Was die Wald-Miethe und dergleichen Cammer-Einkünffte in denConcur- sen vor eine Stelle überkommen.
[Spaltenumbruch]
OB wohl der Cammer-Fiscal die Wald-Miethe in dem Concurs in die erste Classe referirt haben will, die- weil die Waldung Part. 1. cap. 18.der Fürstlichen Gothaischen Ordnung, §. 7. des Landes Schatz genennet wird; So ist doch daraus ein solcher Schluß nicht zu ziehen. Und ist dergleichen Wald- Miethe kein Tribut, so auf der Untertha- nen Gütern hafftet, sondern ein Ein- kommen des Fisci, welcher nur ein still- schweigend Unterpfand mit einem Privi- legio hat, wie alle andere Herrschafftli- che und Kammer-Gefälle, die auf des [Spaltenumbruch]
Schuldners Gütern nicht hafften, daher gehen sie zwar des Weibes Heyraths- Gut vor, wann die Posten vor dem ein- gebrachten Gut mit der Cammer con- trahirt worden; Jm Gegentheil aber und wann solches nachhero geschehen, hat das Weib den Vorzug, weil dieselbe nicht nur eine schlechte erstere Verpfändung, welche sonst der Fiscus in dem nach sei- nem Credit erlangten Gütern zurück treibet, sondern eine Hypothec mit dem Privilegio hat; Jn welcher Classe derer Hypothecariorum cum Privilegio die Ordnung nach der Zeit statt findet.
Argentorat. Consil. LXXXVIII. Vol. I.
[Spaltenumbruch]
Frage:
DJeweil das Urthel allein Füchse, Hase, und dergleichen zu fahen zugiebt, ob solches auch auf die Reheextendiretund verstanden werden möge?
Darauf gebe ich nachfolgende Antwort, daß kein Urthel weiter extendiret oder weitläufftiger verstanden werden mag, denn soviel die Worte, darinnen begrif- fen, mit sich bringen, denn ein jedes Ur- thel ist eines eingeschrenckten Rechtens, und also mögten in Krafft mehr gemeld- tes Urthels, so allein von Füchsen und Hasen Meldung thut, der Verstand desselben auf die Rehe nicht gezogen, noch extendirt werden. Denn man muß die Worte eines Urthels auslegen, wie sie klingen, und über ihren Jnhalt nicht extendiren,
L. 1. C. Si plus una sentent.
Und muß man nicht mehr daraus zie- hen, denn mit Recht gefolget werden kan. Und hieraus würde nun folgen, daß man der Rehe halber in Petitorio nichts sonders wohl befugt wäre.
Dieweil ich aber darneben soviel im Bericht vernommen, daß man, unan- gesehen angeregter ergangenen Urtheile, nichts destoweniger vor und nach densel- ben Urtheln von zehen, zwantzig, dreys- sig, viertzig, funfftzig und mehr Jahren her, die Rehe zu fangen, in ruhigem un- [Spaltenumbruch]perturbirtem Besitz vel quasi allwege ge- wesen, und noch, daß auch dasselbe nicht heimlich, sondern öffentlich, und dem Herrn Grafen zu W. nicht unbewust, geschehen sey, sondern, daß sie auch et- wan selbst dazu kommen, solches aber weder mit, noch ohne Recht, jemahs an- zufechten unterstanden, biß auff gegen- wärtige Zeit, welches alles im Fall der Nothdurfft zu beweisen.
So halte ich bey mir endlich dafür, daß vermöge der Rechten die S. von St. befugt seyn, sich selbst, auff das beste sie immer mögen, in solchem ihrem herge- brachtem ruhigen Besitz zu handhaben, und sich daraus mit nichten anders, denn mit Recht treiben zu lassen, und daß also sie, die S. Rehe zu fahen, in Possessorio gantz wohl gegründet, und es von den Herrn Grafen gantz und gar vor kei- ne Neuerung beständiglich angezogen werden möge. Denn der sein Recht ver- folgt, es fortsetzt, und erhält, verneuert nichts, sondern alles, was er thut, ge- schicht zur Beschützung und Erhaltung seines Rechts. Und ist auch Niemand verbunden, wegen einigen geschehenen Widerspruchs, oder eingewandten Ap- pellation sich seines Rechts zu begeben, und die Possess fahren zu lassen; Denn diß würde thöricht gehandelt seyn, und wer sich seines Rechts bedienet, thut Nie- mand hiedurch etwas zu leyde.
So
zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
LYNCKERI Deciſio M CCCLVI.
Jnhalt.
Was die Wald-Miethe und dergleichen Cammer-Einkuͤnffte in denConcur- ſen vor eine Stelle uͤberkommen.
[Spaltenumbruch]
OB wohl der Cammer-Fiſcal die Wald-Miethe in dem Concurs in die erſte Claſſe referirt haben will, die- weil die Waldung Part. 1. cap. 18.der Fuͤrſtlichen Gothaiſchen Ordnung, §. 7. des Landes Schatz genennet wird; So iſt doch daraus ein ſolcher Schluß nicht zu ziehen. Und iſt dergleichen Wald- Miethe kein Tribut, ſo auf der Untertha- nen Guͤtern hafftet, ſondern ein Ein- kommen des Fiſci, welcher nur ein ſtill- ſchweigend Unterpfand mit einem Privi- legio hat, wie alle andere Herrſchafftli- che und Kammer-Gefaͤlle, die auf des [Spaltenumbruch]
Schuldners Guͤtern nicht hafften, daher gehen ſie zwar des Weibes Heyraths- Gut vor, wann die Poſten vor dem ein- gebrachten Gut mit der Cammer con- trahirt worden; Jm Gegentheil aber und wann ſolches nachhero geſchehen, hat das Weib den Vorzug, weil dieſelbe nicht nur eine ſchlechte erſtere Verpfaͤndung, welche ſonſt der Fiſcus in dem nach ſei- nem Credit erlangten Guͤtern zuruͤck treibet, ſondern eine Hypothec mit dem Privilegio hat; Jn welcher Claſſe derer Hypothecariorum cum Privilegio die Ordnung nach der Zeit ſtatt findet.
Argentorat. Conſil. LXXXVIII. Vol. I.
[Spaltenumbruch]
Frage:
DJeweil das Urthel allein Fuͤchſe, Haſe, und dergleichen zu fahen zugiebt, ob ſolches auch auf die Reheextendiretund verſtanden werden moͤge?
Darauf gebe ich nachfolgende Antwort, daß kein Urthel weiter extendiret oder weitlaͤufftiger verſtanden werden mag, denn ſoviel die Worte, darinnen begrif- fen, mit ſich bringen, denn ein jedes Ur- thel iſt eines eingeſchrenckten Rechtens, und alſo moͤgten in Krafft mehr gemeld- tes Urthels, ſo allein von Fuͤchſen und Haſen Meldung thut, der Verſtand deſſelben auf die Rehe nicht gezogen, noch extendirt werden. Denn man muß die Worte eines Urthels auslegen, wie ſie klingen, und uͤber ihren Jnhalt nicht extendiren,
L. 1. C. Si plus una ſentent.
Und muß man nicht mehr daraus zie- hen, denn mit Recht gefolget werden kan. Und hieraus wuͤrde nun folgen, daß man der Rehe halber in Petitorio nichts ſonders wohl befugt waͤre.
Dieweil ich aber darneben ſoviel im Bericht vernommen, daß man, unan- geſehen angeregter ergangenen Urtheile, nichts deſtoweniger vor und nach denſel- ben Urtheln von zehen, zwantzig, dreyſ- ſig, viertzig, funfftzig und mehr Jahren her, die Rehe zu fangen, in ruhigem un- [Spaltenumbruch]perturbirtem Beſitz vel quaſi allwege ge- weſen, und noch, daß auch daſſelbe nicht heimlich, ſondern oͤffentlich, und dem Herrn Grafen zu W. nicht unbewuſt, geſchehen ſey, ſondern, daß ſie auch et- wan ſelbſt dazu kommen, ſolches aber weder mit, noch ohne Recht, jemahs an- zufechten unterſtanden, biß auff gegen- waͤrtige Zeit, welches alles im Fall der Nothdurfft zu beweiſen.
So halte ich bey mir endlich dafuͤr, daß vermoͤge der Rechten die S. von St. befugt ſeyn, ſich ſelbſt, auff das beſte ſie immer moͤgen, in ſolchem ihrem herge- brachtem ruhigen Beſitz zu handhaben, und ſich daraus mit nichten anders, denn mit Recht treiben zu laſſen, und daß alſo ſie, die S. Rehe zu fahen, in Poſſeſſorio gantz wohl gegruͤndet, und es von den Herrn Grafen gantz und gar vor kei- ne Neuerung beſtaͤndiglich angezogen werden moͤge. Denn der ſein Recht ver- folgt, es fortſetzt, und erhaͤlt, verneuert nichts, ſondern alles, was er thut, ge- ſchicht zur Beſchuͤtzung und Erhaltung ſeines Rechts. Und iſt auch Niemand verbunden, wegen einigen geſchehenen Widerſpruchs, oder eingewandten Ap- pellation ſich ſeines Rechts zu begeben, und die Poſſeſs fahren zu laſſen; Denn diß wuͤrde thoͤricht gehandelt ſeyn, und wer ſich ſeines Rechts bedienet, thut Nie- mand hiedurch etwas zu leyde.
So
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zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
LYNCKERI
Deciſio M CCCLVI.
Jnhalt.
Was die Wald-Miethe und dergleichen Cammer-Einkuͤnffte in den Concur-
ſen vor eine Stelle uͤberkommen.
OB wohl der Cammer-Fiſcal die
Wald-Miethe in dem Concurs in
die erſte Claſſe referirt haben will, die-
weil die Waldung Part. 1. cap. 18. der
Fuͤrſtlichen Gothaiſchen Ordnung, §. 7.
des Landes Schatz genennet wird; So
iſt doch daraus ein ſolcher Schluß nicht
zu ziehen. Und iſt dergleichen Wald-
Miethe kein Tribut, ſo auf der Untertha-
nen Guͤtern hafftet, ſondern ein Ein-
kommen des Fiſci, welcher nur ein ſtill-
ſchweigend Unterpfand mit einem Privi-
legio hat, wie alle andere Herrſchafftli-
che und Kammer-Gefaͤlle, die auf des
Schuldners Guͤtern nicht hafften, daher
gehen ſie zwar des Weibes Heyraths-
Gut vor, wann die Poſten vor dem ein-
gebrachten Gut mit der Cammer con-
trahirt worden; Jm Gegentheil aber
und wann ſolches nachhero geſchehen, hat
das Weib den Vorzug, weil dieſelbe nicht
nur eine ſchlechte erſtere Verpfaͤndung,
welche ſonſt der Fiſcus in dem nach ſei-
nem Credit erlangten Guͤtern zuruͤck
treibet, ſondern eine Hypothec mit dem
Privilegio hat; Jn welcher Claſſe derer
Hypothecariorum cum Privilegio die
Ordnung nach der Zeit ſtatt findet.
Argentorat. Conſil. LXXXVIII. Vol. I.
Frage:
DJeweil das Urthel allein Fuͤchſe,
Haſe, und dergleichen zu fahen
zugiebt, ob ſolches auch auf die
Rehe extendiret und verſtanden
werden moͤge?
Darauf gebe ich nachfolgende Antwort,
daß kein Urthel weiter extendiret oder
weitlaͤufftiger verſtanden werden mag,
denn ſoviel die Worte, darinnen begrif-
fen, mit ſich bringen, denn ein jedes Ur-
thel iſt eines eingeſchrenckten Rechtens,
und alſo moͤgten in Krafft mehr gemeld-
tes Urthels, ſo allein von Fuͤchſen und
Haſen Meldung thut, der Verſtand
deſſelben auf die Rehe nicht gezogen, noch
extendirt werden. Denn man muß die
Worte eines Urthels auslegen, wie ſie
klingen, und uͤber ihren Jnhalt nicht
extendiren,
L. 1. C. Si plus una ſentent.
Und muß man nicht mehr daraus zie-
hen, denn mit Recht gefolget werden
kan. Und hieraus wuͤrde nun folgen,
daß man der Rehe halber in Petitorio
nichts ſonders wohl befugt waͤre.
Dieweil ich aber darneben ſoviel
im Bericht vernommen, daß man, unan-
geſehen angeregter ergangenen Urtheile,
nichts deſtoweniger vor und nach denſel-
ben Urtheln von zehen, zwantzig, dreyſ-
ſig, viertzig, funfftzig und mehr Jahren
her, die Rehe zu fangen, in ruhigem un-
perturbirtem Beſitz vel quaſi allwege ge-
weſen, und noch, daß auch daſſelbe nicht
heimlich, ſondern oͤffentlich, und dem
Herrn Grafen zu W. nicht unbewuſt,
geſchehen ſey, ſondern, daß ſie auch et-
wan ſelbſt dazu kommen, ſolches aber
weder mit, noch ohne Recht, jemahs an-
zufechten unterſtanden, biß auff gegen-
waͤrtige Zeit, welches alles im Fall der
Nothdurfft zu beweiſen.
So halte ich bey mir endlich dafuͤr,
daß vermoͤge der Rechten die S. von St.
befugt ſeyn, ſich ſelbſt, auff das beſte ſie
immer moͤgen, in ſolchem ihrem herge-
brachtem ruhigen Beſitz zu handhaben,
und ſich daraus mit nichten anders, denn
mit Recht treiben zu laſſen, und daß alſo
ſie, die S. Rehe zu fahen, in Poſſeſſorio
gantz wohl gegruͤndet, und es von den
Herrn Grafen gantz und gar vor kei-
ne Neuerung beſtaͤndiglich angezogen
werden moͤge. Denn der ſein Recht ver-
folgt, es fortſetzt, und erhaͤlt, verneuert
nichts, ſondern alles, was er thut, ge-
ſchicht zur Beſchuͤtzung und Erhaltung
ſeines Rechts. Und iſt auch Niemand
verbunden, wegen einigen geſchehenen
Widerſpruchs, oder eingewandten Ap-
pellation ſich ſeines Rechts zu begeben,
und die Poſſeſs fahren zu laſſen; Denn
diß wuͤrde thoͤricht gehandelt ſeyn, und
wer ſich ſeines Rechts bedienet, thut Nie-
mand hiedurch etwas zu leyde.
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/653>, abgerufen am 16.07.2024.
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