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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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zur Jägerey gehörigen Materien.
[Spaltenumbruch] Nachtheil aber warnen und abwenden
zu helffen, so muß er nicht nur in allen
Stücken den Jagd-Mandaten und Forst-
Ordnungen selbst Parition leisten, son-
dern auch auf keinerley Art und Weise
den Jagd-Regalien etwas entziehen; ja
auch diejenigen, von denen er Nachricht
hat, daß sie sich unzuläßiger Weise in den
Fürstlichen Gehöltzen des Schiessens be-
fleißigen, bey dem nächsten Ober-Forst-
Meister oder Amte angeben, daß sie des-
halber zur gebührenden Straffe gezogen
werden. Ob nun wohl dieses ihrer
Schuldigkeit gemäß wäre, so pflegen doch
viel Vasallen leider das Gegentheil zu
thun, und an statt, daß sie auf solche Leu-
te, die der Landes-Fürstlichen Wild-
bahne etwas entziehen wollen, ein wach-
sames Auge haben solten, so suchen sie
sich vielmehr selbst durch Praesente und an-
gestellte Gastereyen bey den Landes-
Fürstlichen Frost-Bedienten so einzu-
schmeicheln, daß sie es hernach, wenn sie
gleich einen Auer-Hahn oder sonst was
von Wildpräth wegschiessen, nicht so ge-
nau mit ihnen nehmen, und meynen
denn solche Leute, es würde dem Landes-
Herrn kein grosser Schade seyn, habe er
doch deren noch mehr.

§. 9.

Es ist zwar an dem, daß es heu-
tiges Tages meistentheils recipirt, daß
man auf frembdem Grund und Boden
einem Wolffe nachjagen und ihn verfol-
gen darff, inzwischen ist ein Vasalle den-
noch nicht befugt, auf des andern Grund
und Boden oder auf öffentlichen Land-
Strassen Wolffs-Gruben zu machen,
und würde einer mit allem Recht dieser-
halben können belangt werden; Ein an-
ders ists, wenn auf des andern Grund
und Boden eine Dienstbarkeit zuwege
gebracht, daß er solches zu leiden befugt
ist.

§. 10.

Wenn man zu seinem Vergnü-
gen ein Stück Wild in seinem Garten o-
der Geheffte in Verwahrung gehabt,
und es ist daraus entsprungen, so kan
der vorige Besitzer sich solches nicht wie-
der anmaassen, sondern es vielmehr von
einem Jeden weggefangen werden. Dem
ungeachtet, so erfordert doch die nachbar-
liche Freundschafft, daß man den Hirsch,
Reh, oder ander Stück Wild, so man
aus einem gewissen angehängten Zeichen
kennet, seinem vorigen Herrn nach der
Regel, was du wilst, das dir die Leute
thun sollen, das thu du ihnen auch, oh-
ne es einzufangen, oder wegzuschiessen,
[Spaltenumbruch] wieder zustelle. Wem das Jagen gantz
und gar verwehret, der ist auch nicht ein-
mahl berechtiget, auf seinem eigenen
Grund und Boden den Hasen oder
Hirsch, den er um baar Geld gekaufft,
der ihm aber entsprungen, wieder nach-
zusetzen, wenn einem andern die Jagd-
Gerechtigkeit zusteht, sondern sobald er
ihn nicht mehr besitzet, verliehret er auch
sein voriges Recht.

§. 11.

Weil heutiges Tages denen
Landes-Fürsten das Jagd-Regale zu-
steht, so dürffen die Vasallen auch
nicht einmahl ihre eigene Wälder
so entblössen, und lichte machen, daß da-
durch der Wildbahne grosser Schade
zugefüget würde, ingleichen müssen sie
von den Eicheln und Buch-Eckern zur
Mastung vor das Wildpräth soviel las-
sen, als zu dessen Erhaltung vonnöthen.
An manchen Orten, wann die Eichel-
und Buch-Mast gerathen, müssen die
Oerter, wo solche Mastung ist, mit der
Huthung Vieh und Pferde, auch Auf-
raffung verschonet werden, biß so lange
dieselben Oerter wieder geöfnet und er-
laubet werden, und die dawieder han-
deln, werden in Strafe genommen.

§. 12.

Jn Ansehung des Vogel-Fan-
ges haben die Vasallen acht zu haben,
daß soviel, als nur immer möglich, die
Genister der Geyer, Raben, Krähen,
und dergleichen schädliche Vögel verder-
bet, und junge und alte ausgerottet, im
übrigen aber die Eyer und die Jungen
der andern Vögel nicht ausgenommen,
aufgehoben oder ihre Nester verstöhret
werden, sondern es ist vielmehr solches
einem Jedweden zu verbiethen, insonder-
heit denen angenehmen Nachtigal-
len, die zur Frühlings-Zeit mit ihrem
lieblichen Gesang die Menschen diverti-
ren, keinen Schaden zuzufügen, damit sie
sich nicht weggewöhnen. Es geschicht
auch bißweilen, daß allerhand müßig
Gesindel und lose Leute sich unterfangen,
bey angehender Frühlings-Zeit das Ge-
vögel, GOttes Geboth zu wieder, im
Rück-Fluge ohne Unterscheid und
zwar hauffen weise wegzufangen. Nach-
dem aber bey angehender Brut-Zeit die
Vermehrung desselben hiedurch gehin-
dert wird; Als müssen die Vasallen ein
ernstes Einsehen hierüber haben und ih-
re Unterthanen, die sie hierüber betre-
ten, den Landes-Fürstlichen Befehlen
nach, scharff bestraffen.

§. 13.
b 2

zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
[Spaltenumbruch] Nachtheil aber warnen und abwenden
zu helffen, ſo muß er nicht nur in allen
Stuͤcken den Jagd-Mandaten und Forſt-
Ordnungen ſelbſt Parition leiſten, ſon-
dern auch auf keinerley Art und Weiſe
den Jagd-Regalien etwas entziehen; ja
auch diejenigen, von denen er Nachricht
hat, daß ſie ſich unzulaͤßiger Weiſe in den
Fuͤrſtlichen Gehoͤltzen des Schieſſens be-
fleißigen, bey dem naͤchſten Ober-Forſt-
Meiſter oder Amte angeben, daß ſie des-
halber zur gebuͤhrenden Straffe gezogen
werden. Ob nun wohl dieſes ihrer
Schuldigkeit gemaͤß waͤre, ſo pflegen doch
viel Vaſallen leider das Gegentheil zu
thun, und an ſtatt, daß ſie auf ſolche Leu-
te, die der Landes-Fuͤrſtlichen Wild-
bahne etwas entziehen wollen, ein wach-
ſames Auge haben ſolten, ſo ſuchen ſie
ſich vielmehr ſelbſt durch Præſente und an-
geſtellte Gaſtereyen bey den Landes-
Fuͤrſtlichen Froſt-Bedienten ſo einzu-
ſchmeicheln, daß ſie es hernach, wenn ſie
gleich einen Auer-Hahn oder ſonſt was
von Wildpraͤth wegſchieſſen, nicht ſo ge-
nau mit ihnen nehmen, und meynen
denn ſolche Leute, es wuͤrde dem Landes-
Herrn kein groſſer Schade ſeyn, habe er
doch deren noch mehr.

§. 9.

Es iſt zwar an dem, daß es heu-
tiges Tages meiſtentheils recipirt, daß
man auf frembdem Grund und Boden
einem Wolffe nachjagen und ihn verfol-
gen darff, inzwiſchen iſt ein Vaſalle den-
noch nicht befugt, auf des andern Grund
und Boden oder auf oͤffentlichen Land-
Straſſen Wolffs-Gruben zu machen,
und wuͤrde einer mit allem Recht dieſer-
halben koͤnnen belangt werden; Ein an-
ders iſts, wenn auf des andern Grund
und Boden eine Dienſtbarkeit zuwege
gebracht, daß er ſolches zu leiden befugt
iſt.

§. 10.

Wenn man zu ſeinem Vergnuͤ-
gen ein Stuͤck Wild in ſeinem Garten o-
der Geheffte in Verwahrung gehabt,
und es iſt daraus entſprungen, ſo kan
der vorige Beſitzer ſich ſolches nicht wie-
der anmaaſſen, ſondern es vielmehr von
einem Jeden weggefangen werden. Dem
ungeachtet, ſo erfordert doch die nachbar-
liche Freundſchafft, daß man den Hirſch,
Reh, oder ander Stuͤck Wild, ſo man
aus einem gewiſſen angehaͤngten Zeichen
kennet, ſeinem vorigen Herrn nach der
Regel, was du wilſt, das dir die Leute
thun ſollen, das thu du ihnen auch, oh-
ne es einzufangen, oder wegzuſchieſſen,
[Spaltenumbruch] wieder zuſtelle. Wem das Jagen gantz
und gar verwehret, der iſt auch nicht ein-
mahl berechtiget, auf ſeinem eigenen
Grund und Boden den Haſen oder
Hirſch, den er um baar Geld gekaufft,
der ihm aber entſprungen, wieder nach-
zuſetzen, wenn einem andern die Jagd-
Gerechtigkeit zuſteht, ſondern ſobald er
ihn nicht mehr beſitzet, verliehret er auch
ſein voriges Recht.

§. 11.

Weil heutiges Tages denen
Landes-Fuͤrſten das Jagd-Regale zu-
ſteht, ſo duͤrffen die Vaſallen auch
nicht einmahl ihre eigene Waͤlder
ſo entbloͤſſen, und lichte machen, daß da-
durch der Wildbahne groſſer Schade
zugefuͤget wuͤrde, ingleichen muͤſſen ſie
von den Eicheln und Buch-Eckern zur
Maſtung vor das Wildpraͤth ſoviel laſ-
ſen, als zu deſſen Erhaltung vonnoͤthen.
An manchen Orten, wann die Eichel-
und Buch-Maſt gerathen, muͤſſen die
Oerter, wo ſolche Maſtung iſt, mit der
Huthung Vieh und Pferde, auch Auf-
raffung verſchonet werden, biß ſo lange
dieſelben Oerter wieder geoͤfnet und er-
laubet werden, und die dawieder han-
deln, werden in Strafe genommen.

§. 12.

Jn Anſehung des Vogel-Fan-
ges haben die Vaſallen acht zu haben,
daß ſoviel, als nur immer moͤglich, die
Geniſter der Geyer, Raben, Kraͤhen,
und dergleichen ſchaͤdliche Voͤgel verder-
bet, und junge und alte ausgerottet, im
uͤbrigen aber die Eyer und die Jungen
der andern Voͤgel nicht ausgenommen,
aufgehoben oder ihre Neſter verſtoͤhret
werden, ſondern es iſt vielmehr ſolches
einem Jedweden zu verbiethen, inſonder-
heit denen angenehmen Nachtigal-
len, die zur Fruͤhlings-Zeit mit ihrem
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auch bißweilen, daß allerhand muͤßig
Geſindel und loſe Leute ſich unterfangen,
bey angehender Fruͤhlings-Zeit das Ge-
voͤgel, GOttes Geboth zu wieder, im
Ruͤck-Fluge ohne Unterſcheid und
zwar hauffen weiſe wegzufangen. Nach-
dem aber bey angehender Brut-Zeit die
Vermehrung deſſelben hiedurch gehin-
dert wird; Als muͤſſen die Vaſallen ein
ernſtes Einſehen hieruͤber haben und ih-
re Unterthanen, die ſie hieruͤber betre-
ten, den Landes-Fuͤrſtlichen Befehlen
nach, ſcharff beſtraffen.

§. 13.
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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/585>, abgerufen am 21.12.2024.