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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Anhang unterschiedener nützlicher
[Spaltenumbruch] Bergen und allerley Thiere auf dem Fel-
de kenne; Er gebraucht sich des Jagens
und Hetzens nicht zu verbothenen Zeiten,
oder an den Sonn- und Feyer-Tagen, son-
dern wenn es zulässig, und ohne Sünde
geschehen kan; Er bleibet in seinem Ge-
heege, gehet und greifft nicht in seines
Nachbarn Jagden weder heimlich, noch
öffentlich; Der Unterthanen Jagd-Froh-
nen gebraucht er sich also, wie es recht
und billich, beschweret sie nicht über die
Gebühr, tractiret sie nicht unbarmhertzig,
eingedenck, daß er Menschen und Chri-
sten und nicht Hunde oder andere Besti-
en für sich habe; Das Wild heget er
nicht mit Fleiß in grosser Menge zu gros-
sem Schaden und Verderb der Unter-
thanen Wiesen, Gärten und Felder, son-
dern hilfft, soviel an ihm ist, solchen Scha-
den abwenden, und da von dem Wilde
dergleichen an Früchten geschähe, bemü-
het er sich, daß der Jagd-Herr dessen billige
Erstattung thue, er gebraucht sich kei-
ner verdächtigen abergläubischen und
zauberischen Mittel, und da ihm Gott
ein Stück Wild bescheeret, erkennt ers
vor eine Gabe Gottes, und danckt ihm
dafür, da er aber ein Fehl-Jagen thut,
wird er darüber nicht ungeduldig, mur-
ret und fluchet nicht, sondern erwartet
zu einer andern Zeit des Seegens und
Glücks von Gott. Seinem Herrn ist er
getreu, schlägt von Wildpräth nichts un-
ter oder verwendet es heimlich in seinen
eigenen Nutzen, und verhält sich in al-
len seinen Beruffs-Stücken, wie einem
ehrlichen und christlichen Jäger eignet
und gebühret.

§. 12.

Es ist bekant, was bey manchem
Jäger vor aberglaubische und sündliche
Ceremonien u. Zaubereyen im Schwan-
ge gehen, da sie bald einander das Ge-
wehr versprechen, und einander Possen
thun, bald auff eine gottlose Art das
Wild an sich locken, die Kugeln taufen,
damit sie desto besser treffen mögen und
auff vielfache andere Art den Namen
und das Wort GOttes mißbrauchen.
Ob nun wohl dergleichen sündliches We-
sen in den Jagd-Mandaten und Forst-
Ordnungen zur Gnüge bey Strafe ver-
bothen; So gehet es doch hiermit, wie
mit vielen Puncten der Policey-Ord-
nungen, in welchen wohl Sachen gar
scharff verbothen, die doch selten bestrafft
und in Praxi schlecht beobachtet werden.
Dieweil aber durch solche höchstsündli-
che Dinge GOtt zum Zorn gereitzet, und
[Spaltenumbruch] der Unseegen, wenn solche Boßheiten un-
gestrafft bleiben, über ein Land gezogen
wird; Also solte man billich wachsamer
hierinnen seyn, die man darüber ertappet,
auff das schärffste bestraffen, die Denun-
ciant
en, die mit Bestand der Wahrheit
dergleichen anzugeben wüsten, belohnen,
und die Richter, die sich entweder in Un-
tersuchung oder Bestrafung solcher Ver-
brechen saumfertig erfinden lassen, mit
Remotion von ihren Aemtern und auf
andere Art exemplarisch bestraffen. So
aber halten es viel, wenn davon gespro-
chen wird, vor eine Curiositaet, lachen, ver-
wundern sich und raisonniren darüber,
und wird man gar selten erfahren, daß
Leute, so dergleichen vorgenommen, mit
Strafe angesehen werden.

§. 13.

Dieweil unchristliche und un-
barmhertzige Jagd-Bediente die Jagd-
Frohnen, welche die Unterthanen auff
Befehl ihres Landes-Herrn zu allen Zei-
ten und an allen Orten zu thun schuldig
sind, gar offters mißbrauchen, so pfle-
gen vernünfftige Regenten bey den Jag-
den, so sie anstellen, eine solche Verfügung
zu thun, daß nicht mehr Leute, denn
nöthig, dazu genommen, die Bauern
nicht ohne Noth zur Ungebühr viel Ta-
ge auffgehalten, von ihrem Feld-Bau
und Haußwirthschafft abgezogen, nicht
geschlagen und übel tractiret, oder ohne
grosse Noth in Leib und Lebens Gefahr
gesetzt, auch an statt der Jagd-Frohnen
nicht ungeziemender Weise Gelder von
ihnen erpresset werden. Wenn auch gleich
das hohe Wildpräth gejaget wird, dazu
sie viel Tücher brauchen, so pflegen sie
doch die Jagden so anzustellen, daß die
Aufforderung der Leute, so viel als mög-
lich, eingezogen werde.

§. 14.

Es kömmt dem Landes-Herrn
in Ansehung der ihme zustehenden Jagd-
Gerechtigkeit auch nothwendig alles das-
jenige zu, was daraus fliesset, oder da-
mit überein kömmt, und also kan er an-
befehlen, daß in den Wäldern ihre Un-
terthanen, wo Buchen und Eichen an-
zutreffen, soviel an Buch-Eckern und
Eicheln übrig gelassen werde, als zur
Mastung des Wildes erfordert wird, in-
gleichen kan er denen Eigenthums-
Herrn der Wälder verwehren, daß sie
ihr Gehöltze nicht allzulichte machen, da-
mit der Wildbahne kein Schaden gesche-
he, jedoch ist auch dahin mit zu sehen,
daß nicht manches aus Neid und Miß-
gunst der Jagd-Bedienten um einem

andern

Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
[Spaltenumbruch] Bergen und allerley Thiere auf dem Fel-
de kenne; Er gebraucht ſich des Jagens
und Hetzens nicht zu verbothenen Zeiten,
oder an den Sonn- und Feyer-Tagen, ſon-
dern wenn es zulaͤſſig, und ohne Suͤnde
geſchehen kan; Er bleibet in ſeinem Ge-
heege, gehet und greifft nicht in ſeines
Nachbarn Jagden weder heimlich, noch
oͤffentlich; Der Unterthanen Jagd-Froh-
nen gebraucht er ſich alſo, wie es recht
und billich, beſchweret ſie nicht uͤber die
Gebuͤhr, tractiret ſie nicht unbarmhertzig,
eingedenck, daß er Menſchen und Chri-
ſten und nicht Hunde oder andere Beſti-
en fuͤr ſich habe; Das Wild heget er
nicht mit Fleiß in groſſer Menge zu groſ-
ſem Schaden und Verderb der Unter-
thanen Wieſen, Gaͤrten und Felder, ſon-
dern hilfft, ſoviel an ihm iſt, ſolchen Scha-
den abwenden, und da von dem Wilde
dergleichen an Fruͤchten geſchaͤhe, bemuͤ-
het er ſich, daß der Jagd-Herr deſſen billige
Erſtattung thue, er gebraucht ſich kei-
ner verdaͤchtigen aberglaͤubiſchen und
zauberiſchen Mittel, und da ihm Gott
ein Stuͤck Wild beſcheeret, erkennt ers
vor eine Gabe Gottes, und danckt ihm
dafuͤr, da er aber ein Fehl-Jagen thut,
wird er daruͤber nicht ungeduldig, mur-
ret und fluchet nicht, ſondern erwartet
zu einer andern Zeit des Seegens und
Gluͤcks von Gott. Seinem Herrn iſt er
getreu, ſchlaͤgt von Wildpraͤth nichts un-
ter oder verwendet es heimlich in ſeinen
eigenen Nutzen, und verhaͤlt ſich in al-
len ſeinen Beruffs-Stuͤcken, wie einem
ehrlichen und chriſtlichen Jaͤger eignet
und gebuͤhret.

§. 12.

Es iſt bekant, was bey manchem
Jaͤger vor aberglaubiſche und ſuͤndliche
Ceremonien u. Zaubereyen im Schwan-
ge gehen, da ſie bald einander das Ge-
wehr verſprechen, und einander Poſſen
thun, bald auff eine gottloſe Art das
Wild an ſich locken, die Kugeln taufen,
damit ſie deſto beſſer treffen moͤgen und
auff vielfache andere Art den Namen
und das Wort GOttes mißbrauchen.
Ob nun wohl dergleichen ſuͤndliches We-
ſen in den Jagd-Mandaten und Forſt-
Ordnungen zur Gnuͤge bey Strafe ver-
bothen; So gehet es doch hiermit, wie
mit vielen Puncten der Policey-Ord-
nungen, in welchen wohl Sachen gar
ſcharff verbothen, die doch ſelten beſtrafft
und in Praxi ſchlecht beobachtet werden.
Dieweil aber durch ſolche hoͤchſtſuͤndli-
che Dinge GOtt zum Zorn gereitzet, und
[Spaltenumbruch] der Unſeegen, wenn ſolche Boßheiten un-
geſtrafft bleiben, uͤber ein Land gezogen
wird; Alſo ſolte man billich wachſamer
hierinnen ſeyn, die man daruͤber ertappet,
auff das ſchaͤrffſte beſtraffen, die Denun-
ciant
en, die mit Beſtand der Wahrheit
dergleichen anzugeben wuͤſten, belohnen,
und die Richter, die ſich entweder in Un-
terſuchung oder Beſtrafung ſolcher Ver-
brechen ſaumfertig erfinden laſſen, mit
Remotion von ihren Aemtern und auf
andere Art exemplariſch beſtraffen. So
aber halten es viel, wenn davon geſpro-
chen wird, vor eine Curioſitæt, lachen, ver-
wundern ſich und raiſonniren daruͤber,
und wird man gar ſelten erfahren, daß
Leute, ſo dergleichen vorgenommen, mit
Strafe angeſehen werden.

§. 13.

Dieweil unchriſtliche und un-
barmhertzige Jagd-Bediente die Jagd-
Frohnen, welche die Unterthanen auff
Befehl ihres Landes-Herrn zu allen Zei-
ten und an allen Orten zu thun ſchuldig
ſind, gar offters mißbrauchen, ſo pfle-
gen vernuͤnfftige Regenten bey den Jag-
den, ſo ſie anſtellen, eine ſolche Verfuͤgung
zu thun, daß nicht mehr Leute, denn
noͤthig, dazu genommen, die Bauern
nicht ohne Noth zur Ungebuͤhr viel Ta-
ge auffgehalten, von ihrem Feld-Bau
und Haußwirthſchafft abgezogen, nicht
geſchlagen und uͤbel tractiret, oder ohne
groſſe Noth in Leib und Lebens Gefahr
geſetzt, auch an ſtatt der Jagd-Frohnen
nicht ungeziemender Weiſe Gelder von
ihnen erpreſſet werden. Wenn auch gleich
das hohe Wildpraͤth gejaget wird, dazu
ſie viel Tuͤcher brauchen, ſo pflegen ſie
doch die Jagden ſo anzuſtellen, daß die
Aufforderung der Leute, ſo viel als moͤg-
lich, eingezogen werde.

§. 14.

Es koͤmmt dem Landes-Herrn
in Anſehung der ihme zuſtehenden Jagd-
Gerechtigkeit auch nothwendig alles das-
jenige zu, was daraus flieſſet, oder da-
mit uͤberein koͤmmt, und alſo kan er an-
befehlen, daß in den Waͤldern ihre Un-
terthanen, wo Buchen und Eichen an-
zutreffen, ſoviel an Buch-Eckern und
Eicheln uͤbrig gelaſſen werde, als zur
Maſtung des Wildes erfordert wird, in-
gleichen kan er denen Eigenthums-
Herrn der Waͤlder verwehren, daß ſie
ihr Gehoͤltze nicht allzulichte machen, da-
mit der Wildbahne kein Schaden geſche-
he, jedoch iſt auch dahin mit zu ſehen,
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gunſt der Jagd-Bedienten um einem

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/580>, abgerufen am 30.12.2024.