Des Dritten Th. 16. Cap. von der Schwein-Hatz-Zeit.
[Spaltenumbruch]
ist aber dasselbe nicht so gut wie das Stroh, denn das Tannen-Reisigt hat wegen sei- nes Schwefels und Hartzes einige Wär- me bey sich. Die Eyß-Schollen hauet man etwan so aus, daß sie in das Viereck eine Elle fassen, ie stärcker sie sind, ie besser sind sie. Man hauet solche aus den Ströhmen oder Seen und Teichen.
§. 2.
Die von dem untersten Boden abgesonderten Tramen dienen dazu, daß, wenn etwan laue Winde kämen, und das Eyß fienge an zu nässen, die Feuchtigkeit hinab in die Erde treuffen könte. Solte sie hingegen vom Eyß nicht abtrieffen kön- nen, so würde sie bald das Eyß schmeltzend machen, welches aber durch dieses Absei- hen verhindert wird. Einige machen nicht so viel Wesens, sondern legen nur unten auf dem Boden Breter, und auf die Breter Eyß-Schollen; andere setzen ein höltzern Behältniß, das unten mit Eyß angefüllt, und oben mit Eyß bedeckt ist, in den Keller, und verwahren das Fleisch, oder die andern Victualien in diesem Be- hältniß. Doch gehet das Eyß bey dieser letztern Invention in der grösten Som- mers-Hitze, wenn man es am liebsten hätte, und am nöthigsten brauchte, ins- gemein aus. Jst die Eyß-Grube unter freyem Himmel angelegt, so wird sie mit einem kleinen Mäuerlein eingefaßt, mit einem guten abhängigen Dache wohl da- von unterschieden, und eingedeckt. Es werden auch gegen Morgen, Mittag und Abend, Sträucher und Bäume beygesetzt, damit die Sonne nicht darauf scheinen, und das Eyß schmeltzend machen könne.
Das 16. Capitel/ Von der Schwein-Hatz- Seit.
§. 1.
Nachdem ich nun in dem vorhergehen- den Anleitung gegeben, wie ein Jä- ger zur Hirsch-Feist-Zeit mit einem Be- stätigungs-Jagen die Herrschafft diverti- ren könne, so werde ietzund abhandeln, wie ein Jäger nach Teutscher Manier ei- ne Schwein-Hatze anstellen soll, daß solche seiner Herrschafft zum gnädigsten Con- tento gereichen möchte. Vor allen Din- gen muß ein Jäger wissen, zu welcher Zeit des Jahres die Sauen zu finden, und wenn sie am besten, welches er aus mei- nem Jäger-Calender ersehen kan. Er muß wissen, wo sie stehen, und wie ihnen [Spaltenumbruch]
am ehesten beyzukommen seyn möchte. Wann sie sich den Sommer über durch, biß zur Erndte-Zeit von den Feld-Früch- ten ernehret, und das Geträide von den Feldern meistens eingebracht worden, und sie sich hin und wieder vertheilt, so suchen sie die Mast-Höltzer der Eichen und Buchen, auch das Feld-Obst hin und wie- der, streiffen in dem September und Octo- ber weitläufftig herum, weil sie von dem Geträide zwar einen geringen Ansatz ha- ben, aber noch nicht recht feist worden, biß der erstere Frost in dem November die reiffgewordene Mast der Eichen und Buchen zum Herabfallen drückt, davon sie erst recht feist werden, welches ihnen, da sie ohndiß hitziger Natur sind, unge- mein brennet, daß sie in Morästen und Brüchen ihr Lager aufschlagen, und sich in den Wasser-Sulen vor Hitze kühlen, biß sie in dem December der harte Frost und das Eyß vertreibet, alsdenn suchen sie das Winter-Lager in warmen Brü- chen, Schilff-Hügeln und Tangel-Di- ckigten.
§. 2.
Da die Säue, wie bekandt, im Christ-Monat ihre Brunfft halten, blei- ben sie ohndiß gerne beysammen, wenn sie zumahl etwas zur Körrung gestreuet bekommen solten. Solte es wieder tau- en, und sie bekämen auch nichts gekörret, so giengen sie von einander nach dem Ge- brüch die Erd-Mast zu suchen. Weil sie von der Brunfft mager und matt ge- worden, liegen sie gerne an Bergen, oder in Ameisen-Hauffen, wo die Sonne an- scheinet. Jn den Monaten Januario und Februario, biß auf den Mertz und April, suchen sie die Sommer-Lager weitläufftig hin und wieder. Es muß also ein Jäger früh und späte wohl Achtung geben, wo die Schweine brechen, und sonderlich wo sie wechseln. Da ein neuer Schnee ge- fallen, kan man die Wechsel über die We- ge spühren, daß sie viel Steige machen, und sich nach den Dickigten retiriren.
§. 3.
Nachdem nun die Herren Forst- Bedienten vor die Conservirung der Ge- höltzer und Wildbahnen zu sorgen haben, und sie das Wildpräth lieber mit allem Fleiß verschonet, als vertilget wissen wol- len, so ist in Teutschland der Gebrauch, daß, wenn eine Herrschafft ein Sau-Ja- gen haben will, und den Ober-Jäger- meister hierzu befehliget, dieser einen Hof- Jäger mit einer schrifftlichen Ordre an den Ober-Forst- und Wildmeister, in des- sen District das Jagen gehalten werden
soll,
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Des Dritten Th. 16. Cap. von der Schwein-Hatz-Zeit.
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iſt aber daſſelbe nicht ſo gut wie das Stroh, denn das Tannen-Reiſigt hat wegen ſei- nes Schwefels und Hartzes einige Waͤr- me bey ſich. Die Eyß-Schollen hauet man etwan ſo aus, daß ſie in das Viereck eine Elle faſſen, ie ſtaͤrcker ſie ſind, ie beſſer ſind ſie. Man hauet ſolche aus den Stroͤhmen oder Seen und Teichen.
§. 2.
Die von dem unterſten Boden abgeſonderten Tramen dienen dazu, daß, wenn etwan laue Winde kaͤmen, und das Eyß fienge an zu naͤſſen, die Feuchtigkeit hinab in die Erde treuffen koͤnte. Solte ſie hingegen vom Eyß nicht abtrieffen koͤn- nen, ſo wuͤrde ſie bald das Eyß ſchmeltzend machen, welches aber durch dieſes Abſei- hen verhindert wird. Einige machen nicht ſo viel Weſens, ſondern legen nur unten auf dem Boden Breter, und auf die Breter Eyß-Schollen; andere ſetzen ein hoͤltzern Behaͤltniß, das unten mit Eyß angefuͤllt, und oben mit Eyß bedeckt iſt, in den Keller, und verwahren das Fleiſch, oder die andern Victualien in dieſem Be- haͤltniß. Doch gehet das Eyß bey dieſer letztern Invention in der groͤſten Som- mers-Hitze, wenn man es am liebſten haͤtte, und am noͤthigſten brauchte, ins- gemein aus. Jſt die Eyß-Grube unter freyem Himmel angelegt, ſo wird ſie mit einem kleinen Maͤuerlein eingefaßt, mit einem guten abhaͤngigen Dache wohl da- von unterſchieden, und eingedeckt. Es werden auch gegen Morgen, Mittag und Abend, Straͤucher und Baͤume beygeſetzt, damit die Sonne nicht darauf ſcheinen, und das Eyß ſchmeltzend machen koͤnne.
Das 16. Capitel/ Von der Schwein-Hatz- Seit.
§. 1.
Nachdem ich nun in dem vorhergehen- den Anleitung gegeben, wie ein Jaͤ- ger zur Hirſch-Feiſt-Zeit mit einem Be- ſtaͤtigungs-Jagen die Herrſchafft diverti- ren koͤnne, ſo werde ietzund abhandeln, wie ein Jaͤger nach Teutſcher Manier ei- ne Schwein-Hatze anſtellen ſoll, daß ſolche ſeiner Herrſchafft zum gnaͤdigſten Con- tento gereichen moͤchte. Vor allen Din- gen muß ein Jaͤger wiſſen, zu welcher Zeit des Jahres die Sauen zu finden, und wenn ſie am beſten, welches er aus mei- nem Jaͤger-Calender erſehen kan. Er muß wiſſen, wo ſie ſtehen, und wie ihnen [Spaltenumbruch]
am eheſten beyzukommen ſeyn moͤchte. Wann ſie ſich den Sommer uͤber durch, biß zur Erndte-Zeit von den Feld-Fruͤch- ten ernehret, und das Getraͤide von den Feldern meiſtens eingebracht worden, und ſie ſich hin und wieder vertheilt, ſo ſuchen ſie die Maſt-Hoͤltzer der Eichen und Buchen, auch das Feld-Obſt hin und wie- der, ſtreiffen in dem September und Octo- ber weitlaͤufftig herum, weil ſie von dem Getraͤide zwar einen geringen Anſatz ha- ben, aber noch nicht recht feiſt worden, biß der erſtere Froſt in dem November die reiffgewordene Maſt der Eichen und Buchen zum Herabfallen druͤckt, davon ſie erſt recht feiſt werden, welches ihnen, da ſie ohndiß hitziger Natur ſind, unge- mein brennet, daß ſie in Moraͤſten und Bruͤchen ihr Lager aufſchlagen, und ſich in den Waſſer-Sulen vor Hitze kuͤhlen, biß ſie in dem December der harte Froſt und das Eyß vertreibet, alsdenn ſuchen ſie das Winter-Lager in warmen Bruͤ- chen, Schilff-Huͤgeln und Tangel-Di- ckigten.
§. 2.
Da die Saͤue, wie bekandt, im Chriſt-Monat ihre Brunfft halten, blei- ben ſie ohndiß gerne beyſammen, wenn ſie zumahl etwas zur Koͤrrung geſtreuet bekommen ſolten. Solte es wieder tau- en, und ſie bekaͤmen auch nichts gekoͤrret, ſo giengen ſie von einander nach dem Ge- bruͤch die Erd-Maſt zu ſuchen. Weil ſie von der Brunfft mager und matt ge- worden, liegen ſie gerne an Bergen, oder in Ameiſen-Hauffen, wo die Sonne an- ſcheinet. Jn den Monaten Januario und Februario, biß auf den Mertz und April, ſuchen ſie die Sommer-Lager weitlaͤufftig hin und wieder. Es muß alſo ein Jaͤger fruͤh und ſpaͤte wohl Achtung geben, wo die Schweine brechen, und ſonderlich wo ſie wechſeln. Da ein neuer Schnee ge- fallen, kan man die Wechſel uͤber die We- ge ſpuͤhren, daß ſie viel Steige machen, und ſich nach den Dickigten retiriren.
§. 3.
Nachdem nun die Herren Forſt- Bedienten vor die Conſervirung der Ge- hoͤltzer und Wildbahnen zu ſorgen haben, und ſie das Wildpraͤth lieber mit allem Fleiß verſchonet, als vertilget wiſſen wol- len, ſo iſt in Teutſchland der Gebrauch, daß, wenn eine Herrſchafft ein Sau-Ja- gen haben will, und den Ober-Jaͤger- meiſter hierzu befehliget, dieſer einen Hof- Jaͤger mit einer ſchrifftlichen Ordre an den Ober-Forſt- und Wildmeiſter, in deſ- ſen Diſtrict das Jagen gehalten werden
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Des Dritten Th. 16. Cap. von der Schwein-Hatz-Zeit.
iſt aber daſſelbe nicht ſo gut wie das Stroh,
denn das Tannen-Reiſigt hat wegen ſei-
nes Schwefels und Hartzes einige Waͤr-
me bey ſich. Die Eyß-Schollen hauet man
etwan ſo aus, daß ſie in das Viereck eine
Elle faſſen, ie ſtaͤrcker ſie ſind, ie beſſer ſind
ſie. Man hauet ſolche aus den Stroͤhmen
oder Seen und Teichen.
§. 2. Die von dem unterſten Boden
abgeſonderten Tramen dienen dazu, daß,
wenn etwan laue Winde kaͤmen, und das
Eyß fienge an zu naͤſſen, die Feuchtigkeit
hinab in die Erde treuffen koͤnte. Solte
ſie hingegen vom Eyß nicht abtrieffen koͤn-
nen, ſo wuͤrde ſie bald das Eyß ſchmeltzend
machen, welches aber durch dieſes Abſei-
hen verhindert wird. Einige machen
nicht ſo viel Weſens, ſondern legen nur
unten auf dem Boden Breter, und auf
die Breter Eyß-Schollen; andere ſetzen ein
hoͤltzern Behaͤltniß, das unten mit Eyß
angefuͤllt, und oben mit Eyß bedeckt iſt,
in den Keller, und verwahren das Fleiſch,
oder die andern Victualien in dieſem Be-
haͤltniß. Doch gehet das Eyß bey dieſer
letztern Invention in der groͤſten Som-
mers-Hitze, wenn man es am liebſten
haͤtte, und am noͤthigſten brauchte, ins-
gemein aus. Jſt die Eyß-Grube unter
freyem Himmel angelegt, ſo wird ſie mit
einem kleinen Maͤuerlein eingefaßt, mit
einem guten abhaͤngigen Dache wohl da-
von unterſchieden, und eingedeckt. Es
werden auch gegen Morgen, Mittag und
Abend, Straͤucher und Baͤume beygeſetzt,
damit die Sonne nicht darauf ſcheinen,
und das Eyß ſchmeltzend machen koͤnne.
Das 16. Capitel/
Von der Schwein-Hatz-
Seit.
§. 1.
Nachdem ich nun in dem vorhergehen-
den Anleitung gegeben, wie ein Jaͤ-
ger zur Hirſch-Feiſt-Zeit mit einem Be-
ſtaͤtigungs-Jagen die Herrſchafft diverti-
ren koͤnne, ſo werde ietzund abhandeln,
wie ein Jaͤger nach Teutſcher Manier ei-
ne Schwein-Hatze anſtellen ſoll, daß ſolche
ſeiner Herrſchafft zum gnaͤdigſten Con-
tento gereichen moͤchte. Vor allen Din-
gen muß ein Jaͤger wiſſen, zu welcher
Zeit des Jahres die Sauen zu finden, und
wenn ſie am beſten, welches er aus mei-
nem Jaͤger-Calender erſehen kan. Er
muß wiſſen, wo ſie ſtehen, und wie ihnen
am eheſten beyzukommen ſeyn moͤchte.
Wann ſie ſich den Sommer uͤber durch,
biß zur Erndte-Zeit von den Feld-Fruͤch-
ten ernehret, und das Getraͤide von den
Feldern meiſtens eingebracht worden,
und ſie ſich hin und wieder vertheilt, ſo
ſuchen ſie die Maſt-Hoͤltzer der Eichen und
Buchen, auch das Feld-Obſt hin und wie-
der, ſtreiffen in dem September und Octo-
ber weitlaͤufftig herum, weil ſie von dem
Getraͤide zwar einen geringen Anſatz ha-
ben, aber noch nicht recht feiſt worden,
biß der erſtere Froſt in dem November
die reiffgewordene Maſt der Eichen und
Buchen zum Herabfallen druͤckt, davon
ſie erſt recht feiſt werden, welches ihnen,
da ſie ohndiß hitziger Natur ſind, unge-
mein brennet, daß ſie in Moraͤſten und
Bruͤchen ihr Lager aufſchlagen, und ſich
in den Waſſer-Sulen vor Hitze kuͤhlen,
biß ſie in dem December der harte Froſt
und das Eyß vertreibet, alsdenn ſuchen
ſie das Winter-Lager in warmen Bruͤ-
chen, Schilff-Huͤgeln und Tangel-Di-
ckigten.
§. 2. Da die Saͤue, wie bekandt, im
Chriſt-Monat ihre Brunfft halten, blei-
ben ſie ohndiß gerne beyſammen, wenn
ſie zumahl etwas zur Koͤrrung geſtreuet
bekommen ſolten. Solte es wieder tau-
en, und ſie bekaͤmen auch nichts gekoͤrret,
ſo giengen ſie von einander nach dem Ge-
bruͤch die Erd-Maſt zu ſuchen. Weil
ſie von der Brunfft mager und matt ge-
worden, liegen ſie gerne an Bergen, oder
in Ameiſen-Hauffen, wo die Sonne an-
ſcheinet. Jn den Monaten Januario und
Februario, biß auf den Mertz und April,
ſuchen ſie die Sommer-Lager weitlaͤufftig
hin und wieder. Es muß alſo ein Jaͤger
fruͤh und ſpaͤte wohl Achtung geben, wo
die Schweine brechen, und ſonderlich wo
ſie wechſeln. Da ein neuer Schnee ge-
fallen, kan man die Wechſel uͤber die We-
ge ſpuͤhren, daß ſie viel Steige machen,
und ſich nach den Dickigten retiriren.
§. 3. Nachdem nun die Herren Forſt-
Bedienten vor die Conſervirung der Ge-
hoͤltzer und Wildbahnen zu ſorgen haben,
und ſie das Wildpraͤth lieber mit allem
Fleiß verſchonet, als vertilget wiſſen wol-
len, ſo iſt in Teutſchland der Gebrauch,
daß, wenn eine Herrſchafft ein Sau-Ja-
gen haben will, und den Ober-Jaͤger-
meiſter hierzu befehliget, dieſer einen Hof-
Jaͤger mit einer ſchrifftlichen Ordre an
den Ober-Forſt- und Wildmeiſter, in deſ-
ſen Diſtrict das Jagen gehalten werden
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/273>, abgerufen am 22.02.2025.
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