Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Dritten Theils 27. Cap. von zuläßigen Künsten. [Spaltenumbruch]
sen thun, so, daß er kein Wild fällen kan,er mag im Schiessen noch so geübt seyn, und mag es auch gleich treffen, entgegen gehen könne, damit er im Stande sey, seiner Herrschafft zum Nutzen und zum Vergnügen seinem Metier gehörig vor- zustehen. §. 2. Wenn er spüret, daß ihm die §. 3. Dafern er aber genungsam ver- §. 4. Will man nun diesem Men- schen, Z 3
Des Dritten Theils 27. Cap. von zulaͤßigen Kuͤnſten. [Spaltenumbruch]
ſen thun, ſo, daß er kein Wild faͤllen kan,er mag im Schieſſen noch ſo geuͤbt ſeyn, und mag es auch gleich treffen, entgegen gehen koͤnne, damit er im Stande ſey, ſeiner Herrſchafft zum Nutzen und zum Vergnuͤgen ſeinem Metier gehoͤrig vor- zuſtehen. §. 2. Wenn er ſpuͤret, daß ihm die §. 3. Dafern er aber genungſam ver- §. 4. Will man nun dieſem Men- ſchen, Z 3
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Hat er mehr Buͤchſen, ſo kan<lb/> er dieſe nur etliche Wochen weghaͤngen,<lb/> und ſie nicht gebrauchen, biß eine gute<lb/> Zeit vorbey gefloſſen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 3.</head> <p>Dafern er aber genungſam ver-<lb/> ſichert, daß er im geringſten nicht Schuld,<lb/> ſondern daß boͤſe Leute einem ſolchen ſo ge-<lb/> nandten Weydemann gemacht, es ruͤhre<lb/> nun ſolches von den Bauren her, die er<lb/> einmahl in der Heide im Holtze gepfaͤn-<lb/> det, oder von den benachbarten Schuͤtzen<lb/> aus Neid, ſo kan er, ohne die geringſte<lb/> Suͤnde zu begehen, oder ſich Verantwor-<lb/> tung daruͤber auf den Hals zu ziehen,<lb/><cb/> einem ſolchen gottloſen Menſchen auf fol-<lb/> gende Art ſchaden: Hat man geſchoſſen,<lb/> und man mercket, daß das Wild getrof-<lb/> fen, es laufft aber dennoch davon, und<lb/> es laſſen ſich in dem Rohr und auf der<lb/> Pfanne kleine blutrothe Koͤrnlein ſehen,<lb/> ſo iſt diß eine <hi rendition="#aq">Marque,</hi> daß das Rohr be-<lb/> zaubert iſt; Will man nun einen ſolchen<lb/> Boͤſewicht plagen, und wieder zur <hi rendition="#aq">Raiſon</hi><lb/> bringen, ſo wiſcht man inwendig die Buͤch-<lb/> ſe mit Werg reinlich aus, und ſtreuet<lb/> ein vom Roͤmiſchen oder <hi rendition="#aq">Cypri</hi>ſchen <hi rendition="#aq">Vi-<lb/> triol</hi> nebſt <hi rendition="#aq">Gummi Tragant</hi> zubereitetes<lb/><hi rendition="#aq">ſympatheti</hi>ſches Pulver in den Laufft, o-<lb/> der auf das ausgewiſchte Werg, nimmt<lb/> die Schwantz-Schraube heraus, und<lb/> macht in der Kuͤche auf dem Herd einen<lb/> Rauch von Haaren, Schwein-Koth, und<lb/> Ochſen-Klauen, wodurch ein greulicher<lb/> Geſtanck entſtehet. 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Soll er Reiſſen<lb/> im Leibe haben, ſtreuet man das <hi rendition="#aq">ſympa-<lb/> theti</hi>ſche Pulver in den naſſen Laufft, wie<lb/> er loßgeſchoſſen, gieſſet recht ſcharffen ro-<lb/> then Wein-Eßig in den Laufft, ſtopffet<lb/> alles feſte zu, und ſetzet die Buͤchſe bey Sei-<lb/> te in Winckel, ſo wird ſich der Thaͤter bald<lb/> melden. 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Des Dritten Theils 27. Cap. von zulaͤßigen Kuͤnſten.
ſen thun, ſo, daß er kein Wild faͤllen kan,
er mag im Schieſſen noch ſo geuͤbt ſeyn,
und mag es auch gleich treffen, entgegen
gehen koͤnne, damit er im Stande ſey,
ſeiner Herrſchafft zum Nutzen und zum
Vergnuͤgen ſeinem Metier gehoͤrig vor-
zuſtehen.
§. 2. Wenn er ſpuͤret, daß ihm die
Buͤchſe verdorben, ſo muß er vorerſt ge-
nau examiniren, ob er nicht ſelbſt durch
allerhand von ihm, und von den Seini-
gen herruͤhrende Umſtaͤnde, Gelegenheit
gegeben, daß die Buͤchſe verdorben, ob er
nicht ſelbſt etwan mit ſeinem Finger das
Ohren-Schmaltz in das Rohr gebracht,
oder die Buͤchſe in ſein Bette gelegt, da
ſich die Atomi hineingezogen, welches ihr
ebenfalls nicht gut, oder ob ſeine Frau,
da ſie ihre weibliche Zeit gehabt, das Rohr
inwendig, oder das Werg, womit es aus-
gewiſcht und abgeputzet, beruͤhret, oder
ob er auf andere Art einige Unachtſam-
keit dabey begangen, da durch die unbe-
kandten Wuͤrckungen der Natur, durch
die Sympathiam oder Antipathiam, ein wi-
driger Effect erfolget, der ſeiner Buͤchſe
ſchaͤdlich ſey. Wolte ein Schuͤtze nun bey
dieſen Umſtaͤnden ſich an derjenigen Per-
ſon, ſo ſeinem Gewehr, ſeiner Einbildung
nach, aus Feindſeligkeit Schaden gethan,
raͤchen, ſo wuͤrde er ſich hierdurch ſelbſt
ſchaden, und den Effect der Sympathie
mit ſeiner Beſchwerung empfinden. Bey
dieſem Modo iſt bey der Buͤchſe nichts an-
ders zu thun, als den Laufft reinlich aus-
zuputzen, und ihn ohne Schwantz-
Schraube bloß in ein flieſſend Waſſer mit
der Muͤndung dagegen zu legen, daß das
Waſſer durch den Laufft rinne, woſelbſt
er ihn Tag und Nacht liegen laſſen kan, ehe
er ſolchen wiederum in dem Schafft thut.
Nachgehends kan er mit der Dunſt un-
ter Sperlinge ſchieſſen, den Schweiß von
denſelben nehmen, und ſie reinlich aus-
wiſchen. Hat er mehr Buͤchſen, ſo kan
er dieſe nur etliche Wochen weghaͤngen,
und ſie nicht gebrauchen, biß eine gute
Zeit vorbey gefloſſen.
§. 3. Dafern er aber genungſam ver-
ſichert, daß er im geringſten nicht Schuld,
ſondern daß boͤſe Leute einem ſolchen ſo ge-
nandten Weydemann gemacht, es ruͤhre
nun ſolches von den Bauren her, die er
einmahl in der Heide im Holtze gepfaͤn-
det, oder von den benachbarten Schuͤtzen
aus Neid, ſo kan er, ohne die geringſte
Suͤnde zu begehen, oder ſich Verantwor-
tung daruͤber auf den Hals zu ziehen,
einem ſolchen gottloſen Menſchen auf fol-
gende Art ſchaden: Hat man geſchoſſen,
und man mercket, daß das Wild getrof-
fen, es laufft aber dennoch davon, und
es laſſen ſich in dem Rohr und auf der
Pfanne kleine blutrothe Koͤrnlein ſehen,
ſo iſt diß eine Marque, daß das Rohr be-
zaubert iſt; Will man nun einen ſolchen
Boͤſewicht plagen, und wieder zur Raiſon
bringen, ſo wiſcht man inwendig die Buͤch-
ſe mit Werg reinlich aus, und ſtreuet
ein vom Roͤmiſchen oder Cypriſchen Vi-
triol nebſt Gummi Tragant zubereitetes
ſympathetiſches Pulver in den Laufft, o-
der auf das ausgewiſchte Werg, nimmt
die Schwantz-Schraube heraus, und
macht in der Kuͤche auf dem Herd einen
Rauch von Haaren, Schwein-Koth, und
Ochſen-Klauen, wodurch ein greulicher
Geſtanck entſtehet. Hat nun ſolcher durch
den Laufft das ſympathetiſche Pulver be-
ruͤhret, ſo empfindet der Zauberer groſſe
Schmertzen in den Augen, und Geſtanck
in der Naſe per Antipathiam, daß er ge-
zwungen wird, uͤber Hals und Kopff zu
lauffen, und Huͤlffe zu ſuchen, weil er
wohl weiß, wo derjenige wohnhafft iſt,
welchem er einen Poſſen thun wollen.
§. 4. Will man nun dieſem Men-
ſchen wieder eine Huͤlffe erzeigen, ſo wirfft
man nur das Gewehr in flieſſend Waſſer,
oder laͤßt den Laufft durchſpielen, ſo em-
pfindet er Linderung. Soll er Reiſſen
im Leibe haben, ſtreuet man das ſympa-
thetiſche Pulver in den naſſen Laufft, wie
er loßgeſchoſſen, gieſſet recht ſcharffen ro-
then Wein-Eßig in den Laufft, ſtopffet
alles feſte zu, und ſetzet die Buͤchſe bey Sei-
te in Winckel, ſo wird ſich der Thaͤter bald
melden. Dieſes ſympathetiſche Pulver
wird in dem Monat Junio, wenn die Son-
ne im Loͤwen wuͤrcket, durch die Sonne
diſtilliret, bey heiſſem Sonnenſchein vier
Wochen in das Trockne geſetzt, in einem
ſteinernen Moͤrſer klar gerieben, iedes
vier Wochen abſonderlich in die Sonne ge-
ſetzt, nachmahls zuſammen vermiſcht, in
einer hoͤltzernen Schachtel an einem tem-
perirten Orte, der nicht zu trocken, nicht
zu feuchte, nicht zu kalt, und nicht zu warm,
zum Gebrauch verwahrlich aufbehalten.
Mit dieſem ſympathetiſchen Pulver kan
man auch die Wunden heilen; hat man
nur ein wenig Bluts von ihm, ſo kan man
dem Patienten Hitze und Kaͤlte erwecken.
Jſt die Buͤchſe wieder curiret, und der
Zauberer gezuͤchtiget, ſo kan man nur
ſeine Buͤchſe reinlich und trocken auswi-
ſchen,
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