Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Andern Th. 25. Cap. von den Eigenschafften des Hasens. [Spaltenumbruch]
Klauen in die fördersten Tritte jedes mahleintritt, auch die Tritte so gerade hinter- einander setzet, daß es ihm nimmermehr kein Hund gleich thun kan, weil ein Hund sowohl mit dem hintern Fusse in den for- dern Tritt fehlet, als auch den Trab nie- mahls beständig continuiret; daher heist es auch: Der Wolff trabet. Jst aber der Wolff thöricht, welchem Zufall er sowohl wie die Hunde unterworffen, so wancket er hin und her, und hat alsdenn den Schwindel im Haupt. Wenn der Wolff um die Dörffer herum getrabet, nichts gefangen, und sich gesättiget, und nach allen diesen Umschweiffen in eine dicke Hecke oder ein kleines Gebüsch gegangen, oder er sich an dem Rand eines vom Hol- tze abgelegenen Teiches in das Schilff- Rohr leget, so sind dieses alles Zeichen ei- nes an der Wuth krancken Wolffes, der im Kopffe nicht richtig ist. Das 25. Capitel/ Von den Eigenschafften des Hasens. §. 1. Ob ich zwar in dem ersten Theile mei- §. 2. So der Hase von den Hunden riechen P (Anderer Haupt-Theil.)
Des Andern Th. 25. Cap. von den Eigenſchafften des Haſens. [Spaltenumbruch]
Klauen in die foͤrderſten Tritte jedes mahleintritt, auch die Tritte ſo gerade hinter- einander ſetzet, daß es ihm nimmermehr kein Hund gleich thun kan, weil ein Hund ſowohl mit dem hintern Fuſſe in den for- dern Tritt fehlet, als auch den Trab nie- mahls beſtaͤndig continuiret; daher heiſt es auch: Der Wolff trabet. Jſt aber der Wolff thoͤricht, welchem Zufall er ſowohl wie die Hunde unterworffen, ſo wancket er hin und her, und hat alsdenn den Schwindel im Haupt. Wenn der Wolff um die Doͤrffer herum getrabet, nichts gefangen, und ſich geſaͤttiget, und nach allen dieſen Umſchweiffen in eine dicke Hecke oder ein kleines Gebuͤſch gegangen, oder er ſich an dem Rand eines vom Hol- tze abgelegenen Teiches in das Schilff- Rohr leget, ſo ſind dieſes alles Zeichen ei- nes an der Wuth krancken Wolffes, der im Kopffe nicht richtig iſt. Das 25. Capitel/ Von den Eigenſchafften des Haſens. §. 1. Ob ich zwar in dem erſten Theile mei- §. 2. So der Haſe von den Hunden riechen P (Anderer Haupt-Theil.)
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Bey ſchoͤnem Wetter halten ſie<lb/><cb/> ſich auf den Brach-Feldern und Sturtz-<lb/> Aeckern auf zu ihrer Sicherheit; in der<lb/> Rammel-Zeit aber kommen ſie aus al-<lb/> ler Ordnung. Jm Herbſt ſitzen ſie bey<lb/> trockenem Wetter meiſtens in Hafer-<lb/> Stoppeln, wo Diſteln ſtehen, ſo es aber<lb/> regnet, ſitzen ſie lieber in Sturtz-Aeckern,<lb/> Miſt-Haͤuffigen an Feldern oder Dorff-<lb/> Zaͤunen. Jm Winter verbergen ſie ſich<lb/> in dicke warme Gebuͤſche, vor der Kaͤlte<lb/> und ſchneidenden Winden geſichert zu<lb/> ſeyn. Des Fruͤhlings drauf machen ſie<lb/> ſich an die Brombeer-Stauden, oder na-<lb/> he zur Saat. 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Des Andern Th. 25. Cap. von den Eigenſchafften des Haſens.
Klauen in die foͤrderſten Tritte jedes mahl
eintritt, auch die Tritte ſo gerade hinter-
einander ſetzet, daß es ihm nimmermehr
kein Hund gleich thun kan, weil ein Hund
ſowohl mit dem hintern Fuſſe in den for-
dern Tritt fehlet, als auch den Trab nie-
mahls beſtaͤndig continuiret; daher heiſt
es auch: Der Wolff trabet. Jſt aber der
Wolff thoͤricht, welchem Zufall er ſowohl
wie die Hunde unterworffen, ſo wancket
er hin und her, und hat alsdenn den
Schwindel im Haupt. Wenn der Wolff
um die Doͤrffer herum getrabet, nichts
gefangen, und ſich geſaͤttiget, und nach
allen dieſen Umſchweiffen in eine dicke
Hecke oder ein kleines Gebuͤſch gegangen,
oder er ſich an dem Rand eines vom Hol-
tze abgelegenen Teiches in das Schilff-
Rohr leget, ſo ſind dieſes alles Zeichen ei-
nes an der Wuth krancken Wolffes, der
im Kopffe nicht richtig iſt.
Das 25. Capitel/
Von den Eigenſchafften des
Haſens.
§. 1.
Ob ich zwar in dem erſten Theile mei-
nes Jaͤger-Buches p. 103. ſowohl von
der Natur und den Eigenſchafften des
Haſens, als von deſſen Anatomie, p. 136.
ausfuͤhrlich und weitlaͤufftig gehandelt
habe, ſo hoffe dennoch, daß es dem Leſer
nicht unangenehm ſeyn moͤchte, wenn ich
noch folgendes von dem Haſen anfuͤhre.
Es haben die Haſen eine ſolche zarte Em-
pfindlichkeit von der Lufft, und den Ver-
aͤnderungen der Witterungen, als man
ſich nimmermehr einbilden ſolte. Solte
er eingefangen werden, und wider echap-
piren, ſo kan er auch in einer frembden
Gegend die Plagas mundi unterſcheiden,
und kan ſein Vaterland wieder finden,
wohin er eine ſehr groſſe Begierde traͤgt;
daher das Sprichwort entſtanden: Wo
der Haſe geheckt, iſt er am liebſten. Aus
der zarten Empfindlichkeit der Veraͤnde-
rung der Lufft beurtheilen die Haſen auch
ihre Nahrung, und ihr Lager zur Sicher-
heit. Sie præſagiren hierdurch nach dem
Unterſcheid der Jahres-Zeiten das kuͤnff-
tige Wetter; Soll es regnen, ſetzen ſie
ſich nicht in Dickigte, ſondern an einen ab-
haͤngigen Berg, in der Gedult, vor Wind
und Regen ſicher zu ſeyn; Kommt groſſe
Kaͤlte, begeben ſie ſich ins Dickigt, warm
zu ſeyn. Bey ſchoͤnem Wetter halten ſie
ſich auf den Brach-Feldern und Sturtz-
Aeckern auf zu ihrer Sicherheit; in der
Rammel-Zeit aber kommen ſie aus al-
ler Ordnung. Jm Herbſt ſitzen ſie bey
trockenem Wetter meiſtens in Hafer-
Stoppeln, wo Diſteln ſtehen, ſo es aber
regnet, ſitzen ſie lieber in Sturtz-Aeckern,
Miſt-Haͤuffigen an Feldern oder Dorff-
Zaͤunen. Jm Winter verbergen ſie ſich
in dicke warme Gebuͤſche, vor der Kaͤlte
und ſchneidenden Winden geſichert zu
ſeyn. Des Fruͤhlings drauf machen ſie
ſich an die Brombeer-Stauden, oder na-
he zur Saat. Des Sommers, da das
Feld voller Getraͤide, und der Haſe bald
rammlet, bald wieder Junge ſetzt, iſt er
allenthalben anzutreffen.
§. 2. So der Haſe von den Hunden
getrieben wird, laͤufft er in flachen Feldern
gleich aus; in dem kleinen Gebuͤſche, oder
einigen Straͤuchern macht er ſeine liſtigen
Abſpruͤnge, und wiederholet ſolche auf den
Wegen und Fußſtegen mit den Wieder-
gaͤngen und Abſpruͤngen zur Seite, den
Hunden zu entkommen, und ſie in der
Faͤhrde irre zu machen; er laͤufft auch zu
dem Ende auf eben der Faͤhrd wieder zu-
ruͤck, wo er hergekommen, damit ſie nicht
wiſſen ſollen, wo er hingekommen ſey.
Seine Spuhr und Gefaͤhrde iſt zwar an-
dern Thieren gleich, an Fuͤſſen mit Gelen-
cken und Zehen durch Flechſen verſorget,
Krafft welcher er gleichfalls ſeine Gefaͤhr-
de auf dem Erdboden formiren koͤnne;
es hat ihn aber die vorſichtige Natur vor
allen andern mit ſchnellen Laͤufften verſe-
hen, und ſind die Laͤuffte vor ſein eintziges
Panier zu achten. Bey der Haſen Ge-
faͤhrde iſt vornemlich das Wetter und
Erdreich genau zu obſerviren. Jn der
groſſen Hitze ſtiebet der Sand oder Staub
des Erdreichs, das Graß iſt duͤrre und
welck, und bleibet alſo viel weniger Ge-
ruch nach der Faͤhrd. Faͤllt ein Regen
ein, ſo faͤngt der Erdboden an zu rauchen,
und die Witterung verdirbt, daß kaum in
vier Stunden hernach etwas zu thun.
Frieret es, ſo concentrirt die Kaͤlte den
Geruch, und die Gefaͤhrde des Haſens
kan nicht eintreten. Hat es gethauet,
oder es iſt naß, ſo nimmt der Haſe mit
den rauchen Laͤufften, die voller Haare,
die Erde mit hinweg, daß alſo wenig oder
gar kein Geruch zuruͤcke bleibet. Bey den
Nord-Nordweſt- und Mittags-Win-
den wird auch von dem Geruch der Faͤhr-
de wenig geſpuͤhret, die Atomi trocknen
alsdenn ſo aus, daß die Hunde wenig
riechen
P (Anderer Haupt-Theil.)
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