Des Dritten Theils 36. Cap. von allerhand Wasser-Vögeln.
[Spaltenumbruch]
ist sonst eine gute Speise vor die Nachti- gallen, die man in den Kefichen aufbehält. Einige geben ihnen niemahls den Mohn gantz, sondern reiben ihn auf einem Stein, oder sie stossen ihn in einem steinernen Mörsel, und giessen ein wenig Wasser daran, daß es wie eine Milch wird. Etliche giessen gar ein wenig Milch dar- unter.
Das 36. Capitel/ Von allerhand Wasser- Vögeln.
Von Schwahnen.
§. 1.
Es hat der Schwahn einen rothen, im ersten Jahre aber gelblichten Schnabel, und oben auf demselben unter den Augen einen schwartzen Hügel oder Knoten, als eine welsche Nuß, welches ihn sonderlich zieret, und die Füsse sind ihm gantz schwartz, sonst aber nebst dem Schnabel, wie eine Ganß formirt. Die jungen Schwähne sind nicht gleich von Anfange weiß, sondern sie haben graue wollichte Federlein, als die jungen Gänse, wenn sie sich aber verkielen, so werden sie braun von Federn, biß sie sich nach und nach vermausen, alsdenn bekommen sie gantz weisse.
Von Reyhern.
§. 2.
Es sind die Reyher gar unter- schiedlich, erstlich sind die grossen, welche licht-grau auf dem Rücken, am Leibe a- ber weiß sind, mit schwartzen Flincker- lein gesprengt; sie haben einen ungemei- nen grossen langen geschärfften rothen Schnabel, und gelbe Füsse. Diese sind noch halb so groß, als andere, auch haben sie einen ungemeinen weiten Kropf, in welchen man ein gut Maaß füllen kan. Weiter findet man kleinere, welche gantz dunckel-grau auf dem Rücken, am Kopffe aber schwartz sind, auch einen schwartzen Schnabel, und blaue kurtze Füsse haben. Diese beyden Arten haben auf den Köpf- fen ihre schönen Federn, gemeiniglich 2. oder 3. welche ihnen, zumahl im Fliegen, hinterwärts auf dem Kopffe aufliegen; sie horsten auch beyde nicht hier. Die drit- te Art sind die bekandten grauen, und hier zu Lande horstenden Reyher, davon ich in dem ersten Theil bereits gehandelt. [Spaltenumbruch]
Obwohl die Reyher ihre Nahrung in Wassern suchen, so schwimmen sie doch nicht, wie andere Wasser-Vögel, sondern nisten auf hohen Bäumen im Walde. Herbst-Zeit halten sie sich gerne bey ein- ander, daß sie ihre Jungen vor den Raub- Vögeln vertheidigen können.
Vmo Storch.
§. 3.
Die Störche sind iederman be- kandte Vögel, die um Gregorii ankom- men, und gegen den Herbst wieder weg ziehen. Sie nisten sehr gerne auf den Häusern, und tragen sie sich ihre Nester von dürren Reißig zusammen. Man hat observirt, daß sie, wenn gut Wetter wer- den soll, dürr Reiß in ihren Schnäbeln in das Nest tragen, hingegen, wenn es reg- nen soll, tragen sie Mooß ein. Jhre Speise ist Fische, Frösche, Kröten, und an- der dergleichen Ungeziefer, und wissen sie die Wiesen gar wohl davon zu reinigen. Bißweilen kommen fremde Störche, die sie depossediren wollen, und da giebt es denn ein solchen scharffen Kampff, daß die Federn um sie herum stieben. Man kan die jungen Störche aufziehen und gewöh- nen, daß sie früh Morgens ausgehen, und des Abends wieder nach Hause kommen. So bald ein Ungewitter kommen soll, kommen sie mit einer barmhertzigen Mi- ne nach Hause, und retiriren sich in dasje- nige Behältniß, welches vor sie gewidmet ist. Man muß ihnen nicht viel zu Leyde thun, sonst sind sie hämisch, und hacken mit ihren langen Schnäbeln einem gerne nach dem Gesicht und nach den Augen. Die Bruth der Störche währet drey Wochen, und bringen sie meistentheils 3. biß 4. Jun- ge aus. Es giebt auch eine Art schwartze Störche, die ihre Horsten nicht so gerne an oder auf die Häuser zu machen sich ge- trauen, sondern lieber in den Wäldern sind. Sie sind gantz schwartz, und haben einen röthlichen Schnabel, und derglei- chen Füsse. Man giebt von den Stör- chen vor, daß ihre Jahre die Jahre des menschlichen Lebens weit übersteigen; Man kan dieses leicht experimentiren, wenn man sich die Mühe giebt, etliche alte Störche auf dem Nest zu zeichnen. Es ist biß diese Stunde noch nicht recht ausge- macht, wo die Störche sich im Winter aufhalten, massen man in keiner Reise- Beschreibung noch etwas tüchtiges und wahres hiervon angemercket. Zum Spei- sen taugen die Störche nicht, denn sie sind
dürre,
C c 3
Des Dritten Theils 36. Cap. von allerhand Waſſer-Voͤgeln.
[Spaltenumbruch]
iſt ſonſt eine gute Speiſe vor die Nachti- gallen, die man in den Kefichen aufbehaͤlt. Einige geben ihnen niemahls den Mohn gantz, ſondern reiben ihn auf einem Stein, oder ſie ſtoſſen ihn in einem ſteinernen Moͤrſel, und gieſſen ein wenig Waſſer daran, daß es wie eine Milch wird. Etliche gieſſen gar ein wenig Milch dar- unter.
Das 36. Capitel/ Von allerhand Waſſer- Voͤgeln.
Von Schwahnen.
§. 1.
Es hat der Schwahn einen rothen, im erſten Jahre aber gelblichten Schnabel, und oben auf demſelben unter den Augen einen ſchwartzen Huͤgel oder Knoten, als eine welſche Nuß, welches ihn ſonderlich zieret, und die Fuͤſſe ſind ihm gantz ſchwartz, ſonſt aber nebſt dem Schnabel, wie eine Ganß formirt. Die jungen Schwaͤhne ſind nicht gleich von Anfange weiß, ſondern ſie haben graue wollichte Federlein, als die jungen Gaͤnſe, wenn ſie ſich aber verkielen, ſo werden ſie braun von Federn, biß ſie ſich nach und nach vermauſen, alsdenn bekommen ſie gantz weiſſe.
Von Reyhern.
§. 2.
Es ſind die Reyher gar unter- ſchiedlich, erſtlich ſind die groſſen, welche licht-grau auf dem Ruͤcken, am Leibe a- ber weiß ſind, mit ſchwartzen Flincker- lein geſprengt; ſie haben einen ungemei- nen groſſen langen geſchaͤrfften rothen Schnabel, und gelbe Fuͤſſe. Dieſe ſind noch halb ſo groß, als andere, auch haben ſie einen ungemeinen weiten Kropf, in welchen man ein gut Maaß fuͤllen kan. Weiter findet man kleinere, welche gantz dunckel-grau auf dem Ruͤcken, am Kopffe aber ſchwartz ſind, auch einen ſchwartzen Schnabel, und blaue kurtze Fuͤſſe haben. Dieſe beyden Arten haben auf den Koͤpf- fen ihre ſchoͤnen Federn, gemeiniglich 2. oder 3. welche ihnen, zumahl im Fliegen, hinterwaͤrts auf dem Kopffe aufliegen; ſie horſten auch beyde nicht hier. Die drit- te Art ſind die bekandten grauen, und hier zu Lande horſtenden Reyher, davon ich in dem erſten Theil bereits gehandelt. [Spaltenumbruch]
Obwohl die Reyher ihre Nahrung in Waſſern ſuchen, ſo ſchwimmen ſie doch nicht, wie andere Waſſer-Voͤgel, ſondern niſten auf hohen Baͤumen im Walde. Herbſt-Zeit halten ſie ſich gerne bey ein- ander, daß ſie ihre Jungen vor den Raub- Voͤgeln vertheidigen koͤnnen.
Vmo Storch.
§. 3.
Die Stoͤrche ſind iederman be- kandte Voͤgel, die um Gregorii ankom- men, und gegen den Herbſt wieder weg ziehen. Sie niſten ſehr gerne auf den Haͤuſern, und tragen ſie ſich ihre Neſter von duͤrren Reißig zuſammen. Man hat obſervirt, daß ſie, wenn gut Wetter wer- den ſoll, duͤrr Reiß in ihren Schnaͤbeln in das Neſt tragen, hingegen, wenn es reg- nen ſoll, tragen ſie Mooß ein. Jhre Speiſe iſt Fiſche, Froͤſche, Kroͤten, und an- der dergleichen Ungeziefer, und wiſſen ſie die Wieſen gar wohl davon zu reinigen. Bißweilen kommen fremde Stoͤrche, die ſie depoſſediren wollen, und da giebt es denn ein ſolchen ſcharffen Kampff, daß die Federn um ſie herum ſtieben. Man kan die jungen Stoͤrche aufziehen und gewoͤh- nen, daß ſie fruͤh Morgens ausgehen, und des Abends wieder nach Hauſe kommen. So bald ein Ungewitter kommen ſoll, kommen ſie mit einer barmhertzigen Mi- ne nach Hauſe, und retiriren ſich in dasje- nige Behaͤltniß, welches vor ſie gewidmet iſt. Man muß ihnen nicht viel zu Leyde thun, ſonſt ſind ſie haͤmiſch, und hacken mit ihren langen Schnaͤbeln einem gerne nach dem Geſicht und nach den Augen. Die Bruth der Stoͤrche waͤhret drey Wochen, und bringen ſie meiſtentheils 3. biß 4. Jun- ge aus. Es giebt auch eine Art ſchwartze Stoͤrche, die ihre Horſten nicht ſo gerne an oder auf die Haͤuſer zu machen ſich ge- trauen, ſondern lieber in den Waͤldern ſind. Sie ſind gantz ſchwartz, und haben einen roͤthlichen Schnabel, und derglei- chen Fuͤſſe. Man giebt von den Stoͤr- chen vor, daß ihre Jahre die Jahre des menſchlichen Lebens weit uͤberſteigen; Man kan dieſes leicht experimentiren, wenn man ſich die Muͤhe giebt, etliche alte Stoͤrche auf dem Neſt zu zeichnen. Es iſt biß dieſe Stunde noch nicht recht ausge- macht, wo die Stoͤrche ſich im Winter aufhalten, maſſen man in keiner Reiſe- Beſchreibung noch etwas tuͤchtiges und wahres hiervon angemercket. Zum Spei- ſen taugen die Stoͤrche nicht, denn ſie ſind
duͤrre,
C c 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0331"n="205"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Des Dritten Theils 36. Cap. von allerhand Waſſer-Voͤgeln.</hi></fw><lb/><cb/>
iſt ſonſt eine gute Speiſe vor die Nachti-<lb/>
gallen, die man in den Kefichen aufbehaͤlt.<lb/>
Einige geben ihnen niemahls den Mohn<lb/>
gantz, ſondern reiben ihn auf einem Stein,<lb/>
oder ſie ſtoſſen ihn in einem ſteinernen<lb/>
Moͤrſel, und gieſſen ein wenig Waſſer<lb/>
daran, daß es wie eine Milch wird.<lb/>
Etliche gieſſen gar ein wenig Milch dar-<lb/>
unter.</p></div></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das 36. Capitel/<lb/>
Von allerhand Waſſer-<lb/>
Voͤgeln.</hi></head><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Von Schwahnen.</hi></head><lb/><divn="4"><head>§. 1.</head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>s hat der Schwahn einen rothen,<lb/>
im erſten Jahre aber gelblichten<lb/>
Schnabel, und oben auf demſelben unter<lb/>
den Augen einen ſchwartzen Huͤgel oder<lb/>
Knoten, als eine welſche Nuß, welches<lb/>
ihn ſonderlich zieret, und die Fuͤſſe ſind<lb/>
ihm gantz ſchwartz, ſonſt aber nebſt dem<lb/>
Schnabel, wie eine Ganß <hirendition="#aq">formir</hi>t. Die<lb/>
jungen Schwaͤhne ſind nicht gleich von<lb/>
Anfange weiß, ſondern ſie haben graue<lb/>
wollichte Federlein, als die jungen Gaͤnſe,<lb/>
wenn ſie ſich aber verkielen, ſo werden ſie<lb/>
braun von Federn, biß ſie ſich nach und<lb/>
nach vermauſen, alsdenn bekommen ſie<lb/>
gantz weiſſe.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Von Reyhern.</hi></head><lb/><divn="4"><head>§. 2.</head><p>Es ſind die Reyher gar unter-<lb/>ſchiedlich, erſtlich ſind die groſſen, welche<lb/>
licht-grau auf dem Ruͤcken, am Leibe a-<lb/>
ber weiß ſind, mit ſchwartzen Flincker-<lb/>
lein geſprengt; ſie haben einen ungemei-<lb/>
nen groſſen langen geſchaͤrfften rothen<lb/>
Schnabel, und gelbe Fuͤſſe. Dieſe ſind<lb/>
noch halb ſo groß, als andere, auch haben<lb/>ſie einen ungemeinen weiten Kropf, in<lb/>
welchen man ein gut Maaß fuͤllen kan.<lb/>
Weiter findet man kleinere, welche gantz<lb/>
dunckel-grau auf dem Ruͤcken, am Kopffe<lb/>
aber ſchwartz ſind, auch einen ſchwartzen<lb/>
Schnabel, und blaue kurtze Fuͤſſe haben.<lb/>
Dieſe beyden Arten haben auf den Koͤpf-<lb/>
fen ihre ſchoͤnen Federn, gemeiniglich 2.<lb/>
oder 3. welche ihnen, zumahl im Fliegen,<lb/>
hinterwaͤrts auf dem Kopffe aufliegen; ſie<lb/>
horſten auch beyde nicht hier. Die drit-<lb/>
te Art ſind die bekandten grauen, und<lb/>
hier zu Lande horſtenden Reyher, davon<lb/>
ich in dem erſten Theil bereits gehandelt.<lb/><cb/>
Obwohl die Reyher ihre Nahrung in<lb/>
Waſſern ſuchen, ſo ſchwimmen ſie doch<lb/>
nicht, wie andere Waſſer-Voͤgel, ſondern<lb/>
niſten auf hohen Baͤumen im Walde.<lb/>
Herbſt-Zeit halten ſie ſich gerne bey ein-<lb/>
ander, daß ſie ihre Jungen vor den Raub-<lb/>
Voͤgeln vertheidigen koͤnnen.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Vmo Storch.</hi></head><lb/><divn="4"><head>§. 3.</head><p>Die Stoͤrche ſind iederman be-<lb/>
kandte Voͤgel, die um Gregorii ankom-<lb/>
men, und gegen den Herbſt wieder weg<lb/>
ziehen. Sie niſten ſehr gerne auf den<lb/>
Haͤuſern, und tragen ſie ſich ihre Neſter<lb/>
von duͤrren Reißig zuſammen. Man hat<lb/><hirendition="#aq">obſervir</hi>t, daß ſie, wenn gut Wetter wer-<lb/>
den ſoll, duͤrr Reiß in ihren Schnaͤbeln in<lb/>
das Neſt tragen, hingegen, wenn es reg-<lb/>
nen ſoll, tragen ſie Mooß ein. Jhre<lb/>
Speiſe iſt Fiſche, Froͤſche, Kroͤten, und an-<lb/>
der dergleichen Ungeziefer, und wiſſen ſie<lb/>
die Wieſen gar wohl davon zu reinigen.<lb/>
Bißweilen kommen fremde Stoͤrche, die<lb/>ſie <hirendition="#aq">depoſſedir</hi>en wollen, und da giebt es<lb/>
denn ein ſolchen ſcharffen Kampff, daß die<lb/>
Federn um ſie herum ſtieben. Man kan<lb/>
die jungen Stoͤrche aufziehen und gewoͤh-<lb/>
nen, daß ſie fruͤh Morgens ausgehen, und<lb/>
des Abends wieder nach Hauſe kommen.<lb/>
So bald ein Ungewitter kommen ſoll,<lb/>
kommen ſie mit einer barmhertzigen Mi-<lb/>
ne nach Hauſe, und <hirendition="#aq">retiri</hi>ren ſich in dasje-<lb/>
nige Behaͤltniß, welches vor ſie gewidmet<lb/>
iſt. Man muß ihnen nicht viel zu Leyde<lb/>
thun, ſonſt ſind ſie haͤmiſch, und hacken<lb/>
mit ihren langen Schnaͤbeln einem gerne<lb/>
nach dem Geſicht und nach den Augen. Die<lb/>
Bruth der Stoͤrche waͤhret drey Wochen,<lb/>
und bringen ſie meiſtentheils 3. biß 4. Jun-<lb/>
ge aus. Es giebt auch eine Art ſchwartze<lb/>
Stoͤrche, die ihre Horſten nicht ſo gerne an<lb/>
oder auf die Haͤuſer zu machen ſich ge-<lb/>
trauen, ſondern lieber in den Waͤldern<lb/>ſind. Sie ſind gantz ſchwartz, und haben<lb/>
einen roͤthlichen Schnabel, und derglei-<lb/>
chen Fuͤſſe. Man giebt von den Stoͤr-<lb/>
chen vor, daß ihre Jahre die Jahre des<lb/>
menſchlichen Lebens weit uͤberſteigen;<lb/>
Man kan dieſes leicht <hirendition="#aq">experimenti</hi>ren,<lb/>
wenn man ſich die Muͤhe giebt, etliche alte<lb/>
Stoͤrche auf dem Neſt zu zeichnen. Es iſt<lb/>
biß dieſe Stunde noch nicht recht ausge-<lb/>
macht, wo die Stoͤrche ſich im Winter<lb/>
aufhalten, maſſen man in keiner Reiſe-<lb/>
Beſchreibung noch etwas tuͤchtiges und<lb/>
wahres hiervon angemercket. Zum Spei-<lb/>ſen taugen die Stoͤrche nicht, denn ſie ſind<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">duͤrre,</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[205/0331]
Des Dritten Theils 36. Cap. von allerhand Waſſer-Voͤgeln.
iſt ſonſt eine gute Speiſe vor die Nachti-
gallen, die man in den Kefichen aufbehaͤlt.
Einige geben ihnen niemahls den Mohn
gantz, ſondern reiben ihn auf einem Stein,
oder ſie ſtoſſen ihn in einem ſteinernen
Moͤrſel, und gieſſen ein wenig Waſſer
daran, daß es wie eine Milch wird.
Etliche gieſſen gar ein wenig Milch dar-
unter.
Das 36. Capitel/
Von allerhand Waſſer-
Voͤgeln.
Von Schwahnen.
§. 1.
Es hat der Schwahn einen rothen,
im erſten Jahre aber gelblichten
Schnabel, und oben auf demſelben unter
den Augen einen ſchwartzen Huͤgel oder
Knoten, als eine welſche Nuß, welches
ihn ſonderlich zieret, und die Fuͤſſe ſind
ihm gantz ſchwartz, ſonſt aber nebſt dem
Schnabel, wie eine Ganß formirt. Die
jungen Schwaͤhne ſind nicht gleich von
Anfange weiß, ſondern ſie haben graue
wollichte Federlein, als die jungen Gaͤnſe,
wenn ſie ſich aber verkielen, ſo werden ſie
braun von Federn, biß ſie ſich nach und
nach vermauſen, alsdenn bekommen ſie
gantz weiſſe.
Von Reyhern.
§. 2. Es ſind die Reyher gar unter-
ſchiedlich, erſtlich ſind die groſſen, welche
licht-grau auf dem Ruͤcken, am Leibe a-
ber weiß ſind, mit ſchwartzen Flincker-
lein geſprengt; ſie haben einen ungemei-
nen groſſen langen geſchaͤrfften rothen
Schnabel, und gelbe Fuͤſſe. Dieſe ſind
noch halb ſo groß, als andere, auch haben
ſie einen ungemeinen weiten Kropf, in
welchen man ein gut Maaß fuͤllen kan.
Weiter findet man kleinere, welche gantz
dunckel-grau auf dem Ruͤcken, am Kopffe
aber ſchwartz ſind, auch einen ſchwartzen
Schnabel, und blaue kurtze Fuͤſſe haben.
Dieſe beyden Arten haben auf den Koͤpf-
fen ihre ſchoͤnen Federn, gemeiniglich 2.
oder 3. welche ihnen, zumahl im Fliegen,
hinterwaͤrts auf dem Kopffe aufliegen; ſie
horſten auch beyde nicht hier. Die drit-
te Art ſind die bekandten grauen, und
hier zu Lande horſtenden Reyher, davon
ich in dem erſten Theil bereits gehandelt.
Obwohl die Reyher ihre Nahrung in
Waſſern ſuchen, ſo ſchwimmen ſie doch
nicht, wie andere Waſſer-Voͤgel, ſondern
niſten auf hohen Baͤumen im Walde.
Herbſt-Zeit halten ſie ſich gerne bey ein-
ander, daß ſie ihre Jungen vor den Raub-
Voͤgeln vertheidigen koͤnnen.
Vmo Storch.
§. 3. Die Stoͤrche ſind iederman be-
kandte Voͤgel, die um Gregorii ankom-
men, und gegen den Herbſt wieder weg
ziehen. Sie niſten ſehr gerne auf den
Haͤuſern, und tragen ſie ſich ihre Neſter
von duͤrren Reißig zuſammen. Man hat
obſervirt, daß ſie, wenn gut Wetter wer-
den ſoll, duͤrr Reiß in ihren Schnaͤbeln in
das Neſt tragen, hingegen, wenn es reg-
nen ſoll, tragen ſie Mooß ein. Jhre
Speiſe iſt Fiſche, Froͤſche, Kroͤten, und an-
der dergleichen Ungeziefer, und wiſſen ſie
die Wieſen gar wohl davon zu reinigen.
Bißweilen kommen fremde Stoͤrche, die
ſie depoſſediren wollen, und da giebt es
denn ein ſolchen ſcharffen Kampff, daß die
Federn um ſie herum ſtieben. Man kan
die jungen Stoͤrche aufziehen und gewoͤh-
nen, daß ſie fruͤh Morgens ausgehen, und
des Abends wieder nach Hauſe kommen.
So bald ein Ungewitter kommen ſoll,
kommen ſie mit einer barmhertzigen Mi-
ne nach Hauſe, und retiriren ſich in dasje-
nige Behaͤltniß, welches vor ſie gewidmet
iſt. Man muß ihnen nicht viel zu Leyde
thun, ſonſt ſind ſie haͤmiſch, und hacken
mit ihren langen Schnaͤbeln einem gerne
nach dem Geſicht und nach den Augen. Die
Bruth der Stoͤrche waͤhret drey Wochen,
und bringen ſie meiſtentheils 3. biß 4. Jun-
ge aus. Es giebt auch eine Art ſchwartze
Stoͤrche, die ihre Horſten nicht ſo gerne an
oder auf die Haͤuſer zu machen ſich ge-
trauen, ſondern lieber in den Waͤldern
ſind. Sie ſind gantz ſchwartz, und haben
einen roͤthlichen Schnabel, und derglei-
chen Fuͤſſe. Man giebt von den Stoͤr-
chen vor, daß ihre Jahre die Jahre des
menſchlichen Lebens weit uͤberſteigen;
Man kan dieſes leicht experimentiren,
wenn man ſich die Muͤhe giebt, etliche alte
Stoͤrche auf dem Neſt zu zeichnen. Es iſt
biß dieſe Stunde noch nicht recht ausge-
macht, wo die Stoͤrche ſich im Winter
aufhalten, maſſen man in keiner Reiſe-
Beſchreibung noch etwas tuͤchtiges und
wahres hiervon angemercket. Zum Spei-
ſen taugen die Stoͤrche nicht, denn ſie ſind
duͤrre,
C c 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/331>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.