Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Ersten Theils 43. Cap. von denen Ceremonien der Bergleute. [Spaltenumbruch]
Orten zum Bergwerck gehörig, oderwas sonst andere unehrliche, missethätige verbothene Stücke sind, wer dessen eines berüchtiget worden, ingleichen die einan- der zu Ehren gescholten, dieselben alle hat der Berg-Meister und Aeltesten von der Suppe heissen aufstehen, und ist keiner unter der Fahne und dieser ehrlichen unta- delhafften und reinen Zunfft gelitten wor- den, biß so lange er sich der Unthaten, Ver- dachts und bösen Geschreyes genugsam entbrochen, und seine Sache gebührlich aufgeführet. Was auch des Bergwer- ckes Förderung oder Schade gewesen, das ist samt anderer Nothdurfft damahls in der Morgensprache am gedachten Fron- leichnams-Tage gerüget worden. §. 3. Bißher aber nach fürgegange- §. 4. Sonst ist der Begräbniß wegen Das 44. Capitel/ Beschreibung des solennen Saturnus- oder Bergmanns-Festes/ welches am 26. Septembr. 1719. bey der Heimführung Jhro Hoheit der Königlichen und Chur-Princeßin zu Dreßden celebriret worden. §. 1. Unter denen vortrefflichen Lustbarkei- §. 2. Um zwey Uhr Nachmittags §. 3. Mitten in solcher Jagd-Lust qvetschte L 3
Des Erſten Theils 43. Cap. von denen Ceremonien der Bergleute. [Spaltenumbruch]
Orten zum Bergwerck gehoͤrig, oderwas ſonſt andere unehrliche, miſſethaͤtige verbothene Stuͤcke ſind, wer deſſen eines beruͤchtiget worden, ingleichen die einan- der zu Ehren geſcholten, dieſelben alle hat der Berg-Meiſter und Aelteſten von der Suppe heiſſen aufſtehen, und iſt keiner unter der Fahne und dieſer ehrlichen unta- delhafften und reinen Zunfft gelitten wor- den, biß ſo lange er ſich der Unthaten, Ver- dachts und boͤſen Geſchreyes genugſam entbrochen, und ſeine Sache gebuͤhrlich aufgefuͤhret. Was auch des Bergwer- ckes Foͤrderung oder Schade geweſen, das iſt ſamt anderer Nothdurfft damahls in der Morgenſprache am gedachten Fron- leichnams-Tage geruͤget worden. §. 3. Bißher aber nach fuͤrgegange- §. 4. Sonſt iſt der Begraͤbniß wegen Das 44. Capitel/ Beſchreibung des ſolennen Saturnus- oder Bergmanns-Feſtes/ welches am 26. Septembr. 1719. bey der Heimfuͤhrung Jhro Hoheit der Koͤniglichen und Chur-Princeßin zu Dreßden celebriret worden. §. 1. Unter denen vortrefflichen Luſtbarkei- §. 2. Um zwey Uhr Nachmittags §. 3. Mitten in ſolcher Jagd-Luſt qvetſchte L 3
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Des Erſten Theils 43. Cap. von denen Ceremonien der Bergleute.
Orten zum Bergwerck gehoͤrig, oder
was ſonſt andere unehrliche, miſſethaͤtige
verbothene Stuͤcke ſind, wer deſſen eines
beruͤchtiget worden, ingleichen die einan-
der zu Ehren geſcholten, dieſelben alle hat
der Berg-Meiſter und Aelteſten von der
Suppe heiſſen aufſtehen, und iſt keiner
unter der Fahne und dieſer ehrlichen unta-
delhafften und reinen Zunfft gelitten wor-
den, biß ſo lange er ſich der Unthaten, Ver-
dachts und boͤſen Geſchreyes genugſam
entbrochen, und ſeine Sache gebuͤhrlich
aufgefuͤhret. Was auch des Bergwer-
ckes Foͤrderung oder Schade geweſen, das
iſt ſamt anderer Nothdurfft damahls in
der Morgenſprache am gedachten Fron-
leichnams-Tage geruͤget worden.
§. 3. Bißher aber nach fuͤrgegange-
ner Reformation hat man die Zuſam-
menkunfft in die Pfingſtwoche verlegt,
und die andern alten Gebraͤuche, ſo viel
moͤglich geweſen, dabey in Acht genom-
men. Die Collation wird bey Tage ge-
halten, ſo lange die Fahne ſteckt, und darff
keiner eine moͤrderliche Wehre haben, o-
der Unwillen anfangen. Es muß ſich
auch ein ieder der Gotteslaͤſterung, Ver-
leumbdung und Vollſauffens, ingleichen
des groben Geſchreyes und Kannen-klopf-
fens enthalten, darff nicht von ſeinem
Tiſch aufſtehen, und ohne Erlaubniß uͤ-
ber einen andern gehen, darff auch nicht
ſpielen in Wuͤrffeln, Bret, oder Char-
ten, und muß ein ieder nach eingezogener
Fahne nach Hauſe gehen, immaſſen dieſe
Gebraͤuche Anno 1609. den 31. Maji durch
ein Patent erneuert, und bißhero bey ie-
der Zuſammenkunfft oͤffentlich abgeleſen
worden. Die Regiſter und Verzeichniſ-
ſe derjenigen, ſo ſich in dieſe loͤbliche Ver-
bruͤderung begeben, ingleichen die Ein-
nahmen und Ausgaben, ſo dabey geſche-
hen, hat man von Anno 1503. an, ordent-
lich eingetragen, und in die Knappſchafft-
Lade zum Gedaͤchtniß beygelegt.
§. 4. Sonſt iſt der Begraͤbniß wegen
noch hier zu erinnern, daß die Fuͤrnehm-
ſten, ſo der loͤblichen Berg-Knappſchafft
zugethan ſeyn, eine beſondere Begraͤbniß-
Geſellſchafft unter einander aufgerichtet,
und ſich bruͤderlich verpflichtet, wenn ei-
ner aus ihren Mitteln, oder deſſen Weib,
Kinder und Geſinde ſtuͤrbe, daß die an-
dern der Leichen-Proceſſion im Trauer-
Habit beywohnen, oder iemand an ihre
Statt ſchicken muͤſſen, wie denn hieruͤber
Anno 1621. den 18. Junii gewiſſe Puncta
ſchrifftlich aufgeſetzt, auch zu deſſen En-
de etliche neue Leichen-Tuͤcher ſamt an-
dern Zugehoͤrungen erkaufft worden.
Das 44. Capitel/
Beſchreibung des ſolennen
Saturnus- oder Bergmanns-Feſtes/
welches am 26. Septembr. 1719. bey
der Heimfuͤhrung Jhro Hoheit der
Koͤniglichen und Chur-Princeßin
zu Dreßden celebriret
worden.
§. 1.
Unter denen vortrefflichen Luſtbarkei-
ten, welche bey der ſolennen Heim-
fuͤhrung Jhro Hoheit der Koͤniglichen
und Chur-Princeßin zu Sachſen, An.
1719. zu Dreßden angeſtellet worden, war
das ſo genannte Saturnus- oder Berg-
manns-Feſt eines der ſeltenſten und herr-
lichſten. Dieſes ward am 26. Septembr.
celebriret. Der Ort, wo ſolches ange-
ſtellet wurde, war bey dem vormahls ſo
genannten Schweitzer-Bette oder Fel-
ſen an dem Weiſeritz-Fluß im Plaui-
ſchen Grunde, woſelbſt dieſer natuͤrliche
Felſen nebſt einem durch Fleiß und Kunſt
bereiteten Berge nach Berg-Manier mit
Schachten, Gruben, Haſpeln, Gebaͤuden,
und andern Berg- und Huͤtten-Machi-
nen verſehen und aufgefuͤhret war, und
zwar ſo, daß ieder ſeine Function voͤllig
dabey verrichten konte.
§. 2. Um zwey Uhr Nachmittags
begaben ſich Jhro K. K. M. M. und K.
K. H. H. nebſt andern hohen Herrſchaff-
ten in gedachten Plauiſchen Grund, wo-
ſelbſt eine Luſt-Jagd angeſtellet war;
Anfaͤnglich wurden 200. Haſen gehetzt,
alsdenn aber die zuſammen-getriebene
Hirſche zwiſchen den Stein-Felſen atta-
quiret, und mit Hunden und Menſchen
biß an das aͤuſſerſte des Felſen vor die Flin-
ten getrieben, und ſo lange verfolget, biß
ſie von der hohen Herrſchafft (ſo unten
aus dem Jagd-Hauſe mit Flinten nach
ſie in die Hoͤhe ſchoſſen) erleget wurden,
wie denn alles mit Netzen und Jagd-
Tuͤchern beſtellet war.
§. 3. Mitten in ſolcher Jagd-Luſt
wurden 4. Hirſche und ein Baͤr genoͤ-
thiget, von den hohen Stein-Felſen her-
unter zu ſpringen, wodurch die erſten ſehr
zuſchmettert, in den Fluß Weiſeritz ſich
hinein ſtuͤrtzten, und todt blieben. Der
Baͤr fiel zwar auch am Berge an, und
qvetſchte
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