[Spaltenumbruch]
schen, und sie in GOttes Nahmen ohne allen Aberglauben oder Furcht mit be- höriger Ladung, und gutem Pürsch-Pul- ver versehen, einen Vorschlag darauf thun, und die Kugel mit dem Pflaster wohl geschmieret einstossen, so ist alles zu fernerem Gebrauch wieder fertig.
§. 5.
Will man aber das Pulver stär- cken, und es zum raschen Loßbrennen ma- chen, so kan man gleichfalls im Julio das Pulver mit starckem Vorlauff oder Brandtwein befeuchten, und an der Son- ne in einem leinen Säcklein trocknen, so in der Wärme aufgehängt. Die Pfla- ster macht man gerne von dünnem ge- schmeidigen Leder oder Parchent, und schmieret sie auf einer Seite, da die Zü- ge des Rohres eindrücken sollen, mit Talch oder zerlassenem Unschlitt. Die Kugeln werden in dem Monat Novem- ber gegossen, da das Zeichen des Schützen regiert, wenn die Würckung am kräfftig- sten seyn soll; Einige löschen die Kugeln in Knoblauchs-Safft ab, da sie denn leich- ter tödten sollen. Andere thun ein klein Stückgen vom Donner-Keil in die For- me, und giessen die Kugel darauf; Wenn solche geladen, und sie ein Thier damit schiessen, soll es augenblicklich niederfal- len, als ob es der Donner erschlagen. Man- che brauchen auch bey dem Loßdrücken ei- nen gewissen Fluch, den ich aber, weil er gottloß und sündlich ist, verschweigen will. Jch habe einen Schützen gekannt, der nahm einen eisernen Nagel aus einem Grabe, der an einem Sarge gesteckt, und steckte denselbigen in eine frische Wildes- Gefährde, so glaubte der Schütze, daß das Thier von seinem Revier nicht wegkom- men könte, biß ers geschossen. Andere brauchen noch andere Künste, die theils wahr, theils falsch, theils zuläßig, theils unzuläßig, theils vernünfftig, theils un- vernünfftig seyn, es mag aber an diesen vor dißmahl genug seyn. Wer ein Lieb- haber von der Jägerey, der mag sich die übrigen selbst suppliren.
Das 28. Capitel/ Von dem Fuchs-Prellen.
§. 1.
Wenn hohe Standes-Personen nach Gelegenheit der Zeiten und Um- stände bey allerhand öffentlichen Solenni- täten mancherley Divertissements anzu- stellen pflegen, so werden unter andern [Spaltenumbruch]
auch vor die Cavalliers und Dames auf unterschiedene Arten, und nach mancher- ley Figuren, lustige Fuchs-Prellen an- gestellet. Zu diesem Ende, wenn von gnädigster Landes-Herrschafft ein Fuchs- Prellen einmahl resolviret worden, wird von dem Ober-Jägermeister, als Dire- cteur der gantzen Jägerey, an die Ober- Förster und Wildmeister Befehl ertheilet, daß sie allenthalben die Füchse, wo sie nur solche erlangen können, lebendig in Netze einfangen, und in behörige Kästen nach dero Residenz in den Jäger-Hof liefern sollen; Sie werden alsdenn in einem wohl vermachten gemauerten Zwinger beysammen ausgelassen, und mit ver- schafftem Luder vom Caviller gefüttert. Bißweilen müssen auch von den Forst-Be- dienten auf eben die Art lebendige Hasen, Dächse und dergleichen geliefert werden. Es bemühet sich denn ein ieder Ober-För- ster oder Wildmeister, der ein wenig Am- bition im Leibe hat, daß er die meisten Füchse oder andern Thiere lebendig und ohne Schaden einfangen, und solche in die Residenz schicken möge. Bißweilen be- fiehlet auch die Herrschafft an, daß jährige Fröschlinge und mäßige kleine Bachen mit eingefangen werden, welches aber in al- ler Stille verschwiegen gehalten werden muß.
§. 2.
Nahet nun der Termin des Fuchs-Prellens heran, so werden des Ta- ges zuvor die Füchse mit vorhaltenden Netzen in ihren Zwinger wiederum ein- gefangen, und in die Kästen gethan, wie auch die Hasen, Dächse und andere Thie- re, und nach dem verlangten Platz hin- gebracht, welcher entweder mit zartem Sand, oder mit gutem Raasen bedeckt seyn muß. Dieser Platz wird vor allen Dingen mit hohen Tüchern fest umher, sonderlich unten an der Erde dichte befe- ftiget, damit die listigen Füchse nicht un- ten hindurch kommen, und also der Herr- schafft Verdruß erwecken möchten; Sie werden auch wohl auf den mit Grase be- wachsenen Jäger-Hof gebracht, da es als- denn nicht nöthig, Tücher zu stellen, weil die Gebäude des Jäger-Hofes, Zeug- Hauses und Hunde-Ställe, oder andere Zwinger und Gemäuer von sich selbst ei- nen gemauerten befestigten Hof darstel- len, daß also keine Tücher nöthig seyn. Solte aber die Herrschafft unpäßlich seyn, oder die Gemahlin wäre in Wochen, und die fremde Herrschafft befände sich etwan kräncklich, so wird das Fuchs-Prellen zu
besserer
Des Dritten Theils 28. Capitel/
[Spaltenumbruch]
ſchen, und ſie in GOttes Nahmen ohne allen Aberglauben oder Furcht mit be- hoͤriger Ladung, und gutem Puͤrſch-Pul- ver verſehen, einen Vorſchlag darauf thun, und die Kugel mit dem Pflaſter wohl geſchmieret einſtoſſen, ſo iſt alles zu fernerem Gebrauch wieder fertig.
§. 5.
Will man aber das Pulver ſtaͤr- cken, und es zum raſchen Loßbrennen ma- chen, ſo kan man gleichfalls im Julio das Pulver mit ſtarckem Vorlauff oder Brandtwein befeuchten, und an der Son- ne in einem leinen Saͤcklein trocknen, ſo in der Waͤrme aufgehaͤngt. Die Pfla- ſter macht man gerne von duͤnnem ge- ſchmeidigen Leder oder Parchent, und ſchmieret ſie auf einer Seite, da die Zuͤ- ge des Rohres eindruͤcken ſollen, mit Talch oder zerlaſſenem Unſchlitt. Die Kugeln werden in dem Monat Novem- ber gegoſſen, da das Zeichen des Schuͤtzen regiert, wenn die Wuͤrckung am kraͤfftig- ſten ſeyn ſoll; Einige loͤſchen die Kugeln in Knoblauchs-Safft ab, da ſie denn leich- ter toͤdten ſollen. Andere thun ein klein Stuͤckgen vom Donner-Keil in die For- me, und gieſſen die Kugel darauf; Wenn ſolche geladen, und ſie ein Thier damit ſchieſſen, ſoll es augenblicklich niederfal- len, als ob es der Donner erſchlagen. Man- che brauchen auch bey dem Loßdruͤcken ei- nen gewiſſen Fluch, den ich aber, weil er gottloß und ſuͤndlich iſt, verſchweigen will. Jch habe einen Schuͤtzen gekannt, der nahm einen eiſernen Nagel aus einem Grabe, der an einem Sarge geſteckt, und ſteckte denſelbigen in eine friſche Wildes- Gefaͤhrde, ſo glaubte der Schuͤtze, daß das Thier von ſeinem Revier nicht wegkom- men koͤnte, biß ers geſchoſſen. Andere brauchen noch andere Kuͤnſte, die theils wahr, theils falſch, theils zulaͤßig, theils unzulaͤßig, theils vernuͤnfftig, theils un- vernuͤnfftig ſeyn, es mag aber an dieſen vor dißmahl genug ſeyn. Wer ein Lieb- haber von der Jaͤgerey, der mag ſich die uͤbrigen ſelbſt ſuppliren.
Das 28. Capitel/ Von dem Fuchs-Prellen.
§. 1.
Wenn hohe Standes-Perſonen nach Gelegenheit der Zeiten und Um- ſtaͤnde bey allerhand oͤffentlichen Solenni- taͤten mancherley Divertiſſements anzu- ſtellen pflegen, ſo werden unter andern [Spaltenumbruch]
auch vor die Cavalliers und Dames auf unterſchiedene Arten, und nach mancher- ley Figuren, luſtige Fuchs-Prellen an- geſtellet. Zu dieſem Ende, wenn von gnaͤdigſter Landes-Herrſchafft ein Fuchs- Prellen einmahl reſolviret worden, wird von dem Ober-Jaͤgermeiſter, als Dire- cteur der gantzen Jaͤgerey, an die Ober- Foͤrſter und Wildmeiſter Befehl ertheilet, daß ſie allenthalben die Fuͤchſe, wo ſie nur ſolche erlangen koͤnnen, lebendig in Netze einfangen, und in behoͤrige Kaͤſten nach dero Reſidenz in den Jaͤger-Hof liefern ſollen; Sie werden alsdenn in einem wohl vermachten gemauerten Zwinger beyſammen ausgelaſſen, und mit ver- ſchafftem Luder vom Caviller gefuͤttert. Bißweilen muͤſſen auch von den Forſt-Be- dienten auf eben die Art lebendige Haſen, Daͤchſe und dergleichen geliefert werden. Es bemuͤhet ſich denn ein ieder Ober-Foͤr- ſter oder Wildmeiſter, der ein wenig Am- bition im Leibe hat, daß er die meiſten Fuͤchſe oder andern Thiere lebendig und ohne Schaden einfangen, und ſolche in die Reſidenz ſchicken moͤge. Bißweilen be- fiehlet auch die Herrſchafft an, daß jaͤhrige Froͤſchlinge und maͤßige kleine Bachen mit eingefangen werden, welches aber in al- ler Stille verſchwiegen gehalten werden muß.
§. 2.
Nahet nun der Termin des Fuchs-Prellens heran, ſo werden des Ta- ges zuvor die Fuͤchſe mit vorhaltenden Netzen in ihren Zwinger wiederum ein- gefangen, und in die Kaͤſten gethan, wie auch die Haſen, Daͤchſe und andere Thie- re, und nach dem verlangten Platz hin- gebracht, welcher entweder mit zartem Sand, oder mit gutem Raaſen bedeckt ſeyn muß. Dieſer Platz wird vor allen Dingen mit hohen Tuͤchern feſt umher, ſonderlich unten an der Erde dichte befe- ftiget, damit die liſtigen Fuͤchſe nicht un- ten hindurch kommen, und alſo der Herr- ſchafft Verdruß erwecken moͤchten; Sie werden auch wohl auf den mit Graſe be- wachſenen Jaͤger-Hof gebracht, da es als- denn nicht noͤthig, Tuͤcher zu ſtellen, weil die Gebaͤude des Jaͤger-Hofes, Zeug- Hauſes und Hunde-Staͤlle, oder andere Zwinger und Gemaͤuer von ſich ſelbſt ei- nen gemauerten befeſtigten Hof darſtel- len, daß alſo keine Tuͤcher noͤthig ſeyn. Solte aber die Herrſchafft unpaͤßlich ſeyn, oder die Gemahlin waͤre in Wochen, und die fremde Herrſchafft befaͤnde ſich etwan kraͤncklich, ſo wird das Fuchs-Prellen zu
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[182/0302]
Des Dritten Theils 28. Capitel/
ſchen, und ſie in GOttes Nahmen ohne
allen Aberglauben oder Furcht mit be-
hoͤriger Ladung, und gutem Puͤrſch-Pul-
ver verſehen, einen Vorſchlag darauf
thun, und die Kugel mit dem Pflaſter
wohl geſchmieret einſtoſſen, ſo iſt alles zu
fernerem Gebrauch wieder fertig.
§. 5. Will man aber das Pulver ſtaͤr-
cken, und es zum raſchen Loßbrennen ma-
chen, ſo kan man gleichfalls im Julio das
Pulver mit ſtarckem Vorlauff oder
Brandtwein befeuchten, und an der Son-
ne in einem leinen Saͤcklein trocknen, ſo
in der Waͤrme aufgehaͤngt. Die Pfla-
ſter macht man gerne von duͤnnem ge-
ſchmeidigen Leder oder Parchent, und
ſchmieret ſie auf einer Seite, da die Zuͤ-
ge des Rohres eindruͤcken ſollen, mit
Talch oder zerlaſſenem Unſchlitt. Die
Kugeln werden in dem Monat Novem-
ber gegoſſen, da das Zeichen des Schuͤtzen
regiert, wenn die Wuͤrckung am kraͤfftig-
ſten ſeyn ſoll; Einige loͤſchen die Kugeln in
Knoblauchs-Safft ab, da ſie denn leich-
ter toͤdten ſollen. Andere thun ein klein
Stuͤckgen vom Donner-Keil in die For-
me, und gieſſen die Kugel darauf; Wenn
ſolche geladen, und ſie ein Thier damit
ſchieſſen, ſoll es augenblicklich niederfal-
len, als ob es der Donner erſchlagen. Man-
che brauchen auch bey dem Loßdruͤcken ei-
nen gewiſſen Fluch, den ich aber, weil er
gottloß und ſuͤndlich iſt, verſchweigen will.
Jch habe einen Schuͤtzen gekannt, der
nahm einen eiſernen Nagel aus einem
Grabe, der an einem Sarge geſteckt, und
ſteckte denſelbigen in eine friſche Wildes-
Gefaͤhrde, ſo glaubte der Schuͤtze, daß das
Thier von ſeinem Revier nicht wegkom-
men koͤnte, biß ers geſchoſſen. Andere
brauchen noch andere Kuͤnſte, die theils
wahr, theils falſch, theils zulaͤßig, theils
unzulaͤßig, theils vernuͤnfftig, theils un-
vernuͤnfftig ſeyn, es mag aber an dieſen
vor dißmahl genug ſeyn. Wer ein Lieb-
haber von der Jaͤgerey, der mag ſich die
uͤbrigen ſelbſt ſuppliren.
Das 28. Capitel/
Von dem Fuchs-Prellen.
§. 1.
Wenn hohe Standes-Perſonen nach
Gelegenheit der Zeiten und Um-
ſtaͤnde bey allerhand oͤffentlichen Solenni-
taͤten mancherley Divertiſſements anzu-
ſtellen pflegen, ſo werden unter andern
auch vor die Cavalliers und Dames auf
unterſchiedene Arten, und nach mancher-
ley Figuren, luſtige Fuchs-Prellen an-
geſtellet. Zu dieſem Ende, wenn von
gnaͤdigſter Landes-Herrſchafft ein Fuchs-
Prellen einmahl reſolviret worden, wird
von dem Ober-Jaͤgermeiſter, als Dire-
cteur der gantzen Jaͤgerey, an die Ober-
Foͤrſter und Wildmeiſter Befehl ertheilet,
daß ſie allenthalben die Fuͤchſe, wo ſie nur
ſolche erlangen koͤnnen, lebendig in Netze
einfangen, und in behoͤrige Kaͤſten nach
dero Reſidenz in den Jaͤger-Hof liefern
ſollen; Sie werden alsdenn in einem
wohl vermachten gemauerten Zwinger
beyſammen ausgelaſſen, und mit ver-
ſchafftem Luder vom Caviller gefuͤttert.
Bißweilen muͤſſen auch von den Forſt-Be-
dienten auf eben die Art lebendige Haſen,
Daͤchſe und dergleichen geliefert werden.
Es bemuͤhet ſich denn ein ieder Ober-Foͤr-
ſter oder Wildmeiſter, der ein wenig Am-
bition im Leibe hat, daß er die meiſten
Fuͤchſe oder andern Thiere lebendig und
ohne Schaden einfangen, und ſolche in die
Reſidenz ſchicken moͤge. Bißweilen be-
fiehlet auch die Herrſchafft an, daß jaͤhrige
Froͤſchlinge und maͤßige kleine Bachen mit
eingefangen werden, welches aber in al-
ler Stille verſchwiegen gehalten werden
muß.
§. 2. Nahet nun der Termin des
Fuchs-Prellens heran, ſo werden des Ta-
ges zuvor die Fuͤchſe mit vorhaltenden
Netzen in ihren Zwinger wiederum ein-
gefangen, und in die Kaͤſten gethan, wie
auch die Haſen, Daͤchſe und andere Thie-
re, und nach dem verlangten Platz hin-
gebracht, welcher entweder mit zartem
Sand, oder mit gutem Raaſen bedeckt
ſeyn muß. Dieſer Platz wird vor allen
Dingen mit hohen Tuͤchern feſt umher,
ſonderlich unten an der Erde dichte befe-
ftiget, damit die liſtigen Fuͤchſe nicht un-
ten hindurch kommen, und alſo der Herr-
ſchafft Verdruß erwecken moͤchten; Sie
werden auch wohl auf den mit Graſe be-
wachſenen Jaͤger-Hof gebracht, da es als-
denn nicht noͤthig, Tuͤcher zu ſtellen, weil
die Gebaͤude des Jaͤger-Hofes, Zeug-
Hauſes und Hunde-Staͤlle, oder andere
Zwinger und Gemaͤuer von ſich ſelbſt ei-
nen gemauerten befeſtigten Hof darſtel-
len, daß alſo keine Tuͤcher noͤthig ſeyn.
Solte aber die Herrſchafft unpaͤßlich ſeyn,
oder die Gemahlin waͤre in Wochen, und
die fremde Herrſchafft befaͤnde ſich etwan
kraͤncklich, ſo wird das Fuchs-Prellen zu
beſſerer
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/302>, abgerufen am 22.02.2025.
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