[Spaltenumbruch]
emsige Cultifirung des Saamens wieder junges Holtz angebauet wird, wovon mit Gottes Hülffe an seinem Ort mit meh- rerm Meldung thun werde. Nachde- me ich nun, so viel mir bekant, die na- turmäßige Betrachtung des Gehöltzes generaliter benebst deren physicalischen Uhrsprung der Menschlichen Vernunfft nach möglichst demonstriret; So wird nunmehro wohl nöthig seyn, eine speci- ale Anatomie vorzunehmen und eines jeden Baums absonderliche Naturmäs- sige Eigenschafft, dessen Saamen, Wachßthumb, Nutzen und Bestes, mit aller Zubehör dem geneigten Leser, durch künfftige Praxin, soviel mir möglich seyn wird, hiermit vorzustellen.
Von der Eiche.
Unter denen wilden Bäumen, die Gott der Herr denen Menschen zu Nutz, denen zahmen und wilden Thieren aber zur Nahrung erschaffen, ist die Eiche der edelste Baum, darvon auch der Mensch in Hungers-Noth, aus denen Eicheln oder Früchten dererselben sich Brod ba- cken, oder Oehl schlagen kan; Die wil- den und zahmen Thiere werden auch da- von reichlich ernehret, und geben von der Eckern Mast dem Menschen zu seinem Unterhalt nicht allein fett und wohlge- schmacktes Fleisch und Speck, (darunter sonderlich die Westphälischen und Pom- merischen Schincken oder Würste be- rühmt sind,) sondern sie sind dem Wild- präth auch, darvon feiste zu werden, sehr dienlich, und haben nicht allein frische Ei- chen, sondern auch die gantz hohl ausge- brannt und krumb sind, öffters mehr Mast, als die vollkommensten. Der Eichen zu Ehren wollen wir einige An- tiquitaeten anführen: Unter einer Eichen erschiene Gott der Herr dem Abraham bey Sichem in dem Häyn More, als er in Canaan sich niedergelassen hatte; Un- ter einer Eichen richtete Josua einen Stein auf, und vermahnete daselbst die Kinder Jsrael den Bund mit Gott zu halten; So ward auch König Abimelech unter einer Eichen zum König derer Si- chemithen erwehlet und gekrönet. Wie Sozomenus vor gewiß berichtet, so sollen zu Käysers Constantini Magni Zeiten jähr- lich viele Wallfarthen nach des Abra- hams Eichen geschehen seyn. Von dem Eichenholtze soll ja auch das Creutz unsers Erlösers gewesen seyn, welches Valerianus [Spaltenumbruch]
der Eichen zum Ruhm angemercket. Es meldet Plinius, daß in denen hercyni- schen Wäldern unglaubliche grosse und hohle Eichen gestanden, darinnen sich die Creutz-Ritter wieder die Heyden tapffer gewehret, auch sonsten ihre Archive und Schätze darinnen verwahret; Daraus zu muthmassen, was vor undenckliche Jahre solche Eichen gestanden; Wie ich denn sowohl in meinem Thier-Gar- then, als hinter meinem Jäger-Hoff Eichen gefunden, deren Stamm in der Dicke zwantzig und eine vierthel Elle, Dreßdenisch Maaß, gehabt, und den- noch innerlich ohne allen Mangel gewe- sen. So werden auch hier zu Lande fast bey allen Dörffern ziemliche dicke Ei- chen angetroffen, weiln vorzeiten die Einwohner derselben umb solche der- gleichen Bäume gepflantzet haben. Ei- ne dergleichen unglaublich grosse Linde stehet in meinem Dorff Gehrau auff dem Kirch-Hof, deren Schatten auff 60. Schritt lang und breit sich erstrecket: Diese haben die ersten Christen bey Er- bauung der Kirchen gepflantzet, der Stamm ist 18tehalb Ellen Dreßde- nisch Maaß dicke, und so hoch, wie der Kirch-Thurm; Stehet annoch unver- sehrt in ihrem besten Flor. Ovidius und Virgilius melden, es sollen die Bienen ihren Honig wegen des süssen Thaues, so auff denen eichenen Blättern wäre, nirgends lieber, als auf Eichen suchen; so greiffen auch ihre Wurtzeln soweit umb sich, sohoch der Gipfel ist, damit sie sich vor Sturmwinden unbeweglich halten können. Wie unentbehrlich, ja mehr als Goldes wehrt die Eichen sind, siehet man daraus, daß zu dem Schiff- bauen mit unglaublichem Vortheil die Thielen und Pfosten aus denen teutschen Wäldern angeschaffet, und die Schiffe der See, worauf man alle Reichthümer und Schätze der gantzen Welt zusammen bringet, daraus gebauet werden; Nicht weniger hat man bißhero, ja täglich, vie- le neue Länder, mit Nutzen Europae durch Hülffe derer Orlogs- und Kriegs- Schiffe entdecket, wovon die Holländi- sche Nation die beste Nachricht geben kan. So werden auch die Brücken und Mühlen in Ströhmen, Flüßen und Wassern, ja Keltern und Pres- sen, Schieff und Geschirre, und mit ei- nem Wort, alles Haußgerath zur menschlichen Nothdurfft, eintzig und al- lein von Eichen-Holtze gemachet, die alle
sehr
Erſter Theil/
[Spaltenumbruch]
emſige Cultifirung des Saamens wieder junges Holtz angebauet wird, wovon mit Gottes Huͤlffe an ſeinem Ort mit meh- rerm Meldung thun werde. Nachde- me ich nun, ſo viel mir bekant, die na- turmaͤßige Betrachtung des Gehoͤltzes generaliter benebſt deren phyſicaliſchen Uhrſprung der Menſchlichen Vernunfft nach moͤglichſt demonſtriret; So wird nunmehro wohl noͤthig ſeyn, eine ſpeci- ale Anatomie vorzunehmen und eines jeden Baums abſonderliche Naturmaͤſ- ſige Eigenſchafft, deſſen Saamen, Wachßthumb, Nutzen und Beſtes, mit aller Zubehoͤr dem geneigten Leſer, durch kuͤnfftige Praxin, ſoviel mir moͤglich ſeyn wird, hiermit vorzuſtellen.
Von der Eiche.
Unter denen wilden Baͤumen, die Gott der Herr denen Menſchen zu Nutz, denen zahmen und wilden Thieren aber zur Nahrung erſchaffen, iſt die Eiche der edelſte Baum, darvon auch der Menſch in Hungers-Noth, aus denen Eicheln oder Fruͤchten dererſelben ſich Brod ba- cken, oder Oehl ſchlagen kan; Die wil- den und zahmen Thiere werden auch da- von reichlich ernehret, und geben von der Eckern Maſt dem Menſchen zu ſeinem Unterhalt nicht allein fett und wohlge- ſchmacktes Fleiſch und Speck, (darunter ſonderlich die Weſtphaͤliſchen und Pom- meriſchen Schincken oder Wuͤrſte be- ruͤhmt ſind,) ſondern ſie ſind dem Wild- praͤth auch, darvon feiſte zu werden, ſehr dienlich, und haben nicht allein friſche Ei- chen, ſondern auch die gantz hohl ausge- brannt und krumb ſind, oͤffters mehr Maſt, als die vollkommenſten. Der Eichen zu Ehren wollen wir einige An- tiquitæten anfuͤhren: Unter einer Eichen erſchiene Gott der Herr dem Abraham bey Sichem in dem Haͤyn More, als er in Canaan ſich niedergelaſſen hatte; Un- ter einer Eichen richtete Joſua einen Stein auf, und vermahnete daſelbſt die Kinder Jſrael den Bund mit Gott zu halten; So ward auch Koͤnig Abimelech unter einer Eichen zum Koͤnig derer Si- chemithen erwehlet und gekroͤnet. Wie Sozomenus vor gewiß berichtet, ſo ſollen zu Kaͤyſers Conſtantini Magni Zeiten jaͤhr- lich viele Wallfarthen nach des Abra- hams Eichen geſchehen ſeyn. Von dem Eichenholtze ſoll ja auch das Creutz unſers Erloͤſers geweſen ſeyn, welches Valerianus [Spaltenumbruch]
der Eichen zum Ruhm angemercket. Es meldet Plinius, daß in denen hercyni- ſchen Waͤldern unglaubliche groſſe und hohle Eichen geſtanden, darinnen ſich die Creutz-Ritter wieder die Heyden tapffer gewehret, auch ſonſten ihre Archive und Schaͤtze darinnen verwahret; Daraus zu muthmaſſen, was vor undenckliche Jahre ſolche Eichen geſtanden; Wie ich denn ſowohl in meinem Thier-Gar- then, als hinter meinem Jaͤger-Hoff Eichen gefunden, deren Stamm in der Dicke zwantzig und eine vierthel Elle, Dreßdeniſch Maaß, gehabt, und den- noch innerlich ohne allen Mangel gewe- ſen. So werden auch hier zu Lande faſt bey allen Doͤrffern ziemliche dicke Ei- chen angetroffen, weiln vorzeiten die Einwohner derſelben umb ſolche der- gleichen Baͤume gepflantzet haben. Ei- ne dergleichen unglaublich groſſe Linde ſtehet in meinem Dorff Gehrau auff dem Kirch-Hof, deren Schatten auff 60. Schritt lang und breit ſich erſtrecket: Dieſe haben die erſten Chriſten bey Er- bauung der Kirchen gepflantzet, der Stamm iſt 18tehalb Ellen Dreßde- niſch Maaß dicke, und ſo hoch, wie der Kirch-Thurm; Stehet annoch unver- ſehrt in ihrem beſten Flor. Ovidius und Virgilius melden, es ſollen die Bienen ihren Honig wegen des ſuͤſſen Thaues, ſo auff denen eichenen Blaͤttern waͤre, nirgends lieber, als auf Eichen ſuchen; ſo greiffen auch ihre Wurtzeln ſoweit umb ſich, ſohoch der Gipfel iſt, damit ſie ſich vor Sturmwinden unbeweglich halten koͤnnen. Wie unentbehrlich, ja mehr als Goldes wehrt die Eichen ſind, ſiehet man daraus, daß zu dem Schiff- bauen mit unglaublichem Vortheil die Thielen und Pfoſten aus denen teutſchen Waͤldern angeſchaffet, und die Schiffe der See, worauf man alle Reichthuͤmer und Schaͤtze der gantzen Welt zuſammen bringet, daraus gebauet werden; Nicht weniger hat man bißhero, ja taͤglich, vie- le neue Laͤnder, mit Nutzen Europæ durch Huͤlffe derer Orlogs- und Kriegs- Schiffe entdecket, wovon die Hollaͤndi- ſche Nation die beſte Nachricht geben kan. So werden auch die Bruͤcken und Muͤhlen in Stroͤhmen, Fluͤßen und Waſſern, ja Keltern und Preſ- ſen, Schieff und Geſchirre, und mit ei- nem Wort, alles Haußgerath zur menſchlichen Nothdurfft, eintzig und al- lein von Eichen-Holtze gemachet, die alle
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[28/0088]
Erſter Theil/
emſige Cultifirung des Saamens wieder
junges Holtz angebauet wird, wovon mit
Gottes Huͤlffe an ſeinem Ort mit meh-
rerm Meldung thun werde. Nachde-
me ich nun, ſo viel mir bekant, die na-
turmaͤßige Betrachtung des Gehoͤltzes
generaliter benebſt deren phyſicaliſchen
Uhrſprung der Menſchlichen Vernunfft
nach moͤglichſt demonſtriret; So wird
nunmehro wohl noͤthig ſeyn, eine ſpeci-
ale Anatomie vorzunehmen und eines
jeden Baums abſonderliche Naturmaͤſ-
ſige Eigenſchafft, deſſen Saamen,
Wachßthumb, Nutzen und Beſtes, mit
aller Zubehoͤr dem geneigten Leſer, durch
kuͤnfftige Praxin, ſoviel mir moͤglich
ſeyn wird, hiermit vorzuſtellen.
Von der Eiche.
Unter denen wilden Baͤumen, die
Gott der Herr denen Menſchen zu Nutz,
denen zahmen und wilden Thieren aber
zur Nahrung erſchaffen, iſt die Eiche der
edelſte Baum, darvon auch der Menſch
in Hungers-Noth, aus denen Eicheln
oder Fruͤchten dererſelben ſich Brod ba-
cken, oder Oehl ſchlagen kan; Die wil-
den und zahmen Thiere werden auch da-
von reichlich ernehret, und geben von der
Eckern Maſt dem Menſchen zu ſeinem
Unterhalt nicht allein fett und wohlge-
ſchmacktes Fleiſch und Speck, (darunter
ſonderlich die Weſtphaͤliſchen und Pom-
meriſchen Schincken oder Wuͤrſte be-
ruͤhmt ſind,) ſondern ſie ſind dem Wild-
praͤth auch, darvon feiſte zu werden, ſehr
dienlich, und haben nicht allein friſche Ei-
chen, ſondern auch die gantz hohl ausge-
brannt und krumb ſind, oͤffters mehr
Maſt, als die vollkommenſten. Der
Eichen zu Ehren wollen wir einige An-
tiquitæten anfuͤhren: Unter einer Eichen
erſchiene Gott der Herr dem Abraham
bey Sichem in dem Haͤyn More, als er
in Canaan ſich niedergelaſſen hatte; Un-
ter einer Eichen richtete Joſua einen
Stein auf, und vermahnete daſelbſt die
Kinder Jſrael den Bund mit Gott zu
halten; So ward auch Koͤnig Abimelech
unter einer Eichen zum Koͤnig derer Si-
chemithen erwehlet und gekroͤnet. Wie
Sozomenus vor gewiß berichtet, ſo ſollen
zu Kaͤyſers Conſtantini Magni Zeiten jaͤhr-
lich viele Wallfarthen nach des Abra-
hams Eichen geſchehen ſeyn. Von dem
Eichenholtze ſoll ja auch das Creutz unſers
Erloͤſers geweſen ſeyn, welches Valerianus
der Eichen zum Ruhm angemercket. Es
meldet Plinius, daß in denen hercyni-
ſchen Waͤldern unglaubliche groſſe und
hohle Eichen geſtanden, darinnen ſich die
Creutz-Ritter wieder die Heyden tapffer
gewehret, auch ſonſten ihre Archive und
Schaͤtze darinnen verwahret; Daraus
zu muthmaſſen, was vor undenckliche
Jahre ſolche Eichen geſtanden; Wie ich
denn ſowohl in meinem Thier-Gar-
then, als hinter meinem Jaͤger-Hoff
Eichen gefunden, deren Stamm in der
Dicke zwantzig und eine vierthel Elle,
Dreßdeniſch Maaß, gehabt, und den-
noch innerlich ohne allen Mangel gewe-
ſen. So werden auch hier zu Lande
faſt bey allen Doͤrffern ziemliche dicke Ei-
chen angetroffen, weiln vorzeiten die
Einwohner derſelben umb ſolche der-
gleichen Baͤume gepflantzet haben. Ei-
ne dergleichen unglaublich groſſe Linde
ſtehet in meinem Dorff Gehrau auff
dem Kirch-Hof, deren Schatten auff 60.
Schritt lang und breit ſich erſtrecket:
Dieſe haben die erſten Chriſten bey Er-
bauung der Kirchen gepflantzet, der
Stamm iſt 18tehalb Ellen Dreßde-
niſch Maaß dicke, und ſo hoch, wie der
Kirch-Thurm; Stehet annoch unver-
ſehrt in ihrem beſten Flor. Ovidius und
Virgilius melden, es ſollen die Bienen
ihren Honig wegen des ſuͤſſen Thaues,
ſo auff denen eichenen Blaͤttern waͤre,
nirgends lieber, als auf Eichen ſuchen;
ſo greiffen auch ihre Wurtzeln ſoweit
umb ſich, ſohoch der Gipfel iſt, damit
ſie ſich vor Sturmwinden unbeweglich
halten koͤnnen. Wie unentbehrlich, ja
mehr als Goldes wehrt die Eichen ſind,
ſiehet man daraus, daß zu dem Schiff-
bauen mit unglaublichem Vortheil die
Thielen und Pfoſten aus denen teutſchen
Waͤldern angeſchaffet, und die Schiffe
der See, worauf man alle Reichthuͤmer
und Schaͤtze der gantzen Welt zuſammen
bringet, daraus gebauet werden; Nicht
weniger hat man bißhero, ja taͤglich, vie-
le neue Laͤnder, mit Nutzen Europæ
durch Huͤlffe derer Orlogs- und Kriegs-
Schiffe entdecket, wovon die Hollaͤndi-
ſche Nation die beſte Nachricht geben
kan. So werden auch die Bruͤcken
und Muͤhlen in Stroͤhmen, Fluͤßen
und Waſſern, ja Keltern und Preſ-
ſen, Schieff und Geſchirre, und mit ei-
nem Wort, alles Haußgerath zur
menſchlichen Nothdurfft, eintzig und al-
lein von Eichen-Holtze gemachet, die alle
ſehr
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/88>, abgerufen am 22.02.2025.
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