Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Dritten Theils 20. Capitel/ von dem Keller-Wagen. [Spaltenumbruch]
ringern Jagd-Bedienten und die Gemei-nen allerhand geringere Speisen, an Knack-Würsten, Brat-Würsten, geräu- chertem Fleische, und Zugemüssen bey sich haben; Doch hat er sich auch vorzusehen, daß er nicht leichtlich etwas unbekandtes und ohne Ordre speise, damit der Hof- Statt nicht etwan was abgehe, und er sich Verantwortung darüber zuziehen möge. Bey dem Abjagen muß die hoch- löbliche Jägerey wegen des vielen ange- wandten Fleisses bey dem angestellten Jagen tractiret werden, sonsten aber nicht, indem sie allerseits von dem Grö- sten biß zum Kleinsten ihre behörige Aus- lösung erhalten, und sich um Geld bey den Marquetennern Victualien anschaf- fen können. Vor das Servis an Tafel- Zeug, Tisch-Tüchern, Bechern, silbernen Löffeln, Messern und Gabeln, und an- dern, was zur Besetzung einer Tafel ge- hört, ingleichen vor Brod und Semmel, ist der Tafel-Decker besorgt, der Condi- tor aber bekümmert sich um die Confectu- ren. Es müssen sich denn hierbey sowohl die Köche, als die Conditer bemühen, daß sie solche Speisen und Confituren auf- tragen, die vor solche Jagd-Solennitäten convenient sind. Das 20. Capitel/ Von dem Keller-Wagen. §. 1. Nachdem sich nach dem gemeinen §. 2. Es ist Sorge zu tragen, daß die Das 21. Capitel/ Von der Molffs-Jagd. §. 1. Ob ich schon in dem ersten Theile mei- ihn
Des Dritten Theils 20. Capitel/ von dem Keller-Wagen. [Spaltenumbruch]
ringern Jagd-Bedienten und die Gemei-nen allerhand geringere Speiſen, an Knack-Wuͤrſten, Brat-Wuͤrſten, geraͤu- chertem Fleiſche, und Zugemuͤſſen bey ſich haben; Doch hat er ſich auch vorzuſehen, daß er nicht leichtlich etwas unbekandtes und ohne Ordre ſpeiſe, damit der Hof- Statt nicht etwan was abgehe, und er ſich Verantwortung daruͤber zuziehen moͤge. Bey dem Abjagen muß die hoch- loͤbliche Jaͤgerey wegen des vielen ange- wandten Fleiſſes bey dem angeſtellten Jagen tractiret werden, ſonſten aber nicht, indem ſie allerſeits von dem Groͤ- ſten biß zum Kleinſten ihre behoͤrige Aus- loͤſung erhalten, und ſich um Geld bey den Marquetennern Victualien anſchaf- fen koͤnnen. Vor das Servis an Tafel- Zeug, Tiſch-Tuͤchern, Bechern, ſilbernen Loͤffeln, Meſſern und Gabeln, und an- dern, was zur Beſetzung einer Tafel ge- hoͤrt, ingleichen vor Brod und Semmel, iſt der Tafel-Decker beſorgt, der Condi- tor aber bekuͤmmert ſich um die Confectu- ren. Es muͤſſen ſich denn hierbey ſowohl die Koͤche, als die Conditer bemuͤhen, daß ſie ſolche Speiſen und Confituren auf- tragen, die vor ſolche Jagd-Solennitaͤten convenient ſind. Das 20. Capitel/ Von dem Keller-Wagen. §. 1. Nachdem ſich nach dem gemeinen §. 2. Es iſt Sorge zu tragen, daß die Das 21. Capitel/ Von der Molffs-Jagd. §. 1. Ob ich ſchon in dem erſten Theile mei- ihn
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Es erfordert die Gebuͤhr<lb/> des Keller-Schreibers und Kuͤfers, daß<lb/> er einige Tage vorher die groſſen, mitt-<lb/> lern und kleinen <hi rendition="#aq">Pocal</hi>e oder Willkom-<lb/> men-Glaͤſer vor Bier und Wein bey<lb/> Zeiten reine macht, und ſie in die dazu<lb/> gehoͤrigen Flaſchen-Futter und Reiſe-<lb/> Kaͤſten einpackt, damit nichts zubreche.<lb/> Die raren fremden Weine, als etwan der<lb/> Ungariſche, der Burgunder, der <hi rendition="#aq">Cham-<lb/> pagne-</hi>Wein, u. ſ. w. muß der Wein-<lb/> Kuͤfer in die hierzu <hi rendition="#aq">apti</hi>rten Faͤßgen oder<lb/><cb/> in den <hi rendition="#aq">Bouteill</hi>en mit Fleiß verwahren,<lb/> und Acht haben, daß ſolcher nicht verfaͤl-<lb/> ſchet, oder von andern benaſchet werde.<lb/> Der andere Wein hingegen, der nicht auf<lb/> die Fuͤrſtliche Tafel koͤmmt, ſondern auf<lb/> die Marſchalls-Tafel, und von den <hi rendition="#aq">Ca-<lb/> valier</hi>en vom geringern Range getrun-<lb/> cken wird, wird in Tonnen und halbe<lb/> Tonnen auf den Keller-Wagen gepackt,<lb/> und muͤſſen Weine von unterſchiedener<lb/> Guͤte vorhanden ſeyn.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 2.</head> <p>Es iſt Sorge zu tragen, daß die<lb/> Waͤgen mit dem Getraͤncke die Nacht im<lb/> Kuͤhlen fortfahren, wohl eingepackt, und<lb/> mit gruͤnem Reißig bedeckt werden, daß<lb/> die Sonne nicht auf das Getraͤncke ſchei-<lb/> nen moͤge. 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Des Dritten Theils 20. Capitel/ von dem Keller-Wagen.
ringern Jagd-Bedienten und die Gemei-
nen allerhand geringere Speiſen, an
Knack-Wuͤrſten, Brat-Wuͤrſten, geraͤu-
chertem Fleiſche, und Zugemuͤſſen bey ſich
haben; Doch hat er ſich auch vorzuſehen,
daß er nicht leichtlich etwas unbekandtes
und ohne Ordre ſpeiſe, damit der Hof-
Statt nicht etwan was abgehe, und er
ſich Verantwortung daruͤber zuziehen
moͤge. Bey dem Abjagen muß die hoch-
loͤbliche Jaͤgerey wegen des vielen ange-
wandten Fleiſſes bey dem angeſtellten
Jagen tractiret werden, ſonſten aber
nicht, indem ſie allerſeits von dem Groͤ-
ſten biß zum Kleinſten ihre behoͤrige Aus-
loͤſung erhalten, und ſich um Geld bey
den Marquetennern Victualien anſchaf-
fen koͤnnen. Vor das Servis an Tafel-
Zeug, Tiſch-Tuͤchern, Bechern, ſilbernen
Loͤffeln, Meſſern und Gabeln, und an-
dern, was zur Beſetzung einer Tafel ge-
hoͤrt, ingleichen vor Brod und Semmel,
iſt der Tafel-Decker beſorgt, der Condi-
tor aber bekuͤmmert ſich um die Confectu-
ren. Es muͤſſen ſich denn hierbey ſowohl
die Koͤche, als die Conditer bemuͤhen, daß
ſie ſolche Speiſen und Confituren auf-
tragen, die vor ſolche Jagd-Solennitaͤten
convenient ſind.
Das 20. Capitel/
Von dem Keller-Wagen.
§. 1.
Nachdem ſich nach dem gemeinen
Sprichwort auf einen guten Biſſen
auch ein guter Trunck gehoͤrt, ſo wird
nicht undienlich ſeyn, wenn ich auch nach
der Abhandlung des Kuͤchen-Wagens
etwas von dem Keller-Wagen gedencke.
Der Keller-Schreiber und der Koch wer-
den ſich wohl mit einander vertragen.
Denn bratet der Koch dem Keller-Schrei-
ber eine Wurſt, ſo loͤſcht der Keller-
Schreiber dem Koch davor zum Gratial
ſeinen Durſt. Es erfordert die Gebuͤhr
des Keller-Schreibers und Kuͤfers, daß
er einige Tage vorher die groſſen, mitt-
lern und kleinen Pocale oder Willkom-
men-Glaͤſer vor Bier und Wein bey
Zeiten reine macht, und ſie in die dazu
gehoͤrigen Flaſchen-Futter und Reiſe-
Kaͤſten einpackt, damit nichts zubreche.
Die raren fremden Weine, als etwan der
Ungariſche, der Burgunder, der Cham-
pagne-Wein, u. ſ. w. muß der Wein-
Kuͤfer in die hierzu aptirten Faͤßgen oder
in den Bouteillen mit Fleiß verwahren,
und Acht haben, daß ſolcher nicht verfaͤl-
ſchet, oder von andern benaſchet werde.
Der andere Wein hingegen, der nicht auf
die Fuͤrſtliche Tafel koͤmmt, ſondern auf
die Marſchalls-Tafel, und von den Ca-
valieren vom geringern Range getrun-
cken wird, wird in Tonnen und halbe
Tonnen auf den Keller-Wagen gepackt,
und muͤſſen Weine von unterſchiedener
Guͤte vorhanden ſeyn.
§. 2. Es iſt Sorge zu tragen, daß die
Waͤgen mit dem Getraͤncke die Nacht im
Kuͤhlen fortfahren, wohl eingepackt, und
mit gruͤnem Reißig bedeckt werden, daß
die Sonne nicht auf das Getraͤncke ſchei-
nen moͤge. Sind ſie an Ort und Stelle
angekommen, ſo muß der Keller-Schrei-
ber nebſt dem Jagd-Fourier einen Platz
zu einem Keller ausſuchen, und werden
ſo dann alſobald ein Dutzend Bauern be-
ordert, die mit Schippen und Spaten
in kurtzer Zeit einen Keller ausgraben
muͤſſen. So muß auch ein Faß mit rei-
nem Waſſer im Vorrath ſeyn, daß die
Glaͤſer, ſo offt ſie eingeſchencket werden,
allezeit zuvor, um den Trinckenden einen
deſto beſſern Appetit zu wege zu bringen,
ausgeſchwencket werden. So wird auch
ein Faͤßgen mit Eyß mitgenommen, daß
diejenigen, ſo Liebhaber davon ſind, recht
vom Friſchen trincken moͤgen. Die uͤbri-
gen Getraͤncke, als den Caffe, Thée und
Chocolade pfleget der Conditor in ſei-
nem Verwahrſam zu haben.
Das 21. Capitel/
Von der Molffs-Jagd.
§. 1.
Ob ich ſchon in dem erſten Theile mei-
nes Jaͤger-Buches von der Wolffs-
Jagd pag. 306. ingleichen von den Tuͤ-
cher-Lappen p. 221. und von den Wolffs-
Netzen p. 228. ziemlich ausfuͤhrlich gehan-
delt, ſo werde dennoch auch hier Gelegen-
heit haben, eines und das andere, welches
ich dort nicht geſagt, beyzubringen. Weñ
ein Schnee neulichſt eingefallen, ſo muͤſ-
ſen die Fuß-Knechte eines gantzen Re-
viers fleißig ſpuͤhren, und da ſie einer rich-
tigen Wolffes-Spuhr gewahr werden,
mit guter Vorſichtigkeit nachſehen, in wel-
chem Dickigt, Moraſt oder Bruch der
Wolff getrabet. Damit nun die Spuhr
nicht uͤbergangen werde, ſo muͤſſen ſie ihn
richtig umher einkreiſen. So bald man
ihn
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