben ſo angenehm.
Es ſind die Zeißlein auch zur Speiſe
zu gebrauchen, und geben, wenn ſie ge-
kocht ſind, gar eine gute Speiſe ab.
Von dem Zitſcherling.
§. 25. Dieſes Voͤglein iſt an Farbe
weit ſchoͤner als der Zeißig, zumahl das
Haͤhnlein, welches an der Bruſt ſonder-
bar roth geſprenckelt, auf dem Ruͤcken aber
grau-ſprenckligt iſt. Seine Nahrung iſt
Geſaͤmig, u. wird auf den Leim-Geſtell, als
ein dum̃er Vogel, haͤuffig gefangen. Einige
meynen, daß durch das haͤuffige Ziehen die-
ſes Voͤgleins theure Zeit angedeutet wuͤr-
de, andere aber halten dieſes mit Recht
vor einen ungegruͤndeten Aberglauben,
wer wolte dieſes futurum contingens die-
ſen Voͤgelein offenbaret haben.
Von den Meiſen.
§. 26. Die Meiſen ſind gar einfaͤlti-
ge und dumme Voͤgel, die ſich auf aller-
hand Art fangen laſſen; ſie werden auf
dem Vogel-Herd, auf Leim-Ruthen,
in Meiſe-Kaͤſten, mit den Kloben, in
Schlingen u. ſ. w. gefangen. Sie hal-
ten ſich gerne in Waͤldern auf, woſelbſt
ſie ihre Nahrung auf den hohen Fichten
und Tannen, vermuthlich vom Geſchmeiß
und Gewuͤrme ſuchen. Es werden auch
dieſe Voͤgel Winters-Zeit an das Luder
fliegen, wenn es nemlich trocken oder ge-
frohren
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