Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Von den vergrabenen Schätzen/ und den Geistern/ die sie besitzen sollen. [Spaltenumbruch]
liche furchtsame Gesichter, so die Schätzeverwahret, in ungemeines Schrecken ge- setzt worden, bald sind sie wohl gar auf mancherley Art und Weise entweder um Leib und Leben, oder doch um ihre Ge- sundheit gekommen. §. 5. Was überhaupt die Gespenster §. 6. Nachdem sichs auch nicht sel- §. 7. Es hat sich einer wohl in acht §. 8. Herr Kellner, Medicinae Doctor, seyn
Von den vergrabenen Schaͤtzen/ und den Geiſtern/ die ſie beſitzen ſollen. [Spaltenumbruch]
liche furchtſame Geſichter, ſo die Schaͤtzeverwahret, in ungemeines Schrecken ge- ſetzt worden, bald ſind ſie wohl gar auf mancherley Art und Weiſe entweder um Leib und Leben, oder doch um ihre Ge- ſundheit gekommen. §. 5. Was uͤberhaupt die Geſpenſter §. 6. Nachdem ſichs auch nicht ſel- §. 7. Es hat ſich einer wohl in acht §. 8. Herr Kellner, Medicinæ Doctor, ſeyn
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0103" n="47"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den vergrabenen Schaͤtzen/ und den Geiſtern/ die ſie beſitzen ſollen.</hi></fw><lb/><cb/> liche furchtſame Geſichter, ſo die Schaͤtze<lb/> verwahret, in ungemeines Schrecken ge-<lb/> ſetzt worden, bald ſind ſie wohl gar auf<lb/> mancherley Art und Weiſe entweder um<lb/> Leib und Leben, oder doch um ihre Ge-<lb/> ſundheit gekommen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 5.</head> <p>Was uͤberhaupt die Geſpenſter<lb/> anbelangt, ſo glauben einige zu wenig da-<lb/> von, andere aber gar zu viel. Einige<lb/> wollen lieber gar nichts glauben, und<lb/> laͤugnen faſt den Teufel, und die Geſpen-<lb/> ſter; Sie meynen, es ſey alles falſch, was<lb/> man davon vorgiebt, es beruhe alles in<lb/> der Phantaſie der Leute, es waͤren nur<lb/> alte Weiber-Maͤhrlein und Fabeln, die<lb/> man von einfaͤltigen Leuten erzehlen hoͤr-<lb/> te. Andere aber behaupten eine groſſe<lb/> Menge der Geiſter, es waͤren gewiſſe Gei-<lb/> ſter im Waſſer, als wie die ſo genannten<lb/> Nixe, die See-Maͤnner und See-Weiber,<lb/> andere Geiſter waͤren in der Lufft, noch<lb/> andere in dem Feuer, und wiederum an-<lb/> dere in der Erden, in den Bergwercken,<lb/> und bey den Schaͤtzen, bey den Bergwer-<lb/> cken waͤren die Berg-Maͤnnergen, und<lb/> die Berg-Kobalde, von welchen die Alten<lb/> geglaubet, daß ſie auch ſo gar in dem<lb/> Berg-Bau den Berg-Leuten huͤlffreiche<lb/> Hand leiſteten, ſie zeigten die <hi rendition="#aq">Minerali</hi>en<lb/> an, und thaͤten niemand nichts zu leyde.<lb/> Bey den Schaͤtzen, das iſt, bey dem ge-<lb/> praͤgten Gelde, ſo in der Erden verwahr-<lb/> lich aufbehalten wuͤrde, waͤren wiederum<lb/> andere Geiſter. Ob nun unterſchiedene<lb/> Arten der Geiſter ſich an dieſen Oertern,<lb/> und bey unterſchiedenen <hi rendition="#aq">Objectis</hi> befin-<lb/> den, laß ich an ſeinen Ort geſtellet ſeyn,<lb/> inzwiſchen iſt doch gewiß, daß man aus<lb/> der Hiſtorie durch gar viel Exempel er-<lb/> weißlich machen kan, daß viel Geiſter die<lb/> unterirrdiſchen Schaͤtze beſeſſen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 6.</head> <p>Nachdem ſichs auch nicht ſel-<lb/> ten zutraͤget, daß manche Geiſter zu Mit-<lb/> ternacht-Zeit beſondern Perſonen erſchei-<lb/> nen, ihnen gewiſſe unterirrdiſche Schaͤtze<lb/> anzeigen, und ſie hoͤchſt-flehentlich erſu-<lb/> chen, ſie ſolten doch mit ihnen gehen, und<lb/> den Schatz heben, ſie waͤren vor allen an-<lb/> dern dazu auserſehen, ſonſt koͤnten ſie in<lb/> der Erden nicht ruhen; So fragt ſichs,<lb/> ob man wohl mit gutem Gewiſſen dieſen<lb/> Geiſtern folgen koͤnne? Jch halte nicht,<lb/> und zwar in Anſehung folgender <hi rendition="#aq">Rai-<lb/> ſons:</hi> 1) Wiſſen wir aus goͤttlicher heiliger<lb/> Schrifft, daß auch der Satan ſich in ei-<lb/> nen Engel des Lichts verſtellen koͤnne, und<lb/> alſo hat man Urſache, bey der Beurthei-<lb/> lung dergleichen Erſcheinungen ſehr vor-<lb/><cb/> ſichtig zu ſeyn. 2) Haben wir in der hei-<lb/> ligen Schrifft keine Verheiſſungen von<lb/> ſichtbarlichen Erſcheinungen der guten<lb/> Geiſter, ſondern wir ſind auf Moſen und<lb/> die Propheten gewieſen. 3) Hat man aus<lb/> der Erfahrung gar offters wahrgenom-<lb/> men, daß diejenigen, die ſich gefallen laſ-<lb/> ſen, an ſolche Oerter zu gehen, entwe-<lb/> der in groß Ungluͤck gekommen, manche<lb/> auch gar ums Leben, andere aber doch<lb/> betrogen, und belogen worden. 4) Jſt<lb/> nicht zu vermuthen, daß dieſes gute Gei-<lb/> ſter ſind, denn ſonſt wuͤrden ſie wohl ſo<lb/> maͤchtig ſeyn, daß ſie demjenigen, dem der<lb/> groſſe GOtt Schaͤtze goͤnnen wolte, ſolche<lb/> ſelbſt uͤberbringen koͤnten. 5) Kan ein<lb/> ſolcher, der den Schaͤtzen nachgehet, nicht<lb/> ſagen, daß er in ſeinen Beruffs-Wegen<lb/> begriffen ſey, und ſich daher auch des Goͤtt-<lb/> lichen Beyſtandes nicht recht gewiß ver-<lb/> ſichert halten.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 7.</head> <p>Es hat ſich einer wohl in acht<lb/> zu nehmen, daß man ſich nicht unternim̃t,<lb/> auf eines andern Grund und Boden<lb/> Schaͤtze zu graben, denn es duͤrffte einem<lb/> alle die angewandte Muͤhe nicht belohnet<lb/> werden. Denn der Eigenthums-Herr<lb/> wuͤrde dem andern, wenn ers erfuͤhre, den<lb/> Schatz vor dem Maule wegnehmen, und<lb/> was der Eigenthums-Herr laſſen wuͤrde,<lb/> duͤrffte der <hi rendition="#aq">Fiſcus</hi> holen. Es koͤnte auch<lb/> wohl der andere, wenn er ihn zu dem<lb/> Ende verſteckt, daß er ſich denſelben gantz<lb/> alleine zueignen wolte, noch dazu mit ei-<lb/> ner willkuͤhrlichen Strafe angeſehen wer-<lb/> den. Dafern der Finder zwar nicht laͤug-<lb/> net, daß er das Geld gefunden, will aber<lb/> doch nicht eigentlich anſagen, wie hoch ſich<lb/> die Summe belauffe, ſo kan ihm ein <hi rendition="#aq">Ju-<lb/> rament</hi> deswegen zuerkannt werden, um<lb/> hierdurch, ſo viel als moͤglich, hinter die<lb/> Wahrheit zu kommen. Jſt es aber ein<lb/> liederlicher Kerl, von dem man die Ver-<lb/> muthung hat, daß er einen Meyneyd be-<lb/> gehen werde, ſo kan er auch wohl auf die<lb/><hi rendition="#aq">Tortur</hi> gebracht werden. 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Von den vergrabenen Schaͤtzen/ und den Geiſtern/ die ſie beſitzen ſollen.
liche furchtſame Geſichter, ſo die Schaͤtze
verwahret, in ungemeines Schrecken ge-
ſetzt worden, bald ſind ſie wohl gar auf
mancherley Art und Weiſe entweder um
Leib und Leben, oder doch um ihre Ge-
ſundheit gekommen.
§. 5. Was uͤberhaupt die Geſpenſter
anbelangt, ſo glauben einige zu wenig da-
von, andere aber gar zu viel. Einige
wollen lieber gar nichts glauben, und
laͤugnen faſt den Teufel, und die Geſpen-
ſter; Sie meynen, es ſey alles falſch, was
man davon vorgiebt, es beruhe alles in
der Phantaſie der Leute, es waͤren nur
alte Weiber-Maͤhrlein und Fabeln, die
man von einfaͤltigen Leuten erzehlen hoͤr-
te. Andere aber behaupten eine groſſe
Menge der Geiſter, es waͤren gewiſſe Gei-
ſter im Waſſer, als wie die ſo genannten
Nixe, die See-Maͤnner und See-Weiber,
andere Geiſter waͤren in der Lufft, noch
andere in dem Feuer, und wiederum an-
dere in der Erden, in den Bergwercken,
und bey den Schaͤtzen, bey den Bergwer-
cken waͤren die Berg-Maͤnnergen, und
die Berg-Kobalde, von welchen die Alten
geglaubet, daß ſie auch ſo gar in dem
Berg-Bau den Berg-Leuten huͤlffreiche
Hand leiſteten, ſie zeigten die Mineralien
an, und thaͤten niemand nichts zu leyde.
Bey den Schaͤtzen, das iſt, bey dem ge-
praͤgten Gelde, ſo in der Erden verwahr-
lich aufbehalten wuͤrde, waͤren wiederum
andere Geiſter. Ob nun unterſchiedene
Arten der Geiſter ſich an dieſen Oertern,
und bey unterſchiedenen Objectis befin-
den, laß ich an ſeinen Ort geſtellet ſeyn,
inzwiſchen iſt doch gewiß, daß man aus
der Hiſtorie durch gar viel Exempel er-
weißlich machen kan, daß viel Geiſter die
unterirrdiſchen Schaͤtze beſeſſen.
§. 6. Nachdem ſichs auch nicht ſel-
ten zutraͤget, daß manche Geiſter zu Mit-
ternacht-Zeit beſondern Perſonen erſchei-
nen, ihnen gewiſſe unterirrdiſche Schaͤtze
anzeigen, und ſie hoͤchſt-flehentlich erſu-
chen, ſie ſolten doch mit ihnen gehen, und
den Schatz heben, ſie waͤren vor allen an-
dern dazu auserſehen, ſonſt koͤnten ſie in
der Erden nicht ruhen; So fragt ſichs,
ob man wohl mit gutem Gewiſſen dieſen
Geiſtern folgen koͤnne? Jch halte nicht,
und zwar in Anſehung folgender Rai-
ſons: 1) Wiſſen wir aus goͤttlicher heiliger
Schrifft, daß auch der Satan ſich in ei-
nen Engel des Lichts verſtellen koͤnne, und
alſo hat man Urſache, bey der Beurthei-
lung dergleichen Erſcheinungen ſehr vor-
ſichtig zu ſeyn. 2) Haben wir in der hei-
ligen Schrifft keine Verheiſſungen von
ſichtbarlichen Erſcheinungen der guten
Geiſter, ſondern wir ſind auf Moſen und
die Propheten gewieſen. 3) Hat man aus
der Erfahrung gar offters wahrgenom-
men, daß diejenigen, die ſich gefallen laſ-
ſen, an ſolche Oerter zu gehen, entwe-
der in groß Ungluͤck gekommen, manche
auch gar ums Leben, andere aber doch
betrogen, und belogen worden. 4) Jſt
nicht zu vermuthen, daß dieſes gute Gei-
ſter ſind, denn ſonſt wuͤrden ſie wohl ſo
maͤchtig ſeyn, daß ſie demjenigen, dem der
groſſe GOtt Schaͤtze goͤnnen wolte, ſolche
ſelbſt uͤberbringen koͤnten. 5) Kan ein
ſolcher, der den Schaͤtzen nachgehet, nicht
ſagen, daß er in ſeinen Beruffs-Wegen
begriffen ſey, und ſich daher auch des Goͤtt-
lichen Beyſtandes nicht recht gewiß ver-
ſichert halten.
§. 7. Es hat ſich einer wohl in acht
zu nehmen, daß man ſich nicht unternim̃t,
auf eines andern Grund und Boden
Schaͤtze zu graben, denn es duͤrffte einem
alle die angewandte Muͤhe nicht belohnet
werden. Denn der Eigenthums-Herr
wuͤrde dem andern, wenn ers erfuͤhre, den
Schatz vor dem Maule wegnehmen, und
was der Eigenthums-Herr laſſen wuͤrde,
duͤrffte der Fiſcus holen. Es koͤnte auch
wohl der andere, wenn er ihn zu dem
Ende verſteckt, daß er ſich denſelben gantz
alleine zueignen wolte, noch dazu mit ei-
ner willkuͤhrlichen Strafe angeſehen wer-
den. Dafern der Finder zwar nicht laͤug-
net, daß er das Geld gefunden, will aber
doch nicht eigentlich anſagen, wie hoch ſich
die Summe belauffe, ſo kan ihm ein Ju-
rament deswegen zuerkannt werden, um
hierdurch, ſo viel als moͤglich, hinter die
Wahrheit zu kommen. Jſt es aber ein
liederlicher Kerl, von dem man die Ver-
muthung hat, daß er einen Meyneyd be-
gehen werde, ſo kan er auch wohl auf die
Tortur gebracht werden. S. des Herrn
von Rohrs vollſtaͤndig Haushaltungs-
Recht, p. 1501.
§. 8. Herr Kellner, Medicinæ Doctor,
hat bey ſeinem Berg- und Saltzwerck-
Buche alte Urkunden und Nachrichtun-
gen beygefuͤget, wo hin und wieder in dem
Vogtlande, in dem Ertzgebuͤrgiſchen und
Meißniſchen Creyße des Churfuͤrſten-
thums Sachſen, nicht allein alte Schaͤtze
noch verborgen ſtehen, ſondern auch Gold
und Silber, Ertze, Gold-Koͤrner, Waſch-
Wercke und Seifen-Wercke anzutreffen
ſeyn
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