Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Des Dritten Th. 34. C. von Sprenckeln und Meise-Kasten.
[Spaltenumbruch] Haus kan man Vögel von allerhand Ge-
sang, als Amseln, Wald-Lerchen, Stie-
glitzen, Hänflinge, Fincken, Zeißige, Ca-
narien-Vögel, und dergleichen hinein
thun. Man muß ihnen ihre Fütterung
zur rechten Zeit reichen lassen, und nach
Unterscheid desjenigen, was eine iede Art
Vögel zu fressen gewohnt, an Salat, Zu-
cker, Hierse, Hanff, Hühner-Därmen,
und dergleichen, ihnen vorschütten, auch
einen eigenen Wärter über sie bestellen,
der alles bey ihnen wohl und gehörig be-
sorgt. Vor allen Dingen muß auch Sor-
ge getragen werden, damit alles reinlich
bey ihnen gehalten werde, weil die Un-
sauberkeit nicht allein ein heßliches Anse-
hen giebt, sondern auch den Vögeln gar
schädlich ist. Die Vogel-Häuser werden
von Drat auch gemacht, und mit man-
cherley zierlichen Thürmen und andern
dergleichen versehen.

§. 3.

Der Autor des Unterrichts,
was mit dem lieblichen Geschöpff, den
Vögeln, auch ausser ihrem Fang, vor Lust
zu haben sey, führet zehenerley Differen-
z
en der Vögel an. Die erste ist, daß ei-
nige ihre Speise mit dem Schnabel beis-
sen, und gleichsam käuen, einige aber gantz
verschlucken. Die andere, daß einige
im Walde, etliche aber auf dem Felde, in
Gärten, in Wiesen, in Städten, und in
Häusern, und bey dem Wasser sich auf-
halten. Die dritte, daß einige gar nicht,
etliche meistentheils, etliche gantz und gar,
etliche spat, etliche früh wegstreichen.
Die vierdte, daß sie auf der Erde, im
Gebüsche, mittelmäßig hoch, auf sehr ho-
hen Bäumen oder Felsen, entweder offt,
oder selten, oder des Jahres einmahl brü-
ten. Die fünffte, daß sie entweder
Hauffenweise, oder in geringer Anzahl
beysammen sind, oder aber sich gar nie-
mahls zusammen rotten. Die sechste,
daß einige einander locken, etliche nicht,
etliche aber gar, wenn sie ausser der Brut-
Zeit ihres gleichen hören, einander aus-
weichen und meiden. Die siebende,
daß einige im Herbst und Frühling ihre
Schnäbel und Farbe am Kopffe gantz ver-
ändern, bey einigen aber ist diese Ver-
änderung so geringe, daß man es kaum
mercket, und bey etlichen gar nicht. Die
achte
, daß einige, wenn sie an einem
warmen Ort gehalten werden, oder auch
in der Wildniß, wenn es keine harte
Winter hat, deren Kälte sie abhält, ein
gantzes Jahr hindurch ohne Aufhören
singen, andere aber erst mit dem Zuneh-
[Spaltenumbruch] men des Tages, oder auch mit dem Früh-
ling anfangen. Die neundte, daß et-
liche sich im Wasser baden, als die Nach-
tigall, und die Amsel, etc. andere nur im
Sande, als die Wachtel, das Rebhuhn,
u. s. w. Die zehende Differenz ist, daß
etliche Vögel ihren Jungen die Speise im
Schnabel, andere im Kropffe zutragen.

Das 34. Capitel/
Von Sprenckeln und Meise-
Kasten.
§. 1.

Man mögte diese Inventiones wohl
recht das Weydewerck kleiner Kin-
der nennen. Damit ich aber alle Arten
des Vogel-Fanges durchgehe, so muß ich
doch auch von diesen noch etwas weniges
melden. Die Sprenckel werden gemei-
niglich von Haseln, oder Bircken-Rüth-
lein eines kleinen Fingers dicke gemacht,
zusammen gebogen, und oben an beyden
Enden mit einem doppelten Zwirn-Fa-
den durchzogen; Soll der Sprenckel nun
aufgestellt werden, zieht man das eine En-
de heran, daß der Bogen von beyden En-
den sich zusammen beugt, steckt ein klein
viereckigt Höltzgen an den Knoten des dop-
pelten Fadens, breitet ihn zu beyden Sei-
ten von einander, und hänget also diesen
Sprenckel an ein Aestlein. Darneben
körret man die Vögel, und dichte bey hän-
get man ein Büschel Holunder-Beere an.
Will nun ein Vögelein von den Holun-
der-Beeren fressen, so setzet sich solches auf
das Stell-Höltzgen, darauf fällt das Höltz-
gen herunter, und beyde Fäden umschlin-
gen dessen Beinlein. Der Sprenckel aber
schnellet von einander, und zerbricht mei-
stentheils des Vögleins Beinlein entzwey,
daß es da hängen muß, biß es der Knabe
findet, und heraus nimmt. Auf solche
Art werden meistentheils die Roth-Keh-
ligen, Roth-Schwäntzgen, und andere
kleine Vögel, von den Kindern gefan-
gen.

§. 2.

Die andere Methode des Kin-
der-Spiels bey dem Vogel-Fangen ist
mit dem Meise-Kasten, da die Kinder die
Helffte einer alten Schindel in der Mitten
von einander schneiden, und ein Kästlein
daraus zu wege bringen. Das eine Stück
der halben Schindel muß den Fuß-Boden
abgeben, das andere aber den Deckel da-
zu. Auf dem Fuß-Boden stecken sie auf

alle

Des Dritten Th. 34. C. von Sprenckeln und Meiſe-Kaſten.
[Spaltenumbruch] Haus kan man Voͤgel von allerhand Ge-
ſang, als Amſeln, Wald-Lerchen, Stie-
glitzen, Haͤnflinge, Fincken, Zeißige, Ca-
narien-Voͤgel, und dergleichen hinein
thun. Man muß ihnen ihre Fuͤtterung
zur rechten Zeit reichen laſſen, und nach
Unterſcheid desjenigen, was eine iede Art
Voͤgel zu freſſen gewohnt, an Salat, Zu-
cker, Hierſe, Hanff, Huͤhner-Daͤrmen,
und dergleichen, ihnen vorſchuͤtten, auch
einen eigenen Waͤrter uͤber ſie beſtellen,
der alles bey ihnen wohl und gehoͤrig be-
ſorgt. Vor allen Dingen muß auch Sor-
ge getragen werden, damit alles reinlich
bey ihnen gehalten werde, weil die Un-
ſauberkeit nicht allein ein heßliches Anſe-
hen giebt, ſondern auch den Voͤgeln gar
ſchaͤdlich iſt. Die Vogel-Haͤuſer werden
von Drat auch gemacht, und mit man-
cherley zierlichen Thuͤrmen und andern
dergleichen verſehen.

§. 3.

Der Autor des Unterrichts,
was mit dem lieblichen Geſchoͤpff, den
Voͤgeln, auch auſſer ihrem Fang, vor Luſt
zu haben ſey, fuͤhret zehenerley Differen-
z
en der Voͤgel an. Die erſte iſt, daß ei-
nige ihre Speiſe mit dem Schnabel beiſ-
ſen, und gleichſam kaͤuen, einige aber gantz
verſchlucken. Die andere, daß einige
im Walde, etliche aber auf dem Felde, in
Gaͤrten, in Wieſen, in Staͤdten, und in
Haͤuſern, und bey dem Waſſer ſich auf-
halten. Die dritte, daß einige gar nicht,
etliche meiſtentheils, etliche gantz und gar,
etliche ſpat, etliche fruͤh wegſtreichen.
Die vierdte, daß ſie auf der Erde, im
Gebuͤſche, mittelmaͤßig hoch, auf ſehr ho-
hen Baͤumen oder Felſen, entweder offt,
oder ſelten, oder des Jahres einmahl bruͤ-
ten. Die fuͤnffte, daß ſie entweder
Hauffenweiſe, oder in geringer Anzahl
beyſammen ſind, oder aber ſich gar nie-
mahls zuſammen rotten. Die ſechſte,
daß einige einander locken, etliche nicht,
etliche aber gar, wenn ſie auſſer der Brut-
Zeit ihres gleichen hoͤren, einander aus-
weichen und meiden. Die ſiebende,
daß einige im Herbſt und Fruͤhling ihre
Schnaͤbel und Farbe am Kopffe gantz ver-
aͤndern, bey einigen aber iſt dieſe Ver-
aͤnderung ſo geringe, daß man es kaum
mercket, und bey etlichen gar nicht. Die
achte
, daß einige, wenn ſie an einem
warmen Ort gehalten werden, oder auch
in der Wildniß, wenn es keine harte
Winter hat, deren Kaͤlte ſie abhaͤlt, ein
gantzes Jahr hindurch ohne Aufhoͤren
ſingen, andere aber erſt mit dem Zuneh-
[Spaltenumbruch] men des Tages, oder auch mit dem Fruͤh-
ling anfangen. Die neundte, daß et-
liche ſich im Waſſer baden, als die Nach-
tigall, und die Amſel, ꝛc. andere nur im
Sande, als die Wachtel, das Rebhuhn,
u. ſ. w. Die zehende Differenz iſt, daß
etliche Voͤgel ihren Jungen die Speiſe im
Schnabel, andere im Kropffe zutragen.

Das 34. Capitel/
Von Sprenckeln und Meiſe-
Kaſten.
§. 1.

Man moͤgte dieſe Inventiones wohl
recht das Weydewerck kleiner Kin-
der nennen. Damit ich aber alle Arten
des Vogel-Fanges durchgehe, ſo muß ich
doch auch von dieſen noch etwas weniges
melden. Die Sprenckel werden gemei-
niglich von Haſeln, oder Bircken-Ruͤth-
lein eines kleinen Fingers dicke gemacht,
zuſammen gebogen, und oben an beyden
Enden mit einem doppelten Zwirn-Fa-
den durchzogen; Soll der Sprenckel nun
aufgeſtellt werden, zieht man das eine En-
de heran, daß der Bogen von beyden En-
den ſich zuſammen beugt, ſteckt ein klein
viereckigt Hoͤltzgen an den Knoten des dop-
pelten Fadens, breitet ihn zu beyden Sei-
ten von einander, und haͤnget alſo dieſen
Sprenckel an ein Aeſtlein. Darneben
koͤrret man die Voͤgel, und dichte bey haͤn-
get man ein Buͤſchel Holunder-Beere an.
Will nun ein Voͤgelein von den Holun-
der-Beeren freſſen, ſo ſetzet ſich ſolches auf
das Stell-Hoͤltzgen, darauf faͤllt das Hoͤltz-
gen herunter, und beyde Faͤden umſchlin-
gen deſſen Beinlein. Der Sprenckel aber
ſchnellet von einander, und zerbricht mei-
ſtentheils des Voͤgleins Beinlein entzwey,
daß es da haͤngen muß, biß es der Knabe
findet, und heraus nimmt. Auf ſolche
Art werden meiſtentheils die Roth-Keh-
ligen, Roth-Schwaͤntzgen, und andere
kleine Voͤgel, von den Kindern gefan-
gen.

§. 2.

Die andere Methode des Kin-
der-Spiels bey dem Vogel-Fangen iſt
mit dem Meiſe-Kaſten, da die Kinder die
Helffte einer alten Schindel in der Mitten
von einander ſchneiden, und ein Kaͤſtlein
daraus zu wege bringen. Das eine Stuͤck
der halben Schindel muß den Fuß-Boden
abgeben, das andere aber den Deckel da-
zu. Auf dem Fuß-Boden ſtecken ſie auf

alle
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0318" n="194"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Dritten Th. 34. C. von Sprenckeln und Mei&#x017F;e-Ka&#x017F;ten.</hi></fw><lb/><cb/>
Haus kan man Vo&#x0364;gel von allerhand Ge-<lb/>
&#x017F;ang, als Am&#x017F;eln, Wald-Lerchen, Stie-<lb/>
glitzen, Ha&#x0364;nflinge, Fincken, Zeißige, Ca-<lb/>
narien-Vo&#x0364;gel, und dergleichen hinein<lb/>
thun. Man muß ihnen ihre Fu&#x0364;tterung<lb/>
zur rechten Zeit reichen la&#x017F;&#x017F;en, und nach<lb/>
Unter&#x017F;cheid desjenigen, was eine iede Art<lb/>
Vo&#x0364;gel zu fre&#x017F;&#x017F;en gewohnt, an Salat, Zu-<lb/>
cker, Hier&#x017F;e, Hanff, Hu&#x0364;hner-Da&#x0364;rmen,<lb/>
und dergleichen, ihnen vor&#x017F;chu&#x0364;tten, auch<lb/>
einen eigenen Wa&#x0364;rter u&#x0364;ber &#x017F;ie be&#x017F;tellen,<lb/>
der alles bey ihnen wohl und geho&#x0364;rig be-<lb/>
&#x017F;orgt. Vor allen Dingen muß auch Sor-<lb/>
ge getragen werden, damit alles reinlich<lb/>
bey ihnen gehalten werde, weil die Un-<lb/>
&#x017F;auberkeit nicht allein ein heßliches An&#x017F;e-<lb/>
hen giebt, &#x017F;ondern auch den Vo&#x0364;geln gar<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dlich i&#x017F;t. Die Vogel-Ha&#x0364;u&#x017F;er werden<lb/>
von Drat auch gemacht, und mit man-<lb/>
cherley zierlichen Thu&#x0364;rmen und andern<lb/>
dergleichen ver&#x017F;ehen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head>
            <p>Der <hi rendition="#aq">Autor</hi> des Unterrichts,<lb/>
was mit dem lieblichen Ge&#x017F;cho&#x0364;pff, den<lb/>
Vo&#x0364;geln, auch au&#x017F;&#x017F;er ihrem Fang, vor Lu&#x017F;t<lb/>
zu haben &#x017F;ey, fu&#x0364;hret zehenerley <hi rendition="#aq">Differen-<lb/>
z</hi>en der Vo&#x0364;gel an. <hi rendition="#fr">Die er&#x017F;te</hi> i&#x017F;t, daß ei-<lb/>
nige ihre Spei&#x017F;e mit dem Schnabel bei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, und gleich&#x017F;am ka&#x0364;uen, einige aber gantz<lb/>
ver&#x017F;chlucken. <hi rendition="#fr">Die andere</hi>, daß einige<lb/>
im Walde, etliche aber auf dem Felde, in<lb/>
Ga&#x0364;rten, in Wie&#x017F;en, in Sta&#x0364;dten, und in<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;ern, und bey dem Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ich auf-<lb/>
halten. <hi rendition="#fr">Die dritte</hi>, daß einige gar nicht,<lb/>
etliche mei&#x017F;tentheils, etliche gantz und gar,<lb/>
etliche &#x017F;pat, etliche fru&#x0364;h weg&#x017F;treichen.<lb/><hi rendition="#fr">Die vierdte</hi>, daß &#x017F;ie auf der Erde, im<lb/>
Gebu&#x0364;&#x017F;che, mittelma&#x0364;ßig hoch, auf &#x017F;ehr ho-<lb/>
hen Ba&#x0364;umen oder Fel&#x017F;en, entweder offt,<lb/>
oder &#x017F;elten, oder des Jahres einmahl bru&#x0364;-<lb/>
ten. <hi rendition="#fr">Die fu&#x0364;nffte</hi>, daß &#x017F;ie entweder<lb/>
Hauffenwei&#x017F;e, oder in geringer Anzahl<lb/>
bey&#x017F;ammen &#x017F;ind, oder aber &#x017F;ich gar nie-<lb/>
mahls zu&#x017F;ammen rotten. <hi rendition="#fr">Die &#x017F;ech&#x017F;te</hi>,<lb/>
daß einige einander locken, etliche nicht,<lb/>
etliche aber gar, wenn &#x017F;ie au&#x017F;&#x017F;er der Brut-<lb/>
Zeit ihres gleichen ho&#x0364;ren, einander aus-<lb/>
weichen und meiden. <hi rendition="#fr">Die &#x017F;iebende</hi>,<lb/>
daß einige im Herb&#x017F;t und Fru&#x0364;hling ihre<lb/>
Schna&#x0364;bel und Farbe am Kopffe gantz ver-<lb/>
a&#x0364;ndern, bey einigen aber i&#x017F;t die&#x017F;e Ver-<lb/>
a&#x0364;nderung &#x017F;o geringe, daß man es kaum<lb/>
mercket, und bey etlichen gar nicht. <hi rendition="#fr">Die<lb/>
achte</hi>, daß einige, wenn &#x017F;ie an einem<lb/>
warmen Ort gehalten werden, oder auch<lb/>
in der Wildniß, wenn es keine harte<lb/>
Winter hat, deren Ka&#x0364;lte &#x017F;ie abha&#x0364;lt, ein<lb/>
gantzes Jahr hindurch ohne Aufho&#x0364;ren<lb/>
&#x017F;ingen, andere aber er&#x017F;t mit dem Zuneh-<lb/><cb/>
men des Tages, oder auch mit dem Fru&#x0364;h-<lb/>
ling anfangen. <hi rendition="#fr">Die neundte</hi>, daß et-<lb/>
liche &#x017F;ich im Wa&#x017F;&#x017F;er baden, als die Nach-<lb/>
tigall, und die Am&#x017F;el, &#xA75B;c. andere nur im<lb/>
Sande, als die Wachtel, das Rebhuhn,<lb/>
u. &#x017F;. w. <hi rendition="#fr">Die zehende</hi> <hi rendition="#aq">Differenz</hi> i&#x017F;t, daß<lb/>
etliche Vo&#x0364;gel ihren Jungen die Spei&#x017F;e im<lb/>
Schnabel, andere im Kropffe zutragen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das 34. Capitel/<lb/>
Von Sprenckeln und Mei&#x017F;e-<lb/>
Ka&#x017F;ten.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">M</hi>an mo&#x0364;gte die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Inventiones</hi> wohl<lb/>
recht das Weydewerck kleiner Kin-<lb/>
der nennen. Damit ich aber alle Arten<lb/>
des Vogel-Fanges durchgehe, &#x017F;o muß ich<lb/>
doch auch von die&#x017F;en noch etwas weniges<lb/>
melden. Die Sprenckel werden gemei-<lb/>
niglich von Ha&#x017F;eln, oder Bircken-Ru&#x0364;th-<lb/>
lein eines kleinen Fingers dicke gemacht,<lb/>
zu&#x017F;ammen gebogen, und oben an beyden<lb/>
Enden mit einem doppelten Zwirn-Fa-<lb/>
den durchzogen; Soll der Sprenckel nun<lb/>
aufge&#x017F;tellt werden, zieht man das eine En-<lb/>
de heran, daß der Bogen von beyden En-<lb/>
den &#x017F;ich zu&#x017F;ammen beugt, &#x017F;teckt ein klein<lb/>
viereckigt Ho&#x0364;ltzgen an den Knoten des dop-<lb/>
pelten Fadens, breitet ihn zu beyden Sei-<lb/>
ten von einander, und ha&#x0364;nget al&#x017F;o die&#x017F;en<lb/>
Sprenckel an ein Ae&#x017F;tlein. Darneben<lb/>
ko&#x0364;rret man die Vo&#x0364;gel, und dichte bey ha&#x0364;n-<lb/>
get man ein Bu&#x0364;&#x017F;chel Holunder-Beere an.<lb/>
Will nun ein Vo&#x0364;gelein von den Holun-<lb/>
der-Beeren fre&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o &#x017F;etzet &#x017F;ich &#x017F;olches auf<lb/>
das Stell-Ho&#x0364;ltzgen, darauf fa&#x0364;llt das Ho&#x0364;ltz-<lb/>
gen herunter, und beyde Fa&#x0364;den um&#x017F;chlin-<lb/>
gen de&#x017F;&#x017F;en Beinlein. Der Sprenckel aber<lb/>
&#x017F;chnellet von einander, und zerbricht mei-<lb/>
&#x017F;tentheils des Vo&#x0364;gleins Beinlein entzwey,<lb/>
daß es da ha&#x0364;ngen muß, biß es der Knabe<lb/>
findet, und heraus nimmt. Auf &#x017F;olche<lb/>
Art werden mei&#x017F;tentheils die Roth-Keh-<lb/>
ligen, Roth-Schwa&#x0364;ntzgen, und andere<lb/>
kleine Vo&#x0364;gel, von den Kindern gefan-<lb/>
gen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head>
            <p>Die andere <hi rendition="#aq">Methode</hi> des Kin-<lb/>
der-Spiels bey dem Vogel-Fangen i&#x017F;t<lb/>
mit dem Mei&#x017F;e-Ka&#x017F;ten, da die Kinder die<lb/>
Helffte einer alten Schindel in der Mitten<lb/>
von einander &#x017F;chneiden, und ein Ka&#x0364;&#x017F;tlein<lb/>
daraus zu wege bringen. Das eine Stu&#x0364;ck<lb/>
der halben Schindel muß den Fuß-Boden<lb/>
abgeben, das andere aber den Deckel da-<lb/>
zu. Auf dem Fuß-Boden &#x017F;tecken &#x017F;ie auf<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">alle</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0318] Des Dritten Th. 34. C. von Sprenckeln und Meiſe-Kaſten. Haus kan man Voͤgel von allerhand Ge- ſang, als Amſeln, Wald-Lerchen, Stie- glitzen, Haͤnflinge, Fincken, Zeißige, Ca- narien-Voͤgel, und dergleichen hinein thun. Man muß ihnen ihre Fuͤtterung zur rechten Zeit reichen laſſen, und nach Unterſcheid desjenigen, was eine iede Art Voͤgel zu freſſen gewohnt, an Salat, Zu- cker, Hierſe, Hanff, Huͤhner-Daͤrmen, und dergleichen, ihnen vorſchuͤtten, auch einen eigenen Waͤrter uͤber ſie beſtellen, der alles bey ihnen wohl und gehoͤrig be- ſorgt. Vor allen Dingen muß auch Sor- ge getragen werden, damit alles reinlich bey ihnen gehalten werde, weil die Un- ſauberkeit nicht allein ein heßliches Anſe- hen giebt, ſondern auch den Voͤgeln gar ſchaͤdlich iſt. Die Vogel-Haͤuſer werden von Drat auch gemacht, und mit man- cherley zierlichen Thuͤrmen und andern dergleichen verſehen. §. 3. Der Autor des Unterrichts, was mit dem lieblichen Geſchoͤpff, den Voͤgeln, auch auſſer ihrem Fang, vor Luſt zu haben ſey, fuͤhret zehenerley Differen- zen der Voͤgel an. Die erſte iſt, daß ei- nige ihre Speiſe mit dem Schnabel beiſ- ſen, und gleichſam kaͤuen, einige aber gantz verſchlucken. Die andere, daß einige im Walde, etliche aber auf dem Felde, in Gaͤrten, in Wieſen, in Staͤdten, und in Haͤuſern, und bey dem Waſſer ſich auf- halten. Die dritte, daß einige gar nicht, etliche meiſtentheils, etliche gantz und gar, etliche ſpat, etliche fruͤh wegſtreichen. Die vierdte, daß ſie auf der Erde, im Gebuͤſche, mittelmaͤßig hoch, auf ſehr ho- hen Baͤumen oder Felſen, entweder offt, oder ſelten, oder des Jahres einmahl bruͤ- ten. Die fuͤnffte, daß ſie entweder Hauffenweiſe, oder in geringer Anzahl beyſammen ſind, oder aber ſich gar nie- mahls zuſammen rotten. Die ſechſte, daß einige einander locken, etliche nicht, etliche aber gar, wenn ſie auſſer der Brut- Zeit ihres gleichen hoͤren, einander aus- weichen und meiden. Die ſiebende, daß einige im Herbſt und Fruͤhling ihre Schnaͤbel und Farbe am Kopffe gantz ver- aͤndern, bey einigen aber iſt dieſe Ver- aͤnderung ſo geringe, daß man es kaum mercket, und bey etlichen gar nicht. Die achte, daß einige, wenn ſie an einem warmen Ort gehalten werden, oder auch in der Wildniß, wenn es keine harte Winter hat, deren Kaͤlte ſie abhaͤlt, ein gantzes Jahr hindurch ohne Aufhoͤren ſingen, andere aber erſt mit dem Zuneh- men des Tages, oder auch mit dem Fruͤh- ling anfangen. Die neundte, daß et- liche ſich im Waſſer baden, als die Nach- tigall, und die Amſel, ꝛc. andere nur im Sande, als die Wachtel, das Rebhuhn, u. ſ. w. Die zehende Differenz iſt, daß etliche Voͤgel ihren Jungen die Speiſe im Schnabel, andere im Kropffe zutragen. Das 34. Capitel/ Von Sprenckeln und Meiſe- Kaſten. §. 1. Man moͤgte dieſe Inventiones wohl recht das Weydewerck kleiner Kin- der nennen. Damit ich aber alle Arten des Vogel-Fanges durchgehe, ſo muß ich doch auch von dieſen noch etwas weniges melden. Die Sprenckel werden gemei- niglich von Haſeln, oder Bircken-Ruͤth- lein eines kleinen Fingers dicke gemacht, zuſammen gebogen, und oben an beyden Enden mit einem doppelten Zwirn-Fa- den durchzogen; Soll der Sprenckel nun aufgeſtellt werden, zieht man das eine En- de heran, daß der Bogen von beyden En- den ſich zuſammen beugt, ſteckt ein klein viereckigt Hoͤltzgen an den Knoten des dop- pelten Fadens, breitet ihn zu beyden Sei- ten von einander, und haͤnget alſo dieſen Sprenckel an ein Aeſtlein. Darneben koͤrret man die Voͤgel, und dichte bey haͤn- get man ein Buͤſchel Holunder-Beere an. Will nun ein Voͤgelein von den Holun- der-Beeren freſſen, ſo ſetzet ſich ſolches auf das Stell-Hoͤltzgen, darauf faͤllt das Hoͤltz- gen herunter, und beyde Faͤden umſchlin- gen deſſen Beinlein. Der Sprenckel aber ſchnellet von einander, und zerbricht mei- ſtentheils des Voͤgleins Beinlein entzwey, daß es da haͤngen muß, biß es der Knabe findet, und heraus nimmt. Auf ſolche Art werden meiſtentheils die Roth-Keh- ligen, Roth-Schwaͤntzgen, und andere kleine Voͤgel, von den Kindern gefan- gen. §. 2. Die andere Methode des Kin- der-Spiels bey dem Vogel-Fangen iſt mit dem Meiſe-Kaſten, da die Kinder die Helffte einer alten Schindel in der Mitten von einander ſchneiden, und ein Kaͤſtlein daraus zu wege bringen. Das eine Stuͤck der halben Schindel muß den Fuß-Boden abgeben, das andere aber den Deckel da- zu. Auf dem Fuß-Boden ſtecken ſie auf alle

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/318
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/318>, abgerufen am 21.11.2024.