Ferner müssen sie sich ohne des Landes-Fürsten Vorwissen und Einwil- ligung in den Fürstlichen Heyden und Vor-Höltzern Dohnensteige anzurichten und Dohnen zu legen, oder ander klein Weydewerck mit Vogelfangen zu ge- brauchen, nicht unterstehen, noch weni- ger aber weder in den Fürstlichen Gehee- gen, noch in denen ihnen zukommenden Gegenden den Fasanen weder mit Schies- sen, Netzen, Schlingen-legen, oder Fallen- stellen, noch auff andere Art nachtrach- ten, indem sie sehr privilegirte Vögel, die wohl in dem gantzen Römischen Reiche den Landes-Fürsten allein vorbehalten sind.
§. 14.
Wenn ein Landes-Herr sei- ne Vasallen mit den Jagden belehnet, ist zwar solches privative zu verstehen, so daß ihm nur das Ober-Eigenthum übrig bleibet, und nicht zu vermuthen, daß er sie in den ruhigen Gebrauch ihrer ihnen verliehenen Rechte, und daher ent- springenden Einkünffte stöhren wolle, noch die Vor-Jagd auf den Grund-Stü- cken ihrer Vasallen exerciren könne. Je- dennoch wenn die Landes-Fürsten sich derselben de facto anmaassen, thun die Lehns-Vasallen nicht wohl, wenn sie sich dieserhalben wiedersetzen, oder ihrem Lehns-Herrn Quaestion machen wollen, sondern sie prospiciren ihren Gewissen, und eigenen Interesse mehr, wenn sie dieses Unrecht nebst den übrigen erdul- den.
§. 15.
Da in unserm Teutschland wegen der grossen Consumtion an Hol- tze, nachdem die meisten Heyden abge- trieben, und lichte gemacht worden, der Mangel des Holtzes, sonderlich des Brenn- und Bau-Holtzes sich jemehr und mehr hervor thun will, so erfordert die Pflicht und der Nutzen eines jeden Va- sallen, daß er nicht nur auff dessen Con- servation, sondern auch neuen Anbau, Säung und Pflantzung, soviel, als mög- lich, bedacht sey: Daher muß er die Stockräume, lere Plätze, und von zah- mem und wildem Vieh verbissene und ver- buttete Holtz-Refieren besäen und bepflan- tzen lassen, auch acht haben, daß das vom Wind umgeworffene oder sonst niederge- fällte Holtz rein auffgelesen und auffge- arbeitet werde, damit das junge wach- sen könne, und die neuen Gehäue ge- schonet werden, auch das Vieh nicht da- [Spaltenumbruch]
rein hüten lassen, biß es zu einiger Grös- se gekommen, und Sorge tragen, daß die Köhler, Aescher, und Hartz-Brenner das dürre Holtz zuerst aufarbeiten und das grüne schonen, auch mit dem Mooß, Laub und Sträuchern nicht Scha- den zugefüget, sondern der Nutzen des Gehöltzes in allen Stücken befördert werde.
16.
Die Jagden sind ein sonderbahr Regale, und müssen in den Lehn-Brie- fen billig mit benennet seyn; Dafern aber in einem über ein Lehn-Gut auff- gerichteten Vergleich dasselbe mit den Jagden verkaufft wird, und der Lehn- Herr hat seinen Consens über alles, was darinnen enthalten, ertheilet, der Vasall sich auch hierüber der Jagden lange Zeit gebrauchet, und zwar öffent- lich, so ist darinnen der Vasallen Jagd- Recht genungsam zu behaupten, ob wohl in der Belehnung der Jagden nichts er- wehnet wird.
§. 17.
Jm übrigen sind mit den Worten: Wildfuhre, Wildbahne, Wild-Jagden und aller Wildfuhre, in den Lehn-Briefen die hohe und nie- dere Jagden zu verstehen, Sixtin. c. 2. de Regal. c. 8. num. 48. hingegen obgleich die Worte: Mit allen Gnaden und Ge- rechtigkeiten, nichts ausgenommen, sehr general; Dieweil aber doch ein und ander besonders Regale nicht eben dar- unter nothwendig begriffen seyn muß, sondern vielmehr eine General-Conces- sion eine Erleuterung sonst woher, auch sonderlich durch den Gebrauch und U- bung bedarff; So sind auch vor sich die Jagden darunter nicht gemeynet, als welche einer besondern Belehnung oder Verjährung von sehr langer Zeit von- nöthen haben. Jnsonderheit aber hat es mit den hohen Jagden die Bewand- niß, daß solche unter der Verleyhung der Jagden ohne Unterscheid nicht begrif- fen; Wenn aber in den Lehn-Briefen folgende Formalien befindlich: Mit al- len andern Gnaden und Gerechtigkei- ten, nichts ausgenommen, oder Jag- den wilder Thiere, gehend und flie- gend; So ist wohl kein Zweiffel, daß den Vasallen auch die hohe Jagden ver- liehen seyn.
§. 18.
Wenn bey den Grentz-Nach- barn Mahl-Bäume umfallen, oder sich
Steine
Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
[Spaltenumbruch]
§. 13.
Ferner muͤſſen ſie ſich ohne des Landes-Fuͤrſten Vorwiſſen und Einwil- ligung in den Fuͤrſtlichen Heyden und Vor-Hoͤltzern Dohnenſteige anzurichten und Dohnen zu legen, oder ander klein Weydewerck mit Vogelfangen zu ge- brauchen, nicht unterſtehen, noch weni- ger aber weder in den Fuͤrſtlichen Gehee- gen, noch in denen ihnen zukommenden Gegenden den Faſanen weder mit Schieſ- ſen, Netzen, Schlingen-legen, oder Fallen- ſtellen, noch auff andere Art nachtrach- ten, indem ſie ſehr privilegirte Voͤgel, die wohl in dem gantzen Roͤmiſchen Reiche den Landes-Fuͤrſten allein vorbehalten ſind.
§. 14.
Wenn ein Landes-Herr ſei- ne Vaſallen mit den Jagden belehnet, iſt zwar ſolches privative zu verſtehen, ſo daß ihm nur das Ober-Eigenthum uͤbrig bleibet, und nicht zu vermuthen, daß er ſie in den ruhigen Gebrauch ihrer ihnen verliehenen Rechte, und daher ent- ſpringenden Einkuͤnffte ſtoͤhren wolle, noch die Vor-Jagd auf den Grund-Stuͤ- cken ihrer Vaſallen exerciren koͤnne. Je- dennoch wenn die Landes-Fuͤrſten ſich derſelben de facto anmaaſſen, thun die Lehns-Vaſallen nicht wohl, wenn ſie ſich dieſerhalben wiederſetzen, oder ihrem Lehns-Herrn Quæſtion machen wollen, ſondern ſie proſpiciren ihren Gewiſſen, und eigenen Intereſſe mehr, wenn ſie dieſes Unrecht nebſt den uͤbrigen erdul- den.
§. 15.
Da in unſerm Teutſchland wegen der groſſen Conſumtion an Hol- tze, nachdem die meiſten Heyden abge- trieben, und lichte gemacht worden, der Mangel des Holtzes, ſonderlich des Breñ- und Bau-Holtzes ſich jemehr und mehr hervor thun will, ſo erfordert die Pflicht und der Nutzen eines jeden Va- ſallen, daß er nicht nur auff deſſen Con- ſervation, ſondern auch neuen Anbau, Saͤung und Pflantzung, ſoviel, als moͤg- lich, bedacht ſey: Daher muß er die Stockraͤume, lere Plaͤtze, und von zah- mem und wildem Vieh veꝛbiſſene und veꝛ- buttete Holtz-Refieren beſaͤẽ und bepflan- tzen laſſen, auch acht haben, daß das vom Wind umgeworffene oder ſonſt niederge- faͤllte Holtz rein auffgeleſen und auffge- arbeitet werde, damit das junge wach- ſen koͤnne, und die neuen Gehaͤue ge- ſchonet werden, auch das Vieh nicht da- [Spaltenumbruch]
rein huͤten laſſen, biß es zu einiger Groͤſ- ſe gekommen, und Sorge tragen, daß die Koͤhler, Aeſcher, und Hartz-Brenner das duͤrre Holtz zuerſt aufarbeiten und das gruͤne ſchonen, auch mit dem Mooß, Laub und Straͤuchern nicht Scha- den zugefuͤget, ſondern der Nutzen des Gehoͤltzes in allen Stuͤcken befoͤrdert werde.
16.
Die Jagden ſind ein ſonderbahr Regale, und muͤſſen in den Lehn-Brie- fen billig mit benennet ſeyn; Dafern aber in einem uͤber ein Lehn-Gut auff- gerichteten Vergleich daſſelbe mit den Jagden verkaufft wird, und der Lehn- Herr hat ſeinen Conſens uͤber alles, was darinnen enthalten, ertheilet, der Vaſall ſich auch hieruͤber der Jagden lange Zeit gebrauchet, und zwar oͤffent- lich, ſo iſt darinnen der Vaſallen Jagd- Recht genungſam zu behaupten, ob wohl in der Belehnung der Jagden nichts er- wehnet wird.
§. 17.
Jm uͤbrigen ſind mit den Worten: Wildfuhre, Wildbahne, Wild-Jagden und aller Wildfuhre, in den Lehn-Briefen die hohe und nie- dere Jagden zu verſtehen, Sixtin. c. 2. de Regal. c. 8. num. 48. hingegen obgleich die Worte: Mit allen Gnaden und Ge- rechtigkeiten, nichts ausgenommen, ſehr general; Dieweil aber doch ein und ander beſonders Regale nicht eben dar- unter nothwendig begriffen ſeyn muß, ſondern vielmehr eine General-Conceſ- ſion eine Erleuterung ſonſt woher, auch ſonderlich durch den Gebrauch und U- bung bedarff; So ſind auch vor ſich die Jagden darunter nicht gemeynet, als welche einer beſondern Belehnung oder Verjaͤhrung von ſehr langer Zeit von- noͤthen haben. Jnſonderheit aber hat es mit den hohen Jagden die Bewand- niß, daß ſolche unter der Verleyhung der Jagden ohne Unterſcheid nicht begrif- fen; Wenn aber in den Lehn-Briefen folgende Formalien befindlich: Mit al- len andern Gnaden und Gerechtigkei- ten, nichts ausgenommen, oder Jag- den wilder Thiere, gehend und flie- gend; So iſt wohl kein Zweiffel, daß den Vaſallen auch die hohe Jagden ver- liehen ſeyn.
§. 18.
Wenn bey den Grentz-Nach- barn Mahl-Baͤume umfallen, oder ſich
Steine
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[12/0586]
Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
§. 13. Ferner muͤſſen ſie ſich ohne des
Landes-Fuͤrſten Vorwiſſen und Einwil-
ligung in den Fuͤrſtlichen Heyden und
Vor-Hoͤltzern Dohnenſteige anzurichten
und Dohnen zu legen, oder ander klein
Weydewerck mit Vogelfangen zu ge-
brauchen, nicht unterſtehen, noch weni-
ger aber weder in den Fuͤrſtlichen Gehee-
gen, noch in denen ihnen zukommenden
Gegenden den Faſanen weder mit Schieſ-
ſen, Netzen, Schlingen-legen, oder Fallen-
ſtellen, noch auff andere Art nachtrach-
ten, indem ſie ſehr privilegirte Voͤgel, die
wohl in dem gantzen Roͤmiſchen Reiche
den Landes-Fuͤrſten allein vorbehalten
ſind.
§. 14. Wenn ein Landes-Herr ſei-
ne Vaſallen mit den Jagden belehnet,
iſt zwar ſolches privative zu verſtehen,
ſo daß ihm nur das Ober-Eigenthum
uͤbrig bleibet, und nicht zu vermuthen,
daß er ſie in den ruhigen Gebrauch ihrer
ihnen verliehenen Rechte, und daher ent-
ſpringenden Einkuͤnffte ſtoͤhren wolle,
noch die Vor-Jagd auf den Grund-Stuͤ-
cken ihrer Vaſallen exerciren koͤnne. Je-
dennoch wenn die Landes-Fuͤrſten ſich
derſelben de facto anmaaſſen, thun die
Lehns-Vaſallen nicht wohl, wenn ſie ſich
dieſerhalben wiederſetzen, oder ihrem
Lehns-Herrn Quæſtion machen wollen,
ſondern ſie proſpiciren ihren Gewiſſen,
und eigenen Intereſſe mehr, wenn ſie
dieſes Unrecht nebſt den uͤbrigen erdul-
den.
§. 15. Da in unſerm Teutſchland
wegen der groſſen Conſumtion an Hol-
tze, nachdem die meiſten Heyden abge-
trieben, und lichte gemacht worden, der
Mangel des Holtzes, ſonderlich des Breñ-
und Bau-Holtzes ſich jemehr und
mehr hervor thun will, ſo erfordert die
Pflicht und der Nutzen eines jeden Va-
ſallen, daß er nicht nur auff deſſen Con-
ſervation, ſondern auch neuen Anbau,
Saͤung und Pflantzung, ſoviel, als moͤg-
lich, bedacht ſey: Daher muß er die
Stockraͤume, lere Plaͤtze, und von zah-
mem und wildem Vieh veꝛbiſſene und veꝛ-
buttete Holtz-Refieren beſaͤẽ und bepflan-
tzen laſſen, auch acht haben, daß das vom
Wind umgeworffene oder ſonſt niederge-
faͤllte Holtz rein auffgeleſen und auffge-
arbeitet werde, damit das junge wach-
ſen koͤnne, und die neuen Gehaͤue ge-
ſchonet werden, auch das Vieh nicht da-
rein huͤten laſſen, biß es zu einiger Groͤſ-
ſe gekommen, und Sorge tragen, daß
die Koͤhler, Aeſcher, und Hartz-Brenner
das duͤrre Holtz zuerſt aufarbeiten und
das gruͤne ſchonen, auch mit dem Mooß,
Laub und Straͤuchern nicht Scha-
den zugefuͤget, ſondern der Nutzen des
Gehoͤltzes in allen Stuͤcken befoͤrdert
werde.
16. Die Jagden ſind ein ſonderbahr
Regale, und muͤſſen in den Lehn-Brie-
fen billig mit benennet ſeyn; Dafern
aber in einem uͤber ein Lehn-Gut auff-
gerichteten Vergleich daſſelbe mit den
Jagden verkaufft wird, und der Lehn-
Herr hat ſeinen Conſens uͤber alles,
was darinnen enthalten, ertheilet, der
Vaſall ſich auch hieruͤber der Jagden
lange Zeit gebrauchet, und zwar oͤffent-
lich, ſo iſt darinnen der Vaſallen Jagd-
Recht genungſam zu behaupten, ob wohl
in der Belehnung der Jagden nichts er-
wehnet wird.
§. 17. Jm uͤbrigen ſind mit den
Worten: Wildfuhre, Wildbahne,
Wild-Jagden und aller Wildfuhre,
in den Lehn-Briefen die hohe und nie-
dere Jagden zu verſtehen, Sixtin. c. 2. de
Regal. c. 8. num. 48. hingegen obgleich die
Worte: Mit allen Gnaden und Ge-
rechtigkeiten, nichts ausgenommen,
ſehr general; Dieweil aber doch ein und
ander beſonders Regale nicht eben dar-
unter nothwendig begriffen ſeyn muß,
ſondern vielmehr eine General-Conceſ-
ſion eine Erleuterung ſonſt woher, auch
ſonderlich durch den Gebrauch und U-
bung bedarff; So ſind auch vor ſich die
Jagden darunter nicht gemeynet, als
welche einer beſondern Belehnung oder
Verjaͤhrung von ſehr langer Zeit von-
noͤthen haben. Jnſonderheit aber hat
es mit den hohen Jagden die Bewand-
niß, daß ſolche unter der Verleyhung der
Jagden ohne Unterſcheid nicht begrif-
fen; Wenn aber in den Lehn-Briefen
folgende Formalien befindlich: Mit al-
len andern Gnaden und Gerechtigkei-
ten, nichts ausgenommen, oder Jag-
den wilder Thiere, gehend und flie-
gend; So iſt wohl kein Zweiffel, daß
den Vaſallen auch die hohe Jagden ver-
liehen ſeyn.
§. 18. Wenn bey den Grentz-Nach-
barn Mahl-Baͤume umfallen, oder ſich
Steine
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/586>, abgerufen am 21.11.2024.
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