Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

zur Jägerey gehöhrigen Materien.
[Spaltenumbruch] tüchtige Zäune machen, wo sie keine le-
bendige Hecken oder Zäune darum ha-
ben, und dadurch ihre Felder und Früch-
te vor dem Wildpräth verwahren, auch
ihnen wohl von dem Lager oder anderm
abständigen Gehöltze die Nothdurfft
Forstfrey abgefolget wird, so dürffen sie
dennoch keine solche Zäune machen, daß
sich das Wild etwan darin spiessen, oder
sonst einigen Schaden darbey nehmen
könte.

§. 24.

Es können auch die Landes-
Fürsten vermöge des Jagd-Regals ihren
Unterthanen gar wohl anbefehlen, daß
sie die in Wäldern und sonst gefundene
Hirsch-Gehörn und Stangen, keines-
weges an frembde Personen, Kärner,
Fuhrleute oder Juden verparthieren,
verkauffen oder auff solche Weise ausser
Landes bringen, sondern sie den Fürstli-
chen Hegereutern und Bedienten ohne
Vortheil und Betrug vollkommen ein-
[Spaltenumbruch] liefern, da ihnen denn bevor etwas ge-
wisses vor ihre Ergötzlichkeit zu reichen
ist.

§. 25.

Es ist allerdings der Wahrheit
gemäß, was der berühmte Herr von
Seckendorf in seinem Fürsten-Staate
p. 421. anführet, wenn er sagt: Es ist zu
bedauren, daß grosse Herren vieler Or-
ten in den Jagd-Sachen allzuwenig Ord-
nung und Maasse halten, sondern viel-
mehr dieselbe in viel Wege überschreiten,
die Zeit, welche sie stündlich zu Nutz ih-
rer selbst, und ihrer Unterthanen anzu-
wenden Ursache hätten, fast mehrentheils
mit dieser Lust, welche zwar an sich selbst,
und bey rechtem Gebrauch auch zuläßig,
edel und wohlanständig ist, zubringen
und verschwenden, und unsäglich große
Kosten, welche mit daher erlangtem Ge-
nuß gar nicht zu vergleichen, dadurch ver-
spilden.

Von dem Recht und der Pflicht der Vasallen in Ansehung
der Forst- und Jagd-Sachen.
[Spaltenumbruch]
§. 1.

Weil die Jurisdiction und übri-
ge Gerechtsame nicht selten durch den
Mißbrauch verlohren gehen, als haben
sich die Vasallen wohl vorzusehen, daß
nicht ebenmäßig durch allzu grossen Miß-
brauch die Jagd-Gerechtigkeit ihnen
entzogen werde. Es können aber die
Excesse hierbey auf unterschiedene Art
vorgehen: (1) Wenn sie die in den Lan-
des-Gesetzen vorgeschriebene Zeit verab-
säumen und zum Praejudiz der Nachba-
ren durch unzeitiges Jagen das Wild
wegnehmen; (2) Die in den Jagd-Man-
dat
en bestimmte Art und Weise über-
schreiten, da sie die Jagden entweder ü-
ber die Grentzen extendiren, oder ohne
Vergünstigung das hohe Wildpräth
wegfangen, da ihnen doch nur das Nieder-
Weydewerck zukommt; (3) Jhre Unter-
thanen mit unmäßigen Frohnen dru-
cken, und hierdurch den armen Bauern
Anlaß geben, daß sie bey der Hohen Lan-
des-Obrigkeit dieserhalb Klagbar ein-
kommen müssen.

§. 2.

Jndem die Jagd-Gerechtigkeit eben,
wie die andern Dienstbarkeiten, durch
die Verjährung und einem langwierigen
Gebrauch erlangt werden kan, so hat
man wohl auf seiner Hut zu stehen, daß
nicht ein anderer unruhiger Nachbar,
[Spaltenumbruch] der von einem starcken Jagd-Geist einge-
nommen, sich nach und nach durch unse-
re Gedult und Connivenz, oder auch
Nachläßigkeit, ein Jagd-Recht zuwege
bringe. Wenn man dieses mercket, muß
man beyzeiten contradiciren, und ihn
pfänden, bevor er sich eine Possess zueig-
nen kan, zumahl wo keine richtige Jagd-
Grentze, Heege-Seulen und Marckungen
vorhanden. Vergünstiget man aber et-
wan einem guten Freund aus nachbar-
licher Gefälligkeit bittweise an einem
Orte zu jagen, so muß man sich von dem-
selben einen Revers ausstellen lassen, in
welchem er bekennet, daß er im gering-
sten nicht befugt sey, an diesem oder je-
nem Orte zu jagen, sondern, daß wir ihm
solches aus Freundschafft placidiret, und
er allezeit erböthig wäre, sich dieses Rechts,
wenn wir es zu revociren vor gut be-
fänden, wieder zu begeben. Da auch in
Ansehung der Koppel-Jagden öffters un-
ter den Nachbarn grosse Zwistigkeiten zu
erwachsen pflegen, so ist am besten, wenn
sie in den Verträgen und Theilungen,
darinnen sie sich der Koppel-Jagd we-
gen vergleichen, alle Umstände der Oer-
ter, der Zeiten, und was sonst hiebey
nöthig, fein genau bestimmen, auch deut-
lich exprimiten, auf was vor Art ein Jed-

weder
b

zur Jaͤgerey gehoͤhrigen Materien.
[Spaltenumbruch] tuͤchtige Zaͤune machen, wo ſie keine le-
bendige Hecken oder Zaͤune darum ha-
ben, und dadurch ihre Felder und Fruͤch-
te vor dem Wildpraͤth verwahren, auch
ihnen wohl von dem Lager oder anderm
abſtaͤndigen Gehoͤltze die Nothdurfft
Forſtfrey abgefolget wird, ſo duͤrffen ſie
dennoch keine ſolche Zaͤune machen, daß
ſich das Wild etwan darin ſpieſſen, oder
ſonſt einigen Schaden darbey nehmen
koͤnte.

§. 24.

Es koͤnnen auch die Landes-
Fuͤrſten vermoͤge des Jagd-Regals ihren
Unterthanen gar wohl anbefehlen, daß
ſie die in Waͤldern und ſonſt gefundene
Hirſch-Gehoͤrn und Stangen, keines-
weges an frembde Perſonen, Kaͤrner,
Fuhrleute oder Juden verparthieren,
verkauffen oder auff ſolche Weiſe auſſer
Landes bringen, ſondern ſie den Fuͤrſtli-
chen Hegereutern und Bedienten ohne
Vortheil und Betrug vollkommen ein-
[Spaltenumbruch] liefern, da ihnen denn bevor etwas ge-
wiſſes vor ihre Ergoͤtzlichkeit zu reichen
iſt.

§. 25.

Es iſt allerdings der Wahrheit
gemaͤß, was der beruͤhmte Herr von
Seckendorf in ſeinem Fuͤrſten-Staate
p. 421. anfuͤhret, wenn er ſagt: Es iſt zu
bedauren, daß groſſe Herren vieler Or-
ten in den Jagd-Sachen allzuwenig Ord-
nung und Maaſſe halten, ſondern viel-
mehr dieſelbe in viel Wege uͤberſchreiten,
die Zeit, welche ſie ſtuͤndlich zu Nutz ih-
rer ſelbſt, und ihrer Unterthanen anzu-
wenden Urſache haͤtten, faſt mehrentheils
mit dieſer Luſt, welche zwar an ſich ſelbſt,
und bey rechtem Gebrauch auch zulaͤßig,
edel und wohlanſtaͤndig iſt, zubringen
und verſchwenden, und unſaͤglich große
Koſten, welche mit daher erlangtem Ge-
nuß gar nicht zu vergleichen, dadurch ver-
ſpilden.

Von dem Recht und der Pflicht der Vaſallen in Anſehung
der Forſt- und Jagd-Sachen.
[Spaltenumbruch]
§. 1.

Weil die Jurisdiction und uͤbri-
ge Gerechtſame nicht ſelten durch den
Mißbrauch verlohren gehen, als haben
ſich die Vaſallen wohl vorzuſehen, daß
nicht ebenmaͤßig durch allzu groſſen Miß-
brauch die Jagd-Gerechtigkeit ihnen
entzogen werde. Es koͤnnen aber die
Exceſſe hierbey auf unterſchiedene Art
vorgehen: (1) Wenn ſie die in den Lan-
des-Geſetzen vorgeſchriebene Zeit verab-
ſaͤumen und zum Præjudiz der Nachba-
ren durch unzeitiges Jagen das Wild
wegnehmen; (2) Die in den Jagd-Man-
dat
en beſtimmte Art und Weiſe uͤber-
ſchreiten, da ſie die Jagden entweder uͤ-
ber die Grentzen extendiren, oder ohne
Verguͤnſtigung das hohe Wildpraͤth
wegfangen, da ihnen doch nur das Nieder-
Weydewerck zukommt; (3) Jhre Unter-
thanen mit unmaͤßigen Frohnen dru-
cken, und hierdurch den armen Bauern
Anlaß geben, daß ſie bey der Hohen Lan-
des-Obrigkeit dieſerhalb Klagbar ein-
kommen muͤſſen.

§. 2.

Jndem die Jagd-Gerechtigkeit eben,
wie die andern Dienſtbarkeiten, durch
die Verjaͤhrung und einem langwierigen
Gebrauch erlangt werden kan, ſo hat
man wohl auf ſeiner Hut zu ſtehen, daß
nicht ein anderer unruhiger Nachbar,
[Spaltenumbruch] der von einem ſtarcken Jagd-Geiſt einge-
nommen, ſich nach und nach durch unſe-
re Gedult und Connivenz, oder auch
Nachlaͤßigkeit, ein Jagd-Recht zuwege
bringe. Wenn man dieſes mercket, muß
man beyzeiten contradiciren, und ihn
pfaͤnden, bevor er ſich eine Posſeſſ zueig-
nen kan, zumahl wo keine richtige Jagd-
Grentze, Heege-Seulen und Marckungen
vorhanden. Verguͤnſtiget man aber et-
wan einem guten Freund aus nachbar-
licher Gefaͤlligkeit bittweiſe an einem
Orte zu jagen, ſo muß man ſich von dem-
ſelben einen Revers ausſtellen laſſen, in
welchem er bekennet, daß er im gering-
ſten nicht befugt ſey, an dieſem oder je-
nem Orte zu jagen, ſondern, daß wir ihm
ſolches aus Freundſchafft placidiret, und
er allezeit erboͤthig waͤꝛe, ſich dieſes Rechts,
wenn wir es zu revociren vor gut be-
faͤnden, wieder zu begeben. Da auch in
Anſehung der Koppel-Jagden oͤffters un-
ter den Nachbarn groſſe Zwiſtigkeiten zu
erwachſen pflegen, ſo iſt am beſten, wenn
ſie in den Vertraͤgen und Theilungen,
darinnen ſie ſich der Koppel-Jagd we-
gen vergleichen, alle Umſtaͤnde der Oer-
ter, der Zeiten, und was ſonſt hiebey
noͤthig, fein genau beſtimmen, auch deut-
lich exprimiten, auf was vor Art ein Jed-

weder
b
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0583" n="9"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zur Ja&#x0364;gerey geho&#x0364;hrigen Materien.</hi></fw><lb/><cb/>
tu&#x0364;chtige Za&#x0364;une machen, wo &#x017F;ie keine le-<lb/>
bendige Hecken oder Za&#x0364;une darum ha-<lb/>
ben, und dadurch ihre Felder und Fru&#x0364;ch-<lb/>
te vor dem Wildpra&#x0364;th verwahren, auch<lb/>
ihnen wohl von dem Lager oder anderm<lb/>
ab&#x017F;ta&#x0364;ndigen Geho&#x0364;ltze die Nothdurfft<lb/>
For&#x017F;tfrey abgefolget wird, &#x017F;o du&#x0364;rffen &#x017F;ie<lb/>
dennoch keine &#x017F;olche Za&#x0364;une machen, daß<lb/>
&#x017F;ich das Wild etwan darin &#x017F;pie&#x017F;&#x017F;en, oder<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t einigen Schaden darbey nehmen<lb/>
ko&#x0364;nte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 24.</head>
            <p>Es ko&#x0364;nnen auch die Landes-<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten vermo&#x0364;ge des Jagd-<hi rendition="#aq">Regals</hi> ihren<lb/>
Unterthanen gar wohl anbefehlen, daß<lb/>
&#x017F;ie die in Wa&#x0364;ldern und &#x017F;on&#x017F;t gefundene<lb/>
Hir&#x017F;ch-Geho&#x0364;rn und Stangen, keines-<lb/>
weges an frembde Per&#x017F;onen, Ka&#x0364;rner,<lb/>
Fuhrleute oder Juden verparthieren,<lb/>
verkauffen oder auff &#x017F;olche Wei&#x017F;e au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Landes bringen, &#x017F;ondern &#x017F;ie den Fu&#x0364;r&#x017F;tli-<lb/>
chen Hegereutern und Bedienten ohne<lb/>
Vortheil und Betrug vollkommen ein-<lb/><cb/>
liefern, da ihnen denn bevor etwas ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;es vor ihre Ergo&#x0364;tzlichkeit zu reichen<lb/>
i&#x017F;t.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 25.</head>
            <p>Es i&#x017F;t allerdings der Wahrheit<lb/>
gema&#x0364;ß, was der beru&#x0364;hmte Herr von<lb/>
Seckendorf in &#x017F;einem Fu&#x0364;r&#x017F;ten-Staate<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 421. anfu&#x0364;hret, wenn er &#x017F;agt: Es i&#x017F;t zu<lb/>
bedauren, daß gro&#x017F;&#x017F;e Herren vieler Or-<lb/>
ten in den Jagd-Sachen allzuwenig Ord-<lb/>
nung und Maa&#x017F;&#x017F;e halten, &#x017F;ondern viel-<lb/>
mehr die&#x017F;elbe in viel Wege u&#x0364;ber&#x017F;chreiten,<lb/>
die Zeit, welche &#x017F;ie &#x017F;tu&#x0364;ndlich zu Nutz ih-<lb/>
rer &#x017F;elb&#x017F;t, und ihrer Unterthanen anzu-<lb/>
wenden Ur&#x017F;ache ha&#x0364;tten, fa&#x017F;t mehrentheils<lb/>
mit die&#x017F;er Lu&#x017F;t, welche zwar an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
und bey rechtem Gebrauch auch zula&#x0364;ßig,<lb/>
edel und wohlan&#x017F;ta&#x0364;ndig i&#x017F;t, zubringen<lb/>
und ver&#x017F;chwenden, und un&#x017F;a&#x0364;glich große<lb/>
Ko&#x017F;ten, welche mit daher erlangtem Ge-<lb/>
nuß gar nicht zu vergleichen, dadurch ver-<lb/>
&#x017F;pilden.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Von dem Recht und der Pflicht der Va&#x017F;allen in An&#x017F;ehung<lb/>
der For&#x017F;t- und Jagd-Sachen.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.</head>
            <p>Weil die <hi rendition="#aq">Jurisdiction</hi> und u&#x0364;bri-<lb/>
ge Gerecht&#x017F;ame nicht &#x017F;elten durch den<lb/>
Mißbrauch verlohren gehen, als haben<lb/>
&#x017F;ich die <hi rendition="#aq">Va&#x017F;all</hi>en wohl vorzu&#x017F;ehen, daß<lb/>
nicht ebenma&#x0364;ßig durch allzu gro&#x017F;&#x017F;en Miß-<lb/>
brauch die Jagd-Gerechtigkeit ihnen<lb/>
entzogen werde. Es ko&#x0364;nnen aber die<lb/><hi rendition="#aq">Exce&#x017F;&#x017F;e</hi> hierbey auf unter&#x017F;chiedene Art<lb/>
vorgehen: (1) Wenn &#x017F;ie die in den Lan-<lb/>
des-Ge&#x017F;etzen vorge&#x017F;chriebene Zeit verab-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;umen und zum <hi rendition="#aq">Præjudiz</hi> der Nachba-<lb/>
ren durch unzeitiges Jagen das Wild<lb/>
wegnehmen; (2) Die in den Jagd-<hi rendition="#aq">Man-<lb/>
dat</hi>en be&#x017F;timmte Art und Wei&#x017F;e u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;chreiten, da &#x017F;ie die Jagden entweder u&#x0364;-<lb/>
ber die Grentzen <hi rendition="#aq">extendir</hi>en, oder ohne<lb/>
Vergu&#x0364;n&#x017F;tigung das hohe Wildpra&#x0364;th<lb/>
wegfangen, da ihnen doch nur das Nieder-<lb/>
Weydewerck zukommt; (3) Jhre Unter-<lb/>
thanen mit unma&#x0364;ßigen Frohnen dru-<lb/>
cken, und hierdurch den armen Bauern<lb/>
Anlaß geben, daß &#x017F;ie bey der Hohen Lan-<lb/>
des-Obrigkeit die&#x017F;erhalb Klagbar ein-<lb/>
kommen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head>
            <p>Jndem die Jagd-Gerechtigkeit eben,<lb/>
wie die andern Dien&#x017F;tbarkeiten, durch<lb/>
die Verja&#x0364;hrung und einem langwierigen<lb/>
Gebrauch erlangt werden kan, &#x017F;o hat<lb/>
man wohl auf &#x017F;einer Hut zu &#x017F;tehen, daß<lb/>
nicht ein anderer unruhiger Nachbar,<lb/><cb/>
der von einem &#x017F;tarcken Jagd-Gei&#x017F;t einge-<lb/>
nommen, &#x017F;ich nach und nach durch un&#x017F;e-<lb/>
re Gedult und <hi rendition="#aq">Connivenz,</hi> oder auch<lb/>
Nachla&#x0364;ßigkeit, ein Jagd-Recht zuwege<lb/>
bringe. Wenn man die&#x017F;es mercket, muß<lb/>
man beyzeiten <hi rendition="#aq">contradicir</hi>en, und ihn<lb/>
pfa&#x0364;nden, bevor er &#x017F;ich eine <hi rendition="#aq">Pos&#x017F;e&#x017F;&#x017F;</hi> zueig-<lb/>
nen kan, zumahl wo keine richtige Jagd-<lb/>
Grentze, Heege-Seulen und Marckungen<lb/>
vorhanden. Vergu&#x0364;n&#x017F;tiget man aber et-<lb/>
wan einem guten Freund aus nachbar-<lb/>
licher Gefa&#x0364;lligkeit bittwei&#x017F;e an einem<lb/>
Orte zu jagen, &#x017F;o muß man &#x017F;ich von dem-<lb/>
&#x017F;elben einen <hi rendition="#aq">Revers</hi> aus&#x017F;tellen la&#x017F;&#x017F;en, in<lb/>
welchem er bekennet, daß er im gering-<lb/>
&#x017F;ten nicht befugt &#x017F;ey, an die&#x017F;em oder je-<lb/>
nem Orte zu jagen, &#x017F;ondern, daß wir ihm<lb/>
&#x017F;olches aus Freund&#x017F;chafft <hi rendition="#aq">placidir</hi>et, und<lb/>
er allezeit erbo&#x0364;thig wa&#x0364;&#xA75B;e, &#x017F;ich die&#x017F;es Rechts,<lb/>
wenn wir es zu <hi rendition="#aq">revocir</hi>en vor gut be-<lb/>
fa&#x0364;nden, wieder zu begeben. Da auch in<lb/>
An&#x017F;ehung der Koppel-Jagden o&#x0364;ffters un-<lb/>
ter den Nachbarn gro&#x017F;&#x017F;e Zwi&#x017F;tigkeiten zu<lb/>
erwach&#x017F;en pflegen, &#x017F;o i&#x017F;t am be&#x017F;ten, wenn<lb/>
&#x017F;ie in den Vertra&#x0364;gen und Theilungen,<lb/>
darinnen &#x017F;ie &#x017F;ich der Koppel-Jagd we-<lb/>
gen vergleichen, alle Um&#x017F;ta&#x0364;nde der Oer-<lb/>
ter, der Zeiten, und was &#x017F;on&#x017F;t hiebey<lb/>
no&#x0364;thig, fein genau be&#x017F;timmen, auch deut-<lb/>
lich <hi rendition="#aq">exprimit</hi>en, auf was vor Art ein Jed-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">b</fw><fw place="bottom" type="catch">weder</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0583] zur Jaͤgerey gehoͤhrigen Materien. tuͤchtige Zaͤune machen, wo ſie keine le- bendige Hecken oder Zaͤune darum ha- ben, und dadurch ihre Felder und Fruͤch- te vor dem Wildpraͤth verwahren, auch ihnen wohl von dem Lager oder anderm abſtaͤndigen Gehoͤltze die Nothdurfft Forſtfrey abgefolget wird, ſo duͤrffen ſie dennoch keine ſolche Zaͤune machen, daß ſich das Wild etwan darin ſpieſſen, oder ſonſt einigen Schaden darbey nehmen koͤnte. §. 24. Es koͤnnen auch die Landes- Fuͤrſten vermoͤge des Jagd-Regals ihren Unterthanen gar wohl anbefehlen, daß ſie die in Waͤldern und ſonſt gefundene Hirſch-Gehoͤrn und Stangen, keines- weges an frembde Perſonen, Kaͤrner, Fuhrleute oder Juden verparthieren, verkauffen oder auff ſolche Weiſe auſſer Landes bringen, ſondern ſie den Fuͤrſtli- chen Hegereutern und Bedienten ohne Vortheil und Betrug vollkommen ein- liefern, da ihnen denn bevor etwas ge- wiſſes vor ihre Ergoͤtzlichkeit zu reichen iſt. §. 25. Es iſt allerdings der Wahrheit gemaͤß, was der beruͤhmte Herr von Seckendorf in ſeinem Fuͤrſten-Staate p. 421. anfuͤhret, wenn er ſagt: Es iſt zu bedauren, daß groſſe Herren vieler Or- ten in den Jagd-Sachen allzuwenig Ord- nung und Maaſſe halten, ſondern viel- mehr dieſelbe in viel Wege uͤberſchreiten, die Zeit, welche ſie ſtuͤndlich zu Nutz ih- rer ſelbſt, und ihrer Unterthanen anzu- wenden Urſache haͤtten, faſt mehrentheils mit dieſer Luſt, welche zwar an ſich ſelbſt, und bey rechtem Gebrauch auch zulaͤßig, edel und wohlanſtaͤndig iſt, zubringen und verſchwenden, und unſaͤglich große Koſten, welche mit daher erlangtem Ge- nuß gar nicht zu vergleichen, dadurch ver- ſpilden. Von dem Recht und der Pflicht der Vaſallen in Anſehung der Forſt- und Jagd-Sachen. §. 1. Weil die Jurisdiction und uͤbri- ge Gerechtſame nicht ſelten durch den Mißbrauch verlohren gehen, als haben ſich die Vaſallen wohl vorzuſehen, daß nicht ebenmaͤßig durch allzu groſſen Miß- brauch die Jagd-Gerechtigkeit ihnen entzogen werde. Es koͤnnen aber die Exceſſe hierbey auf unterſchiedene Art vorgehen: (1) Wenn ſie die in den Lan- des-Geſetzen vorgeſchriebene Zeit verab- ſaͤumen und zum Præjudiz der Nachba- ren durch unzeitiges Jagen das Wild wegnehmen; (2) Die in den Jagd-Man- daten beſtimmte Art und Weiſe uͤber- ſchreiten, da ſie die Jagden entweder uͤ- ber die Grentzen extendiren, oder ohne Verguͤnſtigung das hohe Wildpraͤth wegfangen, da ihnen doch nur das Nieder- Weydewerck zukommt; (3) Jhre Unter- thanen mit unmaͤßigen Frohnen dru- cken, und hierdurch den armen Bauern Anlaß geben, daß ſie bey der Hohen Lan- des-Obrigkeit dieſerhalb Klagbar ein- kommen muͤſſen. §. 2. Jndem die Jagd-Gerechtigkeit eben, wie die andern Dienſtbarkeiten, durch die Verjaͤhrung und einem langwierigen Gebrauch erlangt werden kan, ſo hat man wohl auf ſeiner Hut zu ſtehen, daß nicht ein anderer unruhiger Nachbar, der von einem ſtarcken Jagd-Geiſt einge- nommen, ſich nach und nach durch unſe- re Gedult und Connivenz, oder auch Nachlaͤßigkeit, ein Jagd-Recht zuwege bringe. Wenn man dieſes mercket, muß man beyzeiten contradiciren, und ihn pfaͤnden, bevor er ſich eine Posſeſſ zueig- nen kan, zumahl wo keine richtige Jagd- Grentze, Heege-Seulen und Marckungen vorhanden. Verguͤnſtiget man aber et- wan einem guten Freund aus nachbar- licher Gefaͤlligkeit bittweiſe an einem Orte zu jagen, ſo muß man ſich von dem- ſelben einen Revers ausſtellen laſſen, in welchem er bekennet, daß er im gering- ſten nicht befugt ſey, an dieſem oder je- nem Orte zu jagen, ſondern, daß wir ihm ſolches aus Freundſchafft placidiret, und er allezeit erboͤthig waͤꝛe, ſich dieſes Rechts, wenn wir es zu revociren vor gut be- faͤnden, wieder zu begeben. Da auch in Anſehung der Koppel-Jagden oͤffters un- ter den Nachbarn groſſe Zwiſtigkeiten zu erwachſen pflegen, ſo iſt am beſten, wenn ſie in den Vertraͤgen und Theilungen, darinnen ſie ſich der Koppel-Jagd we- gen vergleichen, alle Umſtaͤnde der Oer- ter, der Zeiten, und was ſonſt hiebey noͤthig, fein genau beſtimmen, auch deut- lich exprimiten, auf was vor Art ein Jed- weder b

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/583
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/583>, abgerufen am 21.11.2024.