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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Andern Th. 29. C. von dem Caninichen-Garten und Gehaͤge.
[Spaltenumbruch] Pflaumen-Baͤume, Kirſch-Baͤume,
Lampertsnuß-Straͤucher, Hambut-
ten, Maulbeer-Baͤume, und Brombeer-
Straͤucher, davon ſich theils die Canini-
chen nehren, theils aber der Haußvater
zu ſeinen Nutzen etwas nehmen kan. Es
kan auch nicht ſchaden, wenn man einige
Sorten wohlriechender Gewaͤchſe und
Kraͤuter in den Garten pflantzet; denn
man haͤlt davor, daß das Fleiſch der Ca-
ninichen nach dem Genuß dergleichen
Kraͤuter ſchmackhaffter werden ſoll; An-
dere ſtecken und ſaͤen auch in die Canini-
chen-Gaͤrten, ſo nicht recht Graß-reich
ſind, Hafer, Gerſten, Ruͤben, Braun-
Kohl, Lattich, Gaͤnſe-Diſteln, Erbſen,
Wicken, u. ſ. w.

§. 4.

Einige behaupten, es ſey genug
zu Anbauung eines Caninichen-Gartens,
wenn man nur Anfangs einige tragende
Weiblein hinein thaͤte. Weil ſie ſich den
gantzen Som̃er uͤber haͤuffig vermehrten,
ſo wuͤrde der Garten von Monat zu
Monat alſo zunehmen, daß nicht der ge-
ringſte Mangel und Abgang daran zu
ſpuͤhren ſeyn wuͤrde. Nachdem aber der
Caninichen-Garten durch Jltiſſe, Mar-
der, Hunde, Katze, Fuͤchſe, und ande-
re Fatalitaͤten, die man nicht allezeit ver-
wehren kan, offters Abgang leidet, ſo iſt
es doch beſſer, wenn man deren eine gute
Anzahl gleich zu Anfang hinein ſetzet.
Man macht auch wohl ein abſonderlich
Seminarium und eingeſchloſſenen Ort fuͤr
ſie, daraus der Caninichen-Garten nach
und nach beſetzet und vermehret werden
kan. Die Frantzoſen nennen einen ſolchen
Ort un Clapier. Man wirfft darinnen
ebenfalls unterſchiedene Huͤgel und Erhoͤ-
hungen auf, allwo die Caninichen ihre
Retirade finden; Auf zehen Weiblein
rechnet man allezeit ein Maͤnnlein; doch
muß ein jedes ſein Neſt, mit ſeinem mit
Bretern eingeſchloſſenen Spatzier-Gang,
haben. Die Vorhoͤflein an ihren Neſtern
muͤſſen mit hartem Holtz unterſchlagen
ſeyn, das ſie nicht benagen koͤnnen, auch
eins von dem andern abgeſondert; ſie
werden auch mit hoͤltzernen Gittern ver-
ſehen, damit die Caninichen ſowohl der
Sonne als der Lufft genieſſen, aber nicht
zuſammen ſchleiffen koͤnnen. Denn wenn
ſie frey unter einander lauffen, werden
ſie nicht ſo offt, auch nicht ſo viel Junge
haben, und ſelbige nicht ſo wohl und bald
aufbringen.

§. 5.

Die Neſter ſamt ihren Gaͤngen
muͤſſen gleich an einander und neben ein-
[Spaltenumbruch] ander ſtehen, und ſich gegen Mittag len-
cken, daß der Mitternacht-Wind aufge-
halten werde. Die Gaͤnge moͤgen in der
Sonnen-Hitze mit friſchem Laubwerck
beſchattet, und ihnen alſo ein Schirm ſeyn,
darunter ſie ſich vor den hitzigen Sonnen-
ſtrahlen verſchlieffen und abkuͤhlen. Das
Maͤnnlein muß allezeit in ſeinem Bezirck
eingehalten werden. So bald die Weiblein
Junge gehabt, empfangen ſie alsbald
wieder, ja ſie concipiren wohl bißweilen,
wenn ſie noch traͤchtig ſind, per ſuperfœta-
tionem;
Hierdurch entſpringet eine ſolche
Menge der Jungen, daß der Caninichen-
Garten gar leicht in ſeinem Wachsthum
zu erhalten. Die beſte Zeit, die Canini-
chen zur Speiſe auszufangen, iſt im Win-
ter zwey Stunden vor Tages, da man die
Netzlein aufrichtet, und alle offene Hoͤlen,
dahin ſie fliehen moͤgten, mit Stroh oder
Heu zuſtopffet; denn um dieſe Zeit ſind
ſie ausgeſtreuet, ihre Nahrung zu ſuchen.
Einige gewoͤhnen ſie auch auf folgende
Art, wie man bey den Phaſianen zu thun
pflegt, richten einen groſſen weiten Korb
auf, wie einen Schantz-Korb, da ſie an-
faͤnglich alle unten durchſchlieffen moͤgen.
Man giebet ihnen darinnen ihre Speiſe,
gewoͤhnet ſie dahin, hernach zaͤunet mans
ie laͤnger ie mehr zu, und laͤßt nur ein
oder zwey Thuͤrlein offen, dadurch ſie ein-
gehen. Will man ſie endlich fangen, ſo
werden Fall-Thuͤrlein daſelbſt gemacht,
da man ſie beyſammen finden, und was
tauglich iſt, ausleſen kan. Einige machen
dieſen Korb an etliche Stangen, daß man
ihn auf- und abziehen kan, damit man die
Caninichen, die darunter zu freſſen ge-
wohnt ſind, auch uͤberfallen moͤge. Es
muß dieſer Korb allezeit uͤber ihrer Spei-
ſe hangen bleiben. Wo man ihnen in
groſſen Caninichen-Gaͤrten mehr als an
einem Orte zu freſſen giebt, muß man
auch mehr als einen Korb aufhaͤngen laſ-
ſen, und jaͤhrlich nur an einem oder zwey
Orten dieſe Fallen gebrauchen, hernach
ſolche wieder ein Jahr raſten laſſen, damit
ſie des Betruges vergeſſen, und nicht ſo
ſcheu werden. Man muß auch die Cani-
nichen, ſo einmahl mit der Falle gefangen
worden, nicht leichtlich wieder auslaſſen,
weil ſie ebenmaͤßig die andern bald wilde
machen koͤnnen.

Das 30. Capitel/
Von dem Fleiſch der Canini-
chen, und ihrem Nutzen in der
Medicin.
§. 1. Daß
P 3

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/201>, abgerufen am 07.01.2025.