[Spaltenumbruch]
ten her viel saubert, sondern nur, was von dergleichen Aestlein zu weit hinausreicht, mit Weiden-Rüthlein an den Stamm verbindet, damit alles wohl grün und na- türlich aussehe, und gegen den Boden de- sto finsterer sey.
§. 7.
Die Richt-Stäbe muß man mit den Leim-Ruthen also eintheilen, daß man von einem auf den andern nicht ge- rade sehen möge, sondern allezeit ein we- nig abseits, damit die hinabfallenden Vö- gel die noch ungefangenen und erst an- kommenden Fremdlinge nicht erschrecken und schüchtern machen. Sind die Bäu- me ziemlich weit von einander gesetzt, muß man sie obenher desto breiter zieglen, da- mit die Aeste so nahe zusammen kommen, daß die Richt-Stäblein, die man einbin- den muß, nicht allzu weit von einander gehen; Die Bäume aber, die enger bey- sammen stehen, oder von sich selbst auf- wachsen, muß man wohl zurück hal- ten, und sie mit Schneiden und Stüm- meln im Herbst und im Frühling zur ge- bührlichen Maaß bringen, und anglei- chen. Es ist hierbey zu mercken, daß es eben nicht nöthig, daß an einem iedweden Baum gerichtet werde, sondern man kan auf der Tesa so viel Bäume richten, als man will, wenn gleich deren eine grosse Anzahl, und die Tesa ziemlich groß ist; Die übrigen Bäume kan man wohl ab- ebnen und stümmeln zum Schatten, und zur Zierde anrichten lassen. Hingegen müssen an manchem Richt-Baum, der an einem guten Orte stehet, die natürli- chen selbst gewachsenen Aeste an den Bäu- men an statt der Richt-Stäblein ge- braucht, und darauf gerichtet werden.
§. 8.
Bey Setzung der Richt-Stäbe, und deren Unterscheid ist in Acht zu neh- men, ob man nur Fincken und dergleichen kleine Vögel, oder aber Drosseln und Amseln fangen will; denn im Fall der Noth kan man wohl eine Tesa zu grössern und kleineren Vögeln zugleich gebrau- chen; Es sey aber angesehen auf was es wolle, müssen die Richt-Stäblein, so viel es möglich, in dem Schatten stehen, damit der Leim von der Sonne nicht allzu viel be- rühret werde, iedoch müssen sie dennoch wohl in die Lichten herauskommen, und genung sichtbar seyn, damit die Vögel ger- ne darauf ansitzen, wobey der Augen- schein und die Gelegenheit selbst die An- weisung geben. Die Richt-Bäume, darauf man richten soll, müssen auf sel- biger Seite obenher etwas weniger, und [Spaltenumbruch]
untenher schrämsweise etwas mehr aus- geschnitten werden, damit die gefangenen Vögel frey herab auf den Boden fallen mögen, und in den Aesten der untern Sei- ten nicht stecken, und sich also von dem Leim loßstreiffen; Sie müssen auch nicht zu nahe beysammen, sondern abgesondert seyn, damit die fremden Vögel, die erst ein- fallen wollen, die gefangenen und abfal- lenden nicht gewahr werden, und sich hierdurch verscheuchen lassen.
§. 9.
Die Richt-Stäblein nimmt man von Haselstauden vier Spannen lang, und Fingers dicke, nachdem es die Gelegenheit und Weite der Richt-Bäu- me erfordert, offt grösser und dicker, und offt kürtzer und dünner. Diese Stäblein werden an beyden Orten gegen einander Daumens tieff eingeschnitten, und bey dem einen Baum gantz oben an mit Wei- den-Rüthlein, bey dem andern Baum aber ein paar Spannen tieffer hinunter, und also wohl geschränckt auf einer Seite höher als auf der andern fest angebun- den; in der Mitten eine Handbreit von einander schneidet man zwey oder drey mahl in diese Richt-Stäblein oder Aeste, darein man die Leim-Ruthen desto ge- schwinder stecken und aufrichten möge. Das beschwerlichste bestehet in der ge- schwinden und schnellen Aufsteckung der Leim-Ruthen, wobey der Vorthel, daß man die Richt-Stäblein an dem Ort, wor- ein man die Ruthen gesteckt, recht und wohl einschneide, in dem Stecken von oben an- fange, selbige nicht zu hoch, nicht zu nie- drig, auch nicht zu feste stecke. Weil der erste Strich der beste, muß man nach angebrochenem Tage bey dem Fin- cken-Fang, bey den Groß-Vogeln aber schon vor Tages zu richten gesetzt seyn. Ei- nige, die grosse und weite Tesen haben, pflegen zu Abends spät bey dem Licht, oder Morgens vor Tages die meisten Richt-Stäblein zu besetzen, und den ersten Strich nicht zu versäumen, wiewohl es gewisser, wenn man desto früher aufste- het, damit die Leim-Ruthen nicht durch die Feuchtigkeit der Nacht ihre nothwendige Anklebung vermindern, oder gar verlie- ren mögen.
§. 10.
Auf die Fincken werden die Spindeln über einander drey Finger hoch, auf die Groß-Vögel aber etwas hö- her geschrenckt, doch gantz gelinde und zum Fallen beqvem eingesteckt; Auf sol- che Art können die abfliegenden Vögel gleich im Aufsitzen mit der Brust und den
Flügeln
Von der Teſa und derſelben Anrichtung.
[Spaltenumbruch]
ten her viel ſaubert, ſondern nur, was von dergleichen Aeſtlein zu weit hinausreicht, mit Weiden-Ruͤthlein an den Stamm verbindet, damit alles wohl gruͤn und na- tuͤrlich ausſehe, und gegen den Boden de- ſto finſterer ſey.
§. 7.
Die Richt-Staͤbe muß man mit den Leim-Ruthen alſo eintheilen, daß man von einem auf den andern nicht ge- rade ſehen moͤge, ſondern allezeit ein we- nig abſeits, damit die hinabfallenden Voͤ- gel die noch ungefangenen und erſt an- kommenden Fremdlinge nicht erſchrecken und ſchuͤchtern machen. Sind die Baͤu- me ziemlich weit von einander geſetzt, muß man ſie obenher deſto breiter zieglen, da- mit die Aeſte ſo nahe zuſammen kommen, daß die Richt-Staͤblein, die man einbin- den muß, nicht allzu weit von einander gehen; Die Baͤume aber, die enger bey- ſammen ſtehen, oder von ſich ſelbſt auf- wachſen, muß man wohl zuruͤck hal- ten, und ſie mit Schneiden und Stuͤm- meln im Herbſt und im Fruͤhling zur ge- buͤhrlichen Maaß bringen, und anglei- chen. Es iſt hierbey zu mercken, daß es eben nicht noͤthig, daß an einem iedweden Baum gerichtet werde, ſondern man kan auf der Teſa ſo viel Baͤume richten, als man will, wenn gleich deren eine groſſe Anzahl, und die Teſa ziemlich groß iſt; Die uͤbrigen Baͤume kan man wohl ab- ebnen und ſtuͤmmeln zum Schatten, und zur Zierde anrichten laſſen. Hingegen muͤſſen an manchem Richt-Baum, der an einem guten Orte ſtehet, die natuͤrli- chen ſelbſt gewachſenen Aeſte an den Baͤu- men an ſtatt der Richt-Staͤblein ge- braucht, und darauf gerichtet werden.
§. 8.
Bey Setzung der Richt-Staͤbe, und deren Unterſcheid iſt in Acht zu neh- men, ob man nur Fincken und dergleichen kleine Voͤgel, oder aber Droſſeln und Amſeln fangen will; denn im Fall der Noth kan man wohl eine Teſa zu groͤſſern und kleineren Voͤgeln zugleich gebrau- chen; Es ſey aber angeſehen auf was es wolle, muͤſſen die Richt-Staͤblein, ſo viel es moͤglich, in dem Schatten ſtehen, damit der Leim von der Sonne nicht allzu viel be- ruͤhret werde, iedoch muͤſſen ſie dennoch wohl in die Lichten herauskommen, und genung ſichtbar ſeyn, damit die Voͤgel ger- ne darauf anſitzen, wobey der Augen- ſchein und die Gelegenheit ſelbſt die An- weiſung geben. Die Richt-Baͤume, darauf man richten ſoll, muͤſſen auf ſel- biger Seite obenher etwas weniger, und [Spaltenumbruch]
untenher ſchraͤmsweiſe etwas mehr aus- geſchnitten werden, damit die gefangenen Voͤgel frey herab auf den Boden fallen moͤgen, und in den Aeſten der untern Sei- ten nicht ſtecken, und ſich alſo von dem Leim loßſtreiffen; Sie muͤſſen auch nicht zu nahe beyſammen, ſondern abgeſondert ſeyn, damit die fremden Voͤgel, die erſt ein- fallen wollen, die gefangenen und abfal- lenden nicht gewahr werden, und ſich hierdurch verſcheuchen laſſen.
§. 9.
Die Richt-Staͤblein nimmt man von Haſelſtauden vier Spannen lang, und Fingers dicke, nachdem es die Gelegenheit und Weite der Richt-Baͤu- me erfordert, offt groͤſſer und dicker, und offt kuͤrtzer und duͤnner. Dieſe Staͤblein werden an beyden Orten gegen einander Daumens tieff eingeſchnitten, und bey dem einen Baum gantz oben an mit Wei- den-Ruͤthlein, bey dem andern Baum aber ein paar Spannen tieffer hinunter, und alſo wohl geſchraͤnckt auf einer Seite hoͤher als auf der andern feſt angebun- den; in der Mitten eine Handbreit von einander ſchneidet man zwey oder drey mahl in dieſe Richt-Staͤblein oder Aeſte, darein man die Leim-Ruthen deſto ge- ſchwinder ſtecken und aufrichten moͤge. Das beſchwerlichſte beſtehet in der ge- ſchwinden und ſchnellen Aufſteckung der Leim-Ruthen, wobey der Vorthel, daß man die Richt-Staͤblein an dem Ort, wor- ein man die Ruthen geſteckt, recht uñ wohl einſchneide, in dem Stecken von oben an- fange, ſelbige nicht zu hoch, nicht zu nie- drig, auch nicht zu feſte ſtecke. Weil der erſte Strich der beſte, muß man nach angebrochenem Tage bey dem Fin- cken-Fang, bey den Groß-Vogeln aber ſchon vor Tages zu richten geſetzt ſeyn. Ei- nige, die groſſe und weite Teſen haben, pflegen zu Abends ſpaͤt bey dem Licht, oder Morgens vor Tages die meiſten Richt-Staͤblein zu beſetzen, und den erſten Strich nicht zu verſaͤumen, wiewohl es gewiſſer, wenn man deſto fruͤher aufſte- het, damit die Leim-Ruthen nicht durch die Feuchtigkeit der Nacht ihre nothwendige Anklebung vermindern, oder gar verlie- ren moͤgen.
§. 10.
Auf die Fincken werden die Spindeln uͤber einander drey Finger hoch, auf die Groß-Voͤgel aber etwas hoͤ- her geſchrenckt, doch gantz gelinde und zum Fallen beqvem eingeſteckt; Auf ſol- che Art koͤnnen die abfliegenden Voͤgel gleich im Aufſitzen mit der Bruſt und den
Fluͤgeln
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[191/0315]
Von der Teſa und derſelben Anrichtung.
ten her viel ſaubert, ſondern nur, was von
dergleichen Aeſtlein zu weit hinausreicht,
mit Weiden-Ruͤthlein an den Stamm
verbindet, damit alles wohl gruͤn und na-
tuͤrlich ausſehe, und gegen den Boden de-
ſto finſterer ſey.
§. 7. Die Richt-Staͤbe muß man mit
den Leim-Ruthen alſo eintheilen, daß
man von einem auf den andern nicht ge-
rade ſehen moͤge, ſondern allezeit ein we-
nig abſeits, damit die hinabfallenden Voͤ-
gel die noch ungefangenen und erſt an-
kommenden Fremdlinge nicht erſchrecken
und ſchuͤchtern machen. Sind die Baͤu-
me ziemlich weit von einander geſetzt, muß
man ſie obenher deſto breiter zieglen, da-
mit die Aeſte ſo nahe zuſammen kommen,
daß die Richt-Staͤblein, die man einbin-
den muß, nicht allzu weit von einander
gehen; Die Baͤume aber, die enger bey-
ſammen ſtehen, oder von ſich ſelbſt auf-
wachſen, muß man wohl zuruͤck hal-
ten, und ſie mit Schneiden und Stuͤm-
meln im Herbſt und im Fruͤhling zur ge-
buͤhrlichen Maaß bringen, und anglei-
chen. Es iſt hierbey zu mercken, daß es
eben nicht noͤthig, daß an einem iedweden
Baum gerichtet werde, ſondern man kan
auf der Teſa ſo viel Baͤume richten, als
man will, wenn gleich deren eine groſſe
Anzahl, und die Teſa ziemlich groß iſt;
Die uͤbrigen Baͤume kan man wohl ab-
ebnen und ſtuͤmmeln zum Schatten, und
zur Zierde anrichten laſſen. Hingegen
muͤſſen an manchem Richt-Baum, der
an einem guten Orte ſtehet, die natuͤrli-
chen ſelbſt gewachſenen Aeſte an den Baͤu-
men an ſtatt der Richt-Staͤblein ge-
braucht, und darauf gerichtet werden.
§. 8. Bey Setzung der Richt-Staͤbe,
und deren Unterſcheid iſt in Acht zu neh-
men, ob man nur Fincken und dergleichen
kleine Voͤgel, oder aber Droſſeln und
Amſeln fangen will; denn im Fall der
Noth kan man wohl eine Teſa zu groͤſſern
und kleineren Voͤgeln zugleich gebrau-
chen; Es ſey aber angeſehen auf was es
wolle, muͤſſen die Richt-Staͤblein, ſo viel
es moͤglich, in dem Schatten ſtehen, damit
der Leim von der Sonne nicht allzu viel be-
ruͤhret werde, iedoch muͤſſen ſie dennoch
wohl in die Lichten herauskommen, und
genung ſichtbar ſeyn, damit die Voͤgel ger-
ne darauf anſitzen, wobey der Augen-
ſchein und die Gelegenheit ſelbſt die An-
weiſung geben. Die Richt-Baͤume,
darauf man richten ſoll, muͤſſen auf ſel-
biger Seite obenher etwas weniger, und
untenher ſchraͤmsweiſe etwas mehr aus-
geſchnitten werden, damit die gefangenen
Voͤgel frey herab auf den Boden fallen
moͤgen, und in den Aeſten der untern Sei-
ten nicht ſtecken, und ſich alſo von dem
Leim loßſtreiffen; Sie muͤſſen auch nicht
zu nahe beyſammen, ſondern abgeſondert
ſeyn, damit die fremden Voͤgel, die erſt ein-
fallen wollen, die gefangenen und abfal-
lenden nicht gewahr werden, und ſich
hierdurch verſcheuchen laſſen.
§. 9. Die Richt-Staͤblein nimmt
man von Haſelſtauden vier Spannen
lang, und Fingers dicke, nachdem es die
Gelegenheit und Weite der Richt-Baͤu-
me erfordert, offt groͤſſer und dicker, und
offt kuͤrtzer und duͤnner. Dieſe Staͤblein
werden an beyden Orten gegen einander
Daumens tieff eingeſchnitten, und bey
dem einen Baum gantz oben an mit Wei-
den-Ruͤthlein, bey dem andern Baum
aber ein paar Spannen tieffer hinunter,
und alſo wohl geſchraͤnckt auf einer Seite
hoͤher als auf der andern feſt angebun-
den; in der Mitten eine Handbreit von
einander ſchneidet man zwey oder drey
mahl in dieſe Richt-Staͤblein oder Aeſte,
darein man die Leim-Ruthen deſto ge-
ſchwinder ſtecken und aufrichten moͤge.
Das beſchwerlichſte beſtehet in der ge-
ſchwinden und ſchnellen Aufſteckung der
Leim-Ruthen, wobey der Vorthel, daß
man die Richt-Staͤblein an dem Ort, wor-
ein man die Ruthen geſteckt, recht uñ wohl
einſchneide, in dem Stecken von oben an-
fange, ſelbige nicht zu hoch, nicht zu nie-
drig, auch nicht zu feſte ſtecke. Weil
der erſte Strich der beſte, muß man
nach angebrochenem Tage bey dem Fin-
cken-Fang, bey den Groß-Vogeln aber
ſchon vor Tages zu richten geſetzt ſeyn. Ei-
nige, die groſſe und weite Teſen haben,
pflegen zu Abends ſpaͤt bey dem Licht,
oder Morgens vor Tages die meiſten
Richt-Staͤblein zu beſetzen, und den erſten
Strich nicht zu verſaͤumen, wiewohl es
gewiſſer, wenn man deſto fruͤher aufſte-
het, damit die Leim-Ruthen nicht durch die
Feuchtigkeit der Nacht ihre nothwendige
Anklebung vermindern, oder gar verlie-
ren moͤgen.
§. 10. Auf die Fincken werden die
Spindeln uͤber einander drey Finger
hoch, auf die Groß-Voͤgel aber etwas hoͤ-
her geſchrenckt, doch gantz gelinde und
zum Fallen beqvem eingeſteckt; Auf ſol-
che Art koͤnnen die abfliegenden Voͤgel
gleich im Aufſitzen mit der Bruſt und den
Fluͤgeln
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/315>, abgerufen am 03.12.2024.
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