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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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zur Jägerey gehörigen Materien.
[Spaltenumbruch] dern es wird auch unter einer ungewis-
sen Benennung des Dominii das dire-
ctum
verstanden; Dem das nutzbare Ei-
genthum zustehet, kömmt das Jagd-
Recht nicht zu, weil es bloß den Eigen-
thümern gehörig. Und ob schon bey
demselben Fall, da der Ober-Eigenthums-
oder Landes-Herr mit dem Besitzer des
Lehn-Gutes concurrirt, das Jagd-Recht
dem Besitzer zuerkannt worden, so hat
doch dieses nur bey dem Besitzer des
Lehn-Gutes statt, Petr. Heig. Quaest. 15.
n. 54. sub. fin. part. 1.
und wird sonder Zwei-
fel limitirt, wenn nicht durch ein statu-
tum
oder Landes-Fürstliche Verordnung
etwas anders ausgemacht. Daß aber
in der Landes-Ordnung in dem Titul:
Daß keiner auff des andern Grund
und Boden
etc. etwas anders disponirt,
erhellet aus dem Worte: Gerichten,
[Spaltenumbruch] da es heist, daß einer dem andern auf
sein und seiner Leute Gerichten, Gü-
tern, Grund und Boden zu jagen etc.
sich gäntzlich enthalten solle,
so, daß
einem sowohl auf eines andern Grund
und Boden, als auch auff eines andern
Gerichten zu jagen verwehret. Aus der
vorhergehenden Clausul der Gerichte sind
die folgenden Puncte der Ordnung, da
das Wörtgen: Gerichte, ausgelassen,
zu erklären und zu ergäntzen, indem die
vorhergehende Clausul von grösserer
Krafft und Würckung ist, das folgende
zu erklären, als wenn sich das folgende
auf das vorhergehende beziehen soll. Da
zumahl die folgende Ordnung Chur-
Fürstens Augusti sich mit deutlichen Wor-
ten auff die vorhergehende Clausul be-
ziehet, und des Mauritii Verordnung er-
leutert.

LYNCKERI
Decisio DLXV.
Jnhalt.
Wer behauptet, daß das Jagd-Recht allodial sey, muß es beweisen, und wenn
die Vermuthung vors
Allodium nichts hilfft.
[Spaltenumbruch]

VEnturius kaufft von Alacrio dessen
dritten Theil Jagden, deren zwey
Drittel des Alacrii Stamm-Verwandte
besitzen, diese wiedersprechen dem Kauff,
geräth auch endlich zur Klage, und wer-
den die Vettern in possessorio geschützt.
Venturius aber zum Petitorio, und hier-
innen zum Beweiß verwiesen, daß die
Jagden ohne Requisita einer Veräusse-
rung einer Lehn-Sache haben veräussert
werden können, und ein Allodium seyn.
Wiewohl nun Venturius diesen Spruch
vor widerrechtlich hält, weil ein jedwe-
des Gut und Recht vor frey zu halten,

L. 9. C. de Servit. & aq.

und man glaubet allezeit eher, daß es ein
Allodial, als Lehn-Stücke sey,

Carpz. 1. Resp. 81. num. 1.

weil die Beschaffenheit des Lehnes von
menschlicher Disposition herrührt,

II. Feud. 26. §. Filius.

und man vermuthet allezeit eher, daß
einer eine Sache in seinem eigenen, denn
in einem frembden Namen besitze, der
Jagden auch in den Lehn-Briefen über
die Güter nicht gedacht, und doch muß
der Zustand des Lehns vornehmlich aus
der Belehnung erkannt werden,

[Spaltenumbruch]

Alvarot. II. F. I. pr. n. 4.

gestalt auch solchen dritten Theil ein Va-
sall dem jetzigen Verkäuffer, von dem sol-
chen Venturius erlanget, gantz frey ei-
gen verkaufft; Dahero zu vermuthen,
daß er desselben Qualität wohl inne ge-
habt.

Dieweil aber hingegen die Vasallen
in Possessorio obtinirt, und die Praesum-
tion,
welche in Petitorio der Kläger pro
allodio
zu haben vermeynet, durch con-
traire
Muthmassungen geschwächet wird,
dergleichen auch ist, wenn entweder das
gröste Stücke oder das gantze Gut Lehn
ist,

Menoch. 2. Praesumpt. 191. n. 64.

zumahl, wenn man sich nicht mehr be-
sinnen kan, daß jemahls eine solche Sa-
che von dem Lehn-Gute abgesondert ge-
wesen; Die Jagden auch der Universi-
tati
eines Gutes anzuhängen und dem
Gerichts-Herrn zu folgen pflegen;

Knichen. de Jur. Territ. c. 5. num. 297.

Auch insgemein ohne Investitur, und
Verleyhung Niemand zustehen,

Gail. 2. O. 66.

Jm übrigen die blosse Assertion des einen
Agnaten, so zu dessen Vortheil geschehen,

denen
l

zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
[Spaltenumbruch] dern es wird auch unter einer ungewiſ-
ſen Benennung des Dominii das dire-
ctum
verſtanden; Dem das nutzbare Ei-
genthum zuſtehet, koͤmmt das Jagd-
Recht nicht zu, weil es bloß den Eigen-
thuͤmern gehoͤrig. Und ob ſchon bey
demſelben Fall, da der Ober-Eigenthums-
oder Landes-Herr mit dem Beſitzer des
Lehn-Gutes concurrirt, das Jagd-Recht
dem Beſitzer zuerkannt worden, ſo hat
doch dieſes nur bey dem Beſitzer des
Lehn-Gutes ſtatt, Petr. Heig. Quæſt. 15.
n. 54. ſub. fin. part. 1.
und wird ſonder Zwei-
fel limitirt, wenn nicht durch ein ſtatu-
tum
oder Landes-Fuͤrſtliche Verordnung
etwas anders ausgemacht. Daß aber
in der Landes-Ordnung in dem Titul:
Daß keiner auff des andern Grund
und Boden
ꝛc. etwas anders diſponirt,
erhellet aus dem Worte: Gerichten,
[Spaltenumbruch] da es heiſt, daß einer dem andern auf
ſein und ſeiner Leute Gerichten, Guͤ-
tern, Grund und Boden zu jagen ꝛc.
ſich gaͤntzlich enthalten ſolle,
ſo, daß
einem ſowohl auf eines andern Grund
und Boden, als auch auff eines andern
Gerichten zu jagen verwehret. Aus der
vorhergehenden Clauſul der Gerichte ſind
die folgenden Puncte der Ordnung, da
das Woͤrtgen: Gerichte, ausgelaſſen,
zu erklaͤren und zu ergaͤntzen, indem die
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Krafft und Wuͤrckung iſt, das folgende
zu erklaͤren, als wenn ſich das folgende
auf das vorhergehende beziehen ſoll. Da
zumahl die folgende Ordnung Chur-
Fuͤrſtens Auguſti ſich mit deutlichen Wor-
ten auff die vorhergehende Clauſul be-
ziehet, und des Mauritii Verordnung er-
leutert.

LYNCKERI
Deciſio DLXV.
Jnhalt.
Wer behauptet, daß das Jagd-Recht allodial ſey, muß es beweiſen, und wenn
die Vermuthung vors
Allodium nichts hilfft.
[Spaltenumbruch]

VEnturius kaufft von Alacrio deſſen
dritten Theil Jagden, deren zwey
Drittel des Alacrii Stamm-Verwandte
beſitzen, dieſe wiederſprechen dem Kauff,
geraͤth auch endlich zur Klage, und wer-
den die Vettern in poſſeſſorio geſchuͤtzt.
Venturius aber zum Petitorio, und hier-
innen zum Beweiß verwieſen, daß die
Jagden ohne Requiſita einer Veraͤuſſe-
rung einer Lehn-Sache haben veraͤuſſert
werden koͤnnen, und ein Allodium ſeyn.
Wiewohl nun Venturius dieſen Spruch
vor widerrechtlich haͤlt, weil ein jedwe-
des Gut und Recht vor frey zu halten,

L. 9. C. de Servit. & aq.

und man glaubet allezeit eher, daß es ein
Allodial, als Lehn-Stuͤcke ſey,

Carpz. 1. Reſp. 81. num. 1.

weil die Beſchaffenheit des Lehnes von
menſchlicher Diſpoſition herruͤhrt,

II. Feud. 26. §. Filius.

und man vermuthet allezeit eher, daß
einer eine Sache in ſeinem eigenen, denn
in einem frembden Namen beſitze, der
Jagden auch in den Lehn-Briefen uͤber
die Guͤter nicht gedacht, und doch muß
der Zuſtand des Lehns vornehmlich aus
der Belehnung erkannt werden,

[Spaltenumbruch]

Alvarot. II. F. I. pr. n. 4.

geſtalt auch ſolchen dritten Theil ein Va-
ſall dem jetzigen Verkaͤuffer, von dem ſol-
chen Venturius erlanget, gantz frey ei-
gen verkaufft; Dahero zu vermuthen,
daß er deſſelben Qualitaͤt wohl inne ge-
habt.

Dieweil aber hingegen die Vaſallen
in Poſſeſſorio obtinirt, und die Præſum-
tion,
welche in Petitorio der Klaͤger pro
allodio
zu haben vermeynet, durch con-
traire
Muthmaſſungen geſchwaͤchet wird,
dergleichen auch iſt, wenn entweder das
groͤſte Stuͤcke oder das gantze Gut Lehn
iſt,

Menoch. 2. Præſumpt. 191. n. 64.

zumahl, wenn man ſich nicht mehr be-
ſinnen kan, daß jemahls eine ſolche Sa-
che von dem Lehn-Gute abgeſondert ge-
weſen; Die Jagden auch der Univerſi-
tati
eines Gutes anzuhaͤngen und dem
Gerichts-Herrn zu folgen pflegen;

Knichen. de Jur. Territ. c. 5. num. 297.

Auch insgemein ohne Inveſtitur, und
Verleyhung Niemand zuſtehen,

Gail. 2. O. 66.

Jm uͤbrigen die bloſſe Aſſertion des einen
Agnaten, ſo zu deſſen Vortheil geſchehen,

denen
l
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[81/0655] zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien. dern es wird auch unter einer ungewiſ- ſen Benennung des Dominii das dire- ctum verſtanden; Dem das nutzbare Ei- genthum zuſtehet, koͤmmt das Jagd- Recht nicht zu, weil es bloß den Eigen- thuͤmern gehoͤrig. Und ob ſchon bey demſelben Fall, da der Ober-Eigenthums- oder Landes-Herr mit dem Beſitzer des Lehn-Gutes concurrirt, das Jagd-Recht dem Beſitzer zuerkannt worden, ſo hat doch dieſes nur bey dem Beſitzer des Lehn-Gutes ſtatt, Petr. Heig. Quæſt. 15. n. 54. ſub. fin. part. 1. und wird ſonder Zwei- fel limitirt, wenn nicht durch ein ſtatu- tum oder Landes-Fuͤrſtliche Verordnung etwas anders ausgemacht. Daß aber in der Landes-Ordnung in dem Titul: Daß keiner auff des andern Grund und Boden ꝛc. etwas anders diſponirt, erhellet aus dem Worte: Gerichten, da es heiſt, daß einer dem andern auf ſein und ſeiner Leute Gerichten, Guͤ- tern, Grund und Boden zu jagen ꝛc. ſich gaͤntzlich enthalten ſolle, ſo, daß einem ſowohl auf eines andern Grund und Boden, als auch auff eines andern Gerichten zu jagen verwehret. Aus der vorhergehenden Clauſul der Gerichte ſind die folgenden Puncte der Ordnung, da das Woͤrtgen: Gerichte, ausgelaſſen, zu erklaͤren und zu ergaͤntzen, indem die vorhergehende Clauſul von groͤſſerer Krafft und Wuͤrckung iſt, das folgende zu erklaͤren, als wenn ſich das folgende auf das vorhergehende beziehen ſoll. Da zumahl die folgende Ordnung Chur- Fuͤrſtens Auguſti ſich mit deutlichen Wor- ten auff die vorhergehende Clauſul be- ziehet, und des Mauritii Verordnung er- leutert. LYNCKERI Deciſio DLXV. Jnhalt. Wer behauptet, daß das Jagd-Recht allodial ſey, muß es beweiſen, und wenn die Vermuthung vors Allodium nichts hilfft. VEnturius kaufft von Alacrio deſſen dritten Theil Jagden, deren zwey Drittel des Alacrii Stamm-Verwandte beſitzen, dieſe wiederſprechen dem Kauff, geraͤth auch endlich zur Klage, und wer- den die Vettern in poſſeſſorio geſchuͤtzt. Venturius aber zum Petitorio, und hier- innen zum Beweiß verwieſen, daß die Jagden ohne Requiſita einer Veraͤuſſe- rung einer Lehn-Sache haben veraͤuſſert werden koͤnnen, und ein Allodium ſeyn. Wiewohl nun Venturius dieſen Spruch vor widerrechtlich haͤlt, weil ein jedwe- des Gut und Recht vor frey zu halten, L. 9. C. de Servit. & aq. und man glaubet allezeit eher, daß es ein Allodial, als Lehn-Stuͤcke ſey, Carpz. 1. Reſp. 81. num. 1. weil die Beſchaffenheit des Lehnes von menſchlicher Diſpoſition herruͤhrt, II. Feud. 26. §. Filius. und man vermuthet allezeit eher, daß einer eine Sache in ſeinem eigenen, denn in einem frembden Namen beſitze, der Jagden auch in den Lehn-Briefen uͤber die Guͤter nicht gedacht, und doch muß der Zuſtand des Lehns vornehmlich aus der Belehnung erkannt werden, Alvarot. II. F. I. pr. n. 4. geſtalt auch ſolchen dritten Theil ein Va- ſall dem jetzigen Verkaͤuffer, von dem ſol- chen Venturius erlanget, gantz frey ei- gen verkaufft; Dahero zu vermuthen, daß er deſſelben Qualitaͤt wohl inne ge- habt. Dieweil aber hingegen die Vaſallen in Poſſeſſorio obtinirt, und die Præſum- tion, welche in Petitorio der Klaͤger pro allodio zu haben vermeynet, durch con- traire Muthmaſſungen geſchwaͤchet wird, dergleichen auch iſt, wenn entweder das groͤſte Stuͤcke oder das gantze Gut Lehn iſt, Menoch. 2. Præſumpt. 191. n. 64. zumahl, wenn man ſich nicht mehr be- ſinnen kan, daß jemahls eine ſolche Sa- che von dem Lehn-Gute abgeſondert ge- weſen; Die Jagden auch der Univerſi- tati eines Gutes anzuhaͤngen und dem Gerichts-Herrn zu folgen pflegen; Knichen. de Jur. Territ. c. 5. num. 297. Auch insgemein ohne Inveſtitur, und Verleyhung Niemand zuſtehen, Gail. 2. O. 66. Jm uͤbrigen die bloſſe Aſſertion des einen Agnaten, ſo zu deſſen Vortheil geſchehen, denen l

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/655>, abgerufen am 21.11.2024.