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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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December.
[Spaltenumbruch] darauff mit Frost und Schnee überzo-
gen und bedecket.

Von Kräutern.

Hier muß der Kräuter-Begierige
Leser auf einen andern Zeit-Vertreib be-
dacht seyn, weil mit den Kräutern es
schon längst zu Ende: Daferne nun der-
selbe vorigter Zeit so glücklich gewesen,
einige zu sammlen, auch die Besamung
zu seiner Zeit, welche doch sehr zart, er-
halten, so kan bey dem ersten Thau-Wet-
ter dergleichen nach Belieben und Ver-
langen auff beqveme Bethe geseet wer-
den, man muß aber solches wohl in acht
nehmen.

Tages und Nachts Länge.

Nunmehro, da die liebe Sonne erst
umb 8. Uhr, 28. Min. auf- und Nachmit-
tag umb 3. Uhr, 32. Minute schon wie-
der untergehet, ist der kürtzeste Tag 7.
Stunden, 32. Minuten lang; Hingegen
dauret die Nacht 16. Stunden, 28. Mi-
nuten.

Von unterirdischen Berg-
Dünsten.

Als nun der Allmächtige Schöpffer
die Erde wiederumb feste mit dem Frost
zugeschlossen hat, und nichts mehr eva-
porir
en kan; So bleiben die unterirdi-
schen mineralischen mercurialischen Dün-
ste coaguliret alle beysammen, welches ei-
ne warme Dunst, oder feuchten Broden
verursachet, daß wir Menschen unten
nicht lange dauren können, sondern von
dieser Berg-Seuche kranck werden.

Von Thieren und Vögeln.
Der Bär.

Wann ein Bär noch keine Höhle
oder Lager und Bette hat, wo er sich den
Winter über auffhalten soll, so bauet er
mit Macht daran, er träget sowohl Reiß,
Laub und Mooß mit dem Maul und
Vorder-Läufften zusammen, wie ein
Mensch, daß es recht warm ausgefüt-
tert wird, und lieget des Winters beym
grossen Schnee, da er nicht viel finden,
sondern sein Lager vielmehr verrathen
würde, stille, und sauget an den Klau-
en, auch an den Hinter-Tatzen.

Der Hirsch.

Nunmehro gehet des Hirsches seine
[Spaltenumbruch] schlimmste Zeit an, indem derselbige, weil
er mager und matt und zur Flucht ohn-
mächtig, von dem Wolff am allermei-
sten hefftig verfolget wird. Er gehet des
Nachts auf die Frucht-Felder, das Wild-
präth, welches eben dieser Gefahr un-
terworffen, hält sich zusammen, theils
wegen der Kälte, umb desto wärmer zu
stehen, theils auch auff ihren allgemeinen
Erb-Feind, den Wolff durch umbwech-
selnde Wachsamkeit Acht zu haben. Jhre
meiste Nahrung ist Knospen von Heyde-
Kraut, und Rinde von Kiefern; Des
Nachts gehen sie vor sich auff die Saat-
Felder, geniessen auch die Mispeln oder
den Vogel-Kühn von gefällten Bäumen,
Baum-Mooß, Wintergrün, und der-
gleichen.

Das Schwein.

Mit Anfang jetzigen Monats ist das
Schwein, oder der Käuler und die Sau-
en oder das Schwartz-Wildpräth in der
besten Feiste, da sie bey dieser Jahrs-Zeit,
wegen des Schnees am meisten gespüh-
ret, eingekreisset, und auf vielerley Art
gefangen werden. Jn diesem Monat
tritt das Schwein auf die Brunfft, und
währet 14. Tage; Jn Mangel der Ba-
chen brunfften sie auch mit zahmen
Sauen gar hefftig, nach der Brunfft
machen sie sich Lager von Mooß gefüt-
tert, recht weich, meistens aber liegen die
Käuler besonders und alleine.

Das Reh.

Die Rücken jagen ihre Jungen bey
Annahung der Brunfft-Zeit eine Ecke
von sich, gehen meistens auff dem Hey-
de-Kraut zur Nahrung des Winters,
und ob es wohl kalt, ist doch anjetzo ihre
gröste Liebes-Hitze, und rechte würckli-
che Brunfft, welches ungefehr 14. Tage
währet, und zwar, wie gemeldet, paar-
weise; Vorjetzo geschiehet die Empfäng-
niß des Rehes noch einmahl so frucht-
bahr.

Der Hase.

Bey herannahendem kaltem Win-
ter ziehen sich die Hasen meistens aus den
Feldern in das Gehöltze und dicke Gebü-
sche, wo sie vor der Winter-Kälte ge-
sichert sind, machen ihr Lager gegen Mit-
tag. Jhre Nahrung sind Brommbeer-
Blätter, birckene Knospen und Brun-
nen-Kresse.

Der

December.
[Spaltenumbruch] darauff mit Froſt und Schnee uͤberzo-
gen und bedecket.

Von Kraͤutern.

Hier muß der Kraͤuter-Begierige
Leſer auf einen andern Zeit-Vertreib be-
dacht ſeyn, weil mit den Kraͤutern es
ſchon laͤngſt zu Ende: Daferne nun der-
ſelbe vorigter Zeit ſo gluͤcklich geweſen,
einige zu ſammlen, auch die Beſamung
zu ſeiner Zeit, welche doch ſehr zart, er-
halten, ſo kan bey dem erſten Thau-Wet-
ter dergleichen nach Belieben und Ver-
langen auff beqveme Bethe geſeet wer-
den, man muß aber ſolches wohl in acht
nehmen.

Tages und Nachts Laͤnge.

Nunmehro, da die liebe Sonne erſt
umb 8. Uhr, 28. Min. auf- und Nachmit-
tag umb 3. Uhr, 32. Minute ſchon wie-
der untergehet, iſt der kuͤrtzeſte Tag 7.
Stunden, 32. Minuten lang; Hingegen
dauret die Nacht 16. Stunden, 28. Mi-
nuten.

Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.

Als nun der Allmaͤchtige Schoͤpffer
die Erde wiederumb feſte mit dem Froſt
zugeſchloſſen hat, und nichts mehr eva-
porir
en kan; So bleiben die unterirdi-
ſchen mineraliſchen mercurialiſchen Duͤn-
ſte coaguliret alle beyſammen, welches ei-
ne warme Dunſt, oder feuchten Broden
verurſachet, daß wir Menſchen unten
nicht lange dauren koͤnnen, ſondern von
dieſer Berg-Seuche kranck werden.

Von Thieren und Voͤgeln.
Der Baͤr.

Wann ein Baͤr noch keine Hoͤhle
oder Lager und Bette hat, wo er ſich den
Winter uͤber auffhalten ſoll, ſo bauet er
mit Macht daran, er traͤget ſowohl Reiß,
Laub und Mooß mit dem Maul und
Vorder-Laͤufften zuſammen, wie ein
Menſch, daß es recht warm ausgefuͤt-
tert wird, und lieget des Winters beym
groſſen Schnee, da er nicht viel finden,
ſondern ſein Lager vielmehr verrathen
wuͤrde, ſtille, und ſauget an den Klau-
en, auch an den Hinter-Tatzen.

Der Hirſch.

Nunmehro gehet des Hirſches ſeine
[Spaltenumbruch] ſchlimmſte Zeit an, indem derſelbige, weil
er mager und matt und zur Flucht ohn-
maͤchtig, von dem Wolff am allermei-
ſten hefftig verfolget wird. Er gehet des
Nachts auf die Frucht-Felder, das Wild-
praͤth, welches eben dieſer Gefahr un-
terworffen, haͤlt ſich zuſammen, theils
wegen der Kaͤlte, umb deſto waͤrmer zu
ſtehen, theils auch auff ihren allgemeinen
Erb-Feind, den Wolff durch umbwech-
ſelnde Wachſamkeit Acht zu haben. Jhre
meiſte Nahrung iſt Knoſpen von Heyde-
Kraut, und Rinde von Kiefern; Des
Nachts gehen ſie vor ſich auff die Saat-
Felder, genieſſen auch die Miſpeln oder
den Vogel-Kuͤhn von gefaͤllten Baͤumen,
Baum-Mooß, Wintergruͤn, und der-
gleichen.

Das Schwein.

Mit Anfang jetzigen Monats iſt das
Schwein, oder der Kaͤuler und die Sau-
en oder das Schwartz-Wildpraͤth in der
beſten Feiſte, da ſie bey dieſer Jahrs-Zeit,
wegen des Schnees am meiſten geſpuͤh-
ret, eingekreiſſet, und auf vielerley Art
gefangen werden. Jn dieſem Monat
tritt das Schwein auf die Brunfft, und
waͤhret 14. Tage; Jn Mangel der Ba-
chen brunfften ſie auch mit zahmen
Sauen gar hefftig, nach der Brunfft
machen ſie ſich Lager von Mooß gefuͤt-
tert, recht weich, meiſtens aber liegen die
Kaͤuler beſonders und alleine.

Das Reh.

Die Ruͤcken jagen ihre Jungen bey
Annahung der Brunfft-Zeit eine Ecke
von ſich, gehen meiſtens auff dem Hey-
de-Kraut zur Nahrung des Winters,
und ob es wohl kalt, iſt doch anjetzo ihre
groͤſte Liebes-Hitze, und rechte wuͤrckli-
che Brunfft, welches ungefehr 14. Tage
waͤhret, und zwar, wie gemeldet, paar-
weiſe; Vorjetzo geſchiehet die Empfaͤng-
niß des Rehes noch einmahl ſo frucht-
bahr.

Der Haſe.

Bey herannahendem kaltem Win-
ter ziehen ſich die Haſen meiſtens aus den
Feldern in das Gehoͤltze und dicke Gebuͤ-
ſche, wo ſie vor der Winter-Kaͤlte ge-
ſichert ſind, machen ihr Lager gegen Mit-
tag. Jhre Nahrung ſind Brommbeer-
Blaͤtter, birckene Knoſpen und Brun-
nen-Kreſſe.

Der
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[398/0572] December. darauff mit Froſt und Schnee uͤberzo- gen und bedecket. Von Kraͤutern. Hier muß der Kraͤuter-Begierige Leſer auf einen andern Zeit-Vertreib be- dacht ſeyn, weil mit den Kraͤutern es ſchon laͤngſt zu Ende: Daferne nun der- ſelbe vorigter Zeit ſo gluͤcklich geweſen, einige zu ſammlen, auch die Beſamung zu ſeiner Zeit, welche doch ſehr zart, er- halten, ſo kan bey dem erſten Thau-Wet- ter dergleichen nach Belieben und Ver- langen auff beqveme Bethe geſeet wer- den, man muß aber ſolches wohl in acht nehmen. Tages und Nachts Laͤnge. Nunmehro, da die liebe Sonne erſt umb 8. Uhr, 28. Min. auf- und Nachmit- tag umb 3. Uhr, 32. Minute ſchon wie- der untergehet, iſt der kuͤrtzeſte Tag 7. Stunden, 32. Minuten lang; Hingegen dauret die Nacht 16. Stunden, 28. Mi- nuten. Von unterirdiſchen Berg- Duͤnſten. Als nun der Allmaͤchtige Schoͤpffer die Erde wiederumb feſte mit dem Froſt zugeſchloſſen hat, und nichts mehr eva- poriren kan; So bleiben die unterirdi- ſchen mineraliſchen mercurialiſchen Duͤn- ſte coaguliret alle beyſammen, welches ei- ne warme Dunſt, oder feuchten Broden verurſachet, daß wir Menſchen unten nicht lange dauren koͤnnen, ſondern von dieſer Berg-Seuche kranck werden. Von Thieren und Voͤgeln. Der Baͤr. Wann ein Baͤr noch keine Hoͤhle oder Lager und Bette hat, wo er ſich den Winter uͤber auffhalten ſoll, ſo bauet er mit Macht daran, er traͤget ſowohl Reiß, Laub und Mooß mit dem Maul und Vorder-Laͤufften zuſammen, wie ein Menſch, daß es recht warm ausgefuͤt- tert wird, und lieget des Winters beym groſſen Schnee, da er nicht viel finden, ſondern ſein Lager vielmehr verrathen wuͤrde, ſtille, und ſauget an den Klau- en, auch an den Hinter-Tatzen. Der Hirſch. Nunmehro gehet des Hirſches ſeine ſchlimmſte Zeit an, indem derſelbige, weil er mager und matt und zur Flucht ohn- maͤchtig, von dem Wolff am allermei- ſten hefftig verfolget wird. Er gehet des Nachts auf die Frucht-Felder, das Wild- praͤth, welches eben dieſer Gefahr un- terworffen, haͤlt ſich zuſammen, theils wegen der Kaͤlte, umb deſto waͤrmer zu ſtehen, theils auch auff ihren allgemeinen Erb-Feind, den Wolff durch umbwech- ſelnde Wachſamkeit Acht zu haben. Jhre meiſte Nahrung iſt Knoſpen von Heyde- Kraut, und Rinde von Kiefern; Des Nachts gehen ſie vor ſich auff die Saat- Felder, genieſſen auch die Miſpeln oder den Vogel-Kuͤhn von gefaͤllten Baͤumen, Baum-Mooß, Wintergruͤn, und der- gleichen. Das Schwein. Mit Anfang jetzigen Monats iſt das Schwein, oder der Kaͤuler und die Sau- en oder das Schwartz-Wildpraͤth in der beſten Feiſte, da ſie bey dieſer Jahrs-Zeit, wegen des Schnees am meiſten geſpuͤh- ret, eingekreiſſet, und auf vielerley Art gefangen werden. Jn dieſem Monat tritt das Schwein auf die Brunfft, und waͤhret 14. Tage; Jn Mangel der Ba- chen brunfften ſie auch mit zahmen Sauen gar hefftig, nach der Brunfft machen ſie ſich Lager von Mooß gefuͤt- tert, recht weich, meiſtens aber liegen die Kaͤuler beſonders und alleine. Das Reh. Die Ruͤcken jagen ihre Jungen bey Annahung der Brunfft-Zeit eine Ecke von ſich, gehen meiſtens auff dem Hey- de-Kraut zur Nahrung des Winters, und ob es wohl kalt, iſt doch anjetzo ihre groͤſte Liebes-Hitze, und rechte wuͤrckli- che Brunfft, welches ungefehr 14. Tage waͤhret, und zwar, wie gemeldet, paar- weiſe; Vorjetzo geſchiehet die Empfaͤng- niß des Rehes noch einmahl ſo frucht- bahr. Der Haſe. Bey herannahendem kaltem Win- ter ziehen ſich die Haſen meiſtens aus den Feldern in das Gehoͤltze und dicke Gebuͤ- ſche, wo ſie vor der Winter-Kaͤlte ge- ſichert ſind, machen ihr Lager gegen Mit- tag. Jhre Nahrung ſind Brommbeer- Blaͤtter, birckene Knoſpen und Brun- nen-Kreſſe. Der

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/572>, abgerufen am 21.12.2024.