Des Dritten Th. 23. Cap. vom Einschiessen des Gewehrs.
[Spaltenumbruch]
nig Pulver ins Rohr und benöthigten Zünd-Kraut ausgeflammet werden, da- mit alle innerliche Unreinigkeit heraus- fliehe, und das Zünd-Loch und Rohr gangbar gemacht werde. Alsdenn befesti- get man das Rohr auf einem Stück Zim- mer-Holtz, halb eingelassen, ladet einen halben Schuß hinein, thut einen Vor- schlag hinauf mit behöriger geraumer Kugel, worauf gleichfalls ein kleiner Vor- schlag, gräbet solch Holtz etwas in die Erde, beschweret es oben mit einem Stein, schüt- tet Zünd-Kraut auf, tritt dabey hinter einer Mauer, und zündet es mit einem Lunten-Stock vorsichtig an.
§. 5.
Hat es nun diesen Schuß aus- gehalten, so ladet man einen gantzen Schuß mit der Kugel, wie gebräuchlich, und probiret gleichfalls wie vorgemeldet. Jst nun spröde Eisen darinnen, so wird der Laufft leicht zerspringen, den Men- schen aber nicht schaden können, weil er hinter der Mauer stehet. Hat aber der Laufft auch diesen Schuß ausgehalten, und ist nicht zersprungen, so kan man die letzte und folgende Haupt-Probe thun: Man ladet nehmlich einen doppelten Schuß Pulver, mit einem Vorschlag, und zwey biß drey Kugeln, ist er nun von rech- ten guten und weichen Eisen, so wird der Laufft gar wohl aushalten. Man muß ihn hernach sowohl inwendig als auswendig abputzen und reinigen las- sen; Man kan ihn auch nach Gutbe- finden, wenn es die Stärcke des Eisens vom Rohr vertragen kan, zu einer Schei- be- oder Pürsch-Büchse ziehen lassen. Sind es nur Flinten- und Pistolen- Läuffte, so läßt man solche mit den Kol- ben von einem erfahrnen Büchsenma- cher fertigen, und durch den Schäffter schäfften, wie es einem ieden beliebig, weil man gnugsam versichert, daß der Lauf die nöthigsten Proben richtig aus- gehalten. Er verdient nachgehends, daß er geschäfftet und beschlagen werde, so herrlich, kostbar und schön, als es einem ie- den gefällig, und er bezahlen kan.
§. 6.
Will man aber nicht so viel Mühe haben, sondern ohne Bedacht ei- ne Flinte auf dem Marckt kauffen, sie la- den und schiessen nach eignem Gutdüncken, nur daß es prav knallen soll, so hat man grosse Ursach behutsam hierinnen zu ge- hen, inmassen viel traurige Exempel ver- handen, daß die spröden Stücken Eisen, das offt noch so schön blanck geschmiegel- ten Lauffts den unbedachtsamen Schützen [Spaltenumbruch]
auf den Kopf, und in das Gesichte geschla- gen, auch so wohl ihm selbst, als andern grossen Schaden zugefügt, welches alles durch obige Vorsorge abgewendet wer- den kan.
Das 23. Capitel/ Von dem Einschiessen des Gewehrs.
§. 1.
Hat man sein Gewehr von dem Büch- senmacher bekommen, und es ist ge- höriger massen geschäfftet, und beschla- gen, hat auch seine Probe ausgehal- ten, so muß man dem Büchsenmacher sein verdientes Lohn bezahlen, und nicht gar zu knickrigt mit ihm verfahren, da- mit er nicht genöthiget werde, ein ander- mahl das Gewehr zwar vor ein gering Geld, aber auch schlechter und liederlicher, zu machen. Der Büchsenmacher muß nebst dem Pürsch-Rohr, so ihm bezahlet worden, auch zugleich folgende Stücken mit lieffern, als das Lade-Maaß des Pul- vers, die Kugel-Forme des Calibers, und den Kretzer. Jst es eine Teutsche Büch- se, muß der Spanner auch darbey seyn. Manche Kugel-Büchsen werden vor gros- se Herren, oder auch andere, die es zu bezah- len haben, sehr kostbar gemacht, als von raren Flaser-Holtze, mit Perlenmutter und Helffenbein eingelegt, mit silbernen oder vergüldeten Metallenen Beschlägen versehen, mit kostbar gestochen Schlös- sern, und auf andere Art, und kommen solche Büchsen auf ein zwantzig, dreyßig, ja funffzig biß sechzig und noch mehr Thaler zu stehen. Sind aber die Schäff- te nur von Nuß-Bäumen oder andern Holtze, mit schwartzem oder weissen Horne eingelegt, und der Laufft nebst dem Schloß nur matt angelauffen, und glatt, so kan man solche auch wohl vor ein sieben biß acht und neun Thaler bekommen.
§. 2.
Jst der Büchsenmacher noch jung, und im Schiessen accurat, so ist am rathsamsten, daß man ihn das Gewehr, so er nach seiner besten Wissenschafft selbst gezogen, abgerichtet, Schloß und Schnal- le, nebst Schafft und aller Zubehör selbst verfertiget, und das Gesicht und Korn in gehöriger Höhe und am rechten Ort befestiget, einschiessen läßt, auf einen so weiten Stand, als das Rohr vermögend befunden wird, es zu tragen. Ein lang
gezo-
Des Dritten Th. 23. Cap. vom Einſchieſſen des Gewehrs.
[Spaltenumbruch]
nig Pulver ins Rohr und benoͤthigten Zuͤnd-Kraut ausgeflammet werden, da- mit alle innerliche Unreinigkeit heraus- fliehe, und das Zuͤnd-Loch und Rohr gangbar gemacht werde. Alsdenn befeſti- get man das Rohr auf einem Stuͤck Zim- mer-Holtz, halb eingelaſſen, ladet einen halben Schuß hinein, thut einen Vor- ſchlag hinauf mit behoͤriger geraumer Kugel, worauf gleichfalls ein kleiner Vor- ſchlag, graͤbet ſolch Holtz etwas in die Erde, beſchweret es oben mit einem Stein, ſchuͤt- tet Zuͤnd-Kraut auf, tritt dabey hinter einer Mauer, und zuͤndet es mit einem Lunten-Stock vorſichtig an.
§. 5.
Hat es nun dieſen Schuß aus- gehalten, ſo ladet man einen gantzen Schuß mit der Kugel, wie gebraͤuchlich, und probiret gleichfalls wie vorgemeldet. Jſt nun ſproͤde Eiſen darinnen, ſo wird der Laufft leicht zerſpringen, den Men- ſchen aber nicht ſchaden koͤnnen, weil er hinter der Mauer ſtehet. Hat aber der Laufft auch dieſen Schuß ausgehalten, und iſt nicht zerſprungen, ſo kan man die letzte und folgende Haupt-Probe thun: Man ladet nehmlich einen doppelten Schuß Pulver, mit einem Vorſchlag, und zwey biß drey Kugeln, iſt er nun von rech- ten guten und weichen Eiſen, ſo wird der Laufft gar wohl aushalten. Man muß ihn hernach ſowohl inwendig als auswendig abputzen und reinigen laſ- ſen; Man kan ihn auch nach Gutbe- finden, wenn es die Staͤrcke des Eiſens vom Rohr vertragen kan, zu einer Schei- be- oder Puͤrſch-Buͤchſe ziehen laſſen. Sind es nur Flinten- und Piſtolen- Laͤuffte, ſo laͤßt man ſolche mit den Kol- ben von einem erfahrnen Buͤchſenma- cher fertigen, und durch den Schaͤffter ſchaͤfften, wie es einem ieden beliebig, weil man gnugſam verſichert, daß der Lauf die noͤthigſten Proben richtig aus- gehalten. Er verdient nachgehends, daß er geſchaͤfftet und beſchlagen werde, ſo herrlich, koſtbar und ſchoͤn, als es einem ie- den gefaͤllig, und er bezahlen kan.
§. 6.
Will man aber nicht ſo viel Muͤhe haben, ſondern ohne Bedacht ei- ne Flinte auf dem Marckt kauffen, ſie la- den und ſchieſſen nach eignem Gutduͤncken, nur daß es prav knallen ſoll, ſo hat man groſſe Urſach behutſam hierinnen zu ge- hen, inmaſſen viel traurige Exempel ver- handen, daß die ſproͤden Stuͤcken Eiſen, das offt noch ſo ſchoͤn blanck geſchmiegel- ten Lauffts den unbedachtſamen Schuͤtzen [Spaltenumbruch]
auf den Kopf, und in das Geſichte geſchla- gen, auch ſo wohl ihm ſelbſt, als andern groſſen Schaden zugefuͤgt, welches alles durch obige Vorſorge abgewendet wer- den kan.
Das 23. Capitel/ Von dem Einſchieſſen des Gewehrs.
§. 1.
Hat man ſein Gewehr von dem Buͤch- ſenmacher bekommen, und es iſt ge- hoͤriger maſſen geſchaͤfftet, und beſchla- gen, hat auch ſeine Probe ausgehal- ten, ſo muß man dem Buͤchſenmacher ſein verdientes Lohn bezahlen, und nicht gar zu knickrigt mit ihm verfahren, da- mit er nicht genoͤthiget werde, ein ander- mahl das Gewehr zwar vor ein gering Geld, aber auch ſchlechter und liederlicher, zu machen. Der Buͤchſenmacher muß nebſt dem Puͤrſch-Rohr, ſo ihm bezahlet worden, auch zugleich folgende Stuͤcken mit lieffern, als das Lade-Maaß des Pul- vers, die Kugel-Forme des Calibers, und den Kretzer. Jſt es eine Teutſche Buͤch- ſe, muß der Spanner auch darbey ſeyn. Manche Kugel-Buͤchſen werden vor groſ- ſe Herren, oder auch andere, die es zu bezah- len haben, ſehr koſtbar gemacht, als von raren Flaſer-Holtze, mit Perlenmutter und Helffenbein eingelegt, mit ſilbernen oder verguͤldeten Metallenen Beſchlaͤgen verſehen, mit koſtbar geſtochen Schloͤſ- ſern, und auf andere Art, und kommen ſolche Buͤchſen auf ein zwantzig, dreyßig, ja funffzig biß ſechzig und noch mehr Thaler zu ſtehen. Sind aber die Schaͤff- te nur von Nuß-Baͤumen oder andern Holtze, mit ſchwartzem oder weiſſen Horne eingelegt, und der Laufft nebſt dem Schloß nur matt angelauffen, und glatt, ſo kan man ſolche auch wohl vor ein ſieben biß acht und neun Thaler bekommen.
§. 2.
Jſt der Buͤchſenmacher noch jung, und im Schieſſen accurat, ſo iſt am rathſamſten, daß man ihn das Gewehr, ſo er nach ſeiner beſten Wiſſenſchafft ſelbſt gezogen, abgerichtet, Schloß und Schnal- le, nebſt Schafft und aller Zubehoͤr ſelbſt verfertiget, und das Geſicht und Korn in gehoͤriger Hoͤhe und am rechten Ort befeſtiget, einſchieſſen laͤßt, auf einen ſo weiten Stand, als das Rohr vermoͤgend befunden wird, es zu tragen. Ein lang
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Des Dritten Th. 23. Cap. vom Einſchieſſen des Gewehrs.
nig Pulver ins Rohr und benoͤthigten
Zuͤnd-Kraut ausgeflammet werden, da-
mit alle innerliche Unreinigkeit heraus-
fliehe, und das Zuͤnd-Loch und Rohr
gangbar gemacht werde. Alsdenn befeſti-
get man das Rohr auf einem Stuͤck Zim-
mer-Holtz, halb eingelaſſen, ladet einen
halben Schuß hinein, thut einen Vor-
ſchlag hinauf mit behoͤriger geraumer
Kugel, worauf gleichfalls ein kleiner Vor-
ſchlag, graͤbet ſolch Holtz etwas in die Erde,
beſchweret es oben mit einem Stein, ſchuͤt-
tet Zuͤnd-Kraut auf, tritt dabey hinter
einer Mauer, und zuͤndet es mit einem
Lunten-Stock vorſichtig an.
§. 5. Hat es nun dieſen Schuß aus-
gehalten, ſo ladet man einen gantzen
Schuß mit der Kugel, wie gebraͤuchlich,
und probiret gleichfalls wie vorgemeldet.
Jſt nun ſproͤde Eiſen darinnen, ſo wird
der Laufft leicht zerſpringen, den Men-
ſchen aber nicht ſchaden koͤnnen, weil er
hinter der Mauer ſtehet. Hat aber der
Laufft auch dieſen Schuß ausgehalten,
und iſt nicht zerſprungen, ſo kan man die
letzte und folgende Haupt-Probe thun:
Man ladet nehmlich einen doppelten
Schuß Pulver, mit einem Vorſchlag, und
zwey biß drey Kugeln, iſt er nun von rech-
ten guten und weichen Eiſen, ſo wird der
Laufft gar wohl aushalten. Man
muß ihn hernach ſowohl inwendig als
auswendig abputzen und reinigen laſ-
ſen; Man kan ihn auch nach Gutbe-
finden, wenn es die Staͤrcke des Eiſens
vom Rohr vertragen kan, zu einer Schei-
be- oder Puͤrſch-Buͤchſe ziehen laſſen.
Sind es nur Flinten- und Piſtolen-
Laͤuffte, ſo laͤßt man ſolche mit den Kol-
ben von einem erfahrnen Buͤchſenma-
cher fertigen, und durch den Schaͤffter
ſchaͤfften, wie es einem ieden beliebig,
weil man gnugſam verſichert, daß der
Lauf die noͤthigſten Proben richtig aus-
gehalten. Er verdient nachgehends, daß
er geſchaͤfftet und beſchlagen werde, ſo
herrlich, koſtbar und ſchoͤn, als es einem ie-
den gefaͤllig, und er bezahlen kan.
§. 6. Will man aber nicht ſo viel
Muͤhe haben, ſondern ohne Bedacht ei-
ne Flinte auf dem Marckt kauffen, ſie la-
den und ſchieſſen nach eignem Gutduͤncken,
nur daß es prav knallen ſoll, ſo hat man
groſſe Urſach behutſam hierinnen zu ge-
hen, inmaſſen viel traurige Exempel ver-
handen, daß die ſproͤden Stuͤcken Eiſen,
das offt noch ſo ſchoͤn blanck geſchmiegel-
ten Lauffts den unbedachtſamen Schuͤtzen
auf den Kopf, und in das Geſichte geſchla-
gen, auch ſo wohl ihm ſelbſt, als andern
groſſen Schaden zugefuͤgt, welches alles
durch obige Vorſorge abgewendet wer-
den kan.
Das 23. Capitel/
Von dem Einſchieſſen des
Gewehrs.
§. 1.
Hat man ſein Gewehr von dem Buͤch-
ſenmacher bekommen, und es iſt ge-
hoͤriger maſſen geſchaͤfftet, und beſchla-
gen, hat auch ſeine Probe ausgehal-
ten, ſo muß man dem Buͤchſenmacher
ſein verdientes Lohn bezahlen, und nicht
gar zu knickrigt mit ihm verfahren, da-
mit er nicht genoͤthiget werde, ein ander-
mahl das Gewehr zwar vor ein gering
Geld, aber auch ſchlechter und liederlicher,
zu machen. Der Buͤchſenmacher muß
nebſt dem Puͤrſch-Rohr, ſo ihm bezahlet
worden, auch zugleich folgende Stuͤcken
mit lieffern, als das Lade-Maaß des Pul-
vers, die Kugel-Forme des Calibers, und
den Kretzer. Jſt es eine Teutſche Buͤch-
ſe, muß der Spanner auch darbey ſeyn.
Manche Kugel-Buͤchſen werden vor groſ-
ſe Herren, oder auch andere, die es zu bezah-
len haben, ſehr koſtbar gemacht, als von
raren Flaſer-Holtze, mit Perlenmutter
und Helffenbein eingelegt, mit ſilbernen
oder verguͤldeten Metallenen Beſchlaͤgen
verſehen, mit koſtbar geſtochen Schloͤſ-
ſern, und auf andere Art, und kommen
ſolche Buͤchſen auf ein zwantzig, dreyßig,
ja funffzig biß ſechzig und noch mehr
Thaler zu ſtehen. Sind aber die Schaͤff-
te nur von Nuß-Baͤumen oder andern
Holtze, mit ſchwartzem oder weiſſen Horne
eingelegt, und der Laufft nebſt dem Schloß
nur matt angelauffen, und glatt, ſo kan
man ſolche auch wohl vor ein ſieben biß
acht und neun Thaler bekommen.
§. 2. Jſt der Buͤchſenmacher noch
jung, und im Schieſſen accurat, ſo iſt am
rathſamſten, daß man ihn das Gewehr,
ſo er nach ſeiner beſten Wiſſenſchafft ſelbſt
gezogen, abgerichtet, Schloß und Schnal-
le, nebſt Schafft und aller Zubehoͤr ſelbſt
verfertiget, und das Geſicht und Korn
in gehoͤriger Hoͤhe und am rechten Ort
befeſtiget, einſchieſſen laͤßt, auf einen ſo
weiten Stand, als das Rohr vermoͤgend
befunden wird, es zu tragen. Ein lang
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/289>, abgerufen am 22.02.2025.
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