Des Dritten Theils 15. Capitel/ von der Eyß-Grube.
[Spaltenumbruch]continuiren ihr Wald-Geschrey biß in die Rundung, alsdenn wird das Treiben von der sämtlichen Jägerey eingetheilet, und was im Jagen vor Hirsche ansichtig geworden, angeblasen und angeschryen.
§. 9.
Kommen nun die Jagdbaren Hirsche aus dem Jagen durch das Quer- Tuch auf den Lauff bey dem Schirm vorbey gesprenget, so werden sie von der Herrschafft im Vorbeylauffen aus dem Schirm geschossen; es ist auch manches Orts gebräuchlich, daß sie von Trompe- tern und Pauckern bewillkommet und ge- meldet werden. Sie werden auch theils von der auf beyden Flügeln stehenden Jä- gerey mit Flügel-Hörnern angeblasen, wann sie erleget, durch die Wildpräths- Trage vor den Schirm hingebracht, und nach Grösse der guten feisten Hirsche, ihrer Stärcke, dem Ansehen ihres Gehörnes und Menge der Enden, in Ordnung ge- streckt, wie es die Herrschafft verlangt, und mit dem Kopffe nach dem Schirm, auch mit eichen Brüchen verbrochen. Jst aber alles vorgejagt worden, und das Jagen leer, so versammlet sich die Jägerey wie- der auf dem andern Flügel, daß sie der Herrschafft zur lincken Seiten wiederum herauskommt, ziehet wie vorgemeldet in der geschehenen Ordnung mit dem Wald-Ge- schrey vom Holtze als: Jagt, hagt, tagt, u. so fort, biß sie wiederum gegen den Schirm der Herrschafft kommen, zu Ende: Ja, ha, hagt, tagt to. Endlich wird mit Schrey- en inne gehalten, das Jagen mit Flügel- und Hifft-Hörnern abgeblasen, darauff wiederum geschryen, und das Jagen ge- endiget. Alsdenn werden die Jagd-Hun- de angekoppelt, das Wildpräth aufgebro- chen, der Zeug abgeworffen, der Be- fehl wird zu Aufladung des Zeuges gege- ben, und das Jagen ist aus.
§. 10.
Hat sich nun das Frauenzim- mer bey dem Jagen an den Jagd-Ter- minis versündiget, und solche unrecht be- nennt, da macht sich die Herrschafft eine sonderbare Freude, ihnen das Weyde- Messer geben zu lassen, welches sie bißwei- len auf unterschiedene Weise mit Nach- druck bekommen. Es geniessen auch wohl die Herren Cavalier dergleichen Poe- nitenz, wenn sie sich versprechen. Nach geendigtem Jagen wird der Herrschafft Tafel, zumahl bey schönem warmen Som- mer-Wetter, in den Schirm gedecket, die Speisen aufgetragen, und Tafel gehal- ten. Bey den solennen Gesundheiten läßt sich die sämtliche Jägerey unweit da- [Spaltenumbruch]
von mit ihren Flügel- und Hifft-Hörnern hören. Jst nun die Herrschafft auffge- stiegen, und hat sich wieder auf die Wä- gen gesetzt, so läßt der Proviant-Verwal- ter durch die Rauch-Knechte das Wild- präth zerwürcken und zulegen, in Wild- präths-Tonnen einschlagen, und nach dem Rauch-Haus oder Zehr-Garten brin- gen, oder auch in die Eyß-Grube zur Fürstlichen Hof-Küche lieffern; denn sonst, wenn es die Nacht so draussen liegen sol- te, würde es in gar kurtzer Zeit verder- ben.
Das 15. Capitel/ Von der Eyß-Grube.
§. 1.
Man muß die Eyß-Gruben vornem- lich gegen Mitternacht, zwey oder drey Klafftern weit nach dem Diameter an einem gantz trocknen Platz graben und anlegen, und sie unten enge und oben weiter machen. Von Steinen muß man sie nicht aussetzen, weil sie stets nässen, sondern mit Schaal-Holtz. Hat man Ge- legenheit sie in Felsen einzuhauen, so ist es sehr gut. Denn wo die Hitze oder Feuchtigkeit dazu schläget, wird das Eyß nicht lange dauren können. Die Tieffe der Eyß-Gruben reguliret man nach der Trockenheit oder Feuchtigkeit des Ortes, ie tieffer sie sind, desto kälter sind sie. Jst der Grund sandicht, muß man die Gru- ben ausmauren, ist er aber von zehen fe- sten Leim, oder steinigt und starck, wird die Grube nur mit Bretern und Stroh- decken ausgefüttert. Man theilet die Grube in drey Theile, und muß der drit- te Theil unten leer seyn. Jst sie an ei- nem abhängigen Orte angelegt, muß sie unten einen Ablaß haben. Von dem un- tersten Grunde werden ein anderthalb Klafftern hoch starcke oder mittlere Bal- cken nach der Proportion der Eyß-Grube, und dessen Fundamente, eine Spanne breit von einander eingemauert oder einge- macht; Auf diese legt man Stroh, und auf dasselbe wird im December oder Ja- nuario, wenn es kalt trocken Wetter ist, das Eyß Stückweise neben einander or- dentlich eingelegt, und mit Stroh wieder bedeckt. Auf eine Lage Stroh kommt ei- ne Lage Eyß, und oben wieder Stroh. Doch muß das Eyß im geringsten nicht die Wand berühren. Einige nehmen Tannen-Reisigt an statt des Strohes, es
ist
Des Dritten Theils 15. Capitel/ von der Eyß-Grube.
[Spaltenumbruch]continuiren ihr Wald-Geſchrey biß in die Rundung, alsdenn wird das Treiben von der ſaͤmtlichen Jaͤgerey eingetheilet, und was im Jagen vor Hirſche anſichtig geworden, angeblaſen und angeſchryen.
§. 9.
Kommen nun die Jagdbaren Hirſche aus dem Jagen durch das Quer- Tuch auf den Lauff bey dem Schirm vorbey geſprenget, ſo werden ſie von der Herrſchafft im Vorbeylauffen aus dem Schirm geſchoſſen; es iſt auch manches Orts gebraͤuchlich, daß ſie von Trompe- tern und Pauckern bewillkommet und ge- meldet werden. Sie werden auch theils von der auf beyden Fluͤgeln ſtehenden Jaͤ- gerey mit Fluͤgel-Hoͤrnern angeblaſen, wann ſie erleget, durch die Wildpraͤths- Trage vor den Schirm hingebracht, und nach Groͤſſe der guten feiſten Hirſche, ihrer Staͤrcke, dem Anſehen ihres Gehoͤrnes und Menge der Enden, in Ordnung ge- ſtreckt, wie es die Herrſchafft verlangt, und mit dem Kopffe nach dem Schirm, auch mit eichen Bruͤchen verbrochen. Jſt aber alles vorgejagt worden, und das Jagen leer, ſo verſammlet ſich die Jaͤgerey wie- der auf dem andern Fluͤgel, daß ſie der Herrſchafft zur lincken Seiten wiederum herauskom̃t, ziehet wie vorgemeldet in der geſchehenen Ordnung mit dem Wald-Ge- ſchrey vom Holtze als: Jagt, hagt, tagt, u. ſo fort, biß ſie wiederum gegen den Schirm der Herrſchafft kommen, zu Ende: Ja, ha, hagt, tagt to. Endlich wird mit Schrey- en inne gehalten, das Jagen mit Fluͤgel- und Hifft-Hoͤrnern abgeblaſen, darauff wiederum geſchryen, und das Jagen ge- endiget. Alsdenn werden die Jagd-Hun- de angekoppelt, das Wildpraͤth aufgebro- chen, der Zeug abgeworffen, der Be- fehl wird zu Aufladung des Zeuges gege- ben, und das Jagen iſt aus.
§. 10.
Hat ſich nun das Frauenzim- mer bey dem Jagen an den Jagd-Ter- minis verſuͤndiget, und ſolche unrecht be- nennt, da macht ſich die Herrſchafft eine ſonderbare Freude, ihnen das Weyde- Meſſer geben zu laſſen, welches ſie bißwei- len auf unterſchiedene Weiſe mit Nach- druck bekommen. Es genieſſen auch wohl die Herren Cavalier dergleichen Pœ- nitenz, wenn ſie ſich verſprechen. Nach geendigtem Jagen wird der Herrſchafft Tafel, zumahl bey ſchoͤnem warmen Som- mer-Wetter, in den Schirm gedecket, die Speiſen aufgetragen, und Tafel gehal- ten. Bey den ſolennen Geſundheiten laͤßt ſich die ſaͤmtliche Jaͤgerey unweit da- [Spaltenumbruch]
von mit ihren Fluͤgel- und Hifft-Hoͤrnern hoͤren. Jſt nun die Herrſchafft auffge- ſtiegen, und hat ſich wieder auf die Waͤ- gen geſetzt, ſo laͤßt der Proviant-Verwal- ter durch die Rauch-Knechte das Wild- praͤth zerwuͤrcken und zulegen, in Wild- praͤths-Tonnen einſchlagen, und nach dem Rauch-Haus oder Zehr-Garten brin- gen, oder auch in die Eyß-Grube zur Fuͤrſtlichen Hof-Kuͤche lieffern; denn ſonſt, wenn es die Nacht ſo drauſſen liegen ſol- te, wuͤrde es in gar kurtzer Zeit verder- ben.
Das 15. Capitel/ Von der Eyß-Grube.
§. 1.
Man muß die Eyß-Gruben vornem- lich gegen Mitternacht, zwey oder drey Klafftern weit nach dem Diameter an einem gantz trocknen Platz graben und anlegen, und ſie unten enge und oben weiter machen. Von Steinen muß man ſie nicht ausſetzen, weil ſie ſtets naͤſſen, ſondern mit Schaal-Holtz. Hat man Ge- legenheit ſie in Felſen einzuhauen, ſo iſt es ſehr gut. Denn wo die Hitze oder Feuchtigkeit dazu ſchlaͤget, wird das Eyß nicht lange dauren koͤnnen. Die Tieffe der Eyß-Gruben reguliret man nach der Trockenheit oder Feuchtigkeit des Ortes, ie tieffer ſie ſind, deſto kaͤlter ſind ſie. Jſt der Grund ſandicht, muß man die Gru- ben ausmauren, iſt er aber von zehen fe- ſten Leim, oder ſteinigt und ſtarck, wird die Grube nur mit Bretern und Stroh- decken ausgefuͤttert. Man theilet die Grube in drey Theile, und muß der drit- te Theil unten leer ſeyn. Jſt ſie an ei- nem abhaͤngigen Orte angelegt, muß ſie unten einen Ablaß haben. Von dem un- terſten Grunde werden ein anderthalb Klafftern hoch ſtarcke oder mittlere Bal- cken nach der Proportion der Eyß-Grube, und deſſen Fundamente, eine Spanne breit von einander eingemauert oder einge- macht; Auf dieſe legt man Stroh, und auf daſſelbe wird im December oder Ja- nuario, wenn es kalt trocken Wetter iſt, das Eyß Stuͤckweiſe neben einander or- dentlich eingelegt, und mit Stroh wieder bedeckt. Auf eine Lage Stroh kommt ei- ne Lage Eyß, und oben wieder Stroh. Doch muß das Eyß im geringſten nicht die Wand beruͤhren. Einige nehmen Tannen-Reiſigt an ſtatt des Strohes, es
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Des Dritten Theils 15. Capitel/ von der Eyß-Grube.
continuiren ihr Wald-Geſchrey biß in
die Rundung, alsdenn wird das Treiben
von der ſaͤmtlichen Jaͤgerey eingetheilet,
und was im Jagen vor Hirſche anſichtig
geworden, angeblaſen und angeſchryen.
§. 9. Kommen nun die Jagdbaren
Hirſche aus dem Jagen durch das Quer-
Tuch auf den Lauff bey dem Schirm
vorbey geſprenget, ſo werden ſie von der
Herrſchafft im Vorbeylauffen aus dem
Schirm geſchoſſen; es iſt auch manches
Orts gebraͤuchlich, daß ſie von Trompe-
tern und Pauckern bewillkommet und ge-
meldet werden. Sie werden auch theils
von der auf beyden Fluͤgeln ſtehenden Jaͤ-
gerey mit Fluͤgel-Hoͤrnern angeblaſen,
wann ſie erleget, durch die Wildpraͤths-
Trage vor den Schirm hingebracht, und
nach Groͤſſe der guten feiſten Hirſche, ihrer
Staͤrcke, dem Anſehen ihres Gehoͤrnes
und Menge der Enden, in Ordnung ge-
ſtreckt, wie es die Herrſchafft verlangt, und
mit dem Kopffe nach dem Schirm, auch
mit eichen Bruͤchen verbrochen. Jſt aber
alles vorgejagt worden, und das Jagen
leer, ſo verſammlet ſich die Jaͤgerey wie-
der auf dem andern Fluͤgel, daß ſie der
Herrſchafft zur lincken Seiten wiederum
herauskom̃t, ziehet wie vorgemeldet in der
geſchehenen Ordnung mit dem Wald-Ge-
ſchrey vom Holtze als: Jagt, hagt, tagt, u. ſo
fort, biß ſie wiederum gegen den Schirm
der Herrſchafft kommen, zu Ende: Ja, ha,
hagt, tagt to. Endlich wird mit Schrey-
en inne gehalten, das Jagen mit Fluͤgel-
und Hifft-Hoͤrnern abgeblaſen, darauff
wiederum geſchryen, und das Jagen ge-
endiget. Alsdenn werden die Jagd-Hun-
de angekoppelt, das Wildpraͤth aufgebro-
chen, der Zeug abgeworffen, der Be-
fehl wird zu Aufladung des Zeuges gege-
ben, und das Jagen iſt aus.
§. 10. Hat ſich nun das Frauenzim-
mer bey dem Jagen an den Jagd-Ter-
minis verſuͤndiget, und ſolche unrecht be-
nennt, da macht ſich die Herrſchafft eine
ſonderbare Freude, ihnen das Weyde-
Meſſer geben zu laſſen, welches ſie bißwei-
len auf unterſchiedene Weiſe mit Nach-
druck bekommen. Es genieſſen auch
wohl die Herren Cavalier dergleichen Pœ-
nitenz, wenn ſie ſich verſprechen. Nach
geendigtem Jagen wird der Herrſchafft
Tafel, zumahl bey ſchoͤnem warmen Som-
mer-Wetter, in den Schirm gedecket, die
Speiſen aufgetragen, und Tafel gehal-
ten. Bey den ſolennen Geſundheiten
laͤßt ſich die ſaͤmtliche Jaͤgerey unweit da-
von mit ihren Fluͤgel- und Hifft-Hoͤrnern
hoͤren. Jſt nun die Herrſchafft auffge-
ſtiegen, und hat ſich wieder auf die Waͤ-
gen geſetzt, ſo laͤßt der Proviant-Verwal-
ter durch die Rauch-Knechte das Wild-
praͤth zerwuͤrcken und zulegen, in Wild-
praͤths-Tonnen einſchlagen, und nach dem
Rauch-Haus oder Zehr-Garten brin-
gen, oder auch in die Eyß-Grube zur
Fuͤrſtlichen Hof-Kuͤche lieffern; denn ſonſt,
wenn es die Nacht ſo drauſſen liegen ſol-
te, wuͤrde es in gar kurtzer Zeit verder-
ben.
Das 15. Capitel/
Von der Eyß-Grube.
§. 1.
Man muß die Eyß-Gruben vornem-
lich gegen Mitternacht, zwey oder
drey Klafftern weit nach dem Diameter an
einem gantz trocknen Platz graben und
anlegen, und ſie unten enge und oben
weiter machen. Von Steinen muß man
ſie nicht ausſetzen, weil ſie ſtets naͤſſen,
ſondern mit Schaal-Holtz. Hat man Ge-
legenheit ſie in Felſen einzuhauen, ſo iſt
es ſehr gut. Denn wo die Hitze oder
Feuchtigkeit dazu ſchlaͤget, wird das Eyß
nicht lange dauren koͤnnen. Die Tieffe
der Eyß-Gruben reguliret man nach der
Trockenheit oder Feuchtigkeit des Ortes,
ie tieffer ſie ſind, deſto kaͤlter ſind ſie. Jſt
der Grund ſandicht, muß man die Gru-
ben ausmauren, iſt er aber von zehen fe-
ſten Leim, oder ſteinigt und ſtarck, wird
die Grube nur mit Bretern und Stroh-
decken ausgefuͤttert. Man theilet die
Grube in drey Theile, und muß der drit-
te Theil unten leer ſeyn. Jſt ſie an ei-
nem abhaͤngigen Orte angelegt, muß ſie
unten einen Ablaß haben. Von dem un-
terſten Grunde werden ein anderthalb
Klafftern hoch ſtarcke oder mittlere Bal-
cken nach der Proportion der Eyß-Grube,
und deſſen Fundamente, eine Spanne breit
von einander eingemauert oder einge-
macht; Auf dieſe legt man Stroh, und
auf daſſelbe wird im December oder Ja-
nuario, wenn es kalt trocken Wetter iſt,
das Eyß Stuͤckweiſe neben einander or-
dentlich eingelegt, und mit Stroh wieder
bedeckt. Auf eine Lage Stroh kommt ei-
ne Lage Eyß, und oben wieder Stroh.
Doch muß das Eyß im geringſten nicht
die Wand beruͤhren. Einige nehmen
Tannen-Reiſigt an ſtatt des Strohes, es
iſt
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/268>, abgerufen am 21.12.2024.
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