Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Dritten Theils 21. Capitel/ von der Wolffs-Jagd. [Spaltenumbruch]
ihn eingekreiset, schickt der Fuß-Knechteiligst einen Bothen zu Pferde in das nächste Dorff, und lässet zum Zeichen der Wolffs-Jagd einige Schläge an die Glo- cke thun, kurtz nach einander, alsdenn ein wenig inne halten, und wiederum der- gleichen, damit ein Unterscheid bemercket werde, ob Feuer oder ein ander Unglück vorhanden sey. §. 2. Solte windigt oder neblicht §. 3. Solten auch die Unterthanen §. 4. Der einen Wolff gefangen, be- Das 22. Capitel/ Vom Gewehr und Pulver zu probiren. §. 1. Auf was vor Art, durch wen, und zu ersten Y 3
Des Dritten Theils 21. Capitel/ von der Wolffs-Jagd. [Spaltenumbruch]
ihn eingekreiſet, ſchickt der Fuß-Knechteiligſt einen Bothen zu Pferde in das naͤchſte Dorff, und laͤſſet zum Zeichen der Wolffs-Jagd einige Schlaͤge an die Glo- cke thun, kurtz nach einander, alsdenn ein wenig inne halten, und wiederum der- gleichen, damit ein Unterſcheid bemercket werde, ob Feuer oder ein ander Ungluͤck vorhanden ſey. §. 2. Solte windigt oder neblicht §. 3. Solten auch die Unterthanen §. 4. Der einen Wolff gefangen, be- Das 22. Capitel/ Vom Gewehr und Pulver zu probiren. §. 1. Auf was vor Art, durch wen, und zu erſten Y 3
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Capitel/ von der Wolffs-Jagd.</hi></fw><lb/><cb/> ihn eingekreiſet, ſchickt der Fuß-Knecht<lb/> eiligſt einen Bothen zu Pferde in das<lb/> naͤchſte Dorff, und laͤſſet zum Zeichen der<lb/> Wolffs-Jagd einige Schlaͤge an die Glo-<lb/> cke thun, kurtz nach einander, alsdenn ein<lb/> wenig inne halten, und wiederum der-<lb/> gleichen, damit ein Unterſcheid bemercket<lb/> werde, ob Feuer oder ein ander Ungluͤck<lb/> vorhanden ſey.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 2.</head> <p>Solte windigt oder neblicht<lb/> Wetter einfallen, oder wegen Verhinde-<lb/> rung der dazwiſchen liegenden Berge der<lb/> Glocken-Schlag nicht zu hoͤren ſeyn, ſo<lb/> muß das Dorff an das naͤchſte Dorff ei-<lb/> ligſt einen Bothen nach der Wolffs-Jagd<lb/> ſchicken, und ihnen vermelden, daß ſie ſich<lb/> mit Aexten, mit Heu- und Miſt-Gabeln,<lb/> Spieſſen und anderm Gewehr, daß ſie<lb/> aufbringen koͤnnen, einſtellen ſollen, und<lb/> zwar gantz ſtille, auch ohne Feuer und<lb/> Toback-rauchen, wenn zumahl der Wind<lb/> nach dem Jagen zu, wo der Wolff zu ver-<lb/> muthen, gehen ſolte. Waͤhrender Zeit<lb/> wird der Wolff immittelſt in groͤſter Eil<lb/> gleich verlappet; derjenige Fuß-Knecht,<lb/> ſo ihn eingekreiſet, kan ſich auf den Wech-<lb/> ſel, da der Wolff den Eingang genom-<lb/> men, mit der Buͤchſe anſtellen, daß, dafern<lb/> der Wolff von dem umher Verlappen et-<lb/> wan rege gemacht wuͤrde, und wieder-<lb/> um zu demſelben Ort, wo er eingegan-<lb/> gen, heraus kommen ſolte, er auf dieſe<lb/> Art <hi rendition="#aq">ſaluti</hi>ret wuͤrde. Auf der Seite, wo<lb/> die Lappen noch nicht ankommen waͤren,<lb/> oder reichen wolten, und flache Felder,<lb/> kan einer oder mehr zu Pferde hin und<lb/> wieder reiten, damit der Wolff, da er<lb/> uͤber die Flaͤche wolte, genoͤthiget werde,<lb/> ruͤckwerts zu kehren, und ferner zu ver-<lb/> harren. Es iſt auch nicht ſchaͤdlich, auf<lb/> ſolcher Flaͤche den Wolff zu hetzen, wenn<lb/> er mit Gewalt durchbrechen wolte, und<lb/> muß man ihn alsdenn mit ein ſechs biß<lb/> neun tuͤchtigen Hunden <hi rendition="#aq">attaqui</hi>ren, ſonſt<lb/> wuͤrde er ſie uͤbel zeichnen, und dergeſtalt<lb/> erſchrecken, daß ſie ihn verlaſſen, und ſich<lb/> nicht mehr an ihn heran trauen wuͤrden,<lb/> maſſen er einen Rachen voll ſtarcker dop-<lb/> pelter und vieler Faͤnge hat, wie bey dem<lb/> Hetzen der Woͤlffe aus vielfaͤltiger Erfah-<lb/> rung befunden worden.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 3.</head> <p>Solten auch die Unterthanen<lb/> eher ankommen, als die Lappen, oder der<lb/> Zeug, ſo muͤſſen allenfalls die Leute rings<lb/> umher angeſtellet werden, daß einer den<lb/> andern nach Gelegenheit des Ortes, ver-<lb/> wachſenen Holtzes oder Feldes, auf 50,<lb/> 100. und mehr Schritte ſehen koͤnte, ein<lb/><cb/> ieder muͤſte ſich ohne Reden ſtets bewe-<lb/> gen, daß der Wolff zuruͤck bliebe, biß der<lb/> Zeug angekommen, ſo dann wird derſel-<lb/> be in aller Stille angebunden, ohne Klopf-<lb/> fen eiligſt geſtellet, und bey Leibe nicht mit<lb/> Toback durchraͤuchert. Das Treibe-<lb/> Volck wird mit Eintheilung der Jaͤger,<lb/> wie gebraͤuchlich, angelegt, und dafern<lb/> zu mehrerm <hi rendition="#aq">Tumult</hi> und <hi rendition="#aq">Allarm,</hi> den<lb/> Wolff mit Gewalt zu <hi rendition="#aq">forci</hi>ren, einige<lb/> Trommeln vorhanden waͤren, ſo koͤnte<lb/> es nicht ſchaden, wenn ſolche mit einge-<lb/> theilet wuͤrden, immittelſt gehet das Trei-<lb/> ben mit groſſem Geſchrey fort, und die<lb/> Bauer-Hunde muͤſſen darein geloͤſet<lb/> werden, um den Wolff rege zu machen.<lb/> Die bey den Netzen ſtehen, muͤſſen gantz<lb/> ſtille bleiben, keinen Toback rauchen, oder<lb/> Feuer ſchlagen, und nicht zuſammen lauf-<lb/> fen, zu plaudern, damit, ſo der Wolff ein-<lb/> laͤufft, ſie denſelben unerſchrocken mit der<lb/> Axt oder Keule auf den Kopff ſchlagen<lb/> koͤnnen. Hierbey koͤnnen ſie auch die<lb/> Sauen und Fuͤchſe mit fangen. Solte<lb/> aber das rothe Wildpraͤth, als Rehe oder<lb/> Haſen, hierbey mit eingelauffen ſeyn, ſo<lb/> koͤnnen ſie ſolches auswerffen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 4.</head> <p>Der einen Wolff gefangen, be-<lb/> kommt zu ſeiner Ergoͤtzlichkeit insgemein<lb/> ein Trinck-Geld von einem Gulden, oder<lb/> halben Thaler. Solte aber der Wolff<lb/> lebendig eingefangen werden, ſo wird er<lb/> durch zwey ſtarcke Jaͤger, oder Zeug-<lb/> Knechte, oder andere Leute, mit ſtarcken<lb/> eiſernen Zangen zu beyden Seiten um<lb/> den Hals gefaßt, aus dem Netze heraus-<lb/> genommen, und nach dem Kaſten zu-<lb/> gefuͤhret; Wolte er ja nicht fort, ſo<lb/> kan einer mit einem guten Cantſchuh oder<lb/> ſtarcken Peitſche ihm forthelffen, und die<lb/> beyden ſtarcken Maͤnner muͤſſen ihn mit<lb/> Gewalt in den Kaſten hineindruͤcken, und<lb/> hinten zumachen. Endlich wird der<lb/> Wolff entweder in den Zwinger und<lb/> Wolffs-Garten geſperret, oder todt ge-<lb/> ſchlagen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das 22. Capitel/<lb/> Vom Gewehr und Pulver<lb/> zu <hi rendition="#aq">probi</hi>ren.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head>§. 1.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">A</hi>uf was vor Art, durch wen, und zu<lb/> welcher Zeit das nunmehr allenthal-<lb/> ben bekandte Schieß-Pulver, und die<lb/> mancherley Arten des alten und neuen<lb/> Gewehrs erfunden worden; habe in dem<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Y 3</fw><fw place="bottom" type="catch">erſten</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [173/0287]
Des Dritten Theils 21. Capitel/ von der Wolffs-Jagd.
ihn eingekreiſet, ſchickt der Fuß-Knecht
eiligſt einen Bothen zu Pferde in das
naͤchſte Dorff, und laͤſſet zum Zeichen der
Wolffs-Jagd einige Schlaͤge an die Glo-
cke thun, kurtz nach einander, alsdenn ein
wenig inne halten, und wiederum der-
gleichen, damit ein Unterſcheid bemercket
werde, ob Feuer oder ein ander Ungluͤck
vorhanden ſey.
§. 2. Solte windigt oder neblicht
Wetter einfallen, oder wegen Verhinde-
rung der dazwiſchen liegenden Berge der
Glocken-Schlag nicht zu hoͤren ſeyn, ſo
muß das Dorff an das naͤchſte Dorff ei-
ligſt einen Bothen nach der Wolffs-Jagd
ſchicken, und ihnen vermelden, daß ſie ſich
mit Aexten, mit Heu- und Miſt-Gabeln,
Spieſſen und anderm Gewehr, daß ſie
aufbringen koͤnnen, einſtellen ſollen, und
zwar gantz ſtille, auch ohne Feuer und
Toback-rauchen, wenn zumahl der Wind
nach dem Jagen zu, wo der Wolff zu ver-
muthen, gehen ſolte. Waͤhrender Zeit
wird der Wolff immittelſt in groͤſter Eil
gleich verlappet; derjenige Fuß-Knecht,
ſo ihn eingekreiſet, kan ſich auf den Wech-
ſel, da der Wolff den Eingang genom-
men, mit der Buͤchſe anſtellen, daß, dafern
der Wolff von dem umher Verlappen et-
wan rege gemacht wuͤrde, und wieder-
um zu demſelben Ort, wo er eingegan-
gen, heraus kommen ſolte, er auf dieſe
Art ſalutiret wuͤrde. Auf der Seite, wo
die Lappen noch nicht ankommen waͤren,
oder reichen wolten, und flache Felder,
kan einer oder mehr zu Pferde hin und
wieder reiten, damit der Wolff, da er
uͤber die Flaͤche wolte, genoͤthiget werde,
ruͤckwerts zu kehren, und ferner zu ver-
harren. Es iſt auch nicht ſchaͤdlich, auf
ſolcher Flaͤche den Wolff zu hetzen, wenn
er mit Gewalt durchbrechen wolte, und
muß man ihn alsdenn mit ein ſechs biß
neun tuͤchtigen Hunden attaquiren, ſonſt
wuͤrde er ſie uͤbel zeichnen, und dergeſtalt
erſchrecken, daß ſie ihn verlaſſen, und ſich
nicht mehr an ihn heran trauen wuͤrden,
maſſen er einen Rachen voll ſtarcker dop-
pelter und vieler Faͤnge hat, wie bey dem
Hetzen der Woͤlffe aus vielfaͤltiger Erfah-
rung befunden worden.
§. 3. Solten auch die Unterthanen
eher ankommen, als die Lappen, oder der
Zeug, ſo muͤſſen allenfalls die Leute rings
umher angeſtellet werden, daß einer den
andern nach Gelegenheit des Ortes, ver-
wachſenen Holtzes oder Feldes, auf 50,
100. und mehr Schritte ſehen koͤnte, ein
ieder muͤſte ſich ohne Reden ſtets bewe-
gen, daß der Wolff zuruͤck bliebe, biß der
Zeug angekommen, ſo dann wird derſel-
be in aller Stille angebunden, ohne Klopf-
fen eiligſt geſtellet, und bey Leibe nicht mit
Toback durchraͤuchert. Das Treibe-
Volck wird mit Eintheilung der Jaͤger,
wie gebraͤuchlich, angelegt, und dafern
zu mehrerm Tumult und Allarm, den
Wolff mit Gewalt zu forciren, einige
Trommeln vorhanden waͤren, ſo koͤnte
es nicht ſchaden, wenn ſolche mit einge-
theilet wuͤrden, immittelſt gehet das Trei-
ben mit groſſem Geſchrey fort, und die
Bauer-Hunde muͤſſen darein geloͤſet
werden, um den Wolff rege zu machen.
Die bey den Netzen ſtehen, muͤſſen gantz
ſtille bleiben, keinen Toback rauchen, oder
Feuer ſchlagen, und nicht zuſammen lauf-
fen, zu plaudern, damit, ſo der Wolff ein-
laͤufft, ſie denſelben unerſchrocken mit der
Axt oder Keule auf den Kopff ſchlagen
koͤnnen. Hierbey koͤnnen ſie auch die
Sauen und Fuͤchſe mit fangen. Solte
aber das rothe Wildpraͤth, als Rehe oder
Haſen, hierbey mit eingelauffen ſeyn, ſo
koͤnnen ſie ſolches auswerffen.
§. 4. Der einen Wolff gefangen, be-
kommt zu ſeiner Ergoͤtzlichkeit insgemein
ein Trinck-Geld von einem Gulden, oder
halben Thaler. Solte aber der Wolff
lebendig eingefangen werden, ſo wird er
durch zwey ſtarcke Jaͤger, oder Zeug-
Knechte, oder andere Leute, mit ſtarcken
eiſernen Zangen zu beyden Seiten um
den Hals gefaßt, aus dem Netze heraus-
genommen, und nach dem Kaſten zu-
gefuͤhret; Wolte er ja nicht fort, ſo
kan einer mit einem guten Cantſchuh oder
ſtarcken Peitſche ihm forthelffen, und die
beyden ſtarcken Maͤnner muͤſſen ihn mit
Gewalt in den Kaſten hineindruͤcken, und
hinten zumachen. Endlich wird der
Wolff entweder in den Zwinger und
Wolffs-Garten geſperret, oder todt ge-
ſchlagen.
Das 22. Capitel/
Vom Gewehr und Pulver
zu probiren.
§. 1.
Auf was vor Art, durch wen, und zu
welcher Zeit das nunmehr allenthal-
ben bekandte Schieß-Pulver, und die
mancherley Arten des alten und neuen
Gewehrs erfunden worden; habe in dem
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