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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Theils 31. Cap. von der Stangada und Fincken-Roccolo.
[Spaltenumbruch] Zwerch aufgerichtet, wie bey den Panthe-
ren gesagt worden.

§. 7.

Die Jagd fängt sich entweder
früh an, ehe der Vogel auf die Weyde zie-
het, oder des Abends, wenn er sich wieder
zum Nachsitz umwendet. Durch ieden
gemachten Weg gehet eine Person, klopfft
und schlägt mit einem Stecken oder Rohr
in die Aeste, und wirfft mit Steinlein oder
Sand in die Bäume. Hat man die Vö-
gel in der Jagd, muß man dem Netz schnell
zugehen. Einige, damit sich nicht die Vö-
gel in die Höhe begeben, und gar durchge-
hen, lassen ein Fälcklein oder Sperber
umher revieren, so wird kein Vogel über
sich begehren; Andere nehmen nur einen
gemachten höltzernen Falcken, oder bin-
den ein paar Habicht-Flügel ausgebrei-
tet zusammen mit einer Schelle, und
schwingen solche an einer Stange und
Schnur bißweilen herum. Man kan die-
se Invention, wenn sie an einem Ort ge-
bauet ist, wo ein guter Strich zu seyn
pflegt, im Herbst jährlich mit Lust und
Nutzen gebrauchen.

Das 31. Capitel/
Von der Stangada und Fin-
cken-Roccolo.
§. 1.

Will man die Wachteln auf welsche
Manier mit der Stangada fangen,
muß man erstlich in den Feldern einen
gewissen Ort aussuchen, darüber ein gu-
ter Strich gehet, und ein halb Tagewerck
denselben unangebaut liegen lassen. Vier
Wochen darnach, nachdem man bestellet,
säet man auf die ledigen Felder Hafer, da-
mit er um so viel später zeitig werde; ist
nun der andere Hafer abgemähet, stehet
dieser noch gantz grün. Jn Jtalien wird
meistentheils eine gewisse Frucht, die sie
Sorgo heissen, angebauet, die starck im
Stengel, und vom hin und wieder Durch-
gehen nicht leicht nieder getreten wird.
Ferner muß man zu diesem Ende über
Winter 50. Wachteln, Männlein, und
etwan vier Chantarellen in solchen Körb-
lein, wie etwan in der Fig. IV. in g. zu se-
hen aufbehalten, die muß man hernach
den Sommer durch in einem Keller ver-
wahren. Das Körblein muß man mit
einem Sacke, wie sub f. überdecken, damit
sie finster stehen, und nicht schlagen. Jst
nun die gantze völlige Erndte eingebracht,
[Spaltenumbruch] so bleibet dieses halbe Tagewerck über.
Wenn der Wachtelstrich gehet, nimmt
man die verhaltenen Wachteln hervor,
richtet in dem noch stehenden Hafer zwey
Stangen, wie sub h. und i. zu sehen, auf;
die Stangen macht man in die Erde, wie
die Leim-Stangen, daß man sie auf und
nieder heben kan. Durch den Acker
schneidet man ein oder zwey Fuß-Steige
aus, wie sub k, gräbet auch wie l. m. n. o.
zu sehen, etwan anderthalb Klaffter weit
von dem Acker hohe Stangen ein, daran
man die Panthera aufrichten kan.

§. 2.

Einige lassen 6. oder 7. Schritt
innerhalb oder vor dem Ende des Ackers
mitten hindurch gemeine Wachtel- oder
Steck-Netze aufrichten, damit Morgens,
oder die Nacht hindurch in dem Treiben
die meisten Wachteln sich darinnen fan-
gen, denn sie werden des Nachts vorher
gesteckt, daß nur das übrige der Panthe-
ra
zu Theil wird; es pflegen auch etliche
hinter dem Steck-Gärnlein ein kleines
Gräblein aufzuwerffen, damit die gefan-
genen Wachteln, wenn sie tiefer hinab
fallen, nicht so leicht zurück gehen, und sich
der Bande entledigen können. Jn der
Hütten e. werden die Wachteln, damit
man solche nicht nach Hause tragen darff,
gehalten. Will man Wachteln fangen,
muß der Jäger gleich nach Mitternacht
die Wachteln an die Stangen um und
um, wie sub Fig. 4. zu sehen, hangen, und
die Chantareilen etwas niedrig hängen.
Die Garne werden nicht ausgezogen, son-
dern bleiben an den Stangen zusammen
gerollet. Jst es nun Zeit, hebt der Jä-
ger an mit der Wachtel-Pfeiffe zu ruf-
fen, darauf fangen die Chantarellen auch
an, und folgends die andern an der Stan-
gen hängenden Männlein zu schlagen.

§. 3.

Fangen die fremden Wachteln
vor Tages an zu streichen, und hören die-
se frisch schlagen, das Getraide ist aber
alles auf dem Felde weg, ausser auf die-
sem eintzigen halben Tagewerck, so fallen
dieselben Nacht-streichenden Wachteln in
diesen Hafer, um den Tag daselbst zu ver-
bleiben. Jst es nun Tag worden, und
die Wachteln hören auf denselbigen Tag
zu streichen, so ziehet man die Panthera
allenthalben auf, von einer Stange zur
andern, wie sub L. m. n. o. zu sehen, und
hefftet die grossen Maschen fest in die Erde,
als wie bey dem Roccoli gemeldet wor-
den. Sind nun die Garne recht gerich-
tet, kan man nach Belieben um 8. oder 9.
Uhr Vormittags und auch Nachmit-

tags
A a 2

Des Dritten Theils 31. Cap. von der Stangada und Fincken-Roccolo.
[Spaltenumbruch] Zwerch aufgerichtet, wie bey den Panthe-
ren geſagt worden.

§. 7.

Die Jagd faͤngt ſich entweder
fruͤh an, ehe der Vogel auf die Weyde zie-
het, oder des Abends, wenn er ſich wieder
zum Nachſitz umwendet. Durch ieden
gemachten Weg gehet eine Perſon, klopfft
und ſchlaͤgt mit einem Stecken oder Rohr
in die Aeſte, und wirfft mit Steinlein oder
Sand in die Baͤume. Hat man die Voͤ-
gel in der Jagd, muß man dem Netz ſchnell
zugehen. Einige, damit ſich nicht die Voͤ-
gel in die Hoͤhe begeben, und gar durchge-
hen, laſſen ein Faͤlcklein oder Sperber
umher revieren, ſo wird kein Vogel uͤber
ſich begehren; Andere nehmen nur einen
gemachten hoͤltzernen Falcken, oder bin-
den ein paar Habicht-Fluͤgel ausgebrei-
tet zuſammen mit einer Schelle, und
ſchwingen ſolche an einer Stange und
Schnur bißweilen herum. Man kan die-
ſe Invention, wenn ſie an einem Ort ge-
bauet iſt, wo ein guter Strich zu ſeyn
pflegt, im Herbſt jaͤhrlich mit Luſt und
Nutzen gebrauchen.

Das 31. Capitel/
Von der Stangada und Fin-
cken-Roccolo.
§. 1.

Will man die Wachteln auf welſche
Manier mit der Stangada fangen,
muß man erſtlich in den Feldern einen
gewiſſen Ort ausſuchen, daruͤber ein gu-
ter Strich gehet, und ein halb Tagewerck
denſelben unangebaut liegen laſſen. Vier
Wochen darnach, nachdem man beſtellet,
ſaͤet man auf die ledigen Felder Hafer, da-
mit er um ſo viel ſpaͤter zeitig werde; iſt
nun der andere Hafer abgemaͤhet, ſtehet
dieſer noch gantz gruͤn. Jn Jtalien wird
meiſtentheils eine gewiſſe Frucht, die ſie
Sorgo heiſſen, angebauet, die ſtarck im
Stengel, und vom hin und wieder Durch-
gehen nicht leicht nieder getreten wird.
Ferner muß man zu dieſem Ende uͤber
Winter 50. Wachteln, Maͤnnlein, und
etwan vier Chantarellen in ſolchen Koͤrb-
lein, wie etwan in der Fig. IV. in g. zu ſe-
hen aufbehalten, die muß man hernach
den Sommer durch in einem Keller ver-
wahren. Das Koͤrblein muß man mit
einem Sacke, wie ſub f. uͤberdecken, damit
ſie finſter ſtehen, und nicht ſchlagen. Jſt
nun die gantze voͤllige Erndte eingebracht,
[Spaltenumbruch] ſo bleibet dieſes halbe Tagewerck uͤber.
Wenn der Wachtelſtrich gehet, nimmt
man die verhaltenen Wachteln hervor,
richtet in dem noch ſtehenden Hafer zwey
Stangen, wie ſub h. und i. zu ſehen, auf;
die Stangen macht man in die Erde, wie
die Leim-Stangen, daß man ſie auf und
nieder heben kan. Durch den Acker
ſchneidet man ein oder zwey Fuß-Steige
aus, wie ſub k, graͤbet auch wie l. m. n. o.
zu ſehen, etwan anderthalb Klaffter weit
von dem Acker hohe Stangen ein, daran
man die Panthera aufrichten kan.

§. 2.

Einige laſſen 6. oder 7. Schritt
innerhalb oder vor dem Ende des Ackers
mitten hindurch gemeine Wachtel- oder
Steck-Netze aufrichten, damit Morgens,
oder die Nacht hindurch in dem Treiben
die meiſten Wachteln ſich darinnen fan-
gen, denn ſie werden des Nachts vorher
geſteckt, daß nur das uͤbrige der Panthe-
ra
zu Theil wird; es pflegen auch etliche
hinter dem Steck-Gaͤrnlein ein kleines
Graͤblein aufzuwerffen, damit die gefan-
genen Wachteln, wenn ſie tiefer hinab
fallen, nicht ſo leicht zuruͤck gehen, und ſich
der Bande entledigen koͤnnen. Jn der
Huͤtten e. werden die Wachteln, damit
man ſolche nicht nach Hauſe tragen darff,
gehalten. Will man Wachteln fangen,
muß der Jaͤger gleich nach Mitternacht
die Wachteln an die Stangen um und
um, wie ſub Fig. 4. zu ſehen, hangen, und
die Chantareilen etwas niedrig haͤngen.
Die Garne werden nicht ausgezogen, ſon-
dern bleiben an den Stangen zuſammen
gerollet. Jſt es nun Zeit, hebt der Jaͤ-
ger an mit der Wachtel-Pfeiffe zu ruf-
fen, darauf fangen die Chantarellen auch
an, und folgends die andern an der Stan-
gen haͤngenden Maͤnnlein zu ſchlagen.

§. 3.

Fangen die fremden Wachteln
vor Tages an zu ſtreichen, und hoͤren die-
ſe friſch ſchlagen, das Getraide iſt aber
alles auf dem Felde weg, auſſer auf die-
ſem eintzigen halben Tagewerck, ſo fallen
dieſelben Nacht-ſtreichenden Wachteln in
dieſen Hafer, um den Tag daſelbſt zu ver-
bleiben. Jſt es nun Tag worden, und
die Wachteln hoͤren auf denſelbigen Tag
zu ſtreichen, ſo ziehet man die Panthera
allenthalben auf, von einer Stange zur
andern, wie ſub L. m. n. o. zu ſehen, und
hefftet die groſſen Maſchen feſt in die Erde,
als wie bey dem Roccoli gemeldet wor-
den. Sind nun die Garne recht gerich-
tet, kan man nach Belieben um 8. oder 9.
Uhr Vormittags und auch Nachmit-

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[187/0311] Des Dritten Theils 31. Cap. von der Stangada und Fincken-Roccolo. Zwerch aufgerichtet, wie bey den Panthe- ren geſagt worden. §. 7. Die Jagd faͤngt ſich entweder fruͤh an, ehe der Vogel auf die Weyde zie- het, oder des Abends, wenn er ſich wieder zum Nachſitz umwendet. Durch ieden gemachten Weg gehet eine Perſon, klopfft und ſchlaͤgt mit einem Stecken oder Rohr in die Aeſte, und wirfft mit Steinlein oder Sand in die Baͤume. Hat man die Voͤ- gel in der Jagd, muß man dem Netz ſchnell zugehen. Einige, damit ſich nicht die Voͤ- gel in die Hoͤhe begeben, und gar durchge- hen, laſſen ein Faͤlcklein oder Sperber umher revieren, ſo wird kein Vogel uͤber ſich begehren; Andere nehmen nur einen gemachten hoͤltzernen Falcken, oder bin- den ein paar Habicht-Fluͤgel ausgebrei- tet zuſammen mit einer Schelle, und ſchwingen ſolche an einer Stange und Schnur bißweilen herum. Man kan die- ſe Invention, wenn ſie an einem Ort ge- bauet iſt, wo ein guter Strich zu ſeyn pflegt, im Herbſt jaͤhrlich mit Luſt und Nutzen gebrauchen. Das 31. Capitel/ Von der Stangada und Fin- cken-Roccolo. §. 1. Will man die Wachteln auf welſche Manier mit der Stangada fangen, muß man erſtlich in den Feldern einen gewiſſen Ort ausſuchen, daruͤber ein gu- ter Strich gehet, und ein halb Tagewerck denſelben unangebaut liegen laſſen. Vier Wochen darnach, nachdem man beſtellet, ſaͤet man auf die ledigen Felder Hafer, da- mit er um ſo viel ſpaͤter zeitig werde; iſt nun der andere Hafer abgemaͤhet, ſtehet dieſer noch gantz gruͤn. Jn Jtalien wird meiſtentheils eine gewiſſe Frucht, die ſie Sorgo heiſſen, angebauet, die ſtarck im Stengel, und vom hin und wieder Durch- gehen nicht leicht nieder getreten wird. Ferner muß man zu dieſem Ende uͤber Winter 50. Wachteln, Maͤnnlein, und etwan vier Chantarellen in ſolchen Koͤrb- lein, wie etwan in der Fig. IV. in g. zu ſe- hen aufbehalten, die muß man hernach den Sommer durch in einem Keller ver- wahren. Das Koͤrblein muß man mit einem Sacke, wie ſub f. uͤberdecken, damit ſie finſter ſtehen, und nicht ſchlagen. Jſt nun die gantze voͤllige Erndte eingebracht, ſo bleibet dieſes halbe Tagewerck uͤber. Wenn der Wachtelſtrich gehet, nimmt man die verhaltenen Wachteln hervor, richtet in dem noch ſtehenden Hafer zwey Stangen, wie ſub h. und i. zu ſehen, auf; die Stangen macht man in die Erde, wie die Leim-Stangen, daß man ſie auf und nieder heben kan. Durch den Acker ſchneidet man ein oder zwey Fuß-Steige aus, wie ſub k, graͤbet auch wie l. m. n. o. zu ſehen, etwan anderthalb Klaffter weit von dem Acker hohe Stangen ein, daran man die Panthera aufrichten kan. §. 2. Einige laſſen 6. oder 7. Schritt innerhalb oder vor dem Ende des Ackers mitten hindurch gemeine Wachtel- oder Steck-Netze aufrichten, damit Morgens, oder die Nacht hindurch in dem Treiben die meiſten Wachteln ſich darinnen fan- gen, denn ſie werden des Nachts vorher geſteckt, daß nur das uͤbrige der Panthe- ra zu Theil wird; es pflegen auch etliche hinter dem Steck-Gaͤrnlein ein kleines Graͤblein aufzuwerffen, damit die gefan- genen Wachteln, wenn ſie tiefer hinab fallen, nicht ſo leicht zuruͤck gehen, und ſich der Bande entledigen koͤnnen. Jn der Huͤtten e. werden die Wachteln, damit man ſolche nicht nach Hauſe tragen darff, gehalten. Will man Wachteln fangen, muß der Jaͤger gleich nach Mitternacht die Wachteln an die Stangen um und um, wie ſub Fig. 4. zu ſehen, hangen, und die Chantareilen etwas niedrig haͤngen. Die Garne werden nicht ausgezogen, ſon- dern bleiben an den Stangen zuſammen gerollet. Jſt es nun Zeit, hebt der Jaͤ- ger an mit der Wachtel-Pfeiffe zu ruf- fen, darauf fangen die Chantarellen auch an, und folgends die andern an der Stan- gen haͤngenden Maͤnnlein zu ſchlagen. §. 3. Fangen die fremden Wachteln vor Tages an zu ſtreichen, und hoͤren die- ſe friſch ſchlagen, das Getraide iſt aber alles auf dem Felde weg, auſſer auf die- ſem eintzigen halben Tagewerck, ſo fallen dieſelben Nacht-ſtreichenden Wachteln in dieſen Hafer, um den Tag daſelbſt zu ver- bleiben. Jſt es nun Tag worden, und die Wachteln hoͤren auf denſelbigen Tag zu ſtreichen, ſo ziehet man die Panthera allenthalben auf, von einer Stange zur andern, wie ſub L. m. n. o. zu ſehen, und hefftet die groſſen Maſchen feſt in die Erde, als wie bey dem Roccoli gemeldet wor- den. Sind nun die Garne recht gerich- tet, kan man nach Belieben um 8. oder 9. Uhr Vormittags und auch Nachmit- tags A a 2

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/311>, abgerufen am 21.12.2024.