Des Dritten Theils 8. Capitel/ vom Behängen des Leit-Hundes.
[Spaltenumbruch]
und den Hunden also schädlich und wi- derlich; ist also das gekrümelte Brod das beste, wie ich oben gesagt.
§. 7.
Bey der Fütterung muß der Jäger selbst seyn, theils, daß der Junge den Leit-Hund aus Boßheit nicht schlage, oder stosse, theils auch, daß sich der Hund an dem Jäger gewöhne, und ihm sein Zu- spruch oder Stimme bekandt werde. So wird denn der Hund freundlich, und der Jäger kan mit ihm vornehmen, was er will. Bleibet er aber mit ihm unbekandt, so wird der Hund leunisch, und kan ihn hernach nicht so recht gebrauchen. So offt er ihm den Fraß giebt, muß er ihm mit einer freundlichen Mine, He, He, He, zu- sprechen; Er muß ihm dabey offters ein Stücklein Brod auf die Erde werffen, und diesen Zuspruch wiederholen, so ler- net denn der Hund zur Erden greiffen, und die Gefährde suchen. Es muß dem Hunde nicht erlaubet werden, daß er her- um lauffe, Hasen jagen lerne, oder die Lerchen auf dem Felde stöbere, sonst wird er um die Helffte hierdurch verdorben; Wenn man die Fährde hernachmahls mit ihm suchen wolte, würde er nach einem iedweden kleinen Vogel sich umsehen, den Kopff in die Höhe recken, kucken, und dar- nach springen wollen, auch wohl gar zu klautschen anfangen, und die Fährde auf dem Boden versehen lernen. Da man nun sie bey dieser Arbeit ohne diß nicht schlagen, sondern nur Hüte dich, sagen darff, so würde es gar schwer fallen, die- se Untugend ihnen abzugewöhnen. Man muß den Leit-Hund bey Zeiten an die Kette legen, es sey denn grosse Kälte, alsdenn kan man sie im Zwinger lauffen lassen, sich auszuschertzen. Es ist den Hunden auch gar zuträglich, wenn man sie in der Sommers-Zeit badet, ihnen so wohl die Flöhe abkämmet, als an die Sonne leget, mit einer Striegel und Cartetsche ihnen den Staub saubert, und mit einem Tuch-Lappen reinlich abwischet. So gehen denn die alten Winter-Haare zu- gleich mit herunter, und der Hund nimmt besser zu, und gewohnet hernachmahls der Sonnen Hitze, daß er nicht matt da- von wird.
Das 8. Capitel/ Von einem nützlichen Behän- gen des Leit-Hundes.
[Spaltenumbruch]
§. 1.
Daß das Behängen eine nützliche Ar- beit vor alte und junge Jäger sey, damit die alten im Exercitio bleiben, die jungen aber bey dieser Campagne ange- führet werden, daß sie die Fährden der Hirsche kennen lernen, ob sie jagdbar oder nicht jagdbar, wie schwer sie am Gewich- te, u. s. w. hab ich im vorhergehenden be- reits gesagt. Vornemlich aber wird es angestellt, daß die Leit-Hunde auf demsel- ben mit besonderm Fleiß gearbeitet wer- den. Die Jäger müssen in der Behän- ge-Zeit alles exerciren, was vor sie ge- höret, damit sie alle Thiere des hohen Wildpräths kennen, und solche beurthei- len lernen, und alles praestiren können, was ein Herr nach ihrem Metier von ih- nen verlanget, und ihnen angiebet. Zu dem Ende müssen sie mit ihrem Vorsuch nicht alle Tage an einem Ort, oder auf ei- nerley Boden bleiben, sondern offters ver- ändern, daß sie sich in der Gefährde ex- erciren mögen, wenn ihnen nemlich aller- hand gute Hirsche, gemeine Hirsche, groß und schmal Wildpräth, Thiere mit Hirsch- oder Wilds-Kälbern, item Sauen mit Fröschlingen, oder a parte Keyler-Ge- fährden vorkommen; So lernen sie de- sto eher allerhand Unterscheid erkennen.
§. 2.
Vor allen Dingen muß man sich dabey nach der Jahres Witterung richten, wie es sich anläßt. Manchmahl kommt langsam warmes Wetter, das Geträide und Gras wächset gar sparsam, daß das Wildpräth nicht sonderlich Geässe hat, und sich hernachmahls nicht zeitlich abfärbet. Jst es zeitlich warmes Wet- ter, daß das Gras und Geträide zeitlich wächset, und das Wild findet sein völlig Geässe, so färbet es sich auch eher ab. Je- doch thut der harte Winter auch vieles bey den Farben. Fällt ein harter und star- cker Winter ein, und das Wild leidet gros- se Noth, so kan es sich auch nicht so zeitlich erholen und färben, als wenn es einen guten Winter hat, da es nicht so leichtlich vermattet, und eher abzufärben anfängt. Bevor das Wildpräth sich nicht gefär- bet, kan der Jäger auch nichts thun, und mit dem Leit-Hunde arbeiten; iedoch darff es sich nicht so gar abfärben, sondern es gehet schon an, wenn sich so viel gefärbet, daß die stärcksten Haare herunter sind; Alsdenn kan der Jäger schon etwas thun, und seinen Anfang machen, zumahl, wenn schöne und stille Morgen sind, und
das
Des Dritten Theils 8. Capitel/ vom Behaͤngen des Leit-Hundes.
[Spaltenumbruch]
und den Hunden alſo ſchaͤdlich und wi- derlich; iſt alſo das gekruͤmelte Brod das beſte, wie ich oben geſagt.
§. 7.
Bey der Fuͤtterung muß der Jaͤger ſelbſt ſeyn, theils, daß der Junge den Leit-Hund aus Boßheit nicht ſchlage, oder ſtoſſe, theils auch, daß ſich der Hund an dem Jaͤger gewoͤhne, und ihm ſein Zu- ſpruch oder Stimme bekandt werde. So wird denn der Hund freundlich, und der Jaͤger kan mit ihm vornehmen, was er will. Bleibet er aber mit ihm unbekandt, ſo wird der Hund leuniſch, und kan ihn hernach nicht ſo recht gebrauchen. So offt er ihm den Fraß giebt, muß er ihm mit einer freundlichen Mine, He, He, He, zu- ſprechen; Er muß ihm dabey offters ein Stuͤcklein Brod auf die Erde werffen, und dieſen Zuſpruch wiederholen, ſo ler- net denn der Hund zur Erden greiffen, und die Gefaͤhrde ſuchen. Es muß dem Hunde nicht erlaubet werden, daß er her- um lauffe, Haſen jagen lerne, oder die Lerchen auf dem Felde ſtoͤbere, ſonſt wird er um die Helffte hierdurch verdorben; Wenn man die Faͤhrde hernachmahls mit ihm ſuchen wolte, wuͤrde er nach einem iedweden kleinen Vogel ſich umſehen, den Kopff in die Hoͤhe recken, kucken, und dar- nach ſpringen wollen, auch wohl gar zu klautſchen anfangen, und die Faͤhrde auf dem Boden verſehen lernen. Da man nun ſie bey dieſer Arbeit ohne diß nicht ſchlagen, ſondern nur Huͤte dich, ſagen darff, ſo wuͤrde es gar ſchwer fallen, die- ſe Untugend ihnen abzugewoͤhnen. Man muß den Leit-Hund bey Zeiten an die Kette legen, es ſey denn groſſe Kaͤlte, alsdenn kan man ſie im Zwinger lauffen laſſen, ſich auszuſchertzen. Es iſt den Hunden auch gar zutraͤglich, wenn man ſie in der Sommers-Zeit badet, ihnen ſo wohl die Floͤhe abkaͤm̃et, als an die Sonne leget, mit einer Striegel und Cartetſche ihnen den Staub ſaubert, und mit einem Tuch-Lappen reinlich abwiſchet. So gehen denn die alten Winter-Haare zu- gleich mit herunter, und der Hund nim̃t beſſer zu, und gewohnet hernachmahls der Sonnen Hitze, daß er nicht matt da- von wird.
Das 8. Capitel/ Von einem nuͤtzlichen Behaͤn- gen des Leit-Hundes.
[Spaltenumbruch]
§. 1.
Daß das Behaͤngen eine nuͤtzliche Ar- beit vor alte und junge Jaͤger ſey, damit die alten im Exercitio bleiben, die jungen aber bey dieſer Campagne ange- fuͤhret werden, daß ſie die Faͤhrden der Hirſche kennen lernen, ob ſie jagdbar oder nicht jagdbar, wie ſchwer ſie am Gewich- te, u. ſ. w. hab ich im vorhergehenden be- reits geſagt. Vornemlich aber wird es angeſtellt, daß die Leit-Hunde auf demſel- ben mit beſonderm Fleiß gearbeitet wer- den. Die Jaͤger muͤſſen in der Behaͤn- ge-Zeit alles exerciren, was vor ſie ge- hoͤret, damit ſie alle Thiere des hohen Wildpraͤths kennen, und ſolche beurthei- len lernen, und alles præſtiren koͤnnen, was ein Herr nach ihrem Metier von ih- nen verlanget, und ihnen angiebet. Zu dem Ende muͤſſen ſie mit ihrem Vorſuch nicht alle Tage an einem Ort, oder auf ei- nerley Boden bleiben, ſondern offters ver- aͤndern, daß ſie ſich in der Gefaͤhrde ex- erciren moͤgen, wenn ihnen nemlich aller- hand gute Hirſche, gemeine Hirſche, groß und ſchmal Wildpraͤth, Thiere mit Hirſch- oder Wilds-Kaͤlbern, item Sauen mit Froͤſchlingen, oder a parte Keyler-Ge- faͤhrden vorkommen; So lernen ſie de- ſto eher allerhand Unterſcheid erkennen.
§. 2.
Vor allen Dingen muß man ſich dabey nach der Jahres Witterung richten, wie es ſich anlaͤßt. Manchmahl kommt langſam warmes Wetter, das Getraͤide und Gras waͤchſet gar ſparſam, daß das Wildpraͤth nicht ſonderlich Geaͤſſe hat, und ſich hernachmahls nicht zeitlich abfaͤrbet. Jſt es zeitlich warmes Wet- ter, daß das Gras und Getraͤide zeitlich waͤchſet, und das Wild findet ſein voͤllig Geaͤſſe, ſo faͤrbet es ſich auch eher ab. Je- doch thut der harte Winter auch vieles bey den Farben. Faͤllt ein harter und ſtar- cker Winter ein, und das Wild leidet groſ- ſe Noth, ſo kan es ſich auch nicht ſo zeitlich erholen und faͤrben, als wenn es einen guten Winter hat, da es nicht ſo leichtlich vermattet, und eher abzufaͤrben anfaͤngt. Bevor das Wildpraͤth ſich nicht gefaͤr- bet, kan der Jaͤger auch nichts thun, und mit dem Leit-Hunde arbeiten; iedoch darff es ſich nicht ſo gar abfaͤrben, ſondern es gehet ſchon an, wenn ſich ſo viel gefaͤrbet, daß die ſtaͤrckſten Haare herunter ſind; Alsdenn kan der Jaͤger ſchon etwas thun, und ſeinen Anfang machen, zumahl, wenn ſchoͤne und ſtille Morgen ſind, und
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[154/0250]
Des Dritten Theils 8. Capitel/ vom Behaͤngen des Leit-Hundes.
und den Hunden alſo ſchaͤdlich und wi-
derlich; iſt alſo das gekruͤmelte Brod das
beſte, wie ich oben geſagt.
§. 7. Bey der Fuͤtterung muß der
Jaͤger ſelbſt ſeyn, theils, daß der Junge
den Leit-Hund aus Boßheit nicht ſchlage,
oder ſtoſſe, theils auch, daß ſich der Hund
an dem Jaͤger gewoͤhne, und ihm ſein Zu-
ſpruch oder Stimme bekandt werde. So
wird denn der Hund freundlich, und der
Jaͤger kan mit ihm vornehmen, was er
will. Bleibet er aber mit ihm unbekandt,
ſo wird der Hund leuniſch, und kan ihn
hernach nicht ſo recht gebrauchen. So
offt er ihm den Fraß giebt, muß er ihm mit
einer freundlichen Mine, He, He, He, zu-
ſprechen; Er muß ihm dabey offters ein
Stuͤcklein Brod auf die Erde werffen,
und dieſen Zuſpruch wiederholen, ſo ler-
net denn der Hund zur Erden greiffen,
und die Gefaͤhrde ſuchen. Es muß dem
Hunde nicht erlaubet werden, daß er her-
um lauffe, Haſen jagen lerne, oder die
Lerchen auf dem Felde ſtoͤbere, ſonſt wird
er um die Helffte hierdurch verdorben;
Wenn man die Faͤhrde hernachmahls mit
ihm ſuchen wolte, wuͤrde er nach einem
iedweden kleinen Vogel ſich umſehen, den
Kopff in die Hoͤhe recken, kucken, und dar-
nach ſpringen wollen, auch wohl gar zu
klautſchen anfangen, und die Faͤhrde auf
dem Boden verſehen lernen. Da man
nun ſie bey dieſer Arbeit ohne diß nicht
ſchlagen, ſondern nur Huͤte dich, ſagen
darff, ſo wuͤrde es gar ſchwer fallen, die-
ſe Untugend ihnen abzugewoͤhnen. Man
muß den Leit-Hund bey Zeiten an die
Kette legen, es ſey denn groſſe Kaͤlte,
alsdenn kan man ſie im Zwinger lauffen
laſſen, ſich auszuſchertzen. Es iſt den
Hunden auch gar zutraͤglich, wenn man
ſie in der Sommers-Zeit badet, ihnen ſo
wohl die Floͤhe abkaͤm̃et, als an die Sonne
leget, mit einer Striegel und Cartetſche
ihnen den Staub ſaubert, und mit einem
Tuch-Lappen reinlich abwiſchet. So
gehen denn die alten Winter-Haare zu-
gleich mit herunter, und der Hund nim̃t
beſſer zu, und gewohnet hernachmahls
der Sonnen Hitze, daß er nicht matt da-
von wird.
Das 8. Capitel/
Von einem nuͤtzlichen Behaͤn-
gen des Leit-Hundes.
§. 1.
Daß das Behaͤngen eine nuͤtzliche Ar-
beit vor alte und junge Jaͤger ſey,
damit die alten im Exercitio bleiben, die
jungen aber bey dieſer Campagne ange-
fuͤhret werden, daß ſie die Faͤhrden der
Hirſche kennen lernen, ob ſie jagdbar oder
nicht jagdbar, wie ſchwer ſie am Gewich-
te, u. ſ. w. hab ich im vorhergehenden be-
reits geſagt. Vornemlich aber wird es
angeſtellt, daß die Leit-Hunde auf demſel-
ben mit beſonderm Fleiß gearbeitet wer-
den. Die Jaͤger muͤſſen in der Behaͤn-
ge-Zeit alles exerciren, was vor ſie ge-
hoͤret, damit ſie alle Thiere des hohen
Wildpraͤths kennen, und ſolche beurthei-
len lernen, und alles præſtiren koͤnnen,
was ein Herr nach ihrem Metier von ih-
nen verlanget, und ihnen angiebet. Zu
dem Ende muͤſſen ſie mit ihrem Vorſuch
nicht alle Tage an einem Ort, oder auf ei-
nerley Boden bleiben, ſondern offters ver-
aͤndern, daß ſie ſich in der Gefaͤhrde ex-
erciren moͤgen, wenn ihnen nemlich aller-
hand gute Hirſche, gemeine Hirſche, groß
und ſchmal Wildpraͤth, Thiere mit Hirſch-
oder Wilds-Kaͤlbern, item Sauen mit
Froͤſchlingen, oder a parte Keyler-Ge-
faͤhrden vorkommen; So lernen ſie de-
ſto eher allerhand Unterſcheid erkennen.
§. 2. Vor allen Dingen muß man
ſich dabey nach der Jahres Witterung
richten, wie es ſich anlaͤßt. Manchmahl
kommt langſam warmes Wetter, das
Getraͤide und Gras waͤchſet gar ſparſam,
daß das Wildpraͤth nicht ſonderlich Geaͤſſe
hat, und ſich hernachmahls nicht zeitlich
abfaͤrbet. Jſt es zeitlich warmes Wet-
ter, daß das Gras und Getraͤide zeitlich
waͤchſet, und das Wild findet ſein voͤllig
Geaͤſſe, ſo faͤrbet es ſich auch eher ab. Je-
doch thut der harte Winter auch vieles bey
den Farben. Faͤllt ein harter und ſtar-
cker Winter ein, und das Wild leidet groſ-
ſe Noth, ſo kan es ſich auch nicht ſo zeitlich
erholen und faͤrben, als wenn es einen
guten Winter hat, da es nicht ſo leichtlich
vermattet, und eher abzufaͤrben anfaͤngt.
Bevor das Wildpraͤth ſich nicht gefaͤr-
bet, kan der Jaͤger auch nichts thun, und
mit dem Leit-Hunde arbeiten; iedoch darff
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gehet ſchon an, wenn ſich ſo viel gefaͤrbet,
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und ſeinen Anfang machen, zumahl,
wenn ſchoͤne und ſtille Morgen ſind, und
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/250>, abgerufen am 03.12.2024.
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