Des Dritten Theils 21. Capitel/ von der Wolffs-Jagd.
[Spaltenumbruch]
ihn eingekreiset, schickt der Fuß-Knecht eiligst einen Bothen zu Pferde in das nächste Dorff, und lässet zum Zeichen der Wolffs-Jagd einige Schläge an die Glo- cke thun, kurtz nach einander, alsdenn ein wenig inne halten, und wiederum der- gleichen, damit ein Unterscheid bemercket werde, ob Feuer oder ein ander Unglück vorhanden sey.
§. 2.
Solte windigt oder neblicht Wetter einfallen, oder wegen Verhinde- rung der dazwischen liegenden Berge der Glocken-Schlag nicht zu hören seyn, so muß das Dorff an das nächste Dorff ei- ligst einen Bothen nach der Wolffs-Jagd schicken, und ihnen vermelden, daß sie sich mit Aexten, mit Heu- und Mist-Gabeln, Spiessen und anderm Gewehr, daß sie aufbringen können, einstellen sollen, und zwar gantz stille, auch ohne Feuer und Toback-rauchen, wenn zumahl der Wind nach dem Jagen zu, wo der Wolff zu ver- muthen, gehen solte. Währender Zeit wird der Wolff immittelst in gröster Eil gleich verlappet; derjenige Fuß-Knecht, so ihn eingekreiset, kan sich auf den Wech- sel, da der Wolff den Eingang genom- men, mit der Büchse anstellen, daß, dafern der Wolff von dem umher Verlappen et- wan rege gemacht würde, und wieder- um zu demselben Ort, wo er eingegan- gen, heraus kommen solte, er auf diese Art salutiret würde. Auf der Seite, wo die Lappen noch nicht ankommen wären, oder reichen wolten, und flache Felder, kan einer oder mehr zu Pferde hin und wieder reiten, damit der Wolff, da er über die Fläche wolte, genöthiget werde, rückwerts zu kehren, und ferner zu ver- harren. Es ist auch nicht schädlich, auf solcher Fläche den Wolff zu hetzen, wenn er mit Gewalt durchbrechen wolte, und muß man ihn alsdenn mit ein sechs biß neun tüchtigen Hunden attaquiren, sonst würde er sie übel zeichnen, und dergestalt erschrecken, daß sie ihn verlassen, und sich nicht mehr an ihn heran trauen würden, massen er einen Rachen voll starcker dop- pelter und vieler Fänge hat, wie bey dem Hetzen der Wölffe aus vielfältiger Erfah- rung befunden worden.
§. 3.
Solten auch die Unterthanen eher ankommen, als die Lappen, oder der Zeug, so müssen allenfalls die Leute rings umher angestellet werden, daß einer den andern nach Gelegenheit des Ortes, ver- wachsenen Holtzes oder Feldes, auf 50, 100. und mehr Schritte sehen könte, ein [Spaltenumbruch]
ieder müste sich ohne Reden stets bewe- gen, daß der Wolff zurück bliebe, biß der Zeug angekommen, so dann wird dersel- be in aller Stille angebunden, ohne Klopf- fen eiligst gestellet, und bey Leibe nicht mit Toback durchräuchert. Das Treibe- Volck wird mit Eintheilung der Jäger, wie gebräuchlich, angelegt, und dafern zu mehrerm Tumult und Allarm, den Wolff mit Gewalt zu forciren, einige Trommeln vorhanden wären, so könte es nicht schaden, wenn solche mit einge- theilet würden, immittelst gehet das Trei- ben mit grossem Geschrey fort, und die Bauer-Hunde müssen darein gelöset werden, um den Wolff rege zu machen. Die bey den Netzen stehen, müssen gantz stille bleiben, keinen Toback rauchen, oder Feuer schlagen, und nicht zusammen lauf- fen, zu plaudern, damit, so der Wolff ein- läufft, sie denselben unerschrocken mit der Axt oder Keule auf den Kopff schlagen können. Hierbey können sie auch die Sauen und Füchse mit fangen. Solte aber das rothe Wildpräth, als Rehe oder Hasen, hierbey mit eingelauffen seyn, so können sie solches auswerffen.
§. 4.
Der einen Wolff gefangen, be- kommt zu seiner Ergötzlichkeit insgemein ein Trinck-Geld von einem Gulden, oder halben Thaler. Solte aber der Wolff lebendig eingefangen werden, so wird er durch zwey starcke Jäger, oder Zeug- Knechte, oder andere Leute, mit starcken eisernen Zangen zu beyden Seiten um den Hals gefaßt, aus dem Netze heraus- genommen, und nach dem Kasten zu- geführet; Wolte er ja nicht fort, so kan einer mit einem guten Cantschuh oder starcken Peitsche ihm forthelffen, und die beyden starcken Männer müssen ihn mit Gewalt in den Kasten hineindrücken, und hinten zumachen. Endlich wird der Wolff entweder in den Zwinger und Wolffs-Garten gesperret, oder todt ge- schlagen.
Das 22. Capitel/ Vom Gewehr und Pulver zu probiren.
§. 1.
Auf was vor Art, durch wen, und zu welcher Zeit das nunmehr allenthal- ben bekandte Schieß-Pulver, und die mancherley Arten des alten und neuen Gewehrs erfunden worden; habe in dem
ersten
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Des Dritten Theils 21. Capitel/ von der Wolffs-Jagd.
[Spaltenumbruch]
ihn eingekreiſet, ſchickt der Fuß-Knecht eiligſt einen Bothen zu Pferde in das naͤchſte Dorff, und laͤſſet zum Zeichen der Wolffs-Jagd einige Schlaͤge an die Glo- cke thun, kurtz nach einander, alsdenn ein wenig inne halten, und wiederum der- gleichen, damit ein Unterſcheid bemercket werde, ob Feuer oder ein ander Ungluͤck vorhanden ſey.
§. 2.
Solte windigt oder neblicht Wetter einfallen, oder wegen Verhinde- rung der dazwiſchen liegenden Berge der Glocken-Schlag nicht zu hoͤren ſeyn, ſo muß das Dorff an das naͤchſte Dorff ei- ligſt einen Bothen nach der Wolffs-Jagd ſchicken, und ihnen vermelden, daß ſie ſich mit Aexten, mit Heu- und Miſt-Gabeln, Spieſſen und anderm Gewehr, daß ſie aufbringen koͤnnen, einſtellen ſollen, und zwar gantz ſtille, auch ohne Feuer und Toback-rauchen, wenn zumahl der Wind nach dem Jagen zu, wo der Wolff zu ver- muthen, gehen ſolte. Waͤhrender Zeit wird der Wolff immittelſt in groͤſter Eil gleich verlappet; derjenige Fuß-Knecht, ſo ihn eingekreiſet, kan ſich auf den Wech- ſel, da der Wolff den Eingang genom- men, mit der Buͤchſe anſtellen, daß, dafern der Wolff von dem umher Verlappen et- wan rege gemacht wuͤrde, und wieder- um zu demſelben Ort, wo er eingegan- gen, heraus kommen ſolte, er auf dieſe Art ſalutiret wuͤrde. Auf der Seite, wo die Lappen noch nicht ankommen waͤren, oder reichen wolten, und flache Felder, kan einer oder mehr zu Pferde hin und wieder reiten, damit der Wolff, da er uͤber die Flaͤche wolte, genoͤthiget werde, ruͤckwerts zu kehren, und ferner zu ver- harren. Es iſt auch nicht ſchaͤdlich, auf ſolcher Flaͤche den Wolff zu hetzen, wenn er mit Gewalt durchbrechen wolte, und muß man ihn alsdenn mit ein ſechs biß neun tuͤchtigen Hunden attaquiren, ſonſt wuͤrde er ſie uͤbel zeichnen, und dergeſtalt erſchrecken, daß ſie ihn verlaſſen, und ſich nicht mehr an ihn heran trauen wuͤrden, maſſen er einen Rachen voll ſtarcker dop- pelter und vieler Faͤnge hat, wie bey dem Hetzen der Woͤlffe aus vielfaͤltiger Erfah- rung befunden worden.
§. 3.
Solten auch die Unterthanen eher ankommen, als die Lappen, oder der Zeug, ſo muͤſſen allenfalls die Leute rings umher angeſtellet werden, daß einer den andern nach Gelegenheit des Ortes, ver- wachſenen Holtzes oder Feldes, auf 50, 100. und mehr Schritte ſehen koͤnte, ein [Spaltenumbruch]
ieder muͤſte ſich ohne Reden ſtets bewe- gen, daß der Wolff zuruͤck bliebe, biß der Zeug angekommen, ſo dann wird derſel- be in aller Stille angebunden, ohne Klopf- fen eiligſt geſtellet, und bey Leibe nicht mit Toback durchraͤuchert. Das Treibe- Volck wird mit Eintheilung der Jaͤger, wie gebraͤuchlich, angelegt, und dafern zu mehrerm Tumult und Allarm, den Wolff mit Gewalt zu forciren, einige Trommeln vorhanden waͤren, ſo koͤnte es nicht ſchaden, wenn ſolche mit einge- theilet wuͤrden, immittelſt gehet das Trei- ben mit groſſem Geſchrey fort, und die Bauer-Hunde muͤſſen darein geloͤſet werden, um den Wolff rege zu machen. Die bey den Netzen ſtehen, muͤſſen gantz ſtille bleiben, keinen Toback rauchen, oder Feuer ſchlagen, und nicht zuſammen lauf- fen, zu plaudern, damit, ſo der Wolff ein- laͤufft, ſie denſelben unerſchrocken mit der Axt oder Keule auf den Kopff ſchlagen koͤnnen. Hierbey koͤnnen ſie auch die Sauen und Fuͤchſe mit fangen. Solte aber das rothe Wildpraͤth, als Rehe oder Haſen, hierbey mit eingelauffen ſeyn, ſo koͤnnen ſie ſolches auswerffen.
§. 4.
Der einen Wolff gefangen, be- kommt zu ſeiner Ergoͤtzlichkeit insgemein ein Trinck-Geld von einem Gulden, oder halben Thaler. Solte aber der Wolff lebendig eingefangen werden, ſo wird er durch zwey ſtarcke Jaͤger, oder Zeug- Knechte, oder andere Leute, mit ſtarcken eiſernen Zangen zu beyden Seiten um den Hals gefaßt, aus dem Netze heraus- genommen, und nach dem Kaſten zu- gefuͤhret; Wolte er ja nicht fort, ſo kan einer mit einem guten Cantſchuh oder ſtarcken Peitſche ihm forthelffen, und die beyden ſtarcken Maͤnner muͤſſen ihn mit Gewalt in den Kaſten hineindruͤcken, und hinten zumachen. Endlich wird der Wolff entweder in den Zwinger und Wolffs-Garten geſperret, oder todt ge- ſchlagen.
Das 22. Capitel/ Vom Gewehr und Pulver zu probiren.
§. 1.
Auf was vor Art, durch wen, und zu welcher Zeit das nunmehr allenthal- ben bekandte Schieß-Pulver, und die mancherley Arten des alten und neuen Gewehrs erfunden worden; habe in dem
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Des Dritten Theils 21. Capitel/ von der Wolffs-Jagd.
ihn eingekreiſet, ſchickt der Fuß-Knecht
eiligſt einen Bothen zu Pferde in das
naͤchſte Dorff, und laͤſſet zum Zeichen der
Wolffs-Jagd einige Schlaͤge an die Glo-
cke thun, kurtz nach einander, alsdenn ein
wenig inne halten, und wiederum der-
gleichen, damit ein Unterſcheid bemercket
werde, ob Feuer oder ein ander Ungluͤck
vorhanden ſey.
§. 2. Solte windigt oder neblicht
Wetter einfallen, oder wegen Verhinde-
rung der dazwiſchen liegenden Berge der
Glocken-Schlag nicht zu hoͤren ſeyn, ſo
muß das Dorff an das naͤchſte Dorff ei-
ligſt einen Bothen nach der Wolffs-Jagd
ſchicken, und ihnen vermelden, daß ſie ſich
mit Aexten, mit Heu- und Miſt-Gabeln,
Spieſſen und anderm Gewehr, daß ſie
aufbringen koͤnnen, einſtellen ſollen, und
zwar gantz ſtille, auch ohne Feuer und
Toback-rauchen, wenn zumahl der Wind
nach dem Jagen zu, wo der Wolff zu ver-
muthen, gehen ſolte. Waͤhrender Zeit
wird der Wolff immittelſt in groͤſter Eil
gleich verlappet; derjenige Fuß-Knecht,
ſo ihn eingekreiſet, kan ſich auf den Wech-
ſel, da der Wolff den Eingang genom-
men, mit der Buͤchſe anſtellen, daß, dafern
der Wolff von dem umher Verlappen et-
wan rege gemacht wuͤrde, und wieder-
um zu demſelben Ort, wo er eingegan-
gen, heraus kommen ſolte, er auf dieſe
Art ſalutiret wuͤrde. Auf der Seite, wo
die Lappen noch nicht ankommen waͤren,
oder reichen wolten, und flache Felder,
kan einer oder mehr zu Pferde hin und
wieder reiten, damit der Wolff, da er
uͤber die Flaͤche wolte, genoͤthiget werde,
ruͤckwerts zu kehren, und ferner zu ver-
harren. Es iſt auch nicht ſchaͤdlich, auf
ſolcher Flaͤche den Wolff zu hetzen, wenn
er mit Gewalt durchbrechen wolte, und
muß man ihn alsdenn mit ein ſechs biß
neun tuͤchtigen Hunden attaquiren, ſonſt
wuͤrde er ſie uͤbel zeichnen, und dergeſtalt
erſchrecken, daß ſie ihn verlaſſen, und ſich
nicht mehr an ihn heran trauen wuͤrden,
maſſen er einen Rachen voll ſtarcker dop-
pelter und vieler Faͤnge hat, wie bey dem
Hetzen der Woͤlffe aus vielfaͤltiger Erfah-
rung befunden worden.
§. 3. Solten auch die Unterthanen
eher ankommen, als die Lappen, oder der
Zeug, ſo muͤſſen allenfalls die Leute rings
umher angeſtellet werden, daß einer den
andern nach Gelegenheit des Ortes, ver-
wachſenen Holtzes oder Feldes, auf 50,
100. und mehr Schritte ſehen koͤnte, ein
ieder muͤſte ſich ohne Reden ſtets bewe-
gen, daß der Wolff zuruͤck bliebe, biß der
Zeug angekommen, ſo dann wird derſel-
be in aller Stille angebunden, ohne Klopf-
fen eiligſt geſtellet, und bey Leibe nicht mit
Toback durchraͤuchert. Das Treibe-
Volck wird mit Eintheilung der Jaͤger,
wie gebraͤuchlich, angelegt, und dafern
zu mehrerm Tumult und Allarm, den
Wolff mit Gewalt zu forciren, einige
Trommeln vorhanden waͤren, ſo koͤnte
es nicht ſchaden, wenn ſolche mit einge-
theilet wuͤrden, immittelſt gehet das Trei-
ben mit groſſem Geſchrey fort, und die
Bauer-Hunde muͤſſen darein geloͤſet
werden, um den Wolff rege zu machen.
Die bey den Netzen ſtehen, muͤſſen gantz
ſtille bleiben, keinen Toback rauchen, oder
Feuer ſchlagen, und nicht zuſammen lauf-
fen, zu plaudern, damit, ſo der Wolff ein-
laͤufft, ſie denſelben unerſchrocken mit der
Axt oder Keule auf den Kopff ſchlagen
koͤnnen. Hierbey koͤnnen ſie auch die
Sauen und Fuͤchſe mit fangen. Solte
aber das rothe Wildpraͤth, als Rehe oder
Haſen, hierbey mit eingelauffen ſeyn, ſo
koͤnnen ſie ſolches auswerffen.
§. 4. Der einen Wolff gefangen, be-
kommt zu ſeiner Ergoͤtzlichkeit insgemein
ein Trinck-Geld von einem Gulden, oder
halben Thaler. Solte aber der Wolff
lebendig eingefangen werden, ſo wird er
durch zwey ſtarcke Jaͤger, oder Zeug-
Knechte, oder andere Leute, mit ſtarcken
eiſernen Zangen zu beyden Seiten um
den Hals gefaßt, aus dem Netze heraus-
genommen, und nach dem Kaſten zu-
gefuͤhret; Wolte er ja nicht fort, ſo
kan einer mit einem guten Cantſchuh oder
ſtarcken Peitſche ihm forthelffen, und die
beyden ſtarcken Maͤnner muͤſſen ihn mit
Gewalt in den Kaſten hineindruͤcken, und
hinten zumachen. Endlich wird der
Wolff entweder in den Zwinger und
Wolffs-Garten geſperret, oder todt ge-
ſchlagen.
Das 22. Capitel/
Vom Gewehr und Pulver
zu probiren.
§. 1.
Auf was vor Art, durch wen, und zu
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/287>, abgerufen am 22.02.2025.
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