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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Andern Th. 37. C. von schädlichen Vieh-Trifften in Wäldern.
[Spaltenumbruch] meisten den Knaster vorziehen, so kan
man doch überhaupt keine gewisse und
beständige Regel davon geben; Am be-
sten ist es, wenn man seine eigene Erfah-
rung hierinnen zu rathe ziehet, und den-
jenigen läßt, von dem man spühret, daß
er einem nicht recht wohl bekomme. Es
ist viel gesünder, wenn man fleißig bey
dem Toback-rauchen Bier trincket, als
wenn man trocken rauchet. So ist es
auch zuträglicher, aus langen Pfeiffen
zu rauchen, denn aus kleinen, indem das
Narcotische Oel, so den Menschen schäd-
lich ist, auch gar widerlich fällt, in jenen
besser zurück bleibet, als in diesen. Die
übrigen Anmerckungen, indem sie nicht
zu unserm Objecto und Metier gehören,
will ich den Herren Physicis und Medi-
cis,
und den Liebhabern des Tobackes
überlassen.

Das 37. Capitel/
Von schädlichen Vieh-Trifften
in Wäldern.
§. 1.

Ob zwar an dem ist, daß das Rind-
und Schaf-Vieh der Herrschafften
und Unterthanen in grossen Heiden und
Wäldern wegen des Grases zur Weyde
getrieben zu werden pflegt, absonderlich
an solchen Oertern, wo keine andere
Trifften und Weyden, Anger und Brach-
Felder vorhanden, und man solchen falls
aus der Noth eine Tugend machen muß;
So ist doch hierbey zu beobachten, daß
man die Hütungen in Wäldern, wo Herr-
schafften und Unterthanen anderwerts
Graßreiche Weyden haben, so viel als mög-
lich, einziehe und einschräncke, indem un-
ter dem Praetext der Hütung von Schä-
fern, Hirten, und andern, mancherley
Nachtheil den Gehöltzen zugezogen wird.
Die Förster und Fuß-Bedienten lassen
sich bißweilen mit einigen Schocken Zie-
gen- oder Schaf-Käsen, oder einigen Paa-
ren Strümpffen die Augen blenden, daß
sie nicht gehörig visitiren, und die nöthige
Aufsicht auf die Wälder haben, und sich
hernach unbekümmert lassen, die Herr-
schafft möge Holtz oder Wildpräth in ih-
ren Wäldern haben, oder nicht. Sie
scheuen nicht die Strafe des grossen GOt-
tes, welche diejenigen, die ihre Pflichten
freventlich hintansetzen, gewißlich heim-
suchet; sie fürchten sich auch nicht vor dem
Abschiede, den sie von ihrer Herrschafft be-
[Spaltenumbruch] kommen könten, und vor dem andern
Unglück, das sie daher zu gewarten haben,
sie glauben auch nicht, daß der Verräther
nicht schlafen solte, und daß nichts so klein
gesponnen, das nicht endlich komme an
die Sonnen.

§. 2.

Es wollen leichtfertige Schäfer
und Hirten ihren Herrschafften offters
einen blauen Dunst vor die Augen ma-
chen, und sie bereden, als ob sie mit dem
Grase und den Heide-Kraut-Trifften
einen grossen Nutzen der Schäferey such-
ten, sie hätten an andern Orten zu wenig
Weyde vor die Schafe, die Felder wären
überall besäet, sie könten nicht recht ihren
Zug mit der Heerde vornehmen; Es
mercket sich denn ein Schäfer alsbald, ob
der Herr, oder der Pachter, oder der Amt-
mann sehr grosse Liebe vor die Schäferey
trägt. Wenn die Herrschafften nur das
jährliche Woll-Geld, an feinen groben
Müntz-Sorten bezahlet, einnehmen, so
bekümmern sich die wenigsten darum, die
Jäger mögen dawider einwenden, was
sie wollen, es hilfft alles nichts, sie bekom-
men denn zur Antwort, die Schäfereyen
brächten mehr ein, als die Jägerey, womit
sich denn die armen Förster, ob sie wohl
das Jhrige verstehen, und es redlich mey-
nen, müssen abweisen lassen. Die Schä-
fer nehmen nachgehends mit Gewalt ih-
ren betriegerischen Zug in den Wäldern,
vorschützende, es sey ihnen befohlen, sie
erweisen sich protzig, treiben aus Boßheit
in die besten Gehöltze, und tieffsten Di-
ckigte, und verjagen aus solchen das gros-
se und kleine Wildpräth. Finden sie gesetz-
te Wilds-Kälber, so muß ihnen diß Häut-
lein zur Mütze ihres diebischen Kopffes
dienen, und die gefundenen Feder-Wild-
präths-Eyer zum Eyer-Kuchen-backen;
sie beschneiden den Kälbern die Geburths-
Glieder, und die Ohren, sie schreyen und
klatschen mit den grossen ledernen Peit-
schen, daß es im Walde schallet, und die
Hunde müssen dabey bellen, also, daß das
Wild nicht wenig hierdurch gescheuchet,
und in Unruhe gesetzt wird; sie rauchen
Toback, und werffen offt den brennenden
und glimmenden Schwamm aus Unvor-
sichtigkeit, auch wohl aus Boßheit, bey heis-
sen Sommer-Tagen in das hartzige Tan-
gel-Holtz, in die Streuling, und das
dürre Erdreich, daß nicht selten Feuers-
Brünste dadurch entstehen; sie schiessen
öffters mit den Schlüssel-Büchsen, und
zünden dadurch was an, oder scheuchen
doch das Wildpräth; sie machen zur

Herbst-
Q 2

Des Andern Th. 37. C. von ſchaͤdlichen Vieh-Trifften in Waͤldern.
[Spaltenumbruch] meiſten den Knaſter vorziehen, ſo kan
man doch uͤberhaupt keine gewiſſe und
beſtaͤndige Regel davon geben; Am be-
ſten iſt es, wenn man ſeine eigene Erfah-
rung hierinnen zu rathe ziehet, und den-
jenigen laͤßt, von dem man ſpuͤhret, daß
er einem nicht recht wohl bekomme. Es
iſt viel geſuͤnder, wenn man fleißig bey
dem Toback-rauchen Bier trincket, als
wenn man trocken rauchet. So iſt es
auch zutraͤglicher, aus langen Pfeiffen
zu rauchen, denn aus kleinen, indem das
Narcotiſche Oel, ſo den Menſchen ſchaͤd-
lich iſt, auch gar widerlich faͤllt, in jenen
beſſer zuruͤck bleibet, als in dieſen. Die
uͤbrigen Anmerckungen, indem ſie nicht
zu unſerm Objecto und Metier gehoͤren,
will ich den Herren Phyſicis und Medi-
cis,
und den Liebhabern des Tobackes
uͤberlaſſen.

Das 37. Capitel/
Von ſchaͤdlichen Vieh-Trifften
in Waͤldern.
§. 1.

Ob zwar an dem iſt, daß das Rind-
und Schaf-Vieh der Herrſchafften
und Unterthanen in groſſen Heiden und
Waͤldern wegen des Graſes zur Weyde
getrieben zu werden pflegt, abſonderlich
an ſolchen Oertern, wo keine andere
Trifften und Weyden, Anger und Brach-
Felder vorhanden, und man ſolchen falls
aus der Noth eine Tugend machen muß;
So iſt doch hierbey zu beobachten, daß
man die Huͤtungen in Waͤldern, wo Herr-
ſchafften und Unterthanen anderwerts
Graßreiche Weyden haben, ſo viel als moͤg-
lich, einziehe und einſchraͤncke, indem un-
ter dem Prætext der Huͤtung von Schaͤ-
fern, Hirten, und andern, mancherley
Nachtheil den Gehoͤltzen zugezogen wird.
Die Foͤrſter und Fuß-Bedienten laſſen
ſich bißweilen mit einigen Schocken Zie-
gen- oder Schaf-Kaͤſen, oder einigen Paa-
ren Struͤmpffen die Augen blenden, daß
ſie nicht gehoͤrig viſitiren, und die noͤthige
Aufſicht auf die Waͤlder haben, und ſich
hernach unbekuͤmmert laſſen, die Herr-
ſchafft moͤge Holtz oder Wildpraͤth in ih-
ren Waͤldern haben, oder nicht. Sie
ſcheuen nicht die Strafe des groſſen GOt-
tes, welche diejenigen, die ihre Pflichten
freventlich hintanſetzen, gewißlich heim-
ſuchet; ſie fuͤrchten ſich auch nicht vor dem
Abſchiede, den ſie von ihrer Herrſchafft be-
[Spaltenumbruch] kommen koͤnten, und vor dem andern
Ungluͤck, das ſie daher zu gewarten haben,
ſie glauben auch nicht, daß der Verraͤther
nicht ſchlafen ſolte, und daß nichts ſo klein
geſponnen, das nicht endlich komme an
die Sonnen.

§. 2.

Es wollen leichtfertige Schaͤfer
und Hirten ihren Herrſchafften offters
einen blauen Dunſt vor die Augen ma-
chen, und ſie bereden, als ob ſie mit dem
Graſe und den Heide-Kraut-Trifften
einen groſſen Nutzen der Schaͤferey ſuch-
ten, ſie haͤtten an andern Orten zu wenig
Weyde vor die Schafe, die Felder waͤren
uͤberall beſaͤet, ſie koͤnten nicht recht ihren
Zug mit der Heerde vornehmen; Es
mercket ſich denn ein Schaͤfer alsbald, ob
der Herr, oder der Pachter, oder der Amt-
mann ſehr groſſe Liebe vor die Schaͤferey
traͤgt. Wenn die Herrſchafften nur das
jaͤhrliche Woll-Geld, an feinen groben
Muͤntz-Sorten bezahlet, einnehmen, ſo
bekuͤmmern ſich die wenigſten darum, die
Jaͤger moͤgen dawider einwenden, was
ſie wollen, es hilfft alles nichts, ſie bekom-
men denn zur Antwort, die Schaͤfereyen
braͤchten mehr ein, als die Jaͤgerey, womit
ſich denn die armen Foͤrſter, ob ſie wohl
das Jhrige verſtehen, und es redlich mey-
nen, muͤſſen abweiſen laſſen. Die Schaͤ-
fer nehmen nachgehends mit Gewalt ih-
ren betriegeriſchen Zug in den Waͤldern,
vorſchuͤtzende, es ſey ihnen befohlen, ſie
erweiſen ſich protzig, treiben aus Boßheit
in die beſten Gehoͤltze, und tieffſten Di-
ckigte, und verjagen aus ſolchen das groſ-
ſe und kleine Wildpraͤth. Finden ſie geſetz-
te Wilds-Kaͤlber, ſo muß ihnen diß Haͤut-
lein zur Muͤtze ihres diebiſchen Kopffes
dienen, und die gefundenen Feder-Wild-
praͤths-Eyer zum Eyer-Kuchen-backen;
ſie beſchneiden den Kaͤlbern die Geburths-
Glieder, und die Ohren, ſie ſchreyen und
klatſchen mit den groſſen ledernen Peit-
ſchen, daß es im Walde ſchallet, und die
Hunde muͤſſen dabey bellen, alſo, daß das
Wild nicht wenig hierdurch geſcheuchet,
und in Unruhe geſetzt wird; ſie rauchen
Toback, und werffen offt den brennenden
und glimmenden Schwamm aus Unvor-
ſichtigkeit, auch wohl aus Boßheit, bey heiſ-
ſen Sommer-Tagen in das hartzige Tan-
gel-Holtz, in die Streuling, und das
duͤrre Erdreich, daß nicht ſelten Feuers-
Bruͤnſte dadurch entſtehen; ſie ſchieſſen
oͤffters mit den Schluͤſſel-Buͤchſen, und
zuͤnden dadurch was an, oder ſcheuchen
doch das Wildpraͤth; ſie machen zur

Herbſt-
Q 2
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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/211>, abgerufen am 21.11.2024.