Jn den Jagd-Mandaten werden al- lerhand vortheilhaffte und unweydemän- nische Arten der Jagden verbothen, als da einer vor die ihm angrentzenden Wäl- der des Nachts Lappen vorziehen, oder mit Hunden vorhalten, oder sonst ab- schrecken und vortreten lassen will, in- gleichen da man unerfahrne Leute zu dem Schiessen braucht, und dadurch das Wildpräth zu Holtze schiest, daß es nicht ge- fället, sondern verdorben wird, oder auch bey den Koppel-Jagden allzuviel Kop- pel-Jäger mit sich nimmet. Wegen der Hunde wird anbefohlen, daß derselben Klöppelung an den Orten, wo sie ziem- lich in Entwohnheit kommen, wiede- rum in Gang gebracht, diese mit fünff Vierteln der Elle langen und ein Viertel dicken Klöppeln des Tages und Nachts behängt, und zur Bewahr- und Bewa- chung des Viehes, und der Wohnung gebraucht, also innen behalten, und aus- ser den Dorff-Zäunen nicht gelassen, am wenigsten ledig mit zu Felde genommen, die Fleischer und Schaaff- Hunde auch stets an Stricken und Ketten geführet, ingleichen derer von Adel Jagd-Hunde geklöppelt werden sollen. Es werden auch die zu Ankörnung des Wildpräths zugerichteten Körner-Plätze und die ge- machten Wild-Gruben, wodurch die Wildbahne benachtheiliget wird, bey Straff verbothen.
§. 19.
Nachdem bißweilen die von der Ritterschafft, auch die, so sonst Land- Güter haben, einer dem andern auf sein und seiner Leute und Unterthanen Ge- richten, Grund, Boden und Gütern zu ja- gen, zu hetzen, Hühner zu fahen und Wey- dewerck zu treiben sich anmaassen, und an den Feld-Früchten nicht geringen Schaden thun, daß auch hierüber allerley Gezäncke, Jrrung und Widerwillen sich zuträget; So befehlen die Landes-Fürsten an, daß ein Jeder mit Jagen, Hetzen und Weyde- werck treiben auf seinem und seiner Leu- te Eigenthum verbleiben, und eines an- dern Güter im geringsten nicht damit berühren soll. Da auch in Ansehung des Wildes mancherley Klagen von den Unterthanen, die einen grossen Theil ih- rer Feld-Früchte offters von dem Wilde müssen abgefressen sehen, zu entstehen pflegen, so wird den Unterthanen erlau- bet, daß sie mit kleinen Hunden, die nicht Jagd-Hunde seyn, und auff allerhand Art und Weise das Wild abscheuchen mögen. Und die dieses nicht erlauben, son- [Spaltenumbruch]
dern den armen Unterthanen ihre Fel- der durch das Wild verwüsten lassen, unterlassen nicht allein die dem Landes- Herrn zukommende Hülffe und Schutz, sondern beleidigen auch noch die, so sie bil- lich schützen solten.
§. 20.
Es geschicht bißweilen, daß man den Bauers-Leuten um eines Ha- sens oder zweyer Feld-Hühner, oder an- dern Wildes halber durch die Aecker, Wie- sen und Gärten jaget und rennet, der Weinberge nicht schonet, die Zäune nie- derreist, die Früchte zertritt, das Geträy- de zerschleifft, die Pfäle und Wein- Stöcke umbstöst, und allenthalben den ar- men Leuten grossen Schaden zufüget. Da nun aber die Unterthanen hierdurch an ihrer Nahrung gehemmet, und zu Abtragung derer Herrn-Gefäll untüch- tig gemacht werden, so wenden christli- che und tugendhaffte Regenten alle Sorg- falt an, daß die Incommoditäten auf al- le Art und Weise von den Unterthanen abgewendet, und die Jagden ohne der- selben Beschwerung angestellet, und zu Ende gebracht werden.
§. 21.
Dieweil christlichen Landes- Obrigkeiten wohl bewust ist, daß die Sonn- und Feyer-Tage zur Ruhe des Herrn, und nicht allerhand weltlichen Hanthierungen darinnen vorzunehmen, angesetzt sind, und durch Ubertretung des dritten Geboths Göttlicher Unseegen über Land und Leute gezogen wird, so ver- biethen sie nicht allein die Jagden an de- nen Sonn- und Fest-Tägen bey harter Straffe, sondern exequiren auch diesel- ben, wenn andere ihre Befehle violiren, und weil sie wohl wissen, daß ihr eigen Exempel das allerschärffste Gesetz ist, so gehen sie den Unterthanen hierinnen mit einem guten Exempel vor.
§. 22.
Es darff Niemand in den Fürstlichen Geheegen, Brüchern und Wildbahnen Dohnen legen, noch zur Fasten-Zeit Vögel fangen, oder die wil- den Hühner-Gänse-Enten- und Trap- pen-Eyer wegnehmen, vielweniger die jungen Wild-Kälber, Rehe und Hasen in der Setz-Zeit ergreiffen, verkauffen, oder in Häusern auffziehen, auch nicht in den Fürstlichen Geheegen und Feldern, Wassern und Weinbergen bey Verlust der Büchsen, Pferde, Hunde und an- derer Straffen Wildpräth schiessen.
§. 23.
Ob zwar den Unterthanen erlaubet wird, daß sie um die an den Haupt-Wildbahnen liegende Felder
tüchti-
Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
[Spaltenumbruch]
§. 18.
Jn den Jagd-Mandaten werdẽ al- lerhand vortheilhaffte und unweydemaͤn- niſche Arten der Jagden verbothen, als da einer vor die ihm angrentzenden Waͤl- der des Nachts Lappen vorziehen, oder mit Hunden vorhalten, oder ſonſt ab- ſchrecken und vortreten laſſen will, in- gleichen da man unerfahrne Leute zu dem Schieſſen braucht, und dadurch das Wildpꝛaͤth zu Holtze ſchieſt, daß es nicht ge- faͤllet, ſondern verdorben wird, oder auch bey den Koppel-Jagden allzuviel Kop- pel-Jaͤger mit ſich nimmet. Wegen der Hunde wird anbefohlen, daß derſelben Kloͤppelung an den Orten, wo ſie ziem- lich in Entwohnheit kommen, wiede- rum in Gang gebracht, dieſe mit fuͤnff Vierteln der Elle langen und ein Viertel dicken Kloͤppeln des Tages und Nachts behaͤngt, und zur Bewahr- und Bewa- chung des Viehes, und der Wohnung gebraucht, alſo innen behalten, und auſ- ſer den Dorff-Zaͤunen nicht gelaſſen, am wenigſten ledig mit zu Felde genommen, die Fleiſcher und Schaaff- Hunde auch ſtets an Stricken und Ketten gefuͤhret, ingleichen derer von Adel Jagd-Hunde gekloͤppelt werden ſollen. Es werden auch die zu Ankoͤrnung des Wildpraͤths zugerichteten Koͤrner-Plaͤtze und die ge- machten Wild-Gruben, wodurch die Wildbahne benachtheiliget wird, bey Straff verbothen.
§. 19.
Nachdem bißweilen die von der Ritterſchafft, auch die, ſo ſonſt Land- Guͤter haben, einer dem andern auf ſein und ſeiner Leute und Unterthanen Ge- richten, Grund, Boden und Guͤtern zu ja- gen, zu hetzen, Huͤhner zu fahen und Wey- dewerck zu treiben ſich anmaaſſen, und an den Feld-Fruͤchten nicht geꝛingen Schaden thun, daß auch hieruͤber alleꝛley Gezaͤncke, Jrrung und Widerwillen ſich zutraͤget; So befehlen die Landes-Fuͤrſten an, daß ein Jeder mit Jagen, Hetzen und Weyde- werck treiben auf ſeinem und ſeiner Leu- te Eigenthum verbleiben, und eines an- dern Guͤter im geringſten nicht damit beruͤhren ſoll. Da auch in Anſehung des Wildes mancherley Klagen von den Unterthanen, die einen groſſen Theil ih- rer Feld-Fruͤchte offters von dem Wilde muͤſſen abgefreſſen ſehen, zu entſtehen pflegen, ſo wird den Unterthanen erlau- bet, daß ſie mit kleinen Hunden, die nicht Jagd-Hunde ſeyn, und auff allerhand Art und Weiſe das Wild abſcheuchen moͤgen. Und die dieſes nicht erlauben, ſon- [Spaltenumbruch]
dern den armen Unterthanen ihre Fel- der durch das Wild verwuͤſten laſſen, unterlaſſen nicht allein die dem Landes- Herrn zukommende Huͤlffe und Schutz, ſondern beleidigen auch noch die, ſo ſie bil- lich ſchuͤtzen ſolten.
§. 20.
Es geſchicht bißweilen, daß man den Bauers-Leuten um eines Ha- ſens oder zweyer Feld-Huͤhner, oder an- dern Wildes halber durch die Aecker, Wie- ſen und Gaͤrten jaget und rennet, der Weinberge nicht ſchonet, die Zaͤune nie- derreiſt, die Fruͤchte zertritt, das Getraͤy- de zerſchleifft, die Pfaͤle und Wein- Stoͤcke umbſtoͤſt, und allenthalben den ar- men Leuten groſſen Schaden zufuͤget. Da nun aber die Unterthanen hierdurch an ihrer Nahrung gehemmet, und zu Abtragung derer Herrn-Gefaͤll untuͤch- tig gemacht werden, ſo wenden chriſtli- che und tugendhaffte Regenten alle Sorg- falt an, daß die Incommoditaͤten auf al- le Art und Weiſe von den Unterthanen abgewendet, und die Jagden ohne der- ſelben Beſchwerung angeſtellet, und zu Ende gebracht werden.
§. 21.
Dieweil chriſtlichen Landes- Obrigkeiten wohl bewuſt iſt, daß die Sonn- und Feyer-Tage zur Ruhe des Herrn, und nicht allerhand weltlichen Hanthierungen darinnen vorzunehmen, angeſetzt ſind, und durch Ubertretung des dritten Geboths Goͤttlicher Unſeegen uͤber Land und Leute gezogen wird, ſo ver- biethen ſie nicht allein die Jagden an de- nen Sonn- und Feſt-Taͤgen bey harter Straffe, ſondern exequiren auch dieſel- ben, wenn andere ihre Befehle violiren, und weil ſie wohl wiſſen, daß ihr eigen Exempel das allerſchaͤrffſte Geſetz iſt, ſo gehen ſie den Unterthanen hierinnen mit einem guten Exempel vor.
§. 22.
Es darff Niemand in den Fuͤrſtlichen Geheegen, Bruͤchern und Wildbahnen Dohnen legen, noch zur Faſten-Zeit Voͤgel fangen, oder die wil- den Huͤhner-Gaͤnſe-Enten- und Trap- pen-Eyer wegnehmen, vielweniger die jungen Wild-Kaͤlber, Rehe und Haſen in der Setz-Zeit ergreiffen, verkauffen, oder in Haͤuſern auffziehen, auch nicht in den Fuͤrſtlichen Geheegen und Feldern, Waſſern und Weinbergen bey Verluſt der Buͤchſen, Pferde, Hunde und an- derer Straffen Wildpraͤth ſchieſſen.
§. 23.
Ob zwar den Unterthanen erlaubet wird, daß ſie um die an den Haupt-Wildbahnen liegende Felder
tuͤchti-
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[8/0582]
Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
§. 18. Jn den Jagd-Mandaten werdẽ al-
lerhand vortheilhaffte und unweydemaͤn-
niſche Arten der Jagden verbothen, als
da einer vor die ihm angrentzenden Waͤl-
der des Nachts Lappen vorziehen, oder
mit Hunden vorhalten, oder ſonſt ab-
ſchrecken und vortreten laſſen will, in-
gleichen da man unerfahrne Leute zu
dem Schieſſen braucht, und dadurch das
Wildpꝛaͤth zu Holtze ſchieſt, daß es nicht ge-
faͤllet, ſondern verdorben wird, oder auch
bey den Koppel-Jagden allzuviel Kop-
pel-Jaͤger mit ſich nimmet. Wegen der
Hunde wird anbefohlen, daß derſelben
Kloͤppelung an den Orten, wo ſie ziem-
lich in Entwohnheit kommen, wiede-
rum in Gang gebracht, dieſe mit fuͤnff
Vierteln der Elle langen und ein Viertel
dicken Kloͤppeln des Tages und Nachts
behaͤngt, und zur Bewahr- und Bewa-
chung des Viehes, und der Wohnung
gebraucht, alſo innen behalten, und auſ-
ſer den Dorff-Zaͤunen nicht gelaſſen, am
wenigſten ledig mit zu Felde genommen,
die Fleiſcher und Schaaff- Hunde auch
ſtets an Stricken und Ketten gefuͤhret,
ingleichen derer von Adel Jagd-Hunde
gekloͤppelt werden ſollen. Es werden
auch die zu Ankoͤrnung des Wildpraͤths
zugerichteten Koͤrner-Plaͤtze und die ge-
machten Wild-Gruben, wodurch die
Wildbahne benachtheiliget wird, bey
Straff verbothen.
§. 19. Nachdem bißweilen die von
der Ritterſchafft, auch die, ſo ſonſt Land-
Guͤter haben, einer dem andern auf ſein
und ſeiner Leute und Unterthanen Ge-
richten, Grund, Boden und Guͤtern zu ja-
gen, zu hetzen, Huͤhner zu fahen und Wey-
dewerck zu treiben ſich anmaaſſen, und an
den Feld-Fruͤchten nicht geꝛingen Schaden
thun, daß auch hieruͤber alleꝛley Gezaͤncke,
Jrrung und Widerwillen ſich zutraͤget;
So befehlen die Landes-Fuͤrſten an, daß
ein Jeder mit Jagen, Hetzen und Weyde-
werck treiben auf ſeinem und ſeiner Leu-
te Eigenthum verbleiben, und eines an-
dern Guͤter im geringſten nicht damit
beruͤhren ſoll. Da auch in Anſehung
des Wildes mancherley Klagen von den
Unterthanen, die einen groſſen Theil ih-
rer Feld-Fruͤchte offters von dem Wilde
muͤſſen abgefreſſen ſehen, zu entſtehen
pflegen, ſo wird den Unterthanen erlau-
bet, daß ſie mit kleinen Hunden, die nicht
Jagd-Hunde ſeyn, und auff allerhand
Art und Weiſe das Wild abſcheuchen
moͤgen. Und die dieſes nicht erlauben, ſon-
dern den armen Unterthanen ihre Fel-
der durch das Wild verwuͤſten laſſen,
unterlaſſen nicht allein die dem Landes-
Herrn zukommende Huͤlffe und Schutz,
ſondern beleidigen auch noch die, ſo ſie bil-
lich ſchuͤtzen ſolten.
§. 20. Es geſchicht bißweilen, daß
man den Bauers-Leuten um eines Ha-
ſens oder zweyer Feld-Huͤhner, oder an-
dern Wildes halber durch die Aecker, Wie-
ſen und Gaͤrten jaget und rennet, der
Weinberge nicht ſchonet, die Zaͤune nie-
derreiſt, die Fruͤchte zertritt, das Getraͤy-
de zerſchleifft, die Pfaͤle und Wein-
Stoͤcke umbſtoͤſt, und allenthalben den ar-
men Leuten groſſen Schaden zufuͤget.
Da nun aber die Unterthanen hierdurch
an ihrer Nahrung gehemmet, und zu
Abtragung derer Herrn-Gefaͤll untuͤch-
tig gemacht werden, ſo wenden chriſtli-
che und tugendhaffte Regenten alle Sorg-
falt an, daß die Incommoditaͤten auf al-
le Art und Weiſe von den Unterthanen
abgewendet, und die Jagden ohne der-
ſelben Beſchwerung angeſtellet, und zu
Ende gebracht werden.
§. 21. Dieweil chriſtlichen Landes-
Obrigkeiten wohl bewuſt iſt, daß die
Sonn- und Feyer-Tage zur Ruhe des
Herrn, und nicht allerhand weltlichen
Hanthierungen darinnen vorzunehmen,
angeſetzt ſind, und durch Ubertretung des
dritten Geboths Goͤttlicher Unſeegen uͤber
Land und Leute gezogen wird, ſo ver-
biethen ſie nicht allein die Jagden an de-
nen Sonn- und Feſt-Taͤgen bey harter
Straffe, ſondern exequiren auch dieſel-
ben, wenn andere ihre Befehle violiren,
und weil ſie wohl wiſſen, daß ihr eigen
Exempel das allerſchaͤrffſte Geſetz iſt, ſo
gehen ſie den Unterthanen hierinnen mit
einem guten Exempel vor.
§. 22. Es darff Niemand in den
Fuͤrſtlichen Geheegen, Bruͤchern und
Wildbahnen Dohnen legen, noch zur
Faſten-Zeit Voͤgel fangen, oder die wil-
den Huͤhner-Gaͤnſe-Enten- und Trap-
pen-Eyer wegnehmen, vielweniger die
jungen Wild-Kaͤlber, Rehe und Haſen
in der Setz-Zeit ergreiffen, verkauffen,
oder in Haͤuſern auffziehen, auch nicht
in den Fuͤrſtlichen Geheegen und Feldern,
Waſſern und Weinbergen bey Verluſt
der Buͤchſen, Pferde, Hunde und an-
derer Straffen Wildpraͤth ſchieſſen.
§. 23. Ob zwar den Unterthanen
erlaubet wird, daß ſie um die an den
Haupt-Wildbahnen liegende Felder
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/582>, abgerufen am 21.12.2024.
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