Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Dritten Theils 37. Cap. von mancherley Raub-Vögeln. [Spaltenumbruch]
Löcher, worinnen sie des Tages sind, ver-stopffet, und heraus arbeitet. Von den Stein-Eulen hat der gemeine Pöbel die- sen Aberglauben, daß, in welcher Gegend sich dieselbe hören liesse, ohnfehlbar eines hierauf sterben würde. Es ist aber die- ses eine ungegründete Einbildung, und stehet es den Christen im geringsten nicht an, auf das Vogel-Geschrey so Acht zu geben, daß man zukünfftige Dinge aus denselben prognosticiren, und sich davor fürchten wolte. Von den Raben. §. 3. Es sind derselben auch man- Von Krähen. §. 4. Die Krähen nehren sich im Som- Von den Aelstern. §. 5. Es ist dieser Vogel vor allen an- §. 6. Männlein und Weiblein sind nöthig,
Des Dritten Theils 37. Cap. von mancherley Raub-Voͤgeln. [Spaltenumbruch]
Loͤcher, worinnen ſie des Tages ſind, ver-ſtopffet, und heraus arbeitet. Von den Stein-Eulen hat der gemeine Poͤbel die- ſen Aberglauben, daß, in welcher Gegend ſich dieſelbe hoͤren lieſſe, ohnfehlbar eines hierauf ſterben wuͤrde. Es iſt aber die- ſes eine ungegruͤndete Einbildung, und ſtehet es den Chriſten im geringſten nicht an, auf das Vogel-Geſchrey ſo Acht zu geben, daß man zukuͤnfftige Dinge aus denſelben prognoſticiren, und ſich davor fuͤrchten wolte. Von den Raben. §. 3. Es ſind derſelben auch man- Von Kraͤhen. §. 4. Die Kraͤhen nehren ſich im Som- Von den Aelſtern. §. 5. Es iſt dieſer Vogel vor allen an- §. 6. Maͤnnlein und Weiblein ſind noͤthig,
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Des Dritten Theils 37. Cap. von mancherley Raub-Voͤgeln.
Loͤcher, worinnen ſie des Tages ſind, ver-
ſtopffet, und heraus arbeitet. Von den
Stein-Eulen hat der gemeine Poͤbel die-
ſen Aberglauben, daß, in welcher Gegend
ſich dieſelbe hoͤren lieſſe, ohnfehlbar eines
hierauf ſterben wuͤrde. Es iſt aber die-
ſes eine ungegruͤndete Einbildung, und
ſtehet es den Chriſten im geringſten nicht
an, auf das Vogel-Geſchrey ſo Acht zu
geben, daß man zukuͤnfftige Dinge aus
denſelben prognoſticiren, und ſich davor
fuͤrchten wolte.
Von den Raben.
§. 3. Es ſind derſelben auch man-
cherley Gattungen. Die ſo genandten
Golck-Raben ſind in der Setz- und Brut-
Zeit den Haſen und Feder-Wildpraͤth
ſehr gefaͤhrlich, und haͤlt man dafuͤr, daß
dieſer Vogel auf eine Stunde von den
Aeſſern und Ludern Wind erhalten kan.
Die andern ſind etwas kleiner, ſie hor-
ſten in Hoͤltzern, Wieſen und Gaͤrten,
und bringen drey biß vier Junge aus.
Jhre Nahrung iſt neben dem Raube
auch Koͤrner, maſſen dieſelben im Fruͤh-
Jahr bey der Beſtell-Zeit viel Schaden an
etlichen Orten anrichten. Man will
auch gewiß dafuͤr halten, daß dieſe Art im
Monat Junio nicht ſauffe, welches da-
her, weil ſie in dieſer Zeit auf den Aeckern
gantz matt zuſammen ſitzen, und zu ſchrey-
en pflegen, leicht geglaubet werden koͤn-
te. Sie werden bey dem Schuhu auf
Kraͤhen-Huͤtten geſchoſſen, auch Win-
ters-Zeit mit Bemſen gefangen. Die
Ruͤcken horſten zwar auch auf Baͤumen,
iedoch in unzehliger Menge beyſammen,
ſo, daß man wohl auf einem Baum 30.
biß 40. Horſte zu finden pflegt; ſie haben
einen ſonderlich heiſern Schrey, und brin-
gen drey biß vier Junge aus. Es ſind
die Raben, wenn ſie jung aus dem Neſt
genommen werden, ſo zahm zu machen,
daß ſie auf viel Meilenweges hinweg flie-
gen, und wieder kommen; Weil aber gantz
und gar nichts angenehmes an ihnen iſt,
nimmt man ſich ſelten ſolche Muͤhe, zu-
mahl ſie mit nichts anders als Aaß und
friſchem Fleiſch geſpeiſet ſeyn wollen, und
von lauter Brod nicht friſch erhalten wer-
den koͤnnen.
Von Kraͤhen.
§. 4. Die Kraͤhen nehren ſich im Som-
mer von Laub-Froͤſchen, Kaͤfern, Heu-
ſchrecken, und dergleichen, ihre uͤbrigen
Eigenſchafften kommen mit den Raben
ziemlich uͤberein. Wenn man eine jun-
ge Kraͤhe aus dem Neſt aufziehet, ſo laͤßt
ſie ſich ſehr artig gewoͤhnen, doch iſt ſie ſol-
cher Muͤhe nicht ſo wohl werth, als eine
Dohle. Man zehlet der Kraͤhen unter-
ſchiedliche Arten, darunter nach denen
gantz ſchwartzen, die bekandt ſind, die ſo
genannten Nebel-Kraͤhen, die etwas groͤſ-
ſer, und faſt wie eine Dohle an dem Kopff
und Hals grau, zu bemercken ſind.
Man heißt auch Blau-Kraͤhen denjenigen
dunckel-blauen Vogel, der im Fruͤhling
und Herbſt bey uns nur durchſtreicht, und
zwar faſt wie eine Kraͤhe ſchreyet, auch ei-
nen ſolchen Schnabel hat, im Flug aber
viel anders iſt, und mehr Verwandſchafft
mit dem Heher-Geſchlecht, als mit den
Kraͤhen hat. Einige Autores ſchreiben,
wenn man eine Kraͤhe anpfloͤckte, alſo, daß
ſie auf den Ruͤcken zu liegen kaͤme, ſchrye
ſie ſo jaͤmmerlich, daß hernach viel andere
ihr zu Huͤlffe kaͤmen, und alſo ein Weyde-
mann bey der Gelegenheit die Kraͤhen
ſchieſſen, oder ſonſt einfangen koͤnte. Wie
eine Kraͤhen-Huͤtte anzulegen, habe
ich in dem erſten Theil allbereits abge-
handelt.
Von den Aelſtern.
§. 5. Es iſt dieſer Vogel vor allen an-
dern ſehr vorſichtig, daher er Eulen, Fuͤch-
ſe, Katzen, und andere dergleichen Raub-
Thiere am eheſten zu erblicken pflegt, die
er denn mit ſeinem Geſchrey nicht auf-
hoͤrt zu verrathen, biß andere Voͤgel auch
zufliegen, und er ſich wieder aus dem Ge-
ſicht verliert. Es bruͤtet die Aelſter zwey-
mahl, und hat meiſtens das erſte mahl 4.
oder 5. und das andere mahl 3. oder 4.
Jungen. Jn den Kefichen werden ſie
ſehr alt, und nehmen allerley Speiſe an,
wie alle diejenigen Voͤgel, ſo ihre Speiſe
mit dem Schnabel nicht zerknirſchen, und
dennoch in dem Winter bey uns bleiben.
Jedoch mercket man, wenn man ſie lange
hat, daß ſie von Jahr zu Jahr weniger
friſch und luſtig ausſehen, maſſen kein Vo-
gel zu finden iſt, wenn er nicht in ſeiner
Freyheit, ſondern eingeſperret iſt, da er
nicht freſſen kan, was feiner Natur zu ge-
wiſſen Zeiten noͤthig, ſondern annehmen
muß, was man ihm giebt, der nicht end-
lich des natuͤrlichen Todes ſterbe.
§. 6. Maͤnnlein und Weiblein ſind
unter den Aelſtern ſchwer zu unterſchei-
den; Alſo muß man nur ungefehr weh-
len, denn wenn eine ſoll reden lernen, iſt
noͤthig,
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