[Spaltenumbruch]
andern Flügel in der Eil eben so tractiret werden muß.
§. 4.
Die Ober- und Unter-Leinen werden, wo es sich thun lassen will, an die Bäume oder Stämme gebunden, da- mit es ohne Pochen vorgehen kan, und die Hirsche nicht rege gemacht werden. Die Wind-Leinen werden so wohl in-als auswendig, wie es die Gelegenheit leiden will, fein hoch an die Bäume angebunden, daß die Hirsche im Jagen nicht anstossen, noch davon scheu gemacht werden, weil sie gemeiniglich, wenn den ersten Tag ge- stellet, an dem Zeuge des Nachts herum gehen, und ihre Ausflucht suchen. Sie würden sich auch sonst bemühen, über den Zeug, oder drunter durchzufallen. Das gestellte Jagen muß, wo möglich, den ersten Tag ruhig, oder doch zum we- nigsten unangeregt stehen bleiben; man muß es auch nicht gar offen unten lassen, indem die Hirsche offters unten durchku- cken, und so sie Zeit übrig haben, nieder- knyen, den Kopff und Hals durchstecken, mit der Schulter und Rücken die Unter- Leine in die Höhe drücken, mit den Keu- len und Creutz nachschieben, und also glücklich hindurch kommen, wie mir manch- mahl begegnet. Wo anders die Tücher rechte Höhe haben, muß man wenigstens vier gute Ellen ohne Haupt-Leinen und Ringen hoch stellen, und die Unter-Leine mit festen Hacken vom Rüstern Hack-Ei- chen Holtze derb anpflöcken lassen, so ist man besser versichert, daß nichts so leich- te wieder herauskommen wird, es müste denn ein Fuchs oder Hase seyn.
§. 5.
Wenn das Tuch hart in die Hö- he gespannet, und angezogen, und die Ringe unten nahe oder weit von einan- der befestiget, so verursacht es auch da grosse oder kleine Oeffnungen auf der Er- de. Jst nun das bestätigte Jagen mit Tüchern richtig umstellet, so wird, wie vor gemeldet, den ersten Tag, als man gestellet hat, nicht das geringste in dem Jagen weiter vorgenommen, auch nie- mand, er sey wer er wolle, hineingelas- sen, sondern aussen herum Tages und Nachts fleißig visitiret und gewacht. Es wird der hohen Landes-Herrschafft an- gemeldet, daß das bestätigte Jagen im Zeuge eingestellt fertig sey, und ob diesel- ben die Hirsche im Jagen, ohne Lauff an- zustellen, gleich todt schiessen, oder wenn sie fremde Herrschafft hätten, einen Lauff anzustellen befehlen wolten. Alsdenn müssen noch zwey Fuder Tücher a parte [Spaltenumbruch]
vorhanden seyn, nach dem das Jagen groß oder klein angefangen worden. Aussen herum um das gestellte Jagen muß man recognosciren, wo der Lauf-Platz am füglichsten zu stellen sey, daß er nemlich fein eben und gleich auf eine trockne Wie- se, harte Ledigen oder Brachen komme, wo die Hirsche nach den Feldern ihre Wechsel gehabt, auch wo möglich, daß der Wind nicht von dem Lauf ins Jagen komme, und die Hirsche der Menschen Geruch empfinden mögen, sie würden sonst alsdenn sich schwerlich heraus, und auf dem Lauf der Herrschafft vorjagen lassen.
§. 6.
Man muß den Lauf nicht gleich stellen, sondern man nimmt die letzt ange- kommenen zwey Fuder Tücher, und ob- servirt, wo der Lauf hinkommen soll, in- gleichen, ob inwendig genugsame Dickig- te vorhanden seyn, dahin sich die Hirsche retiriren und eintreiben lassen mögten, um daselbst die Cammer, oder den Abja- gungs-Flügel mit seiner behörigen Run- dung zu ordiniren, daß es auch Raum habe, sich zu verbergen. Den Tag, da man abjagen will, läßt man mit dem frü- hesten in aller Stille durch die zur Jagd be- stellte Mannschafft ein Tuch nach dem an- dern ins Jagen durch einen etwas aufge- knebelten Wechsel eintragen, strecken, Ober- und Unter-Leinen in der Stille anziehen und anbinden, die behörige Run- dung durch Hefftel, oder wo möglich, hin- ter glatte Bäume tragen, daß es die Rundung formire; Alsdenn muß man die Furckeln bey den Wind-Leinen feste setzen, und den Zeug also gestreckt befesti- get stehen lassen. Letztlich kan man mit halber Mühe bald das Zwangtreiben an- stellen, und die Rundung gleichfalls zur Cammer strecken, anbinden, und Fur- ckeln setzen, biß man angetrieben, und letztlich die Rundung auf Furckeln heben, so ist es fertig. Der übrige Zeug kan abgeworffen und geladen werden. Solte aber das anfänglich umstellt gewesene be- stätigte Jagen zu groß seyn, müste man erstlich vor allen Dingen das Jagen spal- ten, und es folgender Gestalt einrichten. Man läßt nemlich die zwey letzt angekom- menen Fuder Tücher durch Mannschafft in der Stille ins Jagen abtragen, anbin- den, strecken und befestigen, die Furckeln setzen, und treibet einen Theil mit Mann- schafft in der Stille hinterwerts, so giebt sich das Wild selbst in den andern Theil. Alsdenn muß der Zeug gleich auf Furckeln
gehoben
Des Dritten Theils 14. Capitel/
[Spaltenumbruch]
andern Fluͤgel in der Eil eben ſo tractiret werden muß.
§. 4.
Die Ober- und Unter-Leinen werden, wo es ſich thun laſſen will, an die Baͤume oder Staͤmme gebunden, da- mit es ohne Pochen vorgehen kan, und die Hirſche nicht rege gemacht werden. Die Wind-Leinen werden ſo wohl in-als auswendig, wie es die Gelegenheit leiden will, fein hoch an die Baͤume angebunden, daß die Hirſche im Jagen nicht anſtoſſen, noch davon ſcheu gemacht werden, weil ſie gemeiniglich, wenn den erſten Tag ge- ſtellet, an dem Zeuge des Nachts herum gehen, und ihre Ausflucht ſuchen. Sie wuͤrden ſich auch ſonſt bemuͤhen, uͤber den Zeug, oder drunter durchzufallen. Das geſtellte Jagen muß, wo moͤglich, den erſten Tag ruhig, oder doch zum we- nigſten unangeregt ſtehen bleiben; man muß es auch nicht gar offen unten laſſen, indem die Hirſche offters unten durchku- cken, und ſo ſie Zeit uͤbrig haben, nieder- knyen, den Kopff und Hals durchſtecken, mit der Schulter und Ruͤcken die Unter- Leine in die Hoͤhe druͤcken, mit den Keu- len und Creutz nachſchieben, und alſo gluͤcklich hindurch kom̃en, wie mir manch- mahl begegnet. Wo anders die Tuͤcher rechte Hoͤhe haben, muß man wenigſtens vier gute Ellen ohne Haupt-Leinen und Ringen hoch ſtellen, und die Unter-Leine mit feſten Hacken vom Ruͤſtern Hack-Ei- chen Holtze derb anpfloͤcken laſſen, ſo iſt man beſſer verſichert, daß nichts ſo leich- te wieder herauskommen wird, es muͤſte denn ein Fuchs oder Haſe ſeyn.
§. 5.
Wenn das Tuch hart in die Hoͤ- he geſpannet, und angezogen, und die Ringe unten nahe oder weit von einan- der befeſtiget, ſo verurſacht es auch da groſſe oder kleine Oeffnungen auf der Er- de. Jſt nun das beſtaͤtigte Jagen mit Tuͤchern richtig umſtellet, ſo wird, wie vor gemeldet, den erſten Tag, als man geſtellet hat, nicht das geringſte in dem Jagen weiter vorgenommen, auch nie- mand, er ſey wer er wolle, hineingelaſ- ſen, ſondern auſſen herum Tages und Nachts fleißig viſitiret und gewacht. Es wird der hohen Landes-Herrſchafft an- gemeldet, daß das beſtaͤtigte Jagen im Zeuge eingeſtellt fertig ſey, und ob dieſel- ben die Hirſche im Jagen, ohne Lauff an- zuſtellen, gleich todt ſchieſſen, oder wenn ſie fremde Herrſchafft haͤtten, einen Lauff anzuſtellen befehlen wolten. Alsdenn muͤſſen noch zwey Fuder Tuͤcher a parte [Spaltenumbruch]
vorhanden ſeyn, nach dem das Jagen groß oder klein angefangen worden. Auſſen herum um das geſtellte Jagen muß man recognoſciren, wo der Lauf-Platz am fuͤglichſten zu ſtellen ſey, daß er nemlich fein eben und gleich auf eine trockne Wie- ſe, harte Ledigen oder Brachen komme, wo die Hirſche nach den Feldern ihre Wechſel gehabt, auch wo moͤglich, daß der Wind nicht von dem Lauf ins Jagen komme, und die Hirſche der Menſchen Geruch empfinden moͤgen, ſie wuͤrden ſonſt alsdenn ſich ſchwerlich heraus, und auf dem Lauf der Herrſchafft vorjagen laſſen.
§. 6.
Man muß den Lauf nicht gleich ſtellen, ſondern man nimmt die letzt ange- kommenen zwey Fuder Tuͤcher, und ob- ſervirt, wo der Lauf hinkommen ſoll, in- gleichen, ob inwendig genugſame Dickig- te vorhanden ſeyn, dahin ſich die Hirſche retiriren und eintreiben laſſen moͤgten, um daſelbſt die Cammer, oder den Abja- gungs-Fluͤgel mit ſeiner behoͤrigen Run- dung zu ordiniren, daß es auch Raum habe, ſich zu verbergen. Den Tag, da man abjagen will, laͤßt man mit dem fruͤ- heſten in aller Stille durch die zur Jagd be- ſtellte Mannſchafft ein Tuch nach dem an- dern ins Jagen durch einen etwas aufge- knebelten Wechſel eintragen, ſtrecken, Ober- und Unter-Leinen in der Stille anziehen und anbinden, die behoͤrige Run- dung durch Hefftel, oder wo moͤglich, hin- ter glatte Baͤume tragen, daß es die Rundung formire; Alsdenn muß man die Furckeln bey den Wind-Leinen feſte ſetzen, und den Zeug alſo geſtreckt befeſti- get ſtehen laſſen. Letztlich kan man mit halber Muͤhe bald das Zwangtreiben an- ſtellen, und die Rundung gleichfalls zur Cammer ſtrecken, anbinden, und Fur- ckeln ſetzen, biß man angetrieben, und letztlich die Rundung auf Furckeln heben, ſo iſt es fertig. Der uͤbrige Zeug kan abgeworffen und geladen werden. Solte aber das anfaͤnglich umſtellt geweſene be- ſtaͤtigte Jagen zu groß ſeyn, muͤſte man erſtlich vor allen Dingen das Jagen ſpal- ten, und es folgender Geſtalt einrichten. Man laͤßt nemlich die zwey letzt angekom- menen Fuder Tuͤcher durch Mannſchafft in der Stille ins Jagen abtragen, anbin- den, ſtrecken und befeſtigen, die Furckeln ſetzen, und treibet einen Theil mit Mann- ſchafft in der Stille hinterwerts, ſo giebt ſich das Wild ſelbſt in den andern Theil. Alsdenn muß der Zeug gleich auf Furckeln
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[162/0262]
Des Dritten Theils 14. Capitel/
andern Fluͤgel in der Eil eben ſo tractiret
werden muß.
§. 4. Die Ober- und Unter-Leinen
werden, wo es ſich thun laſſen will, an
die Baͤume oder Staͤmme gebunden, da-
mit es ohne Pochen vorgehen kan, und
die Hirſche nicht rege gemacht werden.
Die Wind-Leinen werden ſo wohl in-als
auswendig, wie es die Gelegenheit leiden
will, fein hoch an die Baͤume angebunden,
daß die Hirſche im Jagen nicht anſtoſſen,
noch davon ſcheu gemacht werden, weil
ſie gemeiniglich, wenn den erſten Tag ge-
ſtellet, an dem Zeuge des Nachts herum
gehen, und ihre Ausflucht ſuchen. Sie
wuͤrden ſich auch ſonſt bemuͤhen, uͤber
den Zeug, oder drunter durchzufallen.
Das geſtellte Jagen muß, wo moͤglich,
den erſten Tag ruhig, oder doch zum we-
nigſten unangeregt ſtehen bleiben; man
muß es auch nicht gar offen unten laſſen,
indem die Hirſche offters unten durchku-
cken, und ſo ſie Zeit uͤbrig haben, nieder-
knyen, den Kopff und Hals durchſtecken,
mit der Schulter und Ruͤcken die Unter-
Leine in die Hoͤhe druͤcken, mit den Keu-
len und Creutz nachſchieben, und alſo
gluͤcklich hindurch kom̃en, wie mir manch-
mahl begegnet. Wo anders die Tuͤcher
rechte Hoͤhe haben, muß man wenigſtens
vier gute Ellen ohne Haupt-Leinen und
Ringen hoch ſtellen, und die Unter-Leine
mit feſten Hacken vom Ruͤſtern Hack-Ei-
chen Holtze derb anpfloͤcken laſſen, ſo iſt
man beſſer verſichert, daß nichts ſo leich-
te wieder herauskommen wird, es muͤſte
denn ein Fuchs oder Haſe ſeyn.
§. 5. Wenn das Tuch hart in die Hoͤ-
he geſpannet, und angezogen, und die
Ringe unten nahe oder weit von einan-
der befeſtiget, ſo verurſacht es auch da
groſſe oder kleine Oeffnungen auf der Er-
de. Jſt nun das beſtaͤtigte Jagen mit
Tuͤchern richtig umſtellet, ſo wird, wie
vor gemeldet, den erſten Tag, als man
geſtellet hat, nicht das geringſte in dem
Jagen weiter vorgenommen, auch nie-
mand, er ſey wer er wolle, hineingelaſ-
ſen, ſondern auſſen herum Tages und
Nachts fleißig viſitiret und gewacht. Es
wird der hohen Landes-Herrſchafft an-
gemeldet, daß das beſtaͤtigte Jagen im
Zeuge eingeſtellt fertig ſey, und ob dieſel-
ben die Hirſche im Jagen, ohne Lauff an-
zuſtellen, gleich todt ſchieſſen, oder wenn ſie
fremde Herrſchafft haͤtten, einen Lauff
anzuſtellen befehlen wolten. Alsdenn
muͤſſen noch zwey Fuder Tuͤcher a parte
vorhanden ſeyn, nach dem das Jagen groß
oder klein angefangen worden. Auſſen
herum um das geſtellte Jagen muß man
recognoſciren, wo der Lauf-Platz am
fuͤglichſten zu ſtellen ſey, daß er nemlich
fein eben und gleich auf eine trockne Wie-
ſe, harte Ledigen oder Brachen komme,
wo die Hirſche nach den Feldern ihre
Wechſel gehabt, auch wo moͤglich, daß
der Wind nicht von dem Lauf ins Jagen
komme, und die Hirſche der Menſchen
Geruch empfinden moͤgen, ſie wuͤrden
ſonſt alsdenn ſich ſchwerlich heraus, und
auf dem Lauf der Herrſchafft vorjagen
laſſen.
§. 6. Man muß den Lauf nicht gleich
ſtellen, ſondern man nimmt die letzt ange-
kommenen zwey Fuder Tuͤcher, und ob-
ſervirt, wo der Lauf hinkommen ſoll, in-
gleichen, ob inwendig genugſame Dickig-
te vorhanden ſeyn, dahin ſich die Hirſche
retiriren und eintreiben laſſen moͤgten,
um daſelbſt die Cammer, oder den Abja-
gungs-Fluͤgel mit ſeiner behoͤrigen Run-
dung zu ordiniren, daß es auch Raum
habe, ſich zu verbergen. Den Tag, da
man abjagen will, laͤßt man mit dem fruͤ-
heſten in aller Stille durch die zur Jagd be-
ſtellte Mannſchafft ein Tuch nach dem an-
dern ins Jagen durch einen etwas aufge-
knebelten Wechſel eintragen, ſtrecken,
Ober- und Unter-Leinen in der Stille
anziehen und anbinden, die behoͤrige Run-
dung durch Hefftel, oder wo moͤglich, hin-
ter glatte Baͤume tragen, daß es die
Rundung formire; Alsdenn muß man
die Furckeln bey den Wind-Leinen feſte
ſetzen, und den Zeug alſo geſtreckt befeſti-
get ſtehen laſſen. Letztlich kan man mit
halber Muͤhe bald das Zwangtreiben an-
ſtellen, und die Rundung gleichfalls zur
Cammer ſtrecken, anbinden, und Fur-
ckeln ſetzen, biß man angetrieben, und
letztlich die Rundung auf Furckeln heben,
ſo iſt es fertig. Der uͤbrige Zeug kan
abgeworffen und geladen werden. Solte
aber das anfaͤnglich umſtellt geweſene be-
ſtaͤtigte Jagen zu groß ſeyn, muͤſte man
erſtlich vor allen Dingen das Jagen ſpal-
ten, und es folgender Geſtalt einrichten.
Man laͤßt nemlich die zwey letzt angekom-
menen Fuder Tuͤcher durch Mannſchafft
in der Stille ins Jagen abtragen, anbin-
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ſetzen, und treibet einen Theil mit Mann-
ſchafft in der Stille hinterwerts, ſo giebt
ſich das Wild ſelbſt in den andern Theil.
Alsdenn muß der Zeug gleich auf Furckeln
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/262>, abgerufen am 21.11.2024.
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