Des Dritten Th. 1. Cap. von Anführung eines Printzens zur Jägerey.
[Spaltenumbruch]
sich dabey wohl vorsehen, daß er ihn nicht mit allzu vielen obruire, sondern nicht eher zu etwas neuem schreite, biß er in demjenigen, was er ihm beyge- bracht, recht feste gesetzt. Jst es garstig Wetter, daß er nicht draussen mit dem Printzen in dem Felde und Walde hand- thieren kan, so kan er zu Hause eine Re- petition mit ihm anstellen, oder einige Jägerey-Bücher mit ihm durchgehen, und ihm dasjenige, was er ihm sonst in Natura gewiesen, oder noch künfftig hin weisen möchte, in den Büchern zeigen, in Kupfferstichen und Rissen, die mit Farben zierlich illuminirt seyn müssen.
§. 3.
Wenn einige Jagden angestel- let werden, so muß der Printz mit dabey seyn, und alsdenn muß er ihm fein deut- lich zeigen, wie allerhand Netze, Garne, Tuch und Feder-Lappen aufgestellt wer- den, wie die Treiben eingerichtet, und wie alles dabey veranstaltet werde, er muß ihm die unterschiedenen Arten der Hunde erklären, auch die Fehler zeigen, so etwan mit dabey untergelauffen seyn möchten, damit ein Printz wisse, was bey derglei- chen Occasionen Lobens oder Scheltens- würdig sey. So muß er ihm auch vor- stellen, wie die Par-Force-Jagden ein sol- ches Exercitium seyn, dadurch grosse Her- ren gar leicht in Lebens-Gefahr gerathen können, oder doch Arm und Bein entzwey fallen, und also ein solches Divertissement, welches einem grossen Herrn ziemlich hoch zu stehen kommen könte. Da nun bey der Jägerey das meiste auf das Schiessen ankömmt, so muß der Jäger dem Prin- tzen weisen, wie man das Gewehr laden, und vorsichtig damit umgehen müsse, daß sich ein grosser Herr nicht selbst, oder an- dern Leuten dabey Schaden zufüge, er muß ihn ferner instruiren, wie er so wohl im Flug, als im Lauffen schiessen soll.
§. 4.
Hat nun der Jäger den Prin- tzen im Schiessen vorsichtig unterwiesen, und er ist genugsam versichert, daß der Printz nunmehro nicht leichtlich Schaden nehmen werde, so kan er ihn die Eichhörn- lein oder wilde Tauben und andere Vö- gel schiessen lassen, und zwar allezeit aus freyer Faust, als welches vor einen grossen Herrn gar wohl stehet. Es muß der Jä- ger nicht immer einerley mit dem Prin- tzen vornehmen, sonst würde der Printz gar bald verdrießlich werden, sondern mit den mancherley Materien und Occu- pationen fein abzuwechseln wissen, daß der Printz Lust behalte. Er muß mit dem [Spaltenumbruch]
Printzen bald Hasen hetzen, Füchse prel- len, Vögel schiessen, oder Netz-Jagden, Streiff-Jagden, Klopff-Jagden, Jagen im Zeuge, Kessel-Jagden, und dergleichen anstellen, mit den Leit-Hunden einen Hirsch bestätigen, mit dem Zeuge ein Haupt-Jagen machen, es sey mit dem Lauff, oder ohne Lauff, item Brunfft schiessen. So kan sich auch der Jäger bey dem Printzen beliebt machen, wenn er mit Tüchern eine kleine Stallung thut, wo Sauen und Rehe zu vermuthen, das starcke Wild heraus schiest, und alsdenn einen kleinen Lauff macht, und dem Prin- tzen die jährlichen Fröschlinge vorjaget, um ihm mit Schiessen oder Stechen eine Lust zu machen. Er kan auch das Wild lebendig im Netze fangen, in die Kästen se- tzen, und auf dem Jäger-Hof mit Plai- sir lauffen lassen, den Printzen mit einem kleinem Fang-Eisen und Hirsch-Fänger, der nach Grösse seines Alters proportio- nirt, unterrichten, wie man sich recht in Positur stellen soll, um die Fröschlinge, als ob es grosse Schweine wären, anlauffen zu lassen, item die Rehe, als ob es grosse Hirsche wären, mit einer kleinen Kugel- Büchse im Vorbeylauffen zu pürschen, die Hasen und Füchse im Lauffen schiessen lernen. Dergleichen Lustbarkeiten kan ein erfahrner Jäger seinem Printzen auf mancherley Art und Weise zur Vergnü- gung vorstellen.
§. 5.
Nachdem aber bey den Jagden allerhand rohe und uncultivirte Leute sich ein finden, die dem Printzen allerley übele Sentimens, und solche Sachen, die ihm nicht anständig, beybringen mögten, so muß entweder der Hofemeister bey diesem Jagd-Praeceptor mit in Gesellschafft seyn, oder der Jäger, der den Printzen instrui- ren soll, muß sehr tugendhafft und quali- ficirt seyn, damit er entweder manche ro- he und gottlose Leute von dem Printzen abwende, oder doch ihre wunderlichen Sen- timens dem Printzen benehme, damit sie in seinem Gemüthe keine übele und star- cke Impressionen machen mögen. Es ist auch dabey wohl Acht zu haben, daß sich der Printz nicht vulgaire und gemeine Redens-Arten angewöhne, mit den Bau- er-Jungen herum lauffe, auf die Hitze nicht trincke, oder sich dabey erkälte, oder etwan sonsten auf andere Art Schaden zufüge, welches alles mit möglichster Sorgfalt abgewendet werden muß, will sich der Jäger nicht schwere Verantwor- tung zuziehen.
Das
Des Dritten Th. 1. Cap. von Anfuͤhrung eines Printzens zur Jaͤgerey.
[Spaltenumbruch]
ſich dabey wohl vorſehen, daß er ihn nicht mit allzu vielen obruire, ſondern nicht eher zu etwas neuem ſchreite, biß er in demjenigen, was er ihm beyge- bracht, recht feſte geſetzt. Jſt es garſtig Wetter, daß er nicht drauſſen mit dem Printzen in dem Felde und Walde hand- thieren kan, ſo kan er zu Hauſe eine Re- petition mit ihm anſtellen, oder einige Jaͤgerey-Buͤcher mit ihm durchgehen, und ihm dasjenige, was er ihm ſonſt in Natura gewieſen, oder noch kuͤnfftig hin weiſen moͤchte, in den Buͤchern zeigen, in Kupfferſtichen und Riſſen, die mit Farben zierlich illuminirt ſeyn muͤſſen.
§. 3.
Wenn einige Jagden angeſtel- let werden, ſo muß der Printz mit dabey ſeyn, und alsdenn muß er ihm fein deut- lich zeigen, wie allerhand Netze, Garne, Tuch und Feder-Lappen aufgeſtellt wer- den, wie die Treiben eingerichtet, und wie alles dabey veranſtaltet werde, er muß ihm die unterſchiedenen Arten der Hunde erklaͤren, auch die Fehler zeigen, ſo etwan mit dabey untergelauffen ſeyn moͤchten, damit ein Printz wiſſe, was bey derglei- chen Occaſionen Lobens oder Scheltens- wuͤrdig ſey. So muß er ihm auch vor- ſtellen, wie die Par-Force-Jagden ein ſol- ches Exercitium ſeyn, dadurch groſſe Her- ren gar leicht in Lebens-Gefahr gerathen koͤnnen, oder doch Arm und Bein entzwey fallen, und alſo ein ſolches Divertiſſement, welches einem groſſen Herrn ziemlich hoch zu ſtehen kommen koͤnte. Da nun bey der Jaͤgerey das meiſte auf das Schieſſen ankoͤmmt, ſo muß der Jaͤger dem Prin- tzen weiſen, wie man das Gewehr laden, und vorſichtig damit umgehen muͤſſe, daß ſich ein groſſer Herr nicht ſelbſt, oder an- dern Leuten dabey Schaden zufuͤge, er muß ihn ferner inſtruiren, wie er ſo wohl im Flug, als im Lauffen ſchieſſen ſoll.
§. 4.
Hat nun der Jaͤger den Prin- tzen im Schieſſen vorſichtig unterwieſen, und er iſt genugſam verſichert, daß der Printz nunmehro nicht leichtlich Schaden nehmen werde, ſo kan er ihn die Eichhoͤrn- lein oder wilde Tauben und andere Voͤ- gel ſchieſſen laſſen, und zwar allezeit aus freyer Fauſt, als welches vor einen groſſen Herrn gar wohl ſtehet. Es muß der Jaͤ- ger nicht immer einerley mit dem Prin- tzen vornehmen, ſonſt wuͤrde der Printz gar bald verdrießlich werden, ſondern mit den mancherley Materien und Occu- pationen fein abzuwechſeln wiſſen, daß der Printz Luſt behalte. Er muß mit dem [Spaltenumbruch]
Printzen bald Haſen hetzen, Fuͤchſe prel- len, Voͤgel ſchieſſen, oder Netz-Jagden, Streiff-Jagden, Klopff-Jagden, Jagen im Zeuge, Keſſel-Jagden, und dergleichen anſtellen, mit den Leit-Hunden einen Hirſch beſtaͤtigen, mit dem Zeuge ein Haupt-Jagen machen, es ſey mit dem Lauff, oder ohne Lauff, item Brunfft ſchieſſen. So kan ſich auch der Jaͤger bey dem Printzen beliebt machen, wenn er mit Tuͤchern eine kleine Stallung thut, wo Sauen und Rehe zu vermuthen, das ſtarcke Wild heraus ſchieſt, und alsdenn einen kleinen Lauff macht, und dem Prin- tzen die jaͤhrlichen Froͤſchlinge vorjaget, um ihm mit Schieſſen oder Stechen eine Luſt zu machen. Er kan auch das Wild lebendig im Netze fangen, in die Kaͤſten ſe- tzen, und auf dem Jaͤger-Hof mit Plai- ſir lauffen laſſen, den Printzen mit einem kleinem Fang-Eiſen und Hirſch-Faͤnger, der nach Groͤſſe ſeines Alters proportio- nirt, unterrichten, wie man ſich recht in Poſitur ſtellen ſoll, um die Froͤſchlinge, als ob es groſſe Schweine waͤren, anlauffen zu laſſen, item die Rehe, als ob es groſſe Hirſche waͤren, mit einer kleinen Kugel- Buͤchſe im Vorbeylauffen zu puͤrſchen, die Haſen und Fuͤchſe im Lauffen ſchieſſen lernen. Dergleichen Luſtbarkeiten kan ein erfahrner Jaͤger ſeinem Printzen auf mancherley Art und Weiſe zur Vergnuͤ- gung vorſtellen.
§. 5.
Nachdem aber bey den Jagden allerhand rohe und uncultivirte Leute ſich ein finden, die dem Printzen allerley uͤbele Sentimens, und ſolche Sachen, die ihm nicht anſtaͤndig, beybringen moͤgten, ſo muß entweder der Hofemeiſter bey dieſem Jagd-Præceptor mit in Geſellſchafft ſeyn, oder der Jaͤger, der den Printzen inſtrui- ren ſoll, muß ſehr tugendhafft und quali- ficirt ſeyn, damit er entweder manche ro- he und gottloſe Leute von dem Printzen abwende, oder doch ihre wunderlichen Sen- timens dem Printzen benehme, damit ſie in ſeinem Gemuͤthe keine uͤbele und ſtar- cke Impreſſionen machen moͤgen. Es iſt auch dabey wohl Acht zu haben, daß ſich der Printz nicht vulgaire und gemeine Redens-Arten angewoͤhne, mit den Bau- er-Jungen herum lauffe, auf die Hitze nicht trincke, oder ſich dabey erkaͤlte, oder etwan ſonſten auf andere Art Schaden zufuͤge, welches alles mit moͤglichſter Sorgfalt abgewendet werden muß, will ſich der Jaͤger nicht ſchwere Verantwor- tung zuziehen.
Das
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Des Dritten Th. 1. Cap. von Anfuͤhrung eines Printzens zur Jaͤgerey.
ſich dabey wohl vorſehen, daß er ihn
nicht mit allzu vielen obruire, ſondern
nicht eher zu etwas neuem ſchreite,
biß er in demjenigen, was er ihm beyge-
bracht, recht feſte geſetzt. Jſt es garſtig
Wetter, daß er nicht drauſſen mit dem
Printzen in dem Felde und Walde hand-
thieren kan, ſo kan er zu Hauſe eine Re-
petition mit ihm anſtellen, oder einige
Jaͤgerey-Buͤcher mit ihm durchgehen,
und ihm dasjenige, was er ihm ſonſt in
Natura gewieſen, oder noch kuͤnfftig hin
weiſen moͤchte, in den Buͤchern zeigen, in
Kupfferſtichen und Riſſen, die mit Farben
zierlich illuminirt ſeyn muͤſſen.
§. 3. Wenn einige Jagden angeſtel-
let werden, ſo muß der Printz mit dabey
ſeyn, und alsdenn muß er ihm fein deut-
lich zeigen, wie allerhand Netze, Garne,
Tuch und Feder-Lappen aufgeſtellt wer-
den, wie die Treiben eingerichtet, und wie
alles dabey veranſtaltet werde, er muß
ihm die unterſchiedenen Arten der Hunde
erklaͤren, auch die Fehler zeigen, ſo etwan
mit dabey untergelauffen ſeyn moͤchten,
damit ein Printz wiſſe, was bey derglei-
chen Occaſionen Lobens oder Scheltens-
wuͤrdig ſey. So muß er ihm auch vor-
ſtellen, wie die Par-Force-Jagden ein ſol-
ches Exercitium ſeyn, dadurch groſſe Her-
ren gar leicht in Lebens-Gefahr gerathen
koͤnnen, oder doch Arm und Bein entzwey
fallen, und alſo ein ſolches Divertiſſement,
welches einem groſſen Herrn ziemlich hoch
zu ſtehen kommen koͤnte. Da nun bey
der Jaͤgerey das meiſte auf das Schieſſen
ankoͤmmt, ſo muß der Jaͤger dem Prin-
tzen weiſen, wie man das Gewehr laden,
und vorſichtig damit umgehen muͤſſe, daß
ſich ein groſſer Herr nicht ſelbſt, oder an-
dern Leuten dabey Schaden zufuͤge, er
muß ihn ferner inſtruiren, wie er ſo wohl
im Flug, als im Lauffen ſchieſſen ſoll.
§. 4. Hat nun der Jaͤger den Prin-
tzen im Schieſſen vorſichtig unterwieſen,
und er iſt genugſam verſichert, daß der
Printz nunmehro nicht leichtlich Schaden
nehmen werde, ſo kan er ihn die Eichhoͤrn-
lein oder wilde Tauben und andere Voͤ-
gel ſchieſſen laſſen, und zwar allezeit aus
freyer Fauſt, als welches vor einen groſſen
Herrn gar wohl ſtehet. Es muß der Jaͤ-
ger nicht immer einerley mit dem Prin-
tzen vornehmen, ſonſt wuͤrde der Printz
gar bald verdrießlich werden, ſondern
mit den mancherley Materien und Occu-
pationen fein abzuwechſeln wiſſen, daß der
Printz Luſt behalte. Er muß mit dem
Printzen bald Haſen hetzen, Fuͤchſe prel-
len, Voͤgel ſchieſſen, oder Netz-Jagden,
Streiff-Jagden, Klopff-Jagden, Jagen
im Zeuge, Keſſel-Jagden, und dergleichen
anſtellen, mit den Leit-Hunden einen
Hirſch beſtaͤtigen, mit dem Zeuge ein
Haupt-Jagen machen, es ſey mit dem
Lauff, oder ohne Lauff, item Brunfft
ſchieſſen. So kan ſich auch der Jaͤger bey
dem Printzen beliebt machen, wenn er mit
Tuͤchern eine kleine Stallung thut, wo
Sauen und Rehe zu vermuthen, das
ſtarcke Wild heraus ſchieſt, und alsdenn
einen kleinen Lauff macht, und dem Prin-
tzen die jaͤhrlichen Froͤſchlinge vorjaget,
um ihm mit Schieſſen oder Stechen eine
Luſt zu machen. Er kan auch das Wild
lebendig im Netze fangen, in die Kaͤſten ſe-
tzen, und auf dem Jaͤger-Hof mit Plai-
ſir lauffen laſſen, den Printzen mit einem
kleinem Fang-Eiſen und Hirſch-Faͤnger,
der nach Groͤſſe ſeines Alters proportio-
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Poſitur ſtellen ſoll, um die Froͤſchlinge, als
ob es groſſe Schweine waͤren, anlauffen
zu laſſen, item die Rehe, als ob es groſſe
Hirſche waͤren, mit einer kleinen Kugel-
Buͤchſe im Vorbeylauffen zu puͤrſchen,
die Haſen und Fuͤchſe im Lauffen ſchieſſen
lernen. Dergleichen Luſtbarkeiten kan
ein erfahrner Jaͤger ſeinem Printzen auf
mancherley Art und Weiſe zur Vergnuͤ-
gung vorſtellen.
§. 5. Nachdem aber bey den Jagden
allerhand rohe und uncultivirte Leute ſich
ein finden, die dem Printzen allerley uͤbele
Sentimens, und ſolche Sachen, die ihm
nicht anſtaͤndig, beybringen moͤgten, ſo
muß entweder der Hofemeiſter bey dieſem
Jagd-Præceptor mit in Geſellſchafft ſeyn,
oder der Jaͤger, der den Printzen inſtrui-
ren ſoll, muß ſehr tugendhafft und quali-
ficirt ſeyn, damit er entweder manche ro-
he und gottloſe Leute von dem Printzen
abwende, oder doch ihre wunderlichen Sen-
timens dem Printzen benehme, damit ſie
in ſeinem Gemuͤthe keine uͤbele und ſtar-
cke Impreſſionen machen moͤgen. Es iſt
auch dabey wohl Acht zu haben, daß ſich
der Printz nicht vulgaire und gemeine
Redens-Arten angewoͤhne, mit den Bau-
er-Jungen herum lauffe, auf die Hitze
nicht trincke, oder ſich dabey erkaͤlte, oder
etwan ſonſten auf andere Art Schaden
zufuͤge, welches alles mit moͤglichſter
Sorgfalt abgewendet werden muß, will
ſich der Jaͤger nicht ſchwere Verantwor-
tung zuziehen.
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/234>, abgerufen am 22.02.2025.
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