[Spaltenumbruch]
Hühnern beschenckten, und als im Sprich- wort davon sagten, es sey ein Wildpräth, mit welchem man einen Fürsten bewir- then könte.
§. 8.
Wenn man es braten will, so rupffet mans biß auf den Kopff, welchen man ihm, um solches vor andern zu un- terscheiden, zur Zierrath läßt, man nimmt ihm das Eingeweyde heraus, und legt Stückergen Speck, die man mit höltzer- nen Spießgen anspisset, über ihm her, bedeckt die gantze Brust, brätet es an ei- nem Brat-Spieß fein sachte, und accom- modiret es nachgehends bey dem Anrich- ten mit Citronen-Safft, Gewürtz und anderm Zubehörigen, wie den Köchen be- kandt ist.
Von Schnepffen.
§. 9.
Die Wald-Schnepffen, von wel- chen hier die Rede ist, sind starcker, als die Reb-Hühner, auf dem Rücken bunt, nemlich Aschfarbe, mit gelben und rothen Flecken. Auch ist der Bauch Aschfarbigt, mit schwärtzlichen Linien quer über. Die grösten Federn der Flügel sind braun- schwartz, und mit Ziegel-farben Flecken der Länge nach besetzt. Der Schwantz ist kurtz, und an beyden Seiten mit rothen Mackeln gezieret. Der Kopff ist ziemlich groß; der Schnabel schwärtzlich, gerade, und bey vier Zoll lang; die Füsse roth, und die Zehe gespalten. Sie sind geschwin- des Lauffes, halten sich gerne auf Ber- gen auf, sonderlich, da es feucht und mo- rastig ist, sie fressen kein Getraide, son- dern leben nur von Würmlein, vornem- lich aber von den Wurtzeln und Kräu- tern, welche sie, wie ich in dem ersten Theil gesagt, mit ihren langen Schnäbeln gar artig wissen hervor zu langen. Das Fleisch der Holtz-Schnepffen, ist nicht so weiß, als der Reb-Hühner, sondern es ziehet, viel- leicht weil sie Regen-Würmer fressen, etwas auf röthlich, nichts desto weniger ist es wohlschmeckend und gesuud. Man pflegt ihnen das Eingeweyde nicht auszu- nehmen, sondern im Braten einige Schnit- ten geröstet Brod zu dem abtrieffenden Fett unterzulegen. Jm Braten drehet man der Schnepffe die Füsse wie einer Drossel oder Zippen, und steckt ihr den Schnabel statt eines höltzernen Spren- ckels durch den Leib.
Von den Phasanen.
§. 10.
Die Phasanen haben ihren Nahmen von dem Fluß und der Stadt Phasis, auf der Jnsul Colchis, als bey [Spaltenumbruch]
welcher diese Vögel sich vor Zeiten sehr häuffig eingefunden, und von wannen sie in andere Provintzen verschickt worden. Sie sind nach den Pfauen die schönsten Vögel von Federn und Schwantze; Dan- nenhero als der König Croesus in seiner grösten Pracht mit Scepter und Cron, mit Purpur, Gold und Edelsteinen be- deckt, dem weisen Soloni sich zeigete, und ihn, ob er temahls wohl etwas schöneres gesehen, befragte, antwortete Solon: Mich bedüncket, daß die Phasanen und Pfauen schöner seyn, denn sie prangen mit einem natürlichen Zierrath, und ha- ben keiner angenommenen Schmincke von nöthen. Die Phasanen sind unter- schiedlich von Farben, haben lange Federn in ihrem Schwantze; ihre Nahrung ist den Rebhühnern sehr gleich, als Rocken, Erbsen, Weitzen, Ameisen-Eyer, und der- gleichen. Weil nun dieser Vogel rar ist, so haben grosse Herren deswegen gewisse Phasan-Wärter, welche sie, wenn sie weg- fliegen, wieder herbey bringen können, und zwar durch einen gewissen Rauch. Es ist solcher Vogel von Natur sehr weichlich. Die Gärten, wo sie sich aufhalten, sollen billig gegen Mittag und Abend liegen, da- mit sie die Wärme haben; hingegen wo die Gegend kalt ist, dauren sie gar selten, und haben Herrschafften wenig Nutzen davon, und diejenigen, die sie warten, auch wenig Ehre, indem sie dieselbigen nicht aufbringen können; Dahero muß nichts vorgenommen werden, es sey denn zuvor überleget, ob eine Herrschafft Nutzen oder Ehre davon habe. Die wilden Phasanen halten sich in morastigen Oertern auf, gleich der Wald-Schnepffe. Sie legen zu Anfang nicht viel Eyer, etwan fünff biß sechs, was ein jung Huhn ist, ein altes aber legt 10. biß 12. Sie sind blaulicher Farbe, in der Grösse eines zahmen Hühner-Eyes. Solche werden von Calekutschen Hüh- nern ausgebrütet, weil sie in der Natur einander nicht viel nehmen.
§. 11.
Was den Nutzen der Speise be- trifft, so hält Galenus l. 3. Aliment. c. 19. davor, das Phasanen-Fleisch sey der Ver- daulichkeit und der Nahrung nach den Hühnern gleich, am Geschmack aber sey es anmuthiger. Ulysses Aldrovandus l. 13. Ornithol. c. 5. will es den Hühnern gantz vorziehen, theils, weil die Phasanen als eine Gattung von wilden Hühnern in freyer Lufft herum schweifften, die Hüh- ner hingegen zwischen den Wänden der Häuser eingesperret wären; theils, weil
die
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Von mancherley Feder-Wildpraͤth.
[Spaltenumbruch]
Huͤhnern beſchenckten, und als im Sprich- wort davon ſagten, es ſey ein Wildpraͤth, mit welchem man einen Fuͤrſten bewir- then koͤnte.
§. 8.
Wenn man es braten will, ſo rupffet mans biß auf den Kopff, welchen man ihm, um ſolches vor andern zu un- terſcheiden, zur Zierrath laͤßt, man nim̃t ihm das Eingeweyde heraus, und legt Stuͤckergen Speck, die man mit hoͤltzer- nen Spießgen anſpiſſet, uͤber ihm her, bedeckt die gantze Bruſt, braͤtet es an ei- nem Brat-Spieß fein ſachte, und accom- modiret es nachgehends bey dem Anrich- ten mit Citronen-Safft, Gewuͤrtz und anderm Zubehoͤrigen, wie den Koͤchen be- kandt iſt.
Von Schnepffen.
§. 9.
Die Wald-Schnepffen, von wel- chen hier die Rede iſt, ſind ſtarcker, als die Reb-Huͤhner, auf dem Ruͤcken bunt, nemlich Aſchfarbe, mit gelben und rothen Flecken. Auch iſt der Bauch Aſchfarbigt, mit ſchwaͤrtzlichen Linien quer uͤber. Die groͤſten Federn der Fluͤgel ſind braun- ſchwartz, und mit Ziegel-farben Flecken der Laͤnge nach beſetzt. Der Schwantz iſt kurtz, und an beyden Seiten mit rothen Mackeln gezieret. Der Kopff iſt ziemlich groß; der Schnabel ſchwaͤrtzlich, gerade, und bey vier Zoll lang; die Fuͤſſe roth, und die Zehe geſpalten. Sie ſind geſchwin- des Lauffes, halten ſich gerne auf Ber- gen auf, ſonderlich, da es feucht und mo- raſtig iſt, ſie freſſen kein Getraide, ſon- dern leben nur von Wuͤrmlein, vornem- lich aber von den Wurtzeln und Kraͤu- tern, welche ſie, wie ich in dem erſten Theil geſagt, mit ihren langen Schnaͤbeln gar artig wiſſen hervor zu langen. Das Fleiſch der Holtz-Schnepffen, iſt nicht ſo weiß, als der Reb-Huͤhner, ſondern es ziehet, viel- leicht weil ſie Regen-Wuͤrmer freſſen, etwas auf roͤthlich, nichts deſto weniger iſt es wohlſchmeckend und geſuud. Man pflegt ihnen das Eingeweyde nicht auszu- nehmen, ſondern im Braten einige Schnit- ten geroͤſtet Brod zu dem abtrieffenden Fett unterzulegen. Jm Braten drehet man der Schnepffe die Fuͤſſe wie einer Droſſel oder Zippen, und ſteckt ihr den Schnabel ſtatt eines hoͤltzernen Spren- ckels durch den Leib.
Von den Phaſanen.
§. 10.
Die Phaſanen haben ihren Nahmen von dem Fluß und der Stadt Phaſis, auf der Jnſul Colchis, als bey [Spaltenumbruch]
welcher dieſe Voͤgel ſich vor Zeiten ſehr haͤuffig eingefunden, und von wannen ſie in andere Provintzen verſchickt worden. Sie ſind nach den Pfauen die ſchoͤnſten Voͤgel von Federn und Schwantze; Dan- nenhero als der Koͤnig Crœſus in ſeiner groͤſten Pracht mit Scepter und Cron, mit Purpur, Gold und Edelſteinen be- deckt, dem weiſen Soloni ſich zeigete, und ihn, ob er temahls wohl etwas ſchoͤneres geſehen, befragte, antwortete Solon: Mich beduͤncket, daß die Phaſanen und Pfauen ſchoͤner ſeyn, denn ſie prangen mit einem natuͤrlichen Zierrath, und ha- ben keiner angenommenen Schmincke von noͤthen. Die Phaſanen ſind unter- ſchiedlich von Farben, haben lange Federn in ihrem Schwantze; ihre Nahrung iſt den Rebhuͤhnern ſehr gleich, als Rocken, Erbſen, Weitzen, Ameiſen-Eyer, und der- gleichen. Weil nun dieſer Vogel rar iſt, ſo haben groſſe Herren deswegen gewiſſe Phaſan-Waͤrter, welche ſie, wenn ſie weg- fliegen, wieder herbey bringen koͤnnen, und zwar durch einen gewiſſen Rauch. Es iſt ſolcher Vogel von Natur ſehr weichlich. Die Gaͤrten, wo ſie ſich aufhalten, ſollen billig gegen Mittag und Abend liegen, da- mit ſie die Waͤrme haben; hingegen wo die Gegend kalt iſt, dauren ſie gar ſelten, und haben Herrſchafften wenig Nutzen davon, und diejenigen, die ſie warten, auch wenig Ehre, indem ſie dieſelbigen nicht aufbringen koͤnnen; Dahero muß nichts vorgenommen werden, es ſey denn zuvor uͤberleget, ob eine Herrſchafft Nutzen oder Ehre davon habe. Die wilden Phaſanen halten ſich in moraſtigen Oertern auf, gleich der Wald-Schnepffe. Sie legen zu Anfang nicht viel Eyer, etwan fuͤnff biß ſechs, was ein jung Huhn iſt, ein altes aber legt 10. biß 12. Sie ſind blaulicher Farbe, in der Groͤſſe eines zahmen Huͤhner-Eyes. Solche werden von Calekutſchen Huͤh- nern ausgebruͤtet, weil ſie in der Natur einander nicht viel nehmen.
§. 11.
Was den Nutzen der Speiſe be- trifft, ſo haͤlt Galenus l. 3. Aliment. c. 19. davor, das Phaſanen-Fleiſch ſey der Ver- daulichkeit und der Nahrung nach den Huͤhnern gleich, am Geſchmack aber ſey es anmuthiger. Ulyſſes Aldrovandus l. 13. Ornithol. c. 5. will es den Huͤhnern gantz vorziehen, theils, weil die Phaſanen als eine Gattung von wilden Huͤhnern in freyer Lufft herum ſchweifften, die Huͤh- ner hingegen zwiſchen den Waͤnden der Haͤuſer eingeſperret waͤren; theils, weil
die
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[197/0321]
Von mancherley Feder-Wildpraͤth.
Huͤhnern beſchenckten, und als im Sprich-
wort davon ſagten, es ſey ein Wildpraͤth,
mit welchem man einen Fuͤrſten bewir-
then koͤnte.
§. 8. Wenn man es braten will, ſo
rupffet mans biß auf den Kopff, welchen
man ihm, um ſolches vor andern zu un-
terſcheiden, zur Zierrath laͤßt, man nim̃t
ihm das Eingeweyde heraus, und legt
Stuͤckergen Speck, die man mit hoͤltzer-
nen Spießgen anſpiſſet, uͤber ihm her,
bedeckt die gantze Bruſt, braͤtet es an ei-
nem Brat-Spieß fein ſachte, und accom-
modiret es nachgehends bey dem Anrich-
ten mit Citronen-Safft, Gewuͤrtz und
anderm Zubehoͤrigen, wie den Koͤchen be-
kandt iſt.
Von Schnepffen.
§. 9. Die Wald-Schnepffen, von wel-
chen hier die Rede iſt, ſind ſtarcker, als die
Reb-Huͤhner, auf dem Ruͤcken bunt,
nemlich Aſchfarbe, mit gelben und rothen
Flecken. Auch iſt der Bauch Aſchfarbigt,
mit ſchwaͤrtzlichen Linien quer uͤber. Die
groͤſten Federn der Fluͤgel ſind braun-
ſchwartz, und mit Ziegel-farben Flecken
der Laͤnge nach beſetzt. Der Schwantz iſt
kurtz, und an beyden Seiten mit rothen
Mackeln gezieret. Der Kopff iſt ziemlich
groß; der Schnabel ſchwaͤrtzlich, gerade,
und bey vier Zoll lang; die Fuͤſſe roth, und
die Zehe geſpalten. Sie ſind geſchwin-
des Lauffes, halten ſich gerne auf Ber-
gen auf, ſonderlich, da es feucht und mo-
raſtig iſt, ſie freſſen kein Getraide, ſon-
dern leben nur von Wuͤrmlein, vornem-
lich aber von den Wurtzeln und Kraͤu-
tern, welche ſie, wie ich in dem erſten Theil
geſagt, mit ihren langen Schnaͤbeln gar
artig wiſſen hervor zu langen. Das Fleiſch
der Holtz-Schnepffen, iſt nicht ſo weiß, als
der Reb-Huͤhner, ſondern es ziehet, viel-
leicht weil ſie Regen-Wuͤrmer freſſen,
etwas auf roͤthlich, nichts deſto weniger
iſt es wohlſchmeckend und geſuud. Man
pflegt ihnen das Eingeweyde nicht auszu-
nehmen, ſondern im Braten einige Schnit-
ten geroͤſtet Brod zu dem abtrieffenden
Fett unterzulegen. Jm Braten drehet
man der Schnepffe die Fuͤſſe wie einer
Droſſel oder Zippen, und ſteckt ihr den
Schnabel ſtatt eines hoͤltzernen Spren-
ckels durch den Leib.
Von den Phaſanen.
§. 10. Die Phaſanen haben ihren
Nahmen von dem Fluß und der Stadt
Phaſis, auf der Jnſul Colchis, als bey
welcher dieſe Voͤgel ſich vor Zeiten ſehr
haͤuffig eingefunden, und von wannen ſie
in andere Provintzen verſchickt worden.
Sie ſind nach den Pfauen die ſchoͤnſten
Voͤgel von Federn und Schwantze; Dan-
nenhero als der Koͤnig Crœſus in ſeiner
groͤſten Pracht mit Scepter und Cron,
mit Purpur, Gold und Edelſteinen be-
deckt, dem weiſen Soloni ſich zeigete, und
ihn, ob er temahls wohl etwas ſchoͤneres
geſehen, befragte, antwortete Solon:
Mich beduͤncket, daß die Phaſanen und
Pfauen ſchoͤner ſeyn, denn ſie prangen
mit einem natuͤrlichen Zierrath, und ha-
ben keiner angenommenen Schmincke
von noͤthen. Die Phaſanen ſind unter-
ſchiedlich von Farben, haben lange Federn
in ihrem Schwantze; ihre Nahrung iſt
den Rebhuͤhnern ſehr gleich, als Rocken,
Erbſen, Weitzen, Ameiſen-Eyer, und der-
gleichen. Weil nun dieſer Vogel rar iſt,
ſo haben groſſe Herren deswegen gewiſſe
Phaſan-Waͤrter, welche ſie, wenn ſie weg-
fliegen, wieder herbey bringen koͤnnen,
und zwar durch einen gewiſſen Rauch. Es
iſt ſolcher Vogel von Natur ſehr weichlich.
Die Gaͤrten, wo ſie ſich aufhalten, ſollen
billig gegen Mittag und Abend liegen, da-
mit ſie die Waͤrme haben; hingegen wo
die Gegend kalt iſt, dauren ſie gar ſelten,
und haben Herrſchafften wenig Nutzen
davon, und diejenigen, die ſie warten, auch
wenig Ehre, indem ſie dieſelbigen nicht
aufbringen koͤnnen; Dahero muß nichts
vorgenommen werden, es ſey denn zuvor
uͤberleget, ob eine Herrſchafft Nutzen oder
Ehre davon habe. Die wilden Phaſanen
halten ſich in moraſtigen Oertern auf,
gleich der Wald-Schnepffe. Sie legen zu
Anfang nicht viel Eyer, etwan fuͤnff biß
ſechs, was ein jung Huhn iſt, ein altes aber
legt 10. biß 12. Sie ſind blaulicher Farbe,
in der Groͤſſe eines zahmen Huͤhner-Eyes.
Solche werden von Calekutſchen Huͤh-
nern ausgebruͤtet, weil ſie in der Natur
einander nicht viel nehmen.
§. 11. Was den Nutzen der Speiſe be-
trifft, ſo haͤlt Galenus l. 3. Aliment. c. 19.
davor, das Phaſanen-Fleiſch ſey der Ver-
daulichkeit und der Nahrung nach den
Huͤhnern gleich, am Geſchmack aber ſey es
anmuthiger. Ulyſſes Aldrovandus l. 13.
Ornithol. c. 5. will es den Huͤhnern gantz
vorziehen, theils, weil die Phaſanen als
eine Gattung von wilden Huͤhnern in
freyer Lufft herum ſchweifften, die Huͤh-
ner hingegen zwiſchen den Waͤnden der
Haͤuſer eingeſperret waͤren; theils, weil
die
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/321>, abgerufen am 21.11.2024.
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