Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Dritten Th. 32. Cap. von der Tesa und derselben Anrichtung. [Spaltenumbruch]
Flügeln auf den Leim gerathen, und fal-len unverlängt mit aller Schwere auf den Boden. Der Unterschied unter den Tesen auf die Fincken und auf die Groß- Vögel bestehet darinnen, daß die Richt- Bäume auf die Groß-Vögel anders ge- schneitet und geleitet werden, und zwar nicht, wie bey den Fincken-Tesen geschie- het, die Aeste von einander gehalten, und die Richt-Stäblein in die Lich- ten heraus gesetzt werden müssen, sondern man befleißiget sich durch und durch die Bäume oder die Aeste vielmehr Schwibbögen-Weise zusammen und in einander zu bringen. Es sind auch da- her die Bäume in diesen Tesen auf die Groß-Vögel fast doppelt so weit als in den Fincken-Tesen von einander gepflan- tzet, und folgentlich die Aeste in die Brei- te gegen einander geleitet. Wenn sie an- fangen zusammen zu reichen, so werden sie natürlich, wie es sich schicken will, in einander geflochten, und ziehet man da und dort, wo man darunter hin ein Richt- Stäblein zu setzen vermeynet, etliche offe- ne Lücken, zwo oder drey Spannen weit, und vier Spannen lang nach dem Augen- Maaß. Hierunter macht man die Richt- Stäblein also gelegen, und zum Aufsitzen beqvem, daß die anfliegenden Groß-Vögel und Amseln, ihrer Eigenschafft nach, gleich durch das Loch auf die Leim-Ruthe fallen, und also gefangen werden. Dieses gehet bey den Fincken nicht an, weil sie lieber in dem Lichten als in dem Finstern ansitzen. §. 11. Auf die Groß-Vögel werden §. 12. Diß Weydewerck wird von den lein
Des Dritten Th. 32. Cap. von der Teſa und derſelben Anrichtung. [Spaltenumbruch]
Fluͤgeln auf den Leim gerathen, und fal-len unverlaͤngt mit aller Schwere auf den Boden. Der Unterſchied unter den Teſen auf die Fincken und auf die Groß- Voͤgel beſtehet darinnen, daß die Richt- Baͤume auf die Groß-Voͤgel anders ge- ſchneitet und geleitet werden, und zwar nicht, wie bey den Fincken-Teſen geſchie- het, die Aeſte von einander gehalten, und die Richt-Staͤblein in die Lich- ten heraus geſetzt werden muͤſſen, ſondern man befleißiget ſich durch und durch die Baͤume oder die Aeſte vielmehr Schwibboͤgen-Weiſe zuſammen und in einander zu bringen. Es ſind auch da- her die Baͤume in dieſen Teſen auf die Groß-Voͤgel faſt doppelt ſo weit als in den Fincken-Teſen von einander gepflan- tzet, und folgentlich die Aeſte in die Brei- te gegen einander geleitet. Wenn ſie an- fangen zuſammen zu reichen, ſo werden ſie natuͤrlich, wie es ſich ſchicken will, in einander geflochten, und ziehet man da und dort, wo man darunter hin ein Richt- Staͤblein zu ſetzen vermeynet, etliche offe- ne Luͤcken, zwo oder drey Spannen weit, und vier Spannen lang nach dem Augen- Maaß. Hierunter macht man die Richt- Staͤblein alſo gelegen, und zum Aufſitzen beqvem, daß die anfliegenden Groß-Voͤgel und Amſeln, ihrer Eigenſchafft nach, gleich durch das Loch auf die Leim-Ruthe fallen, und alſo gefangen werden. Dieſes gehet bey den Fincken nicht an, weil ſie lieber in dem Lichten als in dem Finſtern anſitzen. §. 11. Auf die Groß-Voͤgel werden §. 12. Diß Weydewerck wird von den lein
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Wenn hohe Wa-<lb/> cholderbeer-Stauden, oder Brombeeren<lb/> an dem Ort der Richtſtatt ſtehen, laͤßt<lb/> man ſolche gern verbleiben, und ſchneidet<lb/> ſie nur; man kan ſie auch an dieſe richten,<lb/> weil unvonnoͤthen, daß alles einerley<lb/> Baͤume ſind, ſondern es iſt genung, daß<lb/> die <hi rendition="#aq">Teſa</hi> wohl beſetzet, und alſo zugerich-<lb/> tet ſey, daß ſie einem Waͤldlein gleiche,<lb/> und die Richt-Staͤblein alſo gebunden<lb/> und zugerichtet werden, daß die Voͤgel lie-<lb/> ber darauf, als auf den Richt-Baͤumen<lb/> ſitzen, ob wohl unmoͤglich zu verhuͤten, daß<lb/> die herſtreichenden Voͤgel nicht zum Theil<lb/> ſich auch mit auf die Baͤume ſetzen. Es iſt<lb/> genug, daß man ihnen die beqvemſte Ge-<lb/> legenheit zum Anſitzen dergeſtalt entzie-<lb/> het, daß ſie nicht gerne lange auf den klei-<lb/> nen da und dort herfuͤrſchieſſenden Aeſt-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">lein</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [192/0316]
Des Dritten Th. 32. Cap. von der Teſa und derſelben Anrichtung.
Fluͤgeln auf den Leim gerathen, und fal-
len unverlaͤngt mit aller Schwere auf
den Boden. Der Unterſchied unter den
Teſen auf die Fincken und auf die Groß-
Voͤgel beſtehet darinnen, daß die Richt-
Baͤume auf die Groß-Voͤgel anders ge-
ſchneitet und geleitet werden, und zwar
nicht, wie bey den Fincken-Teſen geſchie-
het, die Aeſte von einander gehalten,
und die Richt-Staͤblein in die Lich-
ten heraus geſetzt werden muͤſſen,
ſondern man befleißiget ſich durch und
durch die Baͤume oder die Aeſte vielmehr
Schwibboͤgen-Weiſe zuſammen und in
einander zu bringen. Es ſind auch da-
her die Baͤume in dieſen Teſen auf die
Groß-Voͤgel faſt doppelt ſo weit als in
den Fincken-Teſen von einander gepflan-
tzet, und folgentlich die Aeſte in die Brei-
te gegen einander geleitet. Wenn ſie an-
fangen zuſammen zu reichen, ſo werden
ſie natuͤrlich, wie es ſich ſchicken will, in
einander geflochten, und ziehet man da
und dort, wo man darunter hin ein Richt-
Staͤblein zu ſetzen vermeynet, etliche offe-
ne Luͤcken, zwo oder drey Spannen weit,
und vier Spannen lang nach dem Augen-
Maaß. Hierunter macht man die Richt-
Staͤblein alſo gelegen, und zum Aufſitzen
beqvem, daß die anfliegenden Groß-Voͤgel
und Amſeln, ihrer Eigenſchafft nach, gleich
durch das Loch auf die Leim-Ruthe fallen,
und alſo gefangen werden. Dieſes gehet
bey den Fincken nicht an, weil ſie lieber in
dem Lichten als in dem Finſtern anſitzen.
§. 11. Auf die Groß-Voͤgel werden
die Teſen meiſtentheils alſo zugerichtet,
daß man im Sommer darunter Schatten
haben, ſpatzieren, und wohl gar unter
den Schwibboͤgen Kegel ſchieben kan.
Dieſe beduͤrffen weiter keine Caretten, weil
die voͤllige Teſa bedeckt iſt, und der Wey-
demann braucht, um ſich zu verbergen,
keiner Huͤtten, ſondern er kan bey waͤh-
rendem Vogel-Fange darinnen herum
ſpatzieren gehen, und bey der Anmerckung,
wenn ein Anflug kommt, ſich gleich ſtellen,
und wie der Fang von ſtatten gehet, zu-
ſehen. Jn Steyermarck und an andern
Orten, wo dergleichen eingefuͤhret, pflegt
man nicht viel ſingende oder verhaltene
Voͤgel auf die Teſen zu bringen, ſondern
man lockt nur die Voͤgel mit der Pfeiffe
herbey, und ſtellet beynebens etliche friſch-
gefangene Droſſeln in die Haͤußlein,
wuͤrget hingegen die vorher ein oder
mehrmahls gebrauchten ab, und ſtellet
die friſch-erhaſchten Voͤgel in denen Haͤuß-
lein vor die Huͤtte hinaus, und wenn
fremde Voͤgel anfliegen oder ſtreichen,
ſuchet man das Kaͤutzlein oder die Nacht-
Eule hervor, ſetzet ſie auf einen Stab
durch ein eigenes hierzu gemachtes Fen-
ſterlein, um die Lock-Voͤgel in dem Haͤus-
lein zu reitzen und zu ſchrecken. Wann ſie
die Eule erblicken, fangen ſie gleich an zu
ruffen. Sie muß aber mitten in der Te-
ſa ſtehen, alſo, daß die in der Lufft ſtrei-
chenden Voͤgel auf ſolch lautes zuſam-
mengehendes Geſchrey haͤuffig in die Te-
ſa hineinfallen.
§. 12. Diß Weydewerck wird von den
Jtaliaͤnern Gioco di Cività genennet,
und die Voͤgel, die alſo angereitzt werden,
Cigaroli, oder Cigadori. Es geſchiehet
dieſes Eulenſpiel meiſtens bey anbrechen-
dem Tage, daher diejenigen, ſo nur eine
Teſa haben, und ſelbige auf beyderley
Voͤgel richten, die Helffte Schwibboͤgen-
weiſe, oder a caretta, die andere Helffte
aber auf die Art, wie bey dem Fincken-
Fang gedacht worden, zubereiten, da-
mit ſie ſo wohl groſſe als kleine Voͤgel dar-
auf gebrauchen koͤnnen. Kan man an-
fangs nicht voͤllig eingewurtzelte Baͤume
haben, oder es waͤre gar keiner in der
Richtſtatt vorhanden, ſo kan man inzwi-
ſchen, biß ſelbige zu Stande gebracht, mit
abgehauenen Tannen und Fichten, die die
gebuͤhrende Laͤnge und Groͤſſe haben, den
Platz beſetzen; Die Gipffel muß man ab-
nehmen, und die an den eingeſetzten
Staͤmmen begriffenen Aeſte mit andern
abſonderlichen Aeſten vermengen und ver-
doppeln, und dergeſtalt mit Wieden auf-
und einbinden, daß der Richt-Baum fein
dicke ſey, und einem ſelbſt gewachſenen
Baum aͤhnlich ſehe. Wenn hohe Wa-
cholderbeer-Stauden, oder Brombeeren
an dem Ort der Richtſtatt ſtehen, laͤßt
man ſolche gern verbleiben, und ſchneidet
ſie nur; man kan ſie auch an dieſe richten,
weil unvonnoͤthen, daß alles einerley
Baͤume ſind, ſondern es iſt genung, daß
die Teſa wohl beſetzet, und alſo zugerich-
tet ſey, daß ſie einem Waͤldlein gleiche,
und die Richt-Staͤblein alſo gebunden
und zugerichtet werden, daß die Voͤgel lie-
ber darauf, als auf den Richt-Baͤumen
ſitzen, ob wohl unmoͤglich zu verhuͤten, daß
die herſtreichenden Voͤgel nicht zum Theil
ſich auch mit auf die Baͤume ſetzen. Es iſt
genug, daß man ihnen die beqvemſte Ge-
legenheit zum Anſitzen dergeſtalt entzie-
het, daß ſie nicht gerne lange auf den klei-
nen da und dort herfuͤrſchieſſenden Aeſt-
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