[Spaltenumbruch]
Geschmack, und wird den Phasanen gleich gehalten, auch nirgends aufgetragen, als auf grosser Herren Tafeln. Svetonius schreibet C. 22. es habe Käyser Caligula befohlen, daß ihm in seinem darzu erbau- eten Tempel kein ander Thier, als ein Auer-Hahn geopffert werden solte.
Von Birck-Hühnern.
§. 4.
Der Birck-Hahn ist etwas grösser und länger, als eine Bauer-Hen- ne. Vom Auer-Hahn ist er nur der Grösse nach unterschieden, an Farben aber gleichet er ihm grösten Theils, sinte- mahl ein Birck-Hahn fast über und über mit schwartzen gläntzenden Federn bedeckt ist, die am Halse und Schwantze Jndig- blau sind. Die Schwing-Federn der Flü- gel sind schwärtzlich, die inwendigen aber, wie auch auswendig, so wohl die mittel- sten, als obersten, sind weiß, der Schnabel ist schwartz, kurtz, und oben von beyden Seiten neben den Nasen-Löchern mit schwartzen wollenhafftigen Federn bede- cket. Uber den Augen hat er ein rothes Häutlein, grösser als ein Auer-Hahn. Der Schwantz bestehet aus zwölff Federn, davon die drey äussersten auf beyden Sei- ten nicht allein länger, sondern auch aus- werts gebogen, die sechs inwendigen sind kürtzer, und machen eine Lilie, wenn man sie ausbreitet. Der Steiß und die Schen- ckel sind mit schwartzen Federn wider die Kälte gantz dicke bekleidet. Die Birck- Henne ist von Farben gantz anders. Der Rücken und das Obertheil der Flügel ist Ziegel-gelb, mit schwartzen Flecken, der Hals aber blaß-gelbe. Uber den Augen hat sie gleich dem Männlein einen rothen Fleck, die Brust ist weiß, der Bauch dun- ckel, mit schwartzen und gelben Flecken. Die Schwing-Federn sind über und über dunckel, die nächstfolgenden aber haben ei- ne weisse Linie qver über nach dem Rück- grad. Der Schwantz ist Ziegel-roth mit schwartzen Flecken qver über, die Schen- ckel mit dunckel-gelben Federn bekleidet. Mit dem Schnabel und den Zehen glei- chet sie ihrem Mann. Sie legt 12. biß 16. längliche Eyer, und zwar unter dicken Stauden und Sträuchern.
§. 5.
Es ist offters von denen, wel- che die Nieder-Jagden haben, an solchen Orten, wo sich dergleichen Wildpräth aufhält, Streit und Schwierigkeit erregt worden, ob der Birck-Hahn unter die ho- he Jagd zu ziehen sey, oder nicht, weil man [Spaltenumbruch]
denselben unter das kleine Weydewerck rechnen will. Allein es ist gewiß, daß, wo keine Mittel-Jagd, als worunter Sauen, Rehe, und auch dieses Wildpräth mit verstanden wird, eingeführet, oder hergebracht ist, der Birck-Hahn gleich Sauen und Rehen nicht zur Nieder- Jagd, sondern zur hohen Jagd mit ge- rechnet wird; iedoch weiß man Exempel, daß er zur Nieder-Jagd gelassen worden.
§. 6.
Die Birck-Hähne sind ebenfalls wie die Auer-Hähne ein sehr delicates Wildpräth; weil sie aber auch sehr harte und zäh sind, so werden sie zuvor etliche Tage in Eßig eingebeitzet, und wie die Auer-Hähne geklopffet, damit das Fleisch mürber und delicater werde; sonst wer- den sie ebenfalls auch gerupffet und ge- braten, wie der Auer-Hahn, nur nicht so lange, auch auf gleiche Art angerichtet und ausgeputzet. Man kan, um ihnen eine bessere Parade zu machen, die Flügel und Schwantz, so vorhero reinlich getrocknet worden, als ein Schau-Essen daran stecken, so, wie es einem ieden beliebig seyn wird.
Vom Hasel-Huhn.
§. 7.
Die Hasel-Hühner halten sich gerne unter den Hasel-Stauden auf, und so lange sie die Augen und Zäpfflein von selbigen haben können, nehren sie sich dar- mit, und hecken darunter. Sie gehen nicht, wie die andern Vögel zur Herbst-Zeit hinweg, sondern halten ihren Ort, oder Gegend, Jahr aus, Jahr ein, accurat, und werden zur Herbst-Zeit in Schnepff- Fallen, wie auch in Dohnen gefangen. Es gehört sonst dieses Wildpräth zur Nieder-Jagd. Sie werden auch mit Lauff-Netzen gefangen. Einige verglei- chen in Ansehung der Speise die Hasel- Hühner nicht allein mit den Reb-Hüh- nern, sondern ziehen auch noch dieselbi- gen vor. Sie haben ein weisses mürbes und sehr geschmacktes Fleisch, welches wärmet, trocknet, und viel gute Nahrung giebt, die leicht verdauet wird, die Gei- sterlein mehret, und keinen Unrath nachläßt. Daher denn sonder Zweiffel der gemeine Wahn entstanden, daß die Hasel-Hühner auch eine gute Leibes-Ge- stalt und Farbe machen könten. Caspar Schwenckfeld erzehlet in Avian. Siles. daß in den Schlesischen Gebürgen die Hasel- Hühner nicht allein sehr häuffig, sondern auch, daß die Magnaten in Böhmen und Schlesien, aus einer alten Gewohnheit einander auf das Oster-Fest mit Hasel-
Hühnern
Des Dritten Theils 35. Capitel/
[Spaltenumbruch]
Geſchmack, und wird den Phaſanen gleich gehalten, auch nirgends aufgetragen, als auf groſſer Herren Tafeln. Svetonius ſchreibet C. 22. es habe Kaͤyſer Caligula befohlen, daß ihm in ſeinem darzu erbau- eten Tempel kein ander Thier, als ein Auer-Hahn geopffert werden ſolte.
Von Birck-Huͤhnern.
§. 4.
Der Birck-Hahn iſt etwas groͤſſer und laͤnger, als eine Bauer-Hen- ne. Vom Auer-Hahn iſt er nur der Groͤſſe nach unterſchieden, an Farben aber gleichet er ihm groͤſten Theils, ſinte- mahl ein Birck-Hahn faſt uͤber und uͤber mit ſchwartzen glaͤntzenden Federn bedeckt iſt, die am Halſe und Schwantze Jndig- blau ſind. Die Schwing-Federn der Fluͤ- gel ſind ſchwaͤrtzlich, die inwendigen aber, wie auch auswendig, ſo wohl die mittel- ſten, als oberſten, ſind weiß, der Schnabel iſt ſchwartz, kurtz, und oben von beyden Seiten neben den Naſen-Loͤchern mit ſchwartzen wollenhafftigen Federn bede- cket. Uber den Augen hat er ein rothes Haͤutlein, groͤſſer als ein Auer-Hahn. Der Schwantz beſtehet aus zwoͤlff Federn, davon die drey aͤuſſerſten auf beyden Sei- ten nicht allein laͤnger, ſondern auch aus- werts gebogen, die ſechs inwendigen ſind kuͤrtzer, und machen eine Lilie, wenn man ſie ausbreitet. Der Steiß und die Schen- ckel ſind mit ſchwartzen Federn wider die Kaͤlte gantz dicke bekleidet. Die Birck- Henne iſt von Farben gantz anders. Der Ruͤcken und das Obertheil der Fluͤgel iſt Ziegel-gelb, mit ſchwartzen Flecken, der Hals aber blaß-gelbe. Uber den Augen hat ſie gleich dem Maͤnnlein einen rothen Fleck, die Bruſt iſt weiß, der Bauch dun- ckel, mit ſchwartzen und gelben Flecken. Die Schwing-Federn ſind uͤber und uͤber dunckel, die naͤchſtfolgenden aber haben ei- ne weiſſe Linie qver uͤber nach dem Ruͤck- grad. Der Schwantz iſt Ziegel-roth mit ſchwartzen Flecken qver uͤber, die Schen- ckel mit dunckel-gelben Federn bekleidet. Mit dem Schnabel und den Zehen glei- chet ſie ihrem Mann. Sie legt 12. biß 16. laͤngliche Eyer, und zwar unter dicken Stauden und Straͤuchern.
§. 5.
Es iſt offters von denen, wel- che die Nieder-Jagden haben, an ſolchen Orten, wo ſich dergleichen Wildpraͤth aufhaͤlt, Streit und Schwierigkeit erregt worden, ob der Birck-Hahn unter die ho- he Jagd zu ziehen ſey, oder nicht, weil man [Spaltenumbruch]
denſelben unter das kleine Weydewerck rechnen will. Allein es iſt gewiß, daß, wo keine Mittel-Jagd, als worunter Sauen, Rehe, und auch dieſes Wildpraͤth mit verſtanden wird, eingefuͤhret, oder hergebracht iſt, der Birck-Hahn gleich Sauen und Rehen nicht zur Nieder- Jagd, ſondern zur hohen Jagd mit ge- rechnet wird; iedoch weiß man Exempel, daß er zur Nieder-Jagd gelaſſen worden.
§. 6.
Die Birck-Haͤhne ſind ebenfalls wie die Auer-Haͤhne ein ſehr delicates Wildpraͤth; weil ſie aber auch ſehr harte und zaͤh ſind, ſo werden ſie zuvor etliche Tage in Eßig eingebeitzet, und wie die Auer-Haͤhne geklopffet, damit das Fleiſch muͤrber und delicater werde; ſonſt wer- den ſie ebenfalls auch gerupffet und ge- braten, wie der Auer-Hahn, nur nicht ſo lange, auch auf gleiche Art angerichtet und ausgeputzet. Man kan, um ihnen eine beſſere Parade zu machen, die Fluͤgel und Schwantz, ſo vorhero reinlich getrocknet wordẽ, als ein Schau-Eſſen daran ſtecken, ſo, wie es einem ieden beliebig ſeyn wird.
Vom Haſel-Huhn.
§. 7.
Die Haſel-Huͤhner halten ſich gerne unter den Haſel-Stauden auf, und ſo lange ſie die Augen und Zaͤpfflein von ſelbigen haben koͤnnen, nehren ſie ſich dar- mit, und hecken darunter. Sie gehen nicht, wie die andern Voͤgel zur Heꝛbſt-Zeit hinweg, ſondern halten ihren Ort, oder Gegend, Jahr aus, Jahr ein, accurat, und werden zur Herbſt-Zeit in Schnepff- Fallen, wie auch in Dohnen gefangen. Es gehoͤrt ſonſt dieſes Wildpraͤth zur Nieder-Jagd. Sie werden auch mit Lauff-Netzen gefangen. Einige verglei- chen in Anſehung der Speiſe die Haſel- Huͤhner nicht allein mit den Reb-Huͤh- nern, ſondern ziehen auch noch dieſelbi- gen vor. Sie haben ein weiſſes muͤrbes und ſehr geſchmacktes Fleiſch, welches waͤrmet, trocknet, und viel gute Nahrung giebt, die leicht verdauet wird, die Gei- ſterlein mehret, und keinen Unrath nachlaͤßt. Daher denn ſonder Zweiffel der gemeine Wahn entſtanden, daß die Haſel-Huͤhner auch eine gute Leibes-Ge- ſtalt und Farbe machen koͤnten. Caſpar Schwenckfeld erzehlet in Avian. Sileſ. daß in den Schleſiſchen Gebuͤrgen die Haſel- Huͤhner nicht allein ſehr haͤuffig, ſondern auch, daß die Magnaten in Boͤhmen und Schleſien, aus einer alten Gewohnheit einander auf das Oſter-Feſt mit Haſel-
Huͤhnern
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0320"n="196"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Des Dritten Theils 35. Capitel/</hi></fw><lb/><cb/>
Geſchmack, und wird den Phaſanen gleich<lb/>
gehalten, auch nirgends aufgetragen, als<lb/>
auf groſſer Herren Tafeln. <hirendition="#aq">Svetonius</hi><lb/>ſchreibet <hirendition="#aq">C.</hi> 22. es habe Kaͤyſer <hirendition="#aq">Caligula</hi><lb/>
befohlen, daß ihm in ſeinem darzu erbau-<lb/>
eten Tempel kein ander Thier, als ein<lb/>
Auer-Hahn geopffert werden ſolte.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Von Birck-Huͤhnern.</hi></head><lb/><divn="4"><head>§. 4.</head><p>Der Birck-Hahn iſt etwas<lb/>
groͤſſer und laͤnger, als eine Bauer-Hen-<lb/>
ne. Vom Auer-Hahn iſt er nur der<lb/>
Groͤſſe nach unterſchieden, an Farben<lb/>
aber gleichet er ihm groͤſten Theils, ſinte-<lb/>
mahl ein Birck-Hahn faſt uͤber und uͤber<lb/>
mit ſchwartzen glaͤntzenden Federn bedeckt<lb/>
iſt, die am Halſe und Schwantze Jndig-<lb/>
blau ſind. Die Schwing-Federn der Fluͤ-<lb/>
gel ſind ſchwaͤrtzlich, die inwendigen aber,<lb/>
wie auch auswendig, ſo wohl die mittel-<lb/>ſten, als oberſten, ſind weiß, der Schnabel<lb/>
iſt ſchwartz, kurtz, und oben von beyden<lb/>
Seiten neben den Naſen-Loͤchern mit<lb/>ſchwartzen wollenhafftigen Federn bede-<lb/>
cket. Uber den Augen hat er ein rothes<lb/>
Haͤutlein, groͤſſer als ein Auer-Hahn.<lb/>
Der Schwantz beſtehet aus zwoͤlff Federn,<lb/>
davon die drey aͤuſſerſten auf beyden Sei-<lb/>
ten nicht allein laͤnger, ſondern auch aus-<lb/>
werts gebogen, die ſechs inwendigen ſind<lb/>
kuͤrtzer, und machen eine Lilie, wenn man<lb/>ſie ausbreitet. Der Steiß und die Schen-<lb/>
ckel ſind mit ſchwartzen Federn wider die<lb/>
Kaͤlte gantz dicke bekleidet. Die Birck-<lb/>
Henne iſt von Farben gantz anders. Der<lb/>
Ruͤcken und das Obertheil der Fluͤgel iſt<lb/>
Ziegel-gelb, mit ſchwartzen Flecken, der<lb/>
Hals aber blaß-gelbe. Uber den Augen<lb/>
hat ſie gleich dem Maͤnnlein einen rothen<lb/>
Fleck, die Bruſt iſt weiß, der Bauch dun-<lb/>
ckel, mit ſchwartzen und gelben Flecken.<lb/>
Die Schwing-Federn ſind uͤber und uͤber<lb/>
dunckel, die naͤchſtfolgenden aber haben ei-<lb/>
ne weiſſe Linie qver uͤber nach dem Ruͤck-<lb/>
grad. Der Schwantz iſt Ziegel-roth mit<lb/>ſchwartzen Flecken qver uͤber, die Schen-<lb/>
ckel mit dunckel-gelben Federn bekleidet.<lb/>
Mit dem Schnabel und den Zehen glei-<lb/>
chet ſie ihrem Mann. Sie legt 12. biß<lb/>
16. laͤngliche Eyer, und zwar unter dicken<lb/>
Stauden und Straͤuchern.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 5.</head><p>Es iſt offters von denen, wel-<lb/>
che die Nieder-Jagden haben, an ſolchen<lb/>
Orten, wo ſich dergleichen Wildpraͤth<lb/>
aufhaͤlt, Streit und Schwierigkeit erregt<lb/>
worden, ob der Birck-Hahn unter die ho-<lb/>
he Jagd zu ziehen ſey, oder nicht, weil man<lb/><cb/>
denſelben unter das kleine Weydewerck<lb/>
rechnen will. Allein es iſt gewiß, daß,<lb/>
wo keine Mittel-Jagd, als worunter<lb/>
Sauen, Rehe, und auch dieſes Wildpraͤth<lb/>
mit verſtanden wird, eingefuͤhret, oder<lb/>
hergebracht iſt, der Birck-Hahn gleich<lb/>
Sauen und Rehen nicht zur Nieder-<lb/>
Jagd, ſondern zur hohen Jagd mit ge-<lb/>
rechnet wird; iedoch weiß man Exempel,<lb/>
daß er zur Nieder-Jagd gelaſſen worden.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 6.</head><p>Die Birck-Haͤhne ſind ebenfalls<lb/>
wie die Auer-Haͤhne ein ſehr <hirendition="#aq">delicat</hi>es<lb/>
Wildpraͤth; weil ſie aber auch ſehr harte<lb/>
und zaͤh ſind, ſo werden ſie zuvor etliche<lb/>
Tage in Eßig eingebeitzet, und wie die<lb/>
Auer-Haͤhne geklopffet, damit das Fleiſch<lb/>
muͤrber und <hirendition="#aq">delicat</hi>er werde; ſonſt wer-<lb/>
den ſie ebenfalls auch gerupffet und ge-<lb/>
braten, wie der Auer-Hahn, nur nicht<lb/>ſo lange, auch auf gleiche Art angerichtet<lb/>
und ausgeputzet. Man kan, um ihnen eine<lb/>
beſſere <hirendition="#aq">Parade</hi> zu machen, die Fluͤgel und<lb/>
Schwantz, ſo vorhero reinlich getrocknet<lb/>
wordẽ, als ein Schau-Eſſen daran ſtecken,<lb/>ſo, wie es einem ieden beliebig ſeyn wird.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Vom Haſel-Huhn.</hi></head><lb/><divn="4"><head>§. 7.</head><p>Die Haſel-Huͤhner halten ſich<lb/>
gerne unter den Haſel-Stauden auf, und<lb/>ſo lange ſie die Augen und Zaͤpfflein von<lb/>ſelbigen haben koͤnnen, nehren ſie ſich dar-<lb/>
mit, und hecken darunter. Sie gehen<lb/>
nicht, wie die andern Voͤgel zur Heꝛbſt-Zeit<lb/>
hinweg, ſondern halten ihren Ort, oder<lb/>
Gegend, Jahr aus, Jahr ein, <hirendition="#aq">accurat,</hi><lb/>
und werden zur Herbſt-Zeit in Schnepff-<lb/>
Fallen, wie auch in Dohnen gefangen.<lb/>
Es gehoͤrt ſonſt dieſes Wildpraͤth zur<lb/>
Nieder-Jagd. Sie werden auch mit<lb/>
Lauff-Netzen gefangen. Einige verglei-<lb/>
chen in Anſehung der Speiſe die Haſel-<lb/>
Huͤhner nicht allein mit den Reb-Huͤh-<lb/>
nern, ſondern ziehen auch noch dieſelbi-<lb/>
gen vor. Sie haben ein weiſſes muͤrbes<lb/>
und ſehr geſchmacktes Fleiſch, welches<lb/>
waͤrmet, trocknet, und viel gute Nahrung<lb/>
giebt, die leicht verdauet wird, die Gei-<lb/>ſterlein mehret, und keinen Unrath<lb/>
nachlaͤßt. Daher denn ſonder Zweiffel<lb/>
der gemeine Wahn entſtanden, daß die<lb/>
Haſel-Huͤhner auch eine gute Leibes-Ge-<lb/>ſtalt und Farbe machen koͤnten. <hirendition="#aq">Caſpar<lb/>
Schwenckfeld</hi> erzehlet in <hirendition="#aq">Avian. Sileſ.</hi> daß<lb/>
in den Schleſiſchen Gebuͤrgen die Haſel-<lb/>
Huͤhner nicht allein ſehr haͤuffig, ſondern<lb/>
auch, daß die <hirendition="#aq">Magnat</hi>en in Boͤhmen und<lb/>
Schleſien, aus einer alten Gewohnheit<lb/>
einander auf das Oſter-Feſt mit Haſel-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Huͤhnern</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[196/0320]
Des Dritten Theils 35. Capitel/
Geſchmack, und wird den Phaſanen gleich
gehalten, auch nirgends aufgetragen, als
auf groſſer Herren Tafeln. Svetonius
ſchreibet C. 22. es habe Kaͤyſer Caligula
befohlen, daß ihm in ſeinem darzu erbau-
eten Tempel kein ander Thier, als ein
Auer-Hahn geopffert werden ſolte.
Von Birck-Huͤhnern.
§. 4. Der Birck-Hahn iſt etwas
groͤſſer und laͤnger, als eine Bauer-Hen-
ne. Vom Auer-Hahn iſt er nur der
Groͤſſe nach unterſchieden, an Farben
aber gleichet er ihm groͤſten Theils, ſinte-
mahl ein Birck-Hahn faſt uͤber und uͤber
mit ſchwartzen glaͤntzenden Federn bedeckt
iſt, die am Halſe und Schwantze Jndig-
blau ſind. Die Schwing-Federn der Fluͤ-
gel ſind ſchwaͤrtzlich, die inwendigen aber,
wie auch auswendig, ſo wohl die mittel-
ſten, als oberſten, ſind weiß, der Schnabel
iſt ſchwartz, kurtz, und oben von beyden
Seiten neben den Naſen-Loͤchern mit
ſchwartzen wollenhafftigen Federn bede-
cket. Uber den Augen hat er ein rothes
Haͤutlein, groͤſſer als ein Auer-Hahn.
Der Schwantz beſtehet aus zwoͤlff Federn,
davon die drey aͤuſſerſten auf beyden Sei-
ten nicht allein laͤnger, ſondern auch aus-
werts gebogen, die ſechs inwendigen ſind
kuͤrtzer, und machen eine Lilie, wenn man
ſie ausbreitet. Der Steiß und die Schen-
ckel ſind mit ſchwartzen Federn wider die
Kaͤlte gantz dicke bekleidet. Die Birck-
Henne iſt von Farben gantz anders. Der
Ruͤcken und das Obertheil der Fluͤgel iſt
Ziegel-gelb, mit ſchwartzen Flecken, der
Hals aber blaß-gelbe. Uber den Augen
hat ſie gleich dem Maͤnnlein einen rothen
Fleck, die Bruſt iſt weiß, der Bauch dun-
ckel, mit ſchwartzen und gelben Flecken.
Die Schwing-Federn ſind uͤber und uͤber
dunckel, die naͤchſtfolgenden aber haben ei-
ne weiſſe Linie qver uͤber nach dem Ruͤck-
grad. Der Schwantz iſt Ziegel-roth mit
ſchwartzen Flecken qver uͤber, die Schen-
ckel mit dunckel-gelben Federn bekleidet.
Mit dem Schnabel und den Zehen glei-
chet ſie ihrem Mann. Sie legt 12. biß
16. laͤngliche Eyer, und zwar unter dicken
Stauden und Straͤuchern.
§. 5. Es iſt offters von denen, wel-
che die Nieder-Jagden haben, an ſolchen
Orten, wo ſich dergleichen Wildpraͤth
aufhaͤlt, Streit und Schwierigkeit erregt
worden, ob der Birck-Hahn unter die ho-
he Jagd zu ziehen ſey, oder nicht, weil man
denſelben unter das kleine Weydewerck
rechnen will. Allein es iſt gewiß, daß,
wo keine Mittel-Jagd, als worunter
Sauen, Rehe, und auch dieſes Wildpraͤth
mit verſtanden wird, eingefuͤhret, oder
hergebracht iſt, der Birck-Hahn gleich
Sauen und Rehen nicht zur Nieder-
Jagd, ſondern zur hohen Jagd mit ge-
rechnet wird; iedoch weiß man Exempel,
daß er zur Nieder-Jagd gelaſſen worden.
§. 6. Die Birck-Haͤhne ſind ebenfalls
wie die Auer-Haͤhne ein ſehr delicates
Wildpraͤth; weil ſie aber auch ſehr harte
und zaͤh ſind, ſo werden ſie zuvor etliche
Tage in Eßig eingebeitzet, und wie die
Auer-Haͤhne geklopffet, damit das Fleiſch
muͤrber und delicater werde; ſonſt wer-
den ſie ebenfalls auch gerupffet und ge-
braten, wie der Auer-Hahn, nur nicht
ſo lange, auch auf gleiche Art angerichtet
und ausgeputzet. Man kan, um ihnen eine
beſſere Parade zu machen, die Fluͤgel und
Schwantz, ſo vorhero reinlich getrocknet
wordẽ, als ein Schau-Eſſen daran ſtecken,
ſo, wie es einem ieden beliebig ſeyn wird.
Vom Haſel-Huhn.
§. 7. Die Haſel-Huͤhner halten ſich
gerne unter den Haſel-Stauden auf, und
ſo lange ſie die Augen und Zaͤpfflein von
ſelbigen haben koͤnnen, nehren ſie ſich dar-
mit, und hecken darunter. Sie gehen
nicht, wie die andern Voͤgel zur Heꝛbſt-Zeit
hinweg, ſondern halten ihren Ort, oder
Gegend, Jahr aus, Jahr ein, accurat,
und werden zur Herbſt-Zeit in Schnepff-
Fallen, wie auch in Dohnen gefangen.
Es gehoͤrt ſonſt dieſes Wildpraͤth zur
Nieder-Jagd. Sie werden auch mit
Lauff-Netzen gefangen. Einige verglei-
chen in Anſehung der Speiſe die Haſel-
Huͤhner nicht allein mit den Reb-Huͤh-
nern, ſondern ziehen auch noch dieſelbi-
gen vor. Sie haben ein weiſſes muͤrbes
und ſehr geſchmacktes Fleiſch, welches
waͤrmet, trocknet, und viel gute Nahrung
giebt, die leicht verdauet wird, die Gei-
ſterlein mehret, und keinen Unrath
nachlaͤßt. Daher denn ſonder Zweiffel
der gemeine Wahn entſtanden, daß die
Haſel-Huͤhner auch eine gute Leibes-Ge-
ſtalt und Farbe machen koͤnten. Caſpar
Schwenckfeld erzehlet in Avian. Sileſ. daß
in den Schleſiſchen Gebuͤrgen die Haſel-
Huͤhner nicht allein ſehr haͤuffig, ſondern
auch, daß die Magnaten in Boͤhmen und
Schleſien, aus einer alten Gewohnheit
einander auf das Oſter-Feſt mit Haſel-
Huͤhnern
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/320>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.