Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Dritten Theils 35. Capitel/ [Spaltenumbruch]
Geschmack, und wird den Phasanen gleichgehalten, auch nirgends aufgetragen, als auf grosser Herren Tafeln. Svetonius schreibet C. 22. es habe Käyser Caligula befohlen, daß ihm in seinem darzu erbau- eten Tempel kein ander Thier, als ein Auer-Hahn geopffert werden solte. Von Birck-Hühnern. §. 4. Der Birck-Hahn ist etwas §. 5. Es ist offters von denen, wel- §. 6. Die Birck-Hähne sind ebenfalls Vom Hasel-Huhn. §. 7. Die Hasel-Hühner halten sich Hühnern
Des Dritten Theils 35. Capitel/ [Spaltenumbruch]
Geſchmack, und wird den Phaſanen gleichgehalten, auch nirgends aufgetragen, als auf groſſer Herren Tafeln. Svetonius ſchreibet C. 22. es habe Kaͤyſer Caligula befohlen, daß ihm in ſeinem darzu erbau- eten Tempel kein ander Thier, als ein Auer-Hahn geopffert werden ſolte. Von Birck-Huͤhnern. §. 4. Der Birck-Hahn iſt etwas §. 5. Es iſt offters von denen, wel- §. 6. Die Birck-Haͤhne ſind ebenfalls Vom Haſel-Huhn. §. 7. Die Haſel-Huͤhner halten ſich Huͤhnern
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Des Dritten Theils 35. Capitel/
Geſchmack, und wird den Phaſanen gleich
gehalten, auch nirgends aufgetragen, als
auf groſſer Herren Tafeln. Svetonius
ſchreibet C. 22. es habe Kaͤyſer Caligula
befohlen, daß ihm in ſeinem darzu erbau-
eten Tempel kein ander Thier, als ein
Auer-Hahn geopffert werden ſolte.
Von Birck-Huͤhnern.
§. 4. Der Birck-Hahn iſt etwas
groͤſſer und laͤnger, als eine Bauer-Hen-
ne. Vom Auer-Hahn iſt er nur der
Groͤſſe nach unterſchieden, an Farben
aber gleichet er ihm groͤſten Theils, ſinte-
mahl ein Birck-Hahn faſt uͤber und uͤber
mit ſchwartzen glaͤntzenden Federn bedeckt
iſt, die am Halſe und Schwantze Jndig-
blau ſind. Die Schwing-Federn der Fluͤ-
gel ſind ſchwaͤrtzlich, die inwendigen aber,
wie auch auswendig, ſo wohl die mittel-
ſten, als oberſten, ſind weiß, der Schnabel
iſt ſchwartz, kurtz, und oben von beyden
Seiten neben den Naſen-Loͤchern mit
ſchwartzen wollenhafftigen Federn bede-
cket. Uber den Augen hat er ein rothes
Haͤutlein, groͤſſer als ein Auer-Hahn.
Der Schwantz beſtehet aus zwoͤlff Federn,
davon die drey aͤuſſerſten auf beyden Sei-
ten nicht allein laͤnger, ſondern auch aus-
werts gebogen, die ſechs inwendigen ſind
kuͤrtzer, und machen eine Lilie, wenn man
ſie ausbreitet. Der Steiß und die Schen-
ckel ſind mit ſchwartzen Federn wider die
Kaͤlte gantz dicke bekleidet. Die Birck-
Henne iſt von Farben gantz anders. Der
Ruͤcken und das Obertheil der Fluͤgel iſt
Ziegel-gelb, mit ſchwartzen Flecken, der
Hals aber blaß-gelbe. Uber den Augen
hat ſie gleich dem Maͤnnlein einen rothen
Fleck, die Bruſt iſt weiß, der Bauch dun-
ckel, mit ſchwartzen und gelben Flecken.
Die Schwing-Federn ſind uͤber und uͤber
dunckel, die naͤchſtfolgenden aber haben ei-
ne weiſſe Linie qver uͤber nach dem Ruͤck-
grad. Der Schwantz iſt Ziegel-roth mit
ſchwartzen Flecken qver uͤber, die Schen-
ckel mit dunckel-gelben Federn bekleidet.
Mit dem Schnabel und den Zehen glei-
chet ſie ihrem Mann. Sie legt 12. biß
16. laͤngliche Eyer, und zwar unter dicken
Stauden und Straͤuchern.
§. 5. Es iſt offters von denen, wel-
che die Nieder-Jagden haben, an ſolchen
Orten, wo ſich dergleichen Wildpraͤth
aufhaͤlt, Streit und Schwierigkeit erregt
worden, ob der Birck-Hahn unter die ho-
he Jagd zu ziehen ſey, oder nicht, weil man
denſelben unter das kleine Weydewerck
rechnen will. Allein es iſt gewiß, daß,
wo keine Mittel-Jagd, als worunter
Sauen, Rehe, und auch dieſes Wildpraͤth
mit verſtanden wird, eingefuͤhret, oder
hergebracht iſt, der Birck-Hahn gleich
Sauen und Rehen nicht zur Nieder-
Jagd, ſondern zur hohen Jagd mit ge-
rechnet wird; iedoch weiß man Exempel,
daß er zur Nieder-Jagd gelaſſen worden.
§. 6. Die Birck-Haͤhne ſind ebenfalls
wie die Auer-Haͤhne ein ſehr delicates
Wildpraͤth; weil ſie aber auch ſehr harte
und zaͤh ſind, ſo werden ſie zuvor etliche
Tage in Eßig eingebeitzet, und wie die
Auer-Haͤhne geklopffet, damit das Fleiſch
muͤrber und delicater werde; ſonſt wer-
den ſie ebenfalls auch gerupffet und ge-
braten, wie der Auer-Hahn, nur nicht
ſo lange, auch auf gleiche Art angerichtet
und ausgeputzet. Man kan, um ihnen eine
beſſere Parade zu machen, die Fluͤgel und
Schwantz, ſo vorhero reinlich getrocknet
wordẽ, als ein Schau-Eſſen daran ſtecken,
ſo, wie es einem ieden beliebig ſeyn wird.
Vom Haſel-Huhn.
§. 7. Die Haſel-Huͤhner halten ſich
gerne unter den Haſel-Stauden auf, und
ſo lange ſie die Augen und Zaͤpfflein von
ſelbigen haben koͤnnen, nehren ſie ſich dar-
mit, und hecken darunter. Sie gehen
nicht, wie die andern Voͤgel zur Heꝛbſt-Zeit
hinweg, ſondern halten ihren Ort, oder
Gegend, Jahr aus, Jahr ein, accurat,
und werden zur Herbſt-Zeit in Schnepff-
Fallen, wie auch in Dohnen gefangen.
Es gehoͤrt ſonſt dieſes Wildpraͤth zur
Nieder-Jagd. Sie werden auch mit
Lauff-Netzen gefangen. Einige verglei-
chen in Anſehung der Speiſe die Haſel-
Huͤhner nicht allein mit den Reb-Huͤh-
nern, ſondern ziehen auch noch dieſelbi-
gen vor. Sie haben ein weiſſes muͤrbes
und ſehr geſchmacktes Fleiſch, welches
waͤrmet, trocknet, und viel gute Nahrung
giebt, die leicht verdauet wird, die Gei-
ſterlein mehret, und keinen Unrath
nachlaͤßt. Daher denn ſonder Zweiffel
der gemeine Wahn entſtanden, daß die
Haſel-Huͤhner auch eine gute Leibes-Ge-
ſtalt und Farbe machen koͤnten. Caſpar
Schwenckfeld erzehlet in Avian. Sileſ. daß
in den Schleſiſchen Gebuͤrgen die Haſel-
Huͤhner nicht allein ſehr haͤuffig, ſondern
auch, daß die Magnaten in Boͤhmen und
Schleſien, aus einer alten Gewohnheit
einander auf das Oſter-Feſt mit Haſel-
Huͤhnern
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