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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Th. 16. Cap. von der Schwein-Hatz-Zeit.
[Spaltenumbruch] ist aber dasselbe nicht so gut wie das Stroh,
denn das Tannen-Reisigt hat wegen sei-
nes Schwefels und Hartzes einige Wär-
me bey sich. Die Eyß-Schollen hauet man
etwan so aus, daß sie in das Viereck eine
Elle fassen, ie stärcker sie sind, ie besser sind
sie. Man hauet solche aus den Ströhmen
oder Seen und Teichen.

§. 2.

Die von dem untersten Boden
abgesonderten Tramen dienen dazu, daß,
wenn etwan laue Winde kämen, und das
Eyß fienge an zu nässen, die Feuchtigkeit
hinab in die Erde treuffen könte. Solte
sie hingegen vom Eyß nicht abtrieffen kön-
nen, so würde sie bald das Eyß schmeltzend
machen, welches aber durch dieses Absei-
hen verhindert wird. Einige machen
nicht so viel Wesens, sondern legen nur
unten auf dem Boden Breter, und auf
die Breter Eyß-Schollen; andere setzen ein
höltzern Behältniß, das unten mit Eyß
angefüllt, und oben mit Eyß bedeckt ist,
in den Keller, und verwahren das Fleisch,
oder die andern Victualien in diesem Be-
hältniß. Doch gehet das Eyß bey dieser
letztern Invention in der grösten Som-
mers-Hitze, wenn man es am liebsten
hätte, und am nöthigsten brauchte, ins-
gemein aus. Jst die Eyß-Grube unter
freyem Himmel angelegt, so wird sie mit
einem kleinen Mäuerlein eingefaßt, mit
einem guten abhängigen Dache wohl da-
von unterschieden, und eingedeckt. Es
werden auch gegen Morgen, Mittag und
Abend, Sträucher und Bäume beygesetzt,
damit die Sonne nicht darauf scheinen,
und das Eyß schmeltzend machen könne.

Das 16. Capitel/
Von der Schwein-Hatz-
Seit.
§. 1.

Nachdem ich nun in dem vorhergehen-
den Anleitung gegeben, wie ein Jä-
ger zur Hirsch-Feist-Zeit mit einem Be-
stätigungs-Jagen die Herrschafft diverti-
ren könne, so werde ietzund abhandeln,
wie ein Jäger nach Teutscher Manier ei-
ne Schwein-Hatze anstellen soll, daß solche
seiner Herrschafft zum gnädigsten Con-
tento
gereichen möchte. Vor allen Din-
gen muß ein Jäger wissen, zu welcher
Zeit des Jahres die Sauen zu finden, und
wenn sie am besten, welches er aus mei-
nem Jäger-Calender ersehen kan. Er
muß wissen, wo sie stehen, und wie ihnen
[Spaltenumbruch] am ehesten beyzukommen seyn möchte.
Wann sie sich den Sommer über durch,
biß zur Erndte-Zeit von den Feld-Früch-
ten ernehret, und das Geträide von den
Feldern meistens eingebracht worden,
und sie sich hin und wieder vertheilt, so
suchen sie die Mast-Höltzer der Eichen und
Buchen, auch das Feld-Obst hin und wie-
der, streiffen in dem September und Octo-
ber
weitläufftig herum, weil sie von dem
Geträide zwar einen geringen Ansatz ha-
ben, aber noch nicht recht feist worden,
biß der erstere Frost in dem November
die reiffgewordene Mast der Eichen und
Buchen zum Herabfallen drückt, davon
sie erst recht feist werden, welches ihnen,
da sie ohndiß hitziger Natur sind, unge-
mein brennet, daß sie in Morästen und
Brüchen ihr Lager aufschlagen, und sich
in den Wasser-Sulen vor Hitze kühlen,
biß sie in dem December der harte Frost
und das Eyß vertreibet, alsdenn suchen
sie das Winter-Lager in warmen Brü-
chen, Schilff-Hügeln und Tangel-Di-
ckigten.

§. 2.

Da die Säue, wie bekandt, im
Christ-Monat ihre Brunfft halten, blei-
ben sie ohndiß gerne beysammen, wenn
sie zumahl etwas zur Körrung gestreuet
bekommen solten. Solte es wieder tau-
en, und sie bekämen auch nichts gekörret,
so giengen sie von einander nach dem Ge-
brüch die Erd-Mast zu suchen. Weil
sie von der Brunfft mager und matt ge-
worden, liegen sie gerne an Bergen, oder
in Ameisen-Hauffen, wo die Sonne an-
scheinet. Jn den Monaten Januario und
Februario, biß auf den Mertz und April,
suchen sie die Sommer-Lager weitläufftig
hin und wieder. Es muß also ein Jäger
früh und späte wohl Achtung geben, wo
die Schweine brechen, und sonderlich wo
sie wechseln. Da ein neuer Schnee ge-
fallen, kan man die Wechsel über die We-
ge spühren, daß sie viel Steige machen,
und sich nach den Dickigten retiriren.

§. 3.

Nachdem nun die Herren Forst-
Bedienten vor die Conservirung der Ge-
höltzer und Wildbahnen zu sorgen haben,
und sie das Wildpräth lieber mit allem
Fleiß verschonet, als vertilget wissen wol-
len, so ist in Teutschland der Gebrauch,
daß, wenn eine Herrschafft ein Sau-Ja-
gen haben will, und den Ober-Jäger-
meister hierzu befehliget, dieser einen Hof-
Jäger mit einer schrifftlichen Ordre an
den Ober-Forst- und Wildmeister, in des-
sen District das Jagen gehalten werden

soll,
X 3

Des Dritten Th. 16. Cap. von der Schwein-Hatz-Zeit.
[Spaltenumbruch] iſt aber daſſelbe nicht ſo gut wie das Stroh,
denn das Tannen-Reiſigt hat wegen ſei-
nes Schwefels und Hartzes einige Waͤr-
me bey ſich. Die Eyß-Schollen hauet man
etwan ſo aus, daß ſie in das Viereck eine
Elle faſſen, ie ſtaͤrcker ſie ſind, ie beſſer ſind
ſie. Man hauet ſolche aus den Stroͤhmen
oder Seen und Teichen.

§. 2.

Die von dem unterſten Boden
abgeſonderten Tramen dienen dazu, daß,
wenn etwan laue Winde kaͤmen, und das
Eyß fienge an zu naͤſſen, die Feuchtigkeit
hinab in die Erde treuffen koͤnte. Solte
ſie hingegen vom Eyß nicht abtrieffen koͤn-
nen, ſo wuͤrde ſie bald das Eyß ſchmeltzend
machen, welches aber durch dieſes Abſei-
hen verhindert wird. Einige machen
nicht ſo viel Weſens, ſondern legen nur
unten auf dem Boden Breter, und auf
die Breter Eyß-Schollen; andere ſetzen ein
hoͤltzern Behaͤltniß, das unten mit Eyß
angefuͤllt, und oben mit Eyß bedeckt iſt,
in den Keller, und verwahren das Fleiſch,
oder die andern Victualien in dieſem Be-
haͤltniß. Doch gehet das Eyß bey dieſer
letztern Invention in der groͤſten Som-
mers-Hitze, wenn man es am liebſten
haͤtte, und am noͤthigſten brauchte, ins-
gemein aus. Jſt die Eyß-Grube unter
freyem Himmel angelegt, ſo wird ſie mit
einem kleinen Maͤuerlein eingefaßt, mit
einem guten abhaͤngigen Dache wohl da-
von unterſchieden, und eingedeckt. Es
werden auch gegen Morgen, Mittag und
Abend, Straͤucher und Baͤume beygeſetzt,
damit die Sonne nicht darauf ſcheinen,
und das Eyß ſchmeltzend machen koͤnne.

Das 16. Capitel/
Von der Schwein-Hatz-
Seit.
§. 1.

Nachdem ich nun in dem vorhergehen-
den Anleitung gegeben, wie ein Jaͤ-
ger zur Hirſch-Feiſt-Zeit mit einem Be-
ſtaͤtigungs-Jagen die Herrſchafft diverti-
ren koͤnne, ſo werde ietzund abhandeln,
wie ein Jaͤger nach Teutſcher Manier ei-
ne Schwein-Hatze anſtellen ſoll, daß ſolche
ſeiner Herrſchafft zum gnaͤdigſten Con-
tento
gereichen moͤchte. Vor allen Din-
gen muß ein Jaͤger wiſſen, zu welcher
Zeit des Jahres die Sauen zu finden, und
wenn ſie am beſten, welches er aus mei-
nem Jaͤger-Calender erſehen kan. Er
muß wiſſen, wo ſie ſtehen, und wie ihnen
[Spaltenumbruch] am eheſten beyzukommen ſeyn moͤchte.
Wann ſie ſich den Sommer uͤber durch,
biß zur Erndte-Zeit von den Feld-Fruͤch-
ten ernehret, und das Getraͤide von den
Feldern meiſtens eingebracht worden,
und ſie ſich hin und wieder vertheilt, ſo
ſuchen ſie die Maſt-Hoͤltzer der Eichen und
Buchen, auch das Feld-Obſt hin und wie-
der, ſtreiffen in dem September und Octo-
ber
weitlaͤufftig herum, weil ſie von dem
Getraͤide zwar einen geringen Anſatz ha-
ben, aber noch nicht recht feiſt worden,
biß der erſtere Froſt in dem November
die reiffgewordene Maſt der Eichen und
Buchen zum Herabfallen druͤckt, davon
ſie erſt recht feiſt werden, welches ihnen,
da ſie ohndiß hitziger Natur ſind, unge-
mein brennet, daß ſie in Moraͤſten und
Bruͤchen ihr Lager aufſchlagen, und ſich
in den Waſſer-Sulen vor Hitze kuͤhlen,
biß ſie in dem December der harte Froſt
und das Eyß vertreibet, alsdenn ſuchen
ſie das Winter-Lager in warmen Bruͤ-
chen, Schilff-Huͤgeln und Tangel-Di-
ckigten.

§. 2.

Da die Saͤue, wie bekandt, im
Chriſt-Monat ihre Brunfft halten, blei-
ben ſie ohndiß gerne beyſammen, wenn
ſie zumahl etwas zur Koͤrrung geſtreuet
bekommen ſolten. Solte es wieder tau-
en, und ſie bekaͤmen auch nichts gekoͤrret,
ſo giengen ſie von einander nach dem Ge-
bruͤch die Erd-Maſt zu ſuchen. Weil
ſie von der Brunfft mager und matt ge-
worden, liegen ſie gerne an Bergen, oder
in Ameiſen-Hauffen, wo die Sonne an-
ſcheinet. Jn den Monaten Januario und
Februario, biß auf den Mertz und April,
ſuchen ſie die Sommer-Lager weitlaͤufftig
hin und wieder. Es muß alſo ein Jaͤger
fruͤh und ſpaͤte wohl Achtung geben, wo
die Schweine brechen, und ſonderlich wo
ſie wechſeln. Da ein neuer Schnee ge-
fallen, kan man die Wechſel uͤber die We-
ge ſpuͤhren, daß ſie viel Steige machen,
und ſich nach den Dickigten retiriren.

§. 3.

Nachdem nun die Herren Forſt-
Bedienten vor die Conſervirung der Ge-
hoͤltzer und Wildbahnen zu ſorgen haben,
und ſie das Wildpraͤth lieber mit allem
Fleiß verſchonet, als vertilget wiſſen wol-
len, ſo iſt in Teutſchland der Gebrauch,
daß, wenn eine Herrſchafft ein Sau-Ja-
gen haben will, und den Ober-Jaͤger-
meiſter hierzu befehliget, dieſer einen Hof-
Jaͤger mit einer ſchrifftlichen Ordre an
den Ober-Forſt- und Wildmeiſter, in deſ-
ſen Diſtrict das Jagen gehalten werden

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/273>, abgerufen am 21.11.2024.