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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Theils 35. Capitel/
[Spaltenumbruch] bindet, den Schmertz der Colica ver-
treiben, dergleichen giebt man auch vor
von der gantzen Lerche, wenn man sie ge-
braten, oder mit den Federn zu Aschen
verbrandt, isset. Das Geblüt tauget,
wo mans im scharffen Eßig oder warmen
Wein trincket, zum Stein; das Fleisch von
einer Lerche treibet den Urin, den Grieß
und Stein, welches Hoeferus in Iter. Me-
dico p.
172. durch Erfahrung bekräfftiget.

Von wilden Gänsen.
§. 21.

Diese sind den zahmen fast
gleich, von Gestalt aber etwas kleiner.
Der Schnabel ist rothgelb und gläntzend,
die Schenckel und Füsse roth, der Kopff
und Hals dunckel, doch oben schwärtzer
mit etwas Röthe, unten graulicht. Sie
halten sich gerne bey den grossen Land-
Seen auf. Jm Anfang des Winters
fressen sie die grüne Saat ab, und bleiben
so lange, biß die Wasser zufrieren. Wenn
sie aber zugefrohren, weil sie sich ausser
dem Wasser nicht halten können, müssen
sie alsdenn, wie alle unsere wilden Was-
ser-Vögel, auch wegziehen. Jedoch in
gelinden Wintern, oder an den Orten, wo
die Wasser offen bleiben, findet man auch
einige derselben im Winter.

§. 22.

Den wilden Gänsen ist beyzu-
zehlen die Hagel- oder Schnee-Ganß, weil
sie gantz weiß, wie ein Hagel, oder Schnee,
ausgenommen die vier oder fünff äusser-
sten Schwing-Federn der Flügel, welche
schwartz sind. Den Sommer durch sie-
het man sie nirgends, oder sehr wenig,
aber mit angehendem Winter, wenn schon
Schnee und Eyß ankömmt, fliegen sie
Hauffen-weise sehr hoch, und ziehen von
uns weg. Die Baum-Ganß ist kleiner
als die gemeine wilde, und gleichet an der
Grösse nur einer Enten. Der Schnabel,
wie auch der Kopff, der Ober-Hals, der
Rücken, Flügel und Schwantz, sind
schwartz, aber mit einem Glantze. Um
die Augen und an der gantzen Kehle ist sie
weiß, woselbst sie auch mit etlichen Asch-
farbnen Flecken bezeichnet. Sie nisten
in den hohlen Bäumen, und haben einen
Flug, wie die andern wilden Gänse. Das
Fleisch der wilden Gänse ist etwas
schwärtzlich, hart und unverdaulich, so
ist auch wenig oder gar kein Fett bey den-
selben zu spühren. Wenn die wilden
Gänse im Braten recht mürbe werden
sollen, beitzet man sie eben wie die Auer-
Hähne, und andern wilden Vogel, die so
[Spaltenumbruch] ein grob Fleisch haben, einige Tage in Es-
sig, mit etwas Lorber-Blättern, Roßma-
rin, Gewürtze und Zwiebeln; hierdurch
wird nun nicht allein das Fleisch mürbe,
sondern sie werden auch noch viel delica-
ter und schmackhaffter.

Von wilden Enten.
§. 23.

Es giebt deren unterschiedene
Sorten, als die gemeinen grossen wilden
Enten, die Schmahl-Enten, die Krieck-
Enten, die Pfeiff- oder Speck-Enten, die
Horbeln, die Taucher, u. s. w. Was die
Enten bey den Teichen und Seen den Fi-
schen vor Schaden zufügen, ist bekandt.
Ausser den itzt angeführten Arten, hat
man noch die Brand-Enten, weil ihr Kopff
samt dem halben Halse braun oder
Brand-Farben; Die Rohr-Enten, weil
sie sich fast stets im Rohr aufhalten; Die
Schwalb-Enten, weil ihr Schwantz ge-
spalten, wie an den Schwalben; Die Eyß-
Enten, weil sie nur im Winter an den
Orten, da etwan die Ströhme oder Seen
nicht zufrieren, anzutreffen. Es ist merck-
würdig, daß die wilden Enten auf den
Weiden, ja wohl auch auf hohen Tannen
ihre Eyer haben, und die Jungen hernach
im Schnabel in die Teiche tragen, wie
auch, daß, da sie das gantze Jahr auf kein
trocken Land niederfallen, sie doch häuf-
fig in die Felder kommen, wo abgeschnit-
tene Gerste liegt. An einigen Orten, wo
man auf den Teichen gewisse Enten-Fän-
ge hat, darüber besondere Enten-Fän-
ger bestellt, als wie zu Torgau, ingleichen
in dem Stifft Merseburg auf dem so ge-
nannten Knabendorffischen Teiche, wer-
den des Jahres wohl über tausend Stück
wilde Enten durch die Lock-Enten einge-
fangen.

§. 24.

Das Enten-Fett wird in der
Apothecken gebraucht, es soll erwärmen,
feuchten, erweichen, digeriren, resolviren,
doch gebraucht mans auch in äusserlichen
und innerlichen Schmertzen der Seiten
und Gliedmassen, in Verkältung der
Nerven. Das Geblüt tauget vor Gifft,
darum es auch unterweilen zu derglei-
chen Artzney kommt. Der Mist wird
auf die Bisse vergiffteter Thiere gelegt.

Von Kybitzen.
§. 25.

Die Kybitze haben die Grösse
einer Tauben, und sind schön von Farben.
Der Schnabel ist lang und schwartz, der
gantze Rücken grünlich, mit Purpurfarb-
nen Flecken auf beyden Seiten, in wel-

chen

Des Dritten Theils 35. Capitel/
[Spaltenumbruch] bindet, den Schmertz der Colica ver-
treiben, dergleichen giebt man auch vor
von der gantzen Lerche, wenn man ſie ge-
braten, oder mit den Federn zu Aſchen
verbrandt, iſſet. Das Gebluͤt tauget,
wo mans im ſcharffen Eßig oder warmen
Wein trincket, zum Stein; das Fleiſch von
einer Lerche treibet den Urin, den Grieß
und Stein, welches Hœferus in Iter. Me-
dico p.
172. durch Erfahrung bekraͤfftiget.

Von wilden Gaͤnſen.
§. 21.

Dieſe ſind den zahmen faſt
gleich, von Geſtalt aber etwas kleiner.
Der Schnabel iſt rothgelb und glaͤntzend,
die Schenckel und Fuͤſſe roth, der Kopff
und Hals dunckel, doch oben ſchwaͤrtzer
mit etwas Roͤthe, unten graulicht. Sie
halten ſich gerne bey den groſſen Land-
Seen auf. Jm Anfang des Winters
freſſen ſie die gruͤne Saat ab, und bleiben
ſo lange, biß die Waſſer zufrieren. Wenn
ſie aber zugefrohren, weil ſie ſich auſſer
dem Waſſer nicht halten koͤnnen, muͤſſen
ſie alsdenn, wie alle unſere wilden Waſ-
ſer-Voͤgel, auch wegziehen. Jedoch in
gelinden Wintern, oder an den Orten, wo
die Waſſer offen bleiben, findet man auch
einige derſelben im Winter.

§. 22.

Den wilden Gaͤnſen iſt beyzu-
zehlen die Hagel- oder Schnee-Ganß, weil
ſie gantz weiß, wie ein Hagel, oder Schnee,
ausgenommen die vier oder fuͤnff aͤuſſer-
ſten Schwing-Federn der Fluͤgel, welche
ſchwartz ſind. Den Sommer durch ſie-
het man ſie nirgends, oder ſehr wenig,
aber mit angehendem Winter, wenn ſchon
Schnee und Eyß ankoͤmmt, fliegen ſie
Hauffen-weiſe ſehr hoch, und ziehen von
uns weg. Die Baum-Ganß iſt kleiner
als die gemeine wilde, und gleichet an der
Groͤſſe nur einer Enten. Der Schnabel,
wie auch der Kopff, der Ober-Hals, der
Ruͤcken, Fluͤgel und Schwantz, ſind
ſchwartz, aber mit einem Glantze. Um
die Augen und an der gantzen Kehle iſt ſie
weiß, woſelbſt ſie auch mit etlichen Aſch-
farbnen Flecken bezeichnet. Sie niſten
in den hohlen Baͤumen, und haben einen
Flug, wie die andern wilden Gaͤnſe. Das
Fleiſch der wilden Gaͤnſe iſt etwas
ſchwaͤrtzlich, hart und unverdaulich, ſo
iſt auch wenig oder gar kein Fett bey den-
ſelben zu ſpuͤhren. Wenn die wilden
Gaͤnſe im Braten recht muͤrbe werden
ſollen, beitzet man ſie eben wie die Auer-
Haͤhne, und andern wilden Vogel, die ſo
[Spaltenumbruch] ein grob Fleiſch haben, einige Tage in Eſ-
ſig, mit etwas Lorber-Blaͤttern, Roßma-
rin, Gewuͤrtze und Zwiebeln; hierdurch
wird nun nicht allein das Fleiſch muͤrbe,
ſondern ſie werden auch noch viel delica-
ter und ſchmackhaffter.

Von wilden Enten.
§. 23.

Es giebt deren unterſchiedene
Sorten, als die gemeinen groſſen wilden
Enten, die Schmahl-Enten, die Krieck-
Enten, die Pfeiff- oder Speck-Enten, die
Horbeln, die Taucher, u. ſ. w. Was die
Enten bey den Teichen und Seen den Fi-
ſchen vor Schaden zufuͤgen, iſt bekandt.
Auſſer den itzt angefuͤhrten Arten, hat
man noch die Brand-Enten, weil ihr Kopff
ſamt dem halben Halſe braun oder
Brand-Farben; Die Rohr-Enten, weil
ſie ſich faſt ſtets im Rohr aufhalten; Die
Schwalb-Enten, weil ihr Schwantz ge-
ſpalten, wie an den Schwalben; Die Eyß-
Enten, weil ſie nur im Winter an den
Orten, da etwan die Stroͤhme oder Seen
nicht zufrieren, anzutreffen. Es iſt merck-
wuͤrdig, daß die wilden Enten auf den
Weiden, ja wohl auch auf hohen Tannen
ihre Eyer haben, und die Jungen hernach
im Schnabel in die Teiche tragen, wie
auch, daß, da ſie das gantze Jahr auf kein
trocken Land niederfallen, ſie doch haͤuf-
fig in die Felder kommen, wo abgeſchnit-
tene Gerſte liegt. An einigen Orten, wo
man auf den Teichen gewiſſe Enten-Faͤn-
ge hat, daruͤber beſondere Enten-Faͤn-
ger beſtellt, als wie zu Torgau, ingleichen
in dem Stifft Merſeburg auf dem ſo ge-
nannten Knabendorffiſchen Teiche, wer-
den des Jahres wohl uͤber tauſend Stuͤck
wilde Enten durch die Lock-Enten einge-
fangen.

§. 24.

Das Enten-Fett wird in der
Apothecken gebraucht, es ſoll erwaͤrmen,
feuchten, erweichen, digeriren, reſolviren,
doch gebraucht mans auch in aͤuſſerlichen
und innerlichen Schmertzen der Seiten
und Gliedmaſſen, in Verkaͤltung der
Nerven. Das Gebluͤt tauget vor Gifft,
darum es auch unterweilen zu derglei-
chen Artzney kommt. Der Miſt wird
auf die Biſſe vergiffteter Thiere gelegt.

Von Kybitzen.
§. 25.

Die Kybitze haben die Groͤſſe
einer Tauben, und ſind ſchoͤn von Farben.
Der Schnabel iſt lang und ſchwartz, der
gantze Ruͤcken gruͤnlich, mit Purpurfarb-
nen Flecken auf beyden Seiten, in wel-

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/324>, abgerufen am 21.12.2024.