Des Dritten Theils 36. Capitel/ von allerhand Wasser-Vögeln.
[Spaltenumbruch]
dürre, fressen auch meistentheils lauter Ungeziefer an Schlangen, Kröten, u. s. w. und haben ein gar schwartzes Fleisch, in der Medicin aber werden sie zu unterschiede- nem gebraucht.
Von dem Taucher.
§. 4.
Der Taucher oder das Was- ser-Huhn kommt den Horbeln fast gleich, massen dieselben gleichfalls selten fliegen, wenn sie nicht müssen, und sich auch, wie je- ne, in dem Rohr oder Gebüsche in Rän- dern mit Gewürme nehren, sie haben auch einen solchen formirten Schnabel, sind im übrigen von Farbe braunspren- ckelicht. Die Geschwindigkeit ist an die- sem Vogel zu bewundern, gestalt dersel- be, wenn er den Schützen ins Feuer sehen kan, sich so geschwinde unter das Wasser zu verbergen weiß, als der Blitz, da denn hernachmahls die auf das Wasser schla- gende Schrote über ihn wegprallen, und er ohne Schaden bleibet. Er ziehet auch wie andere Vögel, doch findet man der- selben öffters noch zur Winters-Zeit auf den Flüssen.
Von den Wasser-Schnepffen.
§. 5.
Von den Wald-Schnepffen habe ich im vorhergehenden gehandelt. Der Wasser-Schnepffen giebt es man- cherley Sorten. Die Ried-Schnepffe ist geschwinder, als die Wald-Schnepffe, sie ziehet auch wie andere Vögel, nachdem sie hier zu Lande, doch anders nicht, als in den grossen Morästen, ihre Jungen 4. biß 5. aufgebracht hat. Die Haar-Schnepf- fe ist etwas kleiner, als die vorige, iedoch an Farbe und Natur derselben allerdings gleich. Die Pfuhl-Schnepffe brütet an Sümpffen und auf Hügeln ohne zuge- tragenes Geniste vier Eyer aus, nachdem sie 14. Tage gesessen. Das Fleisch der Wasser-Schnepffen ist zwar auch ziemlich delicat, iedoch schmeckt es ein wenig fi- schentzend. Sie werden gebraten wie die Reb-Hühner, und die andern delicaten Vögel. Man findet von den Schnepffen auch noch eine Sorte, die Sand-Läuffer oder Grieß-Hühner genennet werden, die brüten hier zu Lande auf grossen in den Flüssen liegenden und umflossenen Jn- suln oder Griessen auf blossem Sande, ha- ben 2. biß 3. Junge, nehren sich vom Wasser-Gewürme, und ziehen gleich An- fangs des Herbstes nach Jacobi, kommen auch zu erst wieder auf dem Rückzug.
[Spaltenumbruch]
Von See-Schwalben.
§. 6.
Diese sind zweyerley, wiewohl von einer Farbe, als Silber-weiß, ausser, daß die eine Art etwas grösser, und wie die Enten dann und wann zu schwimmen pfle- gen, welches aber die andern kleinen nicht thun, sondern den gantzen Tag über auf Schwalben-Art über den Seen und Tei- chen herum schweben, und ihre Nahrung vom Gewürm des Wassers suchen. Sie brüten hier zu Lande im Rohricht 3. biß 4. Jungen, ziehen aber wie andere Vögel.
Von dem Eyß-Vogel.
§. 7.
Der Eyß-Vogel ist von einer ungemeinen schönen grünen Farbe, wel- che auf dem Kopffe biß zum Rücken, wie auch an beyden Seiten hinunter weiß und blau Karpffen-schuppig eingesprengt und vermengt ist; Auf den Fittigen zeigen sich blau und weisse schöne Federlein, welche sich im Sitzen als ein halber Finger breit, im Fliegen aber noch einmahl so groß prae- sentiren; Unter dem Halse, wie auch un- ter den Augen nach den Fittigen hinunter- werts findet sich etwas weisses, mit Zie- gel-braunen Flecken wechsels-weise ver- setzt, die gantze Brust aber biß zum Schwantze ist Ziegel-braun oder roth. Die Füsse sind ihm geschaffen wie der Mei- se, nur daß sie hoch-roth und in den Ge- lencken weißstreiffig sind. Der Schnabel ist von einer ziemlichen Länge, und scharff- eckicht, forne einem Roth-Specht nicht so ungleich. Ob dieser Vogel derjenige sey, den andere die Wasser-Nachtigall zu nen- nen pflegen, oder ob die Wasser-Nachti- gall von diesem unterschieden, kan ich nicht eigentlich determiniren.
Vom Rohr-Sperling.
§. 8.
Dieser wird auch sonst Mooß- Emmerling genennet, hält sich den gan- tzen Sommer in dem Mooß auf, wo Schilff wächst, und sumpffichte Wiesen sind, und kommt den Leuten wenig ins Gesicht, aus- ser wenn er im Herbst, zwar nur eintzeln, auf die Fincken-Herde einfällt; Wenn man einen seines gleichen hat, folget er auf das Locken viel begieriger, als ein an- derer Emmerling, dem er an Schreyen nicht sehr ungleich, an Schnabel und Ge- behrden gantz ähnlich, an der Farbe aber von ihm weit abgesondert ist. Jm Zim- mer werden sie gantz zahm, nehmen mit
Hanff
Des Dritten Theils 36. Capitel/ von allerhand Waſſer-Voͤgeln.
[Spaltenumbruch]
duͤrre, freſſen auch meiſtentheils lauter Ungeziefer an Schlangen, Kroͤten, u. ſ. w. und haben ein gar ſchwartzes Fleiſch, in der Medicin aber werden ſie zu unterſchiede- nem gebraucht.
Von dem Taucher.
§. 4.
Der Taucher oder das Waſ- ſer-Huhn kommt den Horbeln faſt gleich, maſſen dieſelben gleichfalls ſelten fliegen, wenn ſie nicht muͤſſen, und ſich auch, wie je- ne, in dem Rohr oder Gebuͤſche in Raͤn- dern mit Gewuͤrme nehren, ſie haben auch einen ſolchen formirten Schnabel, ſind im uͤbrigen von Farbe braunſpren- ckelicht. Die Geſchwindigkeit iſt an die- ſem Vogel zu bewundern, geſtalt derſel- be, wenn er den Schuͤtzen ins Feuer ſehen kan, ſich ſo geſchwinde unter das Waſſer zu verbergen weiß, als der Blitz, da denn hernachmahls die auf das Waſſer ſchla- gende Schrote uͤber ihn wegprallen, und er ohne Schaden bleibet. Er ziehet auch wie andere Voͤgel, doch findet man der- ſelben oͤffters noch zur Winters-Zeit auf den Fluͤſſen.
Von den Waſſer-Schnepffen.
§. 5.
Von den Wald-Schnepffen habe ich im vorhergehenden gehandelt. Der Waſſer-Schnepffen giebt es man- cherley Sorten. Die Ried-Schnepffe iſt geſchwinder, als die Wald-Schnepffe, ſie ziehet auch wie andere Voͤgel, nachdem ſie hier zu Lande, doch anders nicht, als in den groſſen Moraͤſten, ihre Jungen 4. biß 5. aufgebracht hat. Die Haar-Schnepf- fe iſt etwas kleiner, als die vorige, iedoch an Farbe und Natur derſelben allerdings gleich. Die Pfuhl-Schnepffe bruͤtet an Suͤmpffen und auf Huͤgeln ohne zuge- tragenes Geniſte vier Eyer aus, nachdem ſie 14. Tage geſeſſen. Das Fleiſch der Waſſer-Schnepffen iſt zwar auch ziemlich delicat, iedoch ſchmeckt es ein wenig fi- ſchentzend. Sie werden gebraten wie die Reb-Huͤhner, und die andern delicaten Voͤgel. Man findet von den Schnepffen auch noch eine Sorte, die Sand-Laͤuffer oder Grieß-Huͤhner genennet werden, die bruͤten hier zu Lande auf groſſen in den Fluͤſſen liegenden und umfloſſenen Jn- ſuln oder Grieſſen auf bloſſem Sande, ha- ben 2. biß 3. Junge, nehren ſich vom Waſſer-Gewuͤrme, und ziehen gleich An- fangs des Herbſtes nach Jacobi, kommen auch zu erſt wieder auf dem Ruͤckzug.
[Spaltenumbruch]
Von See-Schwalben.
§. 6.
Dieſe ſind zweyerley, wiewohl von einer Farbe, als Silber-weiß, auſſer, daß die eine Art etwas groͤſſer, und wie die Enten dann und wann zu ſchwim̃en pfle- gen, welches aber die andern kleinen nicht thun, ſondern den gantzen Tag uͤber auf Schwalben-Art uͤber den Seen und Tei- chen herum ſchweben, und ihre Nahrung vom Gewuͤrm des Waſſers ſuchen. Sie bruͤten hier zu Lande im Rohricht 3. biß 4. Jungen, ziehen aber wie andere Voͤgel.
Von dem Eyß-Vogel.
§. 7.
Der Eyß-Vogel iſt von einer ungemeinen ſchoͤnen gruͤnen Farbe, wel- che auf dem Kopffe biß zum Ruͤcken, wie auch an beyden Seiten hinunter weiß und blau Karpffen-ſchuppig eingeſprengt und vermengt iſt; Auf den Fittigen zeigen ſich blau und weiſſe ſchoͤne Federlein, welche ſich im Sitzen als ein halber Finger breit, im Fliegen aber noch einmahl ſo groß præ- ſentiren; Unter dem Halſe, wie auch un- ter den Augen nach den Fittigen hinunter- werts findet ſich etwas weiſſes, mit Zie- gel-braunen Flecken wechſels-weiſe ver- ſetzt, die gantze Bruſt aber biß zum Schwantze iſt Ziegel-braun oder roth. Die Fuͤſſe ſind ihm geſchaffen wie der Mei- ſe, nur daß ſie hoch-roth und in den Ge- lencken weißſtreiffig ſind. Der Schnabel iſt von einer ziemlichen Laͤnge, und ſcharff- eckicht, forne einem Roth-Specht nicht ſo ungleich. Ob dieſer Vogel derjenige ſey, den andere die Waſſer-Nachtigall zu nen- nen pflegen, oder ob die Waſſer-Nachti- gall von dieſem unterſchieden, kan ich nicht eigentlich determiniren.
Vom Rohr-Sperling.
§. 8.
Dieſer wird auch ſonſt Mooß- Emmerling genennet, haͤlt ſich den gan- tzen Som̃er in dem Mooß auf, wo Schilff waͤchſt, und ſumpffichte Wieſen ſind, und kommt den Leuten wenig ins Geſicht, auſ- ſer wenn er im Herbſt, zwar nur eintzeln, auf die Fincken-Herde einfaͤllt; Wenn man einen ſeines gleichen hat, folget er auf das Locken viel begieriger, als ein an- derer Emmerling, dem er an Schreyen nicht ſehr ungleich, an Schnabel und Ge- behrden gantz aͤhnlich, an der Farbe aber von ihm weit abgeſondert iſt. Jm Zim- mer werden ſie gantz zahm, nehmen mit
Hanff
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Des Dritten Theils 36. Capitel/ von allerhand Waſſer-Voͤgeln.
duͤrre, freſſen auch meiſtentheils lauter
Ungeziefer an Schlangen, Kroͤten, u. ſ. w.
und haben ein gar ſchwartzes Fleiſch, in der
Medicin aber werden ſie zu unterſchiede-
nem gebraucht.
Von dem Taucher.
§. 4. Der Taucher oder das Waſ-
ſer-Huhn kommt den Horbeln faſt gleich,
maſſen dieſelben gleichfalls ſelten fliegen,
wenn ſie nicht muͤſſen, und ſich auch, wie je-
ne, in dem Rohr oder Gebuͤſche in Raͤn-
dern mit Gewuͤrme nehren, ſie haben
auch einen ſolchen formirten Schnabel,
ſind im uͤbrigen von Farbe braunſpren-
ckelicht. Die Geſchwindigkeit iſt an die-
ſem Vogel zu bewundern, geſtalt derſel-
be, wenn er den Schuͤtzen ins Feuer ſehen
kan, ſich ſo geſchwinde unter das Waſſer
zu verbergen weiß, als der Blitz, da denn
hernachmahls die auf das Waſſer ſchla-
gende Schrote uͤber ihn wegprallen, und
er ohne Schaden bleibet. Er ziehet auch
wie andere Voͤgel, doch findet man der-
ſelben oͤffters noch zur Winters-Zeit auf
den Fluͤſſen.
Von den Waſſer-Schnepffen.
§. 5. Von den Wald-Schnepffen
habe ich im vorhergehenden gehandelt.
Der Waſſer-Schnepffen giebt es man-
cherley Sorten. Die Ried-Schnepffe iſt
geſchwinder, als die Wald-Schnepffe, ſie
ziehet auch wie andere Voͤgel, nachdem ſie
hier zu Lande, doch anders nicht, als in
den groſſen Moraͤſten, ihre Jungen 4. biß
5. aufgebracht hat. Die Haar-Schnepf-
fe iſt etwas kleiner, als die vorige, iedoch
an Farbe und Natur derſelben allerdings
gleich. Die Pfuhl-Schnepffe bruͤtet an
Suͤmpffen und auf Huͤgeln ohne zuge-
tragenes Geniſte vier Eyer aus, nachdem
ſie 14. Tage geſeſſen. Das Fleiſch der
Waſſer-Schnepffen iſt zwar auch ziemlich
delicat, iedoch ſchmeckt es ein wenig fi-
ſchentzend. Sie werden gebraten wie die
Reb-Huͤhner, und die andern delicaten
Voͤgel. Man findet von den Schnepffen
auch noch eine Sorte, die Sand-Laͤuffer
oder Grieß-Huͤhner genennet werden, die
bruͤten hier zu Lande auf groſſen in den
Fluͤſſen liegenden und umfloſſenen Jn-
ſuln oder Grieſſen auf bloſſem Sande, ha-
ben 2. biß 3. Junge, nehren ſich vom
Waſſer-Gewuͤrme, und ziehen gleich An-
fangs des Herbſtes nach Jacobi, kommen
auch zu erſt wieder auf dem Ruͤckzug.
Von See-Schwalben.
§. 6. Dieſe ſind zweyerley, wiewohl
von einer Farbe, als Silber-weiß, auſſer,
daß die eine Art etwas groͤſſer, und wie die
Enten dann und wann zu ſchwim̃en pfle-
gen, welches aber die andern kleinen nicht
thun, ſondern den gantzen Tag uͤber auf
Schwalben-Art uͤber den Seen und Tei-
chen herum ſchweben, und ihre Nahrung
vom Gewuͤrm des Waſſers ſuchen. Sie
bruͤten hier zu Lande im Rohricht 3. biß
4. Jungen, ziehen aber wie andere
Voͤgel.
Von dem Eyß-Vogel.
§. 7. Der Eyß-Vogel iſt von einer
ungemeinen ſchoͤnen gruͤnen Farbe, wel-
che auf dem Kopffe biß zum Ruͤcken, wie
auch an beyden Seiten hinunter weiß und
blau Karpffen-ſchuppig eingeſprengt und
vermengt iſt; Auf den Fittigen zeigen ſich
blau und weiſſe ſchoͤne Federlein, welche
ſich im Sitzen als ein halber Finger breit,
im Fliegen aber noch einmahl ſo groß præ-
ſentiren; Unter dem Halſe, wie auch un-
ter den Augen nach den Fittigen hinunter-
werts findet ſich etwas weiſſes, mit Zie-
gel-braunen Flecken wechſels-weiſe ver-
ſetzt, die gantze Bruſt aber biß zum
Schwantze iſt Ziegel-braun oder roth.
Die Fuͤſſe ſind ihm geſchaffen wie der Mei-
ſe, nur daß ſie hoch-roth und in den Ge-
lencken weißſtreiffig ſind. Der Schnabel
iſt von einer ziemlichen Laͤnge, und ſcharff-
eckicht, forne einem Roth-Specht nicht ſo
ungleich. Ob dieſer Vogel derjenige ſey,
den andere die Waſſer-Nachtigall zu nen-
nen pflegen, oder ob die Waſſer-Nachti-
gall von dieſem unterſchieden, kan ich nicht
eigentlich determiniren.
Vom Rohr-Sperling.
§. 8. Dieſer wird auch ſonſt Mooß-
Emmerling genennet, haͤlt ſich den gan-
tzen Som̃er in dem Mooß auf, wo Schilff
waͤchſt, und ſumpffichte Wieſen ſind, und
kommt den Leuten wenig ins Geſicht, auſ-
ſer wenn er im Herbſt, zwar nur eintzeln,
auf die Fincken-Herde einfaͤllt; Wenn
man einen ſeines gleichen hat, folget er
auf das Locken viel begieriger, als ein an-
derer Emmerling, dem er an Schreyen
nicht ſehr ungleich, an Schnabel und Ge-
behrden gantz aͤhnlich, an der Farbe aber
von ihm weit abgeſondert iſt. Jm Zim-
mer werden ſie gantz zahm, nehmen mit
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/332>, abgerufen am 22.02.2025.
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